Zum Inhalt der Seite

Heroes Unite

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 40

Nachdem sie ihr Gepäck in ihren Gästezimmern verstaut hatten, machten sie sich mit Tari wieder auf den Weg. Der ägyptische Drache hatte die Idee gehabt, einen magischen Juwelier zu befragen und dadurch vielleicht einen Hinweis zu erhalten, aus was der Halsschmuck bestand. Der magische Basar, den sie betraten war anders als der, den Jake kannte. Ein Kobold betrieb einen Stand, an dem er fliegende Teppiche verkaufte. Eine Trolldame pries lautstark merkwürdige Früchte an und eine Elfe mischte hinter ihrem Verkaufsstand immer neue Parfüme an und außer Tari verstand keiner von ihnen ein Wort von dem, was die Händler riefen. Sie sprachen eine Sprache, die sie nicht beherrschten. Aber sie waren nicht hier um zu bummeln oder einzukaufen.

Tari führte sie schnurstracks durch die ganzen Stände und steuerte auf einen anmutigen Laden ein Stück hinter dem Basar zu. In den Schaufenstern lag alle Art von merkwürdigen Juwelen und Edelsteinen aus. Manche davon mit Sicherheit magisch, denn manche strahlten ein mysteriöses Leuchten aus. Als sie den Laden betraten begrüßte sie ein grobschlächtiger Oger. Tari begann ein Gespräch mit ihm und es war ohne Zweifel, das dieser Oger der Juwelier war, den sie aufsuchen wollte.

Nach einigen Worten drehte sie sich zu Jake um. „Darf ich mir den Halsschmuck ausleihen?“ fragte sie. Jake zögerte, aber dann nahm er ihn ab und gab ihn ihr. Eigentlich missfiel es ihm, Neferets Geschenk aus der Hand zu geben, aber aktuell hatte er keine Wahl. Der Oger nahm Tari den Halsschmuck aus den Händen, klemmte sich eine Art Lupe vor ein Auge und musterte das Schmuckstück mit fachkundigen Augen, wischte hier und da behutsam über einen der Edelsteine und murmelte irgend etwas vor sich hin.

Als er Tari das Schmuckstück wieder aushändigte, begann er zu reden und Tari lauschte aufmerksam, während Jake sich den Halsschmuck wieder umband. „Die verarbeiteten Steine sind Rubine, Smaragde und Amethyste.“ begann Tari zu übersetzen. „Doch das interessanteste sind die beiden Lapislazuli in der Mitte. Vor allem der in Skarabäusform. In ihm steckt mächtige Magie, aber Bahar kann nicht sagen, um welche es sich handelt.“ Das der Schmuck magisch war, das hatte er bereits begriffen. Aber selbst der Juwelier schien ihnen kaum weiter helfen zu können. „Tari.“ wandte er sich an ihren Gastgeber. „Gibt es hier irgendwo vielleicht einen Historiker, der sich mit altägyptischen Schriften und dergleichen auskennt?“ Tari dachte offenbar kurz nach. „Ja... Ja, hier gibt es einen Historiker.“ sagte sie. „Kommt!“ Nachdem sie Bahar, dem Juwelier gedankt hatte, verließen sie das Geschäft und Tari setzte sich wieder an die Spitze.

 

Sie führte sie durch einige verwinkelte Gassen bis sie vor einer einfachen Tür am Ende eines Ganges zum stehen kam. Hier sollte also dieser Historiker wohnen? Tari klopfte und sie warteten. Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet, aber niemand war zu sehen. Aber dann flatterte eine Fee mit blau schillernden Flügeln in ihr Blickfeld. Sie trug einen beigen Anzug mit vielen winzigen Taschen darauf und einen kleinen Sombrero. „Was ich kann tun für euch?“ fragte sie mit starkem Akzent in gebrochenem Englisch. „Das hier ist Abubakar.“ stellte Tari die Fee vor. „Er ist schon seit Ewigkeiten den Geheimnissen der alten Zeit auf der Spur.“ Dann wandte sie sich wieder der Fee zu. „Dürfen wir eintreten?“ Abubakar flatterte zur Seite, zerrte die Tür den Rest auf und lies sie ein. Überraschenderweise befand sich hinter der unscheinbaren Tür tatsächlich eine Art Lagerhalle. Die Wände an der gegenüberliegenden Seite waren gepflastert mit vollgestopften Bücherregalen, Kartonstapel standen hier und da verteilt herum, orientalische Teppiche lagen kreuz und quer über dem Boden verteilt. Eine Harpyie flog durch den großen Raum, holte oder verstaute Dinge in den Kartons oder brachte Bücher zurück in die Regale. Sie trug eine Brille und wirkte wie die Sekretärin Abubakars.

