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On the Cusp

Teil Zwei der BtB-Serie
von

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How can it start...when it never stopped?

Verschwinde. Lauf davon. Geh. 

 

Die Worte tröpfelten wie dünne Rinnsale durch Neji; sie waren ebenso kalt wie der Regen, der im Glas über seine Reflexion strömte. Der Wolkenbruch spiegelte den Konflikt wider, der gegen jeden einzelnen Nerv in ihm hämmerte und nach und nach die Ränder seiner Zurückhaltung erodierte. 

 

Sich seiner Kontrolle zu rühmen hatte sich noch nie zuvor so heuchlerisch angefühlt. 

 

Als er seine Tenketsu blockiert hatte, hatte er zumindest noch die Entschuldigung gehabt zu glauben, dass er das Richtige tat, wenn man sein Ziel bedachte. 

 

Es ist überhaupt nichts ‚richtig‘ daran, dass ich hier bin…

 

Neji zog den Gürtel des schwarzen Yukata enger, den Shikamaru ihm gegeben hatte und sah an dem Geist seines eigenen Gesichtes vorbei, um in den von Blitzen erleuchteten Himmel zu starren.  Und er dachte über all die Gründe nach, warum es sicherer, klüger und vernünftiger war, die Glastüren zurückzuschieben und in den Regen zu verschwinden statt hier zu bleiben – im Auge eines weitaus gefährlicheren Sturmes. 

 

Das Aroma von Kaffee stieg ihm in die Nase und zog seinen Blick fort von dem Regen. 

 

Nejis Augen fokussierten sich zurück auf das Glas. 

 

Und dann versteifte er sich überrascht. 

 

Shikamarus Reflexion spiegelte sich in einem Schimmern in der Scheibe; eine bernsteinfarbene Silhouette eingeschlossen in vertraute Konturen. Neji prägte sie sich erneut in seinem Verstand ein und zeichnete bedächtig jede einzelne Neigung nach – ebenso schartig wie der spitze Pferdeschwanz. 

 

Wie lange stand Shikamaru schon dort?

 

Und was noch viel wichtiger war; warum hatte Neji ihn nicht bemerkt?

 

Während er keinerlei Anstalten machte, sich umzudrehen, beobachtete Neji den Nara durch das Glas und versuchte, in dem mageren Licht das Antlitz des anderen Ninjas einzuschätzen. Donner erschütterte die breiten Scheiben und hämmerte mit Knöcheln aus Elementen dagegen. Blitze schlugen zurück; ein brutales Aufflammen, das von Nejis Hitai-ate abprallte, dessen Metall wie ein Halsband an seiner Kehle hing. 

 

‚Zweighaustier‘

 

Der Stahl schimmerte und das Glühen verfing sich in seinen Augen. 

 

Langsam hob Neji die Hände, um sein Stirnband wieder über seine Brauen zu binden. Ein bedächtiges Rollen seiner Handgelenke schlang die Enden des Gewebes um seine Knöchel und mit einem wispernden Gleiten des Materials zog er den Knoten unter der langen feuchten Bahn seines Haares stramm. 

 

Deutlich konnte er Shikamarus Blick auf sich spüren und die Wahrnehmung kitzelte ihn an der Wurzel seines Schädels.

 

Doch eine Sache, die er nicht fühlen konnte, war das Chakra des Schattenninjas.

 

Unmöglich…

 

Neji zwang seine Miene dazu, neutral zu bleiben und versuchte energisch, das zu finden, was für ihn unmittelbar bemerkbar sein sollte. Doch die matten, rauchigen Ranken aus Energie, an die sich Neji so präzise erinnern konnte…sie waren fort.

 

Wie?

 

Nejis Blick wurde schärfer und Druck verknotete sich an seinen Schläfen. Mit Mühe kämpfte er den Drang nieder, sein Dōjutsu zu benutzen – eigentlich hätte er das Byakugan aber auch gar nicht brauchen sollen, um Shikamarus Chakra entdecken zu können. 

 

Auf keinen Fall hätte er es vor mir maskieren können.

 

Oder irgendeinem anderen Hyūga…oder doch?

 

Neji quälte all seine Sinne und suchte erneut angestrengt nach irgendeiner Spur des Chakras des anderen Ninjas. 

 

Vollkommen unbeirrt lehnte Shikamaru an dem Türrahmen, der zu der schmalen Küchenzeile führte. In einer Hand hielt er eine Tasse Kaffee und er hatte das Kinn gesenkt, sodass der Dampf über sein Gesicht rollte und über scharfe, halb verschlossene Augen geisterte. Die Schatten hinter ihm waren dicht und schwarz – nur zwei Schritte weiter nach hinten und die Finsternis würde ihn vollständig schlucken. 

 

Er bot gar nichts an, um die Stille zu durchbrechen. 

 

Nejis Suche nach Chakra war vollkommen vergeblich. Und statt zuzulassen, dass es ihn frustrierte, richtete er seine Aufmerksamkeit stattdessen auf Shikamarus Gesicht. Ein dumpfer Schmerz von Besorgnis stieg unaufhaltsam in seiner Brust auf. Vielleicht war er nicht in der Lage, Shikamaru zu spüren, aber er konnte ihn sehen.

 

Und der Schattenninja sah merklich dünner aus. 

 

Seltsamerweise hatten es nur zwei Wochen geschafft, Shikamarus Körper zu etwas Schärferem und Härterem zu schleifen – aber auch zu etwas Abgewetztem. Seine Wangenknochen waren prominenter und die Mulden darunter tiefer. Neji konnte seine Augen nicht sehen, nur die Schatten direkt darunter; die tiefbraunen Seen blieben hinter dem Schirm dunkler Wimpern und halb geschlossenen Lidern verborgen. 

 

Unmöglich zu lesen…

 

Energisch versuchte Neji, diese Augen mit seinem Willen allein dazu zu zwingen, sich weiter zu öffnen; nur für einen Moment. 

 

Doch das taten sie nicht. 

 

Sekunden verstrichen zwischen ihnen und die Spannung wurde schwer und aufgeladen. 

 

Jenseits des Fensters hämmerte der Regen blechern herab und hielt die Atmosphäre zumindest von einer vollkommenen niederdrückenden Stille fern. Während sie sich gegenseitig musterten, starrte Neji den Schattenninja direkt an, wohingegen Shikamaru unter seinen Wimpern hervorspähte; beide nahmen vierzehn Tage der Abwesenheit in sich auf und die Auswirkungen, die sie verursacht hatten. 

 

„Was ist mit deinem Gesicht passiert?“, fragte Shikamaru letztendlich und durchbrach das Schweigen mit einem Murmeln. 

 

Neji drehte leicht den Kopf und warf mit einer nonverbalen Frage einen schiefen Blick auf den Schattenninja.

 

Eine Braue hebend strich Shikamaru mit dem Daumen über die Kante seines Kiefers, um auf das große, gelblilane Hämatom auf Nejis Gesicht zu verweisen. Der Hyūga hatte seine vorherige harte Strafe durch Hitaro schon fast wieder vergessen. Wie bei den meisten Bestrafungen innerhalb seines Clans, lag der größte Schaden unter der Oberfläche, normalerweise handelte es sich dabei um innere Verletzungen oder Blutergüsse – vielleicht lag darin sogar eine Art morbider Poetik. 

 

„Kampftraining.“, log Neji. 

 

Shikamaru öffnete den Mund, zögerte und ließ dann seine Zunge über die Lippen wandern, bevor er sie einen Herzschlag später aufeinander presste. „Klar.“

 

Es war eher ein „Ja, klar“, das Neji nicht hören musste, um deutlich zu spüren, dass es impliziert war. Und es zupfte an einer der vielen Saiten aus Anspannung, die sich zwischen ihnen immer straffer zogen. 

 

Also mach es leichter. Dreh dich um und lauf davon.

