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Maskenball

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Trigger-Warnung: Klaustrophobie, Taphephobie
Killers Sicht Komplett anzeigen

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Schattentanz

 

Ein Kreuz im Schnee. Das Grab eines Soldaten.

Die Zahlen 2010 darauf datiert – Das Todesdatum. Erst kürzlich ins weiße Holz geritzt, die frischen Kratzspuren erkennbar, die ein Dolch im Kreuz hinterließ. In Bitternis des Abschieds.

 

Friede war über den Kriegsschauplatz eingekehrt. Stumme Trauer umhüllte den Hügel, an dessen Gipfel eine einzelne Figur stand.

Knirschende Schritte im Schnee, als er auf das Gedenkkreuz zuging, den Dolch in seinen Brustgürtel steckte und einen Helm auf dem Kreuzkopf platzierte. Seinen weinroten Fellmantel zog er von seinen Schultern, breitete ihn auf dem Boden vor dem Ehrenmal aus, setzte sich darauf und köpfte eine Bierflasche, die er anstoßend in Richtung des Grabs hielt.

 

„Auf dich, Partner.“

Der dunkle Lippenstift längst von seinen Lippen gewischt, strafte sein Grinsen Lügen. Das schwarze Gold seiner Augen wie Braunkohle ausgeglüht, fiel sein Blick auf die Flasche in seiner Hand, über die er mit seinem Daumen strich. Der rote Nagellack stark abgeblättert.

Seine tiefe Stimme von Rauheit und Ermattung kratzend.

„Ein kühles Blondes... wie du es gehasst hast, wenn ich dich so genannt hab...“ Bei der Erinnerung umfassten seine Finger das trübe Glas fester, zerdrückten es beinahe unter seinem krampfenden Griff, ehe er die Flasche an seinem Mund ansetzte.

 

Ziellos richtete sich sein gedankenverlorener Blick in die Ferne, auf die Stadt in Trümmern, die hinter dem Hügel in Asche lag. Wenn man genau hinhörte, konnte man sie wahrnehmen: Klagegeister, in Kummer getränkt. Ruhelose Seelen der Opfer des Krieges jammerten wehklagend im Wind.

Das hölzerne Kreuz knackte leise im aufkommenden Windschnitt, der die losen roten Haarsträhnen des Trinkenden in Bewegung brachte. Ein winziges Glühen kehrte in das goldene Feuer seiner Augen zurück, als er seine Lippen erneut öffnete.

 

„Die Jungs leben“, erzählte er in befremdlich ruhiger Tonlage. „Sie leben“, wiederholte er, als würde er sich dessen selbst versichern wollen.

Die intensive Farbe seiner Augen wich Zorn.

„Das Schwein, das Heat den Mund aufgeschlitzt hat, hab ich eigenhändig ausbluten lassen.“ Ein verzerrtes Lachen drang aus seiner trockenen Kehle, brach in einem Husten ab.

Aggressiv nahm er noch einen Schluck aus der Flasche, befeuchtete seinen Rachen mit dem bitteren Gesöff.

„Wire hab ich in ner Höhle gefunden. Er hat Wochen mit Fledermäusen festgesteckt... hunderten von den Viechern. Glaubt jetzt, dass er selbst eine is.“ Seine Mundwinkel zwangen ihn zu grinsen. Ein zerstörter Ausdruck verunstaltete sein blasses Gesicht, durch das er grob mit seiner Hand wischte.

 

„Scheiße!“, schrie das Knurren aus seiner vernarbten Brust. Der Wutschrei hallte im toten Gebirge wider, verzerrte im Echo.

Die unzähligen Erinnerungen, die er auf seiner Haut trug, spannten sich unter seiner Muskelgewalt an. Frisch genähte Fäden rissen, rote Streifen perlten seinen Brustkorb hinab.

Ein ohrenbetäubendes Klirren zersprang im Schall. Die geschmissene Flasche zerschellte auf Boden, Glassplitter verteilten sich um das Grab seines besten Freundes. Flüssiges Gold tropfte sickernd in die weiße Erde.

Seine einschlagende Faust krallte sich in den Schnee, drückte Scherben in seine Handfläche. Sein Grinsen nahm Wahnsinn an.

 

„Wir haben den Krieg gewonnen“, fixierten sich seine manischen Augen auf das weiße Kreuz, „hörst du? Wir haben gewonnen!“

Ungewollt griff er sich an seinen Arm. Dort, wo nur noch ein Stumpf geblieben war. Eine Granate nahm ihn ihm.

„Warum?“, bebte seine grollende Stimme, „Warum hast du den beschissenen Granatwerfer gejagt?!“

Rage unterdrückte Verzweiflung. „Es is bloß 'n verfickter Arm! Das Scheißteil war's nich wert!“

 

Die Flüche blieben ihm im Hals stecken, als er den blau-weiß gestreiften Helm visierte, der auf dem Ehrenmal ragte, im Winterwind klapperte. Eine Bewegung, als würde der Helm den Kopf schütteln. 'Es ist nicht deine Schuld, Kid.'

Er sah sie. Die Augen seines Partners, die ihn durch die Löcher der Kopfbedeckung stets gleich anblickten: In Freundschaft. Loyalität bis zum Tode.

 

Für ihn gestorben.

Ein gewidmetes Leben.

In ewiger Verbundenheit.

 

Der Funke der Freundschaft,

der sich in Braunkohle-farbene Augen glühte,

erhellte sie zu Seelengold.

 

„Du Halunke...

Hoffe, du hast's warm.“

 

Er lachte belustigt.

 

„Sag dem Teufel,

dass er bald seine Koffer packen kann.

Halt den Rum bereit!“

 

Locker warf er sich seinen Mantel über,

hob seine Faust.

Im Abschied grinsend.

 

„Wir seh'n uns in der Hölle wieder, Kira!“

 

...Kira...

Kira.

Kira!

 

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Bleib!

Bleib.

...Bleib...

 

Ich bin nicht tot.

Ich bin hier.

Unter dir.

 

Mein Unterbewusstsein rief nach ihm. Rief, dass er bleiben sollte. Vergeblich.

In vollkommener Dunkelheit erwachend, öffnete ich meine Augen, blickte ins Nichts.

Kids gedämmte Stimme immer leiser werdend, seine knirschenden Schritte entfernten sich, verstummten. Mich in Schwärze zurücklassend.

 

Es roch nach Blut, Schießpulver und Erde. Bewegungsunfähig lag ich auf etwas. Etwas Hölzernem. Meine tauben Finger ertasteten die splittrige Oberfläche, tasteten sich links und rechts entlang, erfühlten die engen Wände, die meine liegende Figur umschlossen.

Mein Gefängnis aus Holz. Mein Sarg.

Lebendig begraben.

 

Ein erstickendes Gefühl krachte in meine Brust. Erkenntnis, Leugnung, Endgültigkeit.

Mein Körper wie gelähmt, mein Kopf des Denkens unfähig. Starre, Stillstand, Atemnot.

 

Die Totenstille erschlug mich. Kein Geräusch zu hören, nicht mal mein eigener Atem, um den ich kämpfte. Wie im Vakuum nahm ich alles wahr. Erdrückend schwer jeder Gedanke. Unbegreiflich.

Die Stille mich meiner Stimme beraubt, meines Lebens beraubt. Lauernd zerrte sie mich weg, an einen anderen Ort; zum Dunkel, zum Allein, zwingend in Einsamkeit.

Etwas wollte mich hier behalten. So verführerisch die Wärme, die meine Lebensgeister in falschen Versprechungen wiegte. Ein Lächeln in der Finsternis, das mich betörte, mir meine Sinne betäubte, mich belächelte.

Es predigte mir trügerische Sicherheit, wollte, dass ich mich ihm hingab.

 

Einfach liegenbleiben.

Einfach loslassen.

Einfach aufgeben-

N E I N!

 

Reflexartig setzte mein Überlebensinstinkt ein, brach sich an die Oberfläche meines schwindenden Daseins. Stumm schrie ich in die Dunkelheit, kämpfte gegen die Realität, die ich nicht als die meinige akzeptierte. Nein. Nein. Nein!

Meine Fäuste schlugen hart auf das Holz über mir ein, so kraftvoll, dass jeder Schlag meine Knöchel knacken ließ. Lauter, immer lauter. Es vertrieb die Stille, ließ mich lebendig fühlen. Schmerz erinnerte mich daran:

Ich lebe! Mein einziger Gedanke, der mir die Kraft zum Weitermachen gab. L e b e!

 

Alles andere wurde nichtig; Mein Name, meine Vergangenheit, meine Persönlichkeit – Im Angesicht des Todes gleichgültig. Instinktiv kämpfte meine namenlose Seele gegen ihr Schicksal an. Mein Körper agierte in ihrem Willen. Dem Willen zu überleben.

Ich war tot. Wie lange, wodurch, wieso – unwichtig.

Jeder Faustschlag hielt mich im Hier und Jetzt. Unzählige Male kollidierten meine Knöchel gegen die robuste Decke, die keinen einzigen Kratzer aufwies. Der Blutgeruch verstärkte sich, benebelte meine Sinne, ließ mir schwindelig werden.

 

Wie tief ich mich unter der Erde befand, wusste ich nicht. Wie weit entfernt von Freiheit...

Der Tod so nah, näher als das Leben.

Noch ferner die einzige Chance.

In der Ferne die Hoffnung schwindend.

Am Horizont kein Licht, nur das schwarze Meer meiner ertrinkenden Seele.

 

Zeit spielte keine Rolle mehr, wenn das Ende in Sicht war.

Minuten... Stunden?

Irgendwann war die Stille wieder da. Doch nicht die Äußere – die Innere. Als wäre sie mit meinem Selbst verschmolzen. Sie war mein einziger Gefährte, mein einziger Beistand. Sie flüsterte mir zu, dass ich lebte.

Das Dunkel fraß sich so tief in meinen Verstand; Ich spürte, wie es mein Innerstes auffraß. Mich verschlang. Die Finsternis ein Teil von mir wurde.

Es war der Preis, den ich zahlte. Der Tribut, den der Tod von mir forderte.

Mein Ich gegen mein Sein.

 

Ich wurde für tot erklärt. An diesem Tag holte mich der Seelenräuber.

Meine Leiche würde er nicht bekommen.

In den letzten Atemzügen, schlug letztmals mein Herz. So schwach und doch lebendig, ehe es den Schatten zum Opfer fiel.

Etwas knackte. So laut, dass es in meinem Inneren widerhallte.

Was zerbrach?

Mein Kopf? Ich?

Der Sarg.

 

Ein Spalt im Holz über mir, in den ich meine Finger verkrallte. Mit aller verbliebener Macht riss ich das Holzstück heraus. Erde schüttete auf mich nieder, indessen ich mich im unbezwingbaren Überlebenswillen verbissen in den Dreck grub.

Meine blutigen Fingerkuppen rissen, ich spuckte Erde, grub weiter, immer weiter. Zentimeter für Zentimeter. Kämpfte unerschütterlich gegen die erdige Mauer an, die mich von der Freiheit trennte.

Die Schicksalsketten zerbrachen.

Lebenskälte riss mich aus der Todeswärme. Entriss mich den knochigen Fingern des Sensenmanns. Schnee umarmte meinen leeren Körper. Mein Arm stieß durch die Oberfläche, erhobener Faust.

Mein neues Ich entstieg den Toten, entrann dem Nahtod. Doch das Dunkel gab mich nicht frei.

 

Die Sonne... Ein Licht so hell, dass es mich nicht erreichte.

Erblindet schirmte ich das Tageslicht mit meinem Unterarm ab, meine Muskeln taub, meine verklebten Augen brannten. Erst mehrere Momente später erhielt ich schwach Sehkraft.

Blut tropfte von meinen Händen, zeichnete den Schnee, auf den ich blickte. Eine einzelne Blume auf meinem Grab wachsend. Ein Schneeglöckchen – Der erste Bote des Frühlings. Auf ihre Blüte fiel ein roter Tropfen.

Es schneite. Stumm flimmerten die hellen Kristalle über die Landschaft.

 

Dann erfasste ich sie:

Weiße Kreuze. Tausende von ihnen, die sich den gesamten Hügel hinab erstreckten. Kriegsgräber. Datiert, beziffert; Zahlen ohne Namen. Nur noch Nummern, ohne ein Gesicht. ...Wie ich.

 

So stand ich hier. Allein mit den Toten.

Als einer von ihnen.

 

Abwesend fasste ich mir an die Brust.

An mein Verdienstkreuz.

 

Soldaten sind Helden?

 

Vom Abzeichen blickte ich zu meinem Grabmal,

entdeckte den blau-weißen Helm

und nahm ihn an mich.

 

Ich bin kein Held.

Ich bin ein Mörder.

Ein Killer.

 

Meine blass-blauen Lippen lächelten.

Eiskalt.

 

Ich setzte sie mir auf:

Meine Maske.

Und lachte.

Lachte hysterisch, defekt, irre.

 

Fa Fa Fa!“

 

Presste meine blutigen Hände gegen meinen Helm,

fühlte die nasse Wärme meiner Wangen,

spürte, wie es mich zerriss.

Meine Seele spaltete.

In Zwei.

 

Ki... ra ...ller

 

 

 

* * * * *

 

 

 

„Mein Name ist Killer...

Massaker Soldat Killer.“

 

Eine Existenz, um zu töten.

 

Töte.

...Töte ihn.

...Töte Penguin.

 

Beißend kratzte der Befehl an meinem Verstand, um dessen Kontrolle ich rang. In meinen Gedanken die dunkle Stimme Killers, die Kira bezwingen wollte. Unter mir Penguin, dem ich noch immer das Messer an seinen Hals drückte. Meine Hand zitterte.

'Nein.' Mein innerer Ruf – Kiras hellere Stimme – die immer mehr verblasste. Du kannst mir meinen Verstand nehmen, aber nicht ihn.

 

Ist da jemand schwach geworden?, höhnte das finstere Flüstern, das nur für mich hörbar war. So angreifbar... So verletzlich... Wie erbärmlich du bist.

Was ist nur aus dir geworden, Kira? Killer summte entzückt. Schäme dich.

Waren wir nicht glücklich allein?

 

Fick dich, Killer.

Na, na. Wir wollen doch nicht ausfallend werden... Wir haben schließlich einen Gast.

Mein innerer Jagdtrieb, hervorgerufen durch Killer, erfasste Penguins zitternde Figur. Wie unterwürfig er unter uns liegt. Er fleht wahrhaft danach, unser Mahl zu werden.

Soll ich ihn für uns herrichten? In wie viele Teile soll ich ihn schneiden...?

 

Ein abscheuliches Gefühl von Erregung ergriff mich – Killers dunkle Emotionen.

Killer war unberechenbar, gänzlich geisteskrank. Seine unmenschliche Kälte war beängstigend, selbst für mich, trotz dessen er ein Teil von mir war. Der Feind im eigenen Körper.

Meine Maske hätte niemals geöffnet werden sollen. Mein Herz tot bleiben sollen, dessen Impuls Killer erweckt hatte. Ich durfte nicht lieben. Durfte der Einsamkeit nicht entfliehen. Der Fluch des Todes auf mir liegend. Eine Krankheit bis zum Tod.

 

Dunkel grinste er, meine Lippen mimten die Bewegung meines zweiten Ichs. Bereust du deinen Fehler? Bereust du, ihn geküsst zu haben?

Ich schwieg. Die Antwort eindeutig.

Wie herzzerreißend... Er bedeutet dir etwas.

Und seine Stimme schattierte in düsterster Vorfreude.

Es wird mir ein Vergnügen sein, euch auseinanderzuschneiden.

 

Das Messer bewegte sich, Penguin blieb in Schockstarre. Ich wurde zornig, äußerst zornig. Wenn du ihm etwas antust-!

Je emotionaler ich wurde, desto mehr verlor ich die Kontrolle. Fuck.

Dann was? Du kannst nichts gegen mich ausrichten. Die Macht, die Killer ausstrahlte, stach brutal in meinen Kopf, den ich mir hielt. Ich höre jeden deiner Gedanken, durchschaue jede deiner Lügen.

Fühle es... deine Verzweiflung... Schmecke deine Angst.

Sie ist köstlich. Schnurrte er genüsslich. Sie macht mich stärker, indessen du schwächer wirst.

Sorge dich nicht, Kira... Ich werde mich gut um ihn kümmern.

 

Lass deine fucking Finger von-

Wie unmanierlich von dir. Gewaltsam dreschte er sich in meine Gedanken. Darf ich bitten. Etwas Privatsphäre ist doch nicht zu viel verlangt.

Und er befahl in eisigem Kristall: Lass uns allein.

Seine dunkle Kraft erstickte meine Gegenwehr, besiegte Kira, übernahm die Führung über meinen Körper und Geist. Es fühlte sich an, als würde er meine Existenz in einen lichtlosen Raum sperren, wo mich das Nichts empfing. Erneut.

Die Schatten verschlangen mich. Ein Gefühl, wie lebendig begraben.

 

Das Letzte, was ich bei klarem Verstand hörte, waren seine höchst amüsierten Worte;

Du kennst mich... Ich quäle meine Opfer langsam.

Ich spiele mit ihm, bis er mich langweilt.

Killer lachte dünkelhaft. Ein Geräusch, welches dem wahren Wahnsinn ähnelte.

Der Wahn, der die Sinnhaftigkeit von Killers Existenz war.

 

Sayōnara, Kira.

 

Endlich allein. Kira war mächtig, doch der Gefühlstrottel hatte sich schwächen lassen. Wegen eines sentimentalen Stümpers. Lächerlich.

Wegen ihm. Erfasste mein abschätziger Blick den jungen Mann, über dem ich kniete. An dem nichts besonders war. Er war nur ein Fehler, ein kurzlebiger Zeitvertreib, der mich ein wenig unterhalten wird.

Meine dunklen Lippen zogen sich in krankem Amüsement auseinander.

 

„Sieh mich an“, befahl ich meinem Spielzeug. Dessen grünes Augenlicht von Emotionen gesplittert, nicht wissend, was er fühlen sollte.

Ich genoss seinen verängstigten Blick, der mich nährte. So ist es gut... Fürchte dich vor mir...

„K-Killer?“, bebte es von seinen geöffneten Lippen. Nie klang mein Name süßlicher, als von seiner Angst getränkt.

 

„Richtig geraten“, lobte ich ihn züchtigend, strich die Messerspitze über sein Schlüsselbein, seine Haut so blass, so... unberührt.

„Wie soll ich dich belohnen?“, raunte ich dürstend, belauerte seine Reaktionen. Wie er zusammenzuckte, sich zwang, sich nicht zu bewegen. Sich seine Augen weiteten, er um sein Leben bangte. Seine geöffneten Lippen geschwollen, hektisch atmend. Die Nachwirkungen der unterbrochenen Intimität noch sichtbar, noch fühlbar, für uns beide.

Finstere Erregung durchfuhr mich. Mit diesem Opfer würde ich Spaß haben.

Er gefiel mir. „Mein Opferlamm...“

Kira hatte einen außerordentlich guten Geschmack. Schließlich teilten wir gewisse Vorlieben.

 

Die Gesichtszüge meines Spielzeugs blichen.

„Du bist schizophren“, traf ihn die Erkenntnis mit aller Kälte. „Du... Was hast du mit Kira gemacht?“

Etwas kroch in mir hoch. Etwas Bösartiges, Irres.

Psychopathisch starrte ich ihn nieder. „Vergiss ihn. Es gibt nur noch uns zwei.“

 

Mit der Messerspitze zeichnete ich ein Herz auf seine freie Brust, berührte seine Haut so federleicht, dass ich sie nicht durchbrach, lediglich oberflächlich ankratzte. Dann teilte ich das Herz-Symbol in der Mitte. Ein pfeilschneller Schnitt, der die Luft zischen ließ.

 

Flüsternd lehnte ich mich zu ihm hinab, meine tief-dunkle Stimme geschliffen wie schwarzer Obsidian.

„Wie unhöflich von dir, bei unserem Techtelmechtel von einem anderen Mann zu sprechen.“ Die Messerspitze stoppte über seiner linken Brustseite, wo sein Lebensorgan sichtbar gegen die Klinge pulsierte. So heftig, dass die Spitze ein winziges Loch in seine Haut stach.

Ein einzelner Bluttropfen hervortretend, den ich mit dem Messer auffing, ableckte, auf meiner Zunge zergehen ließ. So süßlich...

Seine Angst witterbar. Schmeckbar.

Dunkel erregt raunte ich;

„Deine Attraktivität ist ein Verbrechen, das begangen werden will.“

 

Der sichtbare Lebensimpuls seiner glühenden Wangen ließ das Biest in meiner Brust brüllen.

Verlegen sah er weg, nuschelte knirschend. „Auch wenn du genauso aussiehst, bist du nicht er!“ Jedoch habe ich den gleichen Effekt auf dich.

Hinterhältig machte ich mir sein emotionales Durcheinander zunutze, wusste um meine Wirkung auf ihn, kam ihm körperlich näher. Das leichte Schaudern seinerseits Antwort genug. Dein Körper verrät dich...Verwirre ich dich etwa?

Vergnügen umspielte meine Lippen, die sich seinen lauernd näherten.

 

„Möchtest du mich küssen?“, verlangte ich zu wissen. Stellte ihm die gleiche Frage, wie Kira. Mit gleicher Stimme. Bedachte seine von Bissspuren gezeichneten Lippen mit gierigem Blick, wollte Kiras Gravierung überschreiben.

Und erhielt eine eiskalte Abfuhr.

„Nach dem Stimmungskiller? Vergiss es!“ Wie hat er mich genannt?!

 

Schief grinste er – seine Unsicherheit offensichtlich – sah mich prüfend an und hob dann seine Kappe.

„Penguin“, stellte er sich mir vor, „unangenehm Ihre Bekanntschaft zu machen, Mister Stimmungskiller.“

Entweder war er lebensmüde oder irre – womöglich beides. Obgleich er wusste, dass er sich mit einem Mörder unterhielt, beliebte er zu scherzen. Wie ungewöhnlich.

Einem solchen Opfer war ich noch nie begegnet.

 

Morden war meine Profession. Als Killer hatte ich die Angst vieler Menschen gesehen, sie analysiert, wusste sie exakt zu deuten. Auch Penguins.

„Du hast keine Angst vor dem Tod, weil du dein Leben zu opfern bereit bist.“ Obwohl er selbst betonte, wie wertvoll ein Leben war. „Warum?“

Gebe mir einen Grund. Einen Grund, dich zu begehren.

 

Penguins Augen begegneten meinem Blick. Sein Augenlicht schwankte, von etwas Traurigem zu Resignation. Sein Herzschlag beruhigte sich minder, trotz der bedrohlichen Situation, blieb konstant aufgeregt.

Halb-grinsend legte er mit Daumen und Zeigefinger seinen Kappenschirm schief.

„Pessimismus ist meine Leidenschaft – Ich bin ein Überlebenskünstler; Male mir mein Morgen schwarz aus.“

 

„Suizidgefährdet?“, fragte ich ihn, meine Stimme von Erheiterung schattiert.

Belustigt zitterte sein Mundwinkel nach oben. „Jetzt schon – Dank dir.“

Starker Wille flackerte in seinen Seelenspiegeln, deren Grünton sich aufhellte, indessen er seine Lippen zu einem scheuen Lächeln traute.

„Du warst es“, flüsterte er schüchtern, von Ehrfurcht untermalt. „Du hast mich vor dem Gas gerettet... Nicht wahr, Killer?“

 

Ungesehen zuckte meine Augenbraue in die Höhe, das Messer zitterte minimal von Penguin weg.

„Was hat mich verraten?“, forderte ich zu erfahren, schlug meinen Unterarm in die Armlehne neben seinen Kopf, der sich mir nicht abwandte, meinem intensiven Blick nicht auswich.

„Der Schatten. Du bist der Schatten, dessen Präsenz ich gespürt habe.“

So, so... Ein ganz schlaues Kerlchen, hm?

„Was lässt dich so sicher sein, dass dein Gefühl dich nicht trügt?“

 

„Nichts“, antwortete er ehrlich, „für Gefühle gibt es keine Garantie.“

Ein abwertendes Schnauben entwich meinen Lippen. „Dann warum überhaupt etwas fühlen?“

Penguins Augen nahmen die Farbe von frisch wachsendem Gras an. „Weil es immer lohnt zu leben, bevor man stirbt.“

Wer von uns ist hier geistesgestört?

 

Seine närrische Empfindsamkeit weckt etwas in mir...

Den Wunsch, ihm jeden Gefühlsfunken einzeln auszujagen.

 

Düsternis schattierte meine ungesehene Mimik.

„Ich habe lange kein Opfer mehr gehabt... Nicht hier, nicht so menschlich“, ging meine geschliffene Stimme in ein finsteres Raunen über.

„Sei mein Erster.“

Geräuschvoll rammte ich das Messer neben seinen Kopf ins Sofapolster. Verschreckt erschauderte er, riss sich vergebens zusammen. Versteckte seine Angst mit Sarkasmus.

„Was für eine Ehre, dein erster Stich zu sein“, schwankte sein Grinsen. „Da fühle ich mich ja fast geschmeichelt.“

 

Fühle dich sicher, solange du kannst.

Wer mit mir zu spielen versucht, betritt das Schattenreich;

Ein Schachbrett aus pechschwarzen Feldern.

 

Du wirst fallen, ehe du zu fliegen beginnst.

Zuerst werde ich dich die Dunkelheit lehren.

 

„Wer wird dich vermissen?“, stellte ich ihm die Frage, wie all meinen Opfern. „Wer trauert um dich?“

Das Gesuch überraschte ihn, der Gedanke fing seine Aufmerksamkeit ein. Die Ferne zeichnete seine Augen, indes er nachdachte. Etwas, worüber sich Menschen erst bewusst wurden, wenn es zu spät war. Meist waren es Familie und Freunde, die ihnen zuerst einfielen. Nahestehende, die durch Trennungsverlust brachen.

Liebe war so zerbrechlich.

 

Nach seinem Schweigen wählte er seine Antwort.

„Du.“ Und irritierte mich.

 

Ruhig holte er Luft. „Ist es nicht der Mörder selbst, der sein Ziel verliert? Betrauert dich der Verlust nicht? Schürt es nicht die Gier? Die Sehnsucht?“

Ein ablehnendes Knurren vibriert in meiner Brust. Hör auf, mich verstehen zu wollen. Deine Gefühlsmasche zieht bei mir nicht. Ist ja ekelhaft.

In seiner Annahme bestätigt, schwafelte er weiter. „Wie viele Menschen sind dir durch die Finger geglitten? Wie hat es sich angefühlt?“

Mein tiefster Stimmton, in finsterster Schärfe, antwortete; „Blutig-süß.“

„Und bitter“, fügte er bei, „stimmt's?“

 

Ich zögerte, nur kurz, doch reichte es als Aussage.

Wer ist dieser Sonderling, dass er sich die Frechheit herausnimmt, über mich urteilen zu dürfen?

Jeder hat Leichen im Keller... was sind die deinen?

 

„Warum bist du hier?“, grub ich mich tiefer in seine psychischen Abgründe. „Was versuchst du vor dir selbst zu verstecken?“

Nun war er es, der stockte. In seinem blasser werdenden Gesicht etwas, woran er sich erinnerte, was ich an die Oberfläche holte. So gefällst du mir besser... in Leichenblässe.

Kalt schmunzelnd fuhr ich fort. „Menschen zu helfen ist die schmutzigste Art von Egoismus. Es sind entweder diejenigen, die sich selbst nicht zu helfen wissen oder dem reinen Eigennutzes wegen handeln. Um sich besser zu fühlen, andere manipulierbarer zu machen. Anderen vorspielen, Bessermenschen zu sein, Hoffnung geben, obwohl sie selbst hoffnungslos sind-“

 

„Sei ruhig!“, wurde er plötzlich laut, verunsichert, doch ließ ich mir von ihm nichts verbieten, blickte auf den trocknenden Blutpunkt auf seiner Brust.

„Dein lügendes Herz täuscht dich. Dein Motiv ist so unrein, wie du es bist.“

Giftig seine Augen, die sich in meine Maske verbissen. „Nein“, spie er aus, ehe das Gift seiner Augen Überzeugung wich. „Der schmale Grad zwischen Wahrheit und Lüge; dort liegt die Herzlinie verborgen. Solange ein Herz schlägt, ist es nicht verloren.“ Es?

Ein abwertender Laut meinerseits. „Liebe?“

Leben“, korrigierte er. „Teilen du und Kira nicht das gleiche Herz?“

 

Gespräch beendet.

 

Ohne Vorwarnung stieg ich von ihm herunter, von seinen verwirrten Blicken verfolgt werdend, die meine Schritte zum Nebenraum beobachteten. Sich nicht trauend, mir nachzugehen, nachzufragen, verharrte er ungeduldig und ahnungslos an Ort und Stelle. In einer alten Kiste fand ich, wonach ich suchte, nahm es schmunzelnd an mich, bevor ich wieder zu ihm trat.

