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Mein Weg zu Dir

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe hier noch zwei Songs aus meiner Playlist für euch... einer noch zum letzten Kapitel:
Sigrid & Bring Me The Horizon - Bad Life

Und eins für dieses Kapitel :)
The Veronicas - Cruel

Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Mimi

Irgendwann habe ich es anscheinend doch geschafft einzuschlafen. Zumindest schlussfolgere ich das, als ich am Morgen in Matts Zimmer aufwache und es bereits hell ist. Ein wenig Tageslicht dringt durch die Vorhänge an seinem Fenster, während Matt noch selig neben mir grunzt. Offenbar hat er mich nicht die ganze Nacht lang im Arm gehalten, denn er hat mir den Rücken zugedreht. Gott sei Dank. Die Situation ist mir eh schon unangenehm genug. Ich habe noch nie vor ihm geweint und erst recht nicht in seinen Armen. In seinem Bett. So nah standen wir uns nie - jedenfalls bisher.

Eigentlich ist mein Plan, aus dem Bett zu schleichen und mich anzuziehen, doch in dem Moment, als ich die Decke zurückschlagen will, dreht Matt sich mit einem leisen Seufzer auf den Rücken.

Ich sehe ihn an, wie er da liegt und schläft und wie ihm seine blonden Haarsträhnen wild ins Gesicht fallen.

Ich lege den Kopf schief und betrachte ihn noch etwas länger. Er ist wirklich schön.

Meine Finger verselbstständigen sich und ehe ich mich versehe, streiche ich ihm eine dieser Strähnen zur Seite. Es war unfassbar nett von ihm, mich gestern bei sich aufzunehmen und bei mir zu bleiben, während ich meinen Schmerz ganz offen vor ihm gezeigt habe. Es fällt mir nicht leicht, dass er mich so emotional nackt gesehen hat, aber auf der anderen Seite, bin ich auch sehr dankbar dafür. Ich hätte nicht gewusst, was ich getan hätte, wäre ich gestern Abend mutterseelenallein in meine Wohnung zurückgekehrt.

»Guten Morgen, Schönheit«, höre ich Matt plötzlich säuseln, was mich zurück zucken lässt. »Macht es dir Spaß, mir beim Schlafen zuzusehen?«

Mist, er hat mich erwischt, wie ich ihn angegafft habe. Sein schiefes Grinsen ist nicht zu übersehen.

»Nicht so sehr, wie du denkst.« Ich schmeiße die Decke zurück, so dass sie über Matts Kopf fliegt und springe aus dem Bett.

»Was hast du vor?«, fragt Matt gähnend und streckt dabei seine müden Glieder.

»Was wohl?«, lache ich auf. »Ich gehe nach Hause.« Schnell ziehe ich mir meine inzwischen trockene Jeans über und drehe mich zu ihm um. Mit verschränkten Armen hinter dem Kopf liegt er da und sieht mir dabei zu.

»Das verstehe ich«, sagt Matt. »Ist mir gerade auch ein bisschen zu viel Nähe. Normalerweise gehen die Frauen eher und bleiben nicht über Nacht. Aber normalerweise haben wir vorher auch Sex.«

Ich schenke ihm ein wissendes Lächeln und krieche zurück zu ihm aufs Bett.

»Hör mal«, sage ich sanft und lege eine Hand auf seine Brust. Er folgt der Bewegung mit den Augen, als wüsste er nicht, was das jetzt soll. »Ich danke dir für gestern Abend. Das war nicht zu viel Nähe, sondern genau richtig. Zumindest für mich. Es war genau das, was ich gebraucht habe. Und ich weiß, du hättest das nicht für mich tun müssen, daher … danke.«

Als unsere Blicke sich treffen, heben sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln.

»Hab ich gern gemacht, Mimi.«

Ich lächle dankend, verabschiede mich und gehe zur Zimmertür. Ich habe Matt’s Gastfreundschaft lange genug strapaziert.

Gerade, als ich sie öffnen will, höre ich, wie jemand die Wohnung betritt. Schritte und Gerede sind zu hören.

Wie auf Kommando springt Matt aus seinem Bett und ist mit einem Satz bei mir. Er hält die Tür zu, damit ich sie nicht weiter öffne und legt einen Finger an die Lippen.

