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Dear Lover

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
BITTE LESEN! WICHTIG!

TRIGGERWARNUNG!
Wie bereits im Vorfelde angekündigt, kommen wir nun zu dem Kapitel mit der Triggerwarnung. Und es ist mir egal, ob ich jemanden von euch jetzt spoiler, denn ich möchte, dass sich hier jeder, der diese Geschichte liest, sicher und NICHT getriggert fühlt.

In diesem Kapitel wird es zu einer versuchten Vergewaltigung kommen! Die Betonung liegt auf "Versucht" nichts wird geschehen und es wird rechtzeitig unterbrochen. Dennoch weise ich dringlichst darauf hin! Des Weiteren wird der Vorfall im Verlauf der nächsten Kapitel ab und an erwähnt, aber nicht mehr näher darauf eingegangen.

Sollte euch irgendetwas daran triggern, dann lest dieses Kapitel bitte nicht. Schreibt mir stattdessen eine Nachricht und wir werden einen Weg finden, wie ihr die Geschichte mit einem sicheren Gefühl weiterlesen könnt. Komplett anzeigen

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Kota

Erneut war Tashigi in demselben Raum, ihre eigene kleine Folterkammer, gemeinsam mit ihren nicht ganz so kleinem Folterer. Erneut hatte Tanaka zwei Soldaten seiner Einheit mitgebracht.
 

Jedes Mal waren es andere, aber heute war es das erste Mal, dass Tanaka eine Frau mitgebracht hatte. Tashigi war überrascht gewesen, sie hätte nicht gedacht, dass ein Brutalo wie Tanaka weibliche Soldaten in seiner Einheit dulden würde.
 

Die junge Frau war zu Tashigis Fixpunkt geworden, es half ihr stark zu bleiben, wenn sie immer einen festen Punkt anstarrte. Und nach Stunden von Schlägen, Tritten, Schnitten und Fragen hatte Tashigi sich noch die kleinste Sommersprosse auf dem Gesicht der Soldatin eingeprägt.
 

Blondes Haar, bis zum Kinn kurzgeschnitten, ein Pony, der ihr verwegen in die blauen Augen fiel (was vielleicht ein süßer Look war, aber nicht der beste Schnitt für einen Kämpfer), eine kleine Nase, volle Lippen und wie bereits erwähnt: Sommersprossen.
 

Der Ausdruck in ihren Augen jedoch… Tashigi war sich nicht sicher. Angst? Schock? Ekel? Etwas von allem?
 

Es war beinahe erfrischend einmal nicht den Ausdruck von freudiger Erregung in den Augen eines Soldaten zu sehen, während dieser beobachtete, wie sein Vizeadmiral einen ehemaligen Kollegen folterte.
 

Dank eines Tritts an ihrer Schläfe verlor sie die junge Soldatin aus den Augen und biss sich vor Schmerz auf die Lippen. Blut füllte ihren Mund.
 

Sie hatte bereits aufgehört zu zählen, wie oft sie sich die Lippen blutig gebissen hatte, nur um Tanaka den Klang ihrer Schmerzen nicht zu hören.
 

„Du bist eine der stursten Schlampen, die mir je untergekommen sind“, sagte Tanaka und ging vor ihr in die Hocke.
 

Tashigi lag auf dem Boden, keuchend. Ihr ganzer Körper schmerzte. Jeder Atemzug schmerzte. Sie wusste eigentlich gar nicht mehr, wie sich ein schmerzfreies Leben anfühlte.
 

„Wir machen das jetzt seit über zwei Wochen und du bist immer noch entschlossen zu schweigen. Wenn du nicht einen dreckigen Piraten vögeln würdest, wäre ich beinahe beeindruckt…“
 

Wie immer antwortete sie ihm nicht, blinzelte ihn nur an. Ihre gesamte Konzentration lag darauf ihren Atem zu beruhigen und dann veränderte sich etwas in Tanakas Augen.
 

Da war schon immer Wut und ein sadistischer Glanz in seinen blauen Augen gewesen, aber da war immer noch etwas anderes gewesen. Etwas Unterdrücktes. Lust. Verlangen.
 

Das überraschte Tashigi nicht. Tanaka hatte mehr als einmal versucht, sie für sich zu gewinnen. Vor drei Jahren hatte er ihr offen gestanden, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte und hatte ihr eine Affäre angeboten. Diese hatte sie höflich abgelehnt.
 

Tanaka war noch nie ein Mann ihres Geschmackes gewesen, selbst ohne seinen brutalen Ruf nicht. Damals hatte sie es noch nicht gewusst, aber jetzt tat sie es. Ihr Herz hatte schon immer zu Lorenor Zorro gehört. Schon seit Loguetown.
 

„Aber das ist vielleicht der Schlüssel zu den Antworten“, murmelte Tanaka.
 

Ihre Augen weiteten sich als ihr Hirn begann zu begreifen, was er andeutete.
 

„Helft ihr auf! Gesicht zur Wand.“

„NEIN!“, schrie Tashigi als der männliche Soldat ihren Arm ergriff.

Die andere Frau in dem Raum zögerte und sah Tanaka unsicher an.
 

„Vizeadmiral, ich denke nicht…“

„Du wirst nicht fürs Denken bezahlt! Tu was ich dir sage!“

„Aber…“

Tanaka unterbrach sie mit einer heftigen Ohrfeige, dann nahm er ihr Gesicht in die Hand und brachte es ganz nah an sein eigenes.

„Keine Verweigerungen! Hilf der Schlampe auf, ihr Gesicht zur Wand!“
 

„NEIN! BITTE! Nicht. Nein, nein, nein, NEIN!“, flehte Tashigi.

Nicht an Tanaka gerichtet, nicht an den Soldaten, der, ohne zu zögern dem Befehl nachgekommen war. An den weiblichen Soldaten. Die gezögert hatte, die versucht hatte den Befehl zu verweigern. Die versucht hatte Tashigi zu beschützen.
 

„Hilf mir. Bitte! Lass ihn das nicht tun! Ich… bitte…“

Blaue Augen blickten in Braune und Tashigi wusste, dass die Soldatin um Vergebung bat.
 

„Haltet sie gut fest“, sagte Tanaka so bald Tashigi gegen die Wand gepresst dastand.
 

Sie versuchte sich aus den Griffen der zwei Soldaten zu lösen, versuchte zu schlagen und zu treten. Aber ihr fehlte die nötige Kraft. Wochen ohne vernünftigen Schlaf und Nahrung hatten ihrem Körper zu sehr zugesetzt.

Tränen liefen ihr übers Gesicht als die Realität mit voller Wucht traf.
 

„Nein! Bitte, nicht!“, schrie sie.

Immer und immer wieder. Sie versuchte freizukommen, weg von den Händen, die sie an die Wand gepresst hatten.
 

