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Rote Rosen im Schnee

Yukiko x Yusaku
von

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Jahrestag

02.12.2003
 

Die große Wanduhr in der Bibliothek schlug zur vollen Stunde und weckte Yukiko so aus ihrem Halbschlaf. Sie hatte sich in den großen Ohrensessel niedergelassen, eine Tasse Tee neben sich auf dem Stehtisch und ein Buch in der Hand. Da sie eingenickt war, lag dieses nun allerdings geschlossen in ihrem Schoß.

Es war das neuste Werk ihres Mannes und der Grund, warum sie zu so später Stunde noch nicht im Bett lag.

Yusaku hatte heute an einer Preisverleihung teilnehmen müssen und da ihr kleiner Sohn, Shinichi, sich bei seiner Kindergartenfreundin Ran angesteckt hatte, war Yukiko mit ihm zuhause geblieben. Shinichi ging es zum Glück besser als noch die vergangenen Tage und er schlief tief und fest in seinem Bett, aber ihn bei ihrem Nachbarn Professor Agasa zu lassen, hatte Yukiko nicht übers Herz gebracht.

Also wartete sie nun, dass ihr Gatte endlich nachhause kam, ihr seine Trophäe unter die Nase halten und zufrieden mit sich und der Welt sein würde. Zumindest ging sie davon aus, dass er gewonnen hatte.

Leider wurde die Preisverleihung weder im Fernsehen ausgestrahlt, noch wurde von ihr im Radio davon berichtet. Nicht weiter verwunderlich, schließlich ging es nur um einen japanischen Preis für Kriminalliteratur. Das sprach wahrscheinlich eher weniger die großen Massen an.

Anders als ihre Serie und Filme, die immer noch regelmäßig rauf und runter im Fernsehen liefen. Manchmal gab es im Kino sogar Sondervorstellungen, weil sie noch immer so viele Leute anzog. Dabei war ihre Zeit als größte Schauspielerin Japans bereits ein paar Jahre her.

Yukiko fragte sich manchmal, ob es das Richtige gewesen war, komplett von der Schauspielerei zurückzutreten. Aber an Tagen wie diesen, in denen sie sich um ihren Sohn kümmern musste, merkte sie wieder, wie wenig es ihr am Ende doch fehlte.

Ihre neue Rolle als Mutter und Hausfrau gefiel ihr sehr gut. Der Stress der Drehtage und Reisen war weg und sie konnte sich die Termine so legen wie sie es wollte. Einfach nach Lust und Laune zu Filmpremieren gehen oder alte Freunde in Filmstudios besuchen.

Ihre wilden Jahre hatte sie hinter sich gelassen, aber mit einem vierjährigen Sohn und einem Krimispinner als Ehemann war es auch in den eigenen vier Wänden oft aufregend genug. Vom Professor nebenan gar nicht zu sprechen.

Yukiko streckte sich ausgiebig und erhob sich, ohne an das Buch in ihrem Schoß zu denken, dass ihr nun auf den Boden fiel.

Sie seufzte und hob es auf, um es neben ihre Tasse Tee zu legen. Natürlich war deren Inhalt mittlerweile kalt geworden und Yukiko nahm sie deshalb in die Hand, um sich in der Küche eine neue Tasse zu machen.

Es war Anfang Dezember, der erste Schnee war bereits gefallen und Yukiko wurde nur bei dem Gedanken an die Minustemperaturen draußen kalt.

Im Gang blieb sie kurz stehen, um zu lauschen, ob ihr Sohn vielleicht doch noch einmal aufgewacht war, aber außer dem Knarzen des Holzes, war alles ruhig. Sie würde später noch einmal zu ihm hochschauen und sich dann bettfertig machen. Wenn Yusaku sich einbildete, die halbe Nacht wegzubleiben, weil es nach der Preisverleihung noch ein geselliges Beisammensein gab, würde sie sich zuhause nicht die halbe Nacht um die Ohren schlagen. So gern sie ihn auch noch sehen wollte, bevor sie zu Bett ging.

Schließlich war heute nicht nur der Tag der Preisverleihung, sondern auch ihr Jahrestag.

Nicht, dass sie etwas geplant hatten. Yukiko war die letzten Tage durch Shinichi ganz schön auf Trapp gehalten worden. Aber zumindest ein wenig Zeit zu zweit würde sie sich wünschen. Yusaku hatte ihr versprochen vor Mitternacht zuhause zu sein, auch wenn er nicht weiter auf den heutigen Tag eingegangen war. Aber wenn ihr Mann sich nicht langsam beeilte, würde er sein Versprechen brechen – und dann würde es gewaltig Ärger geben.

Auch wenn sie ihn dazu motiviert hatte, den heutigen Termin unbedingt wahrzunehmen.

Yukiko füllte den Wasserkocher auf und schaltete ihn an. Während sich sein Inhalt erwärmte, kramte sie in der Box mit den Teesorten herum, konnte sich aber nicht gleich für einen entscheiden. Sie hatte zuletzt Pfefferminz getrunken, aber stand ihr jetzt noch der Sinn nach einem weiteren Kräutertee?

Die Überlegung war eigentlich Zeitverschwendung. Sie sollte einfach in die Holzbox greifen und den Tee aufbrühen, den sie zu fassen bekam. Aber es tat ihr gerade gut, sich Gedanken über etwas so Triviales zu machen und nicht darüber, ob sie am heutigen Tag ihren Mann noch einmal zu Gesicht bekommen würde oder nicht. Sie seufzte leise. Konnte sie ihm denn wirklich verübeln, nach einem Sieg mit Verleger und Kollegen anzustoßen?

