Zum Inhalt der Seite

Herzenswünsche - Kleines Schwein, großes Abenteuer

Winterwichteln 2o22 für KiraNear
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Herzenswünsche - Kleines Schwein, großes Abenteuer


 

Herzenswünsche
 

Ich bringe Glück. Vermutlich bin ich deshalb hier. Ich werde auf den Arm genommen, recht häufig sogar. Man trägt mich herum, auch wenn ich allein gehen kann, auf meinen vier Beinchen, doch das stört mich nicht. Meine Herrin ist eine der drei legendären Sannin, die ehrenwerte Tsunade. Leider ist meine Herrin oft zu beschäftigt, deshalb nimmt sich ihre Assistentin, die Iryōnin Shizune, meiner an.

Man kleidet mich in ein Jäckchen, ich trage einen Verband um meinen Bauch und dazu eine Perlenkette um den Hals. Ich bin ein Haustier – doch darf ich des Öfteren aus dem Schatten eines faulenzenden Begleiters heraustreten, denn meine Schnüffelnase ist berüchtigt.

Im Moment liege ich auf den Holzdielen, die Sonne scheint mir auf den Rücken und der Boden unter mir ist angenehm warm. So döse ich vor mich hin, lausche den Vögeln, den ersten Frühjahrsboten und aale mich in der friedlichen Ruhe.

Das Haus der ehrenwerten Tsunade scheint für so ein kleines Schwein wie mich zu groß. Doch ich habe keine Angst vor großen Dingen, trotz meiner geringen Größe. Ich bin tapfer. Schritte, ich vernehme sie ganz deutlich und plötzlich entgleitet mir der Boden unter Bauch und Zehen. Ich kenne den Geruch. Ich habe sie schon gerochen, noch ehe sie durch das Haus, durch das Zimmer streifte.

Wääh, entfährt es mir.

Das liebevolle Tätscheln meines Kopfes soll den Protest verstummen lassen. Es hilft, manchmal. Ich lasse sie gewähren, Shizune versteht, so wie meine Herrin, meine Laute zu deuten, und erkennt, dass mich ihre Anwesenheit freut, doch gerade nicht in meinen Tagesplan passt. Nur zu gern würde ich mich weiter in der Sonne rekeln, doch die Pflicht lässt auch von mir nicht ab.
 

Die Leine schlingert, während ich trippelnd neben Shizune herlaufe. Sie denkt über etwas nach, das mir entgeht. Ich betrachte im Gehen den holperigen Boden unter meinen Hufen, blicke dann und wann zum Himmel auf, der ein freundliches, fast wolkenloses Blau erkennen lässt. Es ist Frühling und höchst angenehm, die verschiedenen Nuancen an Düften zu erschnüffeln, die mich in der Nase kitzeln. Frische, Grün, Grashalme - die zu sprießen beginnen, erste Knospen, die sich in die Luft recken. Bis vor wenigen Tagen noch war es kühl, und kaum denkbar, dass das Leben so schnell an Fahrt gewinnt.

Ich mag es, über Wiesen zu tollen, wenn alles weich ist und noch leicht matschig vom Rest des eisigen Schnees. Meine Wünsche sind, trotz meiner Stellung als Bote des Glücks, meiner Ansicht nach, bescheiden. Ich bin genügsam und leicht zufriedenzustellen. Ein Plätzchen in der Sonne, Regenduft, eine Schlammkuhle, sofern es mir meine Herrin gestattet.

Mein Rüssel stupst ein Steinchen aus dem Weg. Shizunes Lachen lässt mich aufblicken. Doch sie erfreut sich nicht meiner, sondern grüßt einen Jungen. Ich kenne ihn. Er und seine Begleiter treffen häufig bei Tsunade ein. Da ich ihrem Gespräch wenig abgewinnen kann, versuche ich mich bemerkbar zu machen. Ein Scharren des Vorderhufs, ein Knuff in Shizunes Schuh. Mit einem Mal spüre ich Freiheit. Die Leine ist ihr aus den Fingern gerutscht. Unschlüssig blicke ich von einem Menschen zum anderen, niemand nimmt Notiz von mir. Etwas erregt meine Neugierde. Tief unter meinen Beinchen herrscht Walzen und Schieben. Kleine Würmer, Käfer und anderes Getier kriechen und fleuchen durch die rettende Dunkelheit des Erdreichs. Ich höre euch, versichere ich den schmackhaften Gesellen im Stillen. Ein Grunzen, ein Quieken – noch immer scheint mein Verbleib uninteressant. Leise tapsend löse ich mich aus der Gruppe.
 