„Halt die Fresse, Schlampe!“, schrie Tanaka und rammte ihren Kopf gegen die Wand.
 

Schmerz explodierte hinter ihrer Stirn und sie schrie. Das konnte nicht passieren… dass… war verboten. Gegen jede Regel, die sie je gelernt hatte. Kein Mitglied der Marine durfte so etwas abscheuliches tun.

„Nein, du kannst das nicht tun. Admiral Ciba wird…“
 

„Shhhhht“, zischte Tanaka in ihr Ohr und presste seinen Körper gegen ihren, „Chiba braucht das hier nicht zu wissen, oder? Du wirst niemanden hiervon erzählen und wenn doch würde dir doch keiner glauben. Wer glaubt denn schon einer dreckigen Piratenschlampe?“
 

Und als Tashigi hörte, wie er seine Hose öffnete, spürte sie wie der weibliche Soldat ihre Finger miteinander verschränkte und Tashigi presste die Augen fest zu.
 

*~*~*~*~*~*
 

Wenn sie gewusst hätte wie viel einfacher ihr Leben werden würde, dann hätte Tashigi den Piraten schon sehr viel früher um einen Waffenstillstand gebeten.
 

Lachend verwarf sie diesen Gedanken wieder, wem wollte sie etwas vormachen? Das hätte sie nicht getan, sie war viel zu stur dafür.
 

„Bist du jetzt verrückt geworden, Babygirl?“, unterbrach Lorenor ihre Gedanken.

Er sah sie an als hätte sie den Verstand verloren, wahrscheinlich aus heiterem Himmel gelacht hatte.
 

„Ich würde es vorziehen, wenn du mich nicht so nennst“, sagte sie und ordnete ihre Haare.

Lorenor grinste nur.

„Warum? Es ist ein Kosename.“

„Ja, für Leyla, weil sie ein Baby und ein Mädchen ist.“
 

„Ich könnte dich auch wieder Heulsuse nennen. Oder Nachahmerin, wenn dir das lieber ist.“

Tashigi grunzte.

„Du könntest auch einfach meinen Namen benutzen, weißt du?“
 

Der Grünschopf lehnte sich gegen einen Baumstamm als er antwortete:

„Das ist langweilig. Dein Name ist langweilig.“

„Entschuldige bitte?“

„Tu nicht so unschuldig. Du hast meinen Namen auch beleidigt.“

„Weil du Leylas Namen beleidigt hast, den ich ausgesucht habe.“
 

Sein Grinsen wandelte sich in ein amüsiertes Lächeln.

Etwas, dass sie seit ihrem Waffenstillstand immer öfter zu Gesicht bekam. Es stand ihm, machte ihn jünger. Ließ ihn aussehen wie der neunzehnjährige junge Mann, der er nun einmal war.
 

Etwas, dass Tashigi gerne mal vergaß. Lorenor Zorro war nur zwei Jahre jünger als sie selbst, aber seine Gesichtsausdrücke und sein Verhalten ließen ihn oft älter wirken.
 

„Zurück zum Geschäft, oder Tashigi?“

In diesem Moment verspottete er sie, aber sie ließ es ihm durchgehen. Sie begann wieder damit seine Bewegungen zu spiegeln. Es war schwer zuzugeben, aber er war ein guter Lehrer und sie hätte sein Angebot mit ihr zu trainieren schon vor Wochen annehmen sollen.
 

Aber Stolz und Ärger waren schlechte Berater und nachdem sie sich vor zwei Wochen in der Bar ausgesprochen hatten, hatte sie sich nicht getraut ihn danach zu fragen.
 

Aber vor ein paar Tagen war sie mit Leyla auf einem Spaziergang durch den Wald gewesen und hatte Lorenor trainierend vorgefunden. Und da Leyla geschlafen hatte, hatte Tashigi sich auf einen umgefallenen Baumstamm gesetzt und ihn beinahe zwei Stunden lang beobachtet.
 

Während dieser Zeit hatte er nicht einmal in ihre Richtung geblickt, aber sie war sich sicher gewesen, dass er ihre Anwesenheit registriert hatte. Und nachdem er sein Training beendet hatte, hatte er sie gefragt, ob sie sich ihm von nun an anschließen wollte.
 

So war es gekommen, dass sie nun im Wald neben Lorenor stand, schwitzend wie noch niemals zuvor in ihrem Leben. Sie war sich sicher, dass morgen jeder ihrer Muskel wund sein und jeder Schritt schmerzen würde, aber sie wusste auch, dass es das wert war.

Lorenor hatte seine übliche Routine auf sie abgeschwächt, das wusste sie. Sie war noch immer kein ernstzunehmender Gegner für ihn. Was noch immer wehtat, aber sie war fest entschlossen zu ihm aufzuschließen.
 

„Nein… du… uh…“, sagte Lorenor mit Blick auf ihre Füße.

„Was? Ist mein Stand noch immer furchtbar?“, fragte sie

„Irgendwie, ja. Lass es mich dir zeigen.“
 

Lorenor steckte sein Schwert weg und hockte sich hinter sie. Tashigi fühlte die Hitze in ihre Wangen steigen. Was tat er da?

„Ähm… kann ich dich anfassen?“, fragte er mit bereits ausgestreckten Händen, sie konnte bereits seine Körperwärme durch die dünne Lage Stoff ihrer Hose spüren.

„Ähm… ja… sicher… klar.“
 

Und dann spürte sie seine großen Hände an ihren Beinen und Hitze rannte durch ihren gesamten Körper. Zusammen mit einem prickelnden Gefühl, welches sie noch nie zuvor gespürt hatte.
 

„Manchmal sind deine Beine zu steif, weißt du?“, begann er zu erklären, seine Stimme klang heiser.

Seine Hände wanderten zu ihren Knien und sie musste sich zusammenreißen, um unter seiner Berührung wohlig zu schauern. Stattdessen versuchte sie sich auf seine Worte zu konzentrieren.
 

„Du solltest einen halb entspannten Stand haben, um schneller reagieren zu können. Deine Knie sollten immer leicht gebeugt sein und gleichzeitig musst du bereit sein, jederzeit in einen anderen Stand zu springen. Verstehst du?“

„Si… Si… Sicher.“
 

Tashigi war sich nicht, ob Lorenor ihre Schenkel wirklich einmal leicht drückte oder, ob sie sich das nur einbildete. Wie auch immer, er ließ sie los und stellte sich wieder neben sie.

„Ich werde dir ein paar Übungen zeigen, die dir helfen werden, deinen Stand und deine Fußarbeit zu verbessern.“

Sie entschloss sich dazu einfach nur zu nicken und auf ihre Füße zu blicken. Sie war sich mehr als bewusst wie gerötet ihr Gesicht war.
 

