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Beautiful Behavior

von

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Erkenntnisse

Shuichi ahnte, dass irgendwas nicht stimmte. Die Art und Weise, wie er von Milena angesprochen wurde, passte nicht zu der Frau, die er vor einigen Tagen selbst kennenlernte. Sie schien nicht mehr zu wissen, dass er bereits einmal in der Detektei war. Oder hatte sie es vergessen, weil er kein Klient und der Auftrag von James abgeschlossen war? Der Agent beschloss, dies im Hinterkopf zu behalten und zu einem späteren Zeitpunkt zu überprüfen.

„Stimmt etwas nicht?“, wollte Akai wissen.

„Nein“, begann Milena. „Ich habe mich nur gewundert, warum Sie wegen einem alten Fall hier sind.“

Akai verengte die Augen. Jetzt war er sich sicher, dass irgendwas nicht stimmte. Er zog seinen Dienstausweis aus der Jackentasche und hielt ihn Milena vor das Gesicht. „Ich bin vom FBI und im Auftrag von James Black hier. Er hat die Detektei vor drei Jahren mit der Suche nach Jodie Starling beauftragt. Ich rolle die Suche wieder auf und benötige von Ihrem Vater einige Informationen. Er hat damals nach Jodie gesucht.“

„Ja, das hat er“, murmelte die junge Frau. „Mein Vater hat derzeit keinen Termin. Ich bringe Sie zu ihm. Bitte folgen Sie mir.“ Milena ging zum Büro ihres Vaters. Am liebsten hätte sie ihn oder Jodie irgendwie informiert. Doch dies hätte der Agent sicher mitbekommen und wäre misstrauisch geworden. Als sie beim Büro ankamen, klopfte sie an die Tür. Anschließend trat sie ein. „Dad? Ein FBI Agent möchte dich sprechen. Es geht um den Fall von vor einigen Jahren…Jodie Starling.“

Ed runzelte die Stirn und nickte. „Schick ihn bitte rein.“

Milena blickte zu Shuichi. „Bitte, gehen Sie rein. Kann ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten?“

„Danke, ich benötige nichts.“ Er trat ein und ging auf den Schreibtisch zu. Milena hingegen schloss die Tür und machte sich auf den Weg zu ihrem Büro. „Danke, dass Sie mich empfangen. Ich bin Special Agent Shuichi Akai“, stellte er sich vor und hielt ihm nun auch seinen Ausweis hin. Danach setzte er sich auf den freien Platz vor dem Schreibtisch. „Ich bin hier, weil ich mit Ihnen über Jodie Starling sprechen möchte. Sie haben vor etwa zweieinhalb Jahren einen Auftrag von James Black erhalten und sollten nach der jungen Frau suchen. Ihre Suche ging etwa ein dreiviertel Jahr, danach teilten Sie ihm mit, dass Sie Jodie nicht finden konnten.“

„Ich erinnere mich an den Fall“, nickte Ed. Bevor er dem Agenten zu viel verriet, musste er erst mit Jodie sprechen. Sie hatte sich noch nicht gemeldet und Ed wusste nicht, wie das Gespräch mit James lief. Zudem kam es ihm merkwürdig vor, dass ein FBI Agent in der Detektei auftauchte, während Jodie mit seinem Kollegen sprach. Und bei dem, was er mittlerweile über Sharon Vineyard wusste, bestand die Möglichkeit, dass sie ihm in Verkleidung eines Agenten Informationen entlocken wollte. „Ich kannte Jodies Vater, daher habe ich den Auftrag selbst übernommen und keinen meiner Mitarbeiter geschickt. Allerdings kann ich Ihnen keine Informationen über den Auftrag geben, da Sie nicht der Auftraggeber sind.“

„Ich weiß“, gab der Agent von sich. Er steckte seinen Dienstausweis wieder ein und zog ein Stück Papier heraus. „Die Vollmacht von Agent Black, dass ich die Akten einsehen darf. Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie ihn ebenfalls kontaktieren.“

Ed runzelte die Stirn und sah kritisch auf das Stück Papier. „Ich werde mir die Freigabe von Agent Black bestätigen und Ihnen dann die Akten raussuchen lassen.“

