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Nanamin

von

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Es war wieder der Tag an dem sie sich immer trafen. Nur heute konnte man von Anfang an sagen, dass die Stimmung eine völlig andere war. Wie erstarrt stand sie noch immer vor ihm und presste die Hand gegen ihr Brustbein, als könne dieser Druck und die Wärme sie beruhigen. "Kannst- Kannst du das bitte noch einmal wiederholen?" fragte Suzuki zögerlich und überwandte dabei nur gerade so den Klos in ihrem Hals, der sich schon zu Beginn des Gespräches gebildet hatte.
 

"Nun ja... Ich habe sie geküsst. Es hatte sich einfach so ergeben. Ich konnte nichts dagegen machen.", erklärte er beinahe beiläufig, als wäre es ein vollkommen normales Gesprächsthema, und legte seiner Freundin die Hand auf die Schulter. Schon kurz nach Anfang ihres ersten Mittelschuljahres waren sie zusammengekommen. Bei ihren Clubaktivitäten hatten sie sich kennengelernt und auch hier hatte es sich 'einfach so ergeben'. Suzuki hatte diese Beziehung unglaublich gutgetan. Endlich hatte sie jemanden mit dem sie die Dinge, die ihr durch den Kopf gingen, teilen konnten. Auch sein Wechsel auf die Oberschule schienen sie eigentlich ganz gut gemeistert zu haben, doch scheinbar nicht so gut, wie Suzuki es sich eingebildet hatte. Die bis vor wenigen Tagen noch angenehmen Berührungen waren ihr nach seinen Worten nun nur noch zuwider, weshalb sie seine Hand mit ihrer von ihrer Schulter schob.
 

"Dann war's das also Aki?", fragte Suzuki nach einem Moment, in dem sie unerwartet gefasst wirkte und sogar den Klos in ihrem Hals kurzzeitig erfolgreich runterschluckte.
 

Scheinbar war er über diese Worte überrascht gewesen. Hatte er gedacht, es würde einfach alles so weitergehen wie bisher? Betrug war Betrug, wie klein er auch sein mag. Loyalität und Vertrauen sind die wichtigsten Grundsätze für Suzuki. Oder war sie mit dieser Einstellung mittlerweile fehl am Platz in dieser Welt?
 

Als Aki wohl endlich realisierte, was ihre Worte bedeuteten, wandelten sich seine Züge. Erst zu armseliger Trauer bis sie sich zu einer festen, ärgerlichen Miene verhärteten.
 

"Wundert es dich denn? Du hast doch immer nur von dir geredet und wie schwer alles in deinem Leben sei! Am Anfang habe ich es auf den Schulwechsel und den ganzen neuen Stoff geschoben, danach wurde es ja immerhin auch etwas besser, aber dann war deine miese Art plötzlich wieder da. Sowas zieht echt runter! Hast du wenigstens einmal darüber nachgedacht, wie ich mich damit fühle?", fragte er immer lauter werdend. Einige Leute, die an dem Pärchen im doch eigentlich recht leeren Park vorbeikamen, wandten sich zu ihnen um, weshalb Aki sich nun auch wieder etwas zurückhielt.
 

"Du bist doch selber daran schuld!", warf er ihr vor, nach dem er einen Schritt näher an sie herangetreten war. Sein Duft, der ihr dabei in die Nase stieg, verlor in diesem Moment alles, was Suzuki zuvor daran mochte. Sie trat zurück. Ging wieder auf Abstand. Die Emotionen, die ihr Gesicht zeigte, waren gar nicht recht zu definieren. Einerseits zeigte sie Trauer und Schmerz, aber auch unglaubliche Wut, andererseits blieb sie ihrerseits ungewöhnlich ruhig, fast schon unterkühlt. Er begann weiter zu reden, doch alles was sie hörte, waren die Stimmen die wieder begannen ihren Kopf zu füllen.
 

“Du bist doch selber schuld! Dein Verhalten hat ihn vergrault! Du bist selber schuld! Seine Neue ist viel toller als du es je sein könntest! Du bist selber schuld! Bring die Schlange einfach um! Bring sie beide um, denn du bist ohnehin an allem schuld!”
 