*~*~*~*~*~*
 

Die nächsten paar Stunden waren die Hölle. Ihr Blut schien ihre Wangen nicht mehr zu verlassen, stattdessen fühlte sich es an als würde immer nur mehr heißes Blut in ihre Wangen schießen, wann immer Lorenor sie berührte. Und oh man, berührte er sie noch oft an diesem Nachmittag.
 

Tashigi konnte nicht ganz verstehen, worin das Problem lag. Er lehrte sie doch nur neue Techniken. Warum zur Hölle errötete sie jedes Mal, wenn er sie anfasste und warum zur Hölle war sie nicht mehr in der Lage einen vernünftigen Satz in ihrem Kopf zu formen? Geschweige denn auszusprechen!
 

Sie war mehr als erleichtert als Lorenor ihr Training beendete und sie sich auf den Weg nach Hause machten. Ein wohltuendes und entspannendes Bad war alles, was Tashigi jetzt noch wollte.
 

Als der Pirat das nächste Mal sprach, war die Kirche bereits in Sicht.

„Gut gemacht, Babygirl.“

Und auf einmal war ihr Kopf wie leergefegt und das Blut sammelte sich wieder in ihren Wangen. Abrupt blieb sie stehen und starrte ihn mit offenem Mund an.

Hatte er gerade…?
 

„Gewöhn dich nicht dran von mir gelobt zu werden“, setzte er nach und schlug ihr mit der Faust sanft gegen die Schulter.

„Wenn du anfangen würdest mich jeden Tag zu loben, würde ich anfangen an deiner geistlichen Gesundheit zu zweifeln“, antwortete sie.

„Die war verschwunden in dem Moment, in dem wir angefangen haben mit den Gören zu arbeiten.“
 

Tashigi lachte.

„Aber du musst zugeben, dass sie süß sind.“

Mit einem gespielten erschrockenen Gesichtsausdruck sah er sie an.

„Niemals!“
 

Wer hätte gedacht, dass es so einfach sein könnte mit dem Piraten zu lachen? Aber es war so einfach und tief in ihr drin hatte Tashigi sich schon des Öfteren dafür gescholten sich nicht früher mit ihm vertragen zu haben.
 

„Tashigi!“

Der Pirat und sie waren noch immer am Lachen als sie die Stimme ihres Vaters hörten. Sie hatten die Kirche so gut wie erreicht und Tashigi sah zu ihm hinüber, hörte auf zu lachen und musste dann grinsen.
 

„Oh mein Gott!“, sagte sie, „Kota!“
 

*~*~*~*~*~*
 

Kota? Wer zur Hölle war denn Kota?

Zorro beobachtete wie Tashigi auf die zwei Männer vor der Kirche zu rannte.

Und warum war sie so verdammt glücklich darüber den Kerl zu sehen?

In einem Moment lachte sie noch aus tiefstem Herzen mit ihm, Zorro, und im nächsten schien sie seine Existenz komplett vergessen zu haben!
 

Zorro folgte ihr gemächlich, sein Blick verließ nie den jungen Mann neben Quin. Ew… umarmte sie den jetzt tatsächlich?

Er wusste nicht, was er von diesem merkwürdigen Gefühl in seiner Brust halten sollte, und warum fühlte sich das Atmen auf einmal so schwer an?
 

Als er die Gruppe schließlich erreichte, hatte die Umarmung geendet, aber der neue Kerl hatte noch immer seinen Arm um Tashigis Hüfte gelegt und aus irgendeinem Grund gefiel das Zorro überhaupt nicht.
 

„Es ist so schön dich wiederzusehen, Kota. Wie geht es dir?“

Zorro gefiel auch nicht wie Tashigi den Kerl anstrahlte.

Der Neuankömmling war nur wenig größer als sie, braune Augen und Haare, Drei-Tage-Bart. Wahrscheinlich der Typ, den Nami und Robin attraktiv gefunden hätten.

Zorro, auf der anderen Seite, entschloss sich ihn nicht leiden zu können.
 

„Mir geht es gut. Ich bin auf der Arbeit sehr eingespannt, jeder möchte, dass ich für ihn schreibe. Aber als Quintanilla mir sagte, dass du hier bist, musste ich einfach vorbeikommen. Du siehst gut aus, Tashi!“
 

Zorro konnte ein angeekeltes Grunzen nicht unterdrücken.

Tashi? Das war wirklich ein bekloppter Spitzname. Aber mit seinem Grunzen zog er die Aufmerksamkeit auf sich und die anderen Drei blickten ihn an.
 

„Wow… du bist Lorenor Zorro, richtig? Ich habe nicht erwartet dich hier zu treffen. Kota ist mein Name, ich wurde in dem Waisenhaus dieser wunderschönen Insel aufgezogen.“
 

Kota hielt ihm seine Hand zum Schütteln hin, aber Zorro blickte sie nur an. Eher würde die Hölle zufrieren bevor er die Hand von diesem Kerl schüttelte, aber immerhin hatte er Tashigi losgelassen.
 

„Also… ich wollte schon immer mal einen Piraten interviewen. Ich bin Journalist, weißt du, und deine Geschichte muss superspannend sein. Du hast als Kopfgeldjäger angefangen, oder? Kann ich vielleicht einen Artikel über dich schreiben? Und vielleicht über deine Crew und über eure Gründe unterzutauchen?“
 

Wut rauschte durch Zorros Adern und sein erster Instinkt war es Kota ordentlich eine reinzuhauen, aber er bemerkte Tashigis Ausdruck in ihren braunen Augen, die ihn baten, keinen Streit anzufangen.

„Nein“, antwortete er und machte sich auf den Weg. Hoffentlich in die richtige Richtung.
 

„Das Abendessen müsste jede Minute fertig sein, Kota. Möchtest du dich uns anschließen?“, fragte Quin in dem Moment.

„Wahnsinnig gerne.“

Uh… fuck.
 

*~*~*~*~*~*
 

Zorro musste die nächsten zwei Stunden damit verbringen Kota dabei zu zuhören, wie er über sein ach so interessantes Leben als Journalist berichtete und wie Tashigi bei jedem zweiten Wort kicherte. Um die Dinge noch schlimmer zu machen, musste er die Beiden dabei sogar noch beobachten.
 

Es war ekelerregend.
 

Das gesamte Abendessen über hatte Tashigi nur Augen für Kota und irgendwie schaffte der merkwürdige Kerl es auch immer einen Weg zu finden sie zu berühren. Es war immer nur leicht und kurz, Zorro hasste es trotzdem.
 

Warum er sich das zwei Stunden lang antun musste, fragt ihr euch?

Wegen Quin.

Wann immer Zorro versuchte, aufzustehen, trat der Priester ihn gegens Schienbein und sah ihn warnend an. Warum Quin das tat, wusste Zorro nicht und er wurde mit jeder verstrichenen Sekunde auch nur genervter.
 