Verblüfft sehe ich ihn an.

Verdammt. Das ist Tai. Ich erkenne seine Stimme.

»Was macht er hier?«, frage ich flüsternd.

»Warum bist du so geschockt?«, entgegnet Matt ebenfalls flüsternd, damit Tai uns nicht reden hört. »Er wohnt schließlich hier.«

Äh, ja. Richtig.

Trotzdem … ein paar Sekunden später und er hätte gesehen, wie ich in Matts T-Shirt gekleidet aus seinem Zimmer komme. Was er dann über uns gedacht hätte, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

Wir warten darauf, dass Tai in sein Zimmer verschwindet, doch plötzlich hören wir noch eine Stimme.
 

»Hast du alles?«

»Ja, ich habe das Buch gefunden. Wir können gleich gehen.«
 

Oh, mein Gott. Er hat Sora mit hierher gebracht. Das fehlte mir noch. Sofort verkrampft sich mein Herz so sehr, dass ich tief durchatmen muss, um mich zu beruhigen.

Wir hören sie noch eine ganze Weile reden. Sie sprechen darüber, was Tai alles mitnehmen wird. So, wie es sich anhört, wird er einige Tage bei ihr bleiben. Natürlich. Was auch sonst. Trotzdem tut es unfassbar weh.

Als sie, nach einer gefühlten Ewigkeit, die Wohnung wieder verlassen, breche ich beinahe zusammen. Ich gehe zurück zu Matts Bett und lasse mich wie ein nasser Sack auf die Bettkante sinken. Matt kommt zu mir und geht vor mir auf die Knie.

»Hey, alles in Ordnung?«

Ich falte die Hände im Schoß und starre zu Boden.

»Ja, ich denke schon. Es ist nur … es ist nur … es tut weh.« Mehr muss ich nicht sagen, Matt versteht es. Er nickt und legt eine Hand auf mein Knie. Kurz schweigen wir, doch bevor ich mich dem Schmerz erneut hingeben und in Tränen ausbrechen kann, ergreift Matt das Wort.

»Ich habe eine Idee.«

Mit hochgezogener Augenbraue sehe ich ihn an. »Welche Idee?«

»Musst du heute arbeiten?«

Ich schüttle den Kopf. »Ich bin gestern nur für einen Kollegen eingesprungen, offiziell muss ich erst morgen wieder ins Café.«

»Gut«, meint Matt und ein schiefes Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab.

Skeptisch lehne ich mich zurück und sehe ihn an. »Was hast du vor?«

»Wirst du schon sehen«, verkündet er, springt auf und geht zu seinem Kleiderschrank, um sich anzuziehen. »Los, zieh dir was an. Wir machen einen Ausflug.«
 

Eine halbe Stunde später finde ich mich auf seinem Motorrad wieder, während wir über die Landstraßen heizen. Ich hatte nicht mal die Gelegenheit zur protestieren und irgendwie wollte ich es auch nicht. Matt war eine willkommene Ablenkung und seine Idee, ein bisschen durch die Gegend zu fahren und den Kopf frei zu bekommen, kam genau richtig. Es war allemal besser als alleine zu Hause zu sitzen und wegen Tai zu heulen. Denn genau das hätte ich getan.

Auf einem leeren Parkplatz hält Matt schließlich an. Wir steigen ab und ich schüttle mein Haar, als ich den Helm abnehme.

»Puh, das tat gut. Machen wir eine Pause?«

»Nicht so richtig«, antwortet er, tritt einen Schritt zurück und zeigt auf den Vordersitz der Maschine. »Du bist dran.«

Für einen Moment stehe ich regungslos da und starre ihn an. Dann klappt mir der Mund auf.

»Oh, nein! Du willst nicht ernsthaft, dass ich auf dieses Ding steige und es fahre? Nein, nie im Leben, Matt!«

»Auf dieses Ding bist du jetzt schon ein paar Mal gestiegen. Also, stell dich nicht so an.«

Stell dich nicht so an?

Na, der hat ja leicht reden.

»Ich habe gar keinen Führerschein dafür.«

»Na, und? Hab ich auch nicht.«

Wie bitte?

