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Rose

(Yuffies Version)
von

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Superstar (Yuffies Version)

Yuffies neueste Erlebnisse gaben ihr für die nächsten Tage Kraft: Sie schaffte es, früh aufzustehen, sogar ein wenig zu essen und durch den Tag zu kommen, ohne vollkommen zu verzweifeln. In dem Wissen, dass sie ausbrechen konnte, wenn es ihr schlecht ging, biss sie sich durch ihren Alltag, egal, wie oft sie denselben Leuten das Gleiche sagen, auf die immer gleichen Klagen dasselbe versprechen musste. Und danach saß sie abends bei ihren Brüdern und Tseng, manchmal mit Rufus, und dachte an alles, was sie gesehen hatte: ein ganzes Zeltlager voll mit Menschen, die sie noch nie gesehen hatte, kleine Zelte, größere Zelte, ein Zelt so groß wie ein kleines Haus und rot verziert, Menschen, Frauen und Männer, überall, und alle sahen sie so anders aus ...

            Und sie dachte an Cloud; Cloud, den sie nach so vielen Jahren wiedergefunden hatte und der sie wohl noch immer für ein Kind hielt, dabei waren sie mittlerweile beide verheiratet. Sie fragte sich, ob Cloud selbst wohl Kinder hatte; sie wusste, von ihr wurde eines erwartet, seit sie verheiratet war, doch es grauste ihr ... 

            Und manchmal, da dachte sie auch an Vincent, vor allem nachts, wenn sie sich davonstahl und nach ihm Ausschau hielt. Wäre sie ihm nicht begegnet und hätte er nicht so geheimnisvoll getan, überlegte sie, wäre sie wohl nie den Hügel herabgestiegen. Sein Verhältnis zu seinem sogenannten Sohn hatte sie nicht ganz verstanden. Ohnehin, „Sohn“, was für ein seltsamer Witz war das? Vincent und Sephiroth mussten gleich alt sein. Alles in allem war vieles offen geblieben, was einen weiteren Besuch für sie unumgänglich machte. Sie musste nur den richtigen Moment abpassen.

            Dieser richtige Moment allerdings ließ auf sich warten. Es vergingen weitere Tage, an denen sie zwar aufstand, aber zunehmend widerwillig; sie schluckte so wenig wie möglich vom Frühstück; sie quälte sich durch Besprechungen, Planungen, Gespräche, Verhandlungen, und als sie fertig war, lag sie wie tot.

            Und so hing Yuffies Blick ein Mal mehr an der Decke über ihren Polstern. Die Zimmerdecke war dunkel, aus Holz, mit verworrenen Mustern verziert, die sich vor ihren Augen wanden und drehten. Wieder einmal lag sie da, erschlagen von einem erneuten Tag, unfähig auch nur einen Arm zu heben.

            Irgendwann wurde die Tür aufgeschoben. Yuffie wandte den Kopf ein wenig zur Seite, doch es dauerte, bis sie verstand, dass Rufus vor ihr stand. „Na?“, sagte er und setzte sich zu ihr aufs Polster. Sie antwortete nicht, betrachtete ihn nur mit diesem leeren Blick. „Es gibt bald Abendessen, ich soll dich holen.“

            „Ich hab eigentlich keinen Hunger“, hörte Yuffie sich mit kleiner Stimme sagen.

            Rufus zuckte die Schultern. „Hauptsache, du bist da.“

            „Kommt Mama?“, fragte Yuffie unvermittelt.

            „Tseng schaut nach ihr, aber ich denke nicht, dass sie ...“ Ungebeten tauchten in Yuffies Gedanken Bilder auf, von einem dunklen Raum, einer einsamen Figur in einem zu großen Bett, den Blick starr auf die Decke gerichtet, dennoch nichts sehend ...

            „Hilfst du mir hoch?“, fragte Yuffie kraftlos und stemmte sich vorsichtig auf. Rufus zog sie sanft auf die Beine und hielt sie fest.