„Zorro! Du warst den ganzen Abend über so still“, begann Kota und sah ihn an, „Erzähl mir etwas über dich. Man trifft schließlich nicht jeden Tag ein Mitglied der Strohhut-Bande. Ich verspreche auch nichts davon für einen Artikel zu benutzen.“
 

Zorro konnte das genervte Stöhnen nicht stoppen.

„Ich will nicht mit dir reden“, antwortete er.

„Lorenor! Das ist einfach nur unhöflich“, sagte Tashigi.

„Das ist mir scheiß egal. Ich bin ein Pirat, falls du es vergessen haben solltest. Höflich zu sein ist keine Option für mich, Nachahmerin.“
 

Wochen waren vergangen, seitdem er sie das letzte Mal bei diesem Namen genannt hatte, und er konnte an dem Ausdruck auf ihrem Gesicht erkennen, wie sehr er sie gerade verletzt hatte. Und aus irgendeinem Grund, tat es ihm genauso sehr weh.
 

Tränen bildeten sich in ihren Augen, aber Zorro war das momentan reichlich egal. Er hatte die Schnauze voll von diesem Kota und davon wie Tashigi an dessen Lippen hing als wäre er ein Gott oder sowas, und sie sich wie ein dummes Schulmädchen benahm.
 

Und um es noch schlimmer zu machen war dieses merkwürdige Gefühl in seiner Brust nie weggegangen, es machte das Atmen noch immer schwer und das war frustrierend!

Noch nie zuvor hatte er sich so gefühlt, vielleicht wurde er ja krank.
 

Krank davon auf dieser blöden Insel festzuhängen mit dem blöden Marinemitglied und ihrem blöden Vater und ihrem blöden Kindheitsfreund.
 

„Ich denke, du solltest dich bei Tashigi und Kota entschuldigen“, sagte Quin streng.

Aber Zorro stand einfach auf und verließ den Raum, ohne ein Wort zu sagen.
 

*~*~*~*~*~*
 

Es war niemals ein gutes Zeichen, wenn Zorro schlecht geschlafen hatte. Normalerweise passierte das nur, wenn irgendetwas großes oder wichtiges anstand, aber das tat es im Moment nicht.
 

Kotas plötzliches auftauchen nervte ihn ja, aber das Arschloch war weder groß noch wichtig genug, um darüber Schlaf zu verlieren.
 

Nichts destotrotz fühlte er sich als hätte er überhaupt nicht geschlafen als er Tashigi am nächsten Morgen zum Waisenhaus begleitete. Fast hatte er erwartet, dass sie bereits allein losgegangen wäre, weiß angesichts der Dinge, die er Gestern gesagt hatte, nur allzu verständlich gewesen wäre. Aber wie immer hatte sie vor seiner Zimmertür auf ihn gewartet.
 

Was nicht wie immer war, dass sie auf dem Weg dorthin nicht ein Wort miteinander sprachen. Was für Zorro klar ging, er war sowieso nicht in der Stimmung für Smalltalk. Und als sie das Waisenhaus betraten, konnten sie bereits Leylas Weinen hören.
 

Normalerweise war es Aiko, die mit Leyla auf dem Arm, den Flur entlangkam, um das schreiende Baby entweder Zorro oder Tashigi in die Arme zu legen. Sie wusste alle, dass es nicht das schlauste war sich gerade auf die zwei Leute, die die Insel früher oder später verlassen würden, zu verlassen das Baby zu beruhigen. Aber Aiko sagte, sie würde sich mit den Konsequenzen später auseinandersetzen, im Moment sei sie froh, dass es überhaupt jemand schaffte Leyla zu beruhigen.
 

Nun, wie gesagt, normalerweise war es Aiko, aber heute war es…

„Kota!“, rief Tashigi, jetzt lächelnd und voller Aufregung.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie und beschleunigte ihre Schritte.

Zorro wollte am liebsten kotzen.
 

„Ich habe Aiko heute morgen besucht und meine Hilfe angeboten. Sie gab mir dieses süße kleine Babygirl und bat mich auf euch zu warten.“

Wieder einmal hing Tashigi an seinen Lippen und anscheinend hatte sie Leylas Schreie komplett ausgeblendet.

Einfach perfekt.
 

Also sah Zorro sich gezwungen einzugreifen. Ohne zu zögern, nahm er Kota das Baby ab und kuschelte sie an seine Brust. Er achtete gar nicht auf die überraschten Blicke von Kota und Tashigi. Sie waren verdammt noch mal nicht wichtig, Leyla war aber schon.

Wie immer brauchte das Baby ein paar Sekunden, um sich zu beruhigen, aber schon bald hörte sie auf zu weinen und begann an ihrem Daumen zu nuckeln.
 

Zufrieden drehte er sich zu Tashigi um und sagte:

„Worauf warten wir noch?“

Sie sah ihn für ein paar Sekunden verwirrt an, dann drehte sie sich ihm und zeigte ihm den Weg. Natürlich entging Zorro nicht wie sie Kota am Handgelenk hinter sich her zog.
 

Verdammter Kota.
 

*~*~*~*~*~*
 

Es war ein Fest für Zorro dabei zu zusehen, wie Kota versuchte eine Verbindung zu den fünf Kleinkindern aufzubauen, aber diese ihn anscheinend überhaupt nicht leiden konnten.
 

Sie blickten ihn misstrauisch an, seitdem er den Raum betreten hatte, schienen sogar sorgfältig darüber nachzudenken, ob sie die von ihm angebotenen Klamotten wirklich anziehen sollten.
 

„Neeeeiiiiin. Solo! Nicht du!“, schrie Skel und klammerte sich nur einen Moment später an Zorros Hosenbein, weinend.

Kota kniete am Boden, das Oberteil des Jungen in der Hand.

„Aber, Babyboy, Zorro hält gerade Leyla. Lass mich dir helfen“, versuchte Kota.
 

„Nicht Baby! Leyla Baby!“, schrie der Junge.

„Skel, hör bitte auf zu schreien!“, sagte Tashigi von der anderen Seite des Raumes, „Lass Kota dir beim Anziehen helfen. Es ist Zeit fürs Frühstück.“

Frische Tränen rannten über das kleine Gesicht und Skel verfestigte seinen Griff an Zorros Hosenbein.

„Neiiin!“
 

„Hey Skel“, sagte Zorro und wuschelte dem Jungen durchs Haar, „Geh und hol dein Oberteil, damit ich dir beim Anziehen helfen kann, okay?“

Es wäre doch gelacht, wenn Zorro es nicht schaffen würde ein Baby zu halten und ein Kleinkind anzuziehen. Zeitgleich.
 

Skel wischte seine Nase an Zorros Hosenbein ab und machte sich mit vorsichtigen Schritten auf den Weg zu Kota, um sein T-Shirt zu holen.