Den Sarkasmus in seiner Stimme und das amüsierte Lachen überhöre ich direkt, denn ich bin viel zu beschäftigt damit, ihn abzuwimmeln.

»Ich werde das nicht tun, Matt«, beharre ich und verschränke die Arme vor der Brust. Er tut es mir gleich und sieht mich siegessicher an.

»Gut, von mir aus. Aber dann stecken wir hier fest, denn ich werde dich nicht zurück in die Stadt fahren. Ich hoffe, du weißt, wie man ein Lagerfeuer macht. In ein paar Stunden wird es nämlich dunkel werden.«

Was? Er weigert sich allen Ernstes, mich zurück zu fahren? Dieser kleine, miese …

»Ich hasse dich«, grummle ich und schiebe ihn unsanft zur Seite, damit ich aufsteigen kann.

»Touché.«

Ich schwinge mich auf das Motorrad und wäre beinahe mit dem ganzen Teil umgekippt, hätte Matt mich nicht festgehalten. Gott, wie viel Kraft muss er haben, um dieses Monstrum aufrecht zu halten. Ehe ich mich versehe, setzt er sich hinter mich und rutscht dich an mich heran. Er umgreift meine Hände, die beide am Lenkrad liegen und gibt mir so Stabilität.

»Keine Sorge, dir wird nichts passieren«, sagt er.

Ich schnalze mit der Zunge. »Sag das den Sanitätern, die uns nachher von der Straße kratzen werden.«

Ich höre Matt hinter mir auflachen. Seine Brust vibriert an meinem Rücken und macht mir nur allzu deutlich bewusst, wie nah er mir körperlich ist. Diese Situation kommt mir beinahe inniger vor, als die von letzter Nacht, als er mich in den Armen gehalten hat.

»Pass auf, du musst langsam die Kupplung loslassen und dabei Gas geben. Im Prinzip wie beim Auto, nur, dass du es mit den Händen machst.«

Er führt meine Hände so geschickt, dass die Maschine wie von alleine losfährt, ich aber das Gefühl habe, als hätte ich das alleine vollbracht. Wir bewegen uns langsam nach vorne und fahren einige Runden über den Parkplatz, bis ich ein Gefühl dafür entwickelt habe. Matt hilft mir und gibt mir Tipps, wie ich mich richtig in die Kurve lege, wann ich Gas geben und wann ich bremsen muss. Es macht mehr Spaß, als ich zugeben würde.

»Du bist ein Naturtalent, Mimi«, verkündet Matt stolz.

Ich schmunzle. »Du bist ein guter Lehrer.«

»Bist du bereit für die Straße?«

»Eher nicht«, sage ich zweifelnd. »Was, wenn wir erwischt werden?«

»Dann darfst du dich eben nicht erwischen lassen.«

Ich kann sein freches Grinsen förmlich spüren. Er will mich herausfordern. Er will, dass ich aus meiner Komfortzone trete und etwas tue, wovor ich mich normalerweise fürchte. Matt weiß genau, wie schwer es mir fällt, über meinen Schatten zu springen.

»Ich hab ein bisschen Angst«, gebe ich offen zu. Sein Griff um meine Hand verfestigt sich noch einmal, ehe er sie ganz los lässt und beide Hände um meine Taille schlingt.

»Ich bin bei dir.«

Ich atme tief durch. Warum tue ich das?

Noch bevor ich mir diese Frage beantworten kann, steuere ich vom Parkplatz auf die Straße und gebe Gas.

Im ersten Moment kribbelt es in meinem Bauch und Adrenalin schießt durch meine Adern, während wir immer schneller werden.

Ich weiß, warum ich das tue. Weil ich mich besser fühlen will. Weil ich irgendetwas brauche, das mich auf den Beinen hält. Und weil Adrenalin besser ist als Schmerz. Die Geschwindigkeit fühlt sich unbeschreiblich an. Es ist ganz anders, als nur auf dem Rücksitz zu sitzen. Ich konzentriere mich voll und ganz auf die Straße und lasse die malerische Landschaft an uns vorbei rauschen.