            „Geht’s?“, fragte er. Yuffie nickte; sie spürte Leben in ihre Glieder strömen, doch da war immer noch dieses Etwas ... so etwas wie eine dunkle Hand, die sie zurückhalten wollte ... „Sollen wir vielleicht auch nach Kasumi sehen?“, fragte Rufus plötzlich. Yuffie blickte auf. Er war schon an der offenen Tür und zeigte über den Korridor.

            Yuffie erschauderte bei dem Gedanken. „Lieber nicht“, sagte sie und schloss zu Rufus auf, sodass sie gemeinsam die Treppe nach unten gehen konnten. Im Esszimmer war nur ihr Vater zugegen, das Mahl war noch nicht aufgetragen.

            „Deine Brüder werden noch gewaschen“, erklärte er ihnen, „wir müssen ihnen unbedingt beibringen, nicht den ganzen Tag in der Erde zu spielen. – Rufus, deine Frau hat heute wieder außergewöhnliche Arbeit geleistet, alle waren begeistert, wie ruhig sie allem Anschein nach unlösbare Probleme angeht.“ 

            Yuffies Blick war fest auf den leeren Tisch gerichtet; sie spürte Rufus‘ Arm um ihre Taille und seine Lippen an ihrer Stirn. „Das glaub ich dir, sie ist super.“ Yuffie war danach, um sich zu schlagen und zu schreien. Stattdessen lächelte sie, als wäre sie berührt.

            „Mama kommt heute wieder nicht?“, fragte sie dann.

            Ihr Vater seufzte. „Ich war heute bei ihr“, sagte er sehr leise. „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie das ... mitbekommen hat.“

            Yuffies Magen zog sich mit einem Mal zusammen, als sie das hörte, ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie merkte, wie warm ihr war, sie wollte am liebsten gehen, wohin, wusste sie nicht, nur aufstehen und ...

            „Entschuldigt die Verspätung“, hörte sie es von der Tür sagen; sie wandte sich um. Tseng war mit den Zwillingen eingetreten, die auf ihre Plätze zueilten. Yuffie beobachtete die Szene, um aus dem Morast ihrer Gedanken aufzutauchen.

            „Hallo, ihr beiden“, sagte sie betont fröhlich, langsam befreit von ihrer Beklemmung. „Ich hab gehört, ihr habt heute wieder die Erde umgegraben, stimmt das?“ Tseng ließ sich auf seinen Platz zwischen ihren Brüdern nieder und Bedienstete servierten das Abendessen.

            Yuffie stocherte mit ihren Stäbchen im Reis, während die andern begeistert speisten und redeten, doch Yuffie, in Gedanken bei ihrer Mutter und ihrem eigenen Zustand, sagte noch immer nichts, wenn nicht angesprochen. Die Unterhaltung kam ihr im Kontrast unsinnig vor; sie hatte die Augen auf Tsengs Gesicht geheftet wie an jenem anderen Tag. Sie wartete nur darauf, dass die Mahlzeit beendet wurde. Dieser Tag musste der richtige Moment werden.

            „Tseng?“, flüsterte sie im allgemeinen Aufbrechen, nachdem alle Stäbchen abgelegt und alle Platten und Schüsseln abgeräumt worden waren. Vorsichtig berührte Yuffie Tsengs Ärmel, als er schon im Gehen begriffen war. Verwundert drehte Tseng sich um. Yuffie war entschlossen „Kann ich dich kurz was fragen? Draußen?“

            Unbemerkt schlichen sie sich hinaus; Yuffie konnte den Wald und in der Ferne das Badehaus sehen. Tseng wandte sich ihr zu. „Prinzessin, was gibt es? Ist alles in Ordnung?“

            „Ja, ich ... ich brauch nur deine Hilfe.“ Yuffie hatte das Gefühl, dass Tseng sie sehr genau betrachtete. „Du musst mich wieder decken, wenn ich rausgehe.“

            „Noch einmal?“, fragte Tseng ungläubig. „Prinzessin, was soll das werden? Nein.“

            „Was soll das heißen, ‚nein‘?“

            „Beim letzten Mal dachte ich, Ihr wärt kurz weg und kämet gleich wieder. Aber Ihr wart sehr lang weg. Könnt Ihr Euch denken, welche Sorgen ich mir gemacht habe? Euch hätte sonst etwas zugestoßen sein können.“

            Yuffie hörte von diesen Sorgen zum ersten Mal. „Aber es ist ja nichts passiert.“

            „Und wie soll ich es Eurem Vater erklären, wenn doch?“

            „Tseng, was glaubst du denn, was ich tue?“, fragte Yuffie, die Tsengs Reaktion vollkommen überzogen fand.

