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Warum Eigentlich Noch Liebe?

Inspiriert von "Love Sux"
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
A.k.a. "Love It When You Hate Me" Komplett anzeigen

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Brenne

Sephiroth beobachtete den Minutenzeiger der Wanduhr beim Wandern, nachdem Doe das Büro verlassen hatte. Wo hatten sie sich da hinein geritten? Mit einem Blick auf die Couch, die an der Wand im Büro stand und auf der sich das Drama am Vortag abgespielt hatte, zog er kurz in Betracht, ob es vielleicht doch möglich sein konnte, dass er Doe unfair behandelte ...
 

And I ignore all the warning signs

Should’ve seen the red flags but for you

I’m fucking blind
 

„Heyhey.“ Sephiroth, über Dokumente auf seinem Schreibtisch gebeugt, wandte sich um, als jemand am Rahmen seiner offenen Bürotür klopfte.        

„Waren wir noch mal verabredet?“, fragte er Doe, der mit einer Weinflasche und zwei Gläsern in den Händen eintrat.         

„Ich dachte, ich komm einfach so vorbei“, sagte Doe mit einem Schulterzucken. Sephiroths skeptischer Blick wanderte zwischen Does Gesicht und seinen Händen hin und her. Der schloss als Reaktion einfach die Bürotür hinter sich. Sephiroth lachte kurz auf, bevor sich ein einzelnes Husten aus seinem Hals rang. Doe stellte die Gläser auf dem Schreibtisch ab und schickte sich an, den Wein einzugießen.      

„Warte“, sagte Sephiroth schnell. Er holte sein Handy hervor.       

„Irgendwo ist immer Wine O’Clock, weißt du doch“, sagte Doe. 

„Nein, nein, das mein ich nicht.“ Er schob Doe sanft beiseite, platzierte die Gläser um die Weinflasche und suchte einen guten Winkel, in dem nicht sofort sein Schreibtisch zu erkennen war – die oberen Etagen mussten nicht unbedingt eine Alkoholflasche und seine Arbeitsstätte zusammen auf einem Bild sehen. Er trübte den Hintergrund, wählte einen hübschen Filter und lud das Photo mit einer total cleveren Bildunterschrift hoch.  

„Du postest auch dein Essen, oder?“, fragte Doe grinsend. „Darf ich dann jetzt?“

„Aber nicht so viel, ja?“, bat Sephiroth, während er sein Handy wegsteckte.       

„Wir sind zwei erwachsene Menschen, die sich entscheiden, schon am Nachmittag ein bisschen Wein zu genießen“, entgegnete Doe unbeirrt, „und wenn du niemandem davon erzählst, wirst du auch nicht verurteilt werden.“

„Nein, ich meine nur“, sagte Sephiroth, als er sein Glas entgegennahm, „ich vertrage im Moment nichts. Aber Gott, der riecht gut.“ Während Doe sich bereits zum Sofa an der Seite des Büros begab, nahm Sephiroth noch die Flasche in die freie Hand und studierte das Etikett. Rotwein mit Spuren von Erdbeere und anderen Früchten. Er hatte diese Aromen, die angeblich in Wein steckten, noch nie schmecken können, aber wenn die Aufschrift es sagte ...

Er stellte die Flasche auf dem Beistelltisch in der Ecke wieder ab und setzte sich Doe gegenüber aufs Sofa. „Du musst aber wenigstens probieren“, sagte Doe, als Sephiroth den Wein im Glas schwenkte.

„Schmeckst du Erdbeeren?“, fragte Sephiroth, als er an dem Wein nippte.

„Das ist kein Sommerwein“, erwiderte Doe, was Sephiroth nicht weniger ratlos zurückließ. Sephiroth nahm einen weiteren vorsichtigen kleinen Schluck.          

„Schmeckt wirklich gut“, schloss er. „Aber geht im Moment nicht.“ Er stellte sein Glas zu der Flasche in der Ecke.  

„Bleibt mehr für mich“, sagte Doe unbekümmert. Er machte es sich auf dem Sofa gemütlich. „Und, was läuft bei dir so?“    

Sephiroth blickte auf der Suche nach einer Antwort durch den Raum. „Keine Ahnung“, sagte er, ohne seine Augen zurück auf Doe zu richten, „der ewige Kampf gegen meinen Körper, schätz ich. Neben dem ewigen Kampf gegen meine ‚dunkle Seele‘, den ich jetzt auch schon über fünfundzwanzig Jahre führe. So ungefähr.“ Er schaute zurück zu Doe und erwartete eine Reaktion.           

„Ok, wow“, sagte Doe. „Das ist auch nicht schön.“           

„Alle wollen immer, dass ich mit ihnen darüber rede“, sagte Sephiroth plötzlich. 

„Na ja, ich schätze, sie wollen dir nur helfen.“        

„Weißt du, und das ist auch wirklich nett und alles“, sagte Sephiroth; er beugte sich näher zu Doe. „Aber ist es so schwierig sich vorzustellen, dass ich vielleicht mal eine Minute nicht daran erinnert werden möchte, wie im Arsch ich einfach bin?“         

Darauf schien Doe keine Antwort zu haben. Sephiroth lehnte sich wieder zurück. Er bereute bereits, ausgesprochen zu haben, was er wirklich dachte. Warum erzählte er das überhaupt Doe? Er hatte ihn nie gedrängt, hatte nie mit belämmertem Blick gefragt, ob er auch wirklich gegessen hatte, ob er auch wirklich war, wo er gesagt hatte, dass er sein würde, ob es ihm auch wirklich gut ging, wenn er das sagte. Doe hatte ihn nicht mit jeder Bewegung infrage gestellt und ständig daran erinnert, wie schwächlich und verletzlich er war. Deswegen war es doch so angenehm gewesen, mit ihm Zeit zu verbringen. Warum also griff er jetzt ausgerechnet ihn an?           