Es fühlt sich toll an. Wie Freiheit. Es fühlt sich nach Vergessen an. Als könnte ich vor etwas davon fahren …
 

Natürlich brauchen wir für den Weg zurück in die Stadt länger, als Matt gebraucht hat, aber ich bin trotzdem super stolz auf mich, als wir auf den Parkplatz eines Schnellrestaurants ankommen und absteigen.

»Das war unglaublich«, schwärme ich sofort, während Matt triumphierend lächelt.

»Schön, dass es dir gefallen hat. Hast du Hunger?«

Ich nicke begeistert. »Aber so was von!« Nach dem ganzen Adrenalin brauche ich dringend etwas im Bauch. Matt besorgt uns zwei Burger mit Pommes. Wir setzen uns auf eine der Bänke draußen und lassen es uns schmecken. Genüsslich stöhne ich auf, als der erste Bissen meinen Magen erreicht.

»Gott, tut das gut«, sage ich und beiße gleich noch mal ab.

Matt sieht mir amüsiert dabei zu. »Du hast ja einen Bärenhunger.«

»Das ist noch untertrieben«, nuschle ich mit vollem Mund und er muss lachen, bevor auch er beginnt seinen Burger zu vertilgen.

»Hat dir die kleine Spritztour gefallen?«, fragt Matt, als wir beide aufgegessen haben und ich mich über meine Cola hermache.

»Es war der Wahnsinn«, lache ich auf, immer noch beflügelt von dem Rausch der Geschwindigkeit. »Ich wünschte, meine Mom hätte das gesehen. Sie wäre in Ohnmacht gefallen.«

Absurd, dass ich über die Vorstellung lachen muss, aber momentan gefällt es mir einfach, das Gegenteil von dem zu tun, was sie von mir erwartet.

Matt sieht mich mit einem Ausdruck im Gesicht an, der halb amüsiert, halb mitleidig wirkt.

»Du und deine Mom … ihr steht euch nicht besonders nah, oder?«

Oh, ganz schlechtes Thema.

Ich zucke mit den Schultern.

»Stehst du denn deiner Mom nahe?«

»Antworte nicht auf eine Frage mit einer Gegenfrage«, weist Matt mich zurecht und lässt mir somit keinen Fluchtweg mehr. Ich seufze.

»Sie war immer sehr streng und pingelig, bei allem, was ich getan habe. Ich weiß, sie meint es irgendwie nur gut und will, dass ich was aus meinem Leben mache, aber … sie hat mich nie so gut verstanden, wie mein Dad. Wir beide standen uns immer schon näher.«

Matt nickt. »Deswegen fühlst du dich auch für ihn verantwortlich. Du versuchst, ihm was zurückzugeben.«

Ich runzle die Stirn und werfe ihm einen misstrauischen Blick zu. »Versuchst du gerade, mich zu therapieren?«

Beschwichtigend hebt Matt die Hände. »Ich bin nur ein stiller Beobachter.«

Allerdings. Gestern im Krankenhaus hat er mehr von unserem Familiendrama mitbekommen, als mir lieb ist.

Mein Handy klingelt. Dankbar für die Unterbrechung ziehe ich es aus der Tasche, stecke es jedoch sofort wieder weg, als ich sehe, wer anruft.

»Wer ist das?«, will Matt wissen, während ich die Augen verdrehe.

»Mein Dad.«

»Was?«, entfährt es ihm und er sieht mich entsetzt an. »Warum bist du nicht rangegangen? Willst du nicht wissen, wie es ihm geht?«

»Nicht jetzt«, sage ich ehrlich, als das Klingeln in meiner Tasche endlich aufhört. »Ich bin immer noch wütend darüber, dass er mich nicht um Hilfe gebeten hat, als er sie anscheinend gebraucht hat. Und du hast doch meine Mom gehört. Ein gebrochener Arm oder so … halb so wild.«

Ich nehme den Strohhalm meiner Cola in den Mund und kaue wütend darauf rum. Auch wenn ich es mir nicht anmerken lassen will, hat mich dieser Anruf aus der Fassung gebracht. Es war schwer dem Impuls zu widerstehen, sofort aufzuspringen und zu ihm ans Krankenbett zu eilen.