            „Das möchte ich überhaupt nicht wissen“, versetzte Tseng. „Ich heiße es nicht gut, wenn Ihr das Gelände verlasst, und ich möchte Euch inständig bitten, es nicht zu tun; sollte dennoch festgestellt werden, dass Ihr fehlt, werde ich nicht behaupten, Ihr wärt hier.“

            „Tseng“, sagte Yuffie bittend, doch Tseng ließ sich nicht erweichen. Yuffie seufzte und suchte nach den richtigen Worten, um sich zu erklären. „Du sollst ja nur sagen, du hättest mich eben noch gesehen, das hast du ja auch, genau jetzt. Tseng, bitte, du bist der Einzige, dem ich vertraue. Ich muss gehen, bitte hilf mir.“

            Plötzlich lockerte sich Tsengs Haltung und sein Gesichtsausdruck wurde entspannter, weicher. „Ihr seht Eurer Mutter unheimlich ähnlich“, sagte er und fasste sie liebevoll an beiden Schultern, doch Yuffie, die verstanden hatte, dass Tseng wieder auf ihrer Seite stand, hatte es nun eilig.

            „Ich weiß das“, sagte sie kurz angebunden. „Ich muss jetzt los.“ Ohne eine Antwort abzuwarten wich sie zurück, wandte sich abrupt um und ließ Tseng stehen. Diesmal war sie vorbereitet, wusste, wo die Wachen waren, und vor allem trug sie deutlich unauffälligere Kleidung ...
 

Cloud stand diesmal nicht am Lagereingang Wache, als Yuffie im Tal ankam. Als sie allerdings ihren Namen nannte, wurde sie abermals mit dem Kommentar „Oh, die Frau vom Chef“ durchgelassen. Etwas verunsichert betrat Yuffie daraufhin das Lager, wobei sie nicht recht wusste, was sie tun, wo sie hin sollte. Sie entschied sich, erst einmal demselben Weg zu folgen wie beim letzten Mal und einfach zu hoffen, dass sie schon auf jemanden treffen würde, den sie kannte.

            Am Ende einer mehr oder weniger geraden Gasse aus kleinen Zelten stand ein großes, halboffenes dunkelgraues Zelt; Cloud hatte es beim letzten Mal die Essensausgabe genannt, und in der Tat sah sie Leute darin mit Tellern und Tassen hantieren. Sie war schon dabei, das Zelt zu passieren, als sie durch eine sich auftuende Lücke einen bekannten hellen Kopf erspähte: „Cloud!“, sagte sie unwillkürlich, ehe sie darüber nachgedacht hatte. Clouds Blick zuckte in ihre Richtung, als ob er nicht sicher wäre, ob er etwas gehört hätte.

            „Yuffie“, rief er dann, als er sie erkannt hatte. Er hob einen Arm, um sie heranzuwinken. „Du bist wieder da.“ Yuffie näherte sich ein paar Schritte, blieb dann allerdings wie angewurzelt stehen, als sich ihr die gesamte Szene eröffnete: Cloud saß mit einer ganzen Gruppe von Leuten offenbar beim Abendessen zusammen, die Yuffie allesamt nicht kannte.

            „Ähm“, sagte sie zögernd, „vielleicht ...“

            „Oh“, machte Cloud, der ihrem Blick gefolgt war. „Hey, hört mal alle her“, machte er die Gruppe aufmerksam, deren Köpfe sich in Yuffies Richtung drehten, „das ist Yuffie, die Prinzessin von oben. – Und Yuffie, das sind – na ja, alle eben.“

            „Ey!“, empörte sich eine Frau am anderen Tischende.