„Antheia!“ rief Abubakar der Harpyie zu. Sie glitt zu ihnen hinab. „Willkommen!“ begrüßte sie sie und verneigte sich. „Antheia mein Assistentin.“ stellte Abubakar sie vor und flatterte zu einem kleinen Schreibtisch, hinter dem er sich niederlies. „Was ich kann tun für euch?“ wiederholte er. „Niemand auf dem magischen Basar kennt sich so gut mit antiken Dingen aus wie Ihr, Abubakar.“ begann Tari und erbat erneut Jakes Halsschmuck. „Dieser Junge ist der American Dragon und bei einer Zeitreise händigte ihm ein Drache aus dem alten Ägypten diesen Halsschmuck aus.“ Sie legte den Schmuck vor dem Schreibtisch auf den Boden. Bei dem Wort 'Zeitreise' schien die Fee aufzuhorchen und flatterte von seinem Schreibtisch zu dem Halsschmuck. „Zeitreise ihr sagt?!“ fragte er begeistert. „Ja.“ antwortete Jake nun selbst. „Und dieser Halsschmuck birgt ein Geheimnis, das wir lösen wollen. Der Juwelier hat uns bereits gesagt, das der Halskette eine mächtige Magie inne wohnt.“ Aufgeregt schwirrte Abubakar über das Schmuckstück um es aus allen möglichen Winkeln zu betrachten. „Interessant!“ sagte er. „Wirklich interessant das sein!“ Die Fee klopfte hier und da auf einen der Juwelen, fuhr mit den winzigen Fingern über die goldenen Streben und bat Antheia letztendlich, den Halsschmuck für ihn einmal umzudrehen. „Aha!“ entfuhr es der Fee, als der Halsschmuck verkehrt herum lag und er landete auf dem skarabäusförmigen Stein. „Hier Schriftzeichen sein!“ entfuhr es ihm. „Was, echt?“ entfuhr es Jake überrascht und er kniete sich neben den Halsschmuck auf den Boden. Er erkannte keine Schriftzeichen auf der Rückseite des Lapislazuli. Aber er hatte ja nicht umsonst Drachenkräfte. „Auge des Drachen!“ sagte Jake und direkt verschärfte sich sein Blick enorm und dann erkannte er sie. Die Hieroglyphen, die Abubakar entdeckt hatte, waren verblichen und abgeschliffen. War der Halsschmuck etwa noch älter, als er vorher angenommen hatte? „Könnt Ihr sie lesen?!“ fragte er die Fee. „Möglicherweise.“ antwortete der. „Sie sein ziemlich verblasst. Das wird brauchen Zeit!“ Er schickte seine Assistentin einige Bücher holen und Jake verstand jetzt, warum er eine Assistentin hatte. Einige der Bücher in den Regalen waren so dick oder groß, das Abubakar als kleine Fee sie nie hätte auch nur anheben können.

Antheia brachte der Fee einige Bücher und Abubakar hievte den Buchdeckel des ersten auf, blätterte unter Anstrengung Seite um Seite um, bis er die fand, die er gesucht hatte. Nun flatterte er von Buch zu Halsschmuck hin und zurück und versuchte, die verblichenen Zeichen zu entziffern. „Ich darf behalten Schmuck eine Weile?“ fragte er. Jake gefiel es nicht, sein Geschenk auszuleihen. „Reicht nicht ein Foto um die Zeichen zu entziffern?“ fragte er. Abubakar schien nachzudenken. „Foto sein gute Idee!“ rief er dann aus und schickte Antheia eine Kamera suchen. Die Harpyie entschwebte und begann, in den unzähligen Kartons zu suchen. Dannys Blick folgte ihr und er beobachtete, wie sie andere antik aussehende Schmuckstücke oder Phiolen mit glühenden Flüssigkeiten darin aus den Boxen zog, nur um sie kurz darauf wieder hinein zu stecken. Dann schwebte die Harpyie mit einer sehr alt aussehenden Kamera wieder zu ihnen und schoss mehrere Fotos, angewiesen von ihrem Boss.