Matt legt den Kopf schief und beobachtet mich dabei, wie ich unruhig auf meinem Platz hin und her rutsche.

»Weißt du, Mimi, ich mag deine Mutter nicht besonders«, offenbart er mir.

Beinahe hätte ich aufgelacht.

»Oh, glaub mir, das beruht auf Gegenseitigkeit.«

»Aber irgendwie hat sie recht. Du bist nicht für das verantwortlich, was dein Vater tut. Er ist erwachsen und sollte es besser wissen.«

»Toll«, stöhne ich frustriert auf. »Jetzt fängst du auch noch damit an.«

»Ich meine ja nur, dass du Dinge, die er für sich selbst entscheidet, nun mal nicht ändern kannst. Du kannst ihn vielleicht unterstützen, aber du wirst ihn nicht verändern können. Das kann nur er allein. Du solltest damit aufhören, dich wie ein Babysitter um ihn zu kümmern.«

Ich schlucke hart, während mein Innerstes zu toben beginnt. Hätte er nicht noch klarere Worte finden können?

»Ich weiß selbst, dass ich gerade nicht die richtige Rolle einnehme, aber was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Abwarten, bis der nächste Absturz ihn umbringt?«

Matt schüttelt lachend den Kopf.

Was ist so lustig? Ich werfe ihm einen wütenden Blick zu.

»Du müsstest dich mal reden hören«, sagt er. »Du bist genau wie Tai. Ihr seid beide solche Weltverbesserer und denkt immer, dass alle Probleme der Erde auf euren Schultern lasten. Aber ich gebe dir einen gutgemeinten Rat: man kann Menschen nicht vor sich selbst retten, wenn sie nicht gerettet werden wollen.«

Dann steht er auf, schnappt sich unsere Abfälle und bringt sie zum Mülleimer, um sie hineinzuwerfen, während ich ihm mit offenem Mund hinterher sehe. Als er sich wieder mir gegenüber setzt und mich dann auch noch frech angrinst, funkle ich ihn finster an.

»Bist du immer so direkt?«

»Natürlich«, antwortet Matt beinahe entsetzt, als wäre ich diejenige, die nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. »Deshalb habe ich Tai auch gesagt, dass er nicht für Sora verantwortlich ist, nur, weil sie von ihm schwanger ist.«

Ich schlucke meine Fassungslosigkeit über diese Aussage hinunter und starre ihn an.

»Das hast du zu ihm gesagt?«

»Jap.« Matt zuckt mit den Achseln. »Aber er sieht das leider anders. Er würde sich eher ein Bein abhacken, als sie allein zu lassen.«

Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. »Und was ist so falsch daran?« Es ist kein Geheimnis, dass ich Tais Mut und seine Stärke, für andere da zu sein, immer bewundert habe. Das macht ihn eben aus.

»Nun ja, sieh es doch mal so«, erläutert Matt und sieht mich mit einem durchdringenden Blick an. »Würde er nicht bei Sora sein, würde es im Grunde nichts ändern. Es wäre immer noch sein Kind. Er wäre immer noch der Vater. Niemand sonst. Niemand kann an dieser Tatsache etwas ändern. Er kann sehr wohl das eine, ohne das andere haben. Sora ist zwar an das Kind gekettet, weil sie die Mutter ist, aber Tai ist nicht an Sora gekettet. Er kann immer noch das tun, was er will. Aber ihr Dickköpfe seht das ja anders.«

Ich wende meinen Blick ab und beiße mir auf die Unterlippe. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Natürlich hatte ich im ersten Moment den Impuls, ihn anzuflehen, bei mir zu bleiben. Aber ich fand, das wäre unfair gewesen. Unfair seinem ungeborenem Kind gegenüber. Unfair ihm gegenüber. Außerdem bin letztendlich ich Diejenige, die diese Entscheidung für uns getroffen hat, lange, bevor Tai auch nur realisiert hat, dass es für uns so keine Zukunft geben kann.

»Okay, genug der Grübelei. Dein Gesicht gefällt mir gar nicht«, sagt Matt bester Laune und erhebt sich von seinem Platz, während ich ihn finster anschaue.

