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The Weapon They Fear

Sasuke x Sakura
von

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Sakuras Angst

Sakura drückte den Blumenstrauß fester an ihre Brust. Sollte es zu einem Kampf kommen würde sie sich von den Zinnien verabschieden müssen, da sie dann nur im Weg wären. Jetzt, da sie sich darauf konzentrierte, konnte sie das schwache, fremde Chakra spüren, das ihnen folgte. Vielleicht handelte es sich nur um einen reisenden Iwa-Nin, der ebenso wie sie den Weg durch die Felsen nutzte, um zum nächsten Dorf zu gelangen. Andererseits könnte es sich auch um einen Nuke-Nin handeln, der sie in Sekikawa entdeckt hatte, und nun auf einen geeigneten Moment wartete, um sie anzugreifen. Dann war er entweder sehr mutig oder aber sehr dumm, da sie zu zweit waren und er augenscheinlich allein. Möglicherweise war Sasukes Plan aufgegangen und der Feind kam von selbst auf sie zu. So würden sie nicht länger suchen müssen.

 

Nun erreichten sie die Felsen, die die Umgebung beherrschten. Sakura drehte sich noch einmal um und warf einen Blick zurück. Sekikawa war inzwischen kaum noch zu erkennen. Weit und breit konnte sie niemanden sehen. Wer auch immer in ihrer Nähe war, war nicht zu erkennen. Sie folgte Sasuke durch die Felsen und machte sich bereit, rief sich in Erinnerung, in welchen Taschen ihre Waffen steckten. Die Aufregung kitzelte an ihren Nervenenden, so wie immer, kurz vor einem Kampf.

 

Sasuke wirkte angespannt, aber nicht beunruhigt. Er schien fokussiert auf sein Umfeld, allzeit bereit sich zu verteidigen. Ihm war das fremde Chakra viel eher aufgefallen, als ihr.

 

„Seit wann?“, fragte sie leise, während sie sich unangenehm beobachtet fühlte. Ihre Augen suchten nach etwas Verdächtigem. Die riesigen Gesteinsbrocken machten es schier unmöglich die Umgebung im Auge zu behalten. Hinter jedem Felsen könnte eine Gefahr lauern.

 

„Ich habe ihn bereits im Dorf gesehen“, antwortete Sasuke ruhig. Mit seinem Sharingan konnte er Chakra erkennen, sodass er den Shinobi inmitten der Zivilisten sofort identifiziert haben musste. Für einen Moment fragte sich Sakura, wieso er diesbezüglich nichts zu ihr gesagt hatte. Doch nach wie vor wussten sie nicht, ob derjenige, der offenbar über Chakra verfügte, Feind oder Freund war.

 

Plötzlich drehte sich Sasuke um und das nächste, was sie sah, war eine mächtige Feuerflamme, die er mithilfe von Fingerzeichen heraufbeschwor. Auch wenn sie sich von ihr wegbewegte konnte Sakura die Hitze in ihrem Gesicht spüren. Sasukes Kopf wirbelte herum, die roten Augen zuckten hin und her. „Käfer“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sie sind überall.“

 

Keuchend sah Sakura sich um und tatsächlich: Sie waren schon so nahe, dass sie die winzigen Punkte, die auf den Felsen und Steinen herumkrabbelten, auch ohne Sharingan erkennen konnte. Jetzt sah sie auch welche in der Luft herumfliegen und wie sie ihr immer näher kamen. Hektisch schlug sie mit dem Blumenstrauß nach ihnen. Wenn sie jetzt gebissen wurde würde das Gift sie wieder halluzinieren lassen und das wollte sie nicht noch einmal erleben.

 

„Geh in Deckung“, sagte Sasuke, bevor er einmal tief Luft holte, Fingerzeichen formte und weitere Flammen ausspuckte, um die unzähligen Käfer zu verbrennen. Das war die schnellste und sicherste Methode, so viele wie möglich von ihnen auf einmal zu erwischen. Sakura wich zurück, schlug einige Käfer mit den zerfledderten Blumen beiseite, ließ sie letztendlich fallen und stürmte dann auf einen der Felsen zu. Sie konzentrierte ihr Chakra in ihren Fußsohlen und lief an der steilen Wand senkrecht nach oben. Im Gegensatz zu Sasuke beherrschte sie kein mächtiges Jutsu, mit dem sie gegen die Käfer ankommen konnte. Er hatte sein Feuerelement und konnte sich damit gut verteidigen. Ihr blieb in diesem Moment nur die Flucht.

 

Oben über den Felsen angekommen konzentrierte sie sich auf das fremde Chakra und versuchte es zu lokalisieren. Der Anwender des Jutsus war in unmittelbarer Nähe. Sie würde ihn fangen und ausschalten, denn ohne ihn würden die Käfer vermutlich nicht mehr angreifen. Eine gewaltige Feuerflamme schoss plötzlich nur wenige Meter neben ihr gen Himmel. Kurz darauf landete Sasuke beinahe lautlos neben ihr.

 

„Es sind zu viele. Gegen sie zu kämpfen vergeudet nur unnötiges Chakra.“

 

Genau in diesem Moment erschien ein Schwarm wie aus dem Nichts. Wie eine dunkle Wolke rasten die Käfer auf die beiden zu, sodass sie in unterschiedliche Richtungen davonsprangen, um auszuweichen. Diese Viecher sind schnell, schoss es Sakura durch den Kopf. Sie landete auf einem Felsen und sah, wie der Schwarm ihr folgte. In Iwagakure hatten sich die Käfer an ihre Opfer unbemerkt angeschlichen und einen günstigen Moment abgepasst, um zuzubeißen. Doch nun griffen sie an. Rasend schnell. Sie sprang weiter, auf den nächsten Felsen. Der Schwarm drohte sie einzuholen, als er plötzlich von einer weiteren Flamme von Sasuke vernichtet wurde.

