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Schneeflockenfunkeln

[Nodoka | 2. Türchen]
von

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Schneeflockenfunkeln ◊ Tief im Dunkeln der Nacht


 

Der Winter hatte sich in Johto breit gemacht. Die Bäume hatten sich erst rot gefärbt und dann ihr Laub abgeworfen. Im Radio erzählten sie auch schon von erstem Schnee in den Bergen. In Dukatia City war davon jedoch noch nichts davon zu sehen. Die Stadt war lediglich im winterlichen Grau des Wetters gehüllt. Die Menschen gingen aufgrund der Kälte und des immer öfteren Regens nur noch auf die Straße, wenn sie es wirklich mussten. Vom Westen kam über das Meer ein wirklich widerlicher Wind in die Stadt geweht und malte mit seinen frostigen Winden Blumen aus Eis an die Fensterscheiben der Bewohner.

Anders als im Sommer, hielt sich die siebenjährige Nodoka die ganze Zeit im Haus auf und begleitete hin und wieder ihre Mutter zum einkaufen. Sie holte nicht einmal mehr ihren Vater von seiner Arbeit ab, wie sie es eigentlich immer getan hatte. Das einzige, was sie tat, war hoch in den Himmel zu schauen und auf die Schneeflocken zu warten, von denen im Radio immer wieder gesprochen wurde. Sie saß da an dem Fenster vor dem ihr Bett stand, eingewickelt in eine dicke und kuschelige Wolldecke, neben ihr ihr Plüsch-Plusle, während ihr Plüsch-Minun irgendwann auf den Boden gefallen war und immer an ihrer Seite ihr Pokémon-Freund Wablu, dass sie „Flausch“ getauft hatte. Ihr Vater hatte sie damals gefragt, ob sie ihr Wablu wirklich „Flausch“ nennen wollte und gesagt, dass der Zeitpunkt kommen könnte, an dem sie es bereuen würde, aber Nodoka hatte mit dem Kopf geschüttelt und mit Überzeugung gesagt, dass sie es niemals bereuen könnte, ihren Freund einen solchen tollen Namen gegeben zu haben.

Draußen war es bereits dunkel. Die Sonne ging im Winter noch viel früher unter, als im Sommer, was den Tag noch trauriger machte, als das schlechte Wetter es konnte. Ihre Mutter war in der Küche dabei zu kochen, was sie immer tat, bevor ihr Vater von der Arbeit nach Hause kam. Was er arbeitete, hatte sie nie wirklich verstanden. Nur das es etwas mit Elektrizität zu tun hatte und das ihr Vater so wichtig war, dass sie seit sie denken konnte immer wieder umzogen. Sie waren seit sie drei geworden war, nie länger als zwei Jahre irgendwo gewesen und seit fast zwei Jahren lebten sie in Johto, vorher hatten sie in Hoenn gelebt. Wenn seine Arbeit hier beendet war – das hatte ihr Vater ihr versprochen – würden sie zurück nach Hoenn gehen und Nodoka überlegte jeden Tag in welche Stadt sie in Hoenn zurückziehen würden. Jede war klasse. Baumhausen City hatte die vielen Baumhäuser und ihr großes Idol Wiebke hatte dort ihre Arena und schließlich wollte Nodoka genauso wie sie eine Flugpokémontrainerin werden, die auch wenn sie groß war, eine Arena leiten würde. In Bad Lavastadt hatte sie den Pokémon Trainer mit den Feuerpokémon kennengelernt, den sie so oft bei seinem Training beobachtet und der ihr so viel schon erklärt hatte, obwohl sie keine Trainerin war. Malvenfroh City war aufregend gewesen, aber am liebsten würde sie wieder in Metarost City leben. Dort war sie geboren worden und an diesen Ort hatte sie die wenigsten Erinnerungen, weil sie die Stadt verlassen hatten, als sie drei Jahre alt war. Sie waren vor ihrer Abreise nach Johto noch einmal kurz da gewesen, aber auch nur für ein paar Stunden, weil ihr Vater einen Termin wegen der Arbeit hatte.

Nodoka beobachtete eine Polizistin, die mit ihrem Fukano die Straße mit einer Taschenlampe in der Hand entlang lief. Sie grüßte einen entgegenkommenden Passanten und verschwand in der Dunkelheit, sodass Nodoka sie nicht mehr sehen konnte.

