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I‘m in love with a demon

<3
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Bevor sich irgendjemand wundert...ich habe bemerkt, dass sich die Kapitel lesen, als wären sie nicht vollständig, weshalb ich sie bearbeitet habe. Hoffentlich gefällt es euch. Komplett anzeigen

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 I´m in love with a Demon

 

 

Nun saß ich schon seit Ewigkeiten hier und ich wartete darauf, dass mich Gabriel empfangen würde. Warum er mit mir reden wollte, wusste ich nicht. Aber ich hoffte, dass ich nun vielleicht mit einer schönen Aufgabe betreut werden würde.

Ich war ja so aufgeregt. Gott hatte uns erzählt, dass er den neuen Planeten erschaffen hatte, den er schon so lange in Planung gehabt hatte. Wundervoll. Natürlich war ich bereits kurz unten gewesen, auf der Erde. Heimlich, denn eigentlich durften wir es noch nicht, aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Es war noch alles voller Sand, doch ein kleiner Teil mitten drin, war durch eine hohe Mauer getrennt worden. Da sollte der Garten hin, den der Herr noch erschaffen musste und ich fand es einfach nur ganz entzückend, dieses Wunder miterleben zu dürfen. Unweigerlich musste ich mich an früher erinnern, als wir gerade erst unsere Körper bekommen hatten, was damals eine äußerst kreative Phase des Herrn gewesen war.

 

 

„Aziraphale!“ Als ich meinen Namen hörte, hüpfte mein Herz vor Freude.

„Ja...ich komme schon.“ Zuerst höchst erfreut schwebte ich zum Kommandanten, der die Körper verteilen sollte. Dann aber ernüchterte mich der Anblick darauf. Ich hatte was anderes erwartet... nicht...das da. Einige Engel, die bereits einen Körper hatten, sahen für mein Verständnis schöner aus, als das, was ich bewohnen sollte. Absolute Geschmacksverirrung und ich hatte Stil!

Der Körper, der mein werden sollte, war groß und muskulös, die Haare langweilig braun und das Gesicht markant geschnitten. Die Haut war für meinen Geschmack zu dunkel und ohne jegliche Makel. Die Nase war mir zu lang und zu breit, die Lippen zu voll und diese Augenfarbe...violett?

Einheitlich. Perfekt. Ich konnte es mir ja selber nicht erklären, aber ich wollte so nicht aussehen. Ich hatte meine eigene Vorstellung davon und heimlich schon eine Skizze von meinem Traumkörper gewundert. Nur wie sollte ich den Kommandanten davon überzeugen, dass er mir einen anderen Körper gab?

 

„Äh...muss das...so einer sein?“, fragte ich zögerlich. Der Kommandant sah mich ungläubig an und zischte, dass ich gefälligst froh sein sollte, dass ich überhaupt einen bekam. Mit einem gefährlichen Blick blitzte er mich dabei an, nahm seine Tafel, auf der mein Name und ein Bild meines neuen Körpers war und wischte darauf herum. Minimal veränderte sich die Größe des Körpers und ich lächelte in mich hinein. So funktionierte das also. Er zeigte auf den Körper, als Zeichen, dass ich hinein schlüpfen sollte. Dann legte er die Tafel ab, um seine Liste zu Rate zu ziehen und den nächsten Engel aufzurufen. Hinter mir standen andere Engel, die darauf warteten, ebenfalls einen Körper zu bekommen, doch ich konnte das nicht so einfach stehen lassen. Auf keinen Fall würde ich jemals so aussehen.

 

Dann ging plötzlich ein erschrockenes Raunen durch die Warteschlange der Engel, vermischt mit einem genervten Stöhnen.

„Verzeihung....darf ich mal durch? Oh tut mir leid....hab dich nicht gesehen. Oh Verzeihung...oh Verzeihung... Ah der Kommandant. Hallo! Eine Frage. Wo kann ich meinen Körper abholen? Wie lange dauert das eigentlich und wieviele Engel sind vor mir dran? Werden wir aufgerufen? Oder geht das nach Rang? Und....ach du meine Güte. Was ist denn das?“ Der Engel, der hastig zum Kommandanten geflogen und aus dem so viele Fragen gekommen waren, stockte erschrocken, als er meinen Körper sah. Verständnisvoll stimmte ich ihm zu und sagte ihm, dass ich ganz andere Vorstellungen gehabt hatte. Er lachte leise und davon wurde mir ganz warm ums Herz. Das Gefühl welches ich hatte, als er so nah bei mir schwebte, empfand ich als sehr erfrischend und äußerst wohltuend.

 

„Du schon wieder...Stell dich...an die dritte Position ab hier“, fauchte der Kommandant genervt. Schon sprudelten aus diesem Engel erneut eine Menge Fragen und ich nutzte einfach meine Gelegenheit. Ich lieh mir die Tafel und änderte ein paar Dinge an diesem Körper. Nun hatte ich kurze hellblonde Locken, eine süße Stupsnase, die in einem wundervoll runden, weichen Gesicht lag. Die Augen waren klar und blau, meine Haut hell wie Porzellan und ich nickte sehr zufrieden. Was für ein Genuss würde es sein, diesen Körper zu bewohnen. Ich wählte nur noch ein passendes Gewand aus, schlüpfte hinein und fühlte mich augenblicklich wohl. Gerade rechtzeitig, denn der Kommandant ermahnte den anderen Engel gerade, ehe er wieder zu mir sah.

„Geh endlich an deinen Platz und hör auf mir Löcher in den Bauch zu fragen. Unglaublich...So dann wollen wir....Aziraphale! Was soll das?“ „Ich...mir gefällt das hier viel besser. Ich meine...nun habe ich ihn doch schon an...und...äh..“

„Ich habe dir nicht erlaubt, den Körper zu verändern.“ Wütend näherte sich der Kommandant, packte mich an meinem Kragen und verengte die Augen.

„Ich werde das bei der höheren Autorität zur Sprache bringen. Lass dir das gesagt sein. Und jetzt Marsch in deine Reihe!“ Ich fröstelte ein wenig und hoffte, dass es nicht allzu schlimm werden würde.

 

~

 

Ich hatte Ärger bekommen. Mächtigen sogar, denn er hätte dem von Gabriel ein wenig geähnelt und er hätte es lieber gesehen, mich als sein Ebenbild an seiner Seite zu haben. Ich hatte nur matt gelächelt und abgewartet, bis sich seine Wut aufgelöst hatte. In der Zeit waren wir tatsächlich mal so was wie Freunde gewesen, aber als die Engel entzweit wurden und viele fielen, schien Gabriel nicht mehr derselbe zu sein. Als ob er irgendwas verloren hätte. Natürlich hörte er nicht auf, diesen kleinen Vorfall damals, ab und an zu erwähnen.

 

Ich hörte Schritte, die gemächlich näher kamen und erkannte daran gleich Gabriel. Daher erhob ich mich rasch und lächelte in seine Richtung. Mein Lächeln verschwand aber, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Etwa einen Meter vor mir blieb er stehen und sah mich streng an.

„Aziraphale!“ „Äh...ja?“

„Erinnerst du dich an deinen Dienst, letzte Woche?“ Oh...der Dienst...Ich nickte betroffen.

„Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“, fragte Gabriel beherrscht.

„Nun...ich konnte ihn leider nicht abhalten. Er schien es regelrecht zu...äh...genießen.“

„Genießen? Es ist niemandem erlaubt, an den Wänden zu lecken. Weißt du nicht was mit dem anderen Engel damals passiert ist?“ Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wusste nur, dass er nicht mehr damit aufhören hatte können.

„Wo ist dieser Engel eigentlich jetzt?“, fragte ich. Gabriel seufzte, ehe er mir erklärte, dass das lecken an den Wänden dazu führte, dass der Körper irgendwie einging.

„Er kann keinen Körper mehr annehmen und das einzig Gute daran ist, dass er nicht mehr an Wänden lecken kann. Also bitte...pass besser auf.“

„Aber...es war...in Ordnung. Es wird nicht mehr vorkommen. Verzeih, Gabriel.“ Er nickte erhaben und sah mich streng an.

 

„Gut. Nun habe ich eine sehr wichtige Aufgabe für dich. Du wirst im Garten Eden, das östliche Tor bewachen und den Menschen, den der Herr bald erschafft, lehren, nicht von den Äpfeln zu essen und ihn vor den Dämonen beschützen, verstanden?“, meinte Gabriel und ich zuckte erschrocken zusammen. Dämonen? Ich hatte noch nie welche gesehen und hatte es eigentlich auch nicht vor...schon gar nicht gegen sie zu kämpfen und überhaupt....wie denn?

 

„Du bekommst vom Kommandanten ein Flammenschwert ausgehändigt und ich erwarte, dass du diese Aufgabe ernst nimmst und tadellos erfüllst.“ Er kniff seine Augen zusammen und wartete darauf, dass ich ihm antwortete. Nervös schluckte ich, nahm das Schwert, welches der Kommandant, der gerade angelaufen kam, mir in die Hand drückte und lächelte unsicher. Mit Mühe versuchte ich es mir nicht anmerken zu lassen, dass ich es am Liebsten fallen lassen würde.

Ich und kämpfen...Waffen waren mir zuwider.

 

„Ja...natürlich, Gabriel.“, antwortete ich dennoch folgsam.

„Und vergiss nicht...Es gibt für die Menschen nur eine einzige Regel, die du ihnen einbläuen musst. Niemand darf von den Früchten des Apfelbaumes essen.“ Ich nickte gehorsam, ließ meinen Kopf gesenkt und dachte mir, dass ich es mir beim ersten Mal schon gemerkt hatte und er sich nicht wiederholen musste.

 

~

 

Sie entließen mich auf die Erde. Doch als ich dann unten war, den Garten in all seiner Pracht sah und mit all meinen Sinnen fühlen, riechen und schmecken konnte, lächelte ich selig.

„Oh wie wunderbar. Hier könnte ich für immer bleiben.“, meinte ich, setzte mich und legte das Flammenschwert neben mir ab. Man hatte mir einen schnellen Kurs zugestanden und erklärt, wie die einzelnen Dinge hießen, die der Herr erschaffen hatte und der Mensch Adam benannt hatte. So hieß das grüne, saftige, welches unter mir war: Gras. Es war lebendig, kühl und war, wie die anderen Pflanzen hier in dem Garten, umseelt, anders als die Tiere, die beseelt waren. Alles hier strahlte eine unfassbare Liebe aus. Es war wunderbar hier, ich konnte mich kaum satt sehen und genoss den Anblick in vollen Zügen. Tief atmete ich den süßen, schweren Duft ein, den die Blumen versprühten und seufzte auf. Der Garten war so ganz anders, als der Himmel. Dort oben war alles weiß gehalten und wirkte, im Vergleich zu diesem herrlichen Garten, leer und trostlos.

 

Doch ich durfte meine Pflichten nicht vergessen, sollte mir noch einen kleinen Überblick verschaffen und stand auf.

 Meine Flügel breitete ich sogleich aus und flog über den Garten, freute mich über den großen See mit den Wasserfällen und landete etwas weiter auf einem Felsen. Ein Baum stand in meiner Nähe, der herrlich duftete und rosige Früchte trug. Ich hatte noch nie etwas gegessen, musste es auch nicht, doch wollte ich trotzdem wissen, ob es schmeckte. Diese neue Welt war so voller Eindrücke, dass ich meine Neugier nicht zügeln konnte. Ehrfürchtig streckte ich meine Hand aus und pflückte mir eine der Früchte. Sie fühlte sich samtig weich an, roch süß und ich biss einfach mal hinein.

Die Frucht war voller Saft, der mir über mein Kinn lief und ich mein Gewand damit bekleckerte. Doch sie war einfach zu schmackhaft, als dass ich widerstehen konnte und ich biss erneut zu. Wunderbar köstlich. Wieso mussten erst die Menschen erfunden werden, damit es so gute Speisen zu verspeisen gab? Bei meinem nächsten Bissen erschrak ich, schmeckte keine Süße mehr, sondern nur etwas ziemlich hartes. Verdutzt sah ich in meine Hand, die nur noch einen Kern hielt. War der Genuss etwa schon vorbei? Mein Blick wanderte den Baum nach oben, bis hinauf zu seiner Krone, die mit Blättern, Blüten und Früchten übersät war. Es waren genug da, also war es sicher nicht verkehrt, noch eine zu essen. Wer sollte das schon mitbekommen?

 

~

 

Nachdem ich mir ein paar dutzend genehmigt hatte, fühlte ich mich ziemlich satt und schlenderte zufrieden im Garten umher. Nach einer Weile traf ich den ersten Menschen, Adam. Er war groß, schlank und doch muskulös und seine Haut sehr dunkel. Als er lächelte blitzen mich seine strahlenden, weißen Zähne an. Freundlich lächelte ich zurück. Hinter ihm stand der verbotene Apfelbaum, seine Früchte waren rot und sie wirkten, als wollten sie mich zu sich rufen. Etwas verwirrt schüttelte ich den Kopf und widmete mich wieder dem Menschen.

„Hallo, du musst Adam sein. Ich bin Aziraphale und bewache das östliche Tor. Außerdem werde ich dich schützen. Du darfst alles essen, was du magst, AUßER die Früchte des Apfelbaumes.“, meinte ich und zeigte in dessen Richtung. Er lächelte und nickte ergeben, ehe er sich zu mir setzte und sich erklären ließ, wie hier alles funktionieren sollte. Danach führte ich ihn durch den Garten, zeigte ihm beide Seen und auch den Pfirsichbaum, die Kakteen und Obststräucher. So benannte er alles, was noch keinen Namen hatte und ich war erstaunt, wie kreativ er doch darin war. Selbst jede Rasse der Tiere bekam einen Namen. Die friedliche Atmosphäre veränderte sich jedoch schlagartig. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.

Verschiedene Vögel flogen aus den Baumkronen, flatterten über uns hinweg und wirkten sehr in Panik. Dem sollte ich unbedingt nachgehen. Hoffentlich war den anderen Tieren nichts passiert.