Ein Gartenzaun ragt vor mir auf. Das Holz ist alt, marode und es scheint, als habe sich jemand vor langer Zeit daran zu schaffen gemacht und vergessen, die andere Hälfte der Begrenzung zu reparieren, zu stützen. Ein Schlupfloch tut sich vor mir auf. Mit einem Satz hechte ich durch die Öffnung und bleibe, zu meinem Ärgernis, mit der Leine an einer gebrochenen Holzlatte hängen. Plumpsend lande ich auf den Rüssel, die Vorderhufe voran. Schüttelnd rapple ich mich auf und zurre und zerre weiter an der langen, ledernen Schnur, die mir Führung geben soll. Rupfend und reißend lässt die Strippe von mir ab. Nur ein kleiner Rest des Stricks erinnert noch daran und flattert neben mir her, während ich durch das Dickicht des wilden Gartens streife.

Wie benebelt wackle ich taumelnd über abgebrochene Wegplatten, erschnüffle die wildesten Kreationen an Aromen. Erdig, hölzern, urig. Selten lassen es Tsunade und Shizune zu, dass ich mich so frei bewegen darf. Etwas streift über meinen Rücken. Ich spüre den Druck, dem Stoff des Jäckchens zum Trotz. Es ist der knöcherige Ast eines Baumes, dem die Lebenskraft abhandengekommen war. Wie ein Finger streicht der verholzte Trieb über mich hinweg und jagt mir einen großen Schrecken ein. Ein Satz nach vorn, zwei Sprünge nach links, drei zur rechten Seite.

Ich bin friedvoll, ich bin lieb und liebenswürdig, aber jetzt schnaufe ich entrüstet, fast meckernd und mein Gezeter ist voll Tadel für den alten Hüter dieses Gartens, dessen Hände so gierig nach mir langen.

Sträucher, Gräser, Büschel verkümmerter Kräuter, deren moderiger Gestank einer Beleidigung meiner Geruchskünste gleicht. Wo bin ich hier nur hineingeraten? Niemand gibt meiner stummen Frage eine befriedigende Antwort. Ich könnte umdrehen, den Weg, den ich hastend und holpernd gegangen bin, aufsuchen und mich hoffend und grunzend bemerkbar machen. Ich versuche es, jetzt und hier. Gebe Laut von mir, doch meine volltönende Stimme mündet in einem Jammern, das kläglich durch die Weiten dieses überwuchernden Grüns hallt. Wie sehr sehne ich meinen Platz auf den warmen Dielenbrettern herbei! Es ist ein Frevel, dass man mich allein hat losziehen lassen! Doch die Erkenntnis, dass ich jenen Fehler bei mir und nicht bei anderen zu suchen habe, trifft mich, ähnlich des Grummelns in meinem Magen. Ich bringe Glück, und diesem Gedanken folgend, nicht nur anderen ein Talisman zu sein, sondern auch mir, setze ich mich in Bewegung.
 

Steinerne Stufen unter mir, eine Veranda, die einst ansehnlich gewesen war, zeigt sich mir, sobald ich die Treppe erklimme. Erfolgreich, wie ich bemerken darf, trotz der kleinen, dicklichen Beinchen. Vor mir eine Tür, im Rücken der wilde Garten. Tropfen platschen und treffen auf etwas Metallenes, das sich als rostiger, ramponierter Eimer zeigt. Der Schnee schmolz und trägt nun einen Reigen in die Welt, der meine Öhrchen quält. Ich platziere meinen Hintern auf die Steine des Vorbaus und betrachte die Pforte mit akribischem Blick. Kein Loch klafft in den Mauern, die dieses Haus als Haus markieren. Die Tür jedoch erweckt den Eindruck, wie alles auf diesem Anwesen, in besseren, wohlhabenderen Zeiten gelebt zu haben. Kein Riss, aber Schrammen an der Front weisen auf Besucher hin, auf deren Zusammentreffen ich verzichte.

