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Chaos zwischen Zeit und Raum

von

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VII. Kapitel - Die Prophezeiung des heiligen weißen Drachen ...

„Und?", mit hochgezogener Augenbraue sah der Braunhaarige zu Atemu, „… hast du schon einen Plan, wie du nun vorgehen willst?“ Der junge Pharao schlug mit der Faust fest auf den Tisch, starrte zu Seto, „Als erstes müssen wir das Versteck von Bakura überhaupt erst einmal finden. Momentan wissen wir nur, dass es irgendwo in der Nähe der alten Berggräber, tief verborgen in den roten Bergen liegt …“, erklärte er, „Aber da liegt auch das Problem, wir können die Gegend nur grob eingrenzen.“ „Wenn es ebenso in den Bergen liegt, dann sollten wir unseren Besuch bei den Bergvölkern und die Suche nach Bakura miteinander verbinden“, schlug der CEO vor, „Vielleicht kann uns der Häuptling der Stämme sogar helfen, schließlich kennt er sich dort in den Bergen doch sicher sehr viel besser aus.“ „Ich bezweifele, dass er dies tun würde“, kam es zweifelnd von dem jungen Pharao, der sich aufseufzend wieder auf den steinernen Thron sinken ließ. „Schließlich muss ich es erst einmal schaffen, ihn zur Zusammenarbeit gegen die Schattenkreaturen bewegen. Denn wie du ja gehört hast, er ist nicht gerade ein Freund von mir … er scheint mich eher zu verachten!“

„Das wird sich ja dann noch zeigen!“, knurrte der CEO gelassen. „Somit würde ich vorschlagen, dass wir uns nach den letzten anstrengenden Tagen erst etwas ausruhen, heute Abend ein wenig feiern und uns dann morgen frisch auf den Weg in die Berge begeben“, freundlich unterbreitete Atemu dem anderen sein Angebot, worauf Seto zustimmend nickte.
 

Viele Wüstenmeilen vom Palast entfernt in den steilen Bergen des Tanin – Massivs, welches sich auf der östlichen Seite des Nils erhob und sich mehrere Meilen am Roten Meer entlang, zwischen Theben bis hin zu Nubien, erstreckte. Dort saß ein Häuptling gedankenversunken am Feuer, blickte in die rötlich züngelnden Flammen und dachte an den eindrucksvollen Fremden, dem er vor einigen Stunden begegnet war und welcher die Macht über den heiligen weißen Drachen besaß. //Endlich wird sich die Prophezeiung erfüllen. Endlich, nach so langer Zeit …// „Rishid?“ Keinerlei Reaktion … //Dieser Fremde ist besonders, er wird dem Pharao helfen und so kann dieser sein Schicksal erfüllen.// „Rishid … unser Schamane wartet bereits auf dich!“, kam es leise von einem jungen Mann, dessen wirre Mähne bis weit auf seinen sonnengebräunten Rücken hinab hing. „Komm, es warten alle nur noch auf dich.“ Endlich zeigte der Glatzenträger, der nachdenklich seinen einzelnen, langen Zopf, welcher innerhalb seines Stammes als Zeichen des Ranges diente, in seinen Händen gedreht hatte, eine erste Reaktion, „Kassim, geh schon vor und sag, … ich komme!“ „Ich werde es unserem Schamanen mitteilen.“
 