„Aber ...“, sagte Doe und holte Sephiroth aus seinen Gedanken, „ihr lasst euch schon scheiden, oder?“

„Doe.“ Sephiroth konnte es nicht fassen. „Bitte sag mir, dass du nicht auch noch daran glaubst. Nicht du.“            

„Na ja ... Stimmt es oder stimmt es nicht, dass ihr euch jetzt ein halbes Jahr nicht gesehen habt?“          

Sephiroth schlug die Augen nieder. Natürlich stimmte es. Nachdem sie nach anderthalb Jahren aus Banora nach Midgar zurückgekehrt waren, beide auf ihre Weise ausgezehrt und am Ende der Kräfte, hatte sich Genesis ein paar Wochen später von ihm verabschiedet, hatte ihm versichert, dass er irgendwann wiederkommen würde – und seitdem war er wie vom Erdboden verschluckt. Sephiroth hatte ihn mit unzähligen Anrufen und Nachrichten nie erreichen können. Das Handy war eingeschaltet, Anrufe und Nachrichten gingen ein. Sie wurden allerdings weder gelesen noch beantwortet.    

Er wusste nicht, was er daraus machen sollte. 

„Lass uns über was anderes reden“, sagte Sephiroth also schließlich.        

„Also, ich dachte eigentlich schon, dass ich deswegen hier bin“, sagte Doe, während er seinen Blick suchte. „Weil ihr euch scheiden lasst. Dachte ich.“  

Sephiroth erstarrte, den Blick auf Does graue Augen gerichtet, in der Hoffnung, dort irgendetwas zu finden, was ihm sagte, dass dieser Albtraum nicht wahr sein konnte. Langsam spürte er, wie er unwillkürlich den Kopf schüttelte. Das Gefühl kam zurück in seinen Körper. „Was genau lässt dich das denken?“, fragte er mit fester Stimme.         

„Oh, Seph, ich bitte dich, das war offensichtlich“, sagte Doe, seiner gerunzelten Stirn zufolge nun wohl auch verärgert. „Selbst wenn man keine Augen im Kopf hat.“   

Sephiroth, dessen Herz irgendwo an seinem Hals schlug, ließ die Situation kurz auf sich wirken. Die Aufmerksamkeit. Die Berührungen. Der Wein. Summer wine. „Du hast es nur auf meinen Hintern abgesehen ...“ Doe machte eine Regung, die wohl ausdrücken sollte, wie offensichtlich das alles gewesen war. Seufzend nippte er an seinem Wein und weigerte sich, Sephiroth anzusehen. „Ist das dein Ernst? Jetzt bist du sauer, weil ich nicht mit dir ins Bett gehe? Ich bin verheiratet, ich trag einen verdammten Ehering, was dachtest du denn?“

„Hast du mir eben zugehört?“, fragte Doe nur.       

Sephiroth betrachtete sein Profil ein paar Herzschläge lang. „Ich glaube, du möchtest jetzt gehen“, sagte er, und er wunderte sich selbst, wie ruhig er klang. „Und du brauchst auch nicht mehr wiederzukommen, wenn’s nach mir geht.“
 

Running out of fucks that I can give to you
 

Nein, alles in allem sah Sephiroth sich im Recht. War er nicht betrogen worden von jemandem, der ihm Freundschaft vorspielte, um ihn ins Schlafzimmer ziehen zu können? Was konnte er dafür, dass er nicht davon ausging, dass Männer dumm genug waren, sich an ihn heranzumachen, wenn er offensichtlich verheiratet war? Er konnte da wirklich kein Verständnis entwickeln. Im Gegenteil, er konnte nur zu dem Schluss kommen, dass Doe es verdient hatte, zu schmoren.
 

Don’t call me, baby

I love it when you hate me
 

Und dennoch seufzte er. Doe an allem die Schuld zu geben stellte ihn nicht annähernd so zufrieden, wie er es sich vorgestellt hatte. Dann war Doe eben dumm genug gewesen, sich an ihn heranzumachen. Und wenn schon, offensichtlich hatte er gedacht, Sephiroth wäre zu haben. Vielleicht hatte er ihm ja sogar Signale gesendet ...? Sephiroth betrachtete erneut seine linke Hand. Nein, das hatte er eindeutig nicht. Da, der Ehering war deutlich zu sehen. Ihn traf absolut keine Schuld. Trotzdem fiel es ihm zunehmend schwer, sauer auf Doe zu sein. Oder jedenfalls nur auf ihn.

Er entschied, obwohl er gerade erst im Büro angekommen war, seine Akten erst einmal Akten sein zu lassen und die Arbeit auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, wenn er herausgefunden hatte, was er von der ganzen Sache halten sollte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Strawberries, cherries and an angel's kiss in spring
My summerwine is really made from all these things
Take off those silver spurs and help me pass the time
And I will give to you ... summer wine, ohoh, summer wine

Also, ja, summer wine steht, nicht unbedingt subtil, für Sex.

Bitte bedenkt, dass wir hier mit zwei Millennials zu tun haben, daher Wine O'Clock, Essen posten, es fehlt eigentlich nur noch "Du als Ravenclaw ..."^^

„Das ist auch nicht schön“ ist übrigens die deutsche Version von "That's rough, buddy." #Avatar

PS: Link zum Musikvideo
https://www.youtube.com/watch?v=lPi1jj12WC8 Komplett anzeigen

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