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New World

von

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Schwerenöter

„Jetzt seht euch nur mal diesen Schwerenöter an“, tönte Yasopp, die Augen auf seinen Kapitän gerichtet, welcher umringt von hübschen Frauen an einem Tisch in der Ecke der Taverne saß und sich ungeniert von der weiblichen Gesellschaft bespaßen ließ.

Die anderen Crewmitglieder sahen von ihrem Kartenspiel auf und würdigten dem Szenario nur einen kurzen, aufmerksamen Blick, ehe sie müde mit den Schultern zuckten und sich wieder ihrer Partie zuwandten. Ein gewohnter Zustand. Der Rothaarige konnte doch nicht guten Gewissens die Aufmerksamkeit der Damenwelt ausschlagen. Die Blonde zu seiner Rechten hatte die Arme locker um den seinen geschlungen und schmiegte verträumt die Wange an seine Schulter. Die Schwarzhaarige zu seiner Linken schenkte ihm frischen warmen Sake nach, bis der kleine Keramikbecher bis zum Rand gefüllt war. Ihm gegenüber saß ein Zwillingspärchen, welches an seinen Lippen hing, während er überspitzte Geschichten seiner bisherigen Abenteuer zum Besten gab. Die Hoffnung von allen an diesem Tisch war, dass er mindestens eine diese Nacht noch mit zu sich nehmen würde.

„Er ist eben ein Charmeur. Und ein verdammt guter dazu. Ich kann es ihnen nicht verdenken“, murmelte Kiara und legte ihre Karo Sieben auf den Stapel.

Yasopp zog skeptisch eine Augenbraue nach oben und er beäugte die Piratin ihm gegenüber. „Und dich stört das wirklich überhaupt nicht?“ Es ging reihum weiter, eine Pik Sieben folgte, darauf ein passender Bube. „So direkt vor deiner Nase?“

„Ich weiß, mich wird es stören nachher alleine im Bett zu liegen. Aber wenn er darauf Bock hat, soll er doch machen? Bei mir ist diese Woche eh… schlecht.“

„Ah“, gab Yasopp kurz angebunden von sich. Er konnte sich denken, worauf sie anspielte.

„Wenn’de nich‘ schlafen kannst, ick hab noch Platz!“, grinste ihr Kamerad und stieß ihr neckisch mit dem Ellbogen in die Seite.

„Zu zweit in einer Hängematte ist, glaub ich, nicht bequem. Und Beanie, hör auf mir in die Karten zu gucken!“

Der Piratenkaiser genoss die heitere Gesellschaft, die ihm zuteilwurde. Die Damen nahmen jede Möglichkeit wahr um Körperkontakt aufzubauen. Ein Anlehnen hier, ein Streichen da, ob die raue Haut seiner Hand oder die angespannten Muskeln seines Armes. Es war eine leichtherzige Bespaßung, aber sie war ihm heute sehr willkommen. Und die Aussicht auf den weiteren Verlauf des Abends konnte sich sehen lassen.

„Was meint ihr, nimmt er sie alle vier mit?“, murmelte Snake neugierig und besah sich die wohlwollende Runde am runden Tisch, die inzwischen deutlich näher an den Kapitän gerutscht war.

Kiara lachte spöttisch auf. „Kann er machen, aber dann sind die Mädels mehr miteinander beschäftigt, als er da hinterherkommen könnte. Selbst mit zwei Armen hätte er nicht mal nicht genügend Gliedmaßen für einen Dreier.“

Yasopp sah die Piratin erstaunt an. „Frech!“

Sie hob unschuldig die Schultern. „Aber die Wahrheit.“ Kiara prüfte ihr Blatt und zog dann widerwillig eine Karte vom Stapel. Das Glück war ihr hold und so legte sie die neue Karte direkt auf den wilden Haufen in der Mitte. Anschließend warf sie ebenfalls einen abschätzenden Blick in die Ecke aus welcher nun glockenhelles Lachen erklang. „Ich sag, die Zwillinge gehen nicht mit.“

Lautes Entrüsten kam von ihren Mitspielern. „Aber es sind Zwillinge!“

„Die sind den ganzen Abend schon außen vor. Anastasia und Melinda hängen sich voll rein“, erklärte Kiara, welche, zugegebenermaßen, die feucht-fröhliche Gruppe bereits öfter aus den Augenwinkeln beobachtet hatte.

„Kennste die etwa?“, fragte Beanie überrascht und bediente sich ebenfalls vom Kartenstapel.

„Nein, ich denke mir nur gerne Namen aus.“ Sie warf ihr letztes Ass auf die Tischplatte. „Gewonnen!“

Snake leerte seinen Humpen in großen Zügen und knallte ihn anschließend mit Genugtuung auf den Tisch. „So! Um wie viel wollen wir wetten, dass Kiara es nicht schafft, dafür zu sorgen, dass der Boss stattdessen mit ihr heute Abend die Bar verlässt?“

Die ernannte Wetteilnehmerin hob unbeeindruckt die Augenbrauen. „Und wie ich das schaffen würde. In nur fünf Minuten.“ Sie hatte bereits genügend Alkohol intus, um sich unbedarft auf jegliche Späße der Crew einzulassen.

Yasopp schüttelte hinter vorgehaltenem Krug den Kopf. „Vorbei sind die Zeiten, als Kiara noch zurückhaltend, unschuldig und naiv war.“ Sein Schmunzeln verbarg er geschickt mithilfe des Getränks.

„Die Frage ist doch eher, wie viel gebt ihr als Wetteinsatz?“, bemerkte Kiara argwöhnisch. Sie lehnte sich vor und verschränkte die Arme auf dem Tisch, dabei sah sie erwartungsvoll in die Runde. „Ich infiltriere den Harem doch nicht für ein Schulterklopfen.“

„Biste etwa knapp bei Kasse?“, stichelte Beanie.

Sie wog abschätzend den Kopf. „Meine Stiefel fallen langsam auseinander und ich könnte neue gebrauchen.“

„Zehntausend Berry“, bot Snake.

„Sie sollen möglich lange halten.“

„Fünfundzwanzigtausend Berry“, erhöhte Yasopp.

„Ick geh‘ mit.“

Ein zufriedenes Lächeln zog an Kiaras Mundwinkeln. „Einverstanden.“

Genüsslich leerte Shanks den nächsten bis zum Rand gefüllten Becher Sake. Dabei legte er den Kopf in den Nacken und blickte genau im richtigen Moment nach oben, um aus den Augenwinkeln zu sehen, wie sich ihm eine weitere bildhübsche Gestalt von hinten näherte. Grazil ließ sie ihre filigranen Hände über seinen Oberkörper streicheln, bedacht darauf seiner freiliegenden Brust möglichst viel Aufmerksamkeit zu widmen.

„Guten Abend, die Damen“, säuselte die ihm bekannte Stimme über seinem Kopf. Und dann, gefährlich nah an seinem Ohr: „Hey. Ich vermisse dich den ganzen Abend schon.“

Ein angenehmer Schauer wanderte den Rücken des Piratenkapitäns hinab und sein erster Impuls verlangte, sie für einen heißhungrigen Kuss an sich zu ziehen. Doch Shanks hielt inne und hob stattdessen skeptisch eine Augenbraue. Würden sie sich auf der Red Force befinden, hätte der Flirtversuch seiner Piratin zweifelslos gefruchtet. Wenn sie unter sich waren, handelte sie wie es ihr beliebte. Unter der Crew machte sie keine Anstalten mehr, ein bestimmtes, professionelles Image zu bewahren. In aller Öffentlichkeit hingegen vermied sie ein solches Verhalten für gewöhnlich. Außer wenn sie sehr betrunken und müde war, dann konnte sie sich kaum weniger darum scheren, was andere von ihr dachten. Doch keiner der beiden Zustände traf derzeit zu, dessen war er sich sicher. Shanks brauchte kein Haki um die gespannten Blicke von einem Tisch zu seiner Linken wahrzunehmen. Das unverhohlene Kichern aus der Richtung sprach Bände. Hier war etwas faul.

Er lehnte sich zur Seite und wandte den Kopf um die Piratin anzusehen. „Ah, Kiara, schön, dass du dazu stößt. Darf ich vorstellen? Das sind Scarlet, Rosemary, Faith und Grace.“

„Schön euch kennenzulernen“, nickte sie der Runde kurz freundlich zu, ehe sie Shanks wieder ihre volle Aufmerksamkeit widmete. „Du wirst ja richtig belagert heute“, schmunzelte sie. Strategisch malte sie mit den Fingerspitzen winzige Kreise auf eine Stelle, von der sie genau wusste, wie empfindlich er dort war. Ein Kribbeln fuhr durch Shanks‘ Glieder.