Ich bin zu zart, zu wertvoll! Und zu tapfer. Auch wenn sich mein Mut nicht zeigen will, schüchtern, wie er ist.
 

Etwas regt sich knarzend und schurrend. Ein Kratzen, das widerlich klingt. Will ich wissen, was sich auf der anderen Seite der Tür befindet? Nein! Ein entschiedenes Nein! Ich kehre der alten Pforte den Rücken und mache mir ein Bild von dem, was sich nun mehr vor mir zeigt. Ich kenne dieses Wort nur aus Erzählungen, wenn Tsunade spricht und es klingen lässt, als sei jener Begriff ein unüberwindbares Revier aus Pflanzen. Dschungel nennt sie es. Und ich glaube, dass diese Beschreibung dem nahekommt, was sich vor mir ausbreitet. Es ist mir kaum begreiflich, dass ich diesem Urwald entkommen bin. Über das wie denke ich nicht nach.

Da ist es wieder – dieses abscheuliche Geräusch! Mir stellen sich die Borsten auf! Vage bemerke ich, wie etwas durch das Dickicht streicht. Gras und Büsche weichen, stieben auseinander, doch den Urheber kann ich nicht erkennen. Unter klackernden Hufen weiche auch ich zurück. Ein Zittern überkommt mich. Habe ich Angst? Nein, ja! Mein Hinterteil drängt sich an den abgesplitterten Lack der Tür, immer weiter schiebe ich mich daran empor und falle plötzlich hinten über.

Hastig und flink komme ich auf die Beine, sehe einen dunklen Schatten, der auf mich zu hält und bevor er mich erreicht, wirft sich die alte Türe wie von allein ins Schloss. Ein Laut erklingt, doch deuten kann ich ihn nicht mehr. Das Haus beschützt mich, doch wer beschützt das Haus vor mir?

Ich bin forsch und habe Forscherdrang! Die Angst von eben, was im Innern dieser Wände lauert, wird von dem überschattet, was dort draußen auf mich wartet. Vielleicht war es nur eine listige Krähe, die jagt auf ein weiches, kleines Schweinchen macht? Ich schlucke bei dem Gedanken. Auch ich kenne Angst. Doch ich bin mutig, schlau und wende mich ab.
 

Staub brennt mir in der Nase. Der Tag wirft spärliches Licht durch die kaputten Fensterläden. Da sind Treppen, die nach oben führen und jene, die tiefer gehen. Da mir die Beinchen zu kurz geraten sind, denn Schweinchen sind ganz bestimmt nicht fürs Treppensteigen gemacht, befasse ich mich mit dem, was vor mir liegt. Die Unheimlichkeit dieser Situation lässt mir angst und bange werden, doch ein Glücksbringer tut, was ein Glücksbringer tun muss:

Neugierde, wieder einmal – wieder ist es dieser Drang, der mich treibt. So stöckele ich durch den kleinen Flur, blicke in jeden Raum auf dieser Etage. Ein Badezimmer, etwas, das einmal eine Küche gewesen sein mag. Wer hier wohl gelebt haben mochte? Einladend wirkt nichts mehr an oder in diesem Haus. Ein Gemäuer, das für Abenteuer wie gemacht, doch zum Wohnen nicht länger zu gebrauchen ist. Eine Ruine, deren löcheriges Dach noch immer Tropfen schickt, die platschend auf alte Dielen fallen.
 

Als das untere Stockwerk inspiziert und als unzumutbar empfunden worden ist – und weil ich nicht in die obere Etage gelangen kann, verharre ich dort, wo sich die Küche an einen Raum anschließt, der als Abstellkammer dienlich war. Der Boden ist ungefegt, verdreckt und ein fauliger Geruch kriecht von unter her zu mir herauf. Die Türen der unteren Schränke hängen nur noch halb in den Angeln, Töpfe mit gammeligen Essensresten stapeln sich über mir auf der Ablage. Ein Quietschen entfährt mir. Eine Maus huscht schneller, als ich ausmachen kann, an mir vorbei. Ein Schwein sollte nicht hier sein, ganz und gar nicht! Noch ehe ich dem flinken Knäuel nachrufen kann, wie ich diesem Albtraum am ehesten entrinne, fällt ein Topf mit lautem Scheppern vor mir auf den Boden.