 

Sie erkannte den Schwarzhaarigen östlich von sich und sprang in seine Richtung, bis sie auf dem gleichen Felsen stand wie er. Seine roten Augen folgten immer noch den Käfern. „Wir müssen ihn finden!“, rief Sakura, die sich hastig umsah, aus Angst, von ihnen jederzeit gebissen zu werden. Das Summen um sie herum schien immer lauter zu werden. „Wo ist er?“

 

Sasuke sah sich um, suchte mit seinem Sharingan die Umgebung ab. Da die Käfer ebenfalls Chakra in sich trugen war es schwierig für ihn eine Person in all dem auszumachen. Doch letztendlich wurde er fündig. Seine Augen fokussierten eine Stelle. „Hab ihn.“ Im nächsten Moment stürmte er auch schon los. Sakura sprang ihm hinterher. Er war so schnell, dass sie für einen Moment glaubte, sie würde ihn verlieren. Einmal sah sie sich um, um zu sehen, ob die Käfer ihnen weiterhin folgten. Sie glaubte sie bereits unter ihrer Kleidung krabbeln spüren zu können. Sie schüttelte den Kopf, fokussierte sich wieder auf Sasuke. Jetzt durfte sie ihn bloß nicht aus den Augen verlieren.

 

Bei einem der Felsen machte er Halt und sprang hinab in die Tiefe. Sakura tat es ihm gleich und landete zielsicher neben ihm auf dem Boden, wobei Staub und Dreck unter ihren Sandalen aufwirbelten. Als sie sich aus der Hocke erhob und sich aufrichtete, standen sie beide jemandem gegenüber. Bei seinem Anblick entglitten ihr beinahe die Gesichtszüge.

 

„Du?“, fragte sie leise, die Augenbrauen irritiert zusammengezogen.

 

Er grinste. Das Gesicht war ihr vertraut, da sie es erst kurz zuvor noch gesehen hatte, auch wenn der Moment nur flüchtig gewesen war. Verständnislos starrte sie ihn an, während Sasukes Sharingan immer wieder von ihm zum Himmel wanderten, um nach den Käfern Ausschau zu halten. Sie beide standen nun dem Mann gegenüber, den Sakura auf dem Markt angerempelt hatte.

 

„Sasuke Uchiha, was für eine Ehre“, sagte der Mann spöttisch, der etwa in ihrem Alter war, vielleicht ein paar Jahre älter. Im Gegensatz zu den meisten Menschen aus dem Erdreich war er ziemlich blass. Auf dem Markt hatte er noch völlig unauffällig gewirkt, normal und unscheinbar, doch nun umhüllte ihn die typische Aura eines Ninja, sich seiner Stärke durchaus bewusst und allzeit bereit für den Kampf. Er trug einen langen, ärmellosen, offenen Ledermantel, der darunter eine blanke, durchtrainierte Brust offenbarte. Die weite Kapuze hing an seinem Rücken herab. Weder Uniform noch Stirnband ließen erkennen, welchem Dorf er angehörte. Seine dunklen Augen musterten Sasuke interessiert. „Ich konnte es kaum glauben, als ich euch vorhin begegnet bin. Sagt bloß ihr habt meinetwegen die lange Reise aus Konoha auf euch genommen?“ Sein überhebliches Lächeln verwandelte sich in ein süffisantes Grinsen. Sakura fühlte sich unweigerlich an die Arroganz von Ryō Yagami erinnert. Sie hätten Zwillinge sein können. Während sie ihn musterte versuchte sie weitere Vergleiche zu erkennen, doch optisch waren die beiden grundverschieden. Der Mann, der vor ihr stand, wirkte nicht wie der typische Iwa-Nin. Die Blässe und die Käfer deuteten eher auf Konoha hin. Ihr kam ein Gedanke: Stand sie jemandem aus dem Aburame-Clan gegenüber? Eventuell einem Abtrünnigen?

 

„Dann sind das also deine Dreckskäfer.“ Sasuke ließ sich von diesem Kerl nicht beeindrucken. Er strahlte eine Ruhe aus, die Sakura bewunderte. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ihr letzter Kampf war viel zu lange her, um so selbstbewusst zu sein, und dieser Kerl hatte etwas Irres an sich, das sie frösteln ließ. Sasuke hielt sein Kunai immer noch griffbereit in seiner rechten Hand. Ihre eigene wanderte nun ebenfalls zu ihrer Waffentasche. „Bist du verantwortlich für den Mord am Tsuchikage?“, fragte Sasuke.

 

Der Mann täuschte Verblüffung vor. „Was ich?“ Mit einem Finger deutete er auf seine blanke Brust und verzog mitleidig die Mundwinkel. „Ich würde keiner Fliege etwas zuleide tun.“ Er schnaubte, was auch genauso gut ein herablassendes Lachen hätte sein können.

 

Dann wanderten seine dunklen Augen zum ersten Mal zu Sakura.

 

„Jedenfalls nicht physisch.“

 

Ein Ruck ging durch Sakura. Sie keuchte, als ihr die Kehle wie von einer unsichtbaren Klinge schmerzhaft aufgeschlitzt wurde. Panisch griffen ihre Hände an ihren Hals und versuchten die Blutung zu stillen. Keuchend und kreidebleich vor Angst sank sie auf die Knie, versuchte verzweifelt zu atmen, doch sie hustete und röchelte nur, da sie an ihrem eigenen Blut erstickte. Ihre Gedanken überschlugen sich. Angst und Entsetzen dominerten, während sich irgendwo entfernt in ihrem Kopf eine leise Stimme fragte, wie er sie so schnell hatte angreifen können. Verzweifelt rang sie nach Luft, spürte, wie das warme Blut über ihre Finger sickerte. Ihre Hände versuchten weiterhin die Blutung zu stoppen, doch selbst wenn sie keine Medic-Nin gewesen wäre, hätte sie gewusst, dass dieser Kampf aussichtslos war, denn die Wunde war viel zu tief. Und die Erkenntnis, dass man nichts weiter tun konnte, als abzuwarten, verwandelte das Gefühl von Angst in Resignation. So fühlt es sich also an zu sterben, schoss es ihr durch den Kopf. Wie in Watte gehüllt hörte sie wie Sasuke ihren Namen rief.

