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Schneenacht

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
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Schneenacht

Serie: Eigene Serie
Genre: One-Shot, Slice of Life
Pairing: -
Warnung: -
Musik-Tipp: „Golden Hour - JVKE“
Disclaimer: Es schneit mal wieder überall, außer in Berlin. Komplett anzeigen

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One-Shot

Seufzend stand er von seiner Couch auf und strecke sich. Ein Gähnen, tief aus der Brust, entwich seinem Mund und er erschrak sich vor der Lautstärke. Es blieb ein unzufriedenes Gefühl zurück, da er sich nicht bis zum Ende gestreckt hatte und er wiederholte es. Das war besser.

Er rieb sich mit beiden Händen wiederholt übers Gesicht, starrte dann kurz die Wand hinter dem Fernseher an und seufzte. Sein Blick fiel auf das Thermometer, welches auf dem Schrank rechts daneben, vor einer Kork-Pinnwand stand und hob eine Augenbraue. 22° Celsius.

Seine Schritte führten ihn zum Fenster, um frische Luft hineinzulassen. Er zog, den Blick auf die Blumen links auf der Fensterbank gerichtet, den Vorhang zur Seite, griff nach dem Fensterriegel und hob seinen Blick, um aus dem Fenster zu sehen.

Seine Hand ruhte weiter auf dem Fenstergriff, während ein Leuchten in seine Augen trat.
 

Schnee!
 

Es schneite wie verrückt vor seinem Fenster. Er konnte kaum das Nachbarhaus sehen, so wild war der Schneefall. Schneeflocken, wohin sein Blick auch reichte.

Sie tanzten im Kreis. Umeinander herum. Verließen ihren Tanzpartner und kehrten zurück. Der Wind hob sie empor, bevor sie erneut Richtung Boden fielen. Seine Lichterketten warfen ein schönes Licht auf sie und ließen die Schneeflocken glitzern. Die kleinen, wunderschönen, weißen Sterne legten sich auf die Zweige von dem Baum vor seinem Fenster und wurden dann von einer Böe zurück in die Luft befördert.

 

Er zog seine Hand zurück, ging in den Flur, band sich seinen dicken, dunkelblauen Wollschal um und setzte seine dazu passende Mütze auf, lief zurück ins Wohnzimmer und öffnete das Fenster mit einem Ruck.

Kalte Luft strömte ihm entgegen und schnitt in seine warme Atemluft. Er schauderte, weil es eisig kalt war und ihm der Wind Schneeflocken ins Gesicht pustete. Es war kalt.

 

Er ignorierte die Gänsehaut, die sich schlagartig auf seinen Armen ausbreitete, schob den kleinen Tisch vor dem Fenster ein Stück zur Seite und trat richtig an das Fenster heran. Er richtete seinen Blick in den Himmel, aus dem Millionen weiße Flocken auf die Erde fielen. Er senkte den Blick und wurde überrascht. Weiß über weiß. Es musste bereits seit Stunden schneien, da der Boden ein einziges weißes Meer war.

Er streckte die Hände aus und betrachtete wieder die Schneeflocken. Sie fielen auf seine Hände und schmolzen. Ein leicht enttäuschtes Geräusch verließ seinen Mund, als er merkte, dass seine Hände zu warm waren. Er griff in den Schnee, auf der äußeren Fensterbank und schauderte nochmal. So kalt.

 

Seine Hände wurden langsam rot, während er einen Schneeball formte. Er formte einen zweiten Schneeball und zuletzt eine dritte Kugel. Lächelnd steckte er sie aufeinander und schob den kleinen Schneemann in die Ecke der Fensterbank, damit er nicht so schnell hinunter fiel.

Er starrte noch einen Moment in den Nachthimmel, trat dann zurück und schloss das Fenster.

Es reichte nicht. Er wollte mehr von dem Schneegestöber spüren. Er wollte die kalte Luft am ganzen Körper wahrnehmen und er wollte einen Schneeengel machen.