Ich erschrecke so sehr, dass alles um mich dunkel und stumm wird.
 

Murmelnde, piepsende Stimmen wecken mich. Mich schüttelnd versuche ich zu klären, ob ich lebendig, oder jenseits dieser Vorstellung bin. Ich starre in drei schwarze Augenpaare. Eine Maus, die den Selbstputzvorgang unterbricht, und zwei Ratten blicken zu mir auf. Den quiekenden Lauten zu urteilen, bin ich hier am falschen Ort, erklärt die Maus. Ich sei ein Schwein mit Jacke und Kette, höhnt eine der beiden Ratten, während die andere schweigt.

Ich mache ihnen, hoffentlich, begreiflich, dass ich auch nicht an diesem Flecken sein wolle und nicht vorhätte, zu bleiben. Nur wisse ich nicht, wie ich diesem Haus und dieser gefährlichen Wildnis dort draußen heil entkommen könne.

Die schweigsame Ratte schnaubt und schüttelt den Kopf. War ich zu Beginn der Annahme, dass jenes Tier, das größere der drei, mit seinem verhöhnenden Geplapper, der Chef der Truppe sei, belehrte mich der stumme Part dieses Trios eines besseren.

So trotte ich hinter dem ungleichen Gespann her und lasse mich in die Tiefen des Kellers führen. Wieder schleicht sich Angst an mich heran. Doch wenn dieses Trio infernal keine Furcht zu kennen scheint, muss ich es ihnen gleichtun.

Vor uns ragt ein Rohr aus der Wand. Wieder ist es die Maus, die spricht, freundlicher als ihr Geselle. Jenes Rohr führe zu einem Kanal und dieser solle irgendwo, vor den Toren Konohagakures in einen See münden. Ich schlucke, nicke, bedanke mich und krieche, unter zitternden Beinchen, in das Rohr hinein.
 

Es ist dunkel, ich lasse mich durch meinen Geruchssinn führen. Dann und wann dringt Licht von oben auf feuchte Stellen des steinernen Bodens. Mal ist das Rohr so breit, dass ich ungehindert vorankomme, dann wiederum so eng, dass es mich alle Mühe und Kraft kostet, mich durch den schmalen und niedrigen Kanal zu schieben. Stets halte ich den Kopf gesenkt, in Duckstellung komme ich nur langsam voran und spüre, wie das Jäckchen unangenehm scheuert und mir meinen Weg erschwert. Meine Ohren vernehmen das Rauschen von Wasser, während der Gestank selbst mir Unbehagen bereitet. Verzweigt wie die Äste eines Baumes, wie jener, der in diesem verwahrlosten Garten steht, führen allerlei Kanäle zu einem großen Ganzen zusammen.

Wie eine Stadt tief unter der Erde zeigt sich das Abwassersystem Konohas. Bis auf das stetige Rauschen vernehme ich nichts, nehme nicht einmal anderes Getier neben mir wahr. Alles wird übertönt und übertüncht vom fließenden, stinkenden Fluss. Ein Schauer durchfährt mich. Mit Schrecken erkenne ich, dass ich auf dem Weg hierher meine Jacke verloren habe. Meine Herrin wird nicht erfreut sein!

Ich bin schick, ich bin hübsch anzusehen! Doch in diesem Augenblick war ich diesem Bild nie ferner.
 

Dass sich der Abend über das Dorf senkt, bleibt mir verborgen. Die warmen Strahlen der Sonne verblassen mit der herannahenden Nacht. Aus heiterem Himmelblau wird tiefes Orange mit lilafarbenen Tupfen. Ich mag Sonnenuntergänge dieser Art. Und ich vermisse meinen Platz auf den warmen Holzdielen. Statt mich dem Genuss dieses Anblicks hinzugeben, stolpere ich durch Pfützen und wate durch schlammige Tümpel – obwohl mir dieser Umstand an einem anderen Tag – zu einer anderen Zeit - weit weniger unangenehm wäre. Doch jetzt möchte ich nur nach Hause.