Das Mädchen lehnte sich zurück und blickte durch ihr Zimmer. Es leuchtete nur eine Lichterkette, die an ihrer Wand befestigt war. Sonst gab es keine Lichtquelle in ihrem Zimmer. Das Warten auf ihren Vater und damit auf das Essen, zog sich so unglaublich lang hin. Nodoka war nicht in der Lage wie lang sie schon am Fenster saß und hinaussah. Das hatte zumindest noch etwas beruhigendes an sich, aber wenn sie wenigstens die Sterne am Nachthimmel sehen könnte.

»Flausch …«

Das Wablu krächzte aufmerksam und schaute Nodoka aufmerksam an.

Sie sah ihren kleinen Freund an und wusste nicht mehr was sie sagen wollte. Stattdessen wand sie sich wieder ihrem Fenster zu und blickte Sehnsüchtig in den Himmel. »Wann es wohl das erste Mal schneien wird?«

Das Mädchen zuckte zusammen. »Was war das?« Hatte sie da eine Sternschnuppe gesehen? Dabei hatte es so ausgesehen, als würde diese Sternschnuppe einen Regenbogen hinter sich herziehen, aber nur für kurz. Jedoch lang genug um Nodokas Aufmerksamkeit zu erregen. »Hast du das gesehen?«

Flausch gab einen fragenden Laut von sich. Natürlich wusste das Pokémon nicht was Nodoka von ihm wollte, aber dennoch hatte sie sich auf irgendeiner Weise eine Bestätigung erhofft, dass ihr Freund das gleiche gesehen hatte wie sie. Aber allen Anschein nach nicht.

»Komm mit«, forderte sie das Pokémon auf und rutschte von ihrem Bett herunter. Dabei landete ihr Plusle Plüschtier ebenfalls auf den Boden und gleich darauf folgte ihre Kuscheldecke. Im Eiltempo verließ sie das Zimmer und eilte die Treppe hinunter. Auf halbem Weg geriet sie ins Stolpern und konnte sich nur noch in letzter Sekunde an dem Treppengeländer festhalten.

»Nodoka?«

Mit einem mal stand das Mädchen fest auf ihren beiden Füßen und gleich darauf tauchte ihre Mutter am unteren Ende der Treppe auf.

»Ist alles in Ordnung? Warum hast du es so eilig?«

»Ich habe einen Regenbogen gesehen!«, platze es aus dem aufgeregten Mädchen heraus und mit einem Satz hatte sie die letzten paar Stufen hinter sich gelassen und stand mit strahlenden Augen vor ihrer Mutter.

Diese trug eine Schürze, auf denen mit Kinderhand verschiedene Poémon gemalt worden waren und in der rechten Hand hielt sie einen alten Kochlöffel. »Einen Regenbogen?« Sie blinzelte und musste schmunzeln. »Das war sicher das Licht in dem Frost an deinem Fenster.«

»Nein!«, sagte Nodoka. Sie füllte ihre Wangen mit Luft. »Er ist über den Himmel geflogen!« Nodoka hob ihr Arme und wiegte ihre Hände durch die Luft, wie der Regenbogen, den sie gesehen hatte.

»Ja, natürlich.«

»Wirklich!« Das Mädchen lief an ihrer Mutter vorbei und ließ sich vor der Eingangstür auf den Boden plumpsen, um ihre Schuhe anziehen zu können.

»Und was hast du nun vor, Nodoka?«

»Ich werde den Regenbogen suchen. Er ist in Richtung des Steineichenwald geflogen.«

»In den Steineichenwald?« Die Mimik der Mutter änderte sich schlagartig. »Weißt du eigentlich wie spät es ist? Und dann willst du auch noch in den Wald?!«

Flausch gab ein erschrockenes Krächzen von sich und verschwand in dem Wintermantel, den sich Nodoka gerade anziehen wollte, so laut wurde die Stimme der Mutter.

»Ja, das weiß ich.«

»Nein! Ich sage nein!«

Nodoka zuckte bei der Schärfe der Stimme zusammen. »Aber Mama ...«

»Nein, nicht „Aber Mama“. Wenn du gesagt hättest du würdest Papa von der Arbeit abholen, dann wäre es etwas anderes.«

Das Mädchen ließ betroffen den Kopf hängen und ihre Mutter überkamen die Schuldgefühle. »Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, verstehst du das?«

Es dauerte etwas, dann nickte Nodoka.

»Dann bin ich aber erleichtert.«

Flausch kam zögerlich aus seinem Jackenversteck heraus geflattert und setzte sich auf den Boden.