Dann durfte Jake sein Schmuckstück wieder an sich nehmen. „Das könnte dauern ein paar Tage.“ sagte Abubakar. „Ich versuchen werde zu übersetzen so schnell ich kann.“

„So lange könne wir ja selbst auf eigene Faust suchen.“ bot Tari an. „Ja, das währe vermutlich am klügsten.“ pflichtete Lao Shi ihr bei und wandte sich wieder an die Fee. „Wir danken euch für eure Hilfe!“ Er verneigte sich. „Geschehen gerne!“ kam die Antwort während Abubakar bereits mit voller Elan versuchte, die verblichenen Zeichen zu entziffern. Antheia geleitete sie hinaus. „Der Meister wird sich bei euch melden, wenn es einen Durchbruch gibt!“ sagte sie, neigte den Kopf und schloss die Tür hinter ihnen.

 

Sie blieben vor der großen Pyramide von Gizeh stehen. Jake blickte hinauf zu ihrer Spitze. In seinen Augen legte sich wieder ein nebliges Bild darüber und er senkte den Blick, strich mit der Hand über die rauen Steine. Dann hob er wieder das Artefakt an, das er trug und musterte es. Noch erschloss sich ihm nicht eine Verbindung. Wenn Neferet hier währe, dann würde sie sicher Bescheid wissen, was es mit dem Schmuck auf sich hatte. Aber sie und Neferet trennten Tausende Jahre. Der einzige, der aus einem noch ältereren Zeitalter stammte war Spooky, aber selbst er war in Jahren gemessen noch ein Jungtier, hatte noch nicht einmal ein Jahr auf dem schuppigen Rücken. Zeit spielte hier eine wesentlich größere Rolle, als er bisher angenommen hatte.

Einer plötzlichen Eingebung folgend lies er den Drachen erscheinen, spreizte die Flügel und glitt hinauf zur Spitze der großen Pyramide, auf der er sich vorsichtig nieder lies. Dort sitzend blickte der American Dragon in den Horizont. Hier oben überblickte er Gizeh und Kairo, die Städte, die sich an den Nil schmiegten. Aber er erblickte auch dutzende Ausgrabungsstätten und die weite Wüste. Irgendwann schwebte Danny zu ihm hinauf. „Worüber denkst du nach?“ fragte er. „Über vieles.“ antwortete Jake. „Vor allem darüber, wo wir einen Hinweis auf das Geheimnis meines Artefakts finden können.“ Danny seinerseits lies nun auch den Blick über die Gegend schweifen. Ein Ausblick, den er nie zu Gesicht bekommen hätte, hätte er seine Kräfte aufgegeben oder nie bekommen. Das war es, was er an seinen Kräften liebte. Die Möglichkeit, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Hoch über allem zu schweben, was viele nie persönlich erleben könnten. Er überblickte die beiden Städte, die Ausgrabungsstätten und die weite Wüste, die ins Ungewisse zu führen schien, beleuchtet von einer untergehenden Sonne, die alles in ein goldenes Farbenspiel tauchte. So sehr sich Danny manchmal auch wünschte, ein einfaches Leben ohne seine Kräfte zu führen, Anblicke wie diese ließen ihm immer wieder klar werden, was für ein Geschenk er mit seinen Kräften erhalten hatte. Beide, Drache und Halbgeist, ließen die Atmosphäre auf sich wirken, von hoch oben über einem Bauwerk aus längst vergangener Zeit.