Der Strom an stinkendem Abwasser leitet mich, führt mich wie die Leine, deren sichere Führung mir nicht länger gegeben ist. Mir ist, als wird das Rauschen klarer, heller, als sprudle irgendwo eine Quelle, doch das ist ein unsinniger Gedanke, wenn dieser Strom in einen – ein spitzes Quieken entkommt mir. Beinahe wäre ich abgerutscht und in den See gestürzt. Unter mir breitet sich der große Tümpel aus. Bang blicke ich mich zu allen Seiten um. Umkehren ist keine Option. Ich würde mich verlaufen und wohl auf ewig durch die Kanalisation schleichen, bis wohl nichts mehr von mir übrig ist. Also wage ich mich an den Rand des Betonrohrs. Das Wasser neben mir strömt in schneller Geschwindigkeit nach unten, wie ein Wasserfall. Ich recke meinen kurzen, kaum erkennbaren Hals zur rechten Seite. Dort ist eine Wiese, doch die Höhe macht mir zu schaffen. Mein Atem geht in kurzen, abgehackten Zügen. Ein Mensch würde diese Reaktion wohl als Panikattacke beschreiben. Doch ich bin ein Schwein, Panik ist uns fremd – glaube ich. Ein Rascheln erregt meine Aufmerksamkeit. Ich sollte meine Neugierde verdammen, meinen Drang, alles erkunden zu wollen, niederkämpfen.

Ich bin ein nettes, höfliches Schweinchen. Ich bin sauber, gepflegt – doch in diesem Augenblick bin ich zutiefst verärgert.
 

Mein Name klingt wie ein dumpfes Bellen, wie eine verstopfte Pauke. Bumbum statt eines wohlgeformten Tonton. Etwas flitzt bis zum steilen Ufer. In der sich anschleichenden Dunkelheit, vermag ich nicht viel erkennen. Wieder dieses Bellen. Der dunkle Klecks gibt sich zu erkennen. Pakkun – ich hätte es ahnen können. Fordernd ruft er andere herbei. Ich kenne den Schopf des Ninja Kakashi und ... ich schlucke. Shizune. Zorn steht ihr ins Gesicht geschrieben, doch als sie mich erblickt, flimmert für einen flüchtigen Moment Erleichterung über ihr Gesicht. Doch die Freude währt nicht lang. Sofort ist die Wut über mein Verschwinden wieder da und ergießt sich in lauten, unfeinen Worten. Ich tapse von einem Zeh auf den anderen und überlege, wahrhaftig kehrtzumachen, nur um einem Donnerwetter zu entgehen. Shizune wird mich schimpfen und von der Gunst und Gnade meiner Herrin wird, nach meinem Fernbleiben, nicht mehr viel übrig sein. Hadernd wackle ich rückwärts, bis mich Shizunes flehendes Rufen aufhält und zwingt, mich dem Unvermeidbaren zu stellen. Vorsichtig tapse ich nach vorn, bis an den Rand des Rohres.

Wääh, wimmere ich und vernehme die tröstenden Worte der Iryōnin. Sie verspricht, dass alles in Ordnung sei, sie mich nicht schimpfen werde und ich mich nur trauen müsse, zu springen.

Alles in mir wird stocksteif. Natürlich, würde ich springen müssen. Furcht hüllt mich ein wie eine Decke, alles wird stumpf und dumpf. Ich höre nicht einmal mehr das drängende Rauschen des Wasserfalls. Fallen ... ich werde fallen. Tief und unerbittlich in diesen Pfuhl aus schmutzigem Wasser. Kakashi gibt einen Befehl an seinen vertrauten Geist. Der Nin-Ken lauscht, nickt und macht sich bereit. Ich ahne, was geschehen soll, doch mich dem stellen will ich nicht.

Ich bin ein Schwein, kein sauberes vielleicht – aber auch kein Wasserschwein. Ich kann schwimmen, auch wenn die bisherigen Versuche kläglich waren. Ich bin ein Glücksbringer – und Glück werde ich brauchen.
 

Verkriechen ist das Einzige, was ich möchte. Ich bin schmutzig. Mein Jäckchen ist verloren gegangen, einzig meine Perlen haften an mir, als seien sie mir ein unsichtbares, untrennbares Band. Die aufmunternden Worte Shizunes helfen wenig. Nicht nur der Hund, auch der Ninja bringt sich in Stellung. Ich kratze den kümmerlichen Rest an Würde und Mut zusammen, tappe wenige Schritte ins Rohr zurück, ehe ich mich daran mache, Anlauf zu nehmen. Ich laufe, renne, springe und ... falle wie ein schwerer Sack Kartoffeln in die Tiefe.

