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You'll be in my heart

von

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Auf der Suche

Seiya
 

Auf meinem Weg zur Erde kommen in mir wieder die Erinnerungen an unsere Reise vor einem Jahr hoch. Selbst der Gedanke an meine Verzweiflung drückt jetzt noch schwer auf meine Brust. Umso größer wird jetzt meine Vorfreude. Ich ziehe vorbei an Jupiter und es fühlt sich an als würde ich einen alten Gefährten begrüßen. Meinen Fels in der Brandung, der mir stets die Richtung gewiesen hat.
 

Schließlich taucht er vor meinen Augen auf: der blaue Planet.

Ich hatte ihn nicht so leuchtend in Erinnerung.
 

Als ich schließlich am lang erwartenden Ende meiner Reise ankomme, ist es tiefe Nacht. Ich lande auf der Terrasse unseres alten Penthouse-Apartments. Leise und ohne Aufsehen zu erregen. Es ist eigenartig, wie unspektakulär dieser für mich so große Moment in Wirklichkeit ist.
 

Die Nacht ist still. Ich blicke über die Lichter von Tokyo, die in mir schon immer eine Art Ruhelosigkeit ausgelöst haben, als hätte ich den ständigen Drang mit dem Tempo der pulsierenden Metropole mithalten zu müssen.
 

Irgendwo da draußen bist du…

Seit über einem Jahr bin ich dir nicht mehr so nahe gewesen…
 

Ich widerstehe der Versuchung mich sofort auf die Suche nach ihr zu machen, es ist weit nach Mitternacht. Seufzend gehe ich ins Innere der Wohnung.
 

Alles ist so vertraut und gleichzeitig irgendwie fremd.

Wenn man von der dicken Staubschicht absieht, erweckt das Apartment den Eindruck, als wären wir nie weg gewesen.
 

Oder als hätte es auf unsere Rückkehr gewartet…
 

Während ich mich umsehe, erklingt in meiner Erinnerung das fröhliche Gelächter und die ausgelassene Stimmung unseres letzten gemeinsamen Abends. Wenn ich die Augen schließe, kann ich uns alle fast sehen. Diesen einen Moment, den ich so unbedingt im Gedächtnis behalten wollte.
 

Ich versuche mich hinzulegen und wenigstens ein paar Stunden zu schlafen, aber ich bin so aufgewühlt, dass ich mich nur hin- und her drehe und keine Ruhe finde. Durch das Terassenfenster blicke ich zu Kinmoku hinauf, der mit seinem Erscheinen einmal mehr die Morgenröte ankündet. Im Stillen schicke ich Grüße an Yuuiren, an Yaten und Taiki, an Kaykuu; und bete, dass ich sie nicht umsonst allein gelassen habe.
 

Ich greife nach meiner Gitarre und spiele gedankenverloren eine Melodie, während ich beobachte, wie die Sonne den Himmel in tausend verschiedene Farbtöne verwandelt. Vom dunklen Nachtblau ausgehend verschmilzt Violett mit Rot und Orange bis ein sanftes Gelb schließlich wieder in das leuchtende satte Blau des Himmels übergeht. Ich hätte mich darin verlieren, können wenn ich nicht die ganze Zeit ihr Gesicht vor Augen hätte.
 

Schließlich gebe ich auf. Es ist noch immer sehr früh, aber ich mache mich trotzdem auf den Weg. Schon nach wenigen Schritten verfluche ich meine unvorbereitete Abreise. In Japan hat inzwischen der Winter begonnen. Mir wird klar, dass ich noch keinen Winter auf der Erde erlebt habe.

Ich habe auch noch nie so eine eisige Kälte erlebt…
 

Ich spaziere durch die Stadt und finde mich wie von selbst auf unserem früheren Schulweg wieder. Einen Moment lang verfalle ich der Hoffnung, dass sie mir über den Weg laufen könnte, aber als ich bei der Schule ankomme, wird mir klar, dass Ferien sein müssen und die Mädchen mittlerweile die Schule abgeschlossen haben.