 

Eilig durchquerte ich den Garten, bis ich zu einem Waldstück kam, wo ein Elefantenpaar und zwei Affen standen. Die Elefanten sahen aus, als wären sie in einem Schockzustand, doch die Affen schwangen einen relativ beweglichen Ast hin und her. Der Ast war unterhalb rötlich und es dauerte eine Weile, bis ich bemerkte, dass es ein Tier war. Es blutete stark und ich wusste, dass nun jede Sekunde zählte. Mit schnellen Schritten war ich bei ihr angelangt, kniete mich vor sie und hob meine Hände. Diese sandten strahlendes Licht aus, welches die Schlange heilte. Sobald sie wieder gesund war, sah sie mich dankbar an und sie schlängelte sich auf einen Baum und war dann nicht mehr zu sehen. Die anderen Tiere bekamen eine saftige Predigt von mir und versprachen, das nächste Mal vorsichtiger zu sein. Jedenfalls dachte ich das, denn sprechen konnten sie nicht. Doch ihre Gesichtsausdrücke sagten alles.

 

Seufzend machte ich mich wieder auf, den Menschen zu suchen, der gerade eine Feige aß und mich anlächelte, als er mich sah. Ich erzählte ihm, was der Schlange widerfahren war und er lauschte meinen Worten gespannt.

Doch nach einer Weile langweilte er sich. Wie er das schaffen konnte, mit dieser Schönheit um sich herum, verstand ich nicht. Doch auf meine Bitte hin, es mir zu erklären, warum er gelangweilt war, teilte er seine Gedanken mit mir.

 

„Ich habe vielen Dingen hier einen Namen gegeben und jetzt? Ich bin der einzige Mensch hier. Ich weiß nicht...ich mag dich ja, aber ich wünschte mir jemanden, der so ist, wie ich.“ Gut, das verstand ich dann doch. Immerhin ging es mir ähnlich und das schon seit ewiger Zeit. Wir respektierten uns alle gegenseitig da oben...aber jemanden mit dem man richtig reden konnte und der einen nicht verurteilte...das fehlte mir, weswegen ich für den Menschen in ein stilles Gebet ging und den Herrn um Rat fragte. Dieses Mal bekam ich aber keine Antwort.

Die Sonne begann bereits unterzugehen und zauberte ein prächtiges Farbenspiel in den Himmel. Kräftige orange und Rottöne vermischten sich mit einem strahlenden lila. Ein paar einzelne Wolken färbten sich goldgelb und ich musste aufseufzen. So wunderschön war die Erde und ich hoffte, nicht mehr in den Himmel zurück zu müssen. Es wurde immer dunkler, bis der Himmel dunkelblau und schließlich schwarz wurde, mit vielen leuchtenden Punkten. Sterne...

 

Adam gähnte ausgiebig und rieb müde seine Augen. Sein Körper brauchte Schlaf.

„Du kannst dich ruhig hinlegen, Adam. Ich passe auf dich auf, während du schläfst. Abermals nickte er und er schlief auch sofort ein. Danach fiel mir ein, dass ich mein Flammenschwert irgendwo abgelegt hatte. Wenn nun was passierte? Oder dem Menschen kalt werden würde? Schnell stand ich auf und überflog den Garten, bis ich es fand und mit zu Adam brachte. Ich atmete schnell, war leider etwas in Schwitzen geraten und damit hungrig geworden. Leise legte ich das Schwert ab und flog zu meinem Lieblingsbaum, holte mir ein paar seiner Früchte und flog wieder zurück.

Stundenlang saß ich still, aß ab und an einen Pfirsich und sah ihm beim Schlafen zu, bis sich etwas veränderte. Das seltsame Gefühl beobachtet zu werden, kam in mir auf. Schnell versteckte ich den einen Pfirsich, den ich gerade hatte essen wollen und sah in einiger Entfernung Gabriel stehen, wie er den Menschen...und auch mich beobachtete. Ein heller Lichtstrahl erschien und der Herr löste eine Rippe aus Adams Körper. Sie schwebte an seine Seite und blieb im weichen Gras liegen. Die Rippe verformte sich, wurde größer, bis sie zu einem Ebenbild seinerseits wurde, nur anders. Zwei weich aussehende Hügel wuchsen auf der Brust und auch zwischen den Beinen des anderen Menschen, sah es anders aus, ähnlich wie bei uns Engeln. Das Leuchten erlosch, nachdem der Schöpfer Adams Wunsch erfüllt und mir etwas zugeflüstert hatte. Gabriel lächelte zufrieden und verschwand ebenfalls.

 

Es verging einige Zeit, ehe ich die Einsamkeit spüren konnte, die Adam vorher gespürt haben musste und ich anfing, zu weinen. Bittere Gewissheit überkam mich in dem Moment. Nie würde ich in denselben Genuss kommen, wie der Mensch. Nie die Liebe fühlen, die er ihr gegenüber fühlen würde. Weiblich und für den männlichen Menschen bestimmt...so hatte es der Herr geflüstert. Nie würde ich jemanden so nahe sein, dass ich mich als persönliches Wunder, des anderen sehen konnte. Wenn Gott die Liebe war...warum durften wir sie nie so erleben? Natürlich kannten wir die allumfassende Liebe, die ganzheitlich war, aber jemanden, der nur für einen selbst bestimmt war, dass hatte keiner von uns. Diese Meinung vertrat nur ich, aber sonst niemand, weswegen ich auch nicht darüber redete. Nicht mehr seit dem Vorfall, viele Jahrtausende vor der Erde und auch bevor wir einen Körper bekamen. Ich war das eine Mal in eine ernste und zu meiner Schande, handgreifliche Diskussion ausgeartet, mit einem Engel Namens Hasturiel. Meine Kräfte waren völlig außer Kontrolle gewesen und wäre Gabriel nicht eingeschritten, wäre schlimmes passiert. Hasturiel wurde, von dessen Freund Liguriel in sein Quartier gebracht. Jedenfalls was von ihm übrig geblieben war. Gott hatte viel zu tun gehabt, ihn wieder herzustellen. Seitdem wandte ich nur noch selten meine Fähigkeiten als Engel an. Nochmal würde ich das nicht unterschätzen.

 

Man mied mich lange. Als wäre ich anders. Obwohl ich doch genauso war, wie die anderen Engel und doch...wieder nicht. Unglücklicherweise machte mich das zu einer Art Außenseiter und nur Gabriel hatte nicht aufgehört, mit mir zu sprechen. Er hatte immer schöne und leichte Aufgaben für mich gehabt und nach einem recht erheiternden Auftrag, hatte ich einen ganz besonderen Engel kennen gelernt. Sein rotes Haar war außergewöhnlich, die Frisur einfach nur putzig und in seinen Augen lag ein Funkeln. Er zeigte mir wie Sterne erschaffen wurden und ich durfte dabei assistieren. Nachdem wir seine Schöpfung bewundert hatten, leider bewunderte er NUR diese Schöpfung und nicht mich, bedauerte ich die Zerstörung dessen, nach 6000 Jahren. Entsetzen, Enttäuschung und unglaublich viele Fragen prasselten aus dieser lebendigen und atemberaubendem Schönheit, als ich es ihm erzählte. Mit einem unguten Gefühl hatte ich ihn gewarnt, aber er fand die Vorstellung einer Box für Vorschläge einfach zu gut und ich ging bald danach meinen Pflichten wieder nach. Der andere Engel hatte mir seinen Namen nie gesagt und ich hatte ihn auch nie wieder im Himmel gesehen. Vermutlich war er durch seine Fragen irgendwie in Streitigkeiten verwickelt gewesen. Dann kam unvorhergesehen eine unbedachte Äußerung von Hasturiel und ich flippte einfach erneut aus. Dieser Engel hatte aber auch etwas provozierendes gehabt. Es war nie meine Absicht gewesen, so zu eskalieren, aber... nun, er hätte den Sternenengel nicht beleidigen sollen, dann wäre das nicht passiert. Dann kam der Streit, den Luzifer mit dem Allmächtigen gehabt hatte und zahlreiche andere Engel sich...missverstanden gefühlt hatten. In dem Moment saß ich meine Strafe ab, für das unangenehme Verhalten, was ich an den Tag gelegt hatte und hatte damit nicht mitbekommen, wie die Engel aus dem Himmel gestoßen wurden. So hatte man es mir erzählt. Hätte ich es miterlebt... hätte es mir das Herz gebrochen.

 

 

Mit Trauer im Herzen durchlebte ich die Nacht und Liebe überraschte mich am Tag. Sofort waren die beiden verschiedenen Menschen Feuer und Flamme füreinander und begannen, ihre Münder aufeinander zu drücken. Schien nett zu sein, denn das weibliche Wesen wollte mehr...

Ich legte den Kopf schief und beobachtete ihr seltsames Gebaren und begriff noch nicht ganz, was das sollte, aber ich würde es schon noch herausfinden. Wie Adam mit den Hügeln des weiblichen Menschen spielte und sie ihm zwischen die Beine griff. Was auch immer dies bewirken...oh.

 

Gerade hatte sich das zwischen seinen Beinen aufgerichtet und...ach du meine Güte. Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe. Die Körper der beiden sahen aus, wie die der Engel. Doch sowas hatte von uns noch keiner versucht. Allerdings waren wir ja auch keine Menschen, die völlig von Sinnen übereinander herfielen. Auch ich hatte sowas zwischen den Beinen, wie Adam, aber es war noch nie...SO gewesen. Seltsam. Doch dann zuckte ich mit den Schultern und fragte mich, ob ich das überhaupt wollte und entschied mich dagegen. Es schien anstrengend zu sein und so viele Pfirsiche waren nicht verfügbar, als dass ich mich so anstrengen würde.

 

Adam sackte auf einmal recht erschöpft auf ihr zusammen und blieb so einige Zeit lang. Ich zuckte zusammen, als Adam auf einmal anfing, laut zu schnarchen und zufrieden aussah. Die Frau sah mich an und lächelte. Ich lächelte zurück und fragte, ob mit ihr alles in Ordnung war.

„Ja, alles in Ordnung. Nur...er ist schwer...“ Eilig lief ich zu ihr und rollte den schlafenden Adam von ihr herunter. Sie dankte mir und holte erstmal tief Luft.

„Schon in Ordnung. Ich bin für euch da, wann immer ihr Hilfe braucht...äh....hat Adam dir schon einen Namen gegeben?“

„Adam?“

„Na, ER!“ Sie schüttelte den Kopf und ich sah nach links und rechts. Irgendwie wollte ich auch etwas dazu beitragen und...ich hatte noch nie jemanden einen Namen gegeben. Ich überlegte und überlegte, doch mir fiel einfach nichts ein. War gar nicht so einfach einen schönen Namen zu finden für den ersten weiblichen Menschen. Dann gab ich es schließlich auf und unterhielt mich eine Weile mit ihr, bis Adam aufschreckte.

 

„Eva.“

 

Erschrocken starrte ich ihn an. Adam war aufgewacht und hatte der Frau einen Namen gegeben, bevor ich es hätte tun können. Mist.

„Wie bitte?“, fragte Eva.

„Dein Name ist von nun an Eva. Ich bin Adam und das ist der Engel Aziraphale. Das was wir gerade gemacht haben, war schön und wir sollten es bald wieder tun. Komm, ich zeige dir den See.“, meinte er und nachdem Eva und ich uns mit einem vielsagendem Blick angesehen hatten, standen wir auf und folgten ihm. Natürlich hatte ich wieder mal mein Flammenschwert vergessen, ich holte es und traf beide Menschen am See.

 

Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass alles friedlich und wie immer war, legte ich erst das Schwert und dann mein Gewand ab und dann sprang ich als erstes in den kühlen See. Das Wasser war angenehm auf meiner Haut, es erfrischte mich und ich fühlte mich heimisch. Tief holte ich Luft und tauchte, schwamm mit kräftigen Zügen vorwärts. Die verschiedenen Temperaturen, die sich um meinen Körper wanden genoss ich sehr und tauchte schließlich wieder auf. Ich war nun in der Mitte des Sees, legte mich auf den Rücken und ließ mir die Sonne auf die Vorderseite scheinen, drehte mich aber nach einiger Zeit wieder um und tauchte nur mit dem Gesicht unter Wasser. Viele Fische schwammen darin und es machte mich fröhlich, ihnen dabei zuzusehen.

 

Irgendwann wurde es mir zu warm. Meine Haut war sehr erhitzt und ich schwamm wieder in Richtung Ufer, wo die Menschen mir zusahen. Bei ihnen angekommen lächelte ich ihnen zu und sie erwiderten es. Doch kaum war ich aus dem Wasser heraus, keuchte Eva erschrocken auf.

„Aziraphale...du bist hinten ganz rot.“ Umständlich versuchte ich, mir meine Rückseite anzusehen, doch es ging einfach nicht richtig. Jedoch brannte die Haut auf einmal und ich schenkte ihr damit Glauben. Konzentriert heilte ich meine Rückseite und seufzte auf, als ich diesen brennenden Schmerz nicht mehr spüren konnte.

„Sieht komisch aus. Du bist vorne so weiß und hinten braun...“, meinte Adam verwirrt. Ich seufzte.

Mit einem Schnipsen war meine Haut wieder schön hell und meinte, ich würde gleich wieder kommen. Meine Flügel waren zwar noch nass, aber ich schüttelte sie einfach ein bisschen aus und spritzte die Menschen dabei nass. Adam schimpfte daraufhin.

„Hey, pass doch auf. Jetzt kleben schon wieder so viele Federn an mir.“ Ich ignorierte dies und flog zu meinem Lieblingsbaum.