 

Eilig lief er zurück in den Flur, zog seine Winterboots an, schlüpfte in die dicke Jacke und zog den Reißverschluss bis ganz nach oben zu. Er schlüpfte in seine Halbhandschuhe und steckte zur Sicherheit noch ein dickeres paar in die Jackentasche, bevor er aus dem Flur ins Wohnzimmer griff. Sein Schreibtisch stand direkt neben der Tür und darauf befand sich seine Kamera.

Er stopfte die Kamera in den Rucksack, der immer im Flur stand, prüfte, ob er seinen Schirm und sein Portemonnaie eingesteckt hatte, setzte den Rucksack auf, drehte den Schlüssel, öffnete die Tür, schlüpfte hinaus, schloss ab und lief dann eilig, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppen hinunter.

 

Unten angekommen stieß er die Tür auf, trat euphorisch hinaus und rutschte auf dem glatten Boden aus. Nur knapp konnte er sich an dem Türgriff festhalten, um keine schmerzhafte Landung hinzulegen. Er schnaufte auf. Dieser Boden war kriminell bei Feuchtigkeit – geschweige denn Schnee und Eis. Nachts um 3 konnte man auch nicht erwarten, dass irgendjemand gestreut hätte.

Er richtete sich ordentlich auf, ging vorsichtig die letzten Stufen hinunter, lief dann ein paar eilige Schritte um die Ecke und blieb kurz vor der Straßenlaterne stehen.

 

Er wohnte in einem Bezirk, welcher nicht viel Beachtung erhielt.

Das hatte den Vorteil, dass er noch die alten Straßenlaternen vom Typ RSL 1 vor seiner Tür hatte, mit dem einlullenden orangen Licht aus der DDR. Er liebte diesen Anblick, aber mit Schnee war es besonders schön. Die Flocken tanzten um das Licht herum, bevor sie sich auf die Schneedecke am Boden gesellten.

 

Der Wind hatte nachgelassen und es fühlte sich nicht mehr so kalt an. Er grinste, lief noch einige viele Schritte, bis er die freie Fläche unter den Bäumen neben dem Plattenbau erreichte. Mit einem Satz sprang er vom Gehweg rüber, drehte sich einmal und ließ sich dann sachte auf den Hintern fallen.

Er richtete Schal und Mütze noch einmal kurz zurecht, nahm den Rucksack auf den Bauch und legte sich mit ausgestreckten Armen und Beinen hin. Er rutschte mit den Armen und Beinen auf und ab, blieb danach noch einen Moment liegen und genoss den Schnee in seinem Gesicht.

 

Das Licht war in dieser Gegend schwach, aber es reichte, um die Sterne aus Eis zum funkeln und glitzern zu bringen. Er schloss die Augen und genoss das kalte Gefühl, dass sie auf seinem Gesicht hinterließen.

Erst als eine Schneeflocke auf seiner Nasenspitze landete, stand er wieder auf, schnallte den Rucksack zurück auf den Rücken, stand auf und sprang zurück auf den Gehweg.

 

Von dort aus sah er sich seinen Schneeengel an und grinste zufrieden in den Schal. Er zog den Rucksack nach vorne, holte die Kamera und den Schirm raus und schloss den Rucksack dann wieder. Er rückte den Rucksack wieder auf seinem Rücken zurecht und lief dann mit schnellen Schritten los.

 

Eine Nacht, perfekt gemacht, für tausend Fotos im Schnee.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es ist mitten in der Nacht - zum Veröffentlichungszeitpunkt beinahe früher Morgen. Ich bin immer noch krank und mein Schlafrythmus ist durcheinander. Da überkam mich der Drang jetzt unbedingt etwas schreiben zu müssen. Und weil ich sehr envy darüber bin, dass es anderswo in Deutschland, sehr viel geschneit hat, habe ich meinem Drang nachgegeben. :)
Ich gebe auch dem empfohlenen Song etwas schuld. Die Stimmung ist so zaghaft und sanft, dass es meine Motivation noch angestachelt hat. :)

Vielen Dank fürs lesen! Ich hab bammel vor Feedback, aber ich freue mich darüber. ^_^
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