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Persona 3 -After the Years-

von

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LIII – Schmerzhafter Verlust


 

~~~Freitag 24. Juni 2016~~~

 

Die Schulglocke, welche den Schultag beendete, kam für Aiden mehr als gerufen. Heute war irgendwie nicht sein Tag gewesen, weshalb er nicht wirklich mit dem Kopf bei der Sache gewesen war und mehrere Male den Faden im Unterricht verloren hatte.

Miyuki neben ihm schulterte ihre Tasche und streckte sich ausgiebig, während sie einen langen Gähner ausstieß: „Endlich ist der Tag vorbei.“

„Hast du nicht Kyudo?“, fragte Aiden mit einem frechen Grinsen nach, was ihm einen bösen Blick seiner Mitbewohnerin einbrachte: „Man, du kannst einem aber auch alles kaputt machen.“

„Sorry, aber sag mal, gehst du nicht gern in den Club?“, erkundigte sich der Braunhaarige und schulterte seine Schultasche, woraufhin Miyuki ihm erklärte, dass im Moment im Club irgendwie schlechte Stimmung herrschen würde.

Was sie genau damit meinte, wusste er nicht, allerdings hatte er so eine Ahnung, dass es mit dem zu tun hatte, was er am Mittwoch bezüglich Yui gehört hatte.

 

Zusammen verließen die beiden das Klassenzimmer, wo sie auf Katzumi stießen, der Miyuki zu sich winkte: „Ich habe noch einige Sachen zu erledigen und du müsstest mir zur Hand gehen. Passt das oder musst du in den Kyudo-Club?

„Nein, alles gut. Ich bin dann gleich da“, stimmte die Grünhaarige zu und sah ihrem Freund nach, der sich ins Zimmer der Schülervertretung zurückzog.

Noch bevor einer der beiden was sagen konnte, tauchten Luca, Haruka und Sakura neben ihnen auf, wobei die Rosahaarige alles andere als glücklich wirkte.

„Hey, Leute, was liegt an?“, grüßte Luca in die Runde, woraufhin Miyuki ihm antwortete, dass sie losmüsse und sich dann ebenfalls in den Raum der Schülervertretung begab.

Aiden hingegen erwiderte auf die Frage, dass er eigentlich nichts vorhabe, wobei er schon kommen sah, was Luca ihn jetzt fragen würde.

Vermutlich wäre von dem Spanier die Frage gekommen, ob er wieder mit zum Fußball wolle, doch kam ihm Masao zuvor, der sich zu der Gruppe gesellte: „Entschuldigt bitte, falls ich störe. Nozaki, Kurosaki, habt ihr beiden mal kurz einen Moment?“

Die beiden Schüler sahen sich etwas besorgt an, doch dann nickten sie synchron, was Masao fröhlich stimmte: „Ich werde euch beiden nicht den Kopf abreißen, versprochen. Amada war eben bei mir und hat mir mitgeteilt, dass die Regeländerung, die du wohl erwirkt hast, jetzt in Kraft tritt. Das bedeutet, dass ihr beiden nicht länger vom Kendo suspendiert seid.“

 

Aiden und Haruka trauten ihren Ohren nicht, während Sakura laut auf quietschte und ihrem Senpai fast um den Hals fiel: „Heißt das, dass ich wieder zum Kendo kommen darf?“

„Ja, das soll es heißen, Nozaki. Sofern ihr beiden wieder zurück in den Club wollt, würde ich mich freuen, euch wieder beim Training begrüßen zu dürfen“, fuhr der Lilahaarige fort, was die Rosahaarige in lauten Jubel ausbrechen ließ: „Und wie ich zurück in den Club will! Mein Gi ist noch in der Halle, ja? Kurosaki, komm mit! Ich will trainieren!“

Bevor noch ein weiteres Wort fallen konnte, war die Schülerin die Trappe nach unten geflitzt, wobei sie von einem Lehrer lautstark ermahnt wurde, dass Rennen im Gang nicht gestattet war.