Lao Shi, Fu und auch Tari glitten irgendwann zu ihnen auf. Nun sahen Jake und Danny sie das erste mal in ihrer Drachengestalt. Ihre Schuppen waren so lila wie das Kleid, das sie trug. Ihre Drachenflügel waren so rot wie ihre Bauchschuppen und die obere Hälfte war bedeckt mit lila Federn, die ihren Flügeln einen Interessanten Mix verliehen. Beginnend in der Mitte ihres Schweifes zog sich eine Reihe tiefschwarzer Zacken, so schwarz wie ihre Klauen und ihre vier Hörner, die an die Zacken auf dem Schweif eines Krokodils erinnerten, bis zur Schweifspitze. Die Spitzen ihres schnabelartigen Mauls waren ebenso von schwarzer Farbe und erinnerten an den Schnabel eines Falken. Aus Taris schwarzem Haar war eine Mähne geworden, die sich die Wirbelsäule entlang über den Hals erstreckte. Den Halsschmuck und die Armreifen, die sie in ihrer menschlichen Gestalt trug, trug auch ihre Drachengestalt.

Während die Sonne immer weiter versank, dachte Jake nach. Ihm fielen die Schriftrollen wieder ein, die ihm Neferet damals gezeigt hatte und seine Aufmerksamkeit blieb auf dem Wort 'Seth' hängen. Er wandte sich zu Tari um. „Tari... Wer ist Seth?“ fragte er. Irritiert blickte sie ihn an, antwortete ihm aber. „Seth ist der altägyptische Gott des Chaos und des Verderbens. Er herrschte über die Wüste und beschwor Stürme und Unwetter herauf. Von vielen wird er daher als Gott des Bösen angesehen.“ Jake schwieg, während er darüber nachdachte und versuchte, die Puzzlestücke zusammen zu fügen. Neferet hatte ihm den Namen und das Bild des hundeköpfigen Mannes in Verbindung mit der schwarzen Sphinx gezeigt. „Vielleicht...“ murmelte er. „Vielleicht ist die schwarze Sphinx eine Kreatur Seths, ausgeschickt um Chaos zu verbreiten...“

„Das kann durchaus sein.“ antwortete Lao Shi. „Doch das wissen wir leider nicht. Dafür ist der Umstand noch zu unbekannt.“

„Ich wünschte wirklich, Neferet währe jetzt hier. Auch, wenn ich ihre Sprache nicht verstehen kann. Doch sie wüsste sicherlich über einiges Bescheid...“ sagte Jake. „Selbst unsere Magie kann die Zeit nicht zurück drehen.“ antwortete Großvater. „Und wenn wir das könnten, dann müssten wir sehr vorsichtig sein, nichts zu verändern, denn das kann ungeahnte Folgen für die Zukunft haben.“ Jake nickte nur. Er erinnerte sich an den Moment, als er ein magisches Artefakt benutzt hatte, um in die Vergangenheit zu reisen und dafür zu sorgen, das sein Vater den Brief erhielt, den seine Mutter ihm damals nicht überreichen konnte. Doch das hatte zur Trennung der beiden geführt und er hätte nie existiert, hätte er das ganze nicht wieder gerade gebogen. Erst jetzt fielen ihm die Parallelen auf. Während ihres Abenteuers, in dem sie den Gott der Zeit persönlich um Hilfe gebeten hatten, hatten sie ein magisches Artefakt benutzt, das eine extreme Ähnlichkeit zu dem Artefakt hatte, das er damals selbst benutzt hatte.

Vielleicht...

Aber Jake schüttelte den Kopf. Nein. Großvater hatte Recht. In der Vergangenheit herum zu pfuschen war unklug und gefährlich und er konnte es nicht verantworten, wenn er einen Fehler machte und die ganze Zeitlinie drastisch veränderte. Nein, sie mussten dem Geheimnis so auf die Spur kommen und der Zeit ihren gewohnten Lauf lassen! Ihr Abenteuer mit Dan hatte ihm gelehrt, das Zeitmanipulation gefährlich war und er wollte nicht dafür verantwortlich sein, wenn Chaos ausbrach.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es wird Zeit für eine neue Charaktervorstellung. Der ägyptische Drache hatte in der Serie nie einen Namen, eine Stimme oder eine Drachenform, aber da ich sie brauchte, habe ich das übernommen. Das hier ist Tari, der ägyptische Drache:

https://www.deviantart.com/kyuubidragon91/art/Tari-884538575 Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück