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Sternennacht

von

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Ein Brief von den Eltern! und seine Mutter hatte sogar ihre besten Kekse mit in das Paket gepackt. Pete konnte es sich nicht verkneifen, erst schnell einen Keks in den Mund zu stechen, bevor er den Brief auffaltete.

„Jetzt ist es schon fast ein Jahr, dass du den Hof deines Großvaters übernommen hast. Ich hoffe, es läuft alles gut. Wir sind so stolz auf dich. Aber natürlich hätten wir dich auch gern zum Sternenfest hier.''

Sternenfest. Er hatte die Sternennacht immer mit seinen Eltern verbracht. Doch er hatte den Hof gerade erst übernommen. Wer sollte sich denn um die Tiere kümmern, wenn er in die Stadt zu seinen Eltern fuhr? Er verstand jetzt, warum der Großvater so selten zu Besuch gekommen war. Der Hof war eine sehr besitzergreifende Geliebte.
 

Pete legte den Brief beiseite und zog seine Jacke über. zwar konnte er seine Eltern nicht besuchen, aber er würde ihnen zumindest einen Brief schreiben. Gleich nachdem er die Tiere versorgt hatte, würde er ins Dorf gehen und sich im Laden Briefpapier besorgen. Vielleicht traf er unterwegs ja sogar... Ach nein, jedes freundliche Gesicht wäre ihm heute recht, es musste nicht sie sein.
 

Im Stall wurde Pete von lautem Muhen und Blöken begrüßt. Seine Tiere wussten genau, dass er ihnen leckeres Futter brachte. Einige kamen sogar zutraulich näher, um von ihm gestreichelt zu werden. Nur eine Kuh blieb in einer Ecke im Stroh liegen und bewegte nur matt den Schwanz. Pete hockte sich neben sie und streichelte sanft den dicken Bauch. „Na, mein Mädchen, bald hast du es geschafft. Nur noch ein bisschen Geduld. Bist du auch schon so aufgeregt, wie ich, Annabelle?" Er holte aus der Futterkrippe einen Arm voll Heu und legte es direkt vor Annabelles Maul. Die Kuh muhte leise und biss herzhaft zu.
 

Über Nacht war Schnee gefallen und Pete stapfte genüsslich durch die unberührte weiße Fläche. Es war, als wäre er der einzige Mensch auf der Erde. Fast ein erhebendes Gefühl. Pete wollte nicht daran denken, dass die Wege nur von makellosem Schnee bedeckt waren, weil selten jemand auf seinen Hof kam.
 

In den Tagen vor der Sternennacht hatte sich Mineralstadt verändert. An den Häusern hingen Lichterketten, Tannenzweige schmückten Fenster und Türen. Das Dorf wirkte wie aus einem Märchenbuch. Und der frische Schnee war der Puderzucker zur Perfektion. Als Pete den Laden betrat, schlug ihm der heimelige Geruch von Tannenduft und würzigem Sternenkuchen entgegen. Selbst Jeff wirkte heute nicht so blass wie sonst. Er wies ihn gleich auf ein Sonderangebot für Kerzen hin und Pete unterdrückte ein Lächeln. So überaus geschäftstüchtig kannte man den Ladenbesitzer sonst nicht. Pete entschied, tatsächlich ein paar Kerzen mitzunehmen. Und etwas Schokolade. Vielleicht wurde die Sternennacht so wenigstens etwas gemütlich. Wieder an der frischen Luft beschloss Pete, nicht auf direktem Weg nach Hause zu gehen. Vielleicht war sie ja gerade im Dorf unterwegs. Er könnte natürlich auch bei ihrem Haus vorbeischauen. Es wäre gewagt und schon der Gedanke an ihr Lächeln ließ sein Herz schneller schlagen.
 

Wie erwartet, herrschte auf dem Rosenplatz reges Treiben. Einige Dorfbewohner schmückten den Platz und die Bäume mit Lichterketten. Stu und May schienen außer Rand und Band. Mit leuchtenden Augen und einem riesigen, strahlenden Lächeln liefen sie von einem Ende des Platzes zum anderen, warfen gelegentlich mit Schneebällen und blieben dann wieder abrupt und staunend mitten im Weg stehen, wenn sie ein neues Detail der Dekoration bemerkten. Einmal brachten sie fast Ellen zu Fall, die am Arm ihrer Enkelin in Begleitung des Doktors einen kleinen Spaziergang wagte. Pete winkte noch Mary und Karen zu, die mit einem Lied auf den Lippen Windlichter aufstellten, und verließ dann den Platz.
 

