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50 Wörter, 50 One Shots

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu ^^
Als ich dieses Projekt gesehen habe, gab es ein Wort, dass mir sofort ins Auge gesprungen ist und mich die ganze Nacht wach gehalten hat und dieses Wort ist "Apfelbaum". Ich weiß nicht wieso, aber ich musste ständig dran denken und musste daher einfach diese kleine FF schreiben. Ich hoffe sie gefällt euch, daher wünsch ich euch viel Spaß mit der Geschichte und würde mich freuen, wenn ihr mir verratet, was ihr von ihr haltet.

LG Aracona ^^ Komplett anzeigen

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Apple tree ~ Apfelbaum

Apple tree ~ Apfelbaum
 

Zwei sanfte Hände legten mich behutsam in dunkle, nährstoffreiche Erde. Danach wurde ich mit einer dünnen Schicht eben jener zugedeckt und spürte kurz darauf etwas kühles und gleichzeitig nasses. Gedämpft durch die Erde über mir, konnte ich eine freundliche Stimme vernehmen, welche „Ich hoffe du wächst gut“, sagte. Meinte diese Stimme mich damit? Wer war derjenige, der da mit mir sprach und wo war ich hier? Egal wer es war, er sprach ab diesem Moment täglich ein paar freundliche Worte zu mir und gab mir mehr von diesem angenehmen kühlen Nass, welches mich stärkte. Seine sanfte Stimme machte mich neugierig, so dass ich mir langsam einen Weg durch die schwere, dunkle Erde suchte.
 

Eines Morgens war es dann endlich soweit, so dass ich die Dunkelheit durchbrach und vorsichtig einen Blick in die Welt dahinter warf. Hier war alles viel heller. Es gab viele verschiedene Farben und so unglaublich viel Platz. Auf meiner Suche nach der vertrauten Stimme, blickte ich auf einmal in zwei wunderschöne grüne Smaragde, welche mich überglücklich anstrahlten. „Guten Tag mein Kleiner, ich freue mich, dich kennen zu lernen“, vernahm ich diese sanfte und nur zu vertraute Stimme, während mich ihr Besitzer liebevoll anlächelte.

„Mit wem sprichst du da?“, hörte ich jemand anders fragen und wurde von einem zweiten Augenpaar neugierig gemustert. Auch wenn derjenige nicht ganz so freundlich aussah wie die erste Person, so lag auch in seinen stahlblauen Augen etwas sanftes.

„Der Apfelkern von unserem ersten Date, welchen ich eingepflanzt habe, scheint sich hier wohl zu fühlen.“, sagte der Mann mit den schönen grünen Smaragden. „Aha“, war darauf nur von dem Größeren zu hören, bevor er sich wieder abwandte.

„Nimm es ihm nicht übel, Sousuke ist ein Morgenmuffel. Ich bin sicher das ihr Beide euch trotzdem gut verstehen werdet. Ach ja, ich heiße übrigens Makoto“, erklärte der Kleinere das seltsame Verhalten des Anderen mit einem Lächeln im Gesicht.

Makoto und Sousuke also, scheinbar hatte ich es den Beiden zu verdanken, dass ich das Licht der Welt erblicken durfte.
 

In der darauf folgenden Zeit unterhielt sich Makoto oft abends mit mir. Er erzählte mir wie sein Tag war, wie verschiedene Schwimmwettkämpfe gelaufen waren, welche Pläne er für die Zukunft hatte und ab und an übten wir gemeinsam für die Schule, wenn er irgendetwas auswendig lernen musste. Je mehr Zeit verging, desto größer wurde ich, bis der Topf in dem ich wohnte, einfach zu klein für meine Wurzeln wurde. Gemeinsam mit Sousuke stand Makoto eines Tages strahlend vor mir und offenbarte mir, dass ich heute umziehen würde. Der Größere verdrehte gespielt die Augen und meinte „Mako, das ist nur ein Baum“, ehe er den Kleineren einige Sachen in die Hand drückte und ihn schon mal aus dem Zimmer schickte. Als wir allein waren, sah mich Sousuke an und meinte „Wehe du fühlst dich in deinem neuen Topf nicht wohl. Makoto hat ewig gebraucht um ihn auszusuchen.“.

