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Das mörderische Krimidinner

von
Koautor:  Tilika

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Hinab in den Keller, doch der Täter schläft nicht

Kapitel 5. Hinab in den Keller, doch der Täter schläft nicht.
 

Helena:
 

Besorgt, sah ich noch ein letztes Mal zurück zu meinem angeblichen Großvater. Er nickte mir zu und versuchte zu lächeln. Es gelang ihn nicht so gut. Anschließend folgte ich Jorina die Treppe nach unten. Wie so oft beschäftigte mich eine Frage. War das die richtige Entscheidung gewesen oder grub ich gerade mein eigenes Grab? Gleichzeitig fiel mir auf, dass die Biologin ängstlich wirkte. Noch mehr als zuvor. Ob es mit den vorherigen Gesprächen zu tun hatte? Wobei, es konnte auch sein, dass ich wieder einmal zu viel hineininterpretierte. Die Frau war doch Mutter? Bestimmt wurden ihre Kinder als Druckmittel verwendet und sie sorgte sich verständlicherweise um diese. Das konnte ganz genauso sein.

Nachdenklich verschränkte ich die Arme vor der Brust. So viele Optionen und so wenig Hinweise. Dies gefiel mir überhaupt nicht.

Die Treppe, welche nach unten führte war lang und schmal. Ein perfekter Platz für Leute mit Klaustrophobie. Nicht wirklich. Die Wände bestanden aus rauen harten Beton. So anders, als die prunkvollen Räume oben. Bestimmt bedeutete dies etwas? Schließlich wurde hier nichts dem Zufall überlassen. Nur welche Bedeutung könnte dies haben? Eine Rangordnung zwischen den Teilnehmern? Wenn ja wie wurde diese bestimmt? War es vielleicht ganz simpel nach Gut und Böse eingeteilt und der Täter war nur unter jenen Personen zu suchen die unten eingesperrt worden waren? Wenn diese Möglichkeit bestand bedeutete es etwas Unheimliches. Die Täter, welche uns entführten wussten wer den Mord damals begannen hatte. Vielleicht war er sich auch nur sehr sicher.

Es wäre eine Möglichkeit die ich mit einbeziehen musste. Jedoch wäre es falsch mich nur noch auf diese zu konzentrieren. Sie konnte rein hypothetisch vollkommen falsch sein. Jorina ging langsam voran und warf immer wieder einen Blick zu mir. Wie als befürchtete sie ich könnte mich spontan in Luft auflösen.

Bei genauerer Betrachtung war ich mir sicher. Sie schien wirklich noch furchtsamer zu sein als ich. Das war mehr als nur meine Einbildung. Ob es mit Cindy zusammenhing? Bestimmt, ihr Verhalten begann nach dem die beiden Frauen das Esszimmer verlassen hatten.

„Machen Sie sich keine Sorgen. Wir kommen hier heraus. Ganz bestimmt.“, versuchte ich sie zu motivieren. Daraufhin drehte sich Jorina erstaunt zu mir um. Anschließend fing sie an mich anzulächeln. Es wirkte nicht wirklich überzeugend auf mich.

„Du hast Recht. Wir werden es schon schaffen.“, stimmte sie mir zu. Mit neuer Zuversicht gingen wir nach unten. Dort fanden wir vier Zellen. Wie in einem Gefängnis. Nein, es glich eher einem Verlies. Wo der Antagonist aus den Geschichten seine Feinde einsperrte. Wie schon die Treppe wies dieser Gang die Kreativität und Detailverliebtheit eines durchschnittlichen DIN-A4-Blattes auf. Blanke Neonröhren hingen an der Decke und leuchteten mit einem obligatorischen Flackern vor sich hin. Ansonsten gab es in diesem Flur noch vier Zellentüren. Mit kleinen verglasten Gitterfenstern. Nach kurzer Überlegung betrat ich die erste Zelle. Dort drehte ich mich zu Jorina um welche draußen geblieben war.