Als er gerade auf den Weg Richtung Yodel-Ranch einbiegen wollte, kam ihm Carter entgegen. Pete zögerte. Sicher, der Priester war kein altes Tratschweib, aber er wollte ihn trotzdem nicht auf Gedanken bringen. Seufzend wandte er sich also auf den Weg in Richtung seines Hofes, während ihn Carter einholte. Er erzählte Pete, dass er gerade bei Lillia gewesen war, um sich nach ihrem Befinden zu erkunden. Nun war er auf dem Weg zu Götz, um diesem etwas Gesellschaft zu leisten. Pete kannte zwar die genaue Geschichte nicht, verstand aber, dass die Sternennacht für den Holzfäller eine schwierige Zeit war, in der Carter ihn nicht allein lassen wollte. Als sie bei Götz ankamen, lud Carter Pete noch in die Kirche, wo sich die Dorfbewohner zur Sternen macht treffen wollten.
 

Gerade als Pete wieder zu Hause angekommen war und sich an den Brief für seine Eltern machen wollte, hörte er aus dem Stall aufgeregtes Muhen. Das musste Annabelle sein. Und richtig, die Kuh wälzte sich im Stroh und atmete schwer. Das Kalb würde endlich kommen. Pete rief sich in Erinnerung, was Barley ihm über die Geburt bei Kühen gesagt hatte. Es war wohl besser, wenn sie umher liefen, also versuchte er, Annabelle dazu zu bewegen, aufzustehen. Mühevoll rappelte sie sich hoch und Pete ging langsam mit ihr im Stall umher.
 

Es vergingen Stunden über Stunden, doch das Kalb kam einfach nicht. Annabelle hatte schon lange keine Kraft mehr, zu stehen. Sie wälzte sich auch nicht mehr im Stroh oder muhte gequält. Die Kuh lag einfach da und atmete schwer. Pete wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte ihr so gern helfen und hatte mehr und mehr Angst, dass Annabelle die Nacht nicht überleben würde. Was konnte er nur tun? Er überlegte, ob er Barley zu Hilfe holen sollte, aber er konnte die Kuh nicht allein lassen. Aus der Ferne trug der Wind die Kirchenglocken herüber, die die Dorfbewohner zur Feier der Sternennacht einluden. Aber Pete hatte nur Gedanken für seine geliebte Kuh.
 

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit hob Annabelle den Kopf und muhte angestrengt. Pete sprang auf. Es sah so aus, als würde das Kalb doch noch kommen. Da! Er konnte etwas sehen, das wie ein Kopf aussah. Er griff zu und versuchte, sachte zu ziehen. Gemeinsam schafften Annabelle und er es, das Kälbchen auf die Welt zu bringen. Als es ganz draußen war, begann Pete zaghaft, es mit Stroh trocken zu reiben. Das kleine Kalb bewegte sich und staunend sah Pete zu, wie sich das Tier aufrappelt und, zwar noch ziemlich wackelig, letztendlich auf seinen eigenen Beinen stand. Pete fiel Annabelle um den Hals, glücklich, das alles überstanden war. „Du hast es geschafft, mein Mädchen." Die Kuh muhte leise und begann, ihr Kalb abzulecken.
 

Es war mittlerweile Nacht geworden. Pete fühlte sich so erschöpft, aber er war viel zu aufgedreht, um ins Bett gehen zu können. Vielleicht würde ihn ein kleiner Besuch in der heißen Quelle zur Ruhe kommen lassen. Doch irgendwie war ihm nicht nach baden zumute. Die Nacht war so klar und still. Also ging er nicht ins Badehaus, sondern lief weiter zum Mutterhügel hinauf.
 