Nachdem Kassim wieder auf den Weg zu ihren Stammesbrüdern war, warf Rishid noch einen langen Blick auf das Sternbild des Drachen, welches in ihrem Stamm besonders verehrt wurde, erhob sich dann jedoch ebenfalls und machte sich auf, um mit seinem Volk den restlichen Abend zu verbringen. „Rafiki, du hast mich rufen lassen?“ „Das habe ich. Setz dich zu mir, Rishid!“, forderte der Dorfälteste und Schamane den mächtigen Häuptling der großen drei Bergvölker auf. „Mir wurde erzählt, dass ihr heute einen Fremden getroffen habt.“ „Dies ist wahr, Rafiki.“ „Stimmt es, dass dieser Fremde den heiligen weißen Drachen führt?“, lauernd sah der Alte in Rishids dunkle Augen. „Ja!“ „Glaubst du, er ist derjenige, auf den wir schon solange gewartet haben?“ Rishid nickte mit einem hoffnungsvollen Ausdruck in seinen ebenmäßigen Gesichtszügen, „Ja! Er strahlt eine solche Stärke und Würde aus. Er ist besonders und wird dem Pharao bei der Erfüllung dessen Schicksals zur Seite stehen.“ Sanft lächelnd legte sich ein Glänzen in die dunklen Tiefen des Häuptlings. Der alte Schamane sah Rishid lange an, „Verliere dich nicht in deinen Gefühlen, Rishid, du kennst schließlich die Prophezeiung!“ „Ja …“, bedrückt ließ der andere seinen Kopf sinken, starrte stumm in das züngelnde Feuer. „Oh ja, denn wenn er ein ´Falscher Drache` ist, dann ist es an uns ihn zu töten, an dir ihn zu töten … wir sind die Hüter“, heftig fiel Rishid seinem Dorfältesten ins Wort, schrie ihn mit funkelnden Augen an. „Er ist kein ´Falscher Drache`, Rafiki. Du hättest ihn sehen müssen, diese Aura, die kann man gar nicht beschreiben, er ist der ´Wiedergeborene Drache`, derjenige, von dem in der Prophezeiung des Karaethon berichtet wird!“
 

Vor einigen Stunden hatte auch im Palast eine Feier zur Ehre des Pharao und der heimgekehrten Helden begonnen. Wein und Bier flossen in Strömen, die Tische waren mit den feinsten Köstlichkeiten gedeckt, und nachdem Atemu sowie Seto sich die Bäuche vollgeschlagen hatten, saßen sie gemütlich in großen Kissen und schmiedeten Pläne für den nächsten Morgen. „Was meinst du, Seto, ist es ratsam, wenn wir bei den drei großen Bergvölkern mit mehreren Wachen von meiner Leibgarde erscheinen oder sollten wir beide uns doch lieber nur zusammen mit Mahaad und einer weiteren Palastwache auf den Weg machen?“ Kaiba warf einen kurzen Blick in seinen Krug, der noch halb mit Bier gefüllt war. „So wie ich den Häuptling einschätze, ist er eine äußerst ehrenwerte Haut und wird sich an alles, was er verspricht auch halten. Und ich hatte das Gefühl, als wäre er mehr als nur beeindruckt von meinem weißen Drachen gewesen. Dort war ein Funkeln in seinen Augen, und dann diese Frage, wann wir uns wiedersehen?!“, Kaiba legte den Kopf schief und trank einen Schluck. „Also, denkst du, wir können es riskieren ihm zu vertrauen?“ „Ja! Jemand, der nicht vor meinem Weißen zurückschreckt, sondern ehrfürchtig und mit einem Ausdruck der Erwartung im Blick … ja, so jemandem vertraue ich.“ //Und ich vertraue dir, Seto! Denn du hast mir bereits so oft geholfen.// Der Kleinere griff mit einem sanften Lächeln zu einer Obstschale und nahm sich eine Dattel raus.
 

„Dann werden lediglich wir beide mit Mahaad und einer weiteren Wache aufbrechen.“ Genüsslich kaute er die leckere Dattel, leckte sich über die Lippen. „Warum willst du denn unbedingt diesen Magier mitschleppen?“ „Seto Kaiba, Mahaad ist ein ehrenwertes Mitglied meiner Priestergarde und hat nachdem Seth verschwunden ist, den höchsten Rang innerhalb der Millenniumsgarde. Außerdem ist Mahaad der einzige Magier im ganzen Königreich, der die Fähigkeit besitzt, mit seiner Magie zu heilen, und darauf kann man in diesen finsteren Zeiten, wo die Gefahr von Schattenkreaturen angegriffen zu werden so groß ist, nicht verzichten.“ „Pfftt … wozu brauchst du mich dann?“, kam es pikiert von dem CEO. Sauer verschränkte Atemu die Arme vor der Brust, „Auf eine solch unsinnige Frage antworte ich gar nicht erst, schließlich hab ich dich gebeten und du solltest wissen, dass ich so etwas nicht leichtfertig tue.“ Der Präsident der KaibaCorporation schnaubte genervt, schob leicht die Lippen vor, „Gut, gut, ich sag ja schon gar nichts mehr.“
 

In diesem Augenblick trat Mahaad zu Atemu, „Mein verehrter Pharao Atemu, ich denke, ich weiß jetzt, was dieser schamlose Dieb hier im Palast gesucht hat.“ Sofort blickte der Pharao aufmerksam zu seinem Magier. „Und das wäre?“ „Er hat, während seine Leute die Priester im Thronsaal bewachten, deren Gemächer durchsucht. Das meinige ebenso und hat die Schatulle, in welcher ich sonst den Millenniumsring aufbewahre, mitgenommen … er war eindeutig hinter dem Ring her!“ „Die Millenniumsgegenstände! Ausgerechnet einer der drei Millenniumsgegenstände, die anfällig für die Finsternis sind, und einen überaus starken Charakter fordern, um sie zu hüten“, hauchte der Pharao leise, woraufhin Mahaad zustimmend nickte. „Soll das heißen, diese Gegenstände sind aufgeteilt in ´gut und böse`?“, skeptisch blickte Seto zu Atemu, welcher noch immer voller Entsetzen Mahaad anblickte. Nachdem er keine Antwort bekam, knurrte er den Pharao an, „Könnte bitte mal einer der Herren so gnädig sein und mir eine Antwort geben? Immerhin hab ich euch was gefragt.“
 

„Ja, Seto, laut der alten Sage, die mein Vater Pharao Aknamkanon mir oft erzählte, gibt es drei Millenniumsgegenstände, welche zur Gerechtigkeit streben. Dies sind der Schlüssel, die Kette und die Waage. Auf der anderen Seite, gibt es drei Millenniumsgegenstände, welche sich nur zu leicht vom Bösen beeinflussen lassen, dass sind das Auge, welches du ja bedauerlicherweise schon von Pegasus kennst, dann der Ring, den Mahaad hütet sowie der Stab des Hohepriesters Seth … denn all diese Millenniumsgegenstände benötigen Seelen, denen ein starker, ehrlicher Charakter inne wohnt. Wenn dem nicht so ist, hast du ja bei Pegasus gesehen, was geschieht …“ Seto wirkte nachdenklich, „Hm … dass sind nun sechs, drei auf jeder Seite! Was ist mit dem Puzzle?“ Ein tonloses Seufzen erklang, „Das Millenniumspuzzle repräsentiert beides, sowohl das Böse und auch das Gute, die Lasterhaftigkeit sowie die Gerechtigkeit. Daher ist es so wichtig, dass das Puzzle nie in falsche Hände gerät, niemals und meine Seele stets gerecht bleibt. Ich darf niemals der Finsternis anheim fallen!“
 