Penguin hatte sich aufgerichtet, rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her, wartete zahm, bis ich ihn mit einschüchternden Schritten erreichte. Verschreckt sah er zu mir auf, nicht wagend, sich zu bewegen.

Lechzend fanden meine Finger seinen Körper, erfühlten die lebendige Wärme unter seiner Kleidung, ertasteten den Ärmel seines Overalls hinab, bis ich sein Handgelenk umschloss und grob umdrehte.

Das Objekt in seine Hand fallen ließ.

Und messerscharf befahl:

Lauf.

 

Die Dominanz meiner Präsenz ließ seinen Körper gehorchen, ihn aufspringen, an mir vorbeieilen, um sein Leben rennen, zur Tür.

Ohne sich umzudrehen, ohne mich ansehen zu können, erhob er vorsichtig seine Stimme.

„Du lässt mich gehen?“, klang er höchst skeptisch, „einfach so?“

Ich summte bestätigend. Wie unvorsichtig von ihm, mir den Rücken zu kehren.

Er unterschätzt mich noch immer.

 

„Dann... gehe ich jetzt“, legte er seine Hand an die Türklinke, drückte sie zögerlich nach unten und gefror in seiner gehenden Bewegung.

Meiner schattenhaften Worte wegen.

„Du wirst zu mir zurückkommen“, schmunzelte ich düster, „ob du willst oder nicht.“

Weil dein Herz zu schwach ist, um der Versuchung zu widerstehen.

 

Die Tür fiel zu. Die Stille allzeit präsent, nun umso tiefgreifender.

Allein mit mir selbst, genoss ich die Einsamkeit. Genoss die Freiheit der Ungebundenheit.

Wie viel Zeit ist seit unserem letzten Persönlichkeiten-Tausch vergangen?

Mein Blick schweifte zu den Fesseln an der Wand, mit denen man mich des Öfteren zu bändigen versuchte. Sinnlos. Indessen ich in Ketten gelegt wurde, überließen sie Kira den Schlüssel. Der übervorsichtige Kontrollfreak hatte mir nie verraten, wo sie waren – Noch nicht einmal aus seinen Gedanken konnte ich es erfahren. Wann immer wir die Plätze tauschten, zwang er seinen Geist zur Stille. Meiner Stille.

Die Totenstille ist mein. Seit Kira den Nahtod erfahren hat.

Durch das Trauma ist seine Persönlichkeit zersprungen. Ohne mich würde seine Psyche in Scherben liegen.

Er braucht mich – Ich ihn nicht.

Die Rangordnung war eindeutig.

 

Kira verließ fast nie seine Zelle – seit zehn verlorenen Jahren nicht – ließ sich freiwillig einsperren, zum Wohle der anderen. Trottel.

Hingegen ich mich keineswegs meiner Freiheit berauben ließ, einen Pakt mit Doflamingo geschlossen hatte; die Drecksarbeit für ihn erledigte, im Austausch für den uneingeschränkten Zugang zum Kellertrakt. Kira wusste nichts von meinen zwielichtigen Schandtaten, unwissend und tölpelhaft, wie er war.

Ich mochte ihn nicht, gewöhnte mich lediglich an unsere Zusammenarbeit. Wir mussten uns arrangieren, um zu überlebendauern.

Dies funktionierte zufriedenstellend, bis der Störfaktor in unser Leben trat. Penguin. Seine Existenz brachte die unsere in Ungleichgewicht. Kira wollte mich nicht mehr übernehmen lassen, noch weniger als zuvor – bis er mein Zutun benötigte. Als der Selbstmordlemming lachhaft versuchte, ein Leben zu retten – welch Torheit – brauchte Kira meine Sensen, meine Stärke, mich.

Wir agierten als eine Einheit, um den Unglücksvogel vor seinem Schicksal zu bewahren. Widerlich, dass ich dazu beitrug, seine Bestimmung unnötig hinauszuzögern. Von mir aus hätte er dem Wahnsinn des Giftgases verfallen können. Dies wäre sicherlich unterhaltsamer gewesen.

Was bin ich doch für ein niederträchtiges Individuum.

 

Ich schmunzelte arrogant, mir vollkommen bewusst, wie abscheulich ich war – Die Welt hatte mich als Unmensch erschaffen. Mir blieb nur dieser Weg, um weiterzubestehen. Geschaffen als Kiras böse Seite, als seine Psychose – so wurde ich meinem Ruf gerecht.

 

Zeit für einen kleinen Spaziergang.

Zielsicher begab ich mich zum Behandlungstrakt. Oh~ da werden ja beinahe Erinnerungen wach. Wie rührselig. Nicht wahr, Kira?

Wie oft haben sie dich... untersucht?

 

Mitleid war etwas, was sich ein Leidender nicht leisten konnte.

Den Weg durch den Keller kannte ich in- und auswendig. Meine Beine trugen mich automatisch durch den Korridor, bis zur Abzweigung, wo ich anhielt.

Vor meinen Füßen die einzelne rote Perle liegend, die ich kniend aufhob, zwischen meinen Fingern spielerisch drehte. Sieh an, sieh an.

Seit der Stilllegung des Therapiesektors herrschte die finstere Leere hier in der Dunkelheit. Die Schatten waren mein Element. In Einsamkeit und Finsternis fühlte ich mich lebendig. Fast.

Und doch störte etwas meine Stille. Etwas, das meine geschärften Sinne wahrnahmen. Ein Atmen, sacht und leise, dessen Ursprung ich ergründete.

Auf lautlosen Sohlen durchschritt ich den Flur, welcher von Spinnenfäden verwebt war. Konsequent bewegte ich mich auf sie zu. Die feinen Schnüre berührten mich nicht, mieden mich, als wäre ich ein Teil ihres Verwebnis.

Wir alle waren es.

 

Mein Killerinstinkt führte mich zu dem Lebensimpuls, führte mich zu einem der hinteren Zimmer. Die anderen waren geschlossen, waren meines Blickes nicht wert. Niemand war es – außer meinen Opfern. Mir scheint, ich habe einen Vogel.

Ich erreichte die einzig offene Tür. Jemand wollte gefunden werden.

Im Türrahmen des verwahrlosten Behandlungsraums blieb ich stehen, lehnte mich gegen den morschen Rahmen und verschränkte meine Arme vor meiner gepunkteten Bluse. Meine Annahme bestätigte sich, als ich die Person auf der Motten zerfressenen Liege erkannte.

 

„Portgas“, sprach ich seinen Namen neutral und desinteressiert aus, warf ihm die rote Perle zu, die er geschickt auffing. „Dies ist wohl dein.“

„Mein Name spricht sich rum, was?“, grinste er sorglos, fädelte die Perle zurück auf die Kette, die er wieder um seine freie Brust legte. Lässig lehnte er sich ans Kopfende, die Arme hinter seinem Kopf verschränkend, und schob sich seinen Cowboyhut über seine Stirn. Distanzierte seine Blicke von mir, wie ich die meinen von ihm.

Wir wollten nichts miteinander zu tun haben. Niemand wollte etwas mit mir zu tun haben.

 

Portgas besah sich die fleckigen Deckenfliesen – wie oft er sie wohl gezählt hat? – seine Hand blieb an seiner vorderen Hutkrempe, verkrallte sich kaum sichtlich darin, als ich faktisch antwortete.

„Der Königssohn des Schlosses ist unverkennbar.“

Gol D. Roger – Der König der 'Piraten'. Ein wahrlich umschmeichelndes Wort für 'Patienten'.

 

Rogers Sohn schwieg, indes er seine Hutkrempe tief über seine Augen zog, die Bitternis seines Blickes verbarg. „Mein Vater ist tot. Die Legende bloß noch Schall und Rauch. Ich bin nicht wie mein Erzeuger, werde es nie sein!“

Nach dem kraftvollen Widerhall seiner Stimme, folgte die Stummheit, ehe ein langsames Lächeln seine Sommersprossen erhellte.

„Luffy... mein Bruder ist der zukünftige König der Piraten.“

 

Unwahrscheinlich. Unter dem Regime des 'Königs der Puppen' existierte keine Freiheit. Marionetten waren dazu erschaffen in Käfigen zu tanzen.

Ich glaubte nicht an Hoffnung. Es gab sie nicht, hatte es nie gegeben. Für mich ohnehin nicht.

Kira konnte nicht geheilt werden. Durfte es nicht – sonst würde meine Existenz ausgelöscht.

Lieber war ich eine Marionette der Psyche, als der seidene Faden eines sterbenden Herzmuskels.

 

Unrast füllte den Raum, in den ich schritt, an den verstaubten Untersuchungsgeräten und der durchgelegenen Liege vorbei, zu der defekten Wandlampe, an deren verrosteten Kette ich zog. Ein Rumpeln ertönte, ehe sich die linke Wandseite bewegte, zur Seite schob.

„Whoa!“, kommentierte der Unwissende, „sowas gibt’s hier? Marco hat mir nie was davon erzählt.“

 

Ein neuer Gang offenbarte sich hinter schweigenden Mauern, die viele Geschichten erzählten.

Ohne Erwiderung zu geben, steuerte ich die Treppe an, die noch tiefer ins Schloss führte. Schritte hinter mir verrieten, dass mir gefolgt wurde. Im Ignorieren war ich ein Meister. Der Meister der Stille, die alles Unerwünschte ausblendete.

Im Vorbeigehen zündeten sich die Lichter an den Wänden von selbst, erzeugten einen matten Flimmerschein, der die Steintreppen abwärts erkenntlich machten. Manch einer hätte diese Örtlichkeit als schaurig bezeichnet – für mich hatte sie etwas Heimisches.

Es roch nach genommener Menschlichkeit. Nach etwas Grausamen. Witterbar die Schreie, die einst hier unten widerhallten. Mein Folterkeller Ballsaal.

Doch als ich ihn erblickte, verengten sich meine Augen. Etwas war anders – anders war unentschuldbar.