„Wie lange wird das dauern?“

„Kommen Sie morgen Vormittag wieder vorbei“, antwortete der Detektiv. „Am besten bringen Sie Agent Black mit, dann hört er nicht alles aus zweiter Hand.“

Shuichi nickte. „Allerdings bin ich heute wegen etwas Anderem hier. Sie können sich sicher vorstellen, dass ich natürlich nicht untätig gewesen bin und meine eigenen Ermittlungen angestellt habe. Ich weiß, dass Jodie vor zwei Jahren in London, Ohio gelebt hat. Sie hat in einem Diner in der Nähe gearbeitet und ist dann von heute auf morgen verschwunden. Es wurde nicht hinterfragt, weil so was dort häufig vorgekommen ist. Ich weiß auch, dass ihr früherer Vermieter wegen Vergewaltigung und Nötigung verurteilt wurde. Die Hinweise bekam die Polizei von einem Privatermittler, der anonym bleiben wollte.“ Akai lehnte sich zurück und lächelte. „Sie waren der Privatermittler, nicht wahr?“

Ed schwieg.

„Sie haben auf Ihrer Website ein Bild von sich. Als ich es einer Kellnerin im Diner zeigte, konnte sie sich noch gut an Sie erinnern. Sie haben damals Fragen nach Jodie gestellt, die kurz darauf verschwunden ist. Natürlich kann man denken, dass Jodie einfach Angst bekommen hat, weil man nach ihr fragte und deswegen wieder untergetaucht ist. Das habe ich auch zunächst angenommen.“

„Natürlich habe ich nach Jodie gesucht und nichts unversucht gelassen. Dazu gehört auch, dass ich mit den Menschen spreche. Ich bin jeder Spur nachgegangen und so ihrem Vermieter auf die Schliche gekommen. Natürlich hätte ich auf Anonymität nicht bestehen müssen, aber für meine Suche war es einfach das Beste.“

Akai verschränkte die Arme von der Brust. „Wie Sie meinen. Wissen Sie, was ich interessant finden?“

„Mhm…?“

„Beim ersten Mal hatte Jodie Hilfe von ihrem Freund und konnte ein Jahr nicht gefunden werden. Daher bin ich mir sicher, dass sie beim zweiten Mal ebenfalls Hilfe hatte.“

„Vielleicht die gleiche Person wie damals“, warf Ed ein.

„Das ist ausgeschlossen“, begann Shuichi. „Wussten Sie, dass heute der Geburtstag von Jodies Vater ist?“

„Ist das so?“

„Ja, das ist so. Ich war heute am Friedhof und habe eine Frau gesehen, die Jodie Starling sehr ähnlich sieht. Als ich mich ihr näherte, ist sie weggelaufen. Ich konnte ihr eine ganze Weile folgen und bin schließlich in der Nähe Ihrer Detektei gelandet.“ Shuichi sah ihn an. „Als FBI Agent glaube ich nicht an Zufälle. Und das alles ist schon ein sehr großer Zufall, finden Sie nicht auch?“

„Ich weiß, wie es für Sie aussehen muss“, gab Ed von sich. Er biss sich auf die Unterlippe.

„Soll ich Ihnen einmal erzählen, was ich denke?“

Der Detektiv nickte. „Bitte.“

„Ich glaube, Sie haben den Aufenthaltsort von Jodie herausgefunden und wollten sie wieder nach New York bringen. Aber es ist irgendwas passiert, weswegen sie sie weiter versteckt hielten. Jodie und Ihre Tochter sind in einem ähnlichen Alter. Es ist möglich, dass sie der jungen Frau deswegen geholfen haben. Vielleicht haben Sie ihr aber auch versprochen, ihr bei der Suche nach der Frau zu helfen, die ihre Eltern auf dem Gewissen hat. Wie mach ich mich mit meinen Schlussfolgerungen?“

Der Detektiv ballte die Faust. „Agent Akai“, sprach er. „Was möchten Sie von mir hören?“

„Die Wahrheit. Es wird für Sie keine negativen Konsequenzen haben. Es geht uns lediglich darum, Jodie zu finden und sie zu beschützen.“

„Beschützen?“ Ed sah ihn fragend an.