Auch wenn der Mann, der Sousuke hieß immer etwas mürrisch rüber kam, so unterhielt auch er sich ab und an mit mir. Natürlich nur wenn Makoto gerade nicht im Zimmer war. Man konnte sagen was man wollte, aber ich mochte die Beiden wahnsinnig gern.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht hob Sousuke mich an und trug mich aus dem Raum raus. Hier draußen war ich noch nie und daher war ich froh, dass er bei mir war. Wir gingen durch mehrere Zimmer und dann verließen wir das Haus. So etwas unglaubliches hatte ich noch nie gesehen. Da draußen war der Himmel endlos weit und es wehte von überall her frischer Wind. Eigentlich kannte ich dieses Gefühl in meinen Blättern nur von den Momenten, in denen Makoto das Fenster weit auf machte um zu lüften.

Sousuke stellte mich vorsichtig auf dem Boden ab und danach begannen sie zu zweit mich in einen anderen Topf zu sezen. Anfangs war es noch ein sehr seltsames Gefühl, umgeben von neuer Erde und wesentlich mehr Platz, doch es fühlte sich gut an.
 

So vergingen Tage, Wochen und sogar Monate in denen ich mich bei Makoto immer wohler fühlte. Doch eines Tages geschah plötzlich etwas seltsames. Makoto fing an die Sachen in seinem Zimmer zu sortieren und viele von ihnen in Kisten zu packen. Abends erzählte er mir, dass wir nach Tokio ziehen würden. Er war ganz aufgeregt und redete stundenlang davon, auch wenn ich das alles nicht wirklich verstand. Doch solange es Makoto glücklich machte, konnte es nichts schlimmes sein.

So kam es, dass wir gemeinsam mit Sousuke nach Tokio fuhren. Das bisschen, was ich vom Rücksitz aus erkennen konnte, war Tokio eine unglaublich große und chaotische Stadt. Daher war ich froh, als wir endlich in unserem neuen Zuhause angekommen waren.

Makoto stellte mich in eine gemütliche Ecke unter dem einzigen Fenster im Wohnzimmer und ging dann zu seinen Freunden. Ich beobachtete, wie Makoto, Sousuke und einige andere junge Männer, welche ich auch schon mal gesehen hatte, Kisten und andere Dinge in der Wohnung verteilten. Sie brauchten mehrere Stunden bis alles soweit fertig war und nachdem die Anderen wieder gegangen waren, räumten meine beiden Mitbewohner noch bis spät in der Nacht Kisten aus.

Nach und nach wurde es immer gemütlicher in unserer neuen Wohnung.

Wenn ich so an die Zeit zurück denke, dann war es wirklich schön dort in Tokio.

Makoto studierte irgendwas, wo wir oft bis spät in die Nacht für lernen mussten und Sousuke machte eine Ausbildung. Ich glaub er nannte es Polizist, aber genau weiß ich es nicht mehr. Doch ich weiß noch, dass er immer eine sehr schicke Uniform trug, wenn er zur Arbeit ging.
 

In der Zeit in Tokio gab es viele Partys, sehr oft gemütliche Fernsehabende, einmal einen richtig großen Streit zwischen Makoto und Sousuke, ab und an Familienbesuche, Prüfungsstress, Tränen, Selbstzweifel, aber auch zärtliche Berührungen, Liebesbekundungen und fröhliches Lachen. Man kann also sagen, ich habe mit den Beiden alles zusammen erlebt, was zu einem echten Studentenleben dazugehört.

Als sowohl Sousuke mit seiner Ausbildung, als auch Makoto mit seinem Studium bereits fertig waren, überraschte der Größere uns mit etwas, was ich nur einmal im Leben erlebt habe.

An diesem Tag hatte sich der Ältere meiner beiden Mitbewohner richtig ins Zeug gelegt. Er kochte stundenlang Essen, während Makoto noch auf Arbeit war und zog sich dann seine beste Hose und sein schönstes Hemd an. Hätte ich nicht schon so lange mit den Beiden zusammen gewohnt, wäre mir seine Nervosität wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, aber er schaute ständig nach, ob alles perfekt saß und sprühte sich sogar mit einem sehr männlichen Duft ein.

Als Makoto nach Hause kam, aßen sie erst in der Küche und kamen dann ins Wohnzimmer zu mir. Direkt neben mir blieben sie stehen und Sousuke ging auf einmal nach unten auf ein Knie. Er holte irgendwas kleines aus seiner Hosentasche, nahm Makotos Hand sagte ihm, was der Jüngere ihm bedeutete und fragte, ob sie die Zukunft zusammen verbringen wollten. Makoto brach sofort in Tränen aus und hauchte nur ein leises „Ja“. Das letzte Mal, das ich ihn so habe weinen sehen, war als sie ihren großen Streit hatten. Doch im Gegensatz zu damals schrien sie sich jetzt nicht an, sondern fielen sich gegenseitig in die Arme und küssten sich eine gefühlte Ewigkeit.
 