 

Er schaffte es, die erste Aufforderung auszuführen und wandte sich – versehentlich – zu dem Schattenninja um. Und in der Sekunde, als er es tat, lehnte sich Shikamarus Körper fort; neigte sich weiter nach hinten in Richtung der Küchenzeile, bis er die Schwelle überquerte. 

 

Neji hielt inne und hob eine mentale Augenbraue angesichts dieser scheuen Reaktion. 

 

Halb in Schatten gehüllt nahm Shikamaru erneut seine lümmelnde Pose an und nippte an seinem Kaffee, während er zurück glitt in dieses Abbild träger, unberührter Vermeidung. Oder zumindest hätte er vielleicht so ausgesehen, wenn Neji nicht bemerkt hätte, wie sich diese langen Finger um die dampfende Tasse herum verkrampften. 

 

„So habe ich es mir nicht vorgestellt, dich wiederzusehen, Shikamaru…“

 

Ein schwaches Schmunzeln ließ den sichtbaren Mundwinkel des Nara kurz nach oben zucken. „Jo. Eine Mission wäre weniger lästig gewesen.“

 

Neji neigte dem Kopf eher in Bestätigung, statt in Zustimmung. Eine Mission hätte ihnen vielleicht Rollen verliehen, die sie verstanden; ein festgelegtes Skript, dem sie folgen mussten, eine sichere Bühne, um auf ihr zu interagieren – doch das berücksichtigte nicht, was hinter ihren Masken vorging. 

 

Und du hast immer unter meine gesehen…

 

Langsam ließ Neji seine Augen über die Falten des burgunderfarbenen Yukata wandern, der uneben über Shikamarus Brust gezogen war. Sein Blick folgte dem freigelegten ‚V‘ olivfarbener Haut bis hinauf zum Vorsprung des scharfen Schlüsselbeins und dann über Shikamarus Hals, bevor er ihn wieder nach oben zu dem ziselierten Profil hob. 

 

Der Nara sah ihn nicht an. „Abgesehen von dem Bluterguss…siehst du gut aus…“

 

„Du nicht.“, erwiderte Neji und realisierte zu spät, wie unverblümt er dabei klang. 

 

„Danke, Hyūga.“ Shikamarus Lippen zuckten hinter der Kaffeetasse schwach nach oben. „Zu schade, dass du meinen Pylonenhut verpasst hast. Du hättest einen Heidenspaß an der verbalen Misshandlungsfront gehabt.“

 

Die träge gedehnte Stimme wirbelte durch Neji und räucherte Gefühle aus, die er tief in seine Brust gestoßen hatte. Ihm fiel nichts ein, was er hätte sagen können, das ihn nicht verraten würde und nichts, was er hätte tun können, das sie nicht beide verraten würde. 

 

Und stets geistesgegenwärtig, eine langsame Folter zu vermeiden, ersparte Shikamaru ihnen den Schmerz eines weiteren Schweigens. „Wie sind die Friedensverhandlungen gelaufen?“

 

Eine völlig irrelevante Frage, aber eine, die sicher genug war; besser als alles, was Neji vermutlich gesagt hätte. Denn er erwartete eine Masse an Stolperdrähten außerhalb der sicheren arbeitsbezogenen Zone. 

 

Neji verlagerte das Gewicht nach vorn; musste sich bewegen. „Friedvoll genug alles in allem.“

 

Shikamaru summte und spannte sich in einer kaum wahrnehmbaren Veränderung an, als Neji von den Glastüren fort trat. „Gaara hat auch zugestimmt, oder? Temari hat etwas von wegen Verbündete übernehmen gesagt.“

 

„Die inzestuöse Welt der Politik.“, fasste Neji trocken zusammen, während er den Kopf neigte. „Aber ja, der Kazekage geht damit konform.“

 

„Konform gehen…“, sagte Shikamaru gedehnt und machte sich deutlich über die Formalität lustig. 

 

Und darin lag etwas ärgerlich und schmerzhaft Vertrautes. 

 

Neji musste zugeben – wenn auch widerwillig und stumm – dass seine kultivierte Art in dieser Situation schon fast lächerlich war. Hier waren sie und tauschten Nachbesprechungsdetails aus, als wären sie nichts weiter als Kameraden, die sich gerade erst kennen lernten.

 

Das IST alles, was ihr seid…Kameraden…

 

Es war schließlich nicht so, als wären sie Freunde. Nicht wirklich. Freundschaft? Sie waren mit einem höllischen Satz über diesen persönlichen Berührungspunkt und all die damit verbundenen sozialen Kennzeichen gesprungen. 

 

An dem Tokonoma Alkoven hielt Neji inne und bereitete sich darauf vor, die Reaktion auf seine nächsten Worte einzuschätzen. „Du schläfst nicht.“

 

‚Du hast Albträume‘, war das, was er eigentlich hatte sagen wollen. 

 

Shikamaru grinste freudlos und starrte mit leerem Blick in seinen Kaffee. „Die Nijū Shōtai halten mich auf Trab. Lee würde es lieben. Lässt Gai-senseis Trainingseinheiten wie ein lächerliches Aufwärmprogramm aussehen.“ 

 

„Ich bezweifle sehr, dass Asuma-senpai zulassen würde, dass dein Training deine Gesundheit beeinträchtigt.“

 

Und wie erwartet zogen sich Shikamarus Brauen bei der Erwähnung von Asuma scharf zusammen und der Schattenninja hob seinen Becher an die Lippen, um den Dampf von der Oberfläche zu blasen. Neji archivierte die Reaktion gewissenhaft. 

 

„Du bist gestern zurück gekommen?“, fragte Shikamaru und lenkte seinen Fokus zurück auf Neji. 

 

„Ja.“ Neji zögerte, bevor er hinzufügte: „Ich werde auch wieder gehen.“

 

Shikamaru nahm sich einen Moment, um diese Information zu verdauen, bevor er nickte. „Mission?“

 

„Das bleibt abzuwarten.“, antwortete Neji. Er war sich sicher, dass Shikamaru die versteckte Bedeutung in seinen Worten ableiten würde: ‚Ich werde jede Möglichkeit wahrnehmen, um Distanz zwischen uns zu halten, ob es eine Mission ist oder nicht.‘ 

 

Was allerdings überhaupt nicht erklärte, warum er immer noch hier war. 

 

„Es gibt eine ganze Menge A-Rang Aufträge, Hyūga.“ Shikamarus Augen schlossen sich in einem trägen Blinzeln, aber seine Knöchel blitzten knochenweiß gegen die Keramik der Tasse auf. „Was auch immer dir über den Weg läuft – nimm es.“

 

Neji reagierte nicht auf den Biss dieser Worte. Er wusste, dass er sie verdient hatte und sagte sich unaufhörlich, dass es auch besser so war. Dass es besser war, dass Shikamarus Verletztheit und sein Zorn Abstand zwischen ihnen schaffte, statt ihn zu überbrücken. Zumindest redete er sich das ein. 

 

Shikamaru nahm einen weiteren Schluck des Kaffees und die Muskeln seines Halses bewegten sich einmal. „Also wie ergeht es Hanegakure?“

 

„Es heilt.“, antwortete Neji. „Aber es gibt immer noch Narben in den Geistern der Menschen. Hibari hat einen langen Weg vor sich, das Blut von seinem Clansnamen zu waschen.“

 

„Jo, ich schätze mal, dass das anzunehmen war. Und die Kinder der Beschwörer?“

 

Neji zögerte. Sein Gesicht war wachsam ausdruckslos, während das Bild von Makis Kreidezeichnung und den herzförmigen Keksen in seinem Verstand auftauchte; begleitet von Visionen von Kindern, die aus ihren einstigen gespensterhaften Hüllen wiederbelebt worden waren. Jungen und Mädchen, die zähneblitzend grinsten, mit Grübchen auf den Wangen und leuchtenden, hoffnungsvollen Augen. 

 

Hoffnung auf eine Zukunft ohne die Ketten und Käfige von Traditionen. 