„Sie wissen doch, dass die Täterin immer noch auf freiem Fuß ist. Irgendwann wird sie zuschlagen und davor möchten wir Jodie schützen. Sie ist immerhin eine Zeugin.“

Ed beugte sich nach vorne. „Agent Akai, ich möchte Sie etwas fragen und ich bitte Sie, mir eine ehrliche Antwort darauf zu geben. Wissen Sie, wer Jodies Familie auf dem Gewissen hat?“

„Ja.“

„Sind Sie sicher?“, wollte Ed wissen.

A secret makes a woman woman. Das hat die Frau damals zu Jodie gesagt.“ Ed war definitiv in die ganze Sache involviert und wusste mehr, als er gerade zugab. Aus diesem Grund konnte ihm Akai auch etwas mehr erzählen. „Jodie konnte damals die Frau nicht beschreiben und ich bin mir sicher, sie würde sie nicht erkennen, wenn sie vor ihr stünde. Diese Frau ist derzeit in New York und könnte es in diesem Moment auf Jodie abgesehen haben.“

Ed atmete tief durch. „Sie meinen Sharon Vineyard, nicht wahr?“ Er nahm an, dass die Schauspielerin reagieren würde, wenn sie ihm gegenüber saß. „Es gab vor einigen Tagen ein Interview mit ihr. Sie hat diesen Satz gesagt.“

„Sie haben es also auch herausgefunden“, sprach er. „Das bekräftigt mich in der Meinung, dass Sie etwas mit Jodies Verschwinden zu tun hatten.“

„Wie kommen Sie darauf?“, fragte Ed, der irritiert über den Themenwechsel war.

„Agent Black hat Ihnen die Hintergründe zum Tod der Familie Starling nie erzählt und er wurde in den Medien als Unfall deklariert. Als ich erwähnte, dass Sie Jodie helfen, die Mörderin ihrer Eltern zu finden und wir uns darüber unterhalten haben, haben Sie kein einziges Mal überrascht gewirkt oder mich etwas dazu gefragt. Stattdessen haben Sie mit mir ein Gespräch darüber geführt. Alleine das beweist, dass Sie in Kontakt mit Jodie waren und es Ihrem Auftraggeber verschwiegen haben. Sie vertraut Ihnen und hat Ihnen viel erzählt.“

Ed runzelte die Stirn. „Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, Agent Akai. Ich bin noch nicht gänzlich davon überzeugt, dass Sie der sind, der Sie vorgeben zu sein. Wir wissen Beide, dass Sharon Vineyard sehr gut in fremde Rollen schlüpfen kann und ich möchte sichergehen, dass ich ihr jetzt nicht gegenüber sitze.“

„Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.“ Ed stand auf und ging zu dem Agenten. Er legte seine Hände an dessen Gesicht und prüfte, ob er eine Maske trug. „Gut, keine Maske.“ Er seufzte. „Da habe ich wohl einen Fehler gemacht Sie haben Recht, ich habe Jodie damals gefunden und ich habe sie zurück nach New York gebracht. Ich wollte sie zu Agent Black bringen…aber wir haben geredet. Sie hat mir ihre Geschichte erzählt und ihr Schmerz hat mich sehr bewegt. Deswegen habe ich mich entschlossen, ihr zu helfen. Jodie ist ein Wrack, sie lebt sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Sie hatte andauernd Pech und…wollte sich ein neues Leben aufbauen. Ich konnte ihre Beweggründe verstehen und als sie mir von ihrer Familie erzählte, wollte ich ihr unbedingt helfen. Ich weiß, dass es falsch war, sie zu verstecken. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es zwei Jahre dauert. Glauben Sie mir, wenn es gegangen wäre, hätte ich es schon viel eher beendet. Es ging mir die ganze Zeit nur um Jodies Wohl.“

„Mhm…“, gab Akai von sich. „Was hat Jodie in den zwei Jahren gemacht?“

„Sie hat sich hier um allgemeine Sachen gekümmert und ihr Studium wieder aufgenommen. Wir haben uns darum gekümmert, dass sie sich selbstverteidigen kann und sie hat für uns die Recherchetätigkeiten übernommen. Mit der Zeit sollte sie uns immer mehr unterstützen. Nach ihrem Studium wollten wir sie als Ermittlerin einsetzen.“

„Ich verstehe. Ich würde gern mit Jodie sprechen.“

Er seufzte. „Sie hat also nicht mit Agent Black gesprochen.“

„Mhm?“, kam es von dem Agenten.