 

Darauf konnte ich nun gerade keine Rücksicht nehmen, ob es ihm passte oder nicht. Es war doch nur Wasser und ich schon ganz schwach, weshalb mir wohl ein paar Federn ausgegangen waren. Immerhin musste ich mich wieder mit einer ganz besonderen Leckerei stärken. Sanft landete ich auf dem Felsen, wo der Baum stand und pflückte mir die Früchte, legte sie in die Falte meines Gewandes, naschte zwischendurch ein paar und lächelte selig. Die machten aber auch süchtig. Dann machte ich mich wieder auf zu den Menschen. Als ich dort ankam, waren die beiden dabei, im Wasser mit ihren Gebaren weiter zu machen. Hätte ich das gewusst, dann wäre ich länger bei den Pfirsichen geblieben, beobachtete die beiden weiter und aß nachdenklich meine Pfirsiche.

 

„Das hat gut getan. Nun bin ich gespannt, was es hier noch so zu entdecken gibt.“, sagte Eva tiefenentspannt. Ach ja…sie wusste ja noch gar nicht Bescheid, über die Regel des Herrn. Ich lächelte sie an und erklärte es ihr, doch sie schien verwirrt.

„Wo ist dieser Baum?“ Nun gut. Ich stand auf und bedeutete beiden, mir zu folgen. Adams Augen lagen dabei die ganze Zeit auf Eva und ich seufzte leise, musste dann aber doch lächeln.

Ihre Liebe zueinander war wundervoll. Das war richtig süß.

Er war so auf sie fixiert, dass er ein seltsames Gesicht machte und ich lachen musste.

Doch keiner von ihnen bemerkte dies und als wir am Apfelbaum waren, lachte ich erneut. Plötzlich zuckte ich zusammen, fühlte seltsame, fremde Wellen der Liebe, als ob irgendwas hier wäre, was vorher noch nicht dagewesen war. Es war nicht unangenehm, doch sah ich mich augenblicklich aufmerksam um. Niemand zu sehen, denn eigentlich müsste derjenige in der Nähe sein. Dann schüttelte über mich selbst den Kopf. Hier her würde sich niemand wagen, der nicht herdurfte.

 

„Der Herr sagt, esst nicht von diesen Äpfeln. Ihr dürft von allem anderen speisen, aber nicht davon.“, sagte ich, wurde zunehmend aufgeregt dabei, als ob mir jemand zusah…aber das konnte nicht sein.

„Warum nur dieser eine Baum? Und warum sind diese Früchte so verboten?“

Nachsichtig lächelte ich und erklärte ihr, dass es eben Gottes Regel sei und dass es nett von ihm war, nur diese aufzustellen. Er hätte auch etliche mehr aufstellen können, wie er es im Himmel getan hatte, doch hier unten durften die Menschen tun, was sie wollten und das empfand ich als Privileg.

Zu meinem Glück verstanden sie es recht schnell und ich nickte zufrieden.

Nun musste ich ihnen nur die anderen Leckereien schmackhaft machen und zauberte einen Pfirsich hervor, erzählte ihnen, wie gut er schmeckte und biss herzhaft hinein.

 

Der Saft rann mir über mein Kinn, den Hals hinab und auf mein Gewand, aber das war egal. Ich würde es später wieder wegwundern.

„Hm...oh...köstlich...hmmmm...“

„Lass es dir schmecken.“, sagte Eva, doch Adam störte es wohl, dass ich andauernd aß…hatte er davon schon mal probiert? Bestimmt nicht, sonst würde er anders über das Essen denken. Oh das sollte er tatsächlich bald machen, nicht dass sein Körper schwach wurde. Da musste ich unbedingt aufpassen.

„Hey...wir sollten da weiter machen, wo wir vorhin aufgehört haben, solange der Engel isst...was meinst du?“, säuselte Adam ihr zu und berührte Eva erneut überall.

Sie ließ albernes Gekicher verlauten und küsste ihn. Ich starrte beide zuerst nur an, dann lächelte ich etwas und aß weiter.

Fertig mit der Leckerei, sah ich mich um, wollte meinen letzten Pfirsich noch aufheben, denn irgendwie…fühlte ich mich immer noch beobachtet. Es machte mich etwas nervös.

Dann wurde ich von Adam getreten, unabsichtlich versteht sich, erhob mich und ging auf den Apfelbaum zu. Seltsam warm wurde es mir, je näher ich dem Baum kam und genauso nervös machte es mich. Als ich auf den Baum kletterte, erhitzte sich mein Leib und ich fing an, zu schwitzen. Ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen. Nicht dass die Menschen sich erschraken, weil ich ausflippte und es dann doch nur ein Tier war.

 

Trotzdem glühte mein Gesicht und ich lenkte mich damit ab, den beiden weiter zuzusehen. Seufzend fischte ich meinen letzten Pfirsich hervor, naschte davon und war froh, dass beide nie sehr lange brauchten, wollte schon wieder hinab steigen, aber sie fingen wieder von vorne an und ich verdrehte genervt meine Augen. Als ob es so toll wäre, dass beide kaum aufhören konnten, das zu machen. Ich verstand einfach nicht warum es erst mit den Menschen anfing. Vorher war an so etwas nie zu denken gewesen. Traurigkeit flutete mein Herz und ich seufzte erneut. Sie brauchten mich nicht wirklich und ich musste unweigerlich, schon wieder an früher denken.

 

 

 

Ein lautes Stöhnen beider Menschen rissen mich unsanft aus meinen Erinnerungen. Ihre Körper, bewegten sich im Einklang und sahen dabei auch noch so wunderschön aus. Dann bäumte sich Eva auf und Adam stöhnte, sackte wieder mal auf Eva zusammen. Waren die beiden nun endlich fertig? Ja anscheinend, denn Adam forderte sie auf, erneut mit ihm zum See zu gehen, um zu baden. Etwas veränderte sich, ich fühlte es, bevor ich es sah. Ein Leuchten, dem eines besonderen Wunders ähnlich, flog auf Eva zu und durchdrang ihren Bauch. So funktionierte das also... Ich lächelte glücklich, faltete meine Hände und sah nach oben.

 

„Oh ich danke dir, Herr, dass du mich dieses Wunder hast miterleben lassen.“

Fröhlich lief ich den beiden hinterher und umarmte Eva.

„Herzlichen Glückwunsch.“ Adam sah mich angesäuert an und schob mich von seiner Frau. Er hatte ja keine Ahnung.

Doch es interessierte ihn einfach nicht, warum ich beide beglückwünschte, er nahm sie bei der Hand und setzte sich an den See. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht, als ich erkannte, dass er Beschützerinstinkte entwickelte.

 

 

~

 

 

Es waren nun schon vier Tage vergangen auf der Erde, Gabriel und Sandalphon hatten mich besucht und meinten, ich sollte besonders vorsichtig sein, da sie die Anwesenheit des Bösen wittern konnten. Um die beiden nicht länger als nötig aufzuhalten von ihrer wichtigen Arbeit im Himmel, hatte ich es ihnen schnell versichert. Andächtig strich ich über eine wunderschöne rote Blume, deren Blüten sich samtig anfühlten und seufzte vor Glück.

Mein Körper zuckte zusammen, als ich einen Schrei hörte. Hatte sich schon wieder ein Tier verletzt? Oder war etwa ein Dämon aufgetaucht? Schnell schnappte ich mir mein Flammenschwert und rannte durch den Garten, bis ich schnaufend stehen bleiben musste. Der Schrei war in der Nähe des verbotenen Baumes erneut ertönt. Ich sah genauer hin und bemerkte eine...oh. Das musste ich mir aus der Nähe ansehen.

 

„Nanu? Wer bist du denn? Oh was für ein wunderschönes Tier du doch bist. Hast du gerade so laut geschrien? Hast du dich verletzt?“ Zwar war ich schon so einem Tier begegnet, Adam hatte es Schlange getauft gehabt, aber es war braun gewesen und nicht so...besonders.

Diese hier war viel größer, am Rücken war es schwarz und der Bauch in einem kräftigem rot. Es drehte sich zu mir, als hätte es mich verstanden und ich hielt sofort die Luft an.

 

Ein intensiver Blick aus gelben...nein fast goldenen Augen traf mich und ließ mich innerlich erzittern. Ich starrte es ein paar Sekunden an, dann schallte ich mich einen Narren. Es war doch unmöglich, dass ein Tier solche heftigen Gefühle in mir auslösen konnte. Es schien, als ob es den Kopf schüttelte, dann wandte es sich ab und wollte weiter ziehen. Oh nein. Was wenn die anderen Tiere es verletzten? Sie waren bei der anderen Schlange nicht gerade rücksichtsvoll gewesen und wollte es nicht darauf ankommen lassen. Bestimmt war diese das Gegenstück zu der braunen Schlange. Meine besonders ausgeprägte Besorgnis konnte ich mir nicht erklären, aber ich wollte nicht, dass dieses wundervolle Tier verletzt werden würde, als wäre es mir bereits ans Herz gewachsen. Also legte ich mein Flammenschwert ab und lief ihm nach.

 

„Warte doch. Ich muss dir noch was sagen, bevor du den Garten erkunden kannst.“, meinte ich als ich angekommen war und streichelte dabei ganz zart den Kopf der Schlange. Es fühlte sich unglaublich seidig an und die Zunge der Schlange kitzelte mich an der Hand. Sie schien es zu mögen, denn ich hatte das Gefühl, dass sie mich anlächelte, also lächelte ich etwas unsicher zurück. Wenn das einer der anderen Engel sehen würde, würden sie denken, ich sei verrückt. Sanft stupste ich ihre Schnauze an, lächelte sie noch wärmer an und erklärte es ihr. Man konnte sagen was man wollte...sie konnte die Bedeutung meiner Worte begreifen, da war ich ganz sicher.

„Sei bitte vorsichtig. Der Herr hat erst neue Tiere erschaffen und ich möchte nicht, dass du verletzt wirst. Und halte dich bitte von dem Apfelbaum fern. Seine Früchte dürfen nicht verspeist werden.“, ermahnte ich sie, doch mein Blick fiel zufällig auf den Boden und...da lag ein Apfel...angebissen...ANGEBISSEN! Meine Augen weiteten sich, ich lief hin und bückte mich, ihn aufzuheben, spürte meinen Hintern angenehm warm werden. Dann hörte ich die Schlange, wie sie seltsame Geräusche von sich gab und hin und her wackelte. War das die Wirkung des Apfels?

 

„Oh nein...du hast doch nicht wirklich...alles in Ordnung? Was wird der Allmächtige nur sagen, wenn eines seiner Geschöpfe davon gekostet hat? Ich bekomme bestimmt richtig Ärger...und dabei spreche ich noch gar nicht von Gabriel.“ Seufzend setzte ich mich hin und redete einfach drauf los. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir zuhörte...wirklich zuhörte.

„Wir haben oben kaum was zu tun und es kann schon ziemlich langweilig werden, wenn Gabriel nicht wäre. Er hat radikale Ideen, einen zum arbeiten zu bringen. Hach...weißt du...ich bin hier eigentlich zur Strafe. Einer der Engel hat fast die ganze südliche Wand im Konferenzsaal abgeleckt und ich konnte ihn einfach nicht davon abhalten. Dabei weiß keiner, dass ich ebenfalls schon mal probiert habe und ehrlich...die Wände schmecken hervorragend. Und nun bin ich hier und so wirklich eine Strafe ist es ja nicht. Das östliche Tor bewachen, die Menschen beaufsichtigen, dass sie keine Dummheiten anstellen, nach...Dämonen Ausschau halten und wenn nötig, diese zur Strecke zu bringen.“

 

„Nun...vielleicht begegnet dir ja mal ein guter Dämon?“, meinte die Schlange. Erschrocken riss ich erneut meine Augen weit auf. Ich hatte nicht erwartet, dass sie antworten würde, doch war ich darüber mehr als froh. Adam dachte einfach nur...einfach und Eva passte sich ihm an.

„Du...du kannst ja sprechen. Die anderen Tiere können das nicht...merkwürdig.“ Meine Augenbraue wanderte nachdenklich nach oben. Die Schlange kannte keine Dämonen, weswegen sie auch nichts darüber wissen konnte.

„Was meinst du mit guter Dämon? Es gibt keine Guten. Nein. Wir Engel sind bitter verfeindet mit der anderen Seite. Keine Chance. Wie sollte man auch mit ihnen reden? Ich bin zwar noch nie einem begegnet, aber es heißt, sie wären nicht sehr ansehnlich, dumm und sollen die ganze Zeit nur böse sein...Nie könnte einer von uns mit denen zusammen sein. Da gäbe es...nun...diverse Streitigkeiten.“

 

So hatte es jedenfalls Sandalphon ausgedrückt. Uriel hatte ihm beigepflichtet und gemeint, dass sie furchtbar stinken würden, was Michael dazu gebracht hatte zu erzählen, dass sie durch geweihtes Wasser vernichtet werden konnten und er immer einen kleinen Vorrat davon bei sich trug...zur Sicherheit. Also nicht nur den Körper, sondern ganz. Als hätte er nie existiert. Nur Gabriel war schweigsam gewesen und hatte finster durch die Gegend gestarrt.

 

„Ich bin zwar kein besonderer Experte...aber ich hörte, dass nicht alle sich dem...Verfall hingeben würden. Manche sind sogar richtig intelligent. Es gibt auch welche, die schlau und gerissen sind, aber trotzdem wissen, wo sie die Grenze ziehen müssen. Aber Ausnahmen gibt es doch überall. Man kann bestimmt auch die Engel nicht alle über den Kamm scheren.“

 

Da hatte er leider Recht und ich nickte bekümmert.

„Wohl wahr. Aber das interessiert da oben keinen. Es gibt nur oben und unten...und nun auch eine Mitte. Ich bin wirklich gespannt, wie sich das mit den Menschen entwickelt. Bisher habe ich nur gute Erfahrungen...äh... gemacht.“ Ich dachte an die beiden und wie sie sich gegenseitig die Lippen aufgedrückt und sich gestreichelt hatten. Was dann gefolgt war, war überraschend, gleichzeitig aber so liebevoll gewesen...anfangs jedenfalls. Mittlerweile fand ich es nur noch übertrieben.