 

Langsam blinzelnd spähte Neji auf das Rollbild in dem Alkoven: es war das Bild eines Kranichs, der aufflog und die weißen Schwingen gegen die in Sonnenuntergang getauchten Himmel streckte. 

 

Seine Lippen erweichten sich zu einem flüchtigen, kaum vorhandenen Lächeln. „Sie sind frei.“

 

Shikamarus Kopf drehte sich. 

 

Und Neji spürte seinen Blick, erwiderte ihn aber nicht. Es gab keinerlei Garantie, dass ein weiteres Treffen ihrer Augen nicht eine Landmine auf prekärem Gebiet auslösen würde. Eine einzige Abschweifung könnte sie in diese Grauzone führen, der sie beide abgeschworen hatten. 

 

Bleib konzentriert.

 

Auf der Suche nach irgendetwas, das von dem Schweigen ablenken könnte, atmete Neji leise aus. „Da wir gerade von Kindern sprechen; wie es scheint hast du dir ein paar Fangirls geangelt, Shikamaru.“

 

Mitten auf dem Weg zu seinem Mund erstarrte Shikamarus Tasse. „Bitte was?“

 

„Du erinnerst dich doch bestimmt.“, mahnte der Hyūga. „Sie haben dich ‚Trickreich‘ getauft.“

 

Shikamarus Kopf ruckte leicht zur Seite, bevor er ein leises Lachen gegen den Rand seiner Tasse rollen ließ. „Ah, sicher, die Kletten.“

 

„Kletten…?“, echote Neji ausdruckslos. 

 

„Sie hängen.“

 

Verdutzt spähte Neji zu ihm hinüber. 

 

Da er den Mangel an Verständnis auf Nejis Gesicht spürte, ohne es sehen zu müssen, rollte Shikamaru mit den Augen und schwang eine Hand müßig vor seiner Hüfte hin und her, um imaginäre Arme anzuzeigen, die sich um seinen Torso klammerten. 

 

„Sie hängen sich an einen und bleiben haften.“, sagte er, während er eine weitere halbherzige Geste vollführte. „Kletten.“

 

„Ich verstehe.“ Belustigung flackerte in Nejis Augen. „Ich hätte sie darum bitten sollen, mal zu demonstrieren, warum genau sie dich Trickreich nennen.“

 

Leicht grinsend zog Shikamaru den Kopf ein und kratzte sich den Nasenrücken, während sich Verlegenheit in seine Stimme schlich. „Ja, naja, ich schätze mal, dass dieser dämliche Name irgendwie Sinn macht.“

 

„Natürlich.“ Neji schmunzelte. „Wenn du ein gut erzogener Hund wärst.“

 

Shikamaru ließ ein weiches leises Lachen hören. 

 

Und Neji schloss angesichts dieses Klangs die Augen; eine leichte Falte bildete sich zwischen seinen Brauen.

 

„Ich wünschte.“, murrte der Nara und ein Rollen seines Handgelenks sandte eine Wolke Dampf durch den Raum. „Das Leben eines Hundes ist einfach. Gib mir einen herzförmigen Keks und schon habe ich eine Entschuldigung dafür, mich einfach nur auf den Rücken zu rollen und mich tot zu stellen.“

 

Neji schnaubte spottend; nicht in der Lage, sich dieser spielerischen Stichelei zu entziehen. „Ich bezweifle, dass du eine Entschuldigung für diesen Trick brauchst, Nara; geschweige denn einen Anreiz durch Essensbelohnung.“

 

„Sag bloß.“ Shikamaru lehnte seinen Kopf gegen den Türrahmen und spähte aus dem Augenwinkel zu dem Jōnin. „Man kann einen Hyūga auch niemals dabei erwischen, sich wie ein Opossum zu benehmen, huh?“

 

„Nein.“ Ein Lächeln niederkämpfend zwang Neji seine Wimpern, sich zu heben. „Das ist nicht dramatisch genug für einen Hyūga.“

 

Ein weiteres leises Lachen. „Jo, weil du auch keine halben Sachen machst, oder?“

 

„Du musst es wissen.“

 

„Ist nicht leicht zu vergessen, selbst wenn ich es wollte.“

 

Willst du das?

 

Die Frage traf Nejis Hirn wie eine Blitzgranate und schreckte ihn auf. Beinahe stellte er sie, hielt sich aber zurück und schaffte es, sich an den Faden aus Humor zu klammern; darauf hoffend, den Augenblick zusammenhalten zu können, statt ihn zersplittern zu lassen. 

 

„Beständigkeit, Nara. Das ist der Effekt eines dramatischen, bleibenden Eindruckes.“

 

„Da bin ich mir nicht so sicher. Stanz dein Hitai-ate noch etwas öfter in meinen Schädel und ich werde äußerst dramatisch und permanent jeden Scheiß vergessen.“ 

 

Sie lachten zur selben Zeit und sahen in einem schlecht getimten Herzschlag hinüber. 

 

Es war alles, was es brauchte.

 

In der Sekunde, in der sich ihre Blicke trafen, wurde ein flirrender Funke tief in Nejis Magenhöhle geschlagen und warf eine Glut auf dieses graue, farblose Gebiet aus Asche und Staub, um Feuer hinauf in das geistgleiche Weiß seiner Augen zu schicken. 

 

Unmittelbare Hitze. 

 

Shikamarus dunkle Seen flammten weit damit auf. 

 

Und dann spürte Neji es. 

 

Das Bedürfnis, das an seiner Haut kitzelte und sich schmerzhaft danach sehnte, zu brennen. 

 

Shikamarus Lippen teilten sich und er sog einen Atemzug ein, der die Mulde seiner Kehle vertiefte und verdunkelte. 

 

Neji wandte sich ihm zu – und die Aura drehte sich mit ihm.

 

Schlagartig fühlte sich der Raum aufgeladen an; elektrisiert und summend mit der Statik tausender unbeendeter und ungelöster Spannungen. Einfach alles verdichtete sich zu einer Reibung, die selbst die feinsten Härchen aufstellte. Delikat und dunkel kroch sie durch Blut und über Haut, streckte sich über Körper, die sich zurück- und viel zu viel in sich hielten. 

 

Und dann schloss Shikamaru ruckartig die Lider. 

 

Es zerschnitt die Verbindung so abrupt, dass Neji beinahe zusammenzuckte. 

 

Die essentielle Saite dieses Bandes zog sich zu straff und schnappte zurück wie eine Geißel, die heftig über sein Herz peitschte. 

 

„Geh.“, krächzte Shikamaru kopfschüttelnd. „Du musst gehen.“

 

Neji blinzelte bedächtig und sein Atem wurde langsamer. 

 

Er machte keinerlei Anstalten, ein Zeichen zu geben, dass er die Worte gehört hatte, oder dass er sich ihnen fügen würde, selbst wenn er sie verstanden hätte. 

 

Shikamarus Lippen verzerrten sich zu einem Knurren. Urplötzlich zog er sich in die Küchenzeile zurück und seine Bewegung wurde von dem lauten Klacken seiner Tasse unterstrichen, die hart auf dem lackierten Tresen auftraf. 

 

Das Geräusch holte Neji aus seiner Benommenheit zurück. 

 

Mondsteinaugen fokussierten sich erneut auf das schwarze Rechteck des Türrahmens zu der Küchenzeile und suchten nach Bewegungen, von denen er eigentlich gar nicht annahm, dass sie passieren würden. 

 

Doch das hier war kein Vermeidungsakt.

 

Kaum war Shikamaru in der Küchenzeile verschwunden, da trat er auch schon wieder hinaus aus der Dunkelheit und hinein in die bernsteinfarbenen Schattierungen und fleckigen Schatten des zentralen Zimmers der Suite.

 

Und in der Sekunde, in der er an Neji vorbei lief, verschloss sich seine Miene vollkommen. 

 

Der Zorn wurde aus seinem Gesicht gesogen und sickerte in den Raum, wobei er eine ganz andere Art der Spannung in der Luft hinterließ.