„Jodie hat…das Interview mit Sharon Vineyard auch gesehen und sie war sich sicher, dass das FBI davon keine Ahnung hat. Deswegen hat sie sich entschlossen, mit Agent Black zu sprechen. Sie wollte es heute machen, wenn sie ihn auf dem Friedhof trifft.“

„Black war heute recht früh dort. Er hätte mir Bescheid gegeben, wenn er mit Jodie gesprochen hätte.“ Akai dachte nach. „Ich habe mir das Interview von Sharon Vineyard auch in der Mediathek angesehen. Jetzt da ich weiß, das Jodie es auch sah, ist es verständlich, dass sie vorhin vor mir weggelaufen ist. Sharon war jahrelang in Japan und hat mehrere Freunde dort. Als Japaner habe ich Jodie direkt Angst gemacht. Sie muss angenommen haben, dass ich auf sie angesetzt wurde.“

Ed nickte verstehend. „Ich werde sie informieren, dass Sie keine Gefahr für sie darstellen.“

„Danke“, gab Akai von sich. „Bevor Sie das tun, hätte ich noch eine Frage.“

„Die da wäre?“

„Es geht um Ihre Tochter. Hat sie Ihnen erzählt, dass ich vor einigen Tagen schon mal hier war und nach den Akten gefragt habe?“

„Ja, natürlich. Wieso sollte sie nicht?“

„Weil es mir vorhin komisch vorkam, dass sie mich nicht erkannte. Ich habe mich damals schon als FBI Agent ausgewiesen. Aber vorhin schien es, als hätte sie mich das erste Mal gesehen.“

„Mhm…“, murmelte Ed. „Vielleicht hat sie gedacht, es wäre besser, Ihnen etwas vorzuspielen.“

„Oder…“

„Oder?“, kam es von Ed. Dann wurde er blass. „Das damals war Sharon Vineyard“, wisperte er.

„Oder sie ist es jetzt.“

Ed stand auf und lief aus dem Büro. Auf dem Flur drückte er augenblicklich die Tür zum Büro von Milena auf. „Milena.“

„Dad?“

Shuichi war ihm gefolgt. Ed ging auf seine Tochter zu und legte seine Hände an ihr Gesicht. Dann überprüfte er, ob sie eine Maske trug. „Gott sei Dank, du bist du…“

„Dad? Du machst mir Angst. Was ist los?“

Ed seufzte. „Milena, sag mir bitte, wie oft du Agent Akai bisher hier gesprochen hast.“

Die junge Frau sah zu diesem. „Heute war das erste Mal.“

Ed schluckte und blickte zu Akai. „Es war der Tag, an dem das Interview veröffentlicht wurde…Oh nein…nein…nein…nein…“

„Dad? Was ist los?“

Er sah zu seiner Tochter. „Wir…wir haben herausgefunden, wer Jodies Eltern auf dem Gewissen hat. Sharon Vineyard gab ein Interview, bei dem sie…diesen einen Satz sagte. Jodie und ich beschlossen, dass wir das FBI informieren, aber…dich zu deiner eigenen Sicherheit nicht weiter involvieren. Es war…für dich schon gefährlich genug, weil du das Interview auch gesehen hast und…mit Jodie darüber gesprochen hast.“

„Dad, ich hab keine Ahnung wovon du redest. Ich hab kein Interview mit Jodie gesehen. Ich hör das mit Sharon Vineyard gerade zum ersten Mal.“

Ed wurde blass. „Sie war hier…sie hat dafür gesorgt, dass Jodie…es sieht…und von ihr weiß…“

Milena sah ihn verwirrt an. „Dad? Was hat das zu bedeuten? Sag mir nicht, das…“



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