„Lorenor“, sagte Tashigi als er sich gerade im Schneidersitz auf den Boden setzte, „Er muss lernen, dass es nicht immer nach seinem Willen gehen kann.“
 

Zorro blickte sie nur kurz aus dem Augenwinkel an, während er Leyla in seinen Schoss legte. Er hoffte, dass ihr der Körperkontakt so noch immer ausreichen würde und er die Hände für Skel frei hätte.
 

„Lorenor, ich sagte…“

„Ich hab dich schon beim ersten Mal verstanden“, unterbrach er sie, „Aber das ist keine verdammte Lektion für sein Leben, okay? Hier geht es darum, dass er entscheidet, wer ihn anfassen darf und wer nicht. Hier geht es um Skels Grenzen für seinen eigenen Körper. Und wenn er nicht will, dass ihn der merkwürdige neue Kerl hilft, dann müssen wir das akzeptieren.“
 

Tashigi sah ihn mit offenstehendem Mund an, aber er beachtete sie nicht weiter. Konzentrierte sich darauf, dem noch immer schniefenden Jungen aus seinem Schlafanzug zu helfen.
 

*~*~*~*~*~*
 

Die folgenden zwei Wochen waren unerträglich. Wo immer Tashigi hinging, da war auch Kota. Andersherum genauso. Tashigi hatte sogar aufgehört mit Zorro zu trainieren, nachdem er ihr klar gemacht hatte, dass er den blöden Kerl nicht dabeihaben wollte.
 

Das Ganze ärgerte Zorro mehr als es sollte und er hatte noch immer nicht herausgefunden warum. Es war irritierend und nervtötend und frustrierend und es war scheiße.
 

Niemals zuvor war Zorro so verwirrt von seinen eigenen Gefühlen und Gedanken gewesen. Aber eine Sache war sicher:

Kota war ein verdammter Speichellecker und Zorro konnte ihn absolut nicht leiden.
 

Wie auch immer, dass änderte nichts daran, dass Zorro gerade neben dem Arsch saß. Es war Sonntag, also Zeit für die Kirche und dazu auch noch Leylas Taufe.
 

Quin hatte Tashigi und ihn gefragt, ob sie Leylas Paten werden wollten und während das Weib sofort begeistert zugestimmt hatte, war Zorro unsicher gewesen.
 

Er war sich sicher niemals wieder Fuß auf diese Insel zu setzen. Zu hoch waren die Chancen dem Marineweib wieder zu begegnen. Klar, wahrscheinlich würde er ihr auf See auch das ein oder andere Mal über den Weg laufen, aber da war es immer noch einfacher vor ihr zu flüchten als auf dieser gottverdammten Insel.
 

Aber mit einer Patentante, die so tollpatschig und verwirrt wie Tashigi war… Leyla könnte jede Hilfe gebrauchen. Und das war der Grund, warum er ihr Patenonkel werden würde.
 

Ein rülpsendes Geräusch brachte ihn dazu auf Leyla hinunterzuschauen und entdeckte, dass sie sich gerade vollgekotzt hatte.

„Im Ernst jetzt, Leyla? Verdammt noch mal, jetzt?“, sagte er zu dem unbeeindruckten Baby.
 

„Hey. Kein Fluchen in der Kirche“, sagte Kota neben ihm mit einem Grinsen auf dem Gesicht.

Zorro war versucht ihm mitzuteilen, dass er sich verpissen möge, wurde aber von Tashigi abgelenkt.

„Hier, nimm Fuse und Gini. Ich geh und zieh Leyla schnell um.“
 

Er hätte jetzt streiten können, dass er sehr wohl im Stande gewesen wäre das Baby selbst umzuziehen, aber selbst das hatte Kota ihm versaut. Also übergab er ihr schweigend das Baby und nahm die beiden Mädchen auf den Schoß.
 

Beide stellten sich, dass sie so weit wie möglich von Kota entfernt waren. Das war so ziemlich das einzig Gute, seitdem Kota aufgetaucht war. Keines der fünf Kleinkinder war je mit dem Journalisten warm geworden. Egal wie hart dieser es auch versucht hatte, egal wie sehr er sie mit Geschenken versucht hatte zu bestechen, nichts hatte funktioniert.
 

Wann immer Kota einem von ihnen zu nahe kam, begannen sie zu weinen und zu schreien. Tashigi frustrierte das von Tag zu Tag mehr und Zorro machte sich nur hinter dem Rücken Kotas lustig.
 

Geschah dem Saftsack ganz recht.
 

*~*~*~*~*~*
 

„Sehen sie nicht süß zusammen aus?“, fragte Quin seinen grünhaarigen Gast und folgte dessen Blick zu einer Leyla haltenden Tashigi, die in einer angeregten Unterhaltung mit Kota steckte.
 

Zorro grunzte.

„Ich glaub, ich muss gleich kotzen“, antwortete er, starrte aber weiterhin auf Tashigi und Kota.

„Weißt du“, begann Quin und behielt Zorros Gesicht genau im Auge, „Kota und Tashigi haben als sie jung waren so viel Zeit miteinander verbracht, dass die gesamte Insel dachte, sie würden eines Tages heiraten.“
 

Ein angewiderter Eindruck huschte über Zorros Gesicht, wurde aber schnell wieder durch seinen üblichen unbewegten Ausdruck ersetzt.

„Wenn sie sich mit einem Typen, der nicht mal einen Splitter ihrer Zeit wert ist, einlassen will“, murmelte der Pirat leise.
 

Quin war sich nicht sicher, ob er diese Worte hören sollte, aber sie bestätigten ihn nur in seiner Vermutung. Der Priester stellte sich direkt vor Zorro, so dass dieser ihn anschauen musste. Als er sich sicher war Zorros ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben, sagte er:
 

„Kota und Tashigi sind gemeinsam aufgewachsen, das stimmt. Und ich glaube auch, dass Kota in Tashigi verknallt, war als er Teenager war, aber ich kann dir versichern, dass Tashigi nie mehr als Freundschaft für ihn empfunden hat und ich bin mir auch sehr sicher, dass sich das niemals ändern wird. Sie ist bloß froh ihn wieder zusehen und verbringt deswegen so viel Zeit mit ihm.“
 

„Und warum erzählst du mir das?“, fragte der Pirat, Augenbrauen hochgezogen.

„Eifersucht ist ein schreckliches Gefühl, Zorro. Und ich möchte dir versichern, dass für dich kein Grund bestimmt auf Kota eifersüchtig zu sein“, antwortete Quin.

Selbstverständlich entging ihm nicht, wie Zorros Atem für einen Moment stockte und sich seine grauen Augen ein Stück weiteten.
 