Doch nicht nur das. Sie begann die Menschen um sich herum nur verschwommen wahr zu nehmen und auch diese komischen Wesen waren wieder da. Schon des Öfteren hatte sie sie gesehen. Meistens nachts, wenn sie allein war. Anfangs hatte sie Augen und Ohren geschlossen, auch wenn es nur wenig half, doch gerade war ihr nicht danach. Sie überkam nicht das übliche Gefühl von Angst oder gar das Bedürfnis sich zu Verstecken oder weg zu laufen. Stumm in ihrem Leid betrachtete die Grauhaarige eines dieser Wesen, welches an Aki hing. Eine Art Schlange zog sich an ihm hoch und legte sich um seinen Hals. Dabei machte sie keine Schlangengeräusche, sondern sprach in einer komisch verzehrten Stimme von Betrug und Trennung. Es waren schwere Worte des Hasses. Während sie den Monolog von Aki gar nicht mehr hören konnte, hatte sie das Gefühl durch ihn hindurch zu schauen. Denn dort weit hinter ihm erblickte sie in ihrer tristen monochromen Sicht zwei Farbenklekse. Einer war ein trübes Blau und der andere ein kräftiges Violett. Sie waren ein gutes Stück von ihr und Aki entfernt. Ihre stumpfe Neugier hätte sie am liebsten dazu getrieben, los zu laufen und nach zu sehen, was dort war, dass diese Farben entstanden. So etwas hatte sie bisher noch nicht in solchen Phasen erlebt. Doch bevor sie diesem Bedürfnis nachgehen konnte, brach jedes Wort in ihrem Kopf zusammen und verpasste ihr auf einen Schlag starke Kopfschmerzen. Suzuki beugte sich nach vorn und presste ihre Hände an die Schläfen.
 

"Was hast du denn jetzt schon wieder? Eben hast du mich doch noch vollkommen ignoriert und jetzt wieder dieser Mist?", fragte ihr gegenüber gereizt und griff erneut ihre Schulter, um ihren Oberkörper aufzurichten. Der Anblick, der sich ihm bot, schien ihn vollkommen zu erschüttern, denn er ließ von ihr ab und wich einige Schritte von ihr zurück, als wäre sie irgendeine gruselige Kreatur. In der Tat sah Suzuki schrecklich aus. Nicht nur war ihr Gesicht zu einem abscheulichen Ausdruck des Schmerzes verzogen, sondern ihre Augen hatten auch begonnen Blut zu tränen und das in nicht unerheblichem Ausmaß.
 

"Heilige Scheiße! Du bist doch krank!", brüllte er ihr entgegen, als könnte sie ihren Zustand irgendwie beeinflussen oder hätte gar Schuld daran, und rannte entsetzt weg.
 

Suzuki sackte nun unter den heftigen Kopfschmerzen zusammen. Sie rang regelmäßig nach Luft und hatte Not die Schmerzen überhaupt irgendwie fassen zu können. Sie wusste nicht einmal mehr, ob es nur ihr Kopf war, der schmerzte oder ob es einfach ein großer, unendlicher Schmerz war, der ihren gesamten Körper einnahm.
 

Eine Hand, die sich auf ihren Kopf legte, schien diesem Schmerz irgendwie entgegen zu wirken. Alles wurde etwas weniger. Nur der Kopf dröhnte ihr noch immer unglaublich. Sie sah auf. Die Farben waren zurückgekehrt. Im Gegensatz zur Schönheit, die sie endlich wieder wahrnehmen konnte, schien sie wohl noch immer erschreckend auszusehen. Denn der Junge der beiden verzog etwas das Gesicht. Das Mädchen hingegen, welche ihre Hand auf Suzukis Kopf gelegt hatte, wirkte zwar etwas überrascht, aber keineswegs angeekelt.
 

"Ahh! Warte! Ich habe doch sicher Taschentücher dabei!", sprach der schwarzhaarige Junge mit Brille nervös, scheinbar mehr mit sich selbst als mit Suzuki oder dem anderen Mädchen. Die Mittelschülerin konnte trotz ihres Schmerzes nicht den Blick abwenden. Viel zu fasziniert war sie von der Schönheit der Brünetten Frau, die über ihr lehnte. Alles an ihr hatte etwas Beruhigendes und jeder Centimeter ihres Gesichtes wirkte dort wo er war, vollkommen richtig. Besonders der kleine Leberfleck unter ihrem Auge schien ihre Eleganz widerzuspiegeln. Suzuki hatte noch nie solch eine Schönheit gesehen!
 