Pakkun wetzt die Betonmauern des Rohres hinauf, will mich fassen und verfehlt mich um Sekunden. Dann spüre ich warme Hände, die nach mir greifen, doch auch sie bekommen mich nicht zu fassen. Finger haschen nach mir, schlanke, kleine Finger einer kleinen, schlanken Frau. Ein Platschen erklingt, dann das dröhnende, bellende Lachen des Hundes. Kakashi ist in dem See gelandet und Shizune, mit mir im Arm, auf die rettenden Weiten der Wiese.

Der Ninja klagt über diese seltsame Aktion, die sich ergab, als er mich verfehlte und Shizune ihm auf die Schultern sprang, um mich zu fangen. Sie verspricht ihm Ramen und er gibt sich, begossen wie ein Pudel, zufrieden mit dem Deal.

Ich bin ein böses Schwein. Ich bin ausgebüxt und habe viel Aufhebens um mein Abenteuer gemacht. Dass Shizune versprach, nicht zu schimpfen, bedeutet nicht, dass meine Herrin Tsunade nicht wie ein Tornado Worte auf mich niederprasseln lässt. Zur Strafe, dass ich fortgelaufen bin, muss Shizune mich schrubben und bürsten. Meine Strafe besteht darin, mir das Vergnügen zu versagen, Gefallen an ihrem Tun zu finden. Auch darf ich für die nächsten Wochen keinen Nachtisch bekommen. Ich habe ihr einen großen und gewaltigen Schrecken eingejagt, murmelt Shizune verdrießlich dreinblickend. Und zu allem Übel habe Tsunade geahnt, das etwas nicht stimmt, denn sie gewann beim Glücksspiel. Ein Zeichen, das nie gut ist – nicht einmal für ein kleines, grunzendes Maskottchen.
 

Ende



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KiraNear
2023-02-15T23:32:50+00:00 16.02.2023 00:32
Hallo :3
 
Sorry für die Verspätung, aber hier kommt meine versprochene Rückmeldung!
Kurz gesagt, vielen lieben Dank für die FF, das war wirklich etwas ganz, ganz besonderes! Nicht nur, dass es eine FF mit einer meiner Lieblingscharaktere aus Naruto ist, also mit TonTon, es war auch noch aus ihrer Sicht. Das hat dem Ganzen noch einmal die ganz besondere Würze verliehen und dafür möchte ich mich bedanken!
 
Die FF war so zuckersüß und amüsant geschrieben, auch hatte ich beim Lesen richtiges Kopfkino! Als sie sich mit ihrer Leine auf und davon gemacht hat, als sie dieses unheimliche Haus gefunden hat - ui, ich dachte schon, was wird da wohl passieren^^°
Und als sie dann auch noch ganz schmutzig war und ihr Jäckchen verloren hat, da hatte ich schon sehr starkes Mitleid mit ihr >_<
Die Stelle, in der Shizune Kakashi als Sprungbrett benutzt hat, war sooo cool XD
Aber immerhin ist hier keinem was passiert und sie sind alle am Ende sicher wieder auf dem Boden angekommen.
 
Ich kann mich echt nur ganz herzlich dafür bedanken und entschuldige, dass ich dich nicht gleich erraten hatte, dadurch, dass der Stil so herzlich, aber auch so komplett anders war, konnte ich nur noch raten. Und ich bin meistens schlecht im Raten bzw so gut wie Tsunade im Normfall im Glücksspiel^^°
 
Liebe Grüße und vielen lieben Dank für diese süße FF,
 
Kira
Antwort von: irish_shamrock
19.02.2023 08:12
Guten Morgen :) ...

ich freue mich, dass dir die Geschichte gefällt. Ich hatte schon beim Sommerwichteln damit geliebäugelt, aus der Sicht eines Tieres zu schreiben, aber dann hat sich ein anderes Fandom dazwischen gemogelt.
Es hat wirklich Spaß gemacht, mal etwas Neues auszuprobieren. Und allzu irritieren wollte ich dich wirklich nicht. Letztendlich hast du mich ja doch noch enttarnt ^^ ...

Liebe Grüße,
irish C:


Zurück