 

Im nächsten Moment sackte sie erschöpft nach vorne. Das Blut und die Wunde an ihrem Hals waren verschwunden. Fassungslos befühlten ihre Finger die nun makellose Haut. Das Adrenalin ebbte langsam ab, wodurch sie spürte, wie ihr Herz heftig gegen ihren Brustkorb donnerte und ihre Sinne wieder anfingen zu arbeiten. Erleichtert zog sie die Luft ein, die nun ungehindert ihre Lungen füllte. Sie kämpfte gegen die Tränen in ihren Augen an und gegen die Verwirrung in ihrem Verstand. Mit den Händen stütze sie sich auf dem Boden ab. Ihre Finger krampften sich in den staubtrockenen Boden. Ihre Augen wanderten von Sasuke, der sie ungläubig ansah, zurück zu ihren Händen, um sich zu vergewissern, dass kein Blut mehr daran klebte.

 

Was zur Hölle war gerade geschehen?

 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Sasuke. Abwesend registrierte sie Sorge und Verwirrung in seiner Stimme. Hektisch nickte sie. Langsam beruhigte sich ihre Atmung wieder. Es war ihr so real erschienen, doch anscheinend war es nicht die Wirklichkeit gewesen. War das eine Halluzination gewesen? War sie etwa von einem Käfer gebissen worden? Doch wieso war es dann jetzt auf einmal wieder vorbei? Immerhin hatte sie das Gift nicht aus ihrem Körper entfernt.

 

Ihre Stimme klang brüchig. „War das … ein Genjutsu?“ Etwas anderes machte keinen Sinn.

 

„Nein. Dein Chakra ist durcheinander gewesen, aber es war kein Genjutsu.“ Sasukes Kopf ruckte in die Richtung des Mannes, der die Szene stumm und zufrieden betrachtet hatte. Anklagend blickte er ihn an. „Was hast du mit ihr gemacht?“

 

Seine dunklen Augen lagen immer noch auf Sakura, mit denen er sie schon beinahe liebevoll betrachtete. Sein rechter Mundwinkel verzog sich zu einem irren Grinsen. „Du meinst … das?“

 

Als nächstes hörte sie ein Schluchzen. Ihr Instinkt riet ihr davon ab, doch sie konnte sich nicht dagegen wehren und hob den Kopf. Voller Schrecken weiteten sich ihre Augen. Da lag er. Blutüberströmt mit unzähligen Senbon im Körper. Regungslos lag er auf dem Boden, den Kopf gen Himmel geneigt und die Augen geschlossen. Und das Schluchzen, das sie hörte, war ihr eigenes. Mit einem Mal fühlte sie sich so unglaublich leer und ein Schmerz, wie sie ihn noch nie zuvor empfunden hatte, ein Schmerz, der ganz und gar nicht körperlich zugefügt wurde, lähmte und quälte sie, fraß sich durch ihr Fleisch, durch ihre Venen und alle Organe, bis sie nichts anderes spüren konnte als unvorstellbare Angst.

 

„Nein …“, wimmerte sie und kroch zitternd auf allen Vieren auf ihn zu, während die Tränen heiße Linien über ihre Wangen zogen. Er konnte nicht tot sein, er durfte nicht … „Nein“, murmelte sie immer wieder, ihre Stimme wurde immer hysterischer, verzweifelter. Reglos lag Sasuke auf dem Boden. Als sie ihn berührte war seine Hand kalt. Der letzte Funken Hoffnung erlosch. Dabei bemerkte sie nicht einmal, dass er viel jünger aussah, als er eigentlich sein dürfte. Jemand packte ihre Schultern, wollte sie von ihm wegzerren, doch sie wehrte sich. „Nein!“, schrie sie jetzt. Und ihr Schreien vermischte sich mit anderen Stimmen, ihrem besorgten Namen und einem grausamen Lachen. Hände griffen nach ihr, doch sie schlug sie weg, sie wollte bei Sasuke bleiben. Sie wollte ihn nicht verlassen.

 

Dann starrte sie in blutrote Augen und für einen Moment war alles still. Nichts nahm sie mehr wahr, außer diesen faszinierenden und wunderschönen Augen. Sasukes Hände hielten ihr Gesicht umklammert und zwangen sie dazu sie anzusehen. Ihr Verstand arbeitete so langsam wie zähflüssiger Honig. Verwirrung und Erleichterung ergriffen sie zu gleichen Teilen. Sie starrte zurück zum Boden, ohne den Kopf zu bewegen. Die Leiche war weg. Sasuke war weg. Nein, er war nicht weg. Er war hier, bei ihr, kniete direkt vor ihr, lebte. Hastig schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und fing an seiner Schulter an bitter zu schluchzen. Das Gefühl, ihn für immer verloren zu haben, war das schlimmste, was sie jemals erlebt hatte, und es noch einmal durchleben zu müssen war einfach zu viel. Sie war so froh, so froh, dass es ihm gut ging. Niemals wieder würde sie ihn loslassen. Es war nur eine Halluzination gewesen, vermutlich die schlimmste von allen. Sie hatte sich so real angefühlt, so echt … War das wirklich das Werk eines winzigen Käfers?

 

„Wie machst du das?“ Sasukes rote Augen bohrten sich hasserfüllt in die seines Gegners. Er hockte neben ihr, mit einem Arm hielt er Sakura weiterhin an sich gedrückt, die sich immer noch wie eine Ertrinkende an ihn klammerte.