 

Neji atmete tief ein und versuchte energisch, den Zunder in seinem Blut zu beruhigen. „Shikamaru…“

 

Doch der Nara schritt kopfschüttelnd und aufgewühlt in dem Raum auf und ab, bevor er sich letztendlich zu den Glastüren begab. Die ganze Zeit über hielt er einen gemessenen Abstand aufrecht und fuhr sich mit den Fingern fahrig durch das Haar. 

 

Und Neji blieb wie an Ort und Stelle festzementiert; der Kampf in seinem Inneren grenzte beinahe schon an Aussichtslosigkeit. 

 

Kämpfen.

 

Er wusste, wie man kämpfte – oder zumindest wusste er, wie man alles andere bekämpfen konnte. Aber er war sich nicht so sicher, ob er den Kampf diesmal gewinnen könnte. 

 

‚Neji…hör auf zu kämpfen.‘

 

In seinen Lungen verwandelte sich die Luft zu Blei. Götter, was war das Schicksal doch für eine wankelmütige und widerspenstige Gebieterin, die ihn zwang, einen Krieg gegen den einzigen Teil seines Selbst zu führen, dem er jemals gestattet hatte, mit dem Kämpfen aufzuhören – zumindest für eine Weile. 

 

Immer dann, wenn ich mit dir zusammen war…

 

Er sah zu, wie Shikamaru seine Stirn gegen die Glastüren presste und die regengezeichnete Oberfläche mit seinem Atem benebelte. 

 

Und dann kicherte der Schattenninja düster. „Fuck, ich hasse Ironie.“

 

Neji versteifte sich angesichts dieses hohlen Lachens – und des hellseherischen Wesens dieser Worte; ein Knoten aus Unruhe wand sich in seinem Inneren. 

 

„Ironie?“, echote er. 

 

Shikamaru atmete ein weiteres raues und freudloses Lachen hervor, das sich als Nebel auf dem Glas niederschlug, während er seine Stirn gegen die kalte Scheibe drehte. „Ich hasse Ironie wirklich abartig.“

 

„Du denkst, das hier ist ironisch.“ Neji formulierte es nicht als Frage. Vielleicht hielt er es sogar bereits für eine Antwort. Eine, die er sofort beiseite schob. 

 

„Was zur Hölle soll es denn sonst sein?“, wisperte Shikamaru mehr zu sich selbst. „Außer, ich bin nicht aufgewacht.“

 

Neji legte den Kopf auf die Seite. „Aufgewacht?“

 

Shikamaru presste die Lider aufeinander. Bedächtig strich er mit den Handflächen die Glastüren entlang und lehnte sich langsam nach vorn, nur um sich gleich darauf wieder zurück zu schieben. Seine Ellbogen verschlossen sich und seine Finger spreizten sich gegen das Glas. Für ein paar angespannte Sekunden verharrte er so mit abgestützten Armen. Und dann fielen sie nach unten; eine Hand stemmte sich in seine Hüfte, während er mit der anderen über seinen Mund fuhr, um seinen Kiefer zu umfassen. 

 

Schweigend sah Neji ihm zu und näherte sich behutsam auf kineastische Weise. 

 

Sein Verstand arbeitete noch immer in der Sprache von Shikamarus Körper – die Übersetzung war fest in Erinnerungen eingeschlossen. Erinnerungen, die in Stille und Symbole eingeschlossen waren. Ein Skript, dem er mit seiner Zunge gefolgt war und Shikamarus Haut mit einem sengenden Pfad gebrandmarkt hatte, über den er nur ein einziges Mal mit den Fingern streichen müsste, um sich wieder daran zu erinnern. 

 

Doch statt seiner Hände ließ er seinen Blick über Shikamaru wandern. 

 

Letztendlich öffnete der Schattenninja die Lider und starrte ausdruckslos auf seine Reflexion. „Hör auf mit der Begutachtung, Hyūga.“

 

Nejis Augen verschärften sich zu derselben Spannung wie sein Mund. „Dann gib mir ein paar Antworten, sodass ich nicht danach suchen muss.“

 

„Verdammt…“ Shikamaru schmunzelte freudlos. „Fühlst du die Ironie jetzt?“

 

Nejis Miene wurde noch flacher und überzog sich mit Frost. Er hatte keine Ahnung, was zur Hölle er gerade fühlte; er wusste nur, dass er es bekämpfen musste – und zwar schnell. „Nein.“

 

„Dachte ich mir. Dieser heuchlerische Mist kommt immer wieder zurück, um mich in den Arsch zu beißen.“

 

Heuchlerisch? Wovon zur Hölle redest du?

 

Inzwischen mehr als frustriert verkrampfte Neji seinen Kiefer und atmete langsam ein, um sich davon abzuhalten, nach vorn zu treten. Doch zurück zu weichen war ebenso wenig eine Option und so tat er die einzige Sache, zu der er imstande war; was darin bestand, stur seine Stellung zu halten, während er gleichzeitig die Distanz akzeptierte, die Shikamaru zwischen ihnen errichtet hatte. 

 

„Verwirrt, huh?“ Shikamaru ließ den Kopf in den Nacken kippen und starrte mit einem schmalen Grinsen hinauf zur obersten Kante der Glastüren. „Streng dich an Hyūga. Das könnte tatsächlich lustig sein, sobald du dich auf derselben Seite wie ich befindest…“

 

Sofort bemerkte Neji die Taktik und sein Frust verschwand, während sich sein Stirnrunzeln auflöste. „Du hast schon immer deinen Zorn zu Sarkasmus kanalisiert.“

 

„Sorry, dass ich so vorhersehbar bin. Ich sollte mein Spiel wohl verbessern.“

 

„Ist es das, was du hier tust, Shikamaru? Schon wieder Spielchen spielen?“

 

Shikamaru bellte ein heiseres harsches Lachen hervor. Auf dem Absatz wandte er sich um und schnitt direkt an Neji vorbei, während sich seine Schritte zu einem aggressiven inneren Crescendo aufbauten.

 

„Ist nicht die viel dringlichere Frage, was um alles in der Welt du hier machst, Neji?“
 

Panik katapultierte Nejis Puls zu einem wilden Galopp. 

 

Jede Wahrheit, die er vielleicht ausgesprochen hätte, wurde von einem verspäteten Aufflackern von Selbsterhaltung nieder geschossen. Es gab nicht die geringste Möglichkeit, Shikamaru eine Antwort zu geben, ohne dabei hunderte weitere begrabene Fragen nach oben zu zerren. 

 

Das war nicht der Grund, aus dem er hier war. 

 

Götter, warum BIN ich hier?

 

Eine weitere tief begrabene Frage; mit einer Antwort, die sich ihren Weg bis an die Oberfläche seines Gesichtes krallte. Und bedroht von dem akuten Risiko, dass diese unausgesprochenen und ungelösten Wahrheiten ans Licht kamen, legte sich schlagartig eine Rüstung um Nejis Miene.

 

Er hob leicht sein Kinn und senkte die Stimme; seine tiefen Töne waren von Eis wie verkalkt. „Sei vorsichtig, Nara. Gemessen an deinem kleinen Wasserabenteuers im Becken, bezweifle ich, dass du wirklich eine weitere Runde mit dieser Frage anfangen willst. Ich werde sie nur zurückgeben und ich glaube nicht, dass du dabei mit von der Partie bist.“

 

Shikamaru erstarrte ruckartig inmitten eines Schrittes; hielt wie eingefroren inne. 

 

Neji runzelte die Stirn; eine solche Reaktion hatte er nicht erahnt. Sie war ebenso unerwartet wie jedes andere Detail, das er bis zu diesem Moment erlebt hatte; von Shikamarus bösartigem Erwachen vor einigen Stunden über sein idiotisches Kunststückchen unter Wasser bis hin zu der Veränderung seiner Gesichtszüge und den Schatten, die sich dort hinein geätzt hatten. 