 

Die Schlange grinste, als ob sie genau wüsste, wovon ich sprach und ich sah zur Seite, ich fühlte, wie sich mein Gesicht erwärmte.

„Nun wie dem auch sei...ich bin jedenfalls sehr froh, hier zu sein. Es tut gut, mit dir zu reden. Du hörst nicht nur zu, sondern lässt mich vieles aus einem anderen Blickwinkel sehen. Danke dafür.“ Der Blick der Schlange wurde zärtlich...so sah es jedenfalls aus und das Grinsen wandelte sich zu einem sanften Lächeln, was mir ein seltsames Gefühl bescherte. Ich konnte es einfach nicht benennen. So hatte ich noch nie gefühlt. Um davon abzulenken erzählte ich ihm, wie es im Himmel war.

 

„Oben sitzt man meistens nur rum, lauscht den Vorträgen von anderen Engeln, singt, oder man frohlockt den ganzen Tag. Das kann auf Dauer recht langweilig werden.“ Die Schlange nickte verständnisvoll.

„Anders ist es dort unten sicher auch nicht. Nur hab ich gehört, dass man diese Dämonen, wenn sie was angestellt haben, nicht folgen, oder versagen, hart bestraft.“

 

 

Es fing an zu dämmern, ich stellte mein Flammenschwert auf und bohrte es in die Erde. Es spendete eine angenehme Wärme und die Schlange, die ich heimlich und selbstverständlich nur in Gedanken, Anthony getauft hatte, schien es zu genießen.

„Ich habe gehört, die von unten müssen auch ständig davon abgehalten werden, an den Wänden zu lecken.“, meinte Anthony, ich lachte daraufhin und stupste ihm wieder an die Nase.

„Du siehst richtig süß aus, wenn du deine Zunge heraus steckst, weißt du das?“ Er verzog seine Schnauze und hisste.

„Ich bin nicht süß. Ich bin eine furchterregende Schlange...“, fauchte er verärgert. Erneut lachte ich und ich sah tief in seine Augen.

„Nun gut...dann eben nicht. Deine Augen gefallen mir. Sie mögen stechend wirken, aber ich sehe viel Wärme darin und vor allem sehr viel Gutes. Ich danke dir für deine Gesellschaft heute. Das hat mir gut getan. Aber ich muss nun wieder zu den Menschen. Machs gut und sei ja vorsichtig.“ Die Schlange zischte und ich spürte ihren Blick die ganze Zeit auf mir, bis ich durch ein Gebüsch stolperte und mir an mein stark klopfendes Herz fasste.

Ein Tier...ein Tier löste Gefühle in mir aus. Das konnte nicht sein. Das war falsch. Ach wäre Anthony doch nur ein Engel. Dann könnten wir hier zu zweit auf die Menschen achten und uns den ganzen Tag unterhalten.

 

Wieder bei den Menschen, setzte ich mich zu ihnen und unterhielt mich mit ihnen über die anderen Früchte. Adam hielt eine gelbe in der Hand, er hatte noch keine Idee, wie sie heißen sollte, also nahm ich sie und biss hinein. Die Schale war bitter, also schälte ich sie umständlich ab und biss erneut hinein. Aaaarrrgggg....Mein Gesicht verzog sich und ich schüttelte mich. Die schmecke so...sauer. Adam fing an, laut zu lachen. Ich konnte ihn nicht mal ermahnen, dass er aufhören sollte, denn immer wieder verzog sich mein Gesicht und ich spürte auch wieder diese seltsame Nervosität. Es konnte nur Anthony sein, der mich beobachtete. Doch auch ihn konnte ich nicht um Hilfe bitten, er würde sicher auch lachen und ich achtete sorgfältig darauf, dass man mein Gesicht nicht sehen konnte. Nach Stunden beruhigte sich Adam wieder und legte sich hin, schloss müde seine Augen. Eva tat es ihm gleich und kaum waren beide eingeschlafen, spürte ich erneut die Einsamkeit und ich konnte die Stille um mich kaum ertragen. Das einzige, was mich gerade davon abhielt, wahnsinnig zu werden und laut zu schreien, war...die Schlange.

Tränen rollten mir über mein Gesicht, als ich merkte, dass er mir mit seiner Gesellschaft helfen wollte und ich wischte mir die Tränen sogleich fort. Sanfte Wellen der Liebe hüllten mich ein und wurden stärker, je näher er mir kam.

 

„Was machst du hier?“, fragte ich beherrscht.

„Lass uns doch noch ein bisschen reden. Das hat mir auch gut getan und um die Menschen musst du dich doch gerade nicht sorgen“, meinte Anthony. Sicher wollte er mich nur aufheitern, aber ich war gerade nicht in der Stimmung, um zu reden und ich sagte ihm das auch. Ich fühlte, dass er mich verstand und als er ganz leicht meinen Körper berührte, berührte er damit auch mein Herz. Sanft lächelte ich ihn an und streichelte seinen Kopf, was ihm sehr gefiel. Sein Gesicht entspannte sich und er seufzte genießerisch. Er schlief dabei ein, sah unglaublich zufrieden aus, als hätte er nie eine solche Zärtlichkeit erlebt.

 

 

Lange saß ich einfach nur da und genoss Anthonys Gesellschaft. Dank ihm ruhten meine Gedanken und konnten sich dadurch neu sortieren. Als ob er mir die Klarheit gab, die ich brauchte, um alles in einem anderen Licht zu sehen. Als die ersten Strahlen der Morgensonne mein Gesicht kitzelten, wachten zwar die Menschen auf, aber die Schlange schlief immer noch selig. Also stand ich leise auf und bat den Herrn auf sie zu achten, während ich meinen Pflichten nachging.

Stunden später überkam mich ein schlechtes Gefühl. Es war nicht mehr als eine Vorahnung, doch reichte es, um mir Sorgen zu machen. Meine Gedanken kreisten um die liebe Schlange, die ich so sorglos zurück gelassen hatte. Wenn ihr nun was passiert war? Das würde ich mir nie verzeihen können.

Mein Weg führte in die Nähe des Apfelbaumes und...da lag eine Schlange. Anthony. Freudig lief ich auf sie zu, bis ich das Ausmaß erfasste. Sie war verletzt.

Ihr Körper blutete stark und sie war ganz schmutzig von der Erde. Ihr Atem ging stoßweise und ich wusste, wenn ich nicht schnell handelte, würde sie sterben. Angst um meinen neuen Freund schnürte mir die Kehle zu. Er durfte nicht sterben. Tränen brannten mir in den Augen, aber ich hielt sie zurück. Später war dafür immer noch Zeit. Mein Schwert ließ ich fallen, nicht dass ich die wunderschöne Schlange auch noch verletzte.

 

Während ich ihn panisch frage, was geschehen war, hob ich seinen schlaffen Körper auf meinen Schoß und sandte konzentrierte Heilung durch meine Hände. Erleichtert atmete ich auf, als sich seine Wunden schlossen, doch ich hörte nicht auf, aus Angst, dass die Wunden neu aufbrachen.

Meine Stimme hörte sich genauso an, wie ich mich fühlte, gebrochen und zutiefst entsetzt. Mein Herz schmerzte und fragte ihn erneut wer ihn verletzt hatte. Doch er verweigerte jegliche Aussage. Anthony teilte mir nur mit, dass er sich bei mir hatte verabschieden wollen, weil er dachte er müsste sterben. Geschockt riss ich meine Augen auf und ich starrte ihn an. Dies hätte ich niemals zugelassen. Wie konnte er nur daran denken, mich nicht um Hilfe zu bitten?

 

Als Ablenkung nutzte er meine Leidenschaft, das wunderbare Essen hier. Ich konnte ihn nicht zwingen es mir zu sagen, weshalb ich es vorerst auf sich beruhen ließ.

Also schwärmte ich von den besonderen Leckereien, doch ich warnte ihn von den Zitronen, die so sauer gewesen waren, dass die bloße Vorstellung daran mir eine Gänsehaut bescherte. Ich erzählte ihm, dass Adam nicht aufgehört hatte zu lachen, bis er Bauchschmerzen davon bekommen hatte.

 

Er nickte verständnisvoll und grinste, schwach lächelte ich zurück und beendete meine Heilung. Jetzt tat er so, als ob nichts gewesen wäre. Warum? Seufzend fragte ich erneut danach, aber er lenkte mich erneut ab und fragte, ob ich noch andere Lieblingsfrüchte hatte. Leicht genervt erzählte ich ihm von den Pfirsichen, die ich immer dabei hatte, sollte ich Lust darauf bekommen. Nach oben in den Himmel sehend, erinnerte ich mich an jeden einzelnen Pfirsich, leckte mir über die Lippen, als könnte ich dadurch erneut den süßen Geschmack davon schmecken. Eine Welle der Liebe traf mich bis ins Mark und ich sah mir Anthony genau an. Er war derjenige, der mich beobachtet hatte. Doch anscheinend war mein Gesicht lustig, denn er öffnete auf einmal weit sein Maul und lachte.

 

Er hörte nicht auf, wie zuvor Adam und dann, änderte sich alles. Der Körper der Schlange formte sich, wurde größer, bis die Verwandlung vollzogen war und ich...nein. Das war doch nicht möglich. Eingeschüchtert wich ich zurück.

Er war ein... DÄMON? Lässig fuhr er sich durch sein langes, rotes Haar und lächelte mich unfassbar süß an. Von diesem faszinierenden Blick bekam ich eine Gänsehaut und ich schluckte daraufhin hart. Ein Gefühl eines Déjà-vu überkam mich. Dieses Haar war so unvergleichlich und ich hatte das Gefühl, es schon mal gesehen zu haben. Nur wo? Und wann?

„Wie ist das nur...das nur möglich? Oh du.... du...böser Dämon. Verschwinde von hier...oh wo ist nur mein Flammenschwert? Ah, da ist es ja. Warum nur habe ich dich geheilt?“ Schnell griff ich danach und versuchte ihn damit zu verscheuchen, doch er lächelte nur weiter und schien sich sicher zu sein, dass ich ihm nichts tun würde. Wie recht er damit hatte. So eine seltene Schönheit von Gottes Geschöpfen konnte ich nicht so einfach vernichten.

 

„Weißt du wie lange es her ist, dass ich das letzte Mal gelacht habe? Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern. Danke.“ Mein Gesicht erhitzte sich, ich ließ das Schwert wieder sinken und setzte mich wieder auf den Boden.

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihm dabei zu, wie er einen Apfel aufhob und genüsslich hinein biss. Er sah dabei so bezaubernd und gleichzeitig provokant aus.

„Du warst eine Schlange...bist aber ein Dämon? Hast du...warum hast du von den Äpfeln gegessen? Und warum schon wieder? Sie sind verboten. Ach herrje...“

„Ja, ich bin ein Dämon. Wir machen sowas und wie du siehst, ist mir nichts passiert.“ Frechheit. Er musste sich doch, auch wenn er ein Dämon war, an Gottes Regeln halten. Und das sagte ich ihm auch. Er erwiderte nichts, aß nur seinen Apfel und sah mich dabei intensiv an. Mein Gott war dieser Dämon schön...sowas sollte ebenfalls verboten werden. Sofort brach ich den Blickkontakt ab, sah aber kurz darauf wieder in seine Augen und dann bemerkte ich das Zeichen an seiner Schläfe. War es schon immer dagewesen? Nervös knetete ich meine Hände und sah ihn vorsichtig an, bevor ich ihn danach fragte. Doch er antwortete immer noch nicht, er hob eine Augenbraue und ließ es zu, dass ich näher kam, um es mir genauer anzusehen. Ich spürte sein Starren, es ging mir durch und durch und erwärmte mein Herz und leider auch meinen ganzen Körper. Ich durfte mich nicht von seinem Äußeren in Versuchung führen lassen. Ja. Er war ein Dämon. Das durfte ich nicht vergessen.

 

Um mich selbst davon abzulenken, fragte ich ihn, ob alle Dämonen sowas konnten und er machte ein verächtliches Geräusch. Angewidert bemerkte er, dass die anderen nicht gerade mit viel Intelligenz gesegnet waren und lächelte mich nun noch intensiver an. Schnell senkte ich meinen Kopf, denn seltsame Gedanken formten sich darin. Wollte er mich etwa wirklich verführen?

Seine Haare lobend, die in der Sonne glänzten und aussahen, wie Feuer, bemerkte ich erst in letzter Sekunde, wie er meine Hand nahm. Sie war angenehm kühl, jedoch kühlte es mich nicht herunter, sondern heizte mich noch mehr auf.

 

Er führte meine Hand an sein Haar und als ich sie berührte...wollte ich am Liebsten hineingreifen und es durchwühlen. Seine Mähne fühlte sich an wie kühle Seide, seine Locken wickelten sich wie von selbst um meine Finger und gaben mir ein Gefühl des nach Hause kommens.

Sein Körper vibrierte förmlich, sendete stärkere Wellen der Liebe und ich sah auf seine Flügel. Sie waren schwarz, schimmerten aber, als wären sie der Nachthimmel mit den unzählig vielen Sternen. Sogleich fragte ich ihn danach und er erklärte mir, dass er früher, in den alten Zeiten, ebenfalls ein Engel gewesen war. Weit riss ich erneut ungläubig meine Augen auf und fragte nach dem Grund. Warum war nun keiner mehr? Wurden Engel die fielen etwa zu Dämonen? Kaum hatte ich dies gedacht bestätigte er mir meinen Verdacht.

„Was? Aber warum?“ Ich musste es einfach wissen.

„Ich habe zu viele Fragen gestellt...“ Er hatte...was? Meinen Kopf schüttelnd, meinte ich, dass dies kein Grund war zu fallen. Hatte er sich das ausgedacht, damit ich Mitgefühl mit ihm teilte? Sein Gesicht verzog sich, die Wellen der Liebe ebbten ab und ich fühlte, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Unsäglicher Schmerz flackerte in seinen Augen auf, ehe er sich von mir abwandte.

 

„Wenn es zu viele und die Falschen sind, schon. Ich...ich muss jetzt wieder los...bis... irgendwann.“ Schon hatte er sich wieder in eine Schlange verwandelt und bohrte sich in die Erde, ließ mich allein mit meinen Fragen zurück und einer Leere, die ich mir selbst nicht erklären konnte. Doch wenn ich eines konnte, dann verzeihen.

„Ich vergebe dir, Anthony.“

 

 

Ich wartete noch lange, doch er kam nicht mehr zurück. Lustlos schlenderte ich zu den Menschen und setzte mich. Doch auch bei ihnen fühlte ich mich einsam.

„Aziraphale? Möchtest du auch was essen?“, fragte Eva sanft. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte. Den Kopf schüttelnd stand ich wieder auf und ging etwas spazieren. Die Früchte, die saftig und süß an Bäumen und Sträuchern hingen, ließen mich kalt. Niedergeschlagen umrundete ich den ganzen Garten, ehe ich wieder zurück kehrte. Selbst Adam sah mich skeptisch an.

„Was hast du? Du solltest was essen und...“, fing er schon an, aber ich konnte nichts essen. Nicht wenn ich unglücklich war.

 

„Ich möchte alleine sein. Falls ihr mich sucht...ich bin am östlichen Tor.“ Damit breitete ich meine Flügel aus, flog zum östlichen Tor und setzte mich auf die Mauer. In die Ferne starrend bemerkte ich, dass die Welt weit, groß und einsam war. Es wirkte, als hätte ich mich bereits an Anthonys Gesellschaft gewöhnt und ohne ihn, auf einmal alles kalt, farblos und unwichtig war. Ich merkte nicht, wie es Nacht und dann wieder Tag wurde. In meinen Gedanken versunken bekam ich nichts um mich herum mit, bis ich mich für einen Moment beobachtet fühlte, es aber sogleich wieder verschwand. Nach gefühlten Stunden kam es wieder.

 

Ich kannte ihn noch nicht lange und trotzdem konnte ich seine einzigartige Präsenz fühlen. Meine Gedanken schweiften zu langen, roten Haaren, die sich sanft im Wind bewegten und an glühende Flammen erinnerten. Dazu dieses schöne Lächeln und Augen, die eine besorgniserregende Flut an Gefühlen in mir auslösten. Immer näher kam er mir und einige Zeit verharrte das Gefühl an einem Ort. Seine Flügel machten ein flatterndes Geräusch, als er neben mir landete und sich zu mir setzte. Ich spannte alle meine Muskeln an, als Zeichen der Abwehr und dass er wieder gehen sollte. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht verstand, sollte er nicht wissen, dass ich ihm längst verziehen hatte.

 

„Weißt du wie sich schaukeln anfühlt?“, fragte er. Verwirrt sah ich ihn an. Was ein großer Fehler war, denn ich sah nun mitten in seine wunderschönen goldenen Augen. Kurz zuckte ich zusammen, als mir schwindlig davon wurde und mir heiße Schauer über den Rücken liefen. Verlegen räusperte ich mich.

„Nein.“ Ich war ja nicht so unhöflich wie er.

„Willst du es denn mal ausprobieren?“ Dieser...ich musste ihn loswerden, ehe ich ihm nicht mehr widerstehen konnte.

„Danke, aber ich habe gerade...keine Lust.“ Er schien allerdings wenig davon beeindruckt und statt das er sich verzog, strengte er sich noch mehr an.

 

„Hey...ich...ich möchte mich für gestern entschuldigen. Ich hätte nicht einfach abhauen sollen, aber ich rede nicht gerne...über den größten Fehler meines Lebens...ich hätte es dir erklären sollen...“ Oh...ich war wohl doch unhöflich gewesen. Es muss schwer gewesen sein. Wegen Fragen aus dem Himmelsreich geworfen zu werden. Ob es wehgetan hatte? Sicherlich. Wenn ich so seine schwarzen Flügel ansah, die in der Sonne glänzten. Sie waren gepflegt und ich nahm an, dass er einer der wenigen war, die sich Mühe mit ihrem Äußeren gaben. Vielleicht schmerzte es ja noch immer. Er machte ein seltsames Gesicht und er hatte wohl von mir eine Antwort erwartet, da sprach er weiter.

 

„Ich meine...es tut weh, darüber zu sprechen...und ehrlich gesagt... hat der Schmerz eigentlich niemals aufgehört...nur...seit deiner Heilung... schmerzt es nicht mehr. Danke...“ Ich hatte seine Schmerzen durch meine Heilung beendet? Stolz regte sich in meiner Brust, hielt mich aber zurück, damit er es nicht merkte.

 

Dann versuchte ich ein Lächeln und sah dann in den Himmel.

„Das verstehe ich. Ich rede nicht gerne über diesen Körper.“

„Warum?“ Lange schwieg ich und haderte mit mir. Er wollte nicht darüber reden...aber ich sollte? Ich musste ihm ja nicht antworten. Doch dass er nicht nochmal nachfragte, löste seltsamerweise meine Zunge. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er meine Flügel wieder glatt strich und in Form brachte, damit sie wieder strahlten. Es fühlte sich so intim an, als er sie so vorsichtig und sanft berührte. Die Gefühle die er in mir auslöste konnte ich kaum beschreiben. Es gab keine Worte, die es gekonnt hätten und schloss meine Augen, um es besser genießen zu können.

 

„Das war nicht der Körper, den ich vorher hatte. Ich habe ihn...auf eigene Faust geändert, was mir richtig Ärger eingehandelt hatte.“ Ich erzählte ihm, was sich damals im Himmel zugetragen hatte. Lächelnd betrachtete er mich, sah dann in die Ferne und schwieg eine Weile.

„Ja. Es macht Sinn. Das hätte wirklich nicht zu dir gepasst. Ich bin froh, dass du dich um entschieden hast.“ Ich nickte.

„Gabriel und ich hätten fast gleich ausgesehen.“ Unbemerkt zuckte ich zusammen, als ich eine brodelnde Wut in ihm spüren konnte. Er kannte Gabriel doch gar nicht. Warum fühlte er dann so etwas? Aus diesem außergewöhnlichem Dämon wurde ich einfach nicht schlau.

 

„Komm. Ich muss dir die Schaukel zeigen, die ich geschaffen habe.“, meinte er plötzlich. Zögernd ließ ich mir aufhelfen und als wir an dem Ort angekommen waren, den er mir hatte zeigen wollen, erhellte sich mein Gesicht. Es war an einem dicken Ast eines Baumes befestigt. Lange biegsame Äste hingen von dort hinab und waren verbunden mit einem länglichen...Teil. Wie hatte er es genannt?

„Oh...das sieht aber...ungewöhnlich aus. Was ist das nochmal?“

„Ich nenne es Schaukel. Komm, sie ist groß genug für uns beide.“ Wir setzten uns nebeneinander darauf und ich spürte sein Bein nahe an meinem. Es verströmte Hitze, die in mein Bein überging und sich in meinem Körper verteilte. Unmerklich schluckte ich und fragte, was wir nun tun sollten.

 

Grinsend hielt er sich an den langen Ästen fest, stemmte seine Füße in den Boden und schubste uns damit an.

Ich erschrak und klammerte mich an Anthony. Mein Körper lag halb auf ihm, ich spürte sein Herz laut und schnell klopfen und spürte seinen heißen Atem in meinem Gesicht. Wie konnte er nur diese Empfindungen in mir auslösen? Dennoch kostete ich diese Gefühle aus und merkte, wie glücklich ich nun war, weil er wieder zu mir gekommen war und sich entschuldigt hatte. Das Geschaukel wurde langsamer und sie wiegte uns nun nur noch sanft hin und her. Meinen Griff um seine Schultern lockerte ich allmählich und lächelte glücklich.

Genießerisch schloss ich meine Augen, erzählte ihm, wie es ihm Bauch kribbelte und lehnte meinen Kopf dabei an seine Schulter. So könnte ich immer neben ihm sitzen. Er fühlte sich so vertraut und...richtig an.

„Weißt du...der Apfel schmeckte köstlich. So süß...Waren die ganzen Pfirsiche nicht auch so schön süß?“, meinte er plötzlich. Verwirrt sah ich auf und fragte, was er meinte. Irgendwas hatte sich gerade verändert, aber ich konnte es nicht benennen. Hoffentlich machte er diesen schönen Moment nicht zunichte.

 

„Willst du nicht auch mal...einen Apfel probieren?“ Nach Luft schnappend löste ich mich von ihm und sah ihn ungläubig an.

„NEIN! Ich bin geschockt, dass du mich das überhaupt frägst. So ein böser Dämon!“ Damit sprang ich von der Schaukel und rauschte davon. Mein Weg führte zu Adam und Eva, die (schon wieder) dabei waren, ihre Münder aufeinander zu drücken. Erbost setzte ich mich zwischen sie und unterbrach Adam dabei, an Evas Brüsten zu spielen.

„Das ist doch die Höhe. Könnt ihr euch das vorstellen?“, fragte ich beide erzürnt. Adam sah mich nur finster an, während Eva verstehend lächelte und fragte, was vorgefallen war.

„Was vorgefallen ist? Er ist vorgefallen. Diese....Schlange!“

„Schlange?“

 

„Hmpf.“, machte Adam darauf und erwähnte eine Schlange, die nach dem östlichen Tor gefragt hatte.

„Und ihr schickt ihn einfach zu mir?“

„Er hatte ausgesehen, als ob er sich bei dir entschuldigen wollte.“, meinte Eva vorsichtig, aber ich stand wieder auf, stampfte wütend auf den Boden und schimpfte weiter.

„Dieser dämliche Anthony. Der braucht mir nicht mehr unter die Augen treten...“, sagte ich aufgebracht und ließ die beiden wieder alleine.

Mein Weg führte zum Apfelbaum und stampfte erneut zornig auf. Wie konnte er nur? Dann spürte ich wieder seine Präsenz und zeigte ihm, dass ich seinen Vorschlag missbilligte. Doch er lächelte mich an...was...hatte er vor?

 

„Aphiarelee....“ Ruhig bleiben. Ganz ruhig... Doch es ging einfach nicht. Er hatte meinen Namen so süß und falsch ausgesprochen... Ich lachte und konnte kaum aufhören. Irgendwann konnte ich gar nicht mehr stehen und setzte mich.

„Ich heiße Aziraphale. Ganz einfach.“ „Aphalaph?“ Prustend musste ich erneut lachen.

„Nein? Asiphalele? Zirira? Aziphili?“ Da war ja einer schlimmer, als der andere. Er gab sich ersichtlich Mühe, aber er schaffte es einfach nicht. Erschöpft vom vielen Lachen legten wir uns ins kühle Gras. Er beobachtete mich die ganze Zeit dabei und ich sah ihm an, dass ihm Fragen auf der Zunge lagen. Mit einem leichten Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass er sie ruhig fragen durfte.

 

„Sag mal, Engel...als das Leuchten in den Bauch von Eva gefahren ist...was ist da eigentlich passiert?“

„Das weißt du nicht?“ Er schüttelte den Kopf und ich biss mir in Gedanken daran in meine Unterlippe. Musste ich jetzt einen Dämon aufklären?

„Nun...das ist das Wunder gewesen. Sie hat ein Kind empfangen.“

„Was ist ein Kind?“

„Ein neuer Mensch. So entstehen die Kinder der Menschen nun mal. Zuerst ist es im Bauch und wächst heran, bis sie gebären kann....es auf die Welt bringen. Es ist am Anfang noch ganz klein und wächst dann, bis es ein erwachsener Mensch ist.“ Er nickte verstehend.

„Aber wie hatte sie das Leuchten dazu gebracht?“ Ungläubig sah ich ihn an. Wusste er das etwa nicht?

„Wenn du das Leuchten gesehen hast, hast du auch gesehen, was sie davor gemacht haben...“ Erneut nickte er.

„Dies hat es verursacht. Durch die Vereinigung ihrer Körper.“ Seine Augen weiteten sich, er war sichtlich schockiert.

„Bei jeder?“ Meine Güte...Für einen Dämon war er aber wirklich unschuldig.

„Aber nein. Nicht bei jeder...nun der Zeitpunkt muss einfach passen und wenn erstmal eins im Bauch der Frau heran wächst, muss dieses erst geboren werden, ehe sie erneut ein Kind empfangen kann.“

„Verstehe...“

 

Wir hingen unseren Gedanken nach, er musste seltsame haben, denn ab und an funkelten seine Augen. Ich genoss die Zweisamkeit, ehe er mich etwas ängstlich ansah. Warum?

„Ich rieche Gabriel...“ WAS? Woher wusste er wie Gabriel roch? Da passte etwas nicht zusammen. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Wenn er wirklich in der Nähe war, musste der Dämon sich verstecken.

„Los verschwinde. Wenn er dich hier findet, bringt er dich um. Versteck dich.“ Er tat, wie ich ihm geheißen hatte, verwandelte sich wieder in eine Schlange und begab sich in Richtung See.

 

„Aziraphale? Alles in Ordnung?“ Das war gerade vielleicht knapp gewesen.

„Aber natürlich...Warum sollte es denn nicht?“ Nervös knete ich meine Hände. Was wenn er Anthony auch spüren konnte?

„Ich bitte dich auf dich aufzupassen. Und auch auf die Menschen. Letzens habe ich einen Dämon hier getroffen.“ ER HATTE WAS? Konnte Anthony deswegen Gabriel riechen?

„Ich hätte ihn fast zur Strecke gebracht, aber er konnte gerade noch verschwinden. Er war groß, hatte dunkle Kleidung und langes rotes Haar. Er ist gemeingefährlich. Aber so verletzt wie er war, ist sein Körper bestimmt gestorben und er verbüßt eine harte Strafe in der Hölle. Trotzdem bitte ich dich vorsichtig zu sein. Du hast ja noch dein Flammenschwert. Damit kannst du im Übrigen den Dämon so sehr schwächen, dass er keinen neuen Körper mehr annehmen kann. Es sei denn er wird von einem Engel geheilt.“ Er lachte.

„Aber das würde nie passieren. Vielleicht habe ich ihn mit meinem sogar komplett ausgelöscht, wer weiß. Nun gut. Ich habe dich gewarnt. Nur für den Fall das mehr auftauchen.“

Ich nickte ergeben und hatte Mühe, mir nicht ansehen zu lassen, wie sehr mich diese Neuigkeiten entsetzten. Gabriels Gesichtsausdruck zu urteilen erwartete er noch eine Antwort.

„Ach...ja. Ich erinnere mich gerade, dass ich eine Blutspur gesehen hatte. Ich werde nachsehen, ob ich noch was von ihm finde.“ Daraufhin nickte Gabriel, verschwand und ließ mich mit einem beklemmenden Gefühl zurück. Deswegen wollte der Dämon es nicht sagen, wer ihn verletzt hatte...

 

Aufgewühlt ging ich zum See und setzte mich zu Anthony und Eva. Mit einem aufgesetzten Lächeln sah ich sie an, ehe ich IHN bedrohlich ansah. Ich erklärte ihnen, was ich gerade von Gabriel erfahren hatte, da wollte ER schon abhauen, doch ich packte ihn an den Seiten seines Kopfes und es sah aus, als konnte er sich nicht mehr bewegen. Gut zu wissen.

„Hier geblieben! Verzeih Eva...ich muss mit ihm kurz alleine sprechen.“, sagte ich und hob ihn hoch. Mit schnellen Schritten waren wir am See. Ein Blick von mir hätte ihn zusammen zucken lassen, wenn er es hätte tun können.

„Wie konntest du mir nur so etwas wichtiges verschweigen?“

„Was denn?“ Wie bitte? Das war doch die Höhe.

„Duuuuu....“ Er versuchte seinen Blick zu senken, aber auch das klappte nicht.

„Etwa das Gabriel...dein VORGESETZTER, mich fast... umgebracht hätte?“

Ich nickte und erklärte es ihm, was alles hätte passieren können. In seinem Blick flammte etwas auf, was ich nicht benennen konnte.

 

Er stammelte eine fadenscheinige Entschuldigung, doch ich war immer noch enttäuscht, wütend und traurig. Ich hätte ihn verloren und ihn nie wieder gesehen. Der Gedanke daran ließ mir mein Herz bis in die tiefsten Tiefen meines Seins schmerzen. Außerdem hätte Gabriel uns fast zusammen erwischt und was dann mit ihm passiert wäre...das einzige was ich tun konnte, um ihn zu schützen war, mich von ihm fernzuhalten.

„Ich habe einem Dämonen das Leben gerettet... Weißt du eigentlich was für ein Risiko ich eingehe, weil ich dich nicht selbst vernichte? Wir...wir sollten uns nicht mehr sehen...Geh dahin, wo du her gekommen bist.“

 

Er sah mich erschüttert an, ehe ich ihn wieder freigab, damit er meinen Worten Folge leisten konnte. Mein Mund wurde trocken, als ich mich mit hohlen Worten verabschiedete. Ein zweiter Schmerz durchzog mein Herz und wusste, dass er genauso fühlte, wie ich.

„Komm Eva, wir gehen.“, sagte ich leise und sammelte das Obst in einer Falte meines hellen Gewandes.

Das Gefühl des Schmerzes ging in Verzweiflung über, aber ich versuchte das zu ignorieren. Wir brachten genügend Abstand zwischen uns, dass ich ihn nicht mehr so stark fühlen konnte und atmete auf. Dann sah ich zu den Menschen.

 

Eva war so in ihren Gedanken versunken und starrte die ganze Zeit auf den Apfelbaum. Irgendwas hatte ihre Sichtweise verändert, das konnte ich ganz deutlich in ihrem Gesicht sehen.

„Was ist?“, fragte ich sie und sie meinte, sie wolle ihn kosten.

„Wen kosten? Eva...was...NEIN tu das nicht.“ Sie ging zum Apfelbaum, pflückte einen der roten Früchte und biss herzhaft hinein, ehe sie Adam auch davon anbot, er nicht weiter darüber nachdachte und es ihr gleichtat. Oh nein....

„Was habt ihr getan?“ Eva sah mich an, als wäre ihr vieles klar geworden, sah an sich herab und verdeckte ihre Blöße. Adam verhielt sich auch so. Sie bedeckten sich mit Blättern der Bäume und setzten sich.

 

Was hatte die Schlange nur getan? Es konnte nur er gewesen sein, der Eva solche Flausen in den Kopf gesetzt hatte. Irgendwann ging es nicht mehr, ich musste ihn fragen und beschloss nach ihm zu sehen, denn er war immer noch zu erspüren. Vorsichtshalber nahm ich mein Flammenschwert mit. Nicht das ich ihn noch verteidigen musste. Sicher war sicher. Er hatte sich eingerollt und lag bewegungslos im Gras. Vorsichtig stupste ich ihn an, doch er rührte sich immer noch nicht.

 

„Hey...“ Er zuckte zusammen, aber sonst reagierte er nicht.

„Komm schon, ich weiß das du mich hörst. Warum bist du noch hier?“ Sein Schmerz baute sich auf, bis er schier unerträglich wurde. Er durfte nicht bleiben, sonst würden sie ihn finden...

„Ich hatte gesagt, du sollst gehen. Bitte geh endlich...sonst...“ Blitzschnell hob er seinen Kopf und diesen Schmerz in seinen Augen zu sehen, zerbrach etwas tief in mir. Nun zuckte ich zusammen und ließ dabei das Schwert fallen.

„Sonst? Tötest du mich? Tu dir keinen Zwang an.“, meinte er und rollte sich wieder fest zusammen.

„Ich...ich würde nie...irgendetwas töten...Das wäre nicht richtig.“, meinte ich fassungslos, doch er sagte nichts mehr.

 

Ich konnte diese Schlange nur anstarren. Es sah nicht so aus, als wusste er davon, dass die Menschen vom Apfel gegessen hatten, also hob ich mein Schwert auf, setzte mich neben ihn und wartete.

Die Nacht brach herein und ich wusste, dass der Allmächtige bald davon erfahren würde, was geschehen war. Meine Augen schlossen sich. Vielleicht rührte er sich, wenn ich so tat, als würde ich schlafen? Nach einiger Zeit spürte ich, wie er sich bewegte. Leise kroch er näher, sein Körper berührte ganz leicht meinen und er seufzte leise. Eisige Kälte ergriff mich, als ich fühlte, wie stark er heruntergekühlt war. Meine Augen öffneten sich wieder und ich sah, wie er zitterte. Deshalb beschloss ich, ihn in meinen Schoß zu legen und ihn in meine Aura einzuhüllen, damit er aufwärmte.

 

Sogleich schmiegte er sich an mich, was mir ein wohliges Gefühl bescherte und ein trauriges Lächeln huschte über mein Gesicht.

„Du wirst nicht gehen, oder? Du wirst deine Aufgabe erfüllen und versuchen Ärger zu machen? Nun...ich kann dich beruhigen. Du hast es bereits geschafft.“

Seiner Reaktion zu urteilen, wusste er wirklich nichts davon. Doch ich verschloss sofort meinen Geist vor ihm, damit er nicht spürte, wie aufgewühlt und traurig ich wirklich war.

 

„Etwas hat sich gerade verändert...spürst du es nicht?“ Er horchte auf, ehe der Boden anfing, zu vibrieren. Der Herr erschien in gleißendem Licht. Nun war es vorbei für uns alle.

„Adam! Eva! Wie könnt ihr es wagen, die Früchte zu essen, die ich euch verboten habe?“ Anthonys Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten. Aber anscheinend hatte er ihr erzählt, was der Apfel bei ihm gemacht hatte.

„Morgen früh werdet ihr hier verschwinden. Ihr habt eure Reinheit abgelegt und gesündigt. Verbannt sollt ihr werden und hier her niemals mehr zurück kehren.“

Ein ohrenbetäubender Krach folgte, dann war es gespenstisch still. Nach gefühlter Ewigkeit ertönte ein lautes Schluchzen von Eva, ich weinte nur stumm und nach einiger Zeit, wischte ich mir mein Gesicht ab und wagte es wieder zu sprechen.

„Wir werden hier warten, bis die Nacht vorbei ist, dann müssen wir alle den Garten verlassen.“

 

„Wenn wir schon alle rausgeschmissen werden...lass uns den Garten noch ein wenig genießen.“

Streng sah ich ihn an und spürte, wie meine Enttäuschung auf ihn wuchs.

„Ach? Und wie?“ Seine Antwort bestand daraus, sich wieder zu verwandeln und mich anzugrinsen. Sein Gewicht auf meinem Schoß war vorher kaum zu spüren gewesen, aber nun... Mein Leib entflammte und ich musste mich zusammen reißen, ihn nicht von mir zu stoßen. Zu seiner Sicherheit, denn auf einmal wollte ich genau dasselbe mit ihm tun, wie die Menschen es immer getan hatten.

 

„Wie wäre es mit einem nächtlichem Bad im See?“ Ich verdrehte die Augen.

„Du hast Nerven, jetzt ans baden zu denken.“

„Nun...es wäre das letzte Mal...vielleicht für immer. Ich dachte ja nur...“ Na gut, das verstand ich. Ein letztes Mal mit ihm eine unbeschwerte Zeit genießen, auch wenn es nicht die Wirklichkeit war.

Und zumindest konnte ich dann wieder einigermaßen klar denken, wenn er nicht mehr in meinem Schoß sitzen konnte. „Baden hört sich gut an.“

 

Gemächlich folgte ich ihm zum Rand des Sees, ehe ich stockte.

Wie in Zeitlupe sah ich zu, wie Anthony sein Gewand öffnete und es langsam zu Boden glitt. So langsam konnte kein Gewand fallen. Es entblößte zuerst seine Schultern und dann seinen Rücken. Im einen Moment war sein Hintern noch bedeckt und im anderen wurde es bloß gestellt und schien mich zu sich locken zu wollen. Es zeigte sich, dass auch sein Körper unglaublich schön war...ja begehrenswert. Und schallte mich einen Narren. Wie kam ich auf solche Gedanken?

Noch langsamer ging er auf den See zu, drehte sich kurz zu mir und fragte, ob ich wirklich mein Gewand beim schwimmen anlassen wollte. Er tauchte ins Wasser und ich nutzte die Gelegenheit, mein Gewand auszuziehen und sprang ebenfalls hinein.

 

Er bemerkte mich nicht, als ich zu ihm tauchte, ich packte ihn am Fuß und ich zog ihn wieder unter Wasser. Er starrte mich an, doch ich grinste nur und schwamm davon. Wir tauchten wieder auf, er stürzte sich mit einem Schrei auf mich, doch ich wich aus und ich drückte ihn an seinen Schultern nach unten. Ich lachte, als er gerade noch so Luft holen konnte. Selig tauchte er auf und grinste mich an.

 

Ich versuchte es zu erwidern, doch er fing an, mich vollzuspritzen.

„Hör sofort auf damit, Dämon.“ Er machte weiter und als er selbst bei einem mahnenden Blick nicht aufhörte, bekam er es zurück und ich schickte eine hohe Welle zu ihm. Freudig schrie er auf, es wärmte mein Herz und als er wieder auftauchte, lachte er laut und glücklich. Was für eine Farce. Das hier war alles nicht wirklich echt, aber er genoss es dermaßen, dass ich ihm diesen Moment nicht zerstören wollte. Er ließ sich auf dem Rücken treiben und sah so friedlich aus.

 

„Ich fasse es nicht...ein niedlicher, liebenswerter Dämon...“, sagte ich leise, ehe ich noch leiser ein Gebet zum Allmächtigen schickte. „Ich bete, dass Anthony eines Tages vergeben wird und er wirklich an meiner Seite sein kann. Gefahrlos und frei.“ Dann drehte ich mich auch um und schwamm an seiner Seite, schloss die Augen und genoss seine Empfindungen. Dies erlaubte ich mir einfach und bat den Herrn um Verzeihung, dass ich mich von einem Dämon hinreißen ließ, während sich seine Blicke in meine Haut brannten. Den Klos hinunterschluckend, der sich gerade in meinem Hals gebildet hatte, musste ich mich zusammenreißen, ihn nicht gegen mich zu pressen und seinen Körper an meinen zu spüren. Er berührte etwas tief in mir, was ich noch nicht richtig verstand. Doch ich durfte nicht vergessen, dass er eben ein Dämon war. Man konnte ihnen nicht trauen. Nach einer Weile hörte ich den Wasserfall, wie das Wasser tosend zu Boden stürzte, doch anscheinend war er so vertieft darin, mich anzusehen, dass er es nicht bemerkte. Lachend beobachtete ich, wie er davon erfasst und er wieder unter Wasser gebracht wurde. Er hustete, starrte mich verärgert an und dies ließ mich noch lauter lachen.

 

„Der böse böse Wasserfall...hat er dich überrascht?“, fragte ich unschuldig.

Er starrte mich nur an, fühlte wie seine Wellen der Liebe zu einem tosenden Sturm wurde. Sündige Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum und mischten sich mit einer nicht zu erklärenden Sehnsucht, die an mir zerrte. Waren diese Gedanken etwa die seinen? Ohh nicht gut...das musste ich unterbinden. Sofort. Ehe ich noch etwas tat, was Engel nicht tun sollten.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich, ihn nicht beachtend. Zu meinem Glück funktionierte das sehr gut, der Sturm in ihm ebbte ab und die starken Liebeswellen wurden kleiner. Erleichtert spürte ich, wie er wieder zur Besinnung kam. Zum Glück.

„Komm. Ich will dir was zeigen.“ Ich schwamm durch den Wasserfall hindurch, wartete nicht auf ihn, denn ich wusste, er würde mir folgen. Am Ufer hievte ich mich aus dem Wasser und ignorierte sein erneutes Starren. Meine Güte war das dunkel hier. Zaghaft tastete ich mich voran.

„Wo gehen wir hin?“, fragte er, als er mich eingeholt hatte, doch ich sagte nichts, musste mich stark konzentrieren, dass ich nicht über irgendwas stolperte, oder die Abzweigung verpasste.

„Hey...soll ich vorgehen? Ich sehe im Dunkeln sehr gut.“, meinte er nach einer Weile. Sofort blieb ich stehen und sah ihn erbost an.

 

„Das hättest du mir früher sagen können. Wir hätten längst da sein können...“, sagte ich und spürte seine kühle Hand, die sich um meine legte und er die Führung übernahm. Das ich das überhaupt zuließ... Wir gelangten an unser Ziel und hier war es wieder hell genug, um seinen Gesichtszüge zu sehen. Er wusste sofort wo wir waren.

„Ein Portal...“

„Nicht irgendeins. Es führt direkt in den Himmel. Nun Dämon...was fängst du mit dieser Information an?“ Ich musste ihn testen. Wenn er mir nicht beweisen konnte, dass ich ihm zumindest ein wenig vertrauen konnte...

 

„Was soll ich damit schon anfangen? Es ist ein Portal für Engel. Selbst wenn ich es benutzen könnte...wofür? Um einen Krieg anzuzetteln? Das wäre vielleicht gut für die anderen Dämonen, immerhin hätten sie einen Grund, ihre Langeweile zu beenden. Aber wenn sie alle kämpfen, wer wird für die Menschen da sein und Vor allem...würde man diesen Planteten durch die Kämpfe zerstören, bis nichts mehr übrig ist.“

Das war richtig. Wollte er es so? Ich musste abwarten, ob er noch etwas dazu zu sagen hatte und hoffte, er würde mich nicht enttäuschen.

 

„Dabei steht doch geschrieben, dass eine neue Welt entsteht, die 6000 Jahre wärt und dann erst zerstört wird, durch den letzten Kampf zwischen Engel und Dämonen...das habe ich jedenfalls gehört.“ Ich nickte erleichtert.

„Ich habe das auch gehört. Apokalypse nennen sie es. Somit ist es ein begrenztes Arrangement des Friedens, auch wenn sich bestimmt nicht alle daran halten werden.“

„Nein das werden sie nicht. Aber es soll streng kontrolliert werden. Mir nur Recht. Ich mag die Erde irgendwie.“

„Ach? Ein Dämon, der die Zwischenwelt mag? Solltest du dich nicht unten wohler fühlen?“, fragte ich gereizt. Doch er schwieg.

„Ich habe dich was gefragt, also antworte auch.“ Doch auch das machte er nicht, sondern stellte eine Gegenfrage.

„Also wirst du mich jetzt in den Himmel bringen, damit sie mich erledigen können? Immerhin kannst DU es nicht.“

 

Nach Luft schnappend starrte ich ihn mit geweiteten Augen an. Wie konnte er nur sowas fragen.

„Was zum...das...ich...“ Er ging auf mich zu, doch ich wich ihm aus, bis ich an die Wand stieß. Er legte seine Hände links und rechts neben meinem Kopf ab und flüsterte mir was ins Ohr. Sein Atem verbrannte mich fast und ich versuchte den Umstand, dass wir gerade nackt waren, nicht zu beachten. Was leider nicht so gut funktionierte, wie ich es gerne hätte. Sein Körper war einfach zu wunderschön.

„Was denn? Ich dachte du bist darauf aus, mich endlich loszuwerden. Einer von uns weniger... Oder...trifft das Gegenteil zu?“ Wie...WIE sollte ich ihm noch länger widerstehen? Wusste er nicht, dass ich knapp davor war, ihn an mich zu ziehen und...und....das zu machen, was die Menschen eben so den lieben langen Tag machten? Doch davon schien er nichts mitzubekommen, er setzte sich auf den Boden und machte seine Flügel sauber. Meine Gefühle verbarg ich vor ihm so gut es ging und als er fertig war, ging er zu mir. Heiße Schauer rannen mir über meinen Körper, als er meine Flügel erneut so sanft und vorsichtig berührte. Oh du süße Versuchung...er war mir so nah, dass ich sein ganzes Wesen wahrnehmen konnte. Ich wollte mich am liebsten an ihn lehnen und wünschte mir, dass er mich darauf umarmte. Dann war er aber auf einmal fertig und ich bedauerte es.

„Danke...“, nuschelte ich. „Kein Thema...was möchtest du noch machen?“

„Wir sollten von hier verschwinden. Nicht das Gabriel auf einmal auftaucht.“, meinte ich und dieser Gedanke ernüchterte mich wieder. Es war eigentlich so falsch, sich diese Dinge vorzustellen. Noch dazu mit einem Feind...einem unglaublich ansehnlichem Feind.

Nickend half er mir auf, nahm erneut meinte Hand, die sich in seiner so richtig anfühlte, obwohl es falsch war und er brachte uns nach draußen. Schweigend gingen wir um den See herum, bis wir bei unseren Gewändern angekommen waren. Wir zogen uns an und setzten uns. Das Schwert steckte ich in die Erde und ließ es aufflammen, damit wir uns daran wärmen konnten.

 

Wehmütig sah ich den See an, während sein Blick nach oben wanderte.

„Eine schöne, klare Nacht. Es wirkt, als wäre nicht gerade was schlimmes für die Menschen passiert. Es wirkt alles friedlich und wie immer.“, versuchte ich ein Gespräch anzufangen, doch er schwieg. Ich wüsste zu gerne, was er dachte, also fragte ich ihn.

„An Veränderungen.“

„Sie wirken oftmals so, als wären sie schlecht...aber meist ist das zu klein gedacht. Es kommt immer drauf an, in welchem Blickwinkel man es sieht und was man daraus macht. Dann kann man in etwas vermeintlich schlechtem, das Gute daran erkennen und daraus lernen. Meist stellt es sich heraus, dass man genau das gebraucht hat, um weiter zu kommen.“ Er nickte, als Zustimmung.

„Meinst du ein Dämon könnte wieder in den Himmel kommen, wenn er seine Taten bereut und nur noch Gutes tut?“, fragte Anthony und ich dachte lange und sorgfältig darüber nach.

 

„Möglich. Das hat bisher noch niemand versucht.“ Wir schwiegen lange und jeder von uns hing seinen Gedanken nach. Die Sonne ging langsam auf, doch weiter hinten sah ich, dass weiße Wolken den Himmel verdeckten und immer dunkler wurden. Ich stand auf und sah bekümmert in die Ferne.

„Ich muss die Menschen nun hinaus begleiten. Du solltest dich zurück ziehen. Ich bin sicher, unsere Zentralen wissen schon Bescheid. Sie können mich auch von oben aus überwachen.“

„Ja...meine Leute mich auch. Trotzdem...Wir treffen uns später oben an der Mauer des östlichen Tores. Sie werden eine Unterhaltung nicht verbieten können und solange wir uns nicht auffällig verhalten...Wir sollten ihnen zeigen, dass wir alles getan haben. Du um die Menschen zu schützen und ich um sie in Versuchung zu führen. Na?“ Lächelnd sah er mich an, doch ich breitete nur meine Flügel aus und flog zu den Menschen, begleitete sie hinaus und flog auf die Mauer. Kurz darauf spürte ich, wie eine schwarze Schlange die Mauer hoch kroch und sich neben mir zu einem Dämon manifestierte. Bedauern spiegelte sich in seinem Gesicht und auch Unverständnis. Das verstand ich nicht. Ich dachte wir sollten miteinander reden, als ob wir uns nicht kannten und er die Menschen wirklich verführt hatte. Nach einem Moment spürte ich Gabriels strengen Blick auf mir und fühlte seine Enttäuschung über mich und gab Anthony unbemerkt ein Zeichen.

„Das war ja dann wohl ein Schuss in den Ofen.“, versuchte er ein Gespräch anzufangen.

Meine Antwort musste wirken, als ob ich ihm nicht antworten wollte, ihn scheußlich fand, aber meine gute Erziehung es mir nicht erlaubte, derart ungehobelt zu sein.

 

„Verzeihung?“ Er lächelte mich an und er wiederholte seine Worte. Seine Stimme war dabei so klar und...voller Reue. Das war doch nicht möglich. Als hätte er die zwei Menschen bereits lieb gewonnen. Dabei hatte er doch Schuld daran, dass sie gehen mussten, auch wenn es keine Absicht gewesen war. Doch zum Glück tarnte er es so gut, dass nur ich es bemerkte.

„Ganz schöne Überreaktion, wenn du mich fragst. Erster Verstoß und so...ich verstehe nicht, was so schlimm daran ist, den Unterschied zwischen Gut und Böse zu kennen.“

 

„Es muss aber was Schlimmes...“ Ich sah ihn an und erkannte, dass ich in der ganzen Zeit, in der ich ihn bereits kannte, nicht einmal nach seinem Namen gefragt hatte.

„Crawley.“ Seine Mundwinkel neigten sich kaum merkbar nach unten. Er schien das er dasselbe gerade dachte.

„Ich meine...du hättest dir die Verführung sonst sparen können.“

 

„Oh...sie sagten...geh nach oben und sorge für Verstimmung...“

„Kein Wunder...du bist ein Dämon. Ihr macht sowas.“, meinte ich angesäuert, doch er ignorierte es.

„Nicht sonderlich subtil von dem Allmächtigen. Ein Obstbaum mit einem „Nicht anfassen-Schild“ dran. Warum stellt man ihn nicht auf die Spitze eines hohen Berges? Oder auf den Mond?“ Seine Worte klangen logisch und ich fragte mich, warum ich nie eine derartige Frage gestellt hatte. Sie waren durchaus berechtigt.

 

„Da fragt man sich doch, was Gott wirklich vorhat.“ Ich verdrehte leicht die Augen.

„Das Beste ist, nicht darüber zu spekulieren. Das ist alles Teil des großen Plans, wir sollen es gar nicht verstehen...er ist...unerfindlich.“, sagte ich.

„Der große Plan ist unerfindlich?“

„Genau. Er ist jenseits des Verstandes und nicht in Worte zu fassen. Wir sollen es gar nicht verstehen.“ Das Interesse des Himmels verblasste und auch er entspannte sich. Wir konnten wieder frei sprechen. Er schien mir aber auf einmal nicht mehr richtig zuzuhören, dafür starrte er weiter runter...warum nur?

 

„Hattest du nicht ein Flammenschwert?“ Oh nein...er hatte es bemerkt? Ertappt sah ich woandershin.

„Ja doch...es flammte wie wild. Was ist damit passiert?“ Ich konnte doch nicht...oder?

„Du hast es verbummelt.“, war seine Vermutung. Das musste ich richtig stellen, denn ich wollte nicht, dass er glaubte, ich hätte es nur verloren. Es war doch eher eine gute Tat gewesen...oder?

„Ich hab es weggegeben...“, meinte ich leise, doch der Dämon neben mir, hatte mich genau verstanden.

„Du hast was?“

„Es weggegeben. Es gibt bösartige Tiere da draußen. Es wird kalt werden und sie ist schwanger. Ich habe nur gesagt: Hier, Flammenschwert. Dankt mir nicht. Schaut einfach, dass für euch nicht schon hier Schluss ist.“

Wir beobachteten die beiden Menschen, wie sie von einem Löwen angegriffen wurden und Adam das Flammenschwert zog, um gegen ihn zu kämpfen. Meine Rede...wilde Tiere. Doch dann bekam ich Zweifel, ob es wirklich das Richtige gewesen war, was ich getan hatte und musste dies ansprechen.

„Ich hoffe ich habe nicht das falsche getan...“, meinte ich bedrückt. Ich spürte seinen Blick auf mir, meine Beine wurden davon weich und ich hoffte, nicht umzufallen. Das wäre peinlich. Seine Stimme wurde weicher und er lächelte leicht, als er mir antwortete.

„Oh...du bist ein Engel. Du kannst gar nicht das Falsche tun.“ Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Seine Worte waren wie Balsam für meine Seele.

„Oh...oh danke, oh danke. Das hat mir echt zu schaffen gemacht.“ Eine Weile schwiegen wir, bevor er nachdenklich den Mund verzog.

„Ich mache mir auch Sorgen. Was ist, wenn diese „Iss den Apfel Geschichte“ das Richtige war?“ Was? Das war nicht sein Ernst...

„Ein Dämon kann mächtig Ärger kriegen, wenn er das Richtige tut.“ Er grinste mich an.

„Wär doch lustig, wenn wir uns beide vertan hätten. Ich hätte das Gute und du das Böse getan...“ Er lächelte mich weiter an und ich hatte keine andere Möglichkeit, es zu erwidern. Dann allerdings wurden mir die Bedeutung seiner Worte und die Folgen bewusst und ich wurde schlagartig ernst.

„Nein...nein das wäre überhaupt nicht lustig.“

 

Ein Donnern unterbrach unsere Unterhaltung und ich sah nach oben. Als die ersten Regentropfen auf die Erde hinab fielen wurde ich von einem mir unbekannten Gefühl geplagt.

Ich hatte Angst um ihn. Angst, dass es Weihwasser sein könnte, was der Allmächtige herabfallen ließ. Also hob ich meinen linken Flügel und schützte ihn damit vor dem...Regen. Doch als ich die ersten Tropfen auf mir selbst spürte, merkte ich, dass es kein Weihwasser war. Erleichtert genoss ich den erfrischenden Guss, ließ meinen Flügel aber trotzdem schützend über Anthon...ich meine Crawley. Dieser sah erstaunt in die Ferne. Oh er war ja so schön. Dieses rote Haar, welches in schönen Locken um seine Schultern fiel und diese stechenden Augen, machten ihn zu etwas besonderem. Nicht nur das...er strahlte immer noch dieses wundervolle Gefühl aus, welches stärker wurde, wenn er mich ansah, oder in meine Nähe kam. Man könnte sagen, sein Wesen strahlte...Liebe aus. Mein Gesicht erwärmte sich und ich sah wieder zu den beiden Menschen.

 

Doch ein paar Sekunden später, fühlte ich die Liebe näher kommen und eine kühle Hand ergriff meine. Seine Berührung durchfuhr mich, wie ein Blitz und ich erschauderte für einen kurzen Moment, ehe ich den leichten Druck seiner Hand, stärker erwiderte. Wie konnte sich etwas so falsches...so richtig anfühlen? Er war ein Dämon. Mein Erzfeind. Derjenige, der die Menschen verführt hatte, etwas Verbotenes zu tun, derjenige der Schuld daran hatte, dass die Menschen den Garten verlassen mussten und doch... war es, als ob ich mich vervollständigte, wenn er bei mir war. Tiefe Zuneigung ergriff mich und ebenso die Hoffnung, dass der Herr mein stilles Gebet, um dieselbe reine Liebe, erhört hatte.

 

Der Regen ließ nach und hörte dann ganz auf. Mein Gewand klebte an meiner Haut und es fühlte sich wunderbar an, ich sah kurz zu ihm und lächelte. Natürlich war mir bewusst, dass man meinen Körper genau sehen konnte und dass es ihn erröten ließ, fand ich irgendwie süß. Er war also einer der schüchternen Sorte. Wieder kam mir ein Schwall Liebe entgegen und bestätigte mich in meinem Gefühl.

 

Eindeutig. Dieser Crawley strahlte eine unglaubliche Liebe aus, doch er löste seine Hand wieder von meiner, lächelte mich an und mir wurde es daraufhin ganz warm in meiner Brust. Dann wandte er sich von mir ab und es schien mir, als ob er sich verabschieden wollte...Nein. Unmöglich, dass ich ihn jetzt schon gehen lassen konnte. Das er tatsächlich sowas wie Liebe empfinden konnte, faszinierte mich und das Gefühl von Schmerz, was meine Brust durchzog, als ich daran dachte, ihn vielleicht nie wieder zu sehen, ließ mich handeln.

„Wo willst du hin? Du kannst doch nicht...ich meine...äh...Crawley...“ Er drehte mir sein Gesicht zu, seine Augen waren geweitet und erstaunt sah er mich an.

 

„Was?“

„Hast du...nicht gesagt, die Äpfel würden süß schmecken? Ich meine...jetzt wo...wo die beiden Menschen nicht mehr hier sind...ist es ja nicht mehr nötig, ihn zu bewachen und...es scheint auch nicht mehr...verboten zu sein...oder? Wäre doch schade darum...“

In meinem Bauch begannen tausende Schmetterlingsschwärme zu flattern, als er mich frech angrinste, dann laut loslachte und in seinen Augen pure Freude zu lesen war. Ich hatte ihn zum Lachen gebracht und spürte die Wellen der Liebe noch stärker auf mich einfließen. Er hielt mir seine Hand hin, die ich auch sofort annahm und gemeinsam glitten wir nach unten, zum Apfelbaum. Er pflückte mir einen und bot ihn mir an, zwinkerte mir dabei verschwörerisch zu.

„Darf ich dich zu einem Bissen, des Apfels verführen?“, säuselte er. Strahlend sah ich ihn an, nahm ihm den Apfel ab, schloss die Augen und biss hinein. Er war fürwahr sündhaft süß, ich fühlte wie diese Wärme der Liebe, die von dem Dämon ausging, mich einhüllte und ich nur noch ihn wahrnehmen konnte.

 

Meine Augen öffneten sich ungläubig, als mir ein abwegiger Gedanke in den Sinn kam. Lag das am Apfel? Vorsichtig lugte ich zu Crawley, der mich sorgfältig beobachtete und dabei seinen Apfel aß. Die Erkenntnis, dass es wahr sein MUSSTE, ließ mich das Stückchen Apfel hinunter würgen, was noch immer in meinem Mund gewesen war. Ich wollte den Apfel schon beiseitelegen... aber...das wäre Verschwendung. Also wandte ich mich halb ab und ich aß den Apfel auf. Die Zusammenhänge fügten sich aneinander und nun wusste ich genau...was ich wollte. Was ich wirklich wollte. Ganz tief in meinem Herzen verborgen lag die Antwort und hatte nur darauf gewartet, dass ich es erkannte. Aus meinen Augenwinkeln sah ich Crawley, der auch bereits aufgegessen hatte und nach oben sah. Er wollte sich wohl noch einen holen. Mein Körper gehorchte nicht mehr der Stimme der Vernunft, die sagte, dass meine Gedanken sündhaft waren, falsch und beträchtliche Konsequenzen nach sich ziehen würden, sollte ich es auch nur in Betracht ziehen. Doch ich wollte lieber meine Instinkte ausleben. Es gab nur noch ihn... All meine Gedanken kreisten um diesen unfassbar schönen Dämon und ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Ich musste ihn berühren.

 

Vorsichtig legte ich meine Hand an seine Wange, sein Blick lag sofort auf mir und er schluckte hart, als ich anfing, diese zu streicheln. Ich glaubte, er war gerade ein wenig rot geworden. Tatsächlich. Ein leichter Rotschimmer lag auf seinen Wangen, während ich diese liebkoste. Durfte ich es wagen? Auch wenn ich unser beider Leben riskieren würde? Ich hatte es schon oft bei Adam und Eva beobachtet und es schien schön zu sein, dies zu tun... Eine Augenbraue wanderte bei ihm nach oben und es sah...naja. Wie beschrieb man das? Faszinierend? Zauberhaft? Alles davon traf auf ihn zu. Nein...ich konnte...durfte nicht. Es war zu riskant. Ich musste sicherstellen, dass er sicher war und ihm nichts passierte, also löste ich meine Hand und glaubte, ein wenig Enttäuschung in seinen Augen zu sehen.

 

Die Enttäuschung wurde zu Entschlossenheit, was mir meinen Bauch kribbeln ließ. Dann kam er mir mit seinem Gesicht so nahe, dass ich in seinen gelben Augen diese winzigen goldenen Punkte, am Rande der Iris sehen konnte, die wie Sterne wirkten... Meine Augen weiteten sich bei diesem Anblick und ich musste hart schlucken. War er mal einer von den Engeln gewesen, der die Sterne geschaffen hatte? Ein seltsames Gefühl kam erneut in mir auf...als ob ich ihm schon einmal begegnet wäre. Vor langer Zeit. War er etwa dieser eine Engel gewesen, der so viele Fragen gestellt hatte? Das hoffte ich nicht. Ich hoffte, er wäre noch im Himmel und würde über die Schönheit der Sterne staunen. Allerdings hatte dieser Dämon eine gewisse Ähnlichkeit zu diesem Engel. Sein Gesicht war genauso hübsch, sie hatten dieselbe Haarfarbe und...und...mein Blick wanderte, ohne dass ich es kontrollieren konnte, auf seinen Mund. Augenblicklich vergaß ich, was ich eben noch gedacht hatte und fragte mich, wie sich diese Lippen wohl auf meinen anfühlen würden. Und wie würden sie schmecken? Sie schmeckten bestimmt genauso süß, wie der Apfel, vielleicht noch süßer. Aber ich konnte nicht. Das war genauso verboten, wie den Apfel zu essen, den ich aber eben doch gegessen hatte. Ich würde sowas von Ärger bekommen, sollte ich es doch wagen. Mein innerer Konflikt wurde immer größer, je länger ich darüber nachdachte und merkte erst im letzten Moment, wie nahe sich unsere Gesichter bereits waren..

 

Meine Lippen brannten, als er den Rest der Distanz überwand, seine mit einem Ruck, auf meine legte und in meinem Bauch explodierte es. Meine Knie wurden so weich, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und krallte mich an ihm fest. Er hielt mich und bewegte sanft seinen Mund, was jedes meiner Gefühle noch tausendfach intensivierte. Das Feuer von meinen Lippen wanderte in jede Zelle meines Körpers und ich erwiderte den Kuss, mit all diesen Gefühlen. Anthony...ich meine Crawley keuchte laut und schien nun auch von diesem Feuer verbrannt zu werden. Unbeherrscht wühlte ich in seiner weichen, roten Mähne. Es fühlte sich noch besser an, als ich gedacht hatte und keuchte ebenfalls auf, als er den Kuss löste und mir stattdessen meinen Hals mit Küssen verwöhnte. Unglaublich. Seine weichen Lippen, die sich zärtlich und doch bestimmend auf meinem Hals bewegten, lösten in mir ein inneres Zittern aus. Nur...eigentlich...sollten wir nicht...wir hatten weder als Engel, noch als Dämon ein Geschlechtsleben und konnten doch nicht...durften nicht…wir...

 

„Warte...“ Er hielt abrupt inne und starrte mich an. „Was ist? Gefällt es dir nicht?“

„Daran liegt es nicht. Ich...das geht mir ein bisschen schnell und...ach...eigentlich sollten wir das nicht tun.“

„Warum nicht?“ War das nicht offensichtlich? Wenn man uns erwischte...dann würden sie ihn bestimmt härter bestrafen, als mich. Das zischte ich ihm auch zu.

„Du bist ein...Dämon und ich bin ein Engel. Wir sind Feinde und das ist...wieder der Natur und...“ Doch er lies sich nicht abhalten und nahm meinen Mund erneut mit seinem gefangen.

 

Meine unnötig sorgenvollen Gedanken verstummten daraufhin. Lange und ausgiebig küssten wir uns und ich versuchte mich zu beherrschen, ihn nicht mit meiner Wildheit zu überfordern. Als der Dämon den Kuss kurz abbrach, damit er mir lächelnd in die Augen sehen und meine Wangen streicheln konnte, musste ich aufseufzen. In seinem Gesicht waren überall hellbraune Flecken. Damit sah er noch bezaubernder aus und ich nannte sie insgeheim „Engelsküsse“. Das sein Körper diese Wirkung auf mich zeigte, ließ mich zurück lächeln. Aber...es waren noch nicht genug davon. Ein Griff in seinen Nacken und schon waren meine Lippen erneut auf seinen. Meine Beherrschung verlor ich nun vollends, ich drückte ihn nach unten auf den Boden und presste mich an ihn. Seine kühle Haut an meinem Leib erhitzte mich immer mehr. Leise Gedanken, dass dies falsch war, unterdrückte ich sofort. Das war mir gerade so egal, ob es falsch war, das zu tun. Wen kümmerte es? Er gehörte mir und ich würde mit ihm tun, was sich richtig anfühlte. Ihn zu küssen, seinen Körper so nah an meinem zu spüren, der sich perfekt an meinen anschmiegte...das war richtig.

 

Seine Küsse waren so sanft und zärtlich, sie verzehrten mich fast und ich antwortete ihm mit meinen, die feurig und wild waren. Als ich seinen Hals streichelte, zitterten meine Hände vor Aufregung. Sie wanderten langsam nach unten, hinab auf seine Brust und ich wollte wissen, ob er genauso aufgeregt und durcheinander war, wie ich. Sein Herz schlug schnell und hart gegen meine Hand, als hätte er mir sein Herz bereits geschenkt. Dies löste in mir eine weitere Welle der Glückseligkeit aus. Eine seiner Hände packte leicht meinen Oberschenkel und fuhr ihn langsam hinauf, bis er an meinem Hintern angekommen war. Sanft streichelte er darüber, im krassen Gegensatz zu unseren hemmungslos leidenschaftlichen Küssen. Ich wollte ihn für mich ganz alleine haben, wollte ihn besitzen und vereinnahmen.

Der Dämon unter mir keuchte und stöhnte leise, wenn ich ihm ab und an Luft zum atmen ließ und doch wagte ich es nicht, von ihm abzulassen. Wenn wir aufhören würden und sei es nur ein paar Sekunden, würde ich sicher wieder klarer im Kopf werden und das wollte ich nicht. Ich wollte ihn weiter küssen und nichts hielt mich davon ab...

 

„Aziraphale? Wo bist du?“

Wir fuhren erschrocken auseinander. Gabriel....oh nein. Nicht jetzt. Wenn er uns so sehen würde...

Crawley war völlig außer Atem und sein Gesicht gerötet, der Körper, der nicht von seinem Gewand bedeckt wurde, voll von diesen herrlichen Engelsküssen. Benommen von diesem Rausch der Sinnlichkeit, schluckte er und er befeuchtete seine geschwollenen Lippen, die ich am liebsten wieder auf meinen haben wollte. Anthony schnupperte in der Luft und verzog angeekelt sein Gesicht. Dann warf er mir einen bedauernden Blick und einen Handkuss zu, verwandelte sich eilig in eine Schlange und kroch auf einen Baum. Verdammt. Komm zurück und lass mich deine Lippen erneut kosten...

„Ah...da bist du ja. Alles in Ordnung?“ Ich zuckte zusammen, als ich Gabriels Stimme hörte, versuchte meine Gefühle zu verbergen und drehte mich langsam zu ihm um.

„Äh...ja...ja alles gut.“ Er schien nicht erfreut zu sein. Seine Nasenflügel blähten sich und ich hatte Angst, dass er Crawley oder das wittern konnte, was wir eben noch getan hatten.

 

„Bald nicht mehr...komm. Du wirst dich deiner Verantwortung stellen müssen...“ Ich nickte, wusste ich doch, was mich erwartete, erhob mich gen Himmel und fühlte, wie sich die Wellen der Liebe und auch dessen Sorge um mich, die von Crawley ausgingen, langsam entfernten, je näher ich dem Portal des Himmels kam. Eine einzelne Träne löste sich aus meinem rechten Auge, als ich erkannte, das dies das erste und auch das letzte Mal gewesen war, dass ich ihn hatte küssen dürfen. Ab jetzt musste ich ihn von mir fern halten, egal was passierte. So nahe durften wir uns nicht mehr kommen, auch wenn es mir mein Herz brechen würde. Unter allen Umständen musste ich ihn beschützen. Vor beiden Seiten... weil... weil ich ihn bereits liebte... mehr als mein eigenes Leben und mehr als irgendetwas sonst.

 

 

Tbc...



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