Jemand hatte sich an meinem Reich vergangen und es beschmutzt. Äußerst unerfreulich.

 

Die rundförmige Steinstätte mit hoher Wölbung, von rauen Säulen gehalten, war noch so kalt und vereinsamt, wie ich sie in Erinnerung hatte. Alles weitere nicht. Die wenigen Schrankregale links und rechts, wo einst meine Instrumente einsortiert waren, umgeworfen und zerstreut. Die Folterbank, die zuvor die Mitte des Raumes einnahm, nicht mehr dort. Die Vorrichtung der Fesseln nur noch Löcher im Untergrund.

Ersetzt von schändlichen Schmierereien.

Der runde Steinboden war mit geschmacklosen Symbolen verziert. Dunklen Symbolen. Blut war in die Risse im Stein eingesickert, schwarze Kerzen abgebrannt, ein geopfertes Tier so zur Unkenntlichkeit geschändet, dass dessen Gattung nicht mehr identifizierbar war.

Schnelleren Schrittes erreichte ich mein Ziel, kniete in den äußeren Rand des Zirkels, berührte das Lebensrot mit meinen Fingern und zerrieb es auf meinen Fingerkuppen. Das Blut gealtert, aber noch nicht getrocknet.

 

„Was für ein kranker Shit geht denn hier ab?“, äußerte sich mein unerwünschter Anhang und schluckte hörbar. „Eine Séance?“

„Mitnichten“, zogen sich meine Mundwinkel in finsterer Vorfreude auseinander, „ein satanisches Ritual.“

 

„Heißt das... Hier spukt es?“, wollte Portgas wissen, den Unterton der aufkeimenden Abenteuerlust blieb mir nicht verborgen. Seine aufgeregten Augen schweiften umher, versuchten etwas Unsichtbares sichtbar zu machen.

„Wer weiß“, summte ich geistesabwesend, „Spuk und Trug liegen nah beieinander.“

„Das muss ich Luffy erzählen!“, blendete ich den störenden Energiestrahler aus, konzentrierte mich auf das Dunkel, das sich für mich viel wärmer anfühlte. Die Finsternis sympathisierte mich.

Bedenkenlos trat ich in in den Zirkel, vollends unberührt von dem schauerlichen Anblick. Um mich zu beirren, bedarf es mehr als Geister und Dämonen. Zähle ich mich doch selbst zum Diabolischen. Der Geist, der nachts unter deinem Bett lauert.

 

Lateinische Zeichen waren in den Boden geritzt, dessen Botschaften ich nicht lesen konnte, aber spürte. Ein Gefühl wie von siedend flüssigem Gold, welches dich überschüttete, in dich einfloss, dein Blut vergoldete, bis dein gesamter Körper zu einer legendenhaften Statue verhärtete.

Dies war kein Beschwörungsritual, viel mehr-

Ganz plötzlich geschah es.

Portgas trat in den Blutkreis, der sich zischend entzündete; Blutspuren und Symbole leuchteten in übernatürlichen Flammen auf. Von ihm entfacht.

 

Ein gespenstisches Säuseln hallte von den toten Wänden wider, drang zu unseren Ohren. Mit ihm ein eisiger Wind, der meine blonde Mähne in Bewegung brachte und Portgas' Hut vom Kopf wehte.

Die gesummten Worte der Geisterstimme verhangen von Schwermut.

 

Reichtum, Macht und Ruhm~“, wehte das Flüstern in Windgesängen durch die Dunkelheit, „der Mann, der sich dies alles erkämpft hat~“

Portgas erstarrte, als die endgültigen Silben die düstere Luft gravierten.

...Bin ich.

 

Es traf Ace wie eine Feuerfaust.

„OhShitOhShitOhShit!“

Kein Beschwörungsritual – Ein Blutbündnis.

Seine Feuertaufe.

Die Geburt des Feuerteufels.

 

Die lateinische Inschrift zu Asche fallend, zu lesbarer Schrift werdend, offenbarte die Prophezeiung:

Wenn Dämonenblut im Fegefeuer brennt,

steigt die Herzflamme des nächsten Lebens empor.

Der Sohn vom Vater verflucht, in ewiger Verdammnis.

Im Blute steht es geschrieben.

König Gol D. Ace.

 

Undeutbar Portgas' Blick, zu keiner Reaktion fähig. Schweigend ging er, zu den Treppen, begab sich zurück zu seinem Versteck. Mit ihm die gespenstische Atmosphäre, mitsamt den übernatürlichen Flammen entschwindend – in ihm weiterbrennend.

 

Nun... dies scheint höchst interessant zu werden.

Das Schloss ruft den rechtmäßigen Erbe. Dämonisches Blut muss bereinigt werden.

Die Legende lebt weiter.

 

Aber war dies noch immer meine Geschichte.

Wer auch immer für all dies verantwortlich war – für die Verunstaltung meines Reiches – Ich würde ihn finden. Die Jagd ein willkommener Zeitvertreib. Meine Fingerspitzen kribbelten, das Gefühl meiner Klingen ersehnend, die ich an einem speziellen Ort aufbewahrte.

Ebendiesen suchte ich nun auf. Durch das Kellersystem – der 'Ballsaal' verbunden mit vier Bereichen im Schloss – zu denen ich mir unerlaubt Zugang verschafft hatte. Welch böser Schuft ich doch bin.

Von den vier Treppen – im runden Winkel gegenüberliegend – nahm ich die rechte. Die längste.

Zum Dachboden.

 

Oder: die Bruchbude.

Hier oben wohnte hauste jemand. Auf geschätzten 11 m².

Die wenigen Möbel bestanden aus Rumfässern; Ein Fass-Sessel, zwei Fass-Hocker und ein Fass-Tisch. Der Schlafplatz eine Hängematte, die quer durch den Raum gespannt war. Klamotten in einer Plastiktüte gelagert, wie auch auf dem – von Stahlstiefeln zerkratzten – Boden verteilt. Das einzelne Rundfenster hatte noch nie einen Putzlappen gesehen.

Als einzige Lichtquelle der Bildschirm unter dem lichtundurchlässigen Fenster. Auf dem Fass vor dem – von Fastfood-Packungen vermüllten – Schreibtisch saß die Person, die ich ersuchte.

Selbsteinladend nahm ich auf dem Hocker neben ihm Platz, stützte meine Maskenunterseite auf meiner Handfläche ab und sah auf den Überwachungsbildschirm meiner Zelle, die der 'Sicherheitswärter' stets überwachte. Kiras Beschützer.

 

Begrüßt wurde ich mit einem grinsenden; „Ki-“, endend in einem geknurrten; „-ller.“

Oh wie sich Kid freute, mich zu sehen. Wie sich seine haarlosen Augenbrauen verächtlich zusammenzogen, sich seine dunklen Lippen verkniffen und seine goldenen Augen mich straften. Ein Genuss.

„Was willst'e hier?“, blaffte er mich an, fixierte mich mit angreifenden Blicken. „Hab ich dich nich fest genug angeleint? Oder is es schon wieder Zeit zum Gassigehen?“

Als Antwort meinerseits erhielt er ein trockenes: „Wuff.“

Ein Halb-Grinsen fand auf seinen gepressten Mund. „Wenn'de jetz noch beim Pissen brav das Bein hebst, kriegste nen Knochen.“

 

„Sehr aufmerksam von dir“, blieb meine Stimme eintönig, unterschwelliges Amüsement inklusive, „dass du dich für meine Urinal-Gewohnheiten interessierst.“

Zähnefletschend knirschte sein Kiefer. „Verfickter Wichtigtuer. Ich will bloß eins wissen: Wann'de dich verpisst. Und ich hoff für dich, dass die Antwort sofort is.“

Mit meinen Fingern tippte ich rhythmisch gegen die Maskenunterseite, als würde ich nachdenken, erzeugte ein leises Klopfgeräusch, das die bedrohliche Ruhe umso angespannter wirken ließ.

Nach tickenden Sekunden schmunzelte ich. „Nach diesem Bedürfnis ist mir derzeit nicht.“

 

Kids nicht-vorhandener Geduldsfaden riss endgültig. Sein von Zorn verzerrtes Gesicht schwankte zwischen 'mich erwürgen' und 'mir eine Gesichtspolitur verpassen' – Er entschied sich für Letzteres, ballte seine Faust und-

boxte mir gegen die Schulter. Hart.

Auch wenn er es wollte, konnte er Kiras Körper nicht ernsthaft verletzen.

 

„Ich hasse dich, Killer.“

„Ich mich ebenfalls.“

 

Hass ist eine so viel stärkere Emotion, als Liebe.

Hass ist, was sich leichter fühlen lässt...

Aber schwerer ablegen lässt.

 

Seit dem Tag, an dem Kid mich am Schneehügel fand, war ich für ihn derjenige, der ihm Kira genommen hatte. Seinen Partner. Den er als Sturmführer in den Krieg der Bestien geschickt hatte. Aus diesem Blickpunkt betrachtet war Kid es, der mich erschuf. Und dem war er sich durchaus bewusst.

Das Verschulden trugen wir beide. Geteilte Schuld erleichterte ihre Gewichtung keinesfalls, jedoch verband sie einander in Schicksalsketten.

Kurzum: Kid war ein ebensolcher Mistkerl, wie ich.

 

„Was ich hier möchte?“, wiederholte ich seine Anfangsfrage, „dich besuchen“, ließ ich meine Stimme wie Kiras klingen: im monotonen Bariton. „Darf ich meinem alten Freund keinen Besuch mehr abstatten?“

Es gab selten Momente, wo Kid keinen bissigen Kommentar parat hatte – dieser war einer davon. Hin und hergerissen, weil ich ein Teil seines besten Freundes war, aber nicht er war – Lediglich eine Kopie. Eine Bessere.

Kid begnügte sich mit einem feindlichen Knurren, woraufhin ich das Gespräch fortführte.

Mit einem amüsierten Lippenzug.