„Hä? Was? Was zur Hölle, Mann? Wer sagt, dass ich eifersüchtig bin?“

„Deine Körpersprache, Sohn. Sie hat sich verändert, seitdem du Kota das erste Mal getroffen hast… und nun, du bist wieder ganz schön gemein. Sagst Dinge zu Tashigi, von denen ich denke, dass du sie gar nicht so meinst. Du verhältst dich wie in deinen ersten Wochen hier. Als hätten du und Tashigi nie im Waisenhaus zusammengearbeitet, als hättet ihr euch nie ausgesprochen. Und dass nur, weil sie Zeit mit einem Kindheitsfreund verbringt?“
 

Zorros Blick wanderte von Quin zu Tashigi. Sie war noch immer in ihrem Gespräch mit Kota vertieft.

Vor zwei Wochen war sie noch tiefenentspannt gewesen, jetzt war eine leichte Anspannung in ihrer Haltung erkennbar. Quin hatte mit ihr noch nicht über Zorros verändertes Verhalten gesprochen, aber es war offensichtlich, dass es ihr nahe ging. Zorro und sie waren so gut miteinander ausgekommen und Tashigi schien nicht zu realisieren, warum Zorros Verhalten sich verändert hatte.
 

Der Priester liebte seine Tochter aus tiefstem Herzen, aber sie so wahrnehmungslos und nicht in der Lage die Dinge zu sehen, die genau vor ihr lagen. Ja, Zorro und sie waren beide noch jung, und keiner von ihnen hatte große Erfahrung in Sachen Liebe, aber Quin bezweifelte dann doch, dass sie außer Stande waren ihre eigenen Gefühle zu identifizieren.
 

Da sie jedoch nun schon seit Wochen umeinander herum tanzten, begann Quin zu vermuten, dass sie entweder doch einfach zu doof dafür waren oder einfach zu stolz, um zu realisieren wie verliebt sie ineinander waren.
 

Zorros plötzliche Bewegung unterbrach Quins Gedanken. Der Priester erwartete einen Ausraster, aber stattdessen sagte Zorro:

„Fickt euch doch alle.“
 

Dann ging er an Quin vorbei direkt auf Tashigi zu. Insgeheim hoffte Quin, dass Zorro sich seine Gefühle eingestanden hatte und Tashigi jetzt seine Liebe gestehen würde, aber er wurde enttäuscht.
 

Stattdessen nahm der Pirat Tashigi seine Patentochter ab und verließ den Raum. Die verwirrten Blicke der Zurückgebliebenen ignorierend.
 

*~*~*~*~*~*
 

Es grenzte an ein Wunder, dass Zorro den Weg zum Waisenhaus fand. Und das in kürzester Zeit.
 

Er und Leyla saßen nun in ihrem Babyzimmer im Schaukelstuhl und da Leyla momentan das einzige Baby war, hatten sie den gesamten Raum für sich allein.
 

Pff… neidisch. Als ob.

Zorro dachte nach, während er in Leylas blaue Augen schaute.

Es gab absolut keinen Grund für ihn auf Kota eifersüchtig zu sein, richtig? Es war nicht so, dass er sich in Tashigi verliebt hatte oder so.
 

Ruckartig hob er den Kopf und starrte an die gegenüberliegende Wand.

Scheiße.

Hatte er sich in sie verliebt?

Hatte er?
 

Seufzend senkte er den Kopf wieder.

Es stimmte schon, dass er sich in ihrer Nähe wohlfühlte und ja, er mochte das Funkeln in ihren Augen, wenn sie lächelte und er hörte gerne, wie sie lachte.
 

Noch dazu war es ein Vergnügen sie mit Leyla und den anderen Gören zu beobachten, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er in Tashigi verliebt war. Oder?
 

Zorro war sich ziemlich sicher bereits verliebt gewesen zu sein, aber es hatte sich nie so… intensiv angefühlt. Es war stets weniger irritierend. Weniger nerven aufreibend. Und es hatte ihn auch nie gestört, wenn ein anderer Mann mit seiner Freundin geflirtet hatte. Und Tashigi war ja noch nicht mal seine Freundin!
 

„Ich bin nicht in sie verliebt, richtig Leyla?“, fragte er das Baby, das natürlich nicht antwortete, sich nur einen Finger griff und anfing daran zu nuckeln.
 

„Du bist verdammt nutzlos, Babygirl.“

Er stutzte.
 

Es war Tashigi gewesen, die begonnen hatte Leyla Babygirl zu nennen und er hatte es angenommen. Hatte sogar angefangen den Namen für Tashigi zu nutzen. Eigentlich um sie zu reizen, aber war gerade dabei zu realisieren, dass dem nicht länger so war und es ein ekelerregender romantischer Kosename geworden war.
 

Es dämmerte ihm, warum sich mit Tashigi alles so viel intensiver anfühlte, und wieder sah Zorro auf das Baby in seinen Armen.

„Scheiße, Leyla. Was mach ich denn jetzt?“
 

*~*~*~*~*~*
 

Ein paar Tage nach Leylas Taufe hatte Tashigi genug von Lorenors merkwürdigen Verhalten und hatte beschlossen ihn damit zu konfrontieren.
 

Er aß nicht mehr länger mit ihnen zu Abend und im Waisenhaus hatte er sich auch nicht mehr blicken lassen. Die Kinder fragten jeden Tag nach ihm und Tashigi wusste langsam nicht mehr, was sie antworten sollte. Sie wollte ebenfalls Antworten. Nichts machte an Lorenor Zorro mehr Sinn seit… ja seit wann?
 

Seit Kota angekommen war?

Tashigi runzelte die Stirn. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte sie, ob Kota der Grund für das veränderte Verhalten des Piraten war, aber warum.

Also verscheuchte sie den Gedanken wieder.
 

Lorenor zu finden war relativ einfach. In der Regel trainierte er stets irgendwo im Wald. Und da er nicht im Stande war in einer geraden Linie zu gehen, selbst wenn es um sein Leben ginge, folgte sie einfach seiner Spur aus zerschnittenen Büschen und Ästen.
 

Und kurz darauf stand sie vor ihm.

Sie errötete aufs heftigste und gab sich alle Mühe nicht auf seine entblößte schweißüberströmte Brust zu blicken.

Warum musste er auch so verdammt gut aussehen?
 

Konzentrier dich, Tashigi!

Sie schüttelte den Kopf und machte den Rücken gerade.

„Kann ich mit dir sprechen?“, fragte sie und war stolz darauf, wie fest ihre Stimme klang.
 

Der Pirat zuckte nicht einmal zusammen, auch in seinen Bewegungen hielt er nicht inne, ansehen tat er sie auch nicht. Eigentlich tat er eher so als hätte er sie gar nicht bemerkt.
 

„Kann ich mit dir sprechen?“, wiederholte sie lauter.