Wenige Stunden erholsamen Schlafs später, „Wo ist denn Seto?“, verlangte der junge Pharao zu wissen, welcher bereits seit geraumer Zeit im Innenhof bei seinem Pferd stand. „Mahaad, kümmere du dich darum, dass Horatio die Essens– sowie die Wasservorräte noch mal akribisch prüft, schließlich wird dieser Ritt lang und sehr anstrengend werden.“ //Ich gehe nach meinem Gast sehen und ihn aus dem Bett werfen. Unerhört …// Eilig schritt der Bunthaarige durch den schmalen Geheimgang, welcher den Innenhof mit seinem eigenen Schlafgemach verband, von dort trat er aus der Tür und gegenüber in das Gemach des Größeren. „SETO?“, mit wenigen Schritten war er im Schlafgemach, „Seto … wach a-…uf“, abrupt brach Atemu ab. „VERDAMMT … WAS. FÄLLT. DIR. EIN.? EINFACH. HIER. SO. REINZUPLATZEN!?“, knurrte der CEO und zerrte das Laken vom Bett vor seinen nackten Unterleib. „Ich, … also, ich … hab dich gerufen, doch du hast nicht … geantwortet …“, murmelte Atemu, „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen“, kam es, als er sich etwas gefangen hatte. „Warum solltest du mich in Verlegenheit bringen? Schließlich habe ich nicht den geringsten Grund, mich für meinen perfekten Körper zu schämen“, schnarrte Kaiba überheblich, während er sich anzog. „Seto, was war eigentlich los? Du verschläfst doch sonst nicht?“, neugierig blickte Atemu auf den muskulösen Körper des Größeren, schluckte trocken und hoffte inständig, dass Kaiba nicht bemerkte, wie eng ihm der Hals bereits wieder geworden war. „Ist halt mal passiert … kann doch auch mal vorkommen, oder etwa nicht?“ //Zwar habe ich nicht verschlafen, sondern entgegen meiner sonstigen Art vor mich hin geträumt … aber diese Träume waren äußerst anregend … und ziemlich ablenkend!//
 

Als sich Kaiba fertig angekleidet umdrehte, lächelte ihn Atemu sanft an. „Nun komm endlich, wir müssen los. Mahaad und Horatio warten im Innenhof auf uns, damit wir uns endlich auf den Weg begeben. Immerhin müssen wir heute noch ein gutes Stück des Weges schaffen, bis wir ein Nachtlager aufschlagen können. Denn wir haben einen Ritt von fast zwei Tagen bis zu dem Bergmassiv, in dem die Bergvölkern leben, vor uns. Und das nur, wenn es keine Zwischenfälle auf dem Weg gibt“, gab Atemu zu bedenken. Schnell wusch sich der Brünette dann noch und folgte danach auch schon dem Pharao in den Innenhof, wo er elegant auf Horus Platz nahm. Atemu stieg auf Osiris, warf allen einen letzten Blick zu. „Auf, lasst uns in Richtung des Tanin – Massivs reiten“, befahl Atemu mit lauter Stimme und gab seinem Schimmel die Sporen. „Sehr wohl, mein ehrwürdiger Pharao. Doch seid Ihr euch sicher, dass wir nicht mehr Wachen zu Eurem Schutz mitnehmen sollen?“, zweifelnd blickte Mahaad sich um. „Ich bin mir sicher. Denn es hat mir jemand, dem ich persönlich vertraue, versichert, dass wir diesem Häuptling trauen können und somit tue ich dies!“
 

Der kleine Trupp des Pharao war nun schon mehrere Stunden unterwegs, als jener entschied, bei der Oase Farafra vor der Weißen Wüste zu rasten. Nachdem Atemu abgestiegen war band er Osiris locker an einem großen dornigen Strauch an, um sich im Schatten einer Palme gegenüber von Kaiba niederzulassen, welcher bereits dort Platz genommen hatte. „Was denkst du, Seto, wie wird der Häuptling auf mein Angebot einer Zusammenarbeit reagieren?“ „Also sehe ich das richtig? Du möchtest von mir jetzt noch einmal hören, dass die Verhandlungen mit den Bergvölkern zu deiner Zufriedenheit verlaufen werden?“, kam es schmunzelnd von dem CEO. Mit einem zögerlichen Nicken bestätigte der junge Pharao Kaibas Frage. „Ich kann dir darauf nur sagen, dass ich keine Probleme haben werde, abermals meinen weißen Drachen zu rufen, um ähm, … deine Prioritäten zu wahren.“ Überheblich schob er sein Kinn vor, legte seine Füße übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schließlich weiß ich, wie viel dir an dieser Kooperation liegt und somit werde ich dir helfen, dass es auf jeden Fall dazu kommt.“ Ein warmes Gefühl breitete sich in Atemu aus, als er dies hörte, „Danke, Seto, du weißt gar nicht, wie viel mir dies bedeutet.“ Darauf zog Kaiba nur spöttisch die Augenbrauen hoch. „Aber nun sollten wir etwas essen“, daher begann Atemu aus seinem Lederbeutel Dörrfleisch, Datteln, Feigen, Olivenbrot und eine prallgefüllte Wasserblase zu räumen, was er alles fein säuberlich zwischen Seto und sich auf große Palmblätter platzierte. „Bitte, bedien` dich …“ Der CEO staunte leicht, „Du hast wirklich an alles gedacht.“ „Nun ja, bei solch einer langen, anstrengenden Reise müssen wir doch bei Kräften bleiben“, meinte er genüsslich an einem Stück Olivenbrot knabbernd.
 