»Tut mir leid, dass dir mein Gesicht nicht gefällt.«

Er grinst, geht um den Tisch herum und greift nach meiner Hand.

»Hey, was soll das werden?«, werfe ich ein, als er mich auf die Beine zieht.

»Der Tag ist noch nicht vorbei und anscheinend habe ich echt versagt, weil du immer noch so traurig wie heute Morgen aussiehst.«

»Du hast doch mit dem Tai-Thema angefangen«, grummle ich in mich rein, doch das interessiert ihn gar nicht. Er zerrt mich zu seinem Motorrad und drückt mir den Helm in die Hand.

»Und was machen wir jetzt?«, frage ich desinteressiert, weil meine Laune gerade echt im Keller ist, aber davon lässt Matt sich gar nicht beirren. Stattdessen schwingt er sich voller Elan auf die Maschine und deutet hinter sich.

»Am besten, du lässt dich überraschen.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Linchen-86
2022-09-08T14:30:59+00:00 08.09.2022 16:30
Hallo Liebes,

Wenn die Kleine endlich friedlich schläft 🥰
Ach ja, als Tai mit ausgrechnet Sora die Wohnung betraf hab ich auch nur gedacht, echt jetzt? Sie braucht ihn also sooo sehr, dass er jetzt da wohnen muss... Damit er bloß nichts verpasst oder was??? Oh man, aber genau Sora, so wird Tai sich bestimmt wieder in dich verlieben, wenn du ständig kotzt, komische Dinge isst, Stimmungsschwankungen, offenbar auch Größenwahn, nicht zu vergessen, dass sie einfach immer schlimmer wird und daran sind nicht die Hormone schuld...

Matt, es ist voll lieb, dass er Mimi hilft sich abzulenken und es irgendwie schafft. Sie reden immer mehr über ernstere Themen und kommen sich so natürlich näher... Ich bin mal gespannt, ob sie nochmal die Band vertreten wird. Ich bin immer noch dafür, dass sie die Managerin werden soll. Vielleicht machen sie auch mal zusammen Musik?
Und Matt hat Recht, nur weil man gemeinsam ein Kind erwartet ist man lange nicht dazu verpflichtet zusammen zu leben oder gar zusammen zu sein. Oh Gott, nicht auszudenken, dass sowas Gesetz wäre und man zusammen keine fünf Minuten aushält...
Tai, du musst noch viel lernen. Vorallem Menschen nicht immer alles zu glauben, was sie einem weiß machen wollen...

Also hätte mein Vater mich angerufen, ich wäre dran gegangen. Ja, er hat Mist gebaut, aber oft ist genau das Familie, denn auch ich baue immer noch Mist, aber meine Eltern sind trotzdem immer da und das macht Familie doch schließlich aus.

Mal sehen, was Matt sich hat als nächstes einfallen lassen

Liebe Grüße:*
Von:  Hallostern2014
2022-09-07T20:11:06+00:00 07.09.2022 22:11
Huhu Liebes ❤

Ich fand den Anfang so schön, nur leider mit dem Falschen Mann 🤣.

Warum geht Tai zu Sora ? Wegen einem Baby ? Ich bin gespannt was der Grund war. Ich musste aber lachen als Mimi fragte was Tai in seiner Wohnung macht 🤣. Und ja zum Glück hat er die beiden nicht gesehen..

Matt ist echt toll. Wie lieb er sich um Mimi kümmert.
Die Idee mit dem Motorrad fand ich mega..das war die Perfekte Ablenkung.

Was Mimis Mutter betrifft..da sind wir uns wohl alle einig, wir hassen sie auch. Auch das Mimi nicht ans Handy geht als ihr Dad anrief kann ich verstehen.

Ich finde Matt auch in Sache Tai recht. Tai ist nicht an Sora gebunden. Nur weil es angeblich sein Baby ist. Er wird seine Pflichten tun das weiß jeder aber nur was mit dem Baby zu tun hat. Und die Schwangerschaft ? Dafür braucht Sora ihn eigentlich gar nicht. Aber leider sieht es ebend Tai anders genauso wie Mimi beide sehen nur diesen einen Weg statt die richtige Lösung.

Ich bin nun gepennt wie Matt es wieder gut machen will 😂.




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