 

Der Blick des Mannes hatte sich verdunkelt, das Grinsen auf seinem Gesicht wirkte nun unheilvoll. „Offenbar ist sie ein intelligentes Mädchen. Sie wird von selbst drauf kommen.“

 

Wütend biss Sasuke die Zähne zusammen. Das Kunai in seiner Hand zitterte. „Sakura, was ist passiert? Sag mir, was er mit dir gemacht hat.“

 

Zittrig atmete sie ein und aus und bemühte sich um einen gefassten Tonfall, was ihr angesichts des gerade Erlebtem nicht recht gelingen wollte. Sie konnte ihm schlecht sagen, dass sein vermeintlicher Tod sie so sehr erschüttert hatte. Mit der rechten Hand wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich hab … Ich habe Dinge gesehen.“ Anscheinend hatte nur sie diese Szenen gesehen. Es mussten also wirklich Halluzinationen gewesen sein.

 

„Hier sind keine Käfer“, zischte Sasuke ungeduldig. Sein Kopf ruckte wieder zu dem Kerl. „Ich mache diesen Bastard fertig.“ Seine Finger bohrten sich in ihren Rücken und drückten sie noch näher an sich heran.

 

„Hm.“ Ihr Gegner wirkte immer noch unerschrocken. Er breitete beide Arme aus, als würde er Sasuke nur zu gern willkommen heißen. „Du klingst ganz schön selbstsicher, aber ich schätze, das ist nachvollziehbar für jemanden aus solch einem berühmten Clan. Allerdings solltest du mich nicht unterschätzen, Uchiha. Bist du sicher, dass du gegen mich kämpfen willst? Im Gegensatz zu euch brauche ich noch nicht einmal Waffen, um euch weh zu tun.“

 

Sakuras Augen wanderten zu Sasuke und sie betrachtete sein Gesicht. Sein Ausdruck erschrak sie ein wenig. Er sah unheimlich wütend aus – und das war ein Anblick, den man wirklich selten zu sehen bekam, da er sich meist nicht provozieren ließ und gut unter Kontrolle hatte. Doch statt seinen Gegner anzugreifen, wie er es ohne Zweifel nur zu gerne tun würde, verharrte er an Ort und Stelle. Er schien zu überlegen. Und mit einem Mal wurde Sakura klar, worüber er nachdachte.

 

Er überlegte, ob sie sich zurückziehen sollten.

 

„Nein“, hauchte Sakura entschieden. Nur ihretwegen waren sie im Nachteil. Der Feind hatte irgendeine Macht über sie, die sie noch nicht verstehen konnte. Wieder einmal war sie ein Klotz am Bein. Sasuke würde recht behalten, denn von Anfang an hatte er daran gezweifelt, dass sie die Richtige für diese Mission war. So kurz vorm Ziel wollte sie aber nicht aufgeben. Endlich hatten sie den Verantwortlichen gefunden und sie würden es – egal wie – schaffen, ihn zu bezwingen. Deshalb löste sie sich von ihm und sah ihn eindringlich an. „Wir ziehen uns nicht zurück!“

 

Sasuke sah sie an. Unsicher. Sakura stand auf, drehte sich zu ihrem Gegner und versuchte ihn zu analysieren. „Ich werde schon noch herausfinden, wie er das macht.“ Anscheinend konnte er in jemandem Halluzinationen freisetzen. Doch wie machte er das? Er hatte sie weder mit einer vergifteten Waffe verletzt, noch hatte er sie berührt. Benötigte er für dieses Jutsu, wenn es denn eins war, lediglich Augenkontakt?

 

Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Sasuke ebenfalls aufstand. „Bisher hat er das nur mit mir gemacht und dich verschont. Wieso?“, fragte sie, mehr sich selbst. Konnte er das auch mit Sasuke anstellen? Würde er auch jeden Moment zusammenbrechen und anfangen zu schreien, weil er grausame Bilder in seinem Kopf sah? Sie betrachtete den unheilvollen, mysteriösen Mann ganz genau, angefangen von seinem dunkelbraunen, zurückgekämmten Haar, der blassen Haut und den dunklen, fast schwarzen Augen. Sie musterte seine Kleidung, rief sich seine Stimme in Erinnerung, was er sagte, wie er sprach … Und verglich ihn mit dem Mann, den sie angerempelt hatte: eine kurze Entschuldigung, das verlegende Kratzen am Hinterkopf … War das nur Zufall gewesen oder hatte er es darauf abgesehen, in ihre Nähe zu kommen?

 

Er quälte nur sie mit diesen schrecklichen Bildern …

 

Er hatte sie auf dem Markt angerempelt …

 

Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Langsam hob sie ihre linke Hand, in der sie bei ihrer ersten Begegnung mit ihm den Blumenstrauß gehalten hatte. „Er hat mich berührt“, erinnerte sie sich. „Auf dem Markt hat er meine Hand berührt. Er braucht Körperkontakt.“

 

Spielerisch hob der Braunhaarige beide Hände und wackelte mit den Fingern. „Gut gemacht. Ich wusste, du würdest es rauskriegen.“ In seiner Stimme klang so etwas wie Stolz mit. Anscheinend schien es ihm keineswegs etwas auszumachen, dass sie es herausgefunden hatte. Oder bluffte er vielleicht nur? Sollte sie nur annehmen, dass er Körperkontakt brauchte, damit sie sich für kurze Zeit in Sicherheit wogen?

