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Yu Yu Hakusho: Ghost Files II - Symphonie der Anderswelt

von

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Prolog: Die Symphonie des Taifuns

[Irgendwo im Makai – der Welt der Dämonen]
 

„Lasst sie nicht entkommen! Umzingelt sie von allen Seiten!“, rief eine laute, weibliche Stimme durch die Dunkelheit des düsteren Waldes, der von unzähligen Fußschritten und dämonischen Grunzlauten durchbrochen war. Eine blauhaarige Frau, die schwimmhäutige Flossen statt Ohren und einen Fischschwanz besaß, rannte um ihr Leben.
 

Sie war bereits am Rande ihrer Kräfte, da die verfolgenden Dämonen sie auch mit Gift- und Säureangriffen beschossen und sie nicht alles mit ihrem Wasser abwehren konnte. Wie lange diese niederen Dämonen schon hinter ihr her waren, konnte sie nicht genau sagen, denn es war zu lange her, seit sie sie gefunden hatten.
 

Die Äste knirschten unter ihren Füßen und signalisierte den Verfolgern, in welche Richtung sie gelaufen war. Obwohl der Wald beinahe pechschwarz war, konnten die sensiblen Sinne von Dämonen ihre Präsenz ausmachen und sie sehen.
 

„Dort ist sie!“, grunzte einer der Verfolger. Er war tiefgrün, sah wie eine Mischung aus Kobold und Ogre aus und seine Haut war mit Warzen übersät.
 

„Verdammt..!“, fluchte die Blauhaarige frustriert und versuchte einen anderen Weg einzuschlagen. Ein Strahl aus Säure streifte ihren Arm und verbrannte ihr Fleisch mit der giftigen Substanz. Die Flüchtige schrie vor Schmerzen und hielt sich den blutenden Arm, als sie weiter lief. Nicht mehr lange und sie war am Ende ihrer Kraft.
 

Nach einigen weiteren Minuten fand sie einen großen Busch und entschied sich, sich in dem Busch zu verstecken. Sie hoffte, dass die Verfolger sie nicht gehört hatten und weiter liefen. Zu ihrem Glück taten sie das auch. Eine Horde von vielen dieser grünen Dämonen rannte um den Busch vorbei und liefen geradewegs tiefer in diesen dichten und stockdunklen Wald. Das unbekannte Mädchen verweilte noch einige Minuten regungslos im Busch, um ihren Atem zu regulieren und sicher zu gehen, dass ihre Verfolger weit genug entfernt waren.
 

Als sie sich vergewissert hatte, dass die Luft nun rein war, kroch sie aus dem Busch und seufzte erleichtert aus. Der Schmerz in ihrem Arm ließ sie erneut zusammen zucken und sie ging auf ihre Knie.
 

„Endlich bin ich diese Kerle los..“, murmelte sie müde und Tränen der Erschöpfung liefen ihre Wange entlang. Nun war sie in Sicherheit. Dachte sie zumindest.
 

„Du machst uns ja ziemlichen Ärger, Obune-Priesterin.“, seufzte die weibliche Stimme von zuvor und die Blauhaarige begann leicht zu zittern, als sie sich panisch umblickte. Aus dem Dickicht trat ein weiblicher Dämon hervor, der gänzlich anders aussah, als die männlichen Verfolger. Sie war ebenso humanoid wie sie und hatte weiße Haare, blutrote Haut und trug neben einer großen brauen Perlenkette um den Hals, weiße Bandagen um ihre Oberweite und schwarze Hosen. Ihre Arme waren verspielt hinter ihrem Kopf verschränkt und sie hatte einen schmollenden Gesichtsausdruck. Dieser Oni wirkte beinahe wie ein genervter Teenager.
 

„Zhuque..woher wusstest du-“
 

„Dass du dich im Busch versteckt hast? Heh. Diese unnützen Unterklassendämonen konntest du vielleicht täuschen, aber nicht die feine Nase einer richtigen Oberklassendämonin wie mir.“, schmunzelte Zhuque verspielt und deutete mit einer Hand auf ihre Nase. „Ich hatte dich wirklich für schlauer gehalten, Himeropa. Hast du wirklich gedacht, dass du uns entkommst, wenn du dich im Makai versteckst? Vergiss es. Das hier ist UNSERE Spielwiese.“, grinste die Weißhaarige und in der nächsten Sekunde hatte sie Himeropa erreicht und brutal an einen Baum gedrückt. Dabei hielt sie eine Hand um die Kehle der Blauhaarigen und drückte etwas grob zu, bis ihr Opfer nach Luft röchelte.
 

„Ihr habt kein Recht, den Makai als euer Reich zu bezeichnen..“, hustete Himeropa und packte die Handgelenke von Zhuque, um ihrem Zudrücken entgegen zu wirken. „Es gibt nur einen Ort, an den ihr gehört.. Das Makai-Gefängnis, wo ihr niemals wieder- AAAAH..!“, Zhuque unterbrach die Worte von Himeropa, als sie ihre zweite Hand nahm und mit ihren langen und spitzen Nägeln in ihre Schulter schlug. Sie bohrte noch etwas mit dem Nagel in der Wunde herum, bis Himeropa durch den Schmerz und den Mangel an Sauerstoff durch das Würgen ruhiger wurde.
 

„Du solltest mich nicht wütend machen, Priesterin. Es wäre doch zu schade, wenn ich dich aus Wut töte, bevor du mir gesagt hast, wo die anderen Mitglieder von Obune sind.“, seufzte Zhuque und leckte sich die blutbefleckten Finger wieder sauber, bevor auch ihr Griff um die Kehle ihres Opfers lockerer wurde und Himeropa am Baum herunter sackte. Sie hatte viel Blut verloren und hielt sich nun die verletzte Schulter.
 

„Ich werde die anderen niemals verraten.. Egal, was du mit mir anstellst..“, antwortete die Blauhaarige und blickte mit hasserfülltem Blick auf ihre Gegnerin.
 

„Mhm. Diese Antwort dachte ich mir bereits.“, zuckte Zhuque mit den Achseln und trat dann einmal mit ihrem Fuß auf Himeropas Bauch, um sie erneut vor Schmerz aufschreien zu lassen. „Sei ein braves Mädchen und kooperiere mit mir. Gib mir die Sirenen-Perle und dann sag mir, wo die anderen sind. Dann lasse ich dich vielleicht sogar am Leben.“, begann die Weißhaarige und entfernte ihren Fuß. Dann griff sie in das blaue Haar der anderen und zog sie grob zu sich nach oben. „Solltest du dich jedoch weigern, werden dir so furchtbare und grausame Dinge geschehen, dass du dir wünschst, dass dich der Tod endlich erlöst.“, warnte sie mit einem bittersüßen Grinsen. Sie wirkte, als ob es ihr großen Spaß machte, mit ihren Opfern zu spielen.
 

Himeropa schwieg, während sie zu Boden sah. Sie biss sich auf die Lippe, bis Blutstropfen von ihrem Mund herunter fielen. Zhuque seufzte erneut und ließ sie wieder unsanft zu Boden fallen. „Ich verstehe nicht, warum du sie überhaupt schützt. Sie haben dich doch sowie nie richtig akzeptiert.“, meinte sie.
 

„Mag sein, aber es ist immer noch besser, als die Perlen in die falschen Hände abzugeben.. Und überhaupt.. woher weißt du so viel über mich und die anderen?“, zischte Himeropa und ihre Augen verengten sich. Diese Dämonengenerälin wusste ein wenig zu viel.
 

Zhuque legte den Kopf leicht schief und strich sich durch ihr Haar.
 

„Mann, du bist vielleicht unterbelichtet. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wenn du mir die Perle nicht freiwillig übergibst, hole ich sie mir mit Gewalt und präsentiere meiner Gebieterin deine Leiche.“, nun hatte Zhuque genug von diesem Spielchen.
 

„Ohne mich werdet ihr die anderen niemals finden.“, knurrte Himeropa und ihr Blick wurde ängstlich, als sich die Weißhaarige mit einem Grinsen zu ihr lehnte. So nah, dass sich die Stirne der beiden fast berührten.
 

„Das hat meine Gebieterin bereits mit eingeplant. Wir werden in der Geisterwelt und in der Menschenwelt jeden einzelnen Stein umdrehen, jeden noch so kleinen Winkel von Lebewesen ausmerzen, bis wir sie gefunden haben.“
 

„D-Das ist Wahnsinn.. König Enma wird niemals zulassen, dass-“
 

Zhuques lautes Lachen unterbrach Himeropa abermals. „Der König der Geisterwelt will uns aufhalten? Bring mich nicht zum Lachen. Selbst er kann sich nicht um alle drei Welten gleichzeitig kümmern. Und nun genug geredet. Du langweilst mich.“, gähnte die Weißhaarige und formte in ihrer Hand eine Flamme. Feuermagie. Die Flammen flackerten kurz golden auf, als seien sie elektrisch geladen. „Irgendwelche letzten Worte?“
 

Himeropa schloss ihre Augen und murmelte etwas unverständliches, was sogar die sensiblen Dämonenohren von Zhuque nicht gänzlich erfassen konnte. Sie bekam nur die letzten Sätze mit.
 

„You, who are not of this world,

Pitiful, twisted creatures,

By the light of water purity I possess, I bid thee,

Begone to the nexus of our worlds!“
 

Zhuque wich zurück, als ein grelles Licht um Himeropa aufstieg. Wasserdampf. Heiße, nebelige Dämpfe, die es der Dämonin unmöglich machten, noch etwas zu sehen oder zu riechen.
 

„Was zum-“
 

Im nächsten Moment entstand ein Dimensionsriss, doch anstatt Zhuque einzusaugen, wurde Himeropa von einem Wirbelwind erfasst und in diesen Riss gezogen. Die Dämonin rannte zu dem Riss, um ihr zu folgen, aber der Riss schloss sich kurz bevor sie durch springen konnte. Bevor sich der Riss schloss, erkannte sie, welche Welt sich hinter dem Riss wohl verbarg..
 

„Hmpf.“, grummelte sie und hob ihren Arm. Sie schnippte mit den Fingern und anschließend tauchten die grünen Unterklassendämonen wieder auf und knieten vor ihr nieder. „Erstattet Tarana-sama umgehend Bericht. Dieses kleine Biest ist in die Menschenwelt geflohen. Das erschwert einiges, solange wir die Perle nicht besitzen.“
 

„Jawohl, Zhuque-sama.“
 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-
 

[6 Monate später]
 

[Geisterwelt]
 

Koenma blickte auf eine Akte und Schweiß perlte von seiner Stirn. Er murmelte immer und immer wieder Dinge wie 'Gar nicht gut' – 'Das ist gar nicht gut.' - 'Wie konnte mir das nur so lange entgehen?'. Der kleine Herrscher der Geisterwelt seufzte pausenlos und knabberte nervös an seinem Schnuller. „Wo bleiben Yuusuke und die anderen nur..“
 

„Koenma-sama!“, Botan's Stimme holte ihn aus seinem Monolog.
 

„Botan! Endlich! Hast du sie mitgebracht?“, fragte Koenma. Botan nickte eifrig und die Tür zu seinem Büro öffnete sich daraufhin und zeigte die berühmtesten Geisterdetektive der Geisterwelt. Koenma wirkte erleichtert, aber sein Auge zuckte direkt, als Yuusuke mit einer ziemlich stinkigen und genervten Miene auf ihn zu lief und auf den Boden stampfte. Er wirkte deutlich wütend und machte auch kein Geheimnis daraus.
 

„Ich hoffe, du hast gute Gründe, meine zweiten Flitterwochen mit Keiko zu stören.“, grummelte er und verschränkte die Arme.
 

„Zweite Flitterwochen? Ihr seid doch schon seit drei Jahren verheiratet.“, wunderte sich Botan und legte den Kopf etwas seitlich.
 

„Unsere ersten Flitterwochen waren nicht so toll, da ich ihr mit frischem Schulabschluss nichts richtiges bieten konnte.“, antwortete der Schwarzhaarige und wandte sich beleidigt ab.
 

„Äh. Aber so gut verdienst du doch auch nicht, dass sich jetzt großartig was geändert hat.“, mischte sich Kuwabara ein.
 

„...“
 

„....“
 

„Okay, okay. Es ist ein Wiedergutmachungs-Urlaub, weil ich unseren Jahrestag ständig vergesse.“, gab Yuusuke dann geschlagen zu. Noch immer waren alle Augen ungläubig auf ihn gerichtet, bis er fortfuhr. „Und ihren Geburtstag.“
 

Koenma räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der Gruppe zu bekommen. „Wenn ihr dann endlich fertig seid, würde ich gerne erläutern, weswegen ich euch habe rufen lassen. Botan, starte bitte den Geister-Monitor.“, befahl er der Sensenfrau.
 

„Jawohl, Koenma-sama!“, nickte die Blauhaarige und drückte auf eine Fernbedienung. Das Bild zeigte eine alte Zeichnung von sieben Silhouetten, die mittig um eine silberne Meerjungfrau standen, beziehungsweise etwas, das wie ein Medaillon mit einer Meerjungfrau aussah.
 

„Sagt euch 'Ōbune kōkyōkyoku“ etwas?“, fragte Koenma in die Runde.
 

„Öhm. Noch nie gehört.“, überlegte Kuwabara und kratzte sich am Hinterkopf.
 

„Der Orden 'Symphonie des Taifuns'. Sie besteht nur aus weiblichen Geistwesen und überwacht das Gleichgewicht zwischen der Geisterwelt und dem Makai. Sie sorgen aber auch für Naturphänomen wie Ebbe und Flut in der Menschenwelt.“, erklärte Kurama.
 

„Wie von unserem Kurama erwartet. Du bist wirklich sehr gut informiert über alles, was in den drei Welten so vor sich geht.“, lobte Botan ihn und klatschte in beide Hände. Der Rotschopf lächelte daraufhin.
 

„Ich habe mir durch meine langjährige Diebeskarriere ein erstaunliches Wissen aneignen müssen, um meine Beutezüge zu planen.“, gab er zu. „Aber es war mir trotzdem nie möglich, das Obune-Medaillon zu stehlen.“, fügte er hinzu. Koenma nickte auf Kuramas Ausführungen.
 

„Korrekt. Der Schwesternorden bewacht das Medaillon schon seit Jahrtausenden und bisher hatte es immer das Gleichgewicht zwischen den Welten erhalten. Der Grund, warum es so mächtig ist, es teilt seine Macht in sieben separate Gefäße. Kleine Perlen, die als Sirenen-Perlen bekannt sind. Jedes Mitglied von Obune hat eine dieser Perlen in ihrer Obhut und nur alle sieben Perlen ergeben zusammen gesetzt das Obune-Medaillon.“, erklärte er.
 

„Aha. Lass mich raten, Windelzwerg. Ein bösartiger Dämon ist hinter dem Ding her und den sollen wir vermöbeln und ins Makai-Gefängnis stecken, richtig? Es ist einfach immer dasselbe.“, meinte Yuusuke. Er wollte einfach nur wieder zurück zu Keiko, nicht allein deswegen, weil sie nach wie vor gerne Backpfeifen verteilte, wenn Yuusuke einfach verschwand.
 

„Ich fürchte so einfach ist das nicht, Yuusuke.“, meinte Koenma und es wunderte die anderen, dass er sich diesmal null auf die Provokationen des Geisterdetektivs einließ. „Es ist nämlich so, dass der Orden bereits in die Hände von einer starken S-Class Dämonin gefallen ist. Tarana.“
 

„Tarana? Sagt mir nichts. Kurama, Hiei, ist euch der Name bekannt?“, fragte Yuusuke seine beiden Dämonenfreunde. Diese schauten einander ratlos an.
 

„Nein, den Namen höre ich zum ersten Mal. Und ich dachte, mir seien alle hochrangigen Dämonen bekannt.“, überlegte Kurama dann und legte seine Hand unter sein Kinn in einer Denkerpose. „Es muss einen Grund geben, warum sie bisher so unscheinbar war.“
 

„Hn. Das heißt aber nicht, dass sie auch eine Bedrohung ist. Wir schalten sie einfach aus und dann hat sich die Sache.“, meinte Hiei gelangweilt.
 

„Ich würde euch bitten, diese Sache ernst zu nehmen. Tarana ist der erste Dämon, der aus dem Makai-Gefängnis entkommen konnte. Sie hat die Anführerin des Ordens getötet und ihren Platz eingenommen, um die Perlen zu vereinen.“
 

„Und was hat sie davon? Das Ding hält doch nur die Welten im Gleichgewicht oder?“, fragte Kuwabara.
 

„Ich weiß es nicht, Kuwabara. Ich weiß nur, dass die Mitglieder des Ordens in allen Welten verstreut sind. Sie verstecken die Perlen vor ihr und deswegen strömen Dämonen in Scharen in die Geisterwelt und in die Menschenwelt. Ihr sollt die Dämonen aufhalten, bevor sie noch ernsthaften Schaden anrichten und außerdem heraus finden, warum das Medaillon so wichtig für diese Tarana ist. Weil.. sogar mein Vater hat mir von dem Orden nichts erzählt und das ist seltsam.“, murmelte Koenma. Er war viel ernster als sonst und das machte Kurama und Hiei stutzig.
 

„Koenma.“, begann Kurama und der Geisterherrscher blickte fragend zu dem Kitsune. „Du verheimlichst uns doch nichts, oder?“, wollte er wissen und Koenma wedelte hektisch mit seinen kleinen Armen.
 

„Wo denkst du hin? Als ob ich euch etwas verheimlichen würde. Hahaha. Uhm, also ich habe Botan die Akte zum Orden anvertraut. Sie kann euch weitere hilfreiche Informationen geben. Ich möchte, dass ihr euch der Sache so schnell wie möglich annehmt. Jin und Touya werden ebenfalls helfen.“, meinte Koenma abschließend.
 

„Die beiden auch? Cool, ich hab Jin schon lange nicht mehr gesehen. Hehe, mal sehen ob er stärker geworden ist.“, grinste Yuusuke und knackte mit seinen Fäusten um zu flexen.
 

„Yuusuke, das wird kein Ausflug. Ihr könnt euer Wiedersehen feiern, wenn wir sichergestellt haben, dass die Geisterwelt und die Menschenwelt nicht mehr in Gefahr sind.“, schalt Kurama den Jüngeren.
 

Da sich Koenma danach wieder um seine eigenen Pflichten, Unterzeichnen unzähliger Unterlagen, kümmern musste, erklärte Botan den Geisterdetektiven in einem separaten Raum alle Informationen, die sie über das Medaillon und alle beteiligten Entitäten wusste.
 

„Also die Mitglieder sind keine Dämonen, sondern Geistwesen. Habe ich das soweit richtig verstanden?“, fragte Yuusuke nach.
 

„Korrekt. Sie sind Geistwesen, wie ich. Aber durch die Perlen können sie Wasser- oder Windmagie nutzen. Jedes Mitglied ist seinem festen Element zugewiesen, außer die Anführerin. Die konnte beide Elemente beherrschen.“
 

„Aber die Anführerin wurde von dieser Tarana getötet. Hat sich dieser Dämon dadurch auch ihrer Fähigkeiten bemächtigt?“, wollte Kurama wissen.
 

„Unglücklicherweise ja. Normalerweise kann ein Dämon nicht die Kräfte der Perlen beanspruchen. Tarana scheint jedoch ihre Identität so realitätsgetreu in die Anführerin verändert zu haben, dass die Kräfte auf sie reagieren.“, erläuterte Botan. „Ihr solltet allerdings noch eine Sache wissen, wenn ihr euch mit ihr anlegen wollt..“, begann der weibliche Sensenmann der Geisterwelt.
 

„Weil sie eine Frau ist? Hast du Angst, wir könnten zu viel Gnade zeigen? Keine Sorge, bei Dämonen differenziere ich nicht zwischen Mann und Frau. Wenn sie irgendwas im Schilde führen, dann mache ich sie platt.“, unterbrach Yuusuke Botan direkt und klopfte sich auf die Brust.
 

„Das sagst du jetzt. Nur.. es ist von großem Nachteil, dass ihr alle männlich seid.“, fuhr Botan fort. „Tarana ist ein Succubus. Selbst dir sollte dieser Begriff bekannt sein, Yuusuke.“
 

„Eh? Warum?“
 

„Weil Succubi weibliche Dämonen sind, die nachts Männer im Schlaf überraschen und ihnen mit sexuellen Übergriffen Energie entziehen.“, erklärte Kurama.
 

„Achso, die sind das. Ja, ich glaub das hatten wir mal in der Schule oder so.“, überlegte der Schwarzhaarige.
 

„Jedenfalls kann sie euch geistig manipulieren, wenn ihr nicht aufpasst. Seid vorsichtig und lasst euch nicht von ihrer Schönheit täuschen. Hier ist ein Phantombild von ihr.“, meinte Botan und zeigte ihren Freunden ein Bild.
 

Darauf war eine Frau zu sehen, die absolut keine Dämonenmerkmale aufwies. Sie hatte sehr langes, glattes schwarzes Haar, stechend blutrote Augen und ein eiskaltes Lächeln. Sie wirkte vollkommen emotionslos und gefährlich. Eine Sache stach den Freunden dann besonders ins Auge.
 

„Ihre Stirn..Seht ihr dieses Kreuz?“, fragte Kurama und deutete auf das Bild. „Es sieht aus wie die Hadesdämonen damals, die mit Yakumo aufgetaucht sind.“
 

„Da fällt mir ein, es konnte doch nie geklärt werden, wie der Styx damals die Geisterwelt unter sich versiegeln konnte und wie Yakumo und seine Dämonen, die von König Enma persönlich weggesperrt wurden, befreit werden konnten. Und sie war auch nicht dabei damals. Glaubt ihr-“
 

„Dass sie für das Desaster damals verantwortlich ist? Gut möglich, Kuwabara.“, unterbrach Kurama die Gedanken des Orangehaarigen. „Die Sache hört sich jedenfalls nicht nach einer 0815 Mission an. Wir müssen vorsichtig sein. Ich schlage vor, dass wir uns mit Touya und Jin treffen und gemeinsam besprechen, wie wir weiter vorgehen werden.“, schlug der Fuchs vor.
 

„Gute Idee, Kurama. Also gut Freunde, es wird mal wieder Zeit die Welten zu retten!“, rief Yuusuke und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Zuerst mussten sie die einfallenden Dämonen dezimieren, die in die Menschenwelt einfielen. Bevor sie Überhand nahmen. Danach mussten weitere Informationen über die Mitglieder des Ordens und Tarana gesucht werden.
 

Diese Mission wird wohl einige Zeit in Anspruch nehmen, das wusste jeder der Freunde.

Kapitel 1: Gestranded in der Menschenwelt

[Ungefähr zur selben Zeit - Menschenwelt]
 

Der Morgen brach an und eine junge Frau machte sich fertig für einen weiteren, anstrengenden und auslaugenden Arbeitstag. Die Blondine arbeitete nun seit zwei Jahren in einem Inkassounternehmen, aber in den vergangenen vier Monaten, wurde ihr Arbeitsleben und auch ihr Privatleben eine persönliche Hölle für sie.
 

Zuerst hatte die Arbeit noch Spaß gemacht. Ihr Chef, Iwato Nakamura, war ein freundlicher Mann, der auch immer ein offenes Ohr für seine Klienten hatte. Selbst der Gegenseite zeigte er sich stets kulant und konnte für die Schuldner eine tragbare Zahlungsmethode vereinbaren. Jeder war zufrieden mit seinem Büro und im Vergleich zu anderen Inkassounternehmen war das Nakamura Inkassobüro relativ beliebt und bekannt in der Stadt.
 

Doch dann änderte sich alles. Minako verstand nicht, wie sich ein Mensch nur schlagartig so ändern konnte, aber Iwato wurde immer kälter und unberechenbarer. Der freundliche Mann wandelte sich immer mehr zu einem Kredithai, jemand der keinerlei Skrupel oder Gnade mehr kannte. Es war nur eine Vermutung, aber es könnte durchaus an der neuen Geschäftsführung liegen, die Iwato so verändert hatte. Denn alles änderte sich, als Iwato heiratete und seine Ehefrau als Teilhaberin und Geschäftspartnerin in das Unternehmen einführte. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich die Firmenpolitik vollständig. Es wurden immer öfter Gerichte eingeschaltet, weil Iwato mit sich nicht mehr verhandeln ließ. Er stellte bullige, kriminell aussehende „Geldeintreiber“ ein, die den Schuldnern nicht nur einmal die Knochen brachen, wenn diese nicht zahlen konnten oder wollten.
 

Es dauerte einige Zeit, bis Minako hinter diese Skrupellosigkeit gekommen war, als ein Opfer, ein alleinerziehender Vater von drei Kindern, dem die Kniescheibe zertrümmert wurde, zu ihr ins Büro kam und ihr erzählte, was die Schläger von Iwato mit ihm und anderen getan haben...
 

[Flashback – vor einem Monat]
 

Die Arbeit in einem Büro konnte monoton werden, das hatte sich die Blonde so ausgesucht. Es war also keine Überraschung, dass sie sich hin und wieder etwas langweilte. Zumindest musste sie sich nicht alleine langweilen, denn eine neue Mitarbeiterin teilte sich das kleine Büro mit ihr und diese Mitarbeiterin war sehr offen und kontaktfreudig. Manchmal zum Leidwesen der eher zurück haltenden Blondine.
 

„Hirebayashi-san, würdest du mir mal bitte den Aktenordner zu den Geschäftsfällen des letzten Jahres reichen, der hinter dir im Schrank steht?“, bat Minako und durchforstete gerade einige Unterlagen zu einem Gläubiger, der schon unzählige Rechtsstreits gegen seine Schuldner und sogar des Inkassounternehmens geführt hatte. Er war einmal wieder bei einer Zivilklage gegen die Firma, weil sie „seine Interessen nicht mit genug Kompetenz vertrete“, so seine Aussage.
 

Der Rotschopf schien sie gar nicht zu beachten und wippte rhythmisch auf ihrem Bürostuhl hin und her, während sie vor ihrem Bildschirm saß und arbeitete. Zumindest hoffte Minako, dass es Arbeit war.
 

„Hirebayashi-san?“, rief sie erneut und nun sah sie auch die kleinen Kopfhörer in den Ohren ihrer Kollegin. Sie hörte gerade Musik und machte wohl deswegen diese komischen Bewegungen. Minako seufzte leise und bewarf Taiko mit einem Radiergummi. Der Radiergummi traf sie an der Schulter und der Rotschopf blickte verwundert von ihrem Bildschirm und nahm einen der Kopfhörer aus dem Ohr.
 

„Ja?“
 

„Würdest du mir bitte den Aktenordner hinter dir geben? Mit den Fällen des letzten Jahres?“, bat die Blondine erneut und Taiko salutierte gespielt.
 

„Aye, aye.“, sprach sie und drehte sich auf ihrem Stuhl zum Aktenschrank. Dort überflog sie die beschrifteten Plaketten und entließ ein 'Ah, da.', bevor sie den Ordner nahm und ihrer Kollegin übergab.
 

„Danke. Was machst du da eigentlich die ganze Zeit?“, fragte Minako dann, da sie sich nicht vorstellen konnte, wie man sich bei permanentem Dauerbeschallen von lauter Musik auf die Arbeit konzentrieren konnte.
 

„Farmville. Oh, willst du nicht meine Nachbarin werden? Mir fehlt noch ein Nachbar, dann kann ich ausbauen!“, grinste Taiko und wedelte gestikulierend mit der Hand.
 

„Err... Nein, danke. Ich mache mir nichts aus solchen Onlinespielen. Bist du mit deiner Arbeit etwa schon fertig?“, stutzte die Blonde misstrauisch und gehobener Augenbraue.
 

„Na klar. Solche kleinen Briefchen an Schuldner sind schnell geschrieben, wenn man ein Kettenbriefsystem benutzt und einfach nur alle Adressen mit einem Klick einfügen muss.“, nickte Taiko grinsend. „Es ist heute ziemlich ruhig, wollen wir nicht die Mittagspause vorziehen?“
 

„Du machst doch schon die ganze Zeit Pause.“, schüttelte Minako verständnislos den Kopf und als sie gerade noch weitere Einwände von sich geben wollte, funkte ein Magenknurren dazwischen. Es war ihr eigener Magen. Leicht vor Scham errötet, hielt sie sich den Bauch und gab nach. „Ich könnte allerdings etwas zu Essen vertragen. Na gut.“
 

„Fein! Dann lass uns gleich in das neue McDonalds gehen. Die bieten jetzt Reis-Burger an.“
 

„Hirebayashi-san-“
 

„Und zum letzten Mal. Nenn mich einfach Taiko. Ich mag das Formelle überhaupt nicht. Außerdem bist du älter als ich.“, schmollte Taiko und zeigte mit dem Finger auf ihre Kollegin. „Einfach Taiko. Wir sind doch keine Fremden mehr.“
 

Minako schwieg kurz und nickte schließlich. „Tut mir Leid, Macht der Gewohnheit. Es gibt sonst niemanden, mit dem ich so locker bin, dass wir uns mit Vornamen anreden.“, gab sie dann zu.
 

„Echt nicht?! Na gut, dafür hast du jetzt mich.“, lächelte die Rothaarige und ließ zu dem Thema auch keine Diskussionen mehr zu.
 

Gerade als sich die beiden Frauen fertig machen wollten, zur Mittagspause zu gehen, betrat ein Mann das Büro. Es war eher selten, dass Klienten ihr Büro aufsuchten, zumal es auch nur eine kleine Geschäftsstelle war. Die Geschäftsführung befand sich in einem anderen Distrikt der Stadt. Vermutlich war es auch nichts Ernstes. Doch schon sehr schnell musste Minako erkennen, dass der Mann übel zugerichtet war.
 

Es war ein Mann, ungefähr Ende 30. Er humpelte und hatte im Gesicht Blutergüsse und Kratzer.
 

„Um Himmelswillen.. Hireba- ich meine Taiko, holst du mal eben das erste Hilfe Kit aus der Küche? Was ist denn mit Ihnen passiert?“, fragte die junge Blondine und eilte zu dem Mann. Der Mann schlug sie unsanft weg bei dem Versuch ihm zu helfen.
 

„Fassen Sie mich nicht an..!“, knurrte der Mann fast schon feindselig und hustete dann, als er auf die Knie sackte. „Ihre Geldeintreiber haben mich schon genug zugerichtet.“, fuhr er fort.
 

„..Wie bitte? Geldeintreiber? Soll das heißen, dass unsere Außendienstmitarbeiter Sie so zugerichtet haben..?“, murmelte Minako ungläubig.
 

Taiko war indessen mit dem Erste-Hilfe-Kasten da, aber auch ihre Versuche, ihn zu verarzten, schlug der Mann aus. Stattdessen holte er aus seiner Tasche einen Batzen Geldscheine und warf sie unsanft auf den Tisch. „Hier ist ihr Geld. Ich hoffe Sie sind stolz darauf, blutbefleckte Scheine anzunehmen. Ich musste eine Hypothek auf das Haus aufnehmen und kann meiner Familie kein Essen mehr kaufen.“
 

Die Worte des Mannes erschraken die Blondine. Ihr Arbeitgeber hatte doch niemals mit solchen grausamen Methoden gearbeitet. Bullige Schläger als Geldeintreiber, wie in Spielfilmen, die den Zahlungsunwilligen oder -unfähigen, die Knochen brechen und sie in den Ruin treiben, nur damit das Geld rechtzeitig eintrifft. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, dass ihr Chef zu solchen Mitteln gegriffen hatte.
 

„Da muss ein Irrtum vorliegen, mein Herr. Wir sind ein seriöses Unternehmen.“, versuchte sie ihre Arbeitsstelle zu verteidigen.
 

„SERIÖS?!“, nun wurde der Mann laut und noch wütender. Er hob sein eines Hosenbein hoch, welches schon etwas zerfetzt war und zeigte sein bares Knie. Oder zumindest was man unter dem vielen Blut und heraus schauendem Fleisch erkennen konnte. Ihm wurde die Kniescheibe komplett zertrümmert, weswegen er auch so humpelte. Es war ein Wunder, wie er es überhaupt ohne ärztliche Behandlung geschafft hatte, bis zum Büro zu kommen.
 

„Warum zur Hölle sind Sie mit der Verletzung nicht direkt ins Krankenhaus? Ich werde einen Krankenwagen rufen.“, meinte die Blonde und sah dann, dass Taiko bereits den Telefonhörer in der Hand hatte und ihr ein 'Daumen-hoch' gab, als Zeichen, dass sie dies bereits übernahm.
 

„Weil ich nicht will, dass die andere Kniescheibe dasselbe Schicksal erleidet.. Hören Sie, wenn ich nicht sofort dieses Geld beschafft hätte, wäre als nächstes meine Frau dran gewesen.. Oder meine Kinder.. Und das.. Nein.“, schüttelte der Mann den Kopf.
 

Minako war regelrecht sprachlos. Bis zum Eintreffen des Krankenwagens versuchte sie sich in haltlosen Erklärungen, dass sie sich das einfach nicht vorstellen konnte und als der Mann abgeholt worden war, blieben noch viele Ungereimtheiten und fehlende Informationen.
 

„Ich arbeite hier seit zwei Jahren, aber das wir hier Schläger beschäftigen, ist mir neu..“, murmelte sie betreten. Das Essen war ihr nun gründlich vergangen und sie blickte auf die Akte des Mannes. Es war ein einfacher Fischhändler, der sich Geld leihen musste, um einen chirurgischen Eingriff seiner Frau zu bezahlen. Er war dreifacher Familienvater und ein sehr lebensfroher und freundlicher Mann. Es gab keinen Grund, warum er sich diese Geschichte ausgedacht haben sollte und die Verletzungen sprachen auch Bände.
 

„Ich finde du interpretierst da zu viel rein.“, riss Taiko sie plötzlich aus den Gedanken. „Viele Schuldner überschätzen sich, wenn sie sich Geld leihen oder sie haben einfach keine Lust, das Geld zurück zu zahlen. Dann suchen sie halt Ausreden, um nicht zahlen zu müssen und uns, die ja quasi die „Geldeintreiber“ sind, in ein schlechtes Licht zu rücken.“, fuhr sie fort.
 

„Willst du damit sagen, dass der Mann sich die Verletzungen SELBST zugefügt hat und uns damit schlecht machen will? Vor allem hat er doch bezahlt.“, seufzte die Blonde.
 

„Ja, als Schein. Wenn er mit so einer Szene ankommt und bezahlt, dann denkt er, dass wir Angst kriegen und ihm die restlichen Raten erlassen. Weil er denkt, dass wir uns das nicht trauen, noch mal Geld einzufordern. Das habe ich schon so oft gesehen, dass Leute das so machen.“
 

„Und wo? In schlechten Krimiserien? Komm schon, wir sind hier in der realen Welt. Kein Mensch kann sich solche Verletzungen selbst zufügen.“, schüttelte Minako ungläubig den Kopf. Taiko lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und stützte ihre Wange an ihrer Handfläche dabei ab, als sie ihre Kollegin musterte.
 

„Richtig, wir sind in der realen Welt. Und brutale Schläger, die zahlungsunwillige Schuldner verprügeln und krankenhausreif machen, als wären wir eine Art Mafia, ist genauso unlogisch oder?“, fragte die Rothaarige und zuckte mit den Schultern.
 

„Mhm.. Ich weiß nicht.. Ich werde mit Iwato-san reden und ihn fragen, ob er was darüber weiß.. Ich kann mir beides nicht vorstellen. Das ist ja das Paradoxe. Irgendwas stimmt hier nicht Taiko und ich fühle mich nicht wohl in dem Wissen, wie skrupellos diese Firma geworden ist.“
 

[Flashback Ende]
 

Als sie Iwato daraufhin zur Rede stellen wollte, grinste er sie nur mit einer unfassbar kalten Mine an und zuckte desinteressiert mit den Schultern.
 

„Die Geschäftswelt ist knallhart, aber das kann ein so junges Ding, das frisch vom College kommt, natürlich nicht nachvollziehen. Fressen oder gefressen werden, so läuft es hier ab, Tategami-san. Wenn Ihnen das nicht passt, wissen Sie, wo die Tür ist.“
 

Natürlich hatte sich die Blonde nach diesem Gespräch nach einem anderen Arbeitsplatz umgesehen, jedoch war der Ruf von ihr und jedem anderen Mitarbeiter bereits zu anderen Arbeitgebern durchgesickert und sobald die Personalchefs die Lebensläufe sahen und als aktuelle Arbeitsstelle: Nakahara Inkassobüro sahen, war das Bewerbungsgespräch auch schon direkt zu Ende. Ihr blieb also keine andere Wahl, als die Stelle als Buchhalterin des Inkassobüros beizubehalten, wenn sie sich ihren Lebensunterhalt weiter verdienen wollte und nicht auf der Straße landen wollte.
 

Das hatte noch andere Schattenseiten, außer die moralischen Unstimmigkeiten. Es machte einsam, von allen verachtet zu werden. Sie hatte keine Freunde, Familie meldete sich ebenfalls nicht mehr und sobald sie die Straße entlang lief, musste sie sich Blicke voller Antipathie gefallen lassen. Manche Menschen spuckten sie im Vorbeigehen sogar an.. Minako ließ es sich nicht anmerken, aber sie litt sehr unter ihrem derzeitigen Alltag und Leben.
 

Auch an diesem Tag war ihr unwohl, als sie auf dem Weg zur Arbeit war. Vielleicht war es Intuition, aber sie spürte sehr gut, dass heute etwas passieren würde. Ob positiv oder negativ, das vermochte sie nicht genau zu sagen, aber es führte dazu, dass sie zum ersten Mal seit Antritt ihrer Arbeit zu spät kam.
 

Während sie gerade an einer Kreuzung stand und darauf wartete, dass die Ampel für Fußgänger zu grün wechselte, hörte sie auf einmal ein schmerzendes Wimmern. Das Seltsame daran war, dass dieses Wimmern nicht etwa von der Nähe war, sondern direkt in ihrem Kopf zu sein schien.
 

Minako hielt sich die Stirn und glaubte an eine Einbildung, doch das Wimmern wurde immer lauter und bescherte ihr so starke Kopfschmerzen, dass sie an der Ampel lehnte und zusammen zuckte.
 

„Argh..!“
 

~Hilf mir..~
 

„Was?“
 

Die Stimme war weiblich und gebrochen, aber sie war direkt in Minakos Kopf. Die Blondine hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden, zwang sich aber dazu, wach zu bleiben und der Stimme zu folgen. Auch wenn die Stimme in ihrem Kopf war, so fühlte sie, als ob sie eine unbekannte Kraft in eine dunkle Gasse führte. Diese Gasse stank bestialisch von den halboffenen Mülltonnen, die anscheinend seit Monaten nicht geleert wurden. Trotz des Gestankes, so kam es der Blonden vor, als würde die Stimme nun lauter und deutlicher werden.
 

Sie trat näher und zwischen Müllbeuteln lag eine blauhaarige, junge Frau. Sie war schwer verletzt und sah abgemagert aus.
 

„Um Gottes Willen..“, entwich es Minako geschockt und sie lehnte sich zu der Frau hinunter. „Hey, sind Sie in Ordnung..?“, fragte sie und durchsuchte dann ihre Taschen nach ihrem Mobiltelefon. „Verdammt.. ausgerechnet heute habe ich dieses Mistding Zuhause vergessen.. Ich muss irgendwie Hilfe holen..“, murmelte Minako leise und rannte schnell aus der Gasse. Dort sprach sie Passanten an.
 

Die meisten Passanten ignorierten sie, bis sie eine freundliche ältere Dame fand, die vor ihrer Rentnerzeit als Krankenschwester gearbeitet hatte. Minako führte sie zu der Gasse, wo sie die leblose Frau gefunden hatte.
 

„Dort liegt sie..!“
 

„Mhm? Wo denn? Ich sehe niemanden..“, wunderte sich die ältere Dame und blickte verdutzt auf die Müllsäcke, auf die Minako zeigte.
 

„Wie bitte? Hier liegt sie doch.. Hier, direkt vor meinen Füßen..“, meinte die Blonde irritiert und kniete sich vor die Frau. Sie berührte die Wange und konnte die Haut fühlen. „Hier liegt sie. Eindeutig.“
 

Für die ältere Dame sah es so aus, als würde Minako in die leere Luft streicheln, als sie demonstrierte, wo die bewusstlose Frau lag.
 

„Ich bin zu alt für solche Späße, junges Fräulein. Das ist nicht komisch.“, seufzte die Dame und drehte sich kopfschüttelnd um, um wieder zu gehen.
 

„Nein, warten Sie..! Das ist kein Scherz.. Ich.. hallo?“, die Dame ignorierte Minakos verzweifelte Rufe und die Blondine drehte sich komplett perplex zu der Blauhaarigen. „Bin ich so überarbeitet, dass ich schon Gespenster sehe? Aber sie fühlt sich doch so real an..“, sprach sie leise und berührte das Haar der Frau. Es fühlte sich wie echtes Haar an und auch als sie die Hand in ihre nahm, hatte sie nicht das Gefühl, sich das ganze nur einzubilden.
 

Was sollte sie jetzt tun? Sie konnte die Frau ja schlecht dort liegen lassen. Ins Krankenhaus konnte sie sie aber offenbar auch nicht bringen, wenn niemand sonst diese Person sehen konnte. Es gab also nur noch eine Lösung.. Glücklicherweise war ihr Apartment nicht weit weg von der Gasse und so nahm sie die Frau kurzerhand auf ihre Arme und ging mit ihr zurück. Auf dem Weg blickten sie die Passanten mit gehobener Augenbraue und seltsamen Gesichtern an, da es für sie so aussah, als trüge sie etwas unsichtbares. Das war Beweis für die junge Frau, dass offenbar wirklich nur sie die fremde Frau sehen konnte. Das war ja mehr als merkwürdig..
 

In ihrem Apartment angekommen, legte Minako die fremde Frau in ihr Bett und rief anschließend Taiko im Büro an.
 

„Hallo, Taiko. Ja, ich bin es. Du musst heute leider ohne mich auskommen. Mir.. geht es nicht so gut heute.“
 

„Oh, was hast du denn?“
 

„Uhm.. Magenkrämpfe und Unterleibsschmerzen. Du weißt ja sicher, wie das ist in dem bestimmten Zeitraum als Frau..“
 

„Ohje, gute Besserung! Soll ich nachher vorbei kommen? Ich komme an einer Apotheke vorbei und kann dir Schmerzmittel mitbringen.“
 

„Danke für das Angebot, aber ich brauche einfach nur Ruhe. Also, wir sehen uns dann morgen oder so.“
 

„Okay. Bis dann.“
 

Nach dem Telefonat versuchte die Blonde dann den Zustand der Frau herauszufinden. Sie hoffte, dass sie auch ohne medizinischen Kenntnisse ihre Verletzungen soweit verarzten konnte, ohne dass sie einen Arzt brauchte. Die Blauhaarige hatte sehr viele Kratzer, vor allem an den Armen und Beinen. Diese desinfizierte und bandagierte sie zuerst. Dabei stöhnte die unbekannte Frau vor Schmerzen auf, aber sie wirkte so kraftlos, dass ihr Stöhnen ein so hoher und leiser Ton war, dass man ihn kaum hören konnte.
 

„Sie wird immer schwächer.. Wie soll ich sie ohne Arzt nur behandeln..“
 

~Wasser..~
 

Da war sie wieder. Diese Stimme in ihrem Geiste.
 

~Ich brauche.. Wasser.~
 

Minako blinzelte und blickte auf die bewusstlose Frau. Sie stand auf und ging ins Bad, um eine Schale mit Wasser und einem Stofflappen zu holen. Sie holte auch eine Karaffe mit Trinkwasser und stellte diese mit einem Glas neben das Bett ab.
 

Vorsichtig legte sie den gekühlten Lappen auf die Stirn der Frau und beträufelte sie mit dem Wasser. Das Wasser lief zu ihren Lippen und die Frau öffnete die Lippen, um das Wasser zu schlucken. Sie wirkte wie halb verdurstet und Minako befüllte ein Glas mit dem mitgebrachten Wasser. Sie hob den Kopf der Frau vorsichtig an und setzte das Glas an ihren Mund.
 

„Trink.“, befahl sie sanft und als die Frau das Wasser an den Lippen bemerkte, trank sie das Wasser mit einem Zug leer. Was danach geschah, wirkte fast wie ein Wunder.
 

Der blasse Hautton der Frau nahm wieder Farbe an und sie wirkte auf einen Schlag deutlich besser und gesünder. Ihre Augenlider bewegten sich und sie öffnete ihre Augen langsam und schwerfällig. Als die Frau das Gesicht der Blonden sah, erschrak sie und schreckte auf dem Bett auf.
 

„Nicht! Sie müssen sich schonen.“, schalt Minako die Frau und drückte sie zurück auf das Bett.
 

„Fass mich nicht an, Mensch..!“, fauchte die Blauhaarige etwas laut und wehrte sich mit beiden Händen.
 

„Mensch? Aber du bist-“, Minakos Satz stoppte und ihre Augen weiteten sich, als sie in die Pupillen der Frau sah. Ihre Iriden waren nicht rund, wie die von normalen Menschen, sondern spitz, wie die eines Raubtieres. Ebenso bemerkte sie hinter dem langen Haar nun die Fischhäute, die sie statt Ohren hatte. „Wer.. oder was bist du..?“, brachte sie nur noch ungläubig heraus.
 

Konnte es sein, dass sie noch schlief? Das erschien alles viel zu unreal.
 

Die Blauhaarige schwieg und beobachtete sie mit einem großen Misstrauen. Ihr Körper zitterte leicht und sie war in Abwehrhaltung.
 

„Ich will dir nichts Böses. Ich habe dich bewusstlos gefunden und wollte dir helfen.“, erklärte sie nur. Die Augen der Blauhaarigen verengten sich kurz, bevor sie selbst eine Realisation hatte.
 

„Warte.. du konntest mich die ganze Zeit sehen?“, fragte sie, ihre Stimme war immer noch feindselig und giftig.
 

„Ja.. Und ich habe deine Stimme in meinem Kopf gehört. So habe ich dich gefunden. Aber irgendwie kann dich niemand sonst sehen.“, erklärte Minako und beruhigte sich langsam wieder.
 

„Sterbliche sollten eigentlich nicht im Stande sein, mich zu sehen.. Dass du durch meinen Schleier der Unsichtbarkeit sehen kannst, bedeutet, dass du eine Gabe der Sensibilität besitzt..“, murmelte die Blauhaarige nachdenklich.
 

„Bitte was? Gabe der Sensibilität? Was meinst du?“, fragte die Blonde und näherte sich wieder der Frau, da sie nun hoffentlich verstanden hatte, das sie ihr nichts Böses wollte. Die fremdartige Frau zischte bedrohlich und Minako stoppte wieder.
 

„Die Gabe, Übernatürliche Wesen wahrzunehmen.“, sprach die Frau dann. Minako blinzelte. Einmal. Zweimal.
 

„Du bist ein.. Dämon oder sowas in der Art?“
 

„NEIN!“, fuhr die Frau sie an. „Ich bin kein Dämon.. ich bin.. ein Geistwesen.“, wehrte sich die Blauhaarige und seufzte tief durch, bevor sie sich durchrang und Minako erzählte, was vor sechs Monaten passiert war. Wie sie im Makai vor den Dämonen geflohen war und sich in die Menschenwelt retten konnte. Aber der Mangel an Wasser sie immer schwächer hat werden lassen und ihre Verletzungen deswegen nicht heilen konnte. Irgendwann verließ sie dann die Kraft ihrer letzten Reserven und sie brach in der Gasse zusammen, bereit zu sterben. Sie dachte nur daran, die Perle zu beschützen. … „DIE PERLE?! WO IST SIE?!“, fragte Himeropa erbost und griff sich an den Hals, wo der Anhänger mit der Perle sein sollte. Minako lächelte und holte etwas aus ihrer Tasche.
 

„Dann gehört das also doch dir? Es lag neben dir und sah wertvoll aus. Deswegen habe ich es mitgenommen, bevor ich dich hierher getragen habe.“, erklärte sie und im Bruchteil einer Sekunde hatte Himeropa ihr die Perle aus der Hand gerissen und drückte sie an ihre Brust.
 

„Diese Perle ist immens wichtig..“, murmelte sie leise und zitterte etwas mehr. „Und ein einfacher Mensch wie du, ist nicht würdig, die Perle zu berühren.“, fuhr sie fort. Minako seufzte leise. Diese Himeropa schien Menschen nicht sonderlich leiden zu können.
 

„Was hast du jetzt vor?“, fragte die Blonde dann.
 

„Meine Kräfte wiederherstellen und dann in die Geisterwelt zurück kehren. Ich muss König Enma von den Geschehnissen berichten und ihn um Schutz bitten..“, murmelte Himeropa. … „Wieso erzähle ich dir das überhaupt..“
 

Die Gefragte zuckte mit den Schultern und hinterfragte nicht einmal die Begriffe 'Geisterwelt' und 'König Enma'. Irgendwo tief in sich, hielt sie das Ganze immernoch für einen Traum.
 

„Und wie willst du deine Kräfte wiederherstellen?“, wollte sie nur wissen.
 

„Tch. Damit.“, sprach Himeropa und trank die ganze Karaffe innerhalb weniger Sekunden leer. „Das sollte erst einmal genügen.. Ein Tor in die Geisterwelt ist nicht so kräftezehrend..“, murmelte Himeropa und hob ihre Hände. „O spirits, who wander between wind and rain, lend me your power to open the gate to the otherworld and transfer my body into nothingness..“
 

Gebannt sah Minako auf Himeropa, doch nichts geschah. Entsetzt blickte die Blauhaarige auf ihre Hände und versuchte ihre magischen Kräfte einzusetzen. „Water..stream..?“ Erneut geschah nichts. Minako verschränkte die Arme. „Ich kann meine Magie nicht benutzen.. Was geht hier vor?“, fragte sich Himeropa und versuchte noch einige Male ihre Magie einzusetzen. Vergebens. „VERDAMMT..“
 

„Okay, gleich wache ich bestimmt auf. Das ist alles nur ein ganz verrückter Traum.“, meinte die Blondine nach einer kurzen Pause immer und immer wieder.
 

„Du glaubst mir nicht? Tse, ihr Menschen seid so einfältig. Solange ihr etwas nicht mit eigenen Augen seht, ist es für euch unlogisch.“, grummelte die Blauhaarige bitter.
 

„Nein, ich glaube nicht an Übernatürliches. Es muss eine einfache Erklärung für alles geben. Vielleicht verliere ich allmählich auch den Verstand.“, sprach Minako fertig und fasste sich an die Stirn, ob sie wohl Fieber hatte.
 

Himeropa beobachtete sie schweigend und blickte dann auf ihre Hände. „Es ergibt einfach keinen Sinn, warum ich in der Menschenwelt auf einmal meine Kräfte nicht mehr benutzen kann.“, meinte sie ganz leise zu sich selbst.
 

Minako war immer noch etwas verstört und ratlos, wie sie die derzeitige Situation bewerten sollte. Träume hatten sich noch nie so real angefühlt und unter normalen Umständen, wäre sie schon lange wieder aufgewacht. Es gab nur eine Möglichkeit, herauszufinden, ob Himeropa existierte. Sie musste noch einen Berührungstest mit ihren Schwimmhaut-Ohren machen. Als die Blauhaarige noch auf ihre Hände schaute, sah sie den Schatten neben sich und spürte hinterher, wie ihre sensiblen Ohren von rauen Menschenhänden berührt wurden.
 

„NIMM DEINE HÄNDE VON MEINEN OHREN!“, fauchte Himeropa laut und ein starker Windstoß schleuderte Minako unsanft gegen die Tür des Schlafzimmers. Schmerzend musste die Blonde nun erkennen, wie real das alles war und riss ihre Augen ungläubig auf.
 

„W-Was war das?“, fragte sie geschockt und hielt sich den linken Arm, der an die Tür geprallt war.
 

„Scheint als wäre nicht meine ganze Kraft verschwunden..“, schmunzelte die Blauhaarige nun und sah auf ihre Handfläche. „Tut mir Leid, aber ich mag es überhaupt nicht, angefasst zu werden.“, fuhr sie als Warnung fort.
 

„Notiert..“, murmelte die Blonde und konnte sich endlich der Tatsache stellen, dass sie vor einem übernatürlichen Wesen stand. Denn dieser Windstoß war definitiv Magie.
 

„Aber solange ich diese Welt nicht verlassen kann, muss ich mir einen Unterschlupf suchen..“, seufzte Himeropa hilfesuchend.
 

„Uhm.. du kannst bei mir bleiben.“
 

„Was?“
 

„Ich weiß zwar nichts über dich und eure Art, aber du warst verletzt und bist wegen irgend etwas sehr verängstigt. Diese Dämonen, die dich verfolgt haben, sind die hinter etwas bestimmten her?“, wollte die Blonde wissen.
 

„Tse.. das geht dich nichts an, Mensch.“, antwortete Himeropa nur kühl.
 

„Okay, okay.. Aber wenn ich dir schon Unterschlupf gewähre, wäre es von Vorteil zu wissen, wovor ich dich verstecke.“, argumentierte Minako weiter.
 

„...Wieso sollte ich bei einem Menschen bleiben?“, fragte die Blauhaarige distanziert.
 

„Weil du keine Wahl hast? Du scheinst ja offensichtlich nicht in der Lage zu sein, in deine Welt zurück zu kehren, also bist du für den Moment wehrlos. Ich glaube nämlich nicht, dass du Dämonen mit einem Windstoß so einfach in Schach hältst, wie 'einen schwachen Menschen'.“, das Menschen betonte die Blonde extra, was Himeropa sich die Augen verdrehen ließ.
 

„.. Und was macht mich deiner Ansicht nach so sicher hier?“, endlich klang die Blauhaarige nicht mehr ganz so feindselig, was Minako erleichtert lächeln ließ.
 

„Ich lebe alleine. Und ich habe keine Freunde, die hier auftauchen und dich entdecken könnten. Solange du das Apartment nicht verlässt, wird niemand wissen, dass du hier bist. Du kannst solange hier bleiben, bis du deine Kräfte wieder hast und in deine Welt kannst.“
 

„Du..bist ganz alleine?“, fragte Himeropa und ihre Augen wurden ein wenig sanfter. Die Blonde nickte. „...Warum bietest du einer vollkommen Fremden, die obendrein nicht mal menschlich ist, so etwas an? Ist dir nicht klar, in welche Gefahr du dich damit bringen könntest?“, fragte sie.
 

„Nein, weiß ich nicht. Diese Situation ist auch für mich neu. Aber ich habe das Gefühl, dass es richtig ist, was ich tue. Schließlich.. muss es einen Grund geben, warum gerade ich deine Rufe gehört habe oder?“
 

Auf Minakos Worte folgte bedrückende Stille. Himeropa dachte über das Angebot und die Worte nach, bevor sie die Augen schloss und seufzte. „Ich schätze, für den Moment habe ich keine andere Wahl. Dann werden wir wohl eine Weile miteinander auskommen müssen. Aber glaub bloß nicht, dass ich dir vertraue, Mensch.“, fügte sie als letzten bissigen Kommentar hinzu. Minako lächelte traurig und nickte.
 

„Das ist mir bewusst. Also, Himeropa war dein Name ja? Hast du Hunger?“
 

„Hn..“
 

Das konnte ja was werden.

Kapitel 2: Angriff auf die Menschenwelt

Zwei Wochen waren nun schon vergangen, seit Minako dieses Geistwesen Himeropa bei sich aufgenommen hatte. Das Verhältnis zu der „menschenscheuen“ Blauhaarigen besserte sich nur sehr langsam, aber zumindest knurrte sie Minako nun nicht mehr so schroff an bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
 

Während Minako arbeiten war, meditierte Himeropa unter der Dusche. Das Wasser stärkte ihre Sinne und sie erhoffte sich, bei genug Wasserreserven wieder im Vollbesitz ihrer magischen Kräfte zu sein. Die Blondine wusste nichts von diesen Meditationsritualen, bis sie einen Schock von ihrer Wasserrechnung bekam.
 

Auf der Arbeit besserte sich auch nichts wirklich. Immer mehr Schuldner klagten über die aggressiven und brutalen Methoden, wie die „Geldeintreiber“ sie zum Zahlen brachten. Ausgeschlagene Zähne, gebrochene Arme und Gehirnerschütterungen häuften sich in den Berichten über das Inkassobüro in den Medien und schon sehr bald verlor das Unternehmen einige ihrer wichtigsten Stammkunden.
 

Taiko nahm das alles mit einer unfassbaren Gelassenheit auf, oder vielleicht war es einfach nur fehlendes Interesse, da sie ihre Arbeit sowieso immer „todlangweilig“ fand. Und mit dem Ausfall diverser Kunden, hatte sie noch viel mehr 'Freizeit', um die Zeit bis zum Feierabend totzuschlagen.
 

„Hast du Lust heute Abend mit mir durch Clubs zu ziehen?“, fragte der Rotschopf irgendwann nach dem Mittag. Minako war gerade dabei, den Monatsabschluss des Unternehmens fertig zu machen. Zum ersten Mal, seit die Firma bestand, war sie in den roten Zahlen.
 

„Lieber nicht. Ich fühle mich unter so vielen Menschen nicht wohl. Und ich bin auch kein Partymensch.“, winkte die Blonde ab und speicherte die Excel-Datei mit den T-Konten ab.
 

„Ach, es wird dir gefallen. Du kommst so selten aus dir raus.“, seufzte die Rothaarige frustriert. Schon seit sie dort arbeitete, versuchte sie ihre Kollegin zum Ausgehen zu bewegen.
 

„Ich verstehe nicht, warum du so hartnäckig bist. Hast du nicht genug andere Leute, die mit dir Party machen wollen?“, fragte die Blonde nun leicht genervt.
 

„Na klar hab ich die, aber ich möchte eben, dass du auch zu diesen Leuten gehörst. Ist das so schlimm?“
 

„Warum willst du das?“
 

„Weil ich dich mag?“
 

„...Wie kannst du mich mögen? Wir kennen uns erst seit knapp 5 Wochen und arbeiten nur zusammen.“, stutzte Minako und schüttelte ungläubig den Kopf. Taiko zog einen leichten Schmollmund.
 

„Muss ich einen Grund haben, weswegen ich jemanden sympathisch finde? Das ist halt so. Ich möchte mit dir befreundet sein, aber du blockst immer alle Einladungen direkt ab.“, sprach sie.
 

„Ich..“, begann die Blonde und sah auf in das Gesicht ihrer Kollegin. Diese blickte fragend zurück. „...bin es nicht gewohnt, dass man sich um mich bemüht. Tut mir Leid. Ich weiß wohl einfach nicht, wie ich damit umgehen soll, dass jemand Interesse an mir als Person zeigt.“, gab sie schließlich zu.
 

„Wie, du bist es nicht gewohnt? Hattest du nicht mal als Kind Freunde? Schulzeit?“, hakte die Rothaarige nun nach. Die Blonde schüttelte den Kopf.
 

„Nein, nie. Die anderen Kinder, mit denen ich in der Klasse war, waren sehr unsympathisch. Sie haben sich immer Schwächere gesucht, auf denen sie herum hacken konnten. Mit solchen Leuten wollte ich einfach nichts zu tun haben. Irgendwann habe ich gelernt, alleine zu spielen. Mit Puppen oder ich habe mich in Fantasiewelten geflüchtet, als ich Mangas gelesen habe. Ich brauchte keine Freunde für eine glückliche Kindheit.“, erklärte Minako und ließ leicht den Kopf hängen.
 

„Und warum klingt das so unglaubwürdig?“, stutzte Taiko und Minako blickte fragend mit einem 'Huh..?' auf. Die Rothaarige deutete auf ihre Kollegin und sprach weiter. „Warum klingt das dann so traurig aus deinem Mund? Und warum bist du dann den Tränen nahe, wenn du von dieser Zeit erzählst? Wenn du alleine so glücklich warst, warum wirkst du dann nicht so?“, diese Fragen trafen Minako komplett unvorbereitet. War sie wirklich den Tränen nahe? Wie erkannte Taiko das nur so gut, obwohl sie sonst die ganze Zeit eher weniger kompetent wirkte?
 

„Taiko, ich-“
 

„Hör mal. Es ist okay, wenn du nicht weißt, wie man sich als eine Freundin verhält. Es macht mir auch nichts aus, wenn du nicht zu allem Ja sagst, was ich vorschlage. Aber gib mir doch zumindest die Chance dich besser kennen zu lernen.“, schlug sie dann vor.
 

„...“
 

„...Okay?“, fragte der Rotschopf und stand von ihrem Stuhl auf, um auf Minakos Seite des Bürotisches zu gehen und ihr die Hand hinzuhalten. „Wenn ich dir zu sehr auf die Nerven gehe irgendwann, dann kannst du immer noch sagen, dass du alleine glücklicher bist. Aber versuche es wenigstens.“
 

Minako wusste gerade nicht, was sie sagen sollte. Ihr Mund hing ein Stück weit offen und sie sah mit geweiteten Augen ihre Arbeitskollegin an. Sie seufzte kurz auf und schloss die Augen, bevor sie den Kopf erneut senkte und leicht nickte.
 

„Abgemacht. Danke.“, meinte sie leise und nahm Taikos Hand als Zeichen, dass sie ihre Versuche nun endlich annahm. Taiko grinste triumphierend und schüttelte die Hand der Älteren.
 

„Supi. Dann ziehen wir heute Abend um die Clubs?“
 

„...In Ordnung.“

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-
 

[Am Abend]
 

Yuusuke, Kurama, Kuwabara und Jin trafen sich an diesem Abend mit Botan, die ihnen ein technisches Gerät aus der Geisterwelt zur Verfügung stellen wollte, welches ihnen bei der Suche nach Dämonen helfen sollte.
 

Die Blauhaarige winkte ihren Freunden enthusiastisch zu, als sie sie im Park traf. Dort befand sich zu dieser Zeit kein Mensch mehr und es war für die Detektive ein beliebter Ort, um Missionen zu besprechen.
 

„Yo, Jin. Was geht, Alter?“, fragte Yuusuke und die beiden begrüßten sich mit einem kameradschaftlichen Ellbogen, als sie die Unterarme aneinanderstießen.
 

„Yo, Yuusuke. Alles klar, das Makai ist nur ziemlich öde ohne Turniere. Haha. Und wie läuft das Leben als Ehemann?“, fragte der extrovertierte Winddämon zurück mit einem breiten Grinsen.
 

„Ach hör bloß auf, Keiko ermahnt mich ständig wegen der Kloschü-“
 

„Yuusuke. Jin. Was hatten wir vereinbart?“, unterbrach Kurama die beiden Jungspunde mit einem Stirnrunzeln. Beide Männer verschränkten die Arme hinter dem Kopf und sahen mit einem leichten Schmollmund zu dem Fuchs.
 

„Das wir solche 'Nichtigkeiten' zurückstecken und uns auf die Mission konzentrieren.“, kam es von beiden unisono. Botan blinzelte und kicherte dann, als sie die Interaktionen beobachtete.
 

„Ihr seid zwar jetzt alle älter, aber keiner von euch hat sich verändert.“, lachte sie vergnügt.
 

„War das ein Kompliment?“, fragte Jin und Yuusuke zuckte mit den Schultern.
 

„Hoffen wir mal, dass es eins war. Also Botan, was hast du da für uns?“, fragte der Schwarzhaarige und deutete auf ein kleines Gerät in ihrer Hand, welches wie ein Kompass aussah.
 

„Oh das.“, begann Botan und hielt den Apparat in die Höhe, damit jeder es sehen konnte. „Das ist ein 'Dämonenradar'. Er zeigt uns in einem Umkreis von 10 km jegliche dämonischen Entitäten an! Falls sich also einer als Mensch ausgibt, können wir ihn damit sofort enttarnen!“, erklärte die Sensenfrau der Geisterwelt. „Koenma-sama hat dieses Radar höchstpersönlich in Auftrag gegeben und getestet. Es funktioniert also einwandfrei. Wollt ihr es mal testen und schauen, ob sich hier in der Nähe schon Dämonen aufhalten?“, fragte sie in die Runde. Als Geistwesen durfte sie in den Missionen leider nur leicht assistieren und weniger mit eingreifen und helfen, denn sie musste Neutralität bewahren und Koenma sah es nicht gern, wenn sich Botan wegen ihrer Neugier und helfenden Natur in Gefahr begab. Sie war schließlich seine fähigste Mitarbeiterin.
 

„Ähm Botan. Das Gerät wird wegen Jin, Kurama, Hiei und mir immer ausschlagen. Wir sind auch Dämonen, schon vergessen?“, fragte Yuusuke misstrauisch und nahm ihr das Radar ab, um es von allen Seiten zu beäugen.
 

„Das haben wir doch schon lange berücksichtigt! Das Radar scannt jede verdächtige Gestalt und wenn sie in der Datenbank von der Geisterwelt ist, kann sie die Identität der Gestalt zuordnen. Und eure Daten wurden natürlich als Ausnahmen hinzu gefügt. Das Gerät wird wegen euch also nicht ausschlagen.“, erklärte Botan und erhobenen Finger und gestikulierte beim Reden.
 

„Aha. Dann lass mal sehen..“, begann Yuusuke und schaltete das Gerät ein. „Oh, da sind drei leuchtende Punkte aufgetaucht. Erm.. links?“
 

„Das heißt, dass in der Nähe drei Dämonen sind. Guck mal, da ist ein Fadenkreuz und die zeigen die Entfernung an. Der Punkt da ist im zweiten Bereich im Westen. Das heißt er ist ungefähr 100 Meter in westlicher Richtung.“
 

„Alles klar! Dann wollen wir mal in ein paar dämonische Hintern treten! Los geht’s Geisterdetektive! Aaah es ist so lange her, seit wir auf einem Abenteuer waren. Ich bin so mega gehyped!!“, grinste Yuusuke und knackte seine Fäuste.
 

„Unterschätze die Gefahr nicht, Yuusuke. Bleib‘ wachsam und tue nichts unüberlegtes.“, warnte Kurama seinen schwarzhaarigen Kumpel, da Yuusuke dazu tendierte, seinen Verstand auszuschalten, wenn er in Kampfstimmung war.
 

„Keine Sorge. Keiko würde mich umbringen, wenn ich mich von einem Dämon töten ließe, hehe.“
 

„…“ Botan sah dem Chaosteam schweigend zu, als sie sich auf den Weg zu den unbekannten Entitäten machten und ihr kamen langsam Zweifel, ob es nicht doch ein Fehler war, sie damit zu betrauen.. ‚Hoffentlich geht das gut..‘
 

Währenddessen wartete Minako vor dem Nachtclub, wo sie mit Taiko vereinbart hatte, sich zu treffen. Wie es schien war ihre Arbeitskollegin unpünktlich. Alle paar Minuten blickte die Blonde auf die Uhr und blickte sich suchend um.
 

‚Warum wundert mich das nicht, dass sie unpünktlich ist? Ist ja auf Arbeit auch nicht anders..‘, dachte sie und schüttelte leicht den Kopf. ‚Wenn sie in 30 Minuten nicht da ist, gehe ich nach Hause. Ich sollte Himeropa sowieso nicht zu lange unbeaufsichtigt lassen..‘

Als sie wartete, spürte sie plötzlich einen eiskalten Hauch im Nacken. Sie drehte sich um und sah einen dürren Mann hinter sich entlanglaufen. Er hatte dunkle Augenringe und wirkte relativ ungepflegt und verwahrlost. Die Blondine blinzelte, denn eine ungewöhnliche Aura ging von diesem Mann aus. ‚Merkwürdig..‘, dachte sie dabei und rieb ihre Oberarme, da sie von dem kalten Luftzug eine Gänsehaut bekommen hatte.
 

Die Gestalt lief eine Weile weiter und blickte sich dabei unauffällig um. Sie bog in eine verlassene Seitengasse und erblickte dort neben den Mülltonnen einen Obdachlosen, der gerade nach etwas Essbaren in den Tonnen wühlte. „Perrrrfekt~“, schnurrte der Mann und leckte sich über die Lippen.
 

Der Mann bemerkte die dürre Gestalt und hielt sie erst für einen Schmarotzer, der ihm sein Territorium streitig machen wollte. „Das ist meine Tonne. Such dir woanders etwas, Mann. Hier muss jeder zuerst an sich selbst denken auf der Straße.“, murrte der Mann, aber die Gestalt lief langsam und zombieartig auf den Mann zu. „… Hey.. hörst du schlecht? Und was soll dieses Zucken? Bist du auf Drogen?“
 

Die Gestalt ignorierte den Mann und hob eine Hand. Dabei verwandelten sich seine Finger in Klauen und sein Gesicht verzog sich in ein dämonisches Lachen.
 

Der Schrei des Obdachlosen hallte durch die Gasse und Minako zuckte zusammen. ‚War das ein Schrei?‘, fragte sie sich und kurz darauf hörte sie erneutes Kreischen. Diesmal aus dem Club. Sie blickte zu den jungen Leuten, die mit Schreien und Kreischen ihrem Tanz Ausdruck verliehen. ‚Daher also..‘
 

In der Gasse rannte der Mann um sein Leben und warf dabei mehrere Mülltonnen um. Die Gestalt, die nun teils menschlich, teils dämonisch aussah, rannte auf allen Vieren hinterher und sprang in die Luft. Dort wollte er dem verängstigten Mann den Gnadenstoß verpassen.
 

Der Mann sah beim Rennen auf und erschrak, als er die Gestalt auf sich zuspringen sah. „Bitte nicht..!“
 

„REI GUN!“
 

Ein bläulicher Lichtstrahl aus Energie traf die Gestalt und durchbohrte dessen Schädel. Die Kreatur kreischte vor Schmerzen und fiel leblos zu Boden. Der traumatisierte Mann blickte nicht einmal zu seinen Rettern und rannte weinend und schreiend fort, in der lauten Hoffnung, dass das alles nur ein Traum war.
 

„Ich rufe ja normalerweise gerne laut ‚GERN GESCHEHEN‘, wenn wir jemanden retten. Aber diesmal verstehe ich den armen Tropf. Dieser Dämon war ja ultra-hässlich.“, meinte Yuusuke und kratzte sich am Nacken, als er tief durchatmete. „Aber der war ja mal richtig schwach. So macht das Kämpfen keinen Spaß.“, fügte er mit einem Seufzen hinzu.
 

„Oh~ Glaub nicht unser Spiel wäre schon vorüber, Geisterdetektivlein.“, die schrille Stimme des Dämons kicherte in Yuusukes Ohr von hinten und der Schwarzhaarige grinste leicht.
 

„Gut, das wäre ja auch zu langweilig.“, meinte er und packte den Dämon. Mit einigen geschickten Nahkampftechniken warf er den Dämon in die Mülltonnen und feuerte mit seinen Zeigefingern weitere Rei Gun Schüsse ab, die die Kreatur durchlöcherten. „Yo, das war’s!“, meinte er triumphierend und kontaktierte über eine Kommunikationsgerät im Ohr seine Freunde. „Meinen habe ich schon erledigt! Wie sieht es bei euch aus?“, wollte er großspurig wissen.
 

„Urameshi? Was soll das heißen du hast deinen erledigt? Bei dir wird noch eine lebende Präsenz angezeigt.“, antwortete Kuwabara ungläubig.
 

„Heeh? Der is Matsch und sicher nich mehr lebendig!“, wehrte sich Yuusuke und warf einen näheren Blick zu den Tonnen. Rauchschwaden von den Attacken überdeckten noch alles, aber das konnte der nicht überlebt haben. Das war doch nur ein C-Rang Dämon, wenn‘s hoch kam!
 

Aus dem Rauch schoss plötzlich eine scharlachrote Energie, die Yuusuke nur knapp verfehlte. „Waaa? Moment Mal.. da ist ein Riesenenergieaufschwung..“
 

„Seufz.“, seufzte eine weibliche Stimme gelangweilt. „Da ruiniert mir doch so ein stinkender Halbdämon diesen chilligen Abend. Was soll’s. Arbeit ist Arbeit und ich sollte Tarana-sama nicht erzürnen.“
 

Der Rauch lichtete sich und gab Zhuque preis, die Dämonengenerälin, die hinter Himeropa her war. Sie verschränkte ihre Arme und in ihrem Mund war der schweifähnliche Ansatz des Dämons, den Yuusuke bekämpft hatte. Sie kaute daran und schluckte es dann hinunter.
 

„D-Du hast den Kerl gefressen?!“, meinte Yuusuke und zielte erneut mit seiner Rei Gun.
 

„Diese Spielchen klappen bei mir nicht, Geisterdetektiv. Ich bin eine ganz andere Liga.“, kicherte die weißhaarige Dämonin und war mit übermenschlicher Geschwindigkeit vor dem Schwarzhaarigen. „Machen wir es kurz. Ich habe heute noch etwas zu tun~“, hauchte sie und rammte ihre mit langen Nägeln besetzten Finger in Yuusukes Hals.
 

„FUCK…“
 

Nun war das eingetreten, wovor Kurama ihn gewarnt hatte. Er hat seinen Gegner unterschätzt..
 

Wie sollte er da nun wieder raus kommen?
 

Fortsetzung folgt.



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