Noch etwas, das ich nie erlebt habe…
 

Mein nächstes Ziel ist das Haus von Bunnys Familie. So wie ich Bunny kenne, wird sie sicher noch schlafen, vor allem wenn noch Ferien sind. Ich sehe sie vor mir, damals, mit ihrer Strickjacke und dem rosa Häschen Pyjama. Bei dem Gedanken kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Nur Bunny könnte so etwas anziehen....
 

Als ich beim Haus der Familie Tsukino ankomme, erwartet mich die nächste Enttäuschung. An dem Tor zum Garten ist ein Schild angebracht “zu Verkaufen”

Das Gebäude und der Garten wirken verwaist. Als hätte sich seit Monaten keiner mehr darum gekümmert. Die nächste Spur, die ins Nichts verläuft. Damit habe ich auch keine Möglichkeit sie anzurufen, um ihr zu sagen, dass ich da bin. Der Gedanke daran hat mir ohnehin nie gefallen.
 

Ich sage mir, dass es keinen Unterschied macht. Wir sind uns früher ständig zufällig über den Weg gelaufen, so haben wir uns überhaupt erst kennen gelernt. Im Nachhinein muss ich bei dem Gedanken schmunzeln, dass Bunny am Anfang wahrscheinlich sogar versucht hat, mir aus dem Weg zu gehen.

Ich laufe weiter durch die Stadt. Es fühlt sich an wie ein Streifzug durch meine Vergangenheit. Ich freue mich fast darauf.
 

In Gedanken gehe ich meine Liste mit Orten durch, die ich mir vorab zurecht gelegt habe. Das Crown Café. Die Mädchen haben sich dort täglich nach der Schule getroffen. Ich bezweifle, dass sie ihre Gewohnheiten so schnell geändert haben. Es ist noch früh, aber ich beschließe trotzdem, dass es meine beste Chance ist.
 

Das Café hat gerade erst aufgemacht als ich eintrete, außer mir sind lediglich zwei andere Gäste da. Ich suche mir einen Platz in der Nähe des Eingangs, von dem aus ich auch einen guten Überblick über den Rest des Lokals habe. Erst als der Mann neben mir sein Frühstück serviert bekommt, merke ich, wie hungrig ich bin. Vor lauter Aufregung habe ich keinen Gedanken an Essen verschwendet. Da ich vermutlich noch länger warten werde müssen, bestelle ich mir das größte Frühstücksmenü auf der Karte.
 

Nach einer Stunde weiß ich nicht mehr wo ich hinstarren soll, ohne eigenartig zu wirken und nehme mir eine Zeitung. Wirklich konzentrieren kann ich mich nicht. Jedes Mal, wenn die Tür aufgeht, legt mein Herzschlag kurz zu, bis ich merke, dass es niemand ist den ich kenne. Schließlich überwinde ich mich und frage die Kellnerin, ob sie eine Gruppe Mädchen kennt, die regelmäßig hier vorbei kommt. Sie schüttelt nur den Kopf, sie kennt niemanden auf den die Beschreibung passt und verweist mich auf ihren Kollegen von der Nachmittagsschicht. Vielleicht hält sie mich auch nur für einen eigenartigen Stalker.
 

Am Nachmittag stochere ich noch immer in den nicht mehr ganz so ansehnlichen Resten meines Frühstücks herum. Der Hunger ist mir schon lange vergangen. Nach der dritten Tasse Kaffee bin ich auf Limonade umgestiegen. Mittlerweile blickt mich auch der Kellner aus der Nachmittagsschicht schon misstrauisch an. Auch er hat mit meiner Beschreibung der Mädchen nichts anfangen können. Als schließlich die Abenddämmerung eintritt, verlasse ich das Kaffee. Heute wird sie nicht mehr kommen.
 