„Ach, je mehr desto lustiger ist es doch. Möchtest du dich auch dazugesellen?“ Er lächelte seine Piratin sehnsuchtsvoll an und strich mit Zeigefinger und Daumen sanft über ihre Wange und ihr Kinn. Was sie konnte, konnte er schon lange. Und er liebte es ohnehin, sie zu ärgern. „Du kannst dich auf meinen Schoß setzen.“

Für einen winzigen Augenblick zog sie die Lippen an, ehe sie gelassen die Mundwinkel zu einem liebreizenden Lächeln kräuselte. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, was dies bedeutete: Seine Reaktion passte ihr nicht, auch wenn sie es zu überspielen versuchte.

Nach einem tiefen Luftholen lehnte sie sich erneut zum Säuseln an sein Ohr. „Ich hatte gehofft, wir beide könnten noch etwas Zeit alleine verbringen.“

Er würde lügen, wenn er behauptete, ihn ließen ihre Verführungsversuche völlig kalt. An jedem anderen Abend hätte er ab diesem Zeitpunkt alles stehen und liegen gelassen, um sich vollstens ihren Bedürfnissen zu widmen. Womöglich hätte er sie kurzerhand über seine Schulter geworfen und sich für den Rest des Abends verabschiedet. Aber er wusste, dass sie ein Spiel mit ihm spielte und er sah nicht ein, sie einfach kampflos gewinnen zu lassen.

„Der Abend ist doch noch jung. Hast du kein Interesse daran, die Mädels hier näher kennenzulernen?“ Er drehte sich leicht auf seinem Stuhl, um genügend Freiraum zu haben, Kiara die Hand in den Nacken zu legen. Federleicht begann er sie zu kraulen. „Scarlet hier beherrscht, laut ihrer eigenen Aussage, ganz hervorragend Französisch.“ Er legte eine bedeutungsvolle Pause ein. „Ich wette, du wüsstest ihre Talente ebenso zu schätzen.“

Mit Genugtuung beobachtete Shanks wie Kiaras Wangen allmählich einen roten Teint annahmen. Ein spitzbübisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Offenbar hatte sie seine Anspielung verstanden und den Köder gefressen.

„Ich- wow.“ Sie wandte sich Scarlet zu, welche inzwischen etwas unfreiwillig Shanks’ Oberarm losgelassen hatte, aber nun eine vorteilhafte Sitzposition gefunden hatte, in welcher sie sich an den Tisch lehnen und ihre bemerkenswerte Oberweite zur Schau stellen konnte. Kiara schluckte leicht. „Tut mir leid, mein Französisch ist ein bisschen eingerostet.“

Die Blonde lachte sie zuckersüß an. „Das ist doch kein Problem. Übung macht den Meister!“

„Sie würde bestimmt mit dir üben. Vielleicht kann sie dir sogar noch etwas beibringen!“ Kiaras Finger verhakten sich in seinem Hemd und knüllten den weißen Stoff in ihren Händen. Musste sie sich etwa beherrschen? Er war gerne bereit ihre Fantasie noch etwas weiter anzufachen. „Oh und Rosemary spielt leidenschaftlich gerne Instrumente. Klavier, Gitarre, Geige, Harfe.“

„Klarinette“, fügte die Schwarzhaarige hinzu.

„Und Klarinette! Sie spielt jedes Stück mit Leichtigkeit. Für ihre Fingerfertigkeit ist sie auf der ganzen Insel bekannt.“ Rosemary schenkte ihm erneut großzügig Alkohol nach. „Und für ihre Gastfreundschaftlichkeit.“

Kiara kaute nun deutlich sichtbar auf der Innenseite ihrer Unterlippe. „Das machst du mit Absicht“, wisperte sie angespannt.

„Möchtest du raten, was Faith und Grace machen?“, fuhr er besonnen fort.

Kiara seufzte tief. „Geräteturnen?“

Gerade wollte Shanks anerkennend nicken – tatsächlich wollte er auf ihre Beweglichkeit andeuten – da wurde er unterbrochen.