 

Was sie zudem verunsicherte war, was diese Berührung noch alles ausgelöst haben könnte. Auch die Art, wie er über sie und mit ihr sprach, beunruhigte sie. Er klang, als würde er sie kennen. Als hätte er in diesem kurzen Moment in ihr Innerstes gesehen und nicht nur ihre Ängste zu Gesicht bekommen. Was wusste er noch alles über sie? Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

 

Sakura wandte sich an Sasuke. „Er darf dich auf keinen Fall berühren. Hörst du?“

 

Seine roten Augen fokussierten seinen Gegner. Die Finger schlossen sich fester um sein Kunai. „Kinderspiel.“

 

„Ich habe viel von dir gehört, Uchiha“, sagte der unbekannte Ninja. „Dich kennenzulernen wird mir ein Vergnügen sein. Ich frage mich, wovor jemand wie du Angst haben könnte.“

 

„Wie machst du das?“, fragte Sakura ihn anklagend. Was hatte sie schon zu verlieren? Während ihrer Missionen war sie vielen Ninja begegnet, die gerne mit ihren Fähigkeiten prahlten. Auch dieser Kerl erschien ihr sehr redefreudig. „Ist das ein Jutsu? Ich habe dich keine Fingerzeichen formen sehen.“

 

Für einen Moment schloss er die Augen, lächelte leicht. „Nein, das ist kein Jutsu.“ Er öffnete seine Augen, streckte beide Arme vor sich aus und hielt die Handflächen nach oben. „Das ist mein Kekkei Genkai.“

 

„Und wie funktioniert es?“ Sakura fühlte sich mutiger, als sie in Wahrheit war. Wie schon auf dem Markt in Sekikawa wollte sie ihn, ebenso wie den Blumenverkäufer, zum Reden bringen, um an wichtige Informationen heranzukommen. Denn umso mehr sie über ihren Feind und seine Fähigkeiten wussten, desto besser. Vielleicht würde ihnen ein wichtiges Detail dabei helfen, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

 

Der Mann senkte den Kopf und seine ausgestreckten Hände ballten sich zu Fäusten. Dann legte er den Kopf leicht schief. „Wenn ich jemanden berühre kann ich in sein Herz sehen und sein Innerstes lesen.“

 

Sakura keuchte. Fühlte sich plötzlich nackt. Wenn das wirklich stimmte …

 

Wissend nickte er. Leise säuselte er: „Ich weiß jetzt alles über dich, Sakura Haruno.“ Seine dunklen Augen wanderten zu Sasuke. „Und dadurch weiß ich auch eine Menge über ihn.“ Nun sah er wieder sie an. „Und über euch.“ Sakura erstarrte. Seiner Stimme war es anzuhören, wie sehr er die Situation genoss und wie gerne er das Wissen über andere einsetzte, um sie zu quälen. „Tragisch, tragisch“, täuschte er laienhafte Anteilnahme vor. „Ich bin nur gespannt, ob er–“

 

Weiter kam er nicht, da er Sasukes Angriff ausweichen musste. Er ließ sich rückwärts fallen. Das Kunai verfehlte ihn dabei nur haarscharf.

 

„Du redest zu viel“, sagte Sasuke kalt und setzte zum nächsten Angriff an. Er holte weit aus und zielte mit der Klinge direkt auf die Brust seines Gegners. Stahl krachte auf Stahl. Der Gegner hatte nun ebenfalls ein Kunai gezogen. Sasuke trat zu, bemüht ihn nur mit der Schuhsohle zu treffen, und landete einen Treffer. Einige Meter rollte sein Feind über den Boden. Sasuke zögerte keinen Moment und versuchte es erneut, sprang mit gezücktem Kunai auf ihn zu. Unzählige Käfer schossen aus seinem Mantel hervor, sodass Sasuke sich sofort wieder zurückzog. Der Schwarm flog auf ihn zu. Sasuke formte Fingerzeichen, atmete tief ein und vernichtete mit seinem Gōkakyū no Jutsu jeden einzelnen von ihnen. Die Flamme erlosch nicht, sondern stürmte auf den unbekannten Ninja zu, der allerdings auswich und hinter einem Felsen in Deckung ging. Doch Sasuke ließ ihm keine Zeit zum Verschnaufen. Erneut griff er an, sein Kunai verfehlte ihn immer nur haarscharf. Dann sprang er einige Meter zurück, bildete erneut Fingerzeichen und griff in seine Waffentasche.

 

„Katon! Hōsenka no Jutsu!“

 

Mehrere kleine Feuerbälle rasten nun auf seinen Gegner zu, folgten ihm, während er versuchte ihnen zu entkommen. Letztendlich erwischten sie ihn und die Shuriken, die in den Flammen versteckt waren, blieben in seinem Oberkörper stecken. Einen Moment stand er mit schmerzverzerrtem Gesicht reglos da, dann fing sein Körper an sich zu verformen. Sein Fleisch verwandelte sich in Erde, wurde immer bröckeliger und verfiel schließlich vollkommen. Ein Erddoppelgänger, dachte Sakura. Das Element von Iwagakure. Also doch nicht Konoha.

 

Sasukes Sharingan suchten bereits nach ihm und auch Sakura suchte die Umgebung ab. Dann bemerkten sie beide zeitgleich eine Bewegung. Einige Meter westlich stand er auf einem Felsen und starrte auf sie herab.

 

„Nicht schlecht, Uchiha. Und jetzt zeig ich dir, was ich kann.“ Mit einer Hand griff er hinter seinen Rücken und holte unter dem Mantel ein Kusarigama hervor. Er hielt den hölzernen Schacht mit der gebogenen sichelförmigen Klinge auf Armeslänge vor sich und fing an die Metalkette, die mitsamt Gewicht an dem Ende der Klinge befestigt war, zu schwingen und über seinem Kopf zu kreisen, wodurch es schwierig werden würde, sich ihm zu nähern. Diese Ninjawaffe sowie seine Käfer deuteten darauf hin, dass er ein Fernkämpfer war.