„Können Sie bitte kurz hier warten? Ich möchte etwas ausprobieren.“, bat ich die Biologin. Diese nickte erstaunt. Anschließend schloss ich die Tür hinter mir. Darauf klatschte ich erst in die Hände. Keine Reaktion von Außerhalb. Als nächstes rief ich laut. Erneut gab es nichts von ihr zu hören. Nach kurzem warten öffnete ich die Zellentür wieder.

„Haben Sie irgendetwas von mir gehört?“, erkundigte ich mich in der Hoffnung meine Theorie bestätigt zu bekommen.

„Nein, gar nichts.“, antwortete sie mir. Eine durchaus interessante Erkenntnis. Also hatten die Insassen die Möglichkeit nach draußen zu sehen ohne etwas zu hören. Eine durchaus interessante Methode. Woraufhin ich die Zelle wieder betrat um mich umzuschauen. Diese war schlicht eingerichtet. Hier gab es absolut gar nichts. Außer einer Tür. Diese spartanische Einrichtung schien für dieses untere Stockwerk Trend zu sein. Könnte es sein, dass es in diesem Zimmer einen Geheimgang verbarg. Besonders woran könnte man dies am ehesten erkennen? Mit etwas mehr Licht würde es schon einmal besser funktionieren. Lediglich eine schwache Glühbirne erhellte den winzigen Raum minimal.

Mit verschränkten Armen versuchte ich herauszufinden ob an den Wänden irgendwelche Hinweise zu finden waren. Sie waren aus Beton. Vermutlich um wie ein trostloser Kerker zu wirken. Nach kurzen zögern schritt ich zur Wand und fing an dagegen zu klopfen.

Sie hörte und fühlte sich wie massiver Beton an. Hart, etwas kühl und rau. So als wären sie kaum bearbeitet worden.

Langsam Schritt ich die Wand entlang. Nichts Außergewöhnliches, bis auf eine etwas aufgeschürfte Hand.

„Was machst du da?“, fragte mich Jorina. Deren Anwesenheit ich ganz vergessen hatte.

„Es könnte sein, dass sich dort ein Geheimgang verbirgt. Wer wurde hier eingesperrt?“, antwortete ich und zuckte mit den Schultern.

„Das war meine Zelle.“ Kam es von ihr. Dabei blickte sie sich um und schien nicht zu wissen was sie tun konnte.

„Du glaubst, dass es hier einen Geheimgang geben könnte?“ Die Frage erwischte mich kalt. Mehrere Sekunden dachte ich fieberhaft darüber nach was die beste Erwiderung. Eine die mich am besten nicht sofort als Detektiv enttarnte. Schließlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen und brachte mich zum Grinsen.

„In den Geschichten sind an solchen Orten immer Geheimgänge versteckt.“, entgegnete ich und steckte alle meine Überzeugung in diese Aussage. Was Jorina ein gequältes Lächeln entlockte. Sie schien sich zu überlegen ob sie diese kindliche Vorstellung mit der Realität zerstören sollte. Nach kurzen Zögern machte sie eine zustimmende Kopfbewegung.

„Du hast Recht. Das ist wie in einer Abenteuergeschichte“, stimmte sie mir schließlich zu. Ohne mich noch einmal zu ihr umzudrehen suchte ich den nächsten Raum auf und fing erneut an die Wand abzuklopfen. Plötzlich fiel mir etwas auf. Die Wand hörte sich hohl an. Das war an sich nicht ungewöhnlich. Es zeugte meines Wissens nach von nicht der besten Qualität. Zumindest normalerweise, in diesem Fall fiel es mir schwer an einem Zufall zu glauben. Nicht an diesem Ort.

Ein erneutes dagegen klopfen bestätigte meinen Verdacht. Es hörte sich tatsächlich anders an. Gleichzeitig schien dieser Teil aus einem etwas anderen Material zu bestehen. Irgendwie hölzern, ja dies beschrieb es am besten. Plötzlich war das Knacken eines Lautsprechers zu hören.

„Achtung, eine Kamera wurde zerstört. Verehrte Teilnehmer, seien sie sich darüber im Klaren, dass eine erneute Zerstörung ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen wird“, drohte die Lautsprecherstimme und ließ uns mit dieser Auskunft alleine zurück. Also eines war schon einmal klar. Meine Begleitung war schon einmal unschuldig. Es wäre mir sicher aufgefallen, wenn sie einfach mal eine geschrottet hätte. Blieben noch sechs weitere Verdächtige.