Im Anschluss an das Mahl unterhielten sich die beiden noch ein wenig über die Strecke, welche noch vor ihnen lag und als sich dann immer mehr die Nacht über das Land breitete, wurde es ruhig in ihrem Lager, bis nur noch Horatio am zweiten Feuer bei den Pferden Wache hielt. Jedoch auch Seto war noch wach, betrachtete aus dem Halbdunkeln heraus das ebenmäßige Gesicht des Pharao, auf dem das Feuer rotgoldene Muster malte. Ließ seine eisblauen Augen über die schlanke Gestalt unter der Decke wandern, //Egal was ich dafür tun muss, Atemu, aber eins schwöre ich hier und jetzt, ich werde dich mit allem, was mir möglich ist schützen. Damit es nie wieder soweit kommt, wie bei Dartz …// Mit einem tiefen Atemzug drehte er sich nach einem letzten Blick auf den jungen Pharao auf den Rücken und schaute hoch zum Firmament, wo es ihm plötzlich so erschien, als wenn ihm ein Sternbild besonders anfunkeln würde, so als ob es ihn in seinem Vorhaben bestätigen wollte.
 

Der nächste Tag verging erneut mit langen, anstrengenden Stunden, die sie in heißer Sonne ritten, kurz hielten um ihre Pferde zu tränken und sich nachts wenige Stunden zu erholen, um dann am nächsten Morgen wieder in Richtung der Berge zu reiten. Am Morgen des übernächsten Tages jedoch, kaum nach ihrem Aufbruch, passierten die vier Reiter Kom Ombo, die heilige Doppeltempelanlage, welche am Nilufer in Oberägypten* lag. „Schau dort, Seto, Kom Ombo, dies ist eine Tempelan– …“, weiter kam der Pharao mit seiner Erläuterung bedauerlicherweise nicht, da aus dem Tempel plötzlich seltsame Geräusche klangen und nur wenige Augenblicke später quoll dicker Nebel aus dem Eingang. Es war wie das Tor zur Hölle …
 