 

Er sprang vom Felsen, direkt auf Sasuke zu, während er seine Metallkette weiterhin rotieren ließ. Sasuke wich aus, sodass das Gewicht der Kette statt ihn einen Felsen traf und ein klaffendes Loch hinterließ. Mit einem festen Ruck zog er die Kette aus dem Stein und wandte sich zu den Konoha-Nins, die nun wieder nebeneinander standen. Mit einer fließenden Bewegung ließ er den Mantel von den Schultern fallen, sodass er nun oberkörperfrei vor ihnen stand, wodurch es noch schwieriger werden würde, ihn anzugreifen ohne seine Haut zu berühren. Mit einem dumpfen Geräusch fiel der schwere Stoff auf den Boden.

 

„So ein schönes Paar“, säuselte ihr Gegner gefährlich. „Endlich wieder vereint. Leider muss ich euch wieder trennen.“

 

Im nächsten Moment erschienen vier Erddoppelgänger auf einmal. Drei davon griffen gleichzeitig aus drei verschiedenen Himmelsrichtungen Sasuke an und der vierte stürzte sich auf Sakura. Als er sie packte wurde ihr die Luft aus den Lungen gepresst und ruckartig wurde sie mehrere Meter nach hinten geschleudert. Es ging so schnell, dass sie noch nicht einmal vor Schreck aufschreien konnte. Schmerzhaft landete sie auf dem harten Boden und sie riss gerade noch rechtzeitig die Augen auf, um ihn erneut angreifen zu sehen.

 

Schnell sprang sie zurück, während er mit seinem Kusarigama austeilte. Zähneknirschend stellte sie fest, wie er sie weiter von Sasuke forttrieb. Was sollte sie jetzt tun? Ein Medic-Nin hielt sich meist aus dem Geschehen raus, da er bis zum Schluss am Leben bleiben musste, um die Verletzten zu heilen. Sakura verfügte weder über nennenswerte Nin- noch Genjutsu. Ihr blieb also nur eins: Taijutsu. Und ihre Stärke war ihre mächtigste Waffe. Da sie ihn bereits berührt hatte musste sie sich also auch nicht mehr zurückhalten.

 

Sakura machte sich bereit für den Kampf und ballte die Fäuste. Sie sammelte Chakra darin. Diesem arroganten Arschloch würde sie es zeigen! Dieser Kampf würde nicht so leicht werden, wie er ihn vielleicht erwartete. Einzig und allein sein Kusarigama sorgte dafür, dass sie ihm nicht so einfach nahe kommen würde. Deshalb lief sie nun auf ihn zu. Sie griff in ihre Waffentasche, zog einige Shuriken hervor und warf sie in seine Richtung, zielte dabei auf seine rechte Hand, die das Kusarigama hielt. Er wich aus, holte aus und schlug mit seiner Waffe nach ihr. Mit einer leichten Drehung wich sie aus, während er an ihr vorbeiflog. Sie hob ein Knie, um es ihm in die Seite zu rammen, doch er blockte mit seinem Ellenbogen ab. Schlitternd blieb er stehen, drehte sich um und stach mit der Sichel nach ihr. Sakura wich aus.

 

Gerade als er seine Waffe wieder schwingen wollte rammte sie ihre Faust in den Boden, der daraufhin erzitterte und in einem Radius von mehreren Metern in sich zusammenbrach. Ihr Feind taumelte und stürzte zu Boden. Sakura rannte sofort auf ihn zu und holte aus, um zuzuschlagen. Aber ihr Gegner war schnell. Er wollte sich gegen den Angriff wehren und stieß mit seiner Sichel zu. Doch statt ihm auszuweichen blockte Sakura die Waffe mit ihrer linken Hand ab, nahm die blutige und schmerzhafte Wunde in Kauf.

 

Damit hatte er nicht gerechnet. Vor Schreck weiteten sich seine Augen.

 

„Shanaroooo!“

 

Sakura konzentrierte eine enorme Menge Chakra in ihrer rechten Faust, holte aus und ließ sie auf ihren Gegner herabsausen, zielte direkt auf seine dämlich dreinschauende Visage, doch bevor sie ihn treffen konnte, tauchten die Käfer wie aus dem Nichts auf und drängten sich zwischen sie beide, wie eine schwarze, schützende Wand, wodurch er auch sein Kusarigama zurückziehen musste. In diesem Moment scherte es sie nicht, ob sie gebissen werden konnte. Sakura wollte diesen Kampf gewinnen. Deshalb schlug sie erneut zu, mit all ihrer Kraft, um die Käferwand zu zerschlagen. Und tatsächlich stieß ihre rechte Faust durch sie hindurch und sie landete einen Treffer. Es knackte, als sie sein Gesicht traf. Mehrere Meter flog er zurück und krachte gegen einen Felsen.

 

Sakura setzte bereits an für den nächsten Schlag, als erneut unzählige Käfer aus seinem Körper hervor schwärmten. Wie eine dunkle Wolke rasten sie auf sie zu. Entschlossen machte sich Sakura bereit, doch bevor sie sie erreichen konnte erschien eine Feuerflamme wie aus dem Nichts und verbrannte die Käfer. Hitze schlug ihr ins Gesicht, sodass sie schützend die Arme vor das Gesicht hielt. Als sie sie wieder sinken ließ erkannte sie, das Sasuke neben dem unbekannten Ninja auf dem Boden kniete. Seine Hände griffen immer noch um das Kunai, das in dessen Brust steckte.

 

Er hatte ihn besiegt. Erleichterung erfasste sie und sie konnte es nicht verhindern einmal tief auszuatmen. Sasuke hatte den Kampf wieder einmal für sich entschieden.

 

Sie ging auf ihn zu, während er das Kunai losließ und sich aufrichtete. Seine roten Augen fanden sie und wurden langsam wieder schwarz. „Du bist verletzt“, stellte er ruhig fest. Sie gingen nun aufeinander zu, bis sie schließlich voreinander standen. Dann streckte er seine rechte Hand nach ihrer aus. „Zeig her.“

 

Für einen Moment stutzte sie. Zögerlich streckte sie ihm ihre blutende Hand entgegen. Sanft nahm er sie in seine, betrachtete sie, wobei seine Augenbrauen sich sorgenvoll zusammenzogen.