„Komm, wir gehen zurück. Ich möchte wissen was die oben so treiben. Außerdem wird dein Opa bestimmt erleichtert sein dich zu sehen“, schlug die Biologin nach mehreren Sekunden des Anschweigens vor. Letzteren Satz fügte sie etwas leiser hinzu. Für mich gab es nichts was dagegen sprach. Daher machten wir uns auf den Weg nach oben. Dort gab es nur eine wirkliche Erkenntnis. Ganz gleich wie dringend wir wieder raus wollten. Die Tür würde sich nicht öffnen.

„Anscheinend sollen wir nicht nach draußen. Ist das die Strafe für die zerstörte Kamera?“, mutmaßte Jorina ängstlich. Was mich dazu brachte den Kopf zu schütteln.

„Nein, das denke ich nicht. Vorhin wurden Opa und ich auch eingesperrt und wir haben keine Kamera kaputt gemacht.“, gab ich zu bedenken und versuchte meine Wortwahl so schlicht wie möglich zu lassen. Sie schien nach wie vor Zweifel an meiner Aussage zu hegen. Dies brachte mich dazu die Hände zu heben.

„Großes Indianer Ehrenwort. Wirklich nicht.“, fügte ich hinzu. Was meine Gegenüber tatsächlich zum Lachen brachte.

„Keine Sorge, ich glaube dir. Es ist nur seltsam, dass wir nicht rauskommen.“, gab sie leicht belustigt zu. Länger sahen wir uns einfach nur an, ohne wirklich zu wissen wie wir am besten in dieser Situation handeln sollten. Plötzlich öffnete sich die Tür. Die Biologin trat vor mir ins Esszimmer. Schnell folgte ich ihr. Eine unbekannte Furcht in mir wollte verhindern, dass man mich schnell von den anderen separierte. Auf den ersten Blick in die Runde schien es so als ob nur noch die Biologin und ich gefehlt hatten.

„Wisst ihr wer die Kamera kaputt gemacht hat?“, erkundigte sich gerade Jorina. Keiner gab direkt eine Antwort, daher sah ich die anderen an um anhand ihrer Mimik zu erkennen was in ihnen vorging. Thomas schien dies ebenfalls zu probieren. Während sein Nachbar Herman einfach nur unbeteiligt zur Seite blickte. Ob ihn diese Frage nicht interessierte?

Maria starrte richtiggehend abwechselnd Thomas und Jorina an. Sie schien die zwei richtiggehend fressen zu wollen. Dann fing sie an zu Lächeln und wandte sich mir zu. Offenbar war ihr aufgefallen, dass ich in ihre Richtung gesehen hatte. Auf mich machte es den Eindruck, als könnte sie die zwei nicht leiden. Aus welchen Grund auch immer.

Rafael schien sich ein richtiges Starrduell mit seinem früheren Kollegen zu liefern. Es wirkte so, als würden sie sich gegenseitig verdächtigen.

„Wahrscheinlich unser höchst kompetenter Bulle.“, höhnte Andreas schließlich und sah dabei auffällig zu seinem Gegenüber. Wen er wohl meinte. Im Grunde eine recht offensichtliche Sache.

„Ist es ein Schuldeingeständnis, dass du plötzlich von dir in der dritten Person sprichst, werter Kollege?“, konterte mein angeblicher Großvater in einem gelassenen Tonfall. Dabei stellte er sich etwas vor mich. Was Andreas mit einer säuerlichen Mine zur Kenntnis nahm.

„Welche Kamera wurde eigentlich zerstört?“, wandte Thomas ein. Stimmt, dies war eine durchaus berechtige Frage, welche ich nicht zu beantworten wusste.

„Im Keller zumindest keine“, entgegnete Jorina und klang sehr verwundert. Maria bedachte sie dabei mit Blicken, welche durchaus in der Lage waren zu töten. Danach verschränkte sie die Arme vor der Brust und machte mehrere Schritte zurück.