Pete war schon lange nicht mehr oben auf dem Berg gewesen. Zwar liebte er die Aussicht, doch meist fehlte ihm die Zeit. Heute Nacht war er aber froh, dass er den Weg auf sich genommen hatte. Vom Gipfel konnte er ganz Mineralstadt überblicken. Das Dorf nur eine Insel des Lichts. Man konnte genau den Rosenplatz erkennen, der leuchtete am hellsten. Und die Häuser waren wie beleuchtete Spielzeuge in einer weißen Zuckerwattewelt. Und über Allem spannte sich der funkelnde Sternenhimmel. Pete seufzte. Dieser Anblick war so wunderschön und doch schmerzlich. Es war seine erste Sternennacht allein und er hatte heute noch nicht einmal ihr Gesicht gesehen.
 

Das Jahr war lang gewesen, lang und anstrengend. So viel hatte sich verändert. Und nun war auch noch ein neues Leben dazugekommen. Trotz aller Wehmut lächelte Pete. Sein Abenteuer als Bauer war noch nicht vorbei, es konnte noch viel Gutes passieren. Bestimmt würde auch sein nächstes Fest der Sternennacht besser werden. Pete machte sich auf den Heimweg, während über dem Dorf eine Sternschnuppen fiel.
 

Auf den Hof wartete vor dem Haus eine Gestalt. Pete blieb erstaunt stehen und sein Herz schlug schneller. Popuri. Popuri stand tatsächlich hier auf seinem Hof und schien auf ihn zur warten. Sie hatte ihn bemerkt und kam auf ihn zu.

"Pete, da bist du ja. Ich hatte mich gefragt, wo du steckst. Du warst nicht in der Kirche oder auf dem Rosenplatz. Und Mama fand auch, dass wir dir eine Eierspeise bringen könnten."

Mit diesen Worten hielt sie ihm einen Korb hin. Pete fühlte ein Kribbeln in deren Fingerspitzen.

"Ich war spazieren. Es war eine aufregende Nacht. Annabelle hat ein Kalb bekommen." „Ok, ein Kälbchen? wirklich? Darf ich es sehen? Bitte, bitte!" Popuri hüpfte aufgeregt.

Lachend zeigte Pete ihr Mutter und Kind.

"Wie niedlich es ist! Hat es schon einen Namen?"

„Ehrlich gesagt habe ich noch will darüber nachgedacht. Ich war erst einmal froh, dass die Geburt glücklich verlaufen ist."

„Hm, die Mutter heißt Annabelle. Warum nennst du das Kalb mich Babybelle?"

„Wirklich? Wie der Käse?"

„Nein, Dummerchen“, lachte Popuri. „Wie Baby-Schönheit."

„Also gut, dann heißt das Kalb also Babybelle. Vielleicht wird aus ihrer Milch ja einmal besonders guter Käse."
 

Popuri zog Pete nun lachend zum Haus, um ihm ihre mitgebrachte Eierspeise zu geben. Auf dem Tisch lagen die Kerzen, Schokolade und das Briefpapier. Pete würde seinen Eltern viel zu berichten haben. Popuris Wangen glühten nach der Kälte draußen. Sie zündete eine Kerze an, zerbrach die Schokolade und hielt ihm ein Stück vor dem Mund. Wie ihre Augen leuchteten! Sie hatte bestimmt noch nie schöner ausgesehen. Sicher, das Haus war nicht festlich beleuchtet mit einem Meer von Lichtern. Es war kein großes Fest zur Sternennacht. Nur ein einziges kleines Lieht. Und doch war dies der schönste Moment.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Temari2109
2021-01-01T19:07:25+00:00 01.01.2021 20:07
Heyho!
du kannst dir gar nicht vorstellen, wie überrascht ich war die Mail erhalten zu haben, mit der ankündigen einer neuen FF. Und als ich gesehn habe von wem hab ich mich riesig gefreut. Eine wundervolle Überraschung als Abschluss des Jahres.
In dem Fandom bin ich nicht wirklich bewandert und weiß dann google das es ein Game ist, nichts desto trotz schöne Arbeot wie immer. Ich mag es wie du die Situationen einfängst und einem das Gefühl gibts, das man es selbst erlebt. Besonders bei Petes Gedanken an SIE, allein bei dieser Wahl des Schreibstils, wurde man selbst freudig erregt =)
Schöne Arbeit (wie immer ;))
Frohes Neues!
lg Casey


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