„Hey, nicht schlecht!“, bemerkte die eine der beiden Zwillinge. „Es hat etwas mit Sport zu tun!“

Die Piratin lächelte verhalten. „Klar, mir ist eure Körperspannung aufgefallen. Und ihr seid gut gebaut – also – ihr habt all eure Muskelpartien gut aufgebaut.“

„Sie sind Synchronschwimmer und nehmen an hochrangingen sportlichen Wettbewerben teil“, informierte Shanks fachmännisch, als hätte er nicht selbst vor zwei Stunden noch gar nicht gewusst, dass eine solche Sportart überhaupt existierte.

Nun war Kiaras Interesse doch geweckt, der kribbelnde Reiz im Nu vergessen und ihre Hände an Shanks‘ Hemd entkrampften sich. „Ach echt? Wie krass! Das heißt, ihr tanzt so gesehen im dreidimensionalen Raum! Das ist doch sicherlich ziemlich anstrengend, oder nicht?“

Die Zwillinge strahlten über die ehrliche, begeisterte Aufmerksamkeit, welche ihnen plötzlich zuteilwurde. „Am Anfang ja. Besonders, wenn einem plötzlich die Luft ausgeht!“ Sie lachten glockenhell. „Aber inzwischen haben wir lang genug dafür trainiert. Wir denken uns auch unsere eigenen Choreographien aus.“

„Voll cool!“, stieß Kiara aus und begegnete nun auch Scarlet und Rosemary mit gebürtigem Respekt. „Hey, ihr seid alle total talentiert und beschäftigt euch mit so verschiedenen, interessanten Sachen!“ Wenn sie eins zu schätzen wusste, dann eine leidenschaftliche Hingabe zu Kultur und Künsten.

Scarlet sah erwartungsvoll zu der Piratin auf. „Und was machst du?“

„Sie ist meine Gouverneurin“, sprang Shanks hilfsbereit ein.

„Oh, das heißt sie unterrichtet und kümmert sich um Kinder? Wie liebevoll!“, entgegnete Rosemary.

„Äh, nein. Gouverneurin. Nicht Gouvernante“, korrigierte Kiara rasch. „Ich mache Verwaltungsarbeit.“

„Ach so! Dann musst du verdammt gut in deinem Job sein!“, bemerkte die Schwarzhaarige.

Kiara blinzelte sie verwirrt an. „M-muss ich?“

„Stimmt! Schließlich ist das doch eine Crew aus den besten der Besten, nicht wahr?“, beschwichtigte Faith. Shanks nickte zustimmend. Das waren seine Worte gewesen.

Die Piratin schlang voller Verlegenheit die Arme fester um den Oberkörper ihres Kapitäns, das Gesicht halb in seinem roten Schopf versteckend. „Nun – also, wenn das der Grund ist…?“

Shanks lächelte erst zuversichtlich in die Runde und dann über seine Schulter zu seiner rumdrucksenden Piratin. „Ich hatte jedenfalls noch nie einen Grund mich zu beschweren.“ Er mochte nur eine sachliche Wahrheit ausgesprochen haben, doch auch wenn sie keine überschwängliche Regung zeigte, spürte er, dass Kiara diese Aussage sehr glücklich machte. Zufrieden schmiegte er sich in ihre Umarmung, welche einen Hauch zärtlicher wurde.

Kiara verharrte noch einen kurzen Moment mit Herzklopfen in dieser Position, bis sie sich mit frischem Eifer wieder zur Runde wandte. „Okay, Mädels, wie sieht’s aus? Die nächste Runde geht auf mich, was wollt ihr haben?“, strahlte sie die vier Damen an.

Bevor Kiara sich komplett von ihm lösen und die Bestellung der Bar überbringen konnte, ergriff Shanks ihren Arm und zog sie noch einmal für einen kleinen Austausch zu sich. „Tut mir leid, dass du dein Spielchen verloren hast“, raunte er spitzbübisch in ihr Ohr.

Ihr Lächeln wich keinen Millimeter, als er sie wieder ansah. „Dafür hab‘ ich etwas viel besseres gewonnen.“ Sie hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und ihre angenehme Umarmung und Wärme entschwanden vorerst.



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