„Was ist mit Cindy, könnte sie etwas kaputt gemacht haben?“, warf Herman in die Runde. Woraufhin er sich die Aufmerksamkeit aller sicherte.

„Wo ist sie eigentlich?“, erkundigte sich Thomas. Stimmt, sie befand sich nicht in der Runde. Wie konnte mir diese Offensichtlichkeit nur entgehen. War ich so von Blindheit geschlagen? Eine Person fehlte und mich tangierte es nicht. Als Detektivin musste ich wirklich erbärmlich sein.

„Wir sollten sie suchen. Kommst du mit Helena? Vielleicht ist sie im Badezimmer“, schlug Rafael vor. Vielleicht war sie einfach für kleine Mädchen. Man musste ja nicht immer vom schlimmsten ausgehen. Zusammen gingen wir durch das Wohnzimmer direkt zu den Sanitäranlagen. Dort öffnete mein angeblicher Großvater die Tür. Mehrere Sekunden verharrte er in dieser Position. Anschließend drehte er sich zu mir um. Sein Gesicht war absolut erbleicht wie als wäre ihm der Leibhaftige persönlich begegnet.

„Geh, geh und hol Andreas. Sofort“, wies er mich ernst an. Ich reagierte nicht sofort, sondern sah selbst in den Raum. Eine Erkenntnis traf mich wie ein Blitz aus Eiseskälte. Hier ging es nicht mehr nur darum einen Mord aus vergangen Tagen zu lösen. Der Tod war uns in die Gegenwart gefolgt. Cindy weilte nicht mehr unter den Lebenden.
 

Jorina:
 

Die Zellen zu sehen in denen man gefangen war verunsicherte mich etwas. So blieb ich lieber draußen und sah dem Mädchen zu wie sie die Wände darinnen abklopfte. Der Eifer, den diese an den Tag legte brachte ein kurzes Schmunzeln auf meine Lippen und ich musste an meine Tochter denken.

Nach der Meldung der kaputten Kamera folgte ich dem Kind nach oben. Bei den anderen angekommen erkundigte ich mich wer die Kamera zerstört habe. Als der Verdacht auf Cindy kam konnte ich es mir gut vorstellen. Ihr traute ich es zu. Rafael machte sich zusammen mit seiner Enkelin auf dem Weg ins Badezimmer. Kurz darauf kam sie wieder zurück.

„Mein Opa hat mich geschickt. Sie müssen unbedingt kommen“, wandte sich Helena ernst an Andreas. Sie wirkte sehr ruhelos. Bildete ich es mir nur ein oder war sie noch blasser als sonst? Der Angesprochene runzelte die Stirn und verschränkte abwehrend seine Arme. Spottend erwiderte dieser: „Ist es so schwer eine kaputte Kamera von einer nicht defekten zu unterscheiden?“

Ich sah ihm nach und fragte mich wie es dazu kam, dass diese beiden Männer so einen Hass zueinander empfanden. Was auch immer der Grund war hoffte ich, dass wir das ganze ohne großen Streit überstehen würden.

Darauf machte er sich gemütlich auf den Weg ins Bad. Von Neugier gepackt folgte ich ihm.

Als ich den leblosen Körper dieser Cindy erblickte konnte ich nicht fassen was ich da sah. Das konnte doch nicht wahr sein. Oder doch? Die Worte von Thomas kamen mir in den Sinn. „Keine Sorge, ich kümmere mich darum.“ Nein. Wahrscheinlich bildete ich mir auch zu viel ein.

Hinter mir nahm ich eine Bewegung wahr und zog Helena vom Tatort weg. Ein Mädchen wie sie hatte an einem Ort wie hier nichts zu suchen. Sie rebellierte etwas doch ich ließ mich davon nicht beeindrucken.

„Was ist los“, verlangte Herman zu wissen als ich wieder zu den anderen dazu stieß. Ich schluckte hart.

„Cindy ist nicht mehr am Leben. Irgendjemand hat sie ermordet“, berichtete ich stockend. Entsetztes Schweigen brach aus.

„Was machen wir nun?“, fragte ich als sich wieder alle im Wohnzimmer versammelt hatten. Als mein Blick herum wanderte bemerkte ich noch teils verwirrte und geschockte Gesichter.