"Geht es dir jetzt etwas besser?", fragte die Schönheit sie nun.
 

Wäre Suzuki mit ihren Gedanken bloß ein bisschen bei sich selbst geblieben, hätte sie darauf sogar antworten können, allerdings zog sie ein letzter stechender Schmerz gedanklich zu sich zurück. "J-ja.", japste sie, nachdem sie durch den Schmerz zusammengefahren war, jetzt aber wieder zur Dunkelhaarigen aufsah.
 

"Steh doch zu allererst einmal auf.", schlug sie vor, reichte ihr die Hand und half der Grauhaarige hoch und weiter bis zur nächsten Bank ein paar Meter weiter. Die Mittelschülerin nahm das Angebot dankend an, da sie auf den Beinen wackeliger als erwartet war.
 

Nun streckte ihr auch der noch immer nervös dreinschauende Schwarzhaarige ein Taschentuch entgegen. Noch immer hatte Suzuki nicht ganz verstanden, wie schlimm sie aussah, dankend nahm sie trotzdem auch diese an. Als sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte und ins Taschentuch sah, wurde ihr mit einem Schlag bewusst, was los war.
 

"Blut...!", schaffte sie bloß zu sagen und blickte bleich zu den beiden auf.
 

"Keine Sorge. Das ist nur halb so schlimm.", erklärte die junge Frau mit ihrer ruhigen Stimme und half Suzuki dabei, das Blut mit einem weiteren Taschentuch aus dem Gesicht zu wischen.
 

Die Mittelschülerin saß dabei einfach nur teilnahmslos da und starrte auf das blutige Taschentuch in ihrer Hand. Nicht ein einziger Gedanke war gerade klar. Sie hatten keine Chance sich zu Worten zu formen und die Grauhaarige so irgendwie zu belasten.
 

"Du bist sicher Nanami Suzuki, oder?", fragte der Schwarzhaarige und richtete die Brille auf seiner Nase. Die Angesprochene blickte mit etwas Verzögerung von ihrem Taschentuch zu ihm auf und nickte leicht.
 

"Das ist Shoko Ieiri", begann er zu erklären und deutete auf die Dunkelhaarige, "und ich bin Kiyotaka Ijichi. Wir gehören beide zu Tokios technischer Akademie für Jujutsu. Sie sollte dir sicher schon bekannt sein.", erklärte Ijichi mit einer Art Lächeln. Scheinbar hatte Ieiri ihr schon einiges vom Blut aus dem Gesicht gewischt, wodurch sie nicht mehr so angsteinflößend aussah. Auf seine Aussage hin, nickte Suzuki nur abermals leicht. Damals nach der Sache mit Nanami hatte sie die Schule besucht und wollte dort mehr erfahren, im besten Fall sogar noch einmal mit ihm sprechen, doch aus beidem wurde damals nichts und sie hatte es bald darauf einfach aufgegeben. Und daraus wurde ihr jetzt eine Konsequenz gezogen?
 

"Eine Gruppe unserer Jujuzisten hatte uns vor geraumer Zeit deine Kontaktdaten übermittelt, damit wir dich im Auge behalten, wobei uns dein Potential aufgefallen ist-", er stockte. Scheinbar war ihm seine Wortwahl etwas unangenehm, er begann sich verlegen den Hinterkopf zu kratzen, "Bitte versteh das nicht falsch!”, begann er sich förmlich mit den Worten zu überschlagen, “Es ist nicht so, dass so etwas wie eben immer passieren muss-, also ähm. Wenn du erstmal lernst deine Fluchkraft- äh zu kontrollieren-"
 

"Was Ijichi sagen will", unterbrach Ieiri ihn, der immer nervöser wurde, und sprach für ihn weiter, "Wir sind hier, um dich stellvertretend zum Gespräch für die Aufnahme an die Jujutsu Akademie einzuladen. Du hast die freie Wahl, ob du dich mit Dingen, wie denen, die eben geschehen sind, auseinandersetzen willst oder nicht.", erklärte die Dunkelhaarige mit ruhiger Stimme und lächelte leicht, während sie ein letztes Mal mit einem sauberen Taschentuch über das nun von Blut befreite Gesicht wischte.
 