»Würdest du für mich den Tisch decken? Das Essen ist bald fertig und Papa kommt sicherlich auch gleich.«

Nodoka zog sich den Mantel an. »Wenn du nichts dagegen hast, gehe ich Papa abholen. Sonst kommt er nie von seiner Arbeit weg.«

Verwundert sah die Mutter sie an. »Sicher?«

Das Mädchen nickte. »Ja.«

»Okay, aber trödel nicht zu viel herum, ja?«

»Mach ich Mama«, sagte Nodoka und knöpfte ihren Mantel zu. »Komm mit Flausch.« Sie öffnete die Haustüre und trat in die die kühle Nacht hinaus. Sie winkte ihrer Mutter noch zum Abschied und lief dann los die Straße entlang, bis sie ganz sicher wie die Polizistin mit ihrem Fukano in der Nacht verschwunden war. Sie hatte Glück, dass der Weg zum Steineichenwald genauso begann, wie der Weg zu dem Arbeitsplatz ihres Vaters war. Sie musste nur rechts abbiegen und nicht links.

Flausch folgte ihr, während ihre schnellem Schritte von der Dunkelheit der Nacht verschluckt wurden. Sie musste den weg entlang in Richtung Süden laufen und die Stadt auf die Route 34 verlassen, wo kaum Beleuchtung vorhanden war. Diese endete nachdem Nodoka an der Pokémon Pension vorbei war. Sie war tagsüber öfters schon hier entlang gegangen. Ob alleine, oder mit ihren Eltern. Es war auch nicht das erste Mal, dass sie in den Steineichenwald ging. Nur eben noch nie zu einer solch späten Tageszeit.

Ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen, ob dieses Vorhaben eine gute Idee war, betrat das Mädchen den dunklen Wald. Gefolgt von ihrem treuen Freund Wablu. Es flatterte aufgeregt hinter Nodoka her. Diese lief und schaute, in der Hoffnung etwas von dem Regenbogen zu entdecken. Sie lief und lief weiter, nur fixiert auf ein buntes Leuchten und nicht darauf, wohin sie lief. Im Dunkeln sah alles gleich aus. Jeder weg, jeder Baum, jeder Busch. Je tiefer sie in den Wald lief, desto weniger konnte das siebenjährige Mädchen erkennen. Dafür aber, würde sie das Licht des fliegenden Regenbogens erkennen können. Wie den Strahl ihrer Taschenlampe, wenn sie sich vorstellte unter ihrem Bett eine enge Höhle zu erkunden.

Nodokas Schritte wurden langsamer und schließlich blieb sie stehen. Um sie herum war alles dunkel. Sie konnte nur wenige Meter weit schauen, geschweige denn erkennen wo sie sich befand. Sie war komplett alleine, bis auf Flausch, dass ihr besorgt zwitschernd in die Arme flatterte. Ein Zittern packte das kleine Mädchen plötzlich und sie fing vor Angst an zu schluchzen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, in welcher Situation sie sich befand und warum ihre Mutter ihr diesen Ausflug verboten hatte.

Ängstlich setzte sie sich wieder in Bewegung und tat einen kleinen Schritt nach dem anderen. Sie klammerte sich an Flausch um ein wenig Sicherheit zu verspüren und zuckte bei jedem kleinen Geräusch zusammen. Wie zu Stein erstarrt, verharrte Nodoka, als sie das knacken eines Zweiges und das Rascheln eines Astes vernahm. Die kahlen Baumkronen wirkten gespenstisch in der Nacht und die dicken Wolken am Himmel verhinderten, dass nur ein Lichtstrahl den Wald erhellte.

»Ich habe Angst Flausch«, murmelte Nodoka zitternd und das Pokémon antwortete mit einem ängstlichen „luuu“.

Das Mädchen schniefte, schloss die Augen und vergrub ihr weinendes Gesicht in den flauschigen Flügeln ihres Pokémonfreundes.. »Ich will nach Hause. Ich will zu Mama, ich will zu Papa. Mama … Papa … Mama … Papa ...«

»Wab-luuu!«

Ängstlich, aber neugierig hob Nodoka den Kopf und suchte nach dem, was ihren Pokémonfreund so in Aufregung versetzte und entdeckte hoch am dunklen Nachthimmel bunte Lichter, die den Wald um sie herum erleuchteten. Und inmitten dieser flackernden, bunten Lichter flog ein riesiges weißes und silbern schimmerndes Pokémon. Nodoka kannte es nicht und sie wusste nicht, ob es ein Drache, oder ein Vogel war, nur das es gigantisch war und sein Ruf ein wohliges Kribbeln in ihrem kalten Körper hervorrief. Sie vergaß die Dunkelheit und die Angst um sie herum und bestaunte mit funkelnden Augen die Lichter, die sie tief im Dunkeln der Nacht am Himmel entdeckt hatte. War dies, das gleiche Licht, das sie zu Hause an ihrem Fenster gesehen hatte?