            „Was, willst du sagen, ihr habt Namen?“, fragte Cloud in die Runde, was mit allgemeinem Gelächter belohnt wurde. Er wandte sich wieder an Yuffie. „Komm doch ran, wir organisieren dir einen Stuhl – hier ist schon einer – setz dich einfach dazu, die Gruppe ist immer offen.“ Er zog einen Stuhl hervor und schaute mit einem einladenden Blick zu Yuffie hoch. Mit klopfendem Herzen näherte sie sich langsam dem Tisch und setzte sich auf den angebotenen Stuhl; die Aufmerksamkeit der Gruppe kehrte zu den Einzelgesprächen zurück, die offenbar vor Yuffies Auftauchen geführt worden waren. Cloud warf Yuffie ein aufmunterndes Lächeln zu. „Und, was machst du so?“, fragte er sie.

            „Nichts“, sagte Yuffie reflexartig. „Sitzen“, fügte sie dann hinzu.

            „Hm, klar“, sagte Cloud nickend. Yuffie blickte sich noch einmal um: Am Tisch vor ihr saßen in etwa zehn Leute, mehr Männer als Frauen, mit schwarzem oder hellem Haar, mit dunklerer oder hellerer Haut, alle jung, alle sahen zäh und stark aus, als ob sie den ganzen Tag laufen konnten, ohne müde zu werden. Und interessanterweise wirkten sie alle entspannt und ausgelassen.

            Yuffie beugte sich zu Cloud vor. „Sind das alles deine Freunde?“, fragte sie ihn und kam sich selbst dabei kindisch vor.

            Cloud warf einen kurzen Blick über den Tisch. „Mehr oder weniger“, sagte er locker dahin. Yuffie war beeindruckt. Sie konnte sich kaum vorstellen, mit so vielen Leuten gleichzeitig befreundet zu sein. „Ach, übrigens, möchtest du noch was? Ich denke, wir sind eigentlich alle so weit fertig“, sagte Cloud und deutete auf die Teller auf dem Tisch, auf denen noch Essensreste zu erkennen waren. „Oder wir können dir sicher auch noch ein richtiges Essen organisieren.“

            „Oh, nein, vielen Dank“, lehnte Yuffie ab. Mit einem genaueren Blick auf die Teller fragte sie dann: „Was ist das?“

            „Tja, ich schätze, das ist für uns alle ein großes Mysterium“, sagte Cloud geheimnisvoll, woraufhin ihr Gespräch versandete. Yuffie versuchte, niemanden zu intensiv anzuschauen, während sie nach und nach die Gesichter der andern studierte: Sie sah kurze, breitere Nasen wie die Ihre, aber auch lange Nasen, schmale Münder, dünne Lippen, in Rosa, in Braun, sie konnte schwören, eine der Frauen hatte sich die Lippen rot angemalt, doch es sah nicht so wie bei ihr selbst aus, wenn sie geschminkt wurde, die Augen waren braun oder blau oder grau oder grün ... „Kann ich dir helfen?“, fragte Cloud plötzlich, wobei er an Yuffie vorbeischaute.

            Yuffie wandte sich um: Der junge Mann neben ihr betrachtete sie recht eingehend. „Ich bewunder nur dieses Schneiderkunstwerk“, sagte er. „Ich meine, schau dir an, wie hübsch dieser Kimono ist. – Er kleidet dich wunderbar, Prinzessin.“

            „Ich hab einen Namen“, platzte es aus Yuffie heraus, ehe sie sich zurückhalten konnte.

            „Oh, sorry“, sagte der Mann unbeeindruckt. „Ich auch, Bektaş, freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ 

            Als Bektaş ihr seine Hand entgegenstreckte, legte Yuffie ihre in seine. Sie fand Bektaş‘ dunkelbraune Augen mit den langen dichten Wimpern sehr hübsch. Er kam ihr näher.