„Unsere Fesselspiele sind mein Höhepunkt des Tages.“

Dies brachte ihn zum rauen Auflachen. „Ha! Gaaay!“

„Wenn ich bitten dürfte – Ich bin arschsexuell.“

 

Kid grinste fies.

„Deinen Panzerknacker würd ich nich mal mit ner Kneifzange anfassen.“

Ich schmunzelte maliziös zurück.

„Und ich bevorzuge meine Pasta ohne Reibekäse.“

 

„Ey, haste meinen Prachtschwanz ne abgehobelte Käsenudel genannt?“

„Dies habe ich.“

„Arschloch.“

„Gleichfalls.“

 

Ein vertrautes Schweigen entstand. Trotz dessen ich nicht die Persönlichkeit Kiras besaß, so teilten wir die gleiche Hülle. Meine Anwesenheit beruhigte Kids hitziges Gemüt, wenn auch minderer und nur kurz.

Seine Faust knallte auf die Tastatur des Schaltbretts, lehrte einigen Tasten das Fliegen.

 

„Scheiße, verdammte!“, fluchte er über etwas, das er mir daraufhin mitteilte, „das Bier is alle.“

Und er drehte seinen Kopf zu mir, seine geschminkten Lippen zogen sich langsam auseinander, zu einem so breiten Grinsen, dass es beinahe sein Gesicht spaltete. Als er betonend hämische die Worte aussprach;

„Ich brauch n kühles Blondes.“

 

Schmerz durchfuhr mich. Wie ein Faustschlag in meine Brust.

Stechend brannten sich die Buchstaben in meinen Verstand – Der Geheimcode, den Kid und Kira in Kriegszeiten verwendeten.

Meinen Körper konnte er nicht verletzen – aber meine Seele, in der ein Riss entstand.

 

„D-Du mieser-“, brachte ich atemlos hervor, krallte mich in meine gepunktete Bluse, „das wirst du-“

„Bezahlen? Mit dem lausigen Gehalt, kann ich mir nich mal ne Nutte leisten“, lachte er dreckig, ergötzte sich an meinem Kampf, zeigte mir seinen lackierten Mittelfinger.

„War echt scheiße mit dir – Jetzt mach nen Abflug“, aggressiv, gewaltig, befehlend; „verpiss dich.“

 

Ich spürte, wie Kiras Stimme an meinen Hinterkopf rammte, penetrant und aufdringlich. In Punkto Penetration glichen er und ich uns. FaFa.

Als Mann der Anmut und Perfektion würde ich mir nicht die Blöße der unschicklichen Niederlage geben, überließ Kira freiwillig das Feld. Jedoch nicht, ohne ihm beim Switch bösartig entgegenzulachen.

Meine Klingen warten auf dein Küken... versuche ihn zu beschützen, solange du kannst.

Mein schnurrendes Summen begleitete mich in die Untiefen unseres zertrümmerten Innersten.

 

Twinkle~ Twinkle~ Little Star~

How I Wonder What You Are~

...Y-You Are My L-Little Lamb...

 

Fucking. Killer war gänzlich psychopathisch. Jemand sollte ihn in eine Nervenklinik einweisen – Fa.

Humorlos schmunzelte ich über meinen Intelligenz-preiswerten Scherz, wandte mich dann an Kid, der mir seine Hand schwer auf meine Schulter legte. Warum schmerzt sie, als hätte mir jemand dagegen geboxt?

Mein bester Freund grinste. „Deine Pimmel-Visage is krass frisch.“ Auch erfreulich, dich zu sehen.

Kid drückte seine Wiedersehensfreude in Obszönität aus. Weil er mit Glücksgefühlen nicht umzugehen wusste – eine unserer Gemeinsamkeiten.

Lässig legte ich meine Maske schief und sah ihn über meine linke Schulter an.

„'Kühles Blondes', hm?“, nahmen meine Lippen warme Nostalgie an. „Captain?“

 

Merkbar verstärkte sich sein Griff in meine Schulter.

„Kira.“ Kids Augen reflektierten die Farbe von goldenem Rum. Etwas Beschützendem.

„Niemand tut dir was an, solang ich noch eine Faust hab!“, schwor seine kraftvolle Stimme, die einem Lächeln wich;

„Meinem Partner.“

 

Ehe die Stimmung Kid-zu-pussyhafte-Ausmaße annehmen konnte, steckte er seine Hand in seine Hose – wie Al Bundy – lehnte sich zurück, platzierte seinen Stiefel neben der zerstörten Tastatur und seufzte halb-grinsend.

„Und Bier hab ich immer noch keins.“

 

Locker verschränkte ich meine Arme vor der Brust, legte meine Maske zur anderen Seite schief; Links nachdenklich, Rechts aufmerksam.

Dem Stimmungsschwung dienlich, wählte ich eine auflockernde Antwort.

„Sei gänzlich unbesorgt: meine Weichteile sind nur für ein Stiefelpaar reserviert.“

Mit verzogenen Mundwinkeln wank er brummend ab. „Behalt dein Sado-Maso-Kram bloß für dich. Is ja abartig!“, kroch ein dreckiges Grinsen auf seine dunkle Lippen. „Ich steh auf echten Porno: Mich. Mehr Hardcore geht nich.“ Die Ausführung ist nicht von Nöten gewesen, Kid.

 

Zurück zur Ernsthaftigkeit, stellte ich ihm wie immer nach einem Persönlichkeiten-Tausch die selbige Frage: „Was ist-?“ Oder auch nicht.

 

„Ha! Sieh sich einer das an!“, grinste Kid dem Überwachungsbildschirm entgegen, den er auf eine bestimmte Zelle umgeschaltet hatte. „Besser als die Glotze!“

Apoos Zimmer. Apoo und seine Leute gehörten einer anderen Armee-Fraktion an, mit der wir uns zu jener Zeit verbündeten... Sie waren es, die uns hintergingen und an den Feind verkauften. Welch Ironie, dass auch er hier gelandet war.

 

Kid schnappte sich eine offene Energydose, dessen kein-Bedarf-zu-wissen-wie-alter Rest er sich einverleibte. 'Red Bull' seine Lieblingssorte, laut ihm: 'Weil das Abstoßen seines Horns jedem Beglückten Flügel verleiht.'

Nebensächlich verfolgte ich das Gezeigte mit teilnahmslosem Blick. In Kid brodelte noch immer der Hass über den Verrat, einzig seine Schadenfreude war größer. Auch Apoo war vom Krieg gezeichnet – wie wir alle – seine Gliedmaßen deformiert, seine Arme von feindlichen Linien im Verhör per Streckbank verlängert worden.

Niemand bleibt der gleiche nach dem Krieg – aber Krieg bleibt immer gleich.

Apoo war dem Irrsinn verfallen: noch heute jodelte er die Hymne seiner Armee. In der Zeit zurückgeblieben, durchlebte er die Vergangenheit immer und immer wieder. Auf dem Bildschirm zu sehen, wie er mit seinen Zähnen Klavier spielte, den Rhythmus des Liedes erzeugte, welches ihn bei Verstand hielt.

 

Er war zu bedauern. Doch konnte ich kein Mitgefühl aufbringen, selbst wenn ich wollte nicht. Hatte nicht mal Gefühl für mich selbst.

Mein emotionales Armutszeugnis aus Kälte war das, was meinen friedlosen Geist zur Ruhe kommen ließ.

In einer Decke aus Schnee gebettet, ruht mein verunstaltet Herz.

 

Plötzlich stieß mich Kid mit seinem Ellenbogen in die Rippen. Absichtlich.

Sein typisches Grinsen auf seinen Lippen, blieben seine Augen auf dem Bildschirm. Als ihm die Show zu langweilig wurde, wechselte er erneut die Kamera, indessen ich mich damit beschäftigte, die Tastatur zu reparieren; die herausgesprungenen Tasten wieder an ihren Platz zu bringen.

Kid das Chaos, ich die Putze Ordnung.

Das Programm schaltete zu... Cavendish.

„Ha, da is ja dein früherer Therapeut.“ ...Ehe ich ihn in den Wahnsinn trieb... „Und Killers heimlicher Verehrer.“

„Schalt um, Kid“, wollte ich dies meinen Augen nicht länger antun.

Kid tat mir den Gefallen.

 

Der Display wechselte. In einem Patientenzimmer war ein Butler mit künstlichen Langkrallen, der sich für eine Katze hielt und die Tapete ankratzte. Erwähnenswert: Das Katzenklo, das- „Langweilig.“

In einem anderen Raum einer der Mensch, die sich für Fische hielten – 'Fischmenschen' – Der Mann im Muschel-Bikini sprang in einen viel zu kleinen Eimer, in den er nicht mit einer Arschbacke passte.

Und rief: „Platscher!“ Ein Gay-ados.

 

Der Bildschirm rotierte zu einem der Flure, der zu den getrennten Bädern führte. Ein vermummter Typ mit schwarzem Cape, auf dem eine 3 prangte, tänzelte singend zum Frauenbad.

„Ich bin unsichtbar~“, redete er sich ein, unter seiner Nase ein Rinnsal Blut laufend. „Ladies~ Ich kommeee~“ Kein Zweifel an seiner Aussage.

„Titten-Time“, kommentierte Kid, ließ das Programm laufen, vergrub seine Finger in sein rotes Haar und lehnte sich genießerisch zurück.

 

Maestro Unsichtbar fiel beinahe in Ohnmacht, als er vor der geschlossenen Badezimmertür der Frauen stand, hinter ihm eine getropfte Blutspur. Schnaufend holte er Luft, ähnelte einem Stier in Brunftzeit. In einem Cartoon wären seine Augen wohl in pulsierender Herzform animiert.

Zitternde Finger fanden den Türknauf, drückten ihn herunter und-

die Linse der Kamera vernebelte. „Fuck!“, umgriff Kid den Bildschirm, an dem er rüttelte, als wenn es etwas bringen würde. Soll ich ihn darauf hinweisen? Wie außerordentlich unfreundlich das wäre...