„Was“, entfuhr es Seto, „Für ein Vieh ist das denn bitte sehr?“ „Ich weiß es nicht genau … aber es muss eine immens starke Schattenkreatur sein, denn ich kann nur Hass, Finsternis, ja schlicht das pure Böse spüren!“, wisperte Atemu mit Blick auf den Schatten, der sich immer mehr auftürmte. Der Bunthaarige lenkte seinen Schimmel näher an Seto heran, sodass die beiden Pferde jetzt nah beieinander standen. Seto warf kurz einen Seitenblick auf den Kleineren, „Hm, was denkst du, Yami, ähm … Atemu? Solch einer nebeligen Umweltverschmutzung kommt man wahrscheinlich am besten mit etwas Licht bei. Also sollten wir uns mal etwas Licht verschaffen!“ Ein zustimmendes Grinsen schlich sich auf das Gesicht Atemus, welcher beobachtete, was Seto nun tat. Der CEO konzentrierte sich kurz und beschwor seinen Donnerdrachen, welchen er mit einer eleganten Handbewegung schnell in den Nebel schickte. „Donnerdrache … Donnerblitzattacke!“, rief er zweimal laut hintereinander aus. „Donnerdrache … Donnerblitzattacke!“ Atemu, welcher ihn dabei beobachtete hatte, rief seinen Riesenschild zum Schutz für Seto und sich auf, positionierte diesen vor ihnen. „Seto … sollen wir noch andere Monster rufen?“ „Ich werd gleich noch meinen Weißen rufen, dann ist es genug!“, keuchte Kaiba leicht, da diese Schattenkreatur anders angriff, als die anderen Monster. Es war eher wie als wenn sie mit vielen Arme nach ihnen greifen würden und versuchte sie hinab in die Tiefen des Reichs der Toten zu zerren. //Nicht mit mir …//, knurrte der Braunhaarige in Gedanken. Doch urplötzlich nahm die Intensität des Nebels wieder ab, langsam löste er sich auf und die unscharfen Konturen der Arme verschwanden völlig. Atemu wollte auch sofort wissen, ob es Seto gut ginge, „Alles in Ordnung bei dir, Seto?“ „Ja, ja … alles okay!“ Ein Seufzen, „Tu nicht immer so, als ob dir diese Schattenduelle nichts ausmachen würden, sie sind sehr anstrengend und überaus gefährlich“, Atemu erdolchte den anderen fast mit seinen eindrucksvollen Augen. „Okay, geschenkt, dennoch würde ich vorschlagen, dass wir uns wieder auf den Weg machen. Je eher wir an dem Berg – Massiv ankommen, desto eher können wir uns um dein Anliegen kümmern. Und dies ist wichtiger.“ //Nein, so darfst du nicht denken, Seto. Du bist wichtig!//, Atemu schluckte, nickte dann allerdings nur und gab das Zeichen zum Aufbruch.

„Los, Kom Ombo ist ja nur noch etwa drei Stunden von den Bergen entfernt, wenn wir nun stramm durchreiten, höchstens eine kurze Rast machen sind wir gegen Abend da.“
 

Nach insgesamt dreieinhalb Stunden erreichte der kleine Trupp das Felsmassiv von Tanin. „Horatio“, Atemu reichte dem Hauptmann seiner Palastleibwache die Zügel, „Tränke und füttere Osiris nun ausgiebig. Kümmere dich dann um die Befestigung des Lagers, anschließend kannst du dich zurückziehen.“ „Sehr wohl, mein Pharao!“, der Soldat verbeugte sich und ging mit den Pferden von dannen. „Mahaad!“, rief Atemu. „Ja, mein Pharao?“ „Sieh dich in der näheren Umgebung des Lagers um und erstatte mir danach Bericht.“ „Wie Ihr wünscht, mein verehrter Pharao“, mit einer tiefen Verbeugung sowie einem bösen Blick auf den Präsidenten der KaibaCorporation, welcher lässig neben dem Pharao mit dem dreifarbigen Haaren stand. Der junge Herrscher wandte sich, nachdem sein Priester gegangen war, an Kaiba, „Und wir beide suchen uns ein gemütliches Plätzchen und werden zusammen speisen. Was hältst du davon?“ „Wenn du es sagst.“ „Setz dich“, meinte Atemu, während er sich auf einen der großen Steinblöcke, welche hier überall herum lagen, niederließ. Kaiba setzte sich gemütlich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken an einen gewaltigen Steinbrocken. „Möchtest du vielleicht etwas Dörrfleisch?“, fragend hielt Atemu dem anderen einen schmalen Streifen Dörrfleisch hin, „Oder lieber Brot? Datteln?“ Nach einem Blick aus die Auswahl griff der Größere sich einen Streifen getrocknetes Fleisch und ein wenig Brot. „Wie stellst du dir das Aufeinandertreffen vor?“ „Nun ja, der Häuptling ist nicht unbedingt ein Freund von mir, außerdem habe ich nichts, was ich den Naturvölkern groß anbieten könnte …“, ernst sah er ins Feuer, „Diese Völker machen sich nichts aus Gold oder anderen Prestigeobjekten. So kann ich nur versuchen den Häuptling der drei großen Stämme mit Worten zu überzeugen, nur du hast ihn ja erlebt …“, schloss Atemu seine niedergeschlagenen Gedankengänge. „Abwarten, Pharao, abwarten!“
 