            „Könnte ich den Stoff vielleicht kurz mal berühren?“ Yuffie nickte überrascht und Bektaş strich vorsichtig mit den Fingern über den Stoff an ihrem Arm. „Ah, herrlich!“

            „Es ist Seide“, sagte Yuffie, einfach, um etwas zu sagen.

            „Ich finde, Shin-Ra könnte so was ruhig als Uniform sponsern“, sagte Bektaş laut und lenkte die Aufmerksamkeit aller andern auf sich. „Yuffie, meinst du, du kannst das deichseln? Du hast doch den Draht nach oben.“

            Yuffie blinzelte verständnislos. „Ich glaube, du sprichst für sie in Rätseln“, sprang Cloud ein. Bektaş schaute sie an, als ob sie schwer von Begriff wäre.

            „Ob du deinen Mann fragen kannst“, sagte er sehr deutlich, als spräche er mit jemandem, der nicht gut hört. „Aber lass gut sein, es war eh nur ein Witz.“

            Yuffie starrte Bektaş mit großen Augen und leicht geöffnetem Mund an. Es verstrichen mehrere Momente, doch dann breitete sich ein großes Lächeln auf Yuffies Gesicht aus und sie fing an zu lachen. Die Situation war zu absurd.

            „Ha!“, rief Bektaş und streckte triumphierend die Arme gen Himmel. „Ich hab jemanden gefunden, die über meine Witze lacht!“

            „Hat ja auch nur zehn Jahre oder so gedauert“, sagte Cloud und am Tisch brach wieder Gelächter aus.

            „Oh, fuck you, Strife“, sagte Bektaş, und auch wenn Yuffie nicht verstand, was er sagte, hatte sie das Gefühl, dass es sich um einen liebevoll-piesackenden Austausch handelte, wie er in ihrer Familie auch manchmal vorkam.

            „Seit er mit den Firsts rumhängt, hält er sich für was Besseres“, warf die Frau vom andern Tischende wieder ein.

            „Na ja, das liegt daran, dass wir besser sind“, sagte Cloud offenbar scherzhaft.

            „Oh, buh!“, sagte die Frau und warf einen übriggebliebenen Brocken Brot in Clouds Richtung.

            „Anaïs“, erklärte Cloud an Yuffie gewandt. „In Wirklichkeit steht sie auf mich.“

            „Dreiste Lüge!“, rief Anaïs. „Ein einziges Mal in meinem Leben möchte ich das Selbstbewusstsein haben wie ein durchschnittlicher Mann!“

            „Entschuldigung, durchschnittlich?“, fragte Cloud aufgebracht.

            Anaïs verschränkte die Arme vor der Brust. „Ts, ich wette, ich bin schneller als du.“

            „Da würde dir meine Frau aber widersprechen.“ Am Tisch brach ein unkontrollierbares Gelächter aus, während Yuffie erst ein paar Momente brauchte, um zu verstehen, was Cloud meinte. Als sie es erkannte, war sie entsetzt, doch offenbar war sie da die Einzige.

            „Strife, immer noch König darin, sich selbst fertig zu machen.“

            „Wenn ich es nicht mache, wer dann?“, fragte Cloud mit unschuldig erhobenen Händen.

            Anaïs‘ Blick wanderte von Cloud zu Yuffie. „Also ... Yuffie. Hängst du öfter hier im Lager bei uns rum? Wir Frauen könnten dich mal einladen, dann musst du dich nicht mit diesen Hampelmännern abgeben ...“

            „Mit ...“, echote Yuffie. „Was?“

            „Frag dich einfach durch, wenn dir danach ist, du findest uns schon“, sagte Anaïs. „Und bring am besten noch ein paar von diesen Kimonos mit, dann machen wir ‘ne Modenschau, wie wär’s?“

            „Da müsst ihr aber Einladungen verteilen, das möchte ich auch sehen“, sagte Bektaş. Yuffie suchte verunsichert Clouds Blick.