„Ein neuer Mord wurde begangen. Cindy ist tot“, teilte Rafael uns düster mit.

„Aber warum?“, hauchte Herman. Dabei machte er einen großen Schritt in die Richtung des Bades um selbst zu sehen was geschehen war.

„Das wissen wir leider nicht. Alles was wir bis zu diesem Zeitpunkt tun können sind Spekulationen und diese werden uns nicht weit bringen“, sagte Rafael und sah uns alle ernst an. Besorgt sah ich einen Blick zu Helena. Diese hatte inzwischen auf einem Sessel Platz genommen. Mit angezogenen Beinen beobachtete sie alles. Ihr Gesichtsausdruck wirkte düster.

„Glaubt ihr, dass Cindy auf der Spur des Mörders war und deshalb beseitigt wurde?“, hakte Herman nach.

„Das können wir leider nicht mit Bestimmtheit sagen. Es ist alles möglich. Auch das der Täter vermutete, dass Cindy die Mörderin des Ehepaares von damals war“, sprach Andreas ruhig. Somit ergänzte er die Ausführung seines früheren Kollegen. Nervös kaute ich auf meine Lippen.

„Die letzte Theorie halte ich für Unwahrscheinlich. Laut ihrer Akte ist sie viel zu jung dafür“, meldete sich Maria aufgebracht zu Wort und trat nach vorne. Es wirkte so als wollte sie am liebsten auf den vorherigen Sprecher losgehen.

„Wie gesagt. Es ist alles möglich. Zudem war es nur ein Beispiel“, entgegnete Andreas und hob abwehrend seine Hände.

„Wer auch immer der Mörder von Cindy war. Wir müssen aufpassen den Tatort nicht zu kontaminieren. Solange die Spurensicherung noch nicht da war darf keiner den Raum betreten“, ordnete er weiter an.

„Und wie soll das gehen? Es ist das einzige Zimmer mit einer Toilette und wir wissen nicht wie lange wir hier gefangen sind“, konterte Rafael zweifelnd.

„Ach und wie gedenkst du es zu machen?“, sprach Andreas mit deutlich unterkühlter Stimme. Scheinbar ließ er sich nicht gerne etwas vorschreiben. Schon gar nicht von seinem früheren Kollegen. Dieser nahm es absolut ungerührt zur Kenntnis.

„Vielleicht kann einer den Tatort abzeichnen und wir können den Leichnam irgendwo anders derweil Unterquartieren“, schlug ich schüchtern vor.

„Und wo Jorina?“

„Ich dachte in die Kerkerzellen. Sie sind kühl und dort muss niemand einfach so hin“, antwortete ich zaghaft. Er nickte leicht.

„Von mir aus“, stimmte er meiner Idee zu. Für das Zeichnen meldete sich Herman freiwillig dazu bereit. Als Bauzeichner von Gebäuden qualifizierte er sich sehr dafür. Jedenfalls meinte er es.

„Geht ruhig. Ich kann es auch alleine machen“, bot Herman uns an.

„Was ist, wenn er der Mörder von Cindy ist? Wenn wir ihn alleine mit dem Opfer lassen kann er Spuren verschwinden lassen“, rebellierte Andreas rigoros. Ein argwöhnischer Ausdruck war deutlich auf dem Gesicht des Kommissars zu erkennen.

„Ich war das nicht. Warum auch? Zudem habe ich einen Zeugen das ich es nicht getan habe“, rief er panisch und schaute hilfesuchend zu Rafael.

„Er war die ganze Zeit bei mir, Andreas“, trat Rafael für ihn ein. Die beiden Polizisten starrten sich Angriffslustig an.

„Von mir aus“, knurrte Andreas. Erleichtert atmete Herman aus. Aus dem Augenwinkel fiel mir auf, dass Helena aufstand und zu ihrem Großvater ging. Diesem flüsterte sie etwas ins Ohr. Er nickte erst überrascht

und anschließend ruhig.

„Am besten notieren wir uns wo jeder zur Tatzeit gewesen war damit wir den Täter finden“, schlug Rafael vor und schnappte sich einen der Zettel.