 

„Kein Problem, ich kann das heilen“, meinte sie mit einem Lächeln, das überspielen sollte, wie überfordert sie sich mit dieser sanften Berührung fühlte. Sie wollte ihre Hand zurückziehen, aber er ließ sie nicht los. Seine dunklen Augen sahen sie durchdringend an. So intensiv, dass ihre Wangen rot wurden. „Ähm“, stotterte sie verlegen. „Wir sollten …“

 

Sasuke trat einen Schritt auf sie zu. „Was sollten wir tun? Hm, Sakura?“ Er streckte eine Hand nach ihr aus, griff nach einer ihrer Haarsträhnen und wickelte sie sich um den Finger. „Ich weiß, was du am liebsten mit mir tun würdest.“

 

Sakura erstarrte, als er sich langsam zu ihr vorbeugte. Alle Alarmglocken schrillten. Hier stimmte etwas nicht. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Das war nicht Sasuke! Er würde sich niemals so benehmen!

 

Er kam ihr immer näher. „Küss mich ruhig“, hauchte er nur wenige Zentimeter von ihren Lippen entfernt, sodass sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Allmählich bekam sie Angst. Das war eindeutig eine Halluzination! Sakura wollte ihm ausweichen und trat einen Schritt zurück, stoppte aber im nächsten Moment, als sie mit dem Rücken gegen etwas stieß. Arme schlangen sich von hinten um ihren Oberkörper und zogen sie fest gegen sich.

 

„Na los, küss ihn“, flüsterte Inos Stimme in ihr Ohr, so kalt und anklagend, dass sich all ihre Nackenhaare aufstellten. „Küss ihn und sie zu, wie du wieder ein Leben zerstörst.“

 

Sakura wimmerte gequält. Auf einmal fühlte sie sich elendig. Panisch fragte sie sich, was Ino hier machte, musste sich dann aber dazu zwingen sich einzugestehen, dass dies alles nur in ihrem Kopf und nicht wirklich geschah. Sie war nun eingeengt zwischen zwei Körpern. Aus dem Augenwinkel konnte sie blondes Haar sehen. Verzweifelt versuchte sie sich aus dem Griff der beiden zu befreien. Das ist nicht echt!, schrie ihre innere Stimme.

 

Dann lachte ihre beste Freundin schrill auf. „Sie kann es nicht. Sie ist so ein Feigling.“

 

„Sie ist ein Klotz am Bein.“

 

„Sie war schon immer eine Versagerin. Kein Wunder bei dieser breiten Stirn.“

 

„Sie ist so oberflächlich. Und das nervt.“

 

Diese Worte waren wie Stiche, mitten ins Herz. Wie brennende Säure breiteten sie sich in ihrer Brust aus und ließen nichts weiter zurück als Schmerz. Denn sie wusste, dass sie recht hatten, mit dem, was sie sagten. Tränen drohten überzulaufen. Sakura schloss die Augen und presste die Hände auf die Ohren, da sie kein weiteres Wort mehr ertrug, dabei beschmierte sie ihre linke Gesichtshälfte mit dem Blut ihrer verletzten Hand. „Hört auf“, wimmerte sie gequält.

 

„Du sagst es, oberflächlich, naiv und dumm.“

 

„Ich kann ihr nie wieder vertrauen, nachdem was sie mir angetan hat.“

 

„Sie hat mich im Stich gelassen, als ich sie am meisten brauchte.“

 

„Hört auf!“, schrie Sakura, die das Gerede nicht länger ertragen konnte. Die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben so über sich reden zu hören zerriss ihr das Herz in der Brust. Mit all der Kraft, die sie aufbringen konnte, rammte sie Ino beide Ellenbogen gegen die Rippen, sodass sie von ihr abließ. Ruckartig drehte Sakura sich um und erkannte – niemanden. Ino war nicht da. Diese Situation war nicht echt. Sie drehte sich wieder zum nicht-realen-Sasuke, ballte die Fäuste, bleckte bereits die Zähne.

 

Doch er grinste nur. Und dadurch wurde ihr nur bewusst, dass er es wirklich nicht sein konnte, denn der Sasuke, den sie kannte – ihr Sasuke – grinste nie.

 

„Du beschissenes Arschloch!“, schrie sie die Erscheinung an. Anscheinend war ihr Gegner nicht tot, wie sie vor einem Moment noch angenommen hatte. Dieser Mistkerl spielte mit ihr. Er wusste genau, welche Knöpfe er zu drücken hatte, um sie zu zerbrechen. Sie setzte zum Sprung an und holte aus. Er bewegte sich nicht.

 

„Bist du dir wirklich sicher, Sakura?“

 

Ihre Faust hielt nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht. Sie zitterte, starrte ihn mit wütenden, aufgerissenen Augen an.

 

„Was ist wenn ich doch der echte bin?“

 

Und Sakura fing an zu zweifeln. Ja, was wäre wenn? Vielleicht war das wirklich der echte Sasuke, der sich nicht mehr verstellte und sein wahres Ich zeigte, der offen und ehrlich sagte, was er von ihr hielt. Sie starrte ihn an, wusste nicht was sie tun sollte. Niemals würde sie es sich verzeihen, wenn sie den echten Sasuke schlagen und verletzen sollte. Die Zweifel wurden größer. Was wäre wenn –

 

„Sakura!“

 

Ihr Kopf ruckte zur Seite und ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie den schwarzhaarigen Uchiha erkannte. Er trat zwischen den Felsen hervor. Die Augen rot, ebenso wie sein linker Arm, der blutgetränkt schlaff an seiner Seite herabhing. Aus dem Augenwinkel sah sie noch, wie der Sasuke, der vor ihr stand ebenfalls den Kopf in diese Richtung drehte. Und im Bruchteil einer Sekunde musste sie sich entscheiden. Welcher von beiden war real? Welcher war echt?