„Dies ist unnötig, Kid.“ Nicht schmunzeln, nicht schmunzeln-

„Dein dreckiges Schmunzeln kannst'e dir an den Sack kleben!“ Hoppla.

 

Einmal schlug seine Faust auf den Bildschirm, der mit ein paar Rissen im Gehäuse überlebte. Unerwartet lichtete sich das Bild und ein stolzes „Ha!“ verließ Kids Lippen. Natürlich hat der Schlag den Dampf von der Linse gewischt. Selbstverständlich.

Zu sehen der blonde Frauenbeunglücker, dessen Gesicht mehr als einen Handabdruck zierte. Ein Ausdruck der Entzückung hinter seinen geschwollenen Zügen erkennbar. Nun hatte er nicht mehr nur eine Beule am Körper.

 

„Keine Titten?“, murrte Kid enttäuscht und zog seine Mundwinkel abwärts. Doch dann wuchs sein Grinsen wieder, als er zu sehen bekam, was er wollte: nackte Haut, Schwellungen im Brustbereich, wippende Wölbungen – Ein dicker Greis auf dem Weg ins Männerbad.

Kids Blick war mit einem Wort zu beschreiben: unbeschreiblich.

 

Schweigend hob er seine Hand mit der Fernbedienung, drückte auf den Knopf und schaltete zurück zu meiner Zelle. Nur sehr langsam drehte er seine schock-rasierten Augen zu mir. „Kein Wort“, flüsterte er gehetzt, „kein-“

„Pornös“, grinste ich schadenfroh, was ihn zurück zu seinem alten Selbst brachte.

„Wer zum Fick benutzt heut noch so'n Kack-Wort?“

Schweigen. … „Dufte.“

„Hat's dir endgültig die Sicherungen durchgeknallt?“

Spielerisch formte ich meine Finger zu einer Pistole, die ich vor das Maskenloch auf Mundhöhe hielt, kalt grinsend;

„Peng-“

Und verfiel in Stummheit.

 

Welch unglücklicher Zufall.

Mitnichten habe ich an ihn gedacht, keineswegs.

 

Auch Kid bemerkte meinen abrupten Stimmungsumschwung, kommentierte ihn mit einem viel zu fetten Grinsen. Ich nutzte den Moment zur Erhaltung von Fassung.

Monoton ersuchte ich erneut die stets gleich gestellte Frage; „Was ist während meiner Abwesenheit passiert?“

Ein Schulterzucken Kids, bei dem sich sein Fellmantel mitbewegte. „Das Übliche. Deine beschissenere Hälfte auf Mörderkurs. Der Pyromane untergetaucht, 'nicht auffindbar'. Der pinke Popel und seine Schnüffler höllisch angepisst...“ Natürlich zögerte er diese eine Information überflüssigerweise heraus. „Und das Frischfleisch auf dem Weg zur Schlachtbank.“

 

„Wie meinen?“, konnte ich den schwanken Ton meines Desinteresses nicht vor ihm verbergen.

„Don Quichotte de Fucking-Mingo kümmert sich höchstpersönlich um den Neuzugang.“ Er will Penguin-? „Kein Grund, sich in die Bluse zu machen. Is bloß ne Routine-Einweisung... glaub ich.“ Glaubst du.

„Ich sorge mich nicht.“

„Klar tust'e das nich.“

 

Ich darf es nicht... kann mir keine warmen Emotionen erlauben...

Muss emotionslos bleiben, um Killer keine Macht über mich zu geben.

Nur in der Kälte ist das Einsam existenzfähig. Bin ich existenzfähig.

Einsamkeit ist meine Bestimmung. Alleinsein meine Pflicht.

Um zu schützen, um zu bestehen.

 

Kid fuhr sich durch seine wilde rote Mähne.

„Ansonsten is alles total abgedreht, wie immer. Seit der 'Säuberung' sind die Psychos wieder Psychos. Das Gas hat echte Arbeit geleistet. Krass, dass die's diesmal früher als sonst freigelassen ha'm.“

Einmal im Monat wurde besagte 'Säuberung' durchgeführt. Mittels eines Nervengiftes, welches die Psychosen der im Anwesen Untergekommenen verstärkte. Ihnen wurde von Anfang an keine Chance auf Heilung gelassen.

Ausnahmen waren die Insassen im Kellerkomplex – Diejenigen, mit so hoher psychischer Schädigung, die keinerlei Nachhilfe benötigten. Welch passend unpassendes Wort.

Auch hierbei gab es Sonderfälle. Trafalgar Law beispielsweise, der-

 

„Sieh an, sieh an.“ Kids belustigter Blick mit zerknitterten Rasur-Brauen war auf den Display fixiert. „Du hast Besuch bekomm.“

 

Tatsächlich. Der Kappenträger schlich sich in meine Zelle. Nicht gerade unauffällig, wie er geräuschvoll durch die Tür stolperte, den Kopf schuldbewusst einzog und sich peinlich berührt umsah – ein wahrer Meisterdetektiv. Penguins Anblick brachte mich zum Schmunzeln.

Doch als ich das nächste Wort von seinen Lippen ablas, gefror meine Mimik.

„Killer?“, suchte er nach ihm.

 

Hat er... gehofft, ihn statt mich anzutreffen?

Was ist zwischen den beiden passiert, während ich weg war?

 

Eine Emotion drängte sich penetrant an die knackende Eisoberfläche meiner Brust. Das, was ich spürte... war Eifersucht.

Wie vom Blitz getroffen erhob ich mich. „Kid, ich-“

„Na geh schon“, wank er grinsend ab, „und lass deine Visage hin und wieder hier blicken. Sonst hol ich mir mein kühles Blondes selbst.“

 

Wie oft will er mich noch an diese Zeit erinnern?

Versucht er... mir so zu helfen? Ein Trigger der Erinnerungen, um sie zu verarbeiten?

Dies ist mir unmöglich.

 

Als ich die Treppe, die Dachboden und Keller verband, erreichte, meinen Rücken zu Kid gewandt, hielt ich in meiner Bewegung inne. Atmete einmal tief durch und führte meine Finger zu meinem Kopf. Es ist unmöglich...

Doch...

Nahm ich meine Maske vollständig ab, drehte mich zu meinem besten Freund. Und lächelte.

„Aye, Captain.“

Doch wenn Kid an mich glaubt, werde ich mein Möglichstes versuchen.

 

Kids Augen weiteten sich, ehe ihr Gold in Stolz loderte.

Kein Wort nötig, um diesen Moment der Vertrautheit zu beschreiben, dessen Bedeutung unschätzbar war.

Mit einer schnellen Handbewegung zog ich mir meine Maske wieder auf, spürte den Schmerz, den ihr Fehlen mit sich brachte. Es schmerzte, mich der Welt zu zeigen, in der ich keinen rechtmäßigen Platz mehr besaß.

Wortlos ging ich, fühlte Kids Blick in meinem Nacken, sein Grinsen und das Versprechen auf ein Wiedersehen.

 

'Wir sehen uns in der Hölle wieder, Kira.' - Kids einstigen Worte.

Und genau dort befinden wir uns.

 

Der Weg durch das Kellergewölbe war befremdlich. Ich gelangte zu einem Ort, den ich nicht kannte. Eine Art Opferstätte?

Blutige Symbole waren in den Steinboden graviert, ließen auf etwas Dämonisches deuten. Das Auffälligste: Die Hälfte der Zeichen fehlte, war verwischt. Als hätte jemand kürzlich versucht, sie zu beseitigen.

Ein grünes Haar lag auf dem halbierten Zirkel, sowie eine Feder. Ihre Farbe dunkelviolett-rötlich. Wem sie wohl gehört?

Es interessierte mich nicht. Dies war nicht mein Reich, noch meine Angelegenheit. Gleichgültig schritt ich über die Reste der Symbole, sah mich nach der Treppe um, die mich zum Kellertrakt zurückführte. Meine Intuition ließ mich meinen Weg wählen.

 

Ein Behandlungszimmer. Nachdem ich es betrat, schob sich die Wand des Durchgangs hinter mir grollend zu.

„Whoa! Musst du dich so anschleichen?“, fiel mein Blick auf den Mann mit Cowboyhut, der mich anschaute, als würden wir uns kennen. Was wir nicht taten. Ich hob meine Augenbraue argwöhnisch, auch wenn er es nicht sah.

Seine Reaktion: Mir seinen Arm um die Schulter hauen. „Echt krass, was wir erlebt haben, nicht?“, lachte er verlegen, überspielte etwas, von dem ich nichts wusste. Schlagartig wurde mir bewusst, dass er mich für ihn hielt.

Und ich hasste diese Verwechslung.

 

Gezielt wich ich seiner intimen Berührung aus, trat zur Seite, sodass sein Arm von meiner Schulter glitt. Ich war kein Mann vieler Berührungen, die seine war mir nicht genehm, viel zu aufdringlich und schlicht unerwünscht. Anders als Penguins...

Er missinterpretierte meine Geste als Vorwurf.

 

„Sorry, dass ich dich mit dem Gruselgespenst allein gelassen hab“, senkte er seinen Kopf, beinahe in einer angedeuteten Verbeugung, bei der sein Cowboyhut über seine Stirn rutschte. Hinter der Krempe sah er mit einem Hundeblick auf. Sein freches Grinsen sah nicht halb so entschuldigend aus, wie er es wirken lassen wollte.

Ich ließ ihn stehen. Wollte. Unerwartet packte er meinen Oberarm, hielt mich vom Weitergehen ab.

„Hey... Das bleibt doch unter uns, okay? Erzähl Marco nichts davon, der würd sich bloß wieder Sorgen machen“, verlieh er seinen Worten Nachdruck, indem er seinen Griff verstärkte. Auch meine Geduld kannte Grenzen.