Während Masao nur belustigt mit dem Kopf schüttelte, wandte sich Aiden an Luca und Haruka: „Kann mir einer von euch beiden einen Gefallen tun und mir aus der Apotheke Verbandszeug, Salbe gegen Prellungen und Schmerzmittel besorgen?“

„Was glaubst du eigentlich, was Nozaki mit dir machen wird?“, wunderte sich der Spanier und sah seinen besten Freund skeptisch an, der allerdings nur murrend die Hände in seinen Hosentaschen vergrub: „Es geht nicht darum was ich glaube, sondern um das, was ich mit Sicherheit weiß…“

„Keine Sorge, Kurosaki. Du trainierst heute mit mir und dann wirst du nicht so schlimm zugerichtet. Das dürfen sich die abholen, die schlecht hinter eurem Rücken geredet haben“, erklärte der Teamkapitän, was Haruka etwas besorgt dreinschauen ließ: „Ist das nicht gegen die Regeln, Munemasa-senpai?“

„Was ich nicht sehe ist nicht passiert, Tenno. Kommst du, Kurosaki?“, säuselte der Lilahaarige und marschierte in Richtung Treppe, wo Aiden ihm nach einer kurzen Verabschiedung seiner Freunde folgte.

 

Kurz darauf, in der Umkleide, waren Aiden und Sakura alleine, wobei sich die Rosahaarige zum Kleiderwechsel in die Dusche zurückzog.

Irgendwie fühlte es sich für ihn komisch an, wieder diesen Gi zu tragen, doch Sakura schien sich regelrecht danach gesehnt zu haben, denn sie kam freudestrahlend aus der Dusche und drehte sich einmal: „Oh man, wie habe ich dieses Ding vermisst!“

„Freut mich, dass du es wieder tragen darfst. Na, dann wollen wir mal sehen, was sich in unserer Abwesenheit so getan hat“, lachte der Braunhaarige und betrat mit seiner Kollegin die Halle, in der der Rest des Teams bereits in einer Reihe stand und auf die Ansprache ihres Kapitäns warteten.

Schweigend stellten sich die beiden Teenager dazu, als auch schon Masao aus dem Büro des Lehrers kam und sich vor seine Truppe stellte: „Verneigt euch.“

Zeitgleich verneigte sich das Team vor Masao, welcher die Geste erwiderte und dann die Hände an die Hüften stemmte: „So, als erstes ist es mir eine Freude, Kurosaki und Nozaki wieder in unserem Team willkommen zu heißen. Schön, euch beide wieder hier zu haben.“

„Danke, Senpai“, erwiderten die beiden Genannten synchron und verneigten sich erneut und wurden dann von ihren Teammitgliedern mit Klatschen und Pfiffen willkommen geheißen.

Besonders Sakura freute sich darüber, von ihren Kollegen so offen aufgenommen zu werden und sich vor allem mal nicht vor ihnen verstecken zu müssen. Gerade wollte Masao mit seiner Rede fortfahren, als die Tür zur Halle aufging und eine Gruppe von fünf Schülerinnen die Halle betrat.

„Weiß einer, wer die sind?“, murmelte einer der Kendoka und sah zu den Mädchen, die unsicher am Rand der Trainingsmatten stehen blieben und sich umsahen.

 

Mit einem neugierigen Brummen trat Masao an die Besucher heran und runzelte die Stirn: „Kann ich euch helfen?“

„Ähm.. ja“, murmelte eines der Mädchen, welche von einer zweiten abgelöst wurde: „Wir wollten eventuell dem Kendoclub beitreten.“

„Ja, draußen am Schwarzen Brett stand, dass jeder Schüler jede Sportart praktizieren darf“, fügte die dritte Schülerin hinzu, was den Lilahaarigen sich leicht am Kinn kratzen ließ: „Nun, mir soll es recht sein, allerdings solltet ihr erst einmal zuschauen, ob das wirklich der Sport ist, den ihr ausüben wollt. Okay, alle hergehört: Geht zu zweit zusammen und macht eure Übungen. Kurosaki, du kommst bitte zu mir und hilfst mir hier mit den potenziellen Neuzugängen.“

„Aber ich wollte mit Kurosaki trainieren!“, warf Sakura ein und schmollte leicht, doch ließ sich ihr