 

„Götter…was ist nur mit dir passiert?“, hauchte Neji und war sich dabei ganz und gar nicht sicher, ob er die Antwort wirklich wissen wollte. Er fühlte sich jetzt schon dafür verantwortlich.

 

Neji trat nach vorn. 

 

Sofort zogen sich Shikamarus Schultern nach oben. 

 

„Shikamaru…“

 

Der Schattenninja vollführte eine hektische Drehung und hielt ebenso schnell wieder inne, während er seinen Körper halb in Licht und halb in Schatten tauchte. Er warf Neji einen weitäugigen Blick zu und das mit einer seltsamen, wilden Emotion, die der Hyūga noch nie vor dieser Nacht in diesen Mahagoniseen gesehen hatte. 

 

Neji blinzelte überrascht und zog seinen Kopf verwirrt zurück. 

 

Was kann in zwei Wochen passiert sein, das das ausgelöst hat?

 

Der Ausdruck in Shikamarus Augen war unmöglich einzuordnen. Es war nicht wirklich Angst…oder Zorn. Vielleicht war es etwas, das aus beidem entstanden war. 

 

Nejis Stimme wurde zu einem unglaublich sanften Murmeln. „Shikamaru…“

 

Und angesichts der Veränderung in seinem Tonfall, geriet Shikamarus finsterer Blick ins Wanken, wurde weich und strich liebevoll über Nejis Gesicht. Und dann – als würde er merken, dass dieser Blick ihn verriet – ließ er eine Hand nach oben schnellen, um sich die Augen und über seine Brauen zu reiben. 

 

„Scheiße…“ Ein raues Seufzen drang aus seiner Nase. „Ich war mal sehr gut darin, die Dinge aufzuhalten, bevor sie anfangen…zumindest das Zeug, das jetzt gerade nicht passiert.“

 

„Was passiert jetzt gerade nicht?“

 

„Abtrennen und löschen. Ich bin gut darin…“

 

Neji legte den Kopf schief, während er auf etwas mehr Klarheit wartete. Doch sie kam nie. Shikamaru atmete lange und bebend aus, bevor er die Hand an die Hüfte sinken ließ und hart auf Nejis Hals stierte, ohne seine Augen zu heben. 

 

„Aber hierbei funktioniert es nicht…“, fügte er nach einem langen Moment hinzu. „Das hier passiert immer.“

 

Energisch widerstand Neji dem Drang, die Brauen zusammenzuziehen und stattdessen pulsierten die Muskeln in seinem Kiefer. „Was passiert?“

 

Du passierst!“, knurrte Shikamaru und warf eine Hand nach oben. „Jede verdammte Nacht! Nicht schlafen? Ich würde es mir verfickt nochmal wünschen.“

 

Ein scharf eingezogener Atem.

 

Neji wurde abrupt vollkommen regungslos. Es war ein schwacher Versuch, das aufzuhalten, was sich wie ein Beben durch sein Inneres rüttelte. 

 

Shikamarus Augen wanderten flackernd und in raschen, kalkulierten Bewegungen über sein Gesicht, während sie nach einer Reaktion suchten; nach etwas, an das sie sich klammern konnten. 

 

Doch Nejis Miene veränderte sich nicht. 

 

Shikamarus Lippen zogen sich zurück und entblößten seine Zähne in einem kurzen zornigen Aufblitzen. „Bevor du dich dazu entschlossen hast, den Lebensretter zu spielen, hast du mich beobachtet.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und die dunklen Seen funkelten. „Warum?“

 

Innerlich fluchte Neji. 

 

Verdammt.

 

„Du bist so gut darin, die Menschen zu lesen, Shikamaru, also sag du es mir.“, erwiderte er, doch die Kälte in seiner Stimme passte überhaupt nicht zu seinen Augen. 

 

Shikamarus Braue schoss nach oben. „Schwach, Hyūga.“

 

Schwach.

 

Das Wort traf Nejis Stolz mitten ins Zentrum und löste ein alarmierendes Spielen von Muskeln aus, bevor sich seine Wirbelsäule anspannte. Energisch kämpfte er um Kontrolle und richtete seinen Körper erneut zu einem Anschein von Ruhe auf, während sein Antlitz sofort wieder gefasst war. 

 

„Ich hatte nicht beabsichtigt, heute Nacht hierher zu kommen.“, sagte er leise. „Oder, dass das hier passiert.“

 

„Nein?“ Shikamaru legte den Kopf ruckartig mit angespanntem Kiefer schief. „Komisch, aber auf der anderen Seite ist es ja auch nicht so, dass du es so sehr mit Absichten hast. Handlungen sind eher dein Credo, nicht wahr?“

 

Nejis Augenwinkel zuckten hart. 

 

Gott…er erinnert sich an alles…

 

Und was Neji noch viel mehr schmerzte als diese Worte, die ihm zurück ins Gesicht geschleudert wurden, war der Gedanke daran, dass Shikamaru vermutlich zwei Wochen damit verbracht hatte zu versuchen, sie endlich zu vergessen – und entsetzlich gescheitert war. 

 

„Was man tut.“ Shikamaru hielt hier inne und schluckte ein zerfetztes Lachen hinunter. „Oder vielleicht geht es mehr darum, was man nicht tut.

 

Die Punktierung dieser letzten beiden Worte grub sich wie ein Kunai in Nejis Brustbein. Doch der übliche Drang, sich zu verteidigen oder anzugreifen, kam diesmal nicht. Ihm fehlte der Zorn, den es brauchte, um eines von beidem durchführen zu können. 

 

Und für eine zärtliche Sekunde verschwand die Rüstung um seine Augen. 

 

Dann verlor sein Gesicht jedweden Ausdruck und er schloss die Distanz in plötzlichen, beständigen Schritten. 

 

Überrumpelt von dieser unerwarteten Reaktion und der dazugehörigen Bewegung, zog Shikamaru den Kopf zurück – doch der Rest von ihm blieb, wo er war. Seine Fäuste waren geballt und seine Nasenflügel bebten, während sich Aggression in den drohenden Verschluss seiner Schultern fraß. 

 

Unbeeindruckt bewegte sich Neji frontal auf den Nara zu. 

 

Er hielt erst inne, kurz bevor sie sich Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. 

 

Die Zeit verlangsamte sich, Realität zog sich bis auf den aufgeladenen Raum zwischen ihnen zusammen und verwischte Linien in Neji Geist zu verschwommenen Flecken. Sein Fokus wurde schärfer und richtete sich einzig und allein auf Shikamarus Augen, die sich sofort abschirmten; doch der Schattenninja war nicht schnell genug, um das tiefer werdende Schwarz geweiteter Pupillen verbergen zu können. 

 

Es schlug Funken in Nejis Blut.

 

Energisch ignorierte er die urtümliche Grenze zwischen Aggression und Erregung, zwang eine eingeübte Ruhe durch jeden seiner prickelnden Nerven und flutete sie in seine Muskeln wie Chakra. 

 

„Und was tue ich nicht, Shikamaru?“, fragte Neji langsam mit einer tiefen und leisen Stimme. 

 

Shikamarus Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen und spannten sich in einem inneren Kampf an. 

 

Und dieser Anblick trieb diesen rasiermesserartigen Schmerz noch etwas tiefer in Nejis Brust. 

 

Mit sich selbst ringend beobachtete der Jōnin ohne irgendeinen Ausdruck auf den Zügen und versuchte, mit seinem Willen und seinen Augen allein eine Antwort zu erzwingen, während er Shikamarus Gesicht absuchte. Und für den Brauchteil einer Sekunde erhaschte er beinahe diese Antwort, die sich in das Zentrum von Shikamarus Brauen ätzte und sich in die entferntesten Winkel seiner Augen grub. 

 

Doch sie war gleich darauf wieder fort. 

 

„Es spielt keine Rolle.“, murmelte Shikamaru und zuckte kaum wahrnehmbar mit den Achseln. „Nicht dass es abgedroschen klingen soll, aber es ist nicht so, als hättest du es begonnen.“

 

Ein Muskel in Nejis Kiefer zuckte. „Ich habe es heute Nacht begonnen.“

 

„Als könntest du das.“, erwiderte Shikamaru und versuchte sich ein einem bitteren Lächeln. „Das kannst du nicht.“

 

Nejis steinerner Blick vertrieb das Kräuseln von Shikamarus Lippen, doch statt sein Grinsen wieder aufleben zu lassen, wurde das Gesicht des Schattenninjas plötzlich weich. Es war der leiseste Verrat dessen, was seine Augen bereits vorhin preisgegeben hatten.

 

„Denn wie zur Hölle kann es beginnen…wenn es niemals aufgehört hat?“

 

Und wenn irgendetwas in diesem Moment aufhörte, dann war es Nejis Herzschlag.

 

Sein Herz hielt an…

 

Nur für einen Augenblick. 

 

Und dann nahm es taumelnd seinen Schlag mit einem unregelmäßigen Pochen wieder auf, gegen das er an schlucken musste, nur um irgendwie wieder Luft zu finden. Schmerzhafter Kummer und dieses Bedürfnis strömten durch ihn und der schlagartige Ansturm von Gefühlen war beinahe unmöglich zu bekämpfen, unmöglich zu kontrollieren.

 

Kontrolle…

 

Fast hätte sich Neji nicht mehr beherrschen können, doch er zügelte den Drang, nach vorn zu greifen, indem er noch tiefer in sich selbst griff. Gott, wenn es irgendetwas gab, das er tun konnte und gut tun konnte, dann war es, die Kontrolle zu behalten. 

 

Shikamaru zog sein schwaches Schmunzeln wieder auf die Lippen und schirmte seine Augen ab. „Und du kannst mir nichtmal den Gefallen tun, über diese Ironie zu lachen. Danke, Hyūga; du bist immer noch ein verklemmtes Ärgernis.“

 

Jede Irritation oder Wut, die Neji vielleicht verspürt hätte, wurde sofort von etwas überschattet, dass er nicht aufgehört hatte zu fühlen, seit dem Tag, an dem er davon gelaufen war. Und für einen flüchtigen Moment stahl sich dieses Gefühl auf sein Gesicht und durch seine blassen Seen. Es verwandelte seinen Blick in einen Ausdruck, den er niemals auf irgendjemanden sonst gerichtet hatte; und er wusste instinktiv, dass er es auch niemals tun würde. 

 

Nicht so…

 

Shikamarus Augen weiteten sich bei diesem Anblick und rasch schloss er die Lider. 

 

Vorsichtig wollte Neji nach vorn treten. 

 

Sofort schnellten dunkle Augen auf und Shikamaru versteifte sich; sein ganzer Körper spannte sich in der Bereitschaft wegzurennen an. 

 

Die Reaktion ließ Neji schlagartig innehalten. Wenn sie ihn doch nur überrascht hätte. Aber von all den Erinnerungen, die ihn heimsuchten, stand die ungezügelte Gewalt, die er an Shikamaru vor zwei Wochen entfesselt hatte, ganz oben auf der Liste unauslöschlicher Reue, die keine noch so lange Zeit jemals tilgen konnte. 

 

Vielleicht war es das Beste so. Sollte er es vergessen, dann riskierte er, es zu wiederholen. 

 

Doch diese Lektion beinhaltete nicht den Teil des ‚Loslassens‘.

 

Und gehalten von diesem Verständnis kam der Zug, den Neji vielleicht gemacht hätte, nie. Stattdessen ließ er sich einen Schritt zurückfallen; es war nicht nötig, von irgendetwas anderem als der Reaktion des Nara auf ihn zu etwas gedrängt oder veranlasst zu werden. 

 

Wachsam hielt sich Shikamaru steif aufgerichtet, während er Nejis Zug sezierte und analysierte, als wäre es eine Pause in einem Spiel, bevor seine Stimme hervorkratzte. „Wer hätte gedacht, dass du dieses Mal deinen Kopf benutzen würdest?“

 

„Und wer hätte gedacht, dass du diesmal derjenige bist, der den Atem anhält…“, erwiderte Neji leise. „Wenn das die Ironie ist, Shikamaru, dann verzeih mir, dass ich daran scheitere, den Humor darin zu sehen.“

 

„Das ist zu schade, Hyūga.“, murmelte Shikamaru und sein Schmunzeln war nun vielmehr müde als vorsichtig. „Nimmt der Vergangenheit den Biss; gerade lange genug um sich einzubilden, man könnte sie vergessen.“

 

Vergessen…

 

Das Wort grub seinen bitteren Stachel wie ein Skorpion in Nejis Brust; flutete Gift in einer heißen Woge aus Zorn durch ihn, die aber gleich darauf zu stählernen Neigungen seines Gesichts abkühlte und beruhigte. Es verhärtete seine Augen, um sie geschützt zu halten. 

 

Vergessen…?

 

Hatte Shikamaru ihm nicht gesagt, dass er das nicht tun sollte? Und selbst, wenn er das nicht getan hätte, es war nicht so, dass irgendetwas von Neji auch nur den Hauch einer Hoffnung darauf hatte, diese Erinnerungen auslöschen zu können. Es spielte keine Rolle, dass die Erinnerungen zerbrochen oder verletzt oder blutig waren. Denn tief, tief unten, wo niemand sie berühren oder beschmutzen oder sie ihm wegnehmen konnte, riskierte er den Schmerz und den Kummer, nur um diesen Frieden zu finden, der um all die Teile herum verstreut lag. 

 

Er brauchte diesen Frieden. 

 

Denn wenn die Nächte jenseits von lang waren und an Endlosigkeit grenzten und wenn die Tage mit einer Monotonie von Pflicht und weit entfernten Zielen ineinander bluteten, dann waren es diese Erinnerungen, zu denen er zurück kehrte. 

 

Sie waren alles, was ihm in einem Teil von ihm noch geblieben war, den er beinahe verloren hatte. 

 

Ich kann es nicht vergessen.

 

Und dann ergriff Shikamaru erneut das Wort; seine Stimme driftete in einem schwebenden entfernten Murmeln in den Raum. „Es ist ein abartiger Placebo Effekt, wenn man es schafft, sich selbst davon zu überzeugen.“

 

„Zu vergessen…“, klarifizierte Neji und ein abgrundtiefes Gefühl des Verlustes drohte, sich in ihm zu öffnen. 

 

„Ja.“, wisperte der Schattenninja. „Zu vergessen…“

 

Neji bedachte ihn mit einem langen suchenden Blick und zog jeden Muskel in sich straff, um sich davon abzuhalten, genau den Zug zu machen, den er gerade eben vermieden hatte. „Und hast du das?“

 

„Mich selbst überzeugt?“, fragte der Schattenninja absichtlich evasiv. „Man sollte meinen, dass es zu versuchen zwei ganze Wochen der Schadenskontrolle irgendwie ein bisschen leichter machen würde.“

 

Nejis Brauen zogen sich zusammen; er bezweifelte ernsthaft, dass ‚leichter‘ in irgendeinen der Kontexte passte, die jemals von diesen paradoxen Welten des Chaos und der Ruhe, die sie gegenseitig in sich geweckt hatten, erschaffen worden waren. Was die Schadenskontrolle anging – war das nicht genau der Grund, aus dem er davon gelaufen war?

 

„Ist es denn leichter?“, fragte er sanft. 

 

„Nein…“, hauchte Shikamaru und schaffte es kaum, seine Stimme eben zu halten. 

 

Schweigend hielt Neji seine Augen auf Shikamaru gerichtet und jede Faser fokussierte sich auf den Versuch, auch nur die geringsten Ranken des Chakras des Schattenninjas zu finden. Er konnte es beinahe wieder spüren; eine Haaresbreite außerhalb der Reichweite. 

 

Die Stille zog sich lang. 

 

Und dann schloss Shikamaru die Lider, schluckte mit einer Anstrengung und entließ bebend einen angestauten Atem. „Nein…“, wiederholte er heiser. „Und eine weitere Erinnerung daran, zu versuchen, dich zu richten…nur um uns beide dabei zu zerbrechen…ist in etwa so viel, wie ich noch ertragen kann…“

 

Nejis Kehle zog sich zusammen und zertrümmerte seinen Atem. „Shikamaru…“

 

„Nicht.“, sagte Shikamaru rau und hob die Arme mit den Handflächen nach außen gerichtet, während er zurückwich und in seine Chamäleonhaut schlüpfte; Neji hatte gespürt, dass es so kommen würde. „Ich habe den Schaden verursacht, Hyūga…ich vertraue darauf, dass du den Kontrollteil händeln kannst.“

 

Und selbst wenn Neji die Fähigkeit besessen hätte, seine Kehle zu bewegen, um eine Erwiderung hervor zu krächzen; Shikamaru wartete nicht auf seine Antwort. Ohne einen Blick zurück zu werfen, schmolz der Nara in die Schatten des Korridors und ließ Neji in einer Stille zurück, die nur vom Regen durchbrochen wurde. 

 

 ______________________

Sooo, wieder eine etwas größere Pause, Entschuldigung dafür und dann auch noch mit einem deutlich kürzeren Kapitel als das letzte, auch dafür sorry! Aber das nächste wird wieder schneller hochgeladen, versprochen! ;) 
 

Jaaa, ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ihr euch es wirklich so vorgestellt/gewünscht hat, dass das Wiedersehen von Shikamaru und Neji so abläuft, aber naja, ich hoffe sehr, dass euch das Kapitel trotzdem gefallen hat ;) 

Über ein paar Meinungen würde ich mich natürlich wieder sehr sehr freuen! <3

Vielen Dank wie immer an alle meine lieben Reviewer/innen und Leser/innen <3 Ach und an dieser Stelle noch: Ich habe nicht vergessen, auf die Kommentare zu antworten, ich bin nur noch nicht dazu gekommen und ich dachte mir, dass ich lieber erstmal das Kapitel mache, bevor ich mich an die Antworten setze, die kommen also auf jeden Fall noch! :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lady_Ocean
2021-08-21T13:14:34+00:00 21.08.2021 15:14
So viele neue Kapitel! Mensch, bist du flott vorwärts gekommen in der letzten Woche. :D Mich hat es am Sonntag erst mal mit 40° Fieber von einer Blasenentzündung entschärft. Und bis Dienstag hat das dann eine Migräne losgetreten, die mich halb umgebracht hat. Hatte zeitweise echt Angst, dass mir im Kopf jeden Moment irgendwas platzt und mir dann Hirnflüssigkeit aus den Ohren läuft. Echt, so was hab ich noch nie erlebt. o_o""" Und so war ich gleich mal vier Tage unfähig, aus dem Bett zu krauchen.

Aber jetzt kann ich endlich noch mal in Ruhe lesen. ^^
Ich hätte vorher echt nicht sagen können, wie ich mir das Aufeinandertreffen der beiden hätte vorstellen können. Dass sie besinnungslos übereinander herfallen habe ich nicht ganz ausgeschlossen. Dass Shikamaru eine Panikattacke bekommt ebenfalls nicht. Dass er er einerseits dicht macht, andererseits aber auch nicht von Neji wegkommt, hätte ich mir ebenfalls vorstellen können. Sie bewegen sich momentan einfach auf so dünnem Eis, dass schon kleinste Entscheidungen oder Veränderungen die Spielaufstellung verändern kann. Dieses erste Gespräch seit dem chaotischen Zusammentreffen im Onsen (und überhaupt, seit zwei Wochen) finde ich auf jeden Fall sehr realistisch zwischen den beiden. Und es zeigt auch an vielen Stellen immer wieder deutlich, wie fragil und empfindlich die Spannung ist, die zwischen ihnen knistert. Auf der einen Seite driften ihre Gespräche immer wieder zum gewohnten und (auch von mir) schmerzlich vermissten Smalltalk zurück. Wie Shikamaru beispielsweise von der "verbalen Misshandlungsfront" spricht, fand ich sowohl thematisch als auch vom Ausdruck her einfach göttlich. ^^ Und dann wiederum gibt er Neji kaum später mit einem Wink, bei dem er Neji quasi den kompletten Lattenzaun um die Ohren haut, zu verstehen, dass er verschwinden und wegbleiben soll ("Es gibt eine ganze Menge A-Rang Aufträge, Hyuga. Was auch immer dir über den Weg läuft - nimm es." Und was das für mich noch bitterer gemacht hat, ist die Tatsache, dass Neji genau das längst tut. Auch ohne dass Shikamaru ihm klarmacht, dass er verschwinden soll, sind sie sich in diesem Punkt eigentlich einig. T_T). Dann wieder das persönlicher werdende Gespräch über die neueste Entwicklung in Hanegakure und wiederum Shikamarus Witz, wie Neji ihm mit seinem Hitai-Ate das Hirn rausstanzt. Bis hin zu der explosionsartig aufflammenden Leidenschaft zwischen ihnen. Und selbst diese schafft Shikamaru zurückzudrängen. Alle Achtung. Vor allem an der Stelle habe ich mir gedacht, was das für eine Unmenge an Angst, aber auch Bitterkeit gegenüber Neji (und der Nacht, in der er ihn heimgesucht hat, um ihn umzubringen) in ihm sein muss, dass ihm das gelingen konnte. Zuvor wäre es Shikamaru an solch einem Punkt gewiss nicht gelungen, die Reißleine zu ziehen. So hat das ganze zwischen ihnen ja überhaupt erst an Fahrt aufgenommen. Es ist jedenfalls echt ein einziges Auf und Ab zwischen den beiden. Eine permanente Spannung.
Und schade ist auch, dass sich Neji in dem wichtigen Punkt bezüglich seines Clans immer noch so verschließt. :( Dass er nicht in ironischer oder herablassender Weise erzählt hat, dass sein Kiefer Bekanntschaft mit der Faust eines Clanältesten gemacht hat - dass derlei Einschüchterungsversuche ihn aber nicht mehr blenden oder beherrschen können. Gerade, weil Shikamaru eh schon so viel über diese Angelegenheiten weiß. Und weil es ihm diese Angelegenheit von Anfang an zu Herzen ging. Und Neji ihm damit auch signalisieren könnte, dass all der Schmerz, all das, was zu Bruch gegangen ist, wenn schon nicht gerechtfertigt werden kann, dann aber zumindest einen positiven Ausgang genommen hat. Für den Moment jedenfalls. Ich finde es wirklich schade, dass Neji Shikamaru nicht in diese Dinge einweiht. Na ja, vielleicht will er es unter anderem deshalb nicht, weil er sich ja eigentlich sowieso an den ursprünglichen Plan halten wollte, Abstand zu Shikamaru zu halten. Und solch eine Offenbarung würde Shikamaru unweigerlich wieder näher zu ihm führen.

Aber Neji hat da etwas verdammt Wichtiges von Shikamaru mitbekommen, als er so bissig auf Shikamaru reagiert hat: "„Sei vorsichtig, Nara. Gemessen an deinem kleinen Wasserabenteuers im Becken, bezweifle ich, dass du wirklich eine weitere Runde mit dieser Frage anfangen willst. Ich werde sie nur zurückgeben und ich glaube nicht, dass du dabei mit von der Partie bist.“" Hatte er nicht etwas so Ähnliches von seinem Peiniger zu hören bekommen? Ob er noch eine Runde mit von der Partie ist oder so? Auf jeden Fall vermute ich, dass Shikamaru an der Stelle einen Flashback hatte. Neji hat das sicher nicht verstanden. Er hat ja keinerlei Ahnung, was übherhaupt los ist. Aber er hat die Emotionen gesehen, die Shikamaru für einen Moment nicht unter Kontrolle hatte. Und das war noch weitaus schlimmer als alle die Anzeichen, die er bisher mitbekommen hatte. Ich bin aber ganz froh, dass es Shikamaru für einen Moment dazu gebracht hat, mal erhlich zu sein. Ich fand es wichtig, dass es endlich einmal ausgesprochen wurde, dass er nun jede Nacht wach wird, jede Nacht von Neji träumt. Er hat sich bisher durchgehend so unnahbar gegeben, dass Neji es wahrscheinlich nur schwer einschätzen konnte, wie gut Shikamaru wohl darin war, ihn und ihre gemeinsamen Erinnerungen zu verdrängen (dass Shikamaru das überhaupt versucht, ist schmerzhaft genug). Jetzt ist ihm auf jeden Fall klar, dass Neji in Shikamarus Geist genauso präsent ist wie umgekehrt. Und ich finde, das ist etwas, was Neji unbedingt wissen sollte.
Und dann demonstriert Neji wieder so ein unglaubliches Maß an Kontrolle, vor allem als er so zielstrebig auf Shikamaru zugeht und dabei auch noch Blickkontakt hält. Dass er seine Emotionen dabei im Zaum halten kann, ist sicher nur der Tatsache zu verdanken, dass er zuvor diese erschütternden Emotionen bei Shikamaru gesehen hat. Ihm ist jetzt klar, dass er unter keinen Umständen die Beherrschung verlieren darf. Dass das viel zu gefährlich für Shikamaru sein könnte. Und gleichzeitig kommt er jetzt, wo er so viel gesehen hat, auch nicht mehr von ihm weg. Er muss einfach wissen, was Shikamaru da verbirgt. Was für einen Schmerz er mit sich schleppt. Wie könnte Neji auch anders als mit jeder Faser seines Körpers helfen zu wollen?
Das bringt mich noch mal an eine Episode am Anfang zurück. Wie Shikamarus Chakra verschwunden ist. Ich kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass er das von seiner Familie oder gar in der Schule oder sonst irgendwie halb offiziell gelernt hat, wenn Neji dermaßen irritiert über die Tatsache ist, dass Shikamarus Chakra so vollständig verborgen ist. Viel wahrscheinlicher finde ich (okay, inzwischen habe ich auch die neueren Kapitel gelesen, aber das war von Anfang an mein Eindruck), dass das wieder eine unterbewusste Reaktion von Shikamarus Chakra war, so wie sich seine Schatten zuvor für einen Moment um ihn gelegt hatten, ohne dass Shikamaru irgendeinen Einfluss darauf gehabt hatte. Shikamaru wollte wahrscheinlich mit ganzer Macht verschwinden, unsichtbar werden, und sein Chakra hat auf dieses Bedürfnis reagiert.
Antwort von:  _Scatach_
22.08.2021 16:07
Huhu, wie schön wieder von dir zu lesen *-* :)
Oje, das klingt aber alles gar nicht gut, da hat es dich ja wirklich ordentlich erwischt o.O Geht es dir denn inzwischen etwas besser???

Ja, es gab tatsächlich viele verschiedene Möglichkeiten, wie das Aufeinandertreffen der beiden hätte ablaufen können ;) Freut mich aber, dass du es realistisch fandest, wie es letztendlich gelaufen ist.
Awww, ja, ich verstehe, was du meinst. Mir hat dieses Geplänkel der beiden irgendwie auch sehr gefehlt. Hier hat man zumindest ein bisschen was davon wieder zu lesen bekommen ;)
Mh, es ist eigentlich wirklich tragisch, dass die beiden der Meinung sind, dass sie sich vehement voneinander fern halten müssen, obwohl sie im Grunde beide ja wirklich das Gegenteil wollen. Für Shikamaru braucht es hier auf jeden Fall wirklich enorm viel Selbstbeherrschung, sich der Situation zu entziehen und nicht zu Neji zu gehen.
Ah, es gibt verschiedene Gründe, aus denen Neji Shikamaru nichts von seinem Trotz gegenüber Hitaro erzählt. Ein wichtiger wäre ganz klar sein Stolz. Shikamaru weiß zwar, dass Neji da nichts machen kann, aber für Nejis Stolz ist diese Bestrafung einfach richtig hart und er würde sich nie diese Blöße geben wollen. Und ein anderer Grund ist, dass Neji nicht wollen würde, dass Shikamaru irgendwelche Maßnahmen ergreift. Shikamaru weiß zwar, das Clanangelegenheiten Clanangelegenheiten sind, aber wenn es Neji betrifft, da wird seine Logik ja immerzu außer Kraft gesetzt, das sagt er ja oft genug selbst. ^^ Es wäre also nicht auszuschließen, dass Shikamaru bei dem Wissen Hitaro mal einen Besuch abstatten würde, vor allem in diesem psychisch labilen Zustand, in dem er sich gerade befindet. Sowas will Neji natürlich auch verhindern.

Ah ja, das ist dir wieder gut aufgefallen ;) Hier geht es tatsächlich um die Wortwahl. Denn Shikamarus Peiniger hat eben genau auch "Mit von der Partie" gesagt. Und wenn dann etwas mit der gleichen Formulierung gesagt wird, dann löst das natürlich etwas in Shikamaru aus. Neji hat auf jeden Fall die panische Reaktion bemerkt, aber wie du gesagt hast, weiß er nicht, was das ausgelöst hat oder so.
Ja, für Shikamaru war das mit Sicherheit auch auf eine gewisse Weise wichtig, das mal zu gestehen, auch wenn er ja immer noch denkt, dass er träumt.
Neji ist hier wirklich enorm kontrolliert, was ihm aber gar nicht so leicht fällt.
Nein, Shikamaru hat das nie gelernt, sein Chakra zu maskieren und es ist ihm auch nicht bewusst, dass er das überhaupt gemacht hat. Ja, es war eine unterbewusste Reaktion, aber es war nicht so, dass Shikamaru verschwinden wollte ;)

Vielen vielen Dank für dein wunderbares Review wieder :) Freut mich sehr, wieder von dir zu lesen! <3
Von:  SasukeUzumaki
2021-08-16T07:25:42+00:00 16.08.2021 09:25
Hey Scatach 😊

Ich hatte mir das zusammen Treffen der beiden zwar etwas anders vorgestellt aber es ist eben typisch für die zwei und eigentlich normal. Man kann ja nicht wirklich erwarten das sie sich freudestrahlend in die Arme werfen. 😅 nachallem was passiert ist.

Wir haben ja bestimmt noch einige Kapitel vor uns und wer weiß was in denen noch so alles passiert. Aber ich bin gespannt. 😁

Liebe Grüße ❤

SasukeUzumaki
Antwort von:  _Scatach_
16.08.2021 13:04
Huhu :)

Haha, ja irgendwie habe ich mir sowas in der Art schon gedacht ;) Freut mich aber, dass dieses Wiedersehen zu den beiden passt, denn unrealistisch soll es natürlich auch nicht wirken.
Ja, ein paar Kapitel kommen noch, das stimmt ;)

Ganz liebe Grüße,
Scatach <3
Von:  Scorbion1984
2021-08-14T18:48:37+00:00 14.08.2021 20:48
Werden die Beiden jemals ihre Probleme bewältigen?
Langsam bezweifle ich es ,wo ich ihnen doch endlich etwas Glück wünschen würde.
Toll geschrieben, die Gefühle der zwei hast Du gut beschrieben auch ihre Zweifel und Probleme.
Trotzdem hoffe ich immer noch für die Zwei.
Antwort von:  _Scatach_
16.08.2021 13:03
Naja, so schnell funktioniert das halt leider nicht, auch wenn man sich das wünscht :/
Man muss auch immer noch sehen, dass noch einige Teile zu den beiden kommen ;)

Vielen vielen Dank, es freut mich sehr, dass es dir vom Schreibstil her so gut gefallen hat! <3


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