Danach folgte ein weiterer Umzug. Diesmal ging es wieder zurück nach Iwatobi, in die Nähe von Makotos Eltern. Meine beiden Mitbewohner hatten sich dort ein Haus mit einem kleinen Garten gekauft. Die erste Zeit stand ich in meinem Topf draußen vor dem Haus. Es war ungewohnt den ganzen Tag draußen zu verbringen und den Wind jederzeit in den Blättern zu spüren. Doch es gab mir auch ein Gefühl von Freiheit. Endlich war ich von anderen Pflanzen umgeben und konnte die Sonne in ihrer vollen Pracht genießen.

Nachdem Makoto und Sousuke im Haus alles soweit fertig hatten, suchten sie mir den schönsten Platz im Garten aus und pflanzten mich ein. Dieses Stückchen Erde war ab diesem Moment mein persönliches Zuhause. Hier konnte ich meine Wurzeln frei entfalten und in Richtung Himmel wachsen, so viel ich wollte. Kein Topf und keine engen Räume hinderten mich mehr daran.
 

In unserem neuen Zuhause verbrachten wir viel Zeit miteinander. Als es endlich soweit war, feierten wir bis spät in die Nacht die Hochzeit der Beiden. Es waren so unglaublich viele Gäste da und mit den Meisten davon bin ich sogar auf Fotos zu sehen, welche Makoto später in ein Erinnerungsalbum eingeklebt hat. Außer der Hochzeit gab es noch weitere große Feste, wie Geburtstage, Familienbesuche, die Volljährigkeit von Makotos Geschwistern und anderen tollen Anlässen.
 

Gut vier Jahre nachdem wir eingezogen waren, veränderte sich unser Leben noch einmal komplett. Makoto und Sousuke adoptierten Zwillinge, welche ab dem Moment ihres Einzugs das Leben aller auf den Kopf stellten. Die Beiden tobten durch den Garten, zankten sich lautstark, bauten gemeinsam Zelte, spielten von morgens bis abends draußen und sorgten dafür, das Leben in die Bude kam.
 

Während die Jahre vergingen, sah ich den Zwillingen beim wachsen zu. Sie wurden immer größer und selbstständiger, während Makoto und Sousuke immer grauer und ruhiger wurden. So ging es, bis zu diesem einen grausamen und unausweichlichen Tag.

Makoto kam mit Tränen in den Augen zu mir und brach dann weinend zusammen, als er mir erzählte, dass Sousuke an einem Herzinfarkt gestorben war. Sie hatten zwar noch den Notarzt gerufen, aber es war bereits zu spät.

Nie zuvor hatte ich solch eine Trauer bei Makoto gespürt und auch ich weinte stumm mit ihm zusammen.

Mein alter Freund brauchte über ein Jahr, ehe er sich vom Schlimmsten erholt hatte und nicht mehr jeden Tag zu mir kam und weinte. Seine Zwillinge schafften es ihn wieder zurück ins Leben zu holen, so dass er irgendwann sogar wieder in der Lage war zu lächeln. Wie sehr hatte ich dieses Lächeln vermisst. So warmherzig und voller Liebe.
 

Wenn ich so zurückdenke, dann hab ich doch schon sehr viel erlebt und die meisten meiner Erinnerungen haben mit Makoto und Sousuke zu tun. Hätten die Beiden sich damals bei ihrem ersten Date nicht einen Apfel geteilt und hätte Makoto nicht einen der Kerne aufgehoben und eingepflanzt, dann würde es mich heute nicht geben. All diese schönen Erlebnisse, welche wir zu Dritt geteilt haben, hätte ich nicht mitbekommen. Ich bin froh, dass ich dieses Leben mit den Beiden gemeinsam verbringen durfte.

Wenn die Pflegerin da ist und Makoto im Rollstuhl zu mir in den Garten schiebt, dann erinnern wir uns gern gemeinsam an die alten Tage. Er sieht zwar kaum noch was und hören kann er auch nicht mehr so gut, doch wenn er von den damaligen Zeiten erzählt, dann lebt er wieder auf. Mit einem Strahlen im Gesicht erinnert er sich an unsere gemeinsame Vergangenheit und oft nimmt er dann vorsichtig einen meiner Äste in die Hände und streicht sanft darüber. Diese liebevollen Hände, mit denen er mich damals als kleinen Apfelkern in die Erde legte.



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