            „Einfach nicken“, flüsterte der ihr zu. Yuffie grinste. Kurze Zeit später löste sich die Tafel auch schon auf. „Kommst du wieder mit rüber? Ich könnte dir einen Tee machen.“

            Yuffies Augen strahlten. „Ja, gerne“, sagte sie mit einem freudigen Lächeln.

            „Dann warte hier noch kurz, wir räumen das erst mal alles weg ...“ Cloud und Bektaş räumten den Tisch ab und verschwanden im Zelt der Essensausgabe. Eine blonde Frau blieb noch zurück und schien zu warten. Yuffie erhob sich langsam. Ihr war noch ganz schwindelig von dem Gespräch mit so vielen Leuten.

            „Können wir?“, fragte sie, als Cloud zurückgekehrt war.

            „Eine Sekunde noch“, sagte er, dann zu der blonden Frau: „Elissa – du hast die Änderung im Wachplan mitgekriegt?“

            „Ja, in der Tat, der Buschfunk funktioniert für gewöhnlich ganz gut.“

            „Ok, ich will nicht, dass du wieder zu spät kommst.“

            „Aber alle sind ständig zu spät!“

            „Ja, aber du nicht“, sagte Cloud ruhig, „dafür bist du zu gut.“

            „Aw, du bist süß“, sagte Elissa gerührt.

            „Und leider schon verheiratet.“

            „Weißt du, ich glaub, Anaïs hat recht“, sagte Elissa und hob beide Fäuste. „Du gehörst mal ordentlich vermöbelt.“

            Cloud lachte und legte seine Hände auf Elissas Fäuste. „Wir sehen uns dann morgen“, sagte er, verabschiedete sich von Elissa und gab dann Yuffie ein Zeichen, dass sie mit ihm gehen sollte. Wieder gingen sie den Weg an Rufus‘ Zelt vorbei. Nach all dem Lachen beim Essen schien es Yuffie unerträglich, nun zu schweigen, also suchte sie etwas.

            „Du bist verheiratet“, sagte sie entsprechend aus heiterem Himmel.

            „Ja“, stimmte Cloud zu.

            „Wo ist deine Frau?“

            Clouds Ton wurde bitter. „In Midgar.“

            „Da ist Rufus manchmal“, sagte Yuffie, „ich weiß, dass es sehr weit weg ist.“

            „Auf jeden Fall“, sagte Cloud kurz angebunden. Sie sahen sein Haus nun von Weitem. Wieder waren alle Fenster offen, doch von einem seltsamen Netz überspannt.

            „Wenn Rufus manchmal da ist, wirst du sie doch wohl auch manchmal sehen“, sagte Yuffie schüchtern.

            „Ja, aber nicht oft genug“, sagte Cloud zähneknirschend. Sie verfielen wieder in Schweigen. Yuffie richtete den Blick nach vorn. Sie hätte sich gerne noch  erkundigt, ob Cloud nun Kinder hatte oder nicht, aber er wirkte nicht mehr sehr erpicht auf Fragen. Die Tür des Hauses öffnete sich. Eine Frau in dunkelblauer Uniform trat heraus und ging in die andere Richtung davon. Durch die Küchenfenster konnte Yuffie erkennen, dass die untere Zimmertür offenstand. Ihr fiel ein, wie Cloud erzählt hatte, dass Vincent das untere Zimmer benutzte, wenn er da war.

            Yuffie blieb wie angewurzelt stehen. Plötzlich war ihr gar nicht mehr nach Tee, sie wollte gehen, egal, wohin, ihr Kopf tat weh und ihr wurde schlecht. Auch Cloud war stehen geblieben.

            „Yuffie ...“, sagte er, doch sie begegnete seinem Blick nicht.

            „Ich denke, den Tee trinken wir wann anders“, sagte sie mit zugeschnürter Kehle, dann wandte sie sich um und ohne auf irgendjemanden oder irgendetwas zu achten lief sie davon, aus dem Lager heraus, den Hügel herauf, durch den Wald, an den Wachen vorbei und in ihr privates Zimmer, auf die Polster, wo sie, überwältigt von dem ganzen Abend, vollkommen erledigt auf ihrem Polster zusammenbrach.



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