Ich durchquere den Park, in dem wir uns zum ersten Mal getroffen haben, oder besser sie mich zum ersten Mal wahrgenommen hat.
 

Vielleicht liegt es an der Dämmerung oder dicken Wolkendecke, durch die kein einziger Sonnenstrahl durchdringt, doch irgendwie scheint es als hätte der Park seinen Glanz verloren. Die Springbrunnen sind abgeschalten und statt des fröhliche Geplätschers blicke ich auf das dunkle Wasser, in dem einige verwelkte Blätter treiben. Es sind kaum Menschen hier. Die blattlosen Äste der Bäume ragen wie mahnende Finger in die Luft.

Vielleicht verhöhnen sie mich auch einfach, denke ich.

Weil ich so dumm war zu glauben, dass sie mir einfach in die Arme laufen würde...
 

Am anderen Ende des Parks befindet sich der Eingang zum Vergnügungspark, aber das Tor ist mit einem Vorhängeschloss versperrt. Der Park wird erst im Frühjahr wieder aufsperren. Aus Frust trete ich gegen das schmiedeeiserne Tor.
 

Ich zermartere ich mir den Kopf, wo wir noch gemeinsam gewesen sind. Mir fällt erst jetzt auf, dass ich nie bei einem der anderen Mädchen zu Hause gewesen bin. Mir kommt die Spiele-Arkade in den Kopf, wo der Wettkampf stattgefunden hat, bei dem Amy gewonnen hat.  Aber als ich ankomme, muss ich feststellen, dass die Spielhalle mittlerweile geschlossen hat. Das ganze Gebäude ist mit einem Gerüst abgesperrt und Renovierungen in vollem Gange. Eine weitere Niederlage.
 

Es ist kalt und spät und ich beschließe, es für den heutigen Tag sein zu lassen.

Als ich die Tür zu unserem Penthouse öffne, erwartet mich dort ein dunkles Apartment. Ich lege die Schlüssel auf den Tisch neben der Tür. In der Stille klingt es unnatürlich laut. Mir ist die Wohnung noch nie so trostlos erschienen wie jetzt. Gestern Nacht hat es sich noch angefühlt, als hätte es auf mich gewartet. Heute fällt mir das Fehlen jeglicher persönlichen Gegenstände mehr auf den je. Selbst in unseren verzweifelsten Zeiten wusste ich, dass hier Freunde auf mich warten. Jetzt bin ich allein.
 

Obwohl ich noch immer durchgefroren bin, gehe ich hinaus auf die Terrasse.
 

Ach Schätzchen...

Wo bist du nur?
 

Ich lasse noch einmal den Tag Revue passieren. So hatte ich ihn mir ganz sicher nicht vorgestellt. Ich hatte immer nur ihr Bild auf dem Balkon im Kopf. Das wird dann wohl auch nur ein Traum bleiben...
 

Mir wird wieder einmal bewusst, dass ich das Tempo des Wandels in dieser ständig pulsierenden Stadt einmal mehr unterschätzt habe. Meine Erinnerungen werden mir hier nicht weiterhelfen.
 

Zu meinem Frust und meiner Enttäuschung gesellt sich Wut über meine eigene Naivität.

In meiner Sehnsucht war die ganze Zeit mein größtes Problem, zurück zur Erde zu kommen. Weiter hatte ich nicht gedacht.
 

Ich dachte, ich könnte glücklich sein, ohne etwas dafür tun zu müssen...
 

Ich schaue hoch zu Jupiter und auf einmal habe ich Yuuirens Worte wieder in den Ohren.

“Ich merke, wie du im Himmel zu Jupiter blickst. Ich möchte, dass du findest, was dir fehlt. Was immer es auch ist."
 

Ich nicke. Es war nur ein Tag. Morgen werde ich es weiter versuchen. Bis ich dich finde.
 

Bis dahin habe ich zumindest die Gewissheit, dass wir Jupiter aus der gleichen Perspektive sehen.

Ich weiß, dass du ganz in meiner Nähe bist.



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