Erneut nickte Suzuki nur.
 

"Allerdings kannst du dort eben auch lernen 'das' zu kontrollieren. Demnach wärst auch du sicherer.", erklärte sie extra nochmal und blickte die Grauhaarige an, diese senkte lediglich schweigend den Kopf, woraufhin Ieiri aufstand und Ijichi anstupste. Scheinbar ihr Zeichen, dass er nun weitersprechen sollte.
 

"Also wir haben dir ein Papier mit den wichtigsten Informationen zusammengestellt.", begann der Schwarzhaarige zu erklären und kramte in seiner Tasche nach besagtem Papier, doch Suzuki unterbrach ihn, in dem sie vorsichtig aufstand, sich aber Sicherheitshalber von der Bank abstützte. Ihr dröhnte zwar noch immer der Schädel, aber es war bei weitem nicht mehr so schlimm wie zuvor.
 

"Ich...", noch einmal rang sie etwas nach Luft, bevor sie weitersprechen konnte, "Ich werde euch damit sicher nur eine Belastung sein, aber... Ich möchte wissen, was ‘das’ ist...", sprach die Grauhaarige zwar etwas unsicher aber doch klar. Die beiden blickten einander an, sie waren mit dem Ausgang scheinbar zufrieden. Beide wandten sich zum Gehen und boten der Mittelschülerin jeweils einen Arm, um sie zu stützen. Nach einem kurzen Moment des letzten Zögerns nahm sie ihre Hilfe an und ging mit den beiden mit.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin fleisig am tippen der Fanfiction und habe auch schon viele Ideen für Suzukis Geschichte. Ich hoffe, ich schaffe es alle gut umzusetzen. Das zweite Kapitel ist für mich sogar bis jetzt irgendwie noch kantig. Vielleicht findet irgendjemand einen Punkt mit dem wir dieses Kapitel vielleicht sogar gemeinsam noch etwas glatter bekommen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dansi
2021-08-12T20:22:25+00:00 12.08.2021 22:22
Yay, es geht doch schon so schnell weiter, ich freu mich mega!
Aber um ehrlich zu sein, finde ich das Kapitel gar nicht kantig. Alles von dem Beginn bis zum Ende mit dem Vorschlag, der Jujutsu Schule beizutreten, finde ich gut strukturiert und auch erklärt :)
Echt traurig, dass Suzuki bisher so viel Schlimmes durchlebt hat... D: Aber hoffentlich geht es jetzt bergauf!! Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung ^^/
Antwort von:  Knightwalker
12.08.2021 22:47
Es freut mich zu lesen, dass es scheinbar nur mir so ging, dass die Handlung in diesem Kapitel irgendwie unsauber war!
Ich hoffe, die nächsten Kapitel erfüllen deine Erwartungen, obwohl ich vorerst wohl schon zur Erwachsenen Suzuki springen werde. Da schlag ich dann zwar eine riesige Lücke auf, aber ich hoffe, dass wäre besser als zu warten, bis ich die Ideen für ihre Highschool Zeit umgesetzt habe p_q
Antwort von:  Dansi
13.08.2021 18:04
Och, Erwartungen habe ich an sich eigentlich keine wirklichen. Ich lasse mich gerne überraschen und bin einfach gespannt, wie du dir die Geschichte ausdenkst und umsetzt :)
Wenn du der Meinung bist, dass du lieber ihre Geschichte als Erwachsene weiter erzählen möchtest und vllt. nur kleine Rückblenden auf ihre Schulzeit legen magst, wäre das auch durchaus lesenswert ^3^
Aber es hat doch bestimmt auch einen schicksalhaften Grund, dass ihr Vorname mit dem Nachnamen einer gewissen Person übereinstimmt, hm? :3 *smirk* Das hab ich mich, ehrlich gesagt, schon die ganze Zeit gefragt. Irgendwie ist das süß xD


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