 

Langsam hob der Sasuke zwischen den Felsen die rechte Hand, spreizte die Finger und führte Daumen und Ringfinger zusammen. Und sie begriff.

 

Das Zeichen!

 

Mehr brauchte sie nicht.

 

Im nächsten Moment rammte sie dem Möchtegern-Sasuke vor ihr ihre geballte Faust gegen den hübschen Schädel. Enorme Wut flammte in ihr auf. Der Körper krachte ungebremst gegen mehrere Felsen und sie hörte nicht nur Stein zerbrechen, sondern auch Knochen. Sakura setzte ihm nach, hechtete hinterher und zog bereits ein Kunai. Sie sprang in die Luft und stürzte auf ihn hinab, zielte und wollte ihm die Klinge mit beiden Händen gewaltsam in den Brustkorb rammen.

 

Im letzten Moment hielt Sasuke sie davon ab, indem er ihre Hände packte. Beide knieten nun auf dem Boden. Sakura hockte über der Hüfte ihres Feindes und Sasuke befand sich ihr direkt gegenüber, beugte sich über den reglosen Kopf mit den inzwischen wieder dunkelbraunen Haaren. Der Körper unter ihnen begann sich langsam aber sichtbar zu verändern.

 

Ihre Hände zitterten so sehr, dass die Spitze der Klinge hektisch über der blassen Haut hin und her zitterte. Sasuke musste sich anstrengen, um sie davon abzuhalten, ihn aufzuschlitzen. Seine verwundete, linke Hand beschmierte ihre mit seinem warmen Blut. Die Verletzung in ihrer linken Hand nahm sie kaum noch wahr.

 

Seine Stimme war ruhig, aber bestimmend. „Warte, Sakura.“

 

Hasserfüllt starrte sie auf das Gesicht hinab, dass sich weiterhin veränderte. Es nahm immer mehr die Züge an von dem Mann, den sie auf dem Markt angerempelt hatte. Dieser Kerl war verdammt gefährlich. Er war nicht nur verantwortlich für den Tod des Tsuchikage, sondern auch für all das Leid, das er nicht nur über Iwagakure brachte, sondern auch über sie und Naruto. Er hatte sie leiden lassen und sie wollte, dass auch er litt. Dieser Gedanke war egoistisch und gehörte sich nicht für einen Shinobi. Aber er war eine Gefahr, ein Feind. Die schmerzhaften Gefühle der Begegnung mit Fake-Sasuke und Fake-Ino und dem, was sie gesagt hatten wollten nicht so schnell abklingen.

 

„Warum sollte ich?“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, den hasserfüllten Blick weiterhin auf den bewusstlosen Ninja unter ihr gerichtet.

 

„Damit wir ihn befragen und weitere Informationen erhalten können.“

 

Sie knirschte mit den Zähnen. Sie wollte ihn nicht befragen. Sie wollte nichts weiter wissen. Nie wieder sollte er die Gelegenheit bekommen, sie solche Dinge sehen und hören zu lassen. Er kannte ihr Innerstes, ihre schlimmsten Geheimnisse und er benutzte dieses Wissen gegen sie, quälte sie damit und hatte auch noch seinen Spaß dabei.

 

„Nein“, hörte sie sich selber sagen. Sie strengte sich weiter an, drückte das Kunai immer weiter herab. Inzwischen berührte es seine blanke Brust. Rote Bluttropfen quellten aus der zarten Wunde hervor. Weitere Tropfen landeten auf seiner Haut, doch waren sie nicht rot.

 

Es wurden immer mehr.

 

In ihrem Kopf hörte sie immer noch Sasukes und Inos Stimmen, wie sie ihr gehässig zuflüsterten. Tropfen für Tropfen trafen auf die entblößte Brust und zerplatzten auf der blassen Haut, liefen hinab und vermischten sich mit seinem Blut, das zwischen Klinge und Fleisch hervor sickerte. Ihr Griff um das Kunai fing an sich zu lockern. Erst als sie ihr Schluchzen hörte, bemerkte, sie dass die Tropfen ihre Tränen waren und sie bitterlich weinte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

das ist mein bisheriges Lieblingschap in dieser Geschichte. Das Schreiben hat mir unheimlich gut gefallen, da es so schön creepy war ... Noch dazu gibt es jetzt immer mehr SasuxSaku-Szenen. Ich weiß, dass einiges noch sehr verwirrend für euch sein muss, aber der "Vorfall", der sich damals zwischen Sakura und Sasuke zugetragen hat, wird schon bald aufgeklärt (vermutlich im übernächsten Kapitel) und dann wird alles einen Sinn ergeben. In diesem Kapitel gab es ja einige neue Informationsfitzelchen. Hat vielleicht schon jemand eine Vermutung?

Nun haben wir auch den potenziellen Bösewicht dieser Geschichte kennengelernt. Ebenso die Angst von Sakura. Die Ängste von Kakashi und Sasuke werden ebenfalls noch thematisiert.

Ich wünsche euch frohe Pfingsten!
Eure stone Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: RuffysKreationen
2021-05-26T13:53:01+00:00 26.05.2021 15:53
Sehr genial! Ich bin schon sehr gespannt, was sich da zwischen den beiden zugetragen hat...
Und ich bin auch sehr neugierig, wie es bei Sasuke und Kakashi mit ihren Ängsten aussehen wird o.o
Von:  Studio
2021-05-23T23:39:58+00:00 24.05.2021 01:39
WOW, also das nenn ich mal ein gelungenes Kapi!!! Mega fesselnd!!! Und die Szene am Ende...
Ich freu mich jedes mal mega auf ein neues Kapi von dir, die Story is so spannend!!!!
Freu mich schon auf das nächste Kapi!!!
LG



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