Ein Seufzen war von ihm zu hören und er sah sie aus dem Augenwinkel an.

„Dann sprich, damit du wieder gehen kannst“, sagte er mit eiskalter Stimme.
 

Erneut fragte sie sich was mit ihm nicht stimmte. Er war immer grummelig gewesen, selbst, nachdem sie sich ausgesprochen hatten, aber jetzt wirkte es so als wäre dieser Abend nie passiert und Tashigi war einfach nur noch verwirrt. Aber wo sollte sie anfangen?
 

„Die Kinder vermissen dich, weißt du? Sie fragen ständig, wo du bist“, sagte sie.

„Sie sollten sich besser daran gewöhnen. Ich werde nicht den Rest meines Lebens auf dieser Insel verbringen“, antwortete er, ohne zu zögern.
 

Das brach ihr Herz ein wenig. Tashigi hatte gedacht die Kinder wären ihm ans Herz gewachsen, er hatte sich stets mit größter Sorgfalt um sie gekümmert.
 

„Lorenor… Ich versteh es nicht. Du hast dich in den letzten Wochen verändert… was ist los mit dir?“

Endlich beendete er seine Übung und gab ihr seine volle Aufmerksamkeit.

„Hör zu, Weib. Was eventuell mit mir los sein könnte geht dich verdammt noch mal nichts an. Wir sind keine Freunde, tatsächlich sind wir verdammte Feinde. Falls du das Vergessen haben solltest.“
 

Natürlich hatte sie das nicht, aber sie hatte gedacht auf dieser Insel, nachdem sie sich ausgesprochen hatten, dass sie… vielleicht nicht Freunde waren, aber etwas ähnliches?
 

Sie beide nahmen eine Auszeit von ihrem normalen Leben und um ehrlich zu sein vermisste Tashigi den alten Lorenor. Den von vor ein paar Wochen. Der Lorenor, der sie neckte und verspottete, aber auf eine freundschaftliche Weise. Der, der ihr auf die Nerven ging, nur um sie in der nächsten Sekunde zum Lachen zu bringen. Verdammt, sie vermisste es sogar, dass er sie Babygirl nannte.
 

Sie fühlte Tränen in ihre Augen steigen.

„Ich dachte wir hätten einen Waffenstillstand“, sagte sie tonlos.
 

Als Zorro ihr dieses Mal antwortete klang seine Stimme komplett emotionslos:

„Scheiß auf Waffenstillstand. So etwas können wir niemals haben.“
 

Tashigis Herz brach in eine Million Stücke.

Aber warum?

Warum tat es so verdammt weh diese Worte von ihm zu hören?
 

Er war ein Pirat und sie war bei der Marine. Sie waren natürliche Feinde, standen auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Warum hatte sie jemals auf eine andere Art von Beziehung zu ihm gehofft?
 

Er hatte ja recht, der Waffenstillstand war ein Fehler gewesen. War von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
 

Tashigi war nicht im Stande die Tränen aufzuhalten, in Strömen rannen sie ihr übers Gesicht als sie diese Erkenntnis traf. Irgendwo mitten im Wald stehend und von einem gefühlslosen Lorenor beobachtet.
 

„Fick dich, Zorro“, presste sie hervor und drehte sich um.
 

*~*~*~*~*~*
 

Quin fand sie ein paar Stunden später in der Kirche. Sie saß auf dem Boden, am Altar lehnend, die Beine an die Brust gezogen und den Kopf dazwischen verborgen. Noch immer heulend.
 

„Oh, Schätzchen! Was ist passiert?“

Tashigi kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass er sehr wohl bereits einen Verdacht hatte, was los war. Es war schon immer so gewesen. Quintanilla hatte immer gewusst, was ihr durch den Kopf ging.

Oft sogar vor Tashigi selbst.
 

Und dieses Mal würde es nicht anders sein, also machte sie sich gar nicht die Mühe ihm zu antworten.

„Weißt du, du hättest dir wirklich einen komfortableren Ort aussuchen können“, sagte er, während er sich neben sie setzte.
 

Noch immer sagte sie nichts. War sich noch nicht einmal sicher, ob sie dafür überhaupt die Kraft hätte. Lorenors Worte taten noch immer zu sehr weh.
 

Vater und Tochter saßen Gott weiß wie lange schweigend nebeneinander, dann sagte Quin irgendwann:

„Ich kann mir nur vorstellen wie viel Schmerz du gerade fühlst. Liebe kann grausam sein, ganz besonders in deiner Position.“
 

Verwirrt hob Tashigi den Kopf, um ihn anzusehen.

„Was zur H… heiligen Mandarine?“, nur teilweise froh der ‚Kein Fluchen in der Kirche‘ Predigt entkommen zu sein.
 

Lächelnd hob Quin eine Augenbraue und antwortete:

„Liebe, Schätzchen. Du und Zorro seid verliebt. Jeder kann das sehen. Jeder außer euch zwei… und Kota. Und das ist das Problem, nicht? Kota selbst ist viel zu hingerissen von dir, um zu verstehen, dass er Zorro im Weg steht. Das ist der Grund, warum Zorro sich so verändert hat, seitdem dein alter Freund zu Besuch ist.“
 

„Dad, was zur Hölle?“

Tashigi konnte gar nicht anders als in dieser Situation zu fluchen.

Lorenor und sie?

Verliebt?

Unmöglich!
 

Okay, nicht ganz unmöglich von ihrer Seite aus. Sie war in ihn verknallt, seitdem sie ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte das aber bei Seite geschoben als sie rausgefunden hatte, wer er war.
 

Leider kamen genau diese Gefühle immer wieder hoch, wenn sie ihm begegnete und nachdem sie nun Monate mit ihm verbracht hatte, war, Tashigi sich sicher, dass diese sich in etwas anders, etwas Intensiveres und Tieferes entwickelt hatte.
 

Aber es war vollkommen unmöglich, dass Lorenor auch nur im entferntesten Sinne etwas ähnliches für sie empfand. Niemals würde sie für ihn etwas anders sein als das neugierige Marinemitglied, das seiner toten Freundin ähnlichgesehen hatte.
 

„Du bist gerade in einer sehr schwierigen Lage, deswegen lass ich dir dieses eine Mal den Fluch durchgehen, verstanden?“, holte Quin sie aus ihren Gedanken und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht.
 

„Aber du liegst falsch, Quin“, antwortete sie heiser, „Er liebt mich nicht. Ich bin mir sogar sicher, dass er mich noch nicht mal leiden kann und…“
 

„Lass mich dich gleich unterbrechen, Tashigi. Denn du siehst nicht den Ausdruck in seinen Augen, wenn er dich ansieht. Seine Augen schreien geradezu heraus wie sehr er dich liebt und ich habe so etwas bisher noch nie gesehen. Ihr seid beide jung und unerfahren, zu dem hattet ihr einen schrecklichen Start und seid beide viel zu stur.“
 

Tashigi streckte die Beine aus und lehnte den Kopf an den Altar. Die Worte ihres Vaters rasten durch ihren Schädel.