Gerade als Yukiko sich für einen Pfirsichtee entschieden hatte, vernahm sie ein seltsames Kratzen. Sie legte den Teebeutel auf die Küchenplatte und lief mit zusammengezogenen Augenbrauen in den Flur. Wie sie vermutet hatte, kam das Geräusch von der Haustür.

Yukiko war von Haus aus ein neugieriger Mensch und so dachte sie nicht weiter darüber nach, sondern ging schnurstracks auf die Haustür zu, die sie schließlich schwunghaft öffnete.

Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber sicher nicht ihren Ehemann, der sie mit großen Augen anschaute, den Schlüssel in die Luft erhoben.

„Probleme beim Aufsperren?“, fragte sie, in Erwartung bei seiner Antwort, eine Alkoholfahne riechen zu können.

„Sehr scharfsinnig, Schatz.“ So wie er es sagte, klang es wie ein Kompliment und Yukiko begann zu grinsen. „Bei den Temperaturen wollten meine Finger nicht so wie sonst.“

Nach Alkohol roch er nicht und eine Trophäe konnte Yukiko auch nicht sehen. Hatte er doch verloren und war deshalb nicht auf die Aftershow-Party gegangen?

Yusaku lachte kurz und sagte, als hätte er ihre gedachte Frage gehört: „Ich habe gewonnen. Die Trophäe ist allerdings klein genug, um in meine Jackentasche zu passen.“

„A-ach so.“

Yukiko hatte ihre eigenen Trophäen im Kopf gehabt, die für einen solchen Transportort definitiv zu groß waren. Wohl noch ein Beweis dafür, dass ihre Branche mehr Aufmerksamkeit erhielt. Sie unterdrückte ein Schmunzeln.

„Aber komm erst einmal rein, wenn dir so kalt ist. Ich mache gerade sowieso Tee.“

Sie ging einen Schritt zur Seite und spürte an ihren Beinen langsam selbst die Kälte, die ins Innere des Hauses kroch.

„Einen Moment noch.“

Yusaku bückte sich plötzlich. Yukiko folgte seiner Bewegung mit ihrem Blick und ihre Augen weiteten sich überrascht. Vor ihr lag ein Blumenstrauß am Boden. Es waren sicher ein duzend rote Rosen, die in den Schnee gefallen waren.

„Der ist mir leider runtergefallen, als ich versucht habe die Tür aufzusperren. Ich wollte ihn dir heute Nachmittag schon geben. Aber nachdem es Shinichi nicht gut ging und du alle Hände voll zu tun hattest, habe ich ihn vorhin lieber mitgenommen, damit er dir nicht zufällig in die Hände fällt.“

Yusaku stand nun wieder gerade vor ihr und hielt ihr die Blumen entgegen.

Yukiko konnte vor Verblüffung im ersten Moment nichts sagen, nahm ihm aber wortlos die Blumen ab und schloss die Tür hinter ihm, nachdem er das Haus endlich betreten hatte.

„Ich weiß, wir hatten vereinbart keine große Sache aus unserem Jahrestag zu machen. Erst die Preisverleihung, die auf den heutigen Tag fiel und dann wurde Shinichi auch noch krank. Aber eine kleine Geste erschien mir dennoch wichtig.“

Mit einem breiten Grinsen umarmte Yukiko ihren Mann, wobei sie die Rosen an seinen Rücken drückte und gab ihm einen Kuss.

„Und ich dachte schon, du lässt dich von der feiernden Meute zu einem Umtrunk verleiten“, sagte sie schließlich und lachte.

Sie war über diese Geste und seine Gedanken, die er sich deshalb gemacht hatte, so glücklich, dass ihr sogar egal war, dass die Rosen durch den Fall auf den Boden und ihre anschließende Begegnung mit Yusakus Rücken nun geknickt waren und einige Blätter verloren hatten.

„Natürlich nicht. Aber du hattest Tee angesprochen?“

Hand in Hand liefen die beiden in Richtung Küche, wo Yukiko leise summend nun zwei Tassen Tee zubereitete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Haha, ja nennt mich gerne, die Queen der vergeudeten Prompts, so random wie die bei mir immer vorkommen >D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lost_Time
2021-12-19T12:31:30+00:00 19.12.2021 13:31
Gott, es ist so kitschig und so erahnbar, aber trotzdem voll süß. ^////^
Es ist wirklich zu beschrieben, ich mag die Beschreibung der Szenerie und auch den Einblick in Yukikos Gedankenwelt. Wie sie ihre damalige Entscheidung in Frage stellt und dann trotzdem zum Entschluss kommt, dass die Entscheidung richtig war. Ich finde es auch lustig, wie sich etwas über ihren Mann und seine Preisverleihungen lustig macht. Wirklich niedlich, soweit wie ich Yukiko kenne hast du sie ziemlich gut getroffen.
Eine Minianmerkung, bei der wörtlichen Rede von Yusaku bitte aus dem "„Er die Preisverleihung, die auf den heutigen Tag fiel..." ein "Erst" machen. Ich bin bei Tippfehlern nicht so penibel. Aber ich bin da echt hart drüber gefallen und dachte ich sei in der Zeile verrutscht. XD
Antwort von:  Goetterspeise
20.12.2021 16:37
Hey hey,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Ja, es ist kitschig und erahnbar, aber es ist ja auch Weihnachten :D Und es freut mich, dass du es süß findest!!
Ich freue mich auch, dass dir die Beschreibung gefällt und der Einblick in Yukikos Gedankenwelt :3
Und danke für die Info zum Tippfehler. Gehe ich gleich mal bereinigen. :)


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