Erstmals sprach ich zu ihm. In solch einer Kälte, dass er meiner Bitte unverzüglich nachkam.

„Fass mich nicht an, wenn du deine Finger behalten willst.“

 

Ich verabscheute Gewalt. Killer war die gewalttätige Person, nicht ich. Jedoch besaß ich auch kein Herz des Friedens. Gar keins. Nach dem Krieg wollte ich Pazifist sein. Wollte. Auch unterlassene Hilfeleistung ist ein Verbrechen von Gewalt.

Der junge Mann mit Sommersprossen hob beschwichtigend seine Hände, grinste belustigt. „Meine Finger will ich schon noch behalten, ohne sie kann ich Luffy nicht mehr anfeuern, wenn er's geschafft hat.“

Verstehe. Ist er? „Bist du der Pyromane?“

„Ey!“, empörte er sich beleidigt, streckte seine freie Brust heraus und zeigte mit dem Daumen auf sich. „Ich bin ein Feuerkünstler.“ Aha. Schönreden kann man sich wahrlich vieles.

Prahlerisch zogen sich seine Mundwinkel auseinander.

„Mein kleiner Bruder erweicht die Herzen der Leute, ich entfache sie!“ Die Leute? ...Wortwahl, Junge.

Seine energische Stimme wurde leiser, indes er seinen Monolog fortführte. „Wie ein Radiergummi löscht er die schlechten Erinnerungen und überschreibt sie mit guten. Er gibt immer Gummi! Und liebt Gummibärchen...“ Wenn ich noch einmal 'Gummi' oder einen miserablen Spruch diesbezüglich höre-

„Sein erstes Wort war 'Gum'. Sabo und ich waren seine 'Gum-Gum-Geschwister'. Klein Luffy hat ewig gebraucht, um das auszusprech- Oi, wo willst du hin?“

 

Ich ging. Dies wollte ich mir nicht länger antun.

Ihn schien es weniger zu stören. Erheitert rief er mir nach.

„Cooles Gespräch!“ 'Gespräch.' „Wenn du mal wieder reden willst – Du weißt, wo du mich findest.“ Aber nicht finden will.

 

Ohne Zweitgedanken an die unpässliche Begegnung steuerte ich auf den Flur des Behandlungstrakts zu. Doch kam nicht weit.

Spinnenweben. Wie eine feine Mauer bauten sie sich vor mir auf. Als wollten sie mich nicht durchlassen. Weil ich nicht auf ihnen tanzen wollte.

In einer groben Armbewegung riss ich die Fäden auseinander, kämpfte mich schonungslos durch den verwebten Korridor, ließ mich von ein paar Schicksalsfäden nicht aufhalten. Ich war dem Schicksal einmal entkommen – beim zweiten Mal sollte es auch keine Macht über mich erlangen.

Überall an meiner Kleidung klebten die Weben, schwebten vor den Löchern meiner Maske, sodass ich sie unberührt wegwischte. Am Ende des Ganges angekommen, befreite ich auch meine Bekleidung davon.

 

Endlich im Zellentrakt. Auch hier fiel mir etwas Ungewöhnliches auf: Die Zellentür rechts neben der meinen war geöffnet. Es war nicht Trafalgar Laws Tür. Somit war jemand unerlaubt auf Umwegen. Mich beschlich das Gefühl, als würde dies eine bedeutende Rolle spielen.

Hätte ich mich dafür interessiert, hätte ich Nachforschungen betrieben. Stattdessen war mein Fokus auf etwas Wichtigeres gerichtet: Meinen Besucher.

Ich kam an meiner Tür an, schob sie zögerlos auf. Und spürte etwas so Mächtiges, das die Atmosphäre schlagartig prägte.

 

Penguin.

Meine Augen erfassten ihn.

...BA-DUM...

Mein Herz reagierte.

Schmerzte.

Kämpfte.

Wollte leben.

Wollte...

Ihn.

 

Ein seelischer Impuls zwang mich dazu. Wie ein einsetzender Überlebensinstinkt, der sich an das Leben klammerte. An den letzten Lichtfunken, der die Hoffnung aufrecht hielt. Ist Penguins Augenlicht schon immer so intensiv gewesen?

Unsere Blicke trafen sich, in stummer Botschaft. In Seelischen Ankern.

 

Ich ging auf ihn zu. Überbrückte das, was uns trennte.

Durch die Stille, die mein Herzschlag durchbrach. Durch die Trümmer meines Innersten, durch die Dunkelheit. Hin zum Licht.

Wahnvorstellungen. Ich musste unter ihnen leiden – und fühlte mich dennoch nie geheilter.

 

Ich lächelte hinter meiner Maske.

Fühlte. Fühlte in aller Gefühlstiefe.

Es ließ mich hoffen. Machte mich süchtig. Unersättlich danach gieren.

Nach Leben.

 

Ich erreichte ihn – Er kam mir entgegen.

Penguins Herz erkannte mich, erspürte mich.

„Kira...“

 

Von Wärme erhellt mein Name, der seine Lippen verließ. So warm seine Hände, die er gegen meine pulsierende Brust legte.

Meine Arme hielten ihn an mir, nah an mir, näher. Nie genug.

Ich wollte mehr, wollte die Gier stillen, die er weckte. Wollte Emotionen zulassen, wollte sie erleben-

Doch war unser Schicksal von Dunkelheit bestimmt.

 

Es klirrte. Etwas fiel zu Boden, riss mich aus meiner Trunkenheit.

Mein Griff um ihn löste sich, mein wirrer Blick fiel herab, auf den Gegenstand zwischen unseren Füßen.

Mein Verdienstkreuz.

 

Wie mechanisch kniete ich mich einbeinig hinunter, um es aufzuheben. Sah zu ihm auf.

„Woher...?“, wurde meine Stimme mit jedem Buchstaben kälter. Zurück in Erinnerungen fallend, in Krankheit.

 

Merkbare Unruhe zeichnete seine Reaktion. Als hätte er etwas Verbotenes getan.

„Killer“, antwortete er reumütig, „er hat es mir gegeben... Ich wollte- wollte es zurückgeben.“

 

Gedankenverloren strich ich über die glatte Oberfläche des Metall-Kreuz', erfühlte die Delle des Schusses, der mein Herz traf. Der mich in den Sarg brachte. Dem Sarg, dem ich nicht entfliehen konnte.

Meinen Kopf senkend, fiel meine Maske über mein Gesicht, meine Lippen pressten sich aufeinander.

 

Killer hat dies geplant.

Hat Penguin das Kreuz gegeben,

um mich daran zu erinnern,

was ich bin;

Des Todes.

 

„Kira-?“

„Geh.“ Die Entscheidung der Schatten, die es mir nicht erlaubten, glücklich zu sein. „Verschwinde aus meinem Leben, Penguin.“

 

Ich blickte zu ihm auf, blickte in seine Augen – sind sie traurig? enttäuscht? verletzt? – Nein; sie strahlten.

„Du“, strahlte auch seine Stimme. „Du hast zugegeben, dass du lebst!“ Habe ich?

...Habe ich.

 

Erschütternd kehrte Erkenntnis in mich, verschlug mir die Sprache.

Wie in Trance erhob ich mich, umgriff sein Kinn mit meiner Hand, schob meine Maske ein Stück nach oben.

Ich musste es wissen. Musste wissen wie es sich anfühlt … zu lieben.

 

„Ki-?“

 

„Schweig“, flüsterte ich ihm zu, „und küss mich.“

 

Er tat es nicht.

 

„Ich- Ich... kann nicht.“

 

Die Trauer seiner Stimme ließ mein Herz ersterben.

 

Was er dann sagte,

so zerbrochen seine Worte,

zertrümmerte meinen Brustkorb.

 

„Du musst mich umbringen.“

 

Und es schmetterte durch die Lautsprecher.

Sein Lachen.

 

Fu Fu Fu~“

 

.

.

.

 

Fu-ck.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hisoka_Hebi
2021-09-03T09:45:41+00:00 03.09.2021 11:45
Huhu,

der Übergang war nicht schlecht, ich hab nur gebraucht, den Zusammenhang zu erfassen, vielleicht schreibst du ins Vorwort, dass jetzt die Sicht von Kira und ein Rückblick kommt, dann sieht man das etwas entspannter :D und kann sich noch besser auf den nächsten Abschnitt fokussieren, der Mir eine Gänsehaut beschert hat. Nicht nur das du die gespaltene Persönlich gut dargestellt hast, sondern besonders die Reaktion von Peng war interessant :D

Das restliche Kapitel hab ich wieder sowas von gefeiert. Deine Dialoge sind einfach zum Schießen, ich hab mich fast weggeschmissen xD
Ich fand gut, dass man diesmal etwas aus seiner Sicht gesehen hat und man manches somit gut nachvollziehen kann . Bin schon gespannt wie es weiter geht. LG Hiso


Antwort von:  blackNunSadako
12.09.2021 21:44
Liebsten Dank, dass du mich auf den Hinweis zur Sicht aufmerksam gemacht hast. Das hilft sehr❣
Habe ich auch gleich ausgebessert. ^-^

Das Thema gespaltene Persönlichkeit ist kein Leichtes, wie ich finde. Eine Person als zwei Wesen darzustellen, ohne dass Verwirrung entsteht, war für mich ein klein wenig herausfordernd. Ich bin froh, dass du es als verständlich empfindest. :)
Das ist sehr beruhigend. Danke! ♥

Dass dir der eigentümliche Humor zusagt, freut mich ungemein! :D
Dankeschön für das nette Lob zu den Dialogen. Ich übe mich fleißig weiter darin! ^-^
Deine warmen Worte bestärken und motivieren mich so sehr. Zu lieb von dir. ❤ (ᴖ ᴗ ᴖ✿)

Du bist einfach großartig, liebe Hiso❣🌺


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