„Und um ehrlich zu sein, Schätzchen. Du und Zorro seht den Wald vor lauter Bäumen nicht und ich bin es leid euch dabei zuzusehen, deswegen habe ich mich entschlossen einzugreifen.“
 

Ein kleines Lächeln schlich sich auf Tashigis Lippen. Ihr Herz tat noch immer weh und ja, sie begriff jetzt auch warum. Aber eins war sicher.

„Dad, ich habe in den letzten Wochen ein paar Dinge über unseren Gast gelernt. Zum ersten, ist er so gar nicht der Eifersuchtstyp und zum zweiten, das habe ich gerade heute gelernt. Lorenor mag mich nicht.“
 

Quin öffnete seinen Mund, wahrscheinlich um zu widersprechen, aber er kam nicht dazu.

„Da bist du ja, Tashi! Ich such schon eine Ewigkeit nach dir.“
 

Kotas Stimme lenkte Tashigis und Quins Aufmerksamkeit auf das Ende des Kirchenganges. Der angebliche Grund für Lorenors merkwürdiges Verhalten stand dort und grinste sie beide an.
 

„Hast du vergessen, dass wir uns an der Bar treffen wollten?“, fragte er.

„Oh Gott, Kota, das tut mir so leid! Das hab ich! Lass uns gehen, wenn du noch willst, bedeutet das“, haspelte Tashigi und stand auf.
 

„Natürlich will ich noch“, antwortete Kota und Tashigi rannte beinahe den Gang hinunter. Sie sah nicht zurück zu Quin, aber sie konnte seinen intensiven Blick in ihrem Rücken spüren.
 

*~*~*~*~*~*
 

„NEIN! Das lass ich nicht zu!“

Die Stimme des weiblichen Soldaten führte dazu, dass Tashigi die Augen wieder öffnete.

Sie hatte Tashigis Hand nicht losgelassen, sie jedoch Tanaka in den Weg gestellt.
 

„Geh mir aus dem Weg, Kadett“, sagte der Mann, seine Hände noch immer am Reißverschluss.

Aber die Kadettin bewegte sich nicht.

„Nur über meine Leiche! Mit allem nötigen Respekt, Sir, aber das hier verstößt gegen jede Regel und solange ich Mitglied der Marine bin, lasse ich es nicht zu!“
 

Tashigi erwartete, dass Tanaka sie erneut schlagen würde, stattdessen sagte er:

„Bring die Schlampe wieder in ihre Zelle und dich!“, er deutete mit dem Finger auf die Kadettin, „Will ich den Rest des Tages nicht mehr sehen!“
 

*~*~*~*~*~*
 

„Warum beantragst du keine Versetzung?“, fragte Tashigi nachdem sie wieder in ihrer Zelle war.

„Ich… kann nicht. Noch nicht, mein ich“, antwortete die junge Frau mit sorgenvollem Ausdruck.

„Warum?“
 

„Wer hält ihn dann davon ab Euch zu vergewaltigen? Sicherlich nicht, die anderen Soldaten.“

„Stimmt. Sie folgen seinen Befehlen, ohne mit der Wimper zu zucken.“

Es gab Gründe warum Tanakas Einheit einen so brutalen Ruf hatte und die absolute Treue seiner Soldaten war einer davon.
 

„Ich war überrascht, dass er auf dich gehört hat“, sagte Tashigi, während sie sich auf ihre Pritsche setze, langsam und ganz vorsichtig.

„Er… ist mein Bruder“, antwortete die andere Frau mit einem Seufzen.
 

Tashigi sah die Soldatin überrascht an.

„Oh. Das hab ich nicht erwartet.“

Die Kadettin lächelte schief, bevor sie mit den Schultern zuckte.

„Ich kann nicht jeden Tag da sein, um ihn zu bewachen, aber… ich werde einen Weg finden unsere Vorgesetzten zu informieren, damit sie ihn überwachen werden.“
 

„Wie ist dein Name, Kadett?“, fragte Tashigi und versuchte wieder aufzustehen, musste aber schnell aufgeben, sie war zu schwach.

Eine Schande, sie musste sich dringend übergeben.
 

„Kara.“

Der ehemalige Kapitän sah die junge Frau an.

„Geh und sprich mit Vizeadmiral Smoker, Kara. Erzähl ihm was passiert ist und er wird sich darum kümmern. Er wird auch dafür Sorge tragen, dass dein Name nicht erwähnt wird. Wenn jemand fragt, hab ich Tanaka verraten.“
 

„Aber mein Bruder wird Euch dann nur noch schlechter behandeln“, argumentierte Kara.

„Meine Karriere ist schon ruiniert, Kadett, es gibt keinen Grund dies auch mit deiner zu tun.“
 

Kara war ein guter Mensch mit einem guten Herzen und den richtigen Prinzipien. Das konnte sie fühlen.
 

Die Jüngere blickte Tashigi eine ganze Weile stumm an, dann salutierte sie. Tashigis Augen weiteren sich vor Überraschung, aber Kara war noch nicht fertig.

„Zu Befehl, Kapitän.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Moehre-chan
2022-11-03T16:15:47+00:00 03.11.2022 17:15
Huhu, Antonia!
Danke für das neue Kapi *___*
Ich freue mich jedes Mal, wenn du was neues veröffentlichst :)

Arme Tashigi...erst einmal musste ich hart schlucken, als sie fast vergewaltigt wurde. Ich fand es ganz schön krass, sowas zu lesen.und dann dachte ich mir: hey, wir sind alle erwachsen...why not? One piece richtet sich ja auch immer mehr an Erwachsene. Und fand das doch schon realistisch, dass sowas passiert. Ich hoffe, Smoker regelt ;p

Und dann der Rückblick: da hat kota Zorro ganz schön durcheinander gebracht. Der Arme. Typisch Zorro XD ich bin gespannt, wie sich die Charaktere weiterentwickeln ☺️
Antwort von:  einfach_Antonia
03.11.2022 19:07
Einen wunderschönen guten Abend!
Gerne :D
Ich freu mich jedes Mal, dich in meinen Kommentaren zu sehen *__________*

Ja, es ist kein leichtes Thema, deswegen ja auch die Triggerwarnung und das lange Vorwort. Ich hab schon ein ernstes Wörtchen mit Smoker gesprochen, der war not amused.

Kota. Ein Charakter, den ich wirklich sehr gerne erschaffen habe.

Es freut mich, dass es dir wieder einmal gefallen hat.

Bis bald :)
Antwort von: Moehre-chan
04.11.2022 05:30
Bis bald ❤️


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