»Luuuuuuuuuuuu!«

Der Ruf des Pokémon am Himmel löste ein beben aus und mit einem Mal war es und mit ihm die Lichter verschwunden. Was zurück blieb, waren die Dunkelheit, die Angst und silberne Funken, die langsam zu Boden sanken.

Etwas kaltes traf auf ihre Haut. Die hellen Lichtpunkte waren eisig kalt und verschwanden, als sie auf Nodokas warme Haut trafen. Es dauerte etwas, bis das Mädchen verstand worum es sich dabei handelte: »Schnee. Flausch … Das ist Schnee.«

Noch etwas sank langsam, in schwungvollem Gleitflug, zu Boden, direkt vor ihre Füße. Neugierig und ohne Angst,bückte sich das Mädchen nach diesem und hob eine silberne Feder auf. »Ein Vogel«, murmelte Nodoka. »Das war ein Vogelpokémon.« Neugierde machte sich in ihr breit und am liebsten wäre sie gleich wieder los gerannt um dem mysteriösem Pokémon zu folgen, doch ein Lichtkreis, der sie einzufangen schien und ihren Schatten vor ihr malte, lenkte sie ab und gleich darauf wurde sie von vier armen umschlungen. Das war der Moment, in dem ihr bewusst wurde, wie kalt ihr war und die Angst wieder zurück in ihren kleinen Körper kehrte.

»Mama … Papa«, schluchzte sie.

»Was machst du nur?«, wollte ihre Mutter wissen. Sie weinte, ebenso wie ihre kleine Tochter. »Du kannst doch nicht einfach weglaufen! Weißt du wie viel Angst wir um dich hatten?«

Nodoka konnte keine Wut in der Stimme ihrer Mutter hören, nur Angst und Sorge. »Es tut mir Leid, Mama.«

»Wir waren ganz krank vor Sorge«, sagte ihr Vater, während das Wablu sich aus der Engen Umarmung befreite. »Du kannst doch nicht alleine gehen! Es ist gefährlich und kalt.«

Das Mädchen sah zum Himmel empor. Der Schnee, den das fremde Pokémon ihr geschenkt hatte, funkelte nicht mehr, aber es wurden immer dickere Flocken. Schon bald würde der ganze Steineichenwald und auch Dukatia City unter einer dicken, weißen Decke begraben sein.

Die Feder des Pokémon behielt sie immer bei sich. Es war eine Art Glücksbringer, auch viele Jahre später noch, als sie auf ihre Reise durch die Pokémon Welt aufbrach, war die Feder bei ihr. Später fand sie auch heraus, dass sie in jener Winternacht ihres siebten Lebensjahr das Glück gehabt hatte ein Lugia zu sehen und fasste den Entschluss, dass sie ihm noch einmal begegnen wollte. Den schließlich, wollte sie die beste aller Flugpokémon Trainerinnen werden, die die Welt je gesehen hatte.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo und Danke das du meinen OneShot gelesen hast!
Ich freue mich das ich dieses Jahr wieder am Adventskalenderprojekt teilnehmen konnte. Jedes Jahr freue ich mich darauf und dieses Jahr habe ich eine Pokémon FanFiction für euch! Was neu für mich ist, ist das ich eine Geschichte zu einem OC geschrieben habe. Diese Aktion habe ich einfach mal genutzt und über meinen OC Nodoka geschrieben, an der ich schon lange plane und feile und nun wird ihre Geschichte einfach mal begonnen! Eine kleine Szene aus ihrer Geschichte.
Ich hoffe doch, ihr hattet Spaß und eure Freude daran. Ich wünsche euch eine wunderschöne besinnliche Weihnachtszeit!


Liebe Grüße,
Rizumu Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Votani
2020-12-02T21:58:25+00:00 02.12.2020 22:58
Die Geschichte ist sehr suess gewesen! :)


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