„Helena und ich befanden uns zu der Zeit im Keller. Wir können das nicht gewesen sein. Das hättet ihr gesehen“, gab ich an und sah zu wie er es sich notierte.

„Ich kann es bezeugen“, bestätigte das Mädchen mich.

„Maria und ich waren zusammen im Archiv. Danach bin ich ins Esszimmer gegangen“, berichtete Andreas.

„Und ich befand mich mit Rafael im Schlafzimmer. Wir dachten dort könnte sich vielleicht etwas verstecken“, erzählte Herman. So wie er es formulierte waren sie nicht besonders erfolgreich.

„Und Thomas war bei Cindy“, stellte Maria mit einem bissigen Tonfall fest. Mein Blick wanderte zu ihm, welcher alles mit ruhiger Miene beobachtete. Ob er es war? Immerhin hatte er mit der Schauspielerin ein Team gebildet. Darauf schüttelte ich den Kopf. Nur weil er zuletzt mit ihr gesichtet wurde hieß es noch lange nicht, dass er es getan hatte. Oder?

„Ich war es nicht. Darüber hinaus. Wer sagt, dass es nicht nur einen Täter gab? Was ist wenn zwei zusammengearbeitet haben um sich gegenseitig Deckung zu geben?“, konterte er und blieb dabei überraschend gelassen. Im Grunde war ich davon ausgegangen, dass er sich mehr aufregen würde. Eine Aussage auf welche Maria sofort ansprang. Mit einem aggressiven Gesichtsausdruck wandte sie sich an ihn.

„Ihr wart zusammen in einem verfluchten Raum und die Türen waren versperrt. Wer zur Hölle hätte sie sonst töten können?“, keifte sie aufgebracht.

Ich schluckte hart.

„Nein, er war es nicht. Er kam kurz nach mir ins Esszimmer. In dieser kurzen Zeit kann er sie nicht getötet haben und so ruhig zu mir zurückkehren“, argumentierte Andreas für ihn. Daraufhin begann die Diskussion zu eskalieren. Zudem gab es ein Geschrei. Bei diesem beschuldigte ein jeder den anderen diese Tat vollbracht zu haben. Da fehlte nicht viel und die Situation wäre eskaliert. Deshalb trafen wir gemeinsam einen Entschluss.
 

Wir beschlossen uns erst einmal zu trennen. Es herrschte eine viel zu große Anspannung. So teilte man sich in zwei Gruppen. Die einen blieben im Wohnzimmer von wo Herman den Tatort abzeichnete während die anderen ins Schlafzimmer traten. Ich gehörte zur ersteren Gruppe mit Thomas und Herman. Daher musste ich dortbleiben um zuzusehen wie der Tatort abgezeichnet wurde. Eine Wahl welche ich eigentlich sofort nach dem Treffen bereute. Allein der Gedanke, dass dort in dem Nebenraum jemand getötet wurde löste in mir absolutes Unwohlsein aus. Langsam leicht taumelnd schritt ich zu einem Sofa und setzte mich.

Dort dachte ich über Cindy nach. Auch wenn ich diese nicht mochte verdiente sie es nicht so zu sterben. Ob ich Rafael Hinweise zuschieben sollte damit der Mörder von damals geschnappt würde? Vielleicht gab es dann einen Hinweis auf den aktuellen Mordfall. Dann entschied ich mich dagegen. Thomas würde niemals zulassen, dass ich mit der Wahrheit in die Öffentlichkeit trat. Er würde ein Gespräch mit mir und den Polizisten niemals zulassen. Nervös senkte ich den Blick und meine Augen wanderten zu Helena. Könnte ich ihr unauffällig diese Informationen zu ihrem Großvater weiterschicken? Nervös sah ich darauf zu Thomas der mich zu mustern schien und errötete leicht. Ich fühlte mich hin und her gerissen. Zu wem sollte ich stehen?

Nach einer Zeit trugen die beiden Männer die Leiche in den Keller. Obwohl es mir nicht gefiel musste ich mitkommen. Die Leute hielten es für wichtig, dass ich nicht alleine blieb. So legten wir die Leiche in meiner früheren Zelle ab.



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