Mahaad trat just in diesem Moment zu ihnen, „Pharao?“, er kniete sich kurz vor den jungen Herrscher, „Hier in der Umgebung, in der Nähe unseres Lagers habe ich keine Bedrohung oder ähnliches ausmachen können. Jedoch oben in den Steilwänden auf verschiedenen Felsvorsprüngen“, der Magier wies mit den Augen für einen flüchtigen Augenblick nach oben, „Konnte ich mehrere Feuer ausmachen. Dies scheinen die Stammesmitglieder sein.“ „Gut, teile dies auch Horatio mit und dann kannst du dich zurückziehen, Mahaad“, erteilte Atemu leise seinem Magier den Befehl zu gehen, welcher sich auch sogleich gehorsam erhob und den Pharao mit dem CEO allein ließ, auch wenn der Gesichtsausdruck des Magiers deutlich zeigte, dass ihm dies missfiel. Atemu zog tief die Luft in seine Lungen. „Oh man, also müssen wir morgen auch noch einen Fußmarsch in die Steilwände machen, um uns dort mit dem Häuptling und seinen Leuten zu beraten“, brummte Seto, „Na, dann sollten wir jetzt wenigstens noch etwas schlafen!“ Der junge Mann, welcher dem Hohepriester so ähnlich sah, griff nach einer Decke und suchte sich zum Schlafen ein Plätzchen, welches näher beim Feuer lag. „Nacht, und mach dir wegen morgen keine Sorgen, wird schon werden!“ „Gute Nacht“ , sanft blickte Atemu auf Kaibas Rücken, //Ja, … ja mit dir an meiner Seite werde ich es gewiss schaffen. Danke, Seto!//
 

Nach einem langen, kräftezehrenden Aufstieg am nächsten Tag erreichten Atemu und Seto schließlich die Felsvorsprünge. Der Pharao hatte sich von Seto davon überzeugen lassen, dass es besser wäre, wenn nur sie beide sich mit den Stammesoberhäuptern treffen würden. Da eine Wache bedrohlich wirken könnte und auch ein Magier nicht unbedingt Vertrauen aufbaut … Kurz legte sich Schweigen über die anwesenden Personen. Schließlich begann Atemu zu sprechen, „Ich, Pharao Atemu, Sohn des ehrenwerten Pharao Aknamkanon, grüße den Häuptling der großen drei Bergvölker sowie seinen Stammesrat.“ Gebannt wartete der junge Herrscher von Ägypten auf eine Reaktion des Häuptlings, welcher ihn jedoch ignorierte und sich nur auf Kaiba konzentrierte. Das Stammesoberhaupt hatte nur Augen für den CEO, beobachtete seit die beiden den Felsvorsprung erklommen hatten nur fasziniert den stolzen jungen Mann, seine dunklen Augen waren völlig auf Seto fixiert. „Ich denke, wir sollten uns Gedanken um den Grund für unser eigentliches Erscheinen hier bei den Stämmen machen!“, schlug Kaiba kühl vor und brachte so Atemus Vorhaben für eine Kooperation cool und beherrscht auf einen guten Weg.
 

Allerdings bemerkte er auch die Blicke, die Rafiki ihm immer zuwarf. //Was will der alte Knilch von mir? Seit wir hier bei denen angekommen sind, mustert er mich schon so komisch. Das der Häuptling mich so anstarrt, daran hab ich mich ja schon gewöhnt, aber jetzt auch noch der Alte. Was hat das zu bedeuten?// Langsam wanderte seine Augenbraue nach oben. „Wer bist du?“, fragte Rafiki leise. „Ich bin Seto Kaiba … Präsident der KaibaCorporation, auch wenn dir dies nicht viel sagen dürfte!“, entkam es Kaiba herablassend. „WER. BIST. DU!?“, stellte ihm Rafiki erneut dieselbe Frage und sah ihn mit schief gelegten durchdringend Kopf an. „Was soll das werden?“, wollte der Braunhaarige mit einem leicht knurrenden Unterton in seiner Stimme wissen. „Ich weiß, wer ich bin und was ich zu tun habe!“ „Ist das so? Und wenn ich dir sagen würde, dass du auserkoren bist, eine ganz bestimmte Prophezeiung zu erfüllen?!“ „Dann würde ich antworten, dass dies Unsinn ist.“ Fest sah Seto dem alten Mann in die braunen Augen, „Solches mythische Zeug ist völliger Unsinn!“ //Eine Prophezeiung erfüllen? … Humbug// „So siehst du dein Schicksal? Als Unsinn?“, mit wissenden Blick bedachte Rafiki den Braunhaarigen, „Vielleicht solltest du es dir erst einmal anhören … niemand kann seinem Schicksal entkommen. Es ist jedem vorbestimmt.“ Seto schob überlegend den Unterkiefer vor, atmete tief ein, „Meinetwegen. Doch nur wenn wir uns erst mit dem Anliegen des Pharao befassen und er nachher auch dabei ist. Dann könnt ihr mir meinetwegen alles erzählen, was ihr wollt.“ Woraufhin ein Lächeln über das runzlige Gesicht des Dorfältesten huschte.
 

Endlich waren der Pharao und der Stammesrat zu einer Einigung gekommen, welche für beide Seiten zufriedenstellend war. Und als sich die Parteien dann wieder verstreuten, kam Atemu zusammen mit Rishid zu Seto und dem Schamanen. „Wir konnten uns einigen …“, verkündete Atemu erleichtert und setzte sich neben Kaiba, welcher daraufhin den alten Mann anblickte, „Dann erzähl, alter Mann!“ Ein warmherziges Lächeln erschien auf den Gesichtszügen des Dorfältesten, als er sich die beiden Personen betrachtete, welche ihm einträchtig gegenüber saßen. „Habt ihr schon einmal etwas von ´der Prophezeiung des heiligen weißen Drachen` gehört?“ Jedoch erhielt der alte Schamane nur ein Kopfschütteln von Kaiba und dem Pharao. „Oder kennt ihr ´die Hüter des wahren Drachen`?“ Worauf auch wieder nur ein zweifaches Kopfschütteln folgte. „Dann lasst mich euch von der Prophezeiung erzählen, es ist eine uralte Legende, die schon seit Menschengedenken, und vielleicht sogar schon vorher, gewachsen ist. Und obwohl die Meisten solcher Prophezeiungen in den Mythen verloren gegangen sind, ist die ´Prophezeiung des heiligen weißen Drachen`, welche von einem Mann berichtet, der sowohl Zerstörer, als auch Retter der Welt sein kann …“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh, ein Cliffhanger ... aber wie bereits erwähnt, ist dies ja nur ein Teil der Prophezeiung ... im nächsten Kapitel wird es weitergehen!

Wie ihr bestimmt gemerkt habt, habe ich mich für Odion/Rishid entschieden. Da ich fand, dass Odion / hier Rishid, von den ganzen Yu-Gi-Oh Charakteren, am besten in die Rolle eines Stammeshäuptlings passte! ;-)

* Kom Ombo, Doppeltempelanlage, am Nilufer in Oberägypten Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yui_du_Ma
2021-11-19T16:38:36+00:00 19.11.2021 17:38
Wieder ein sehr interessantes Kapitel.
Ein Cliffhänger ist nicht so doll,.... aber man will ja den Spannungsbogen aufrecht erhalten. ^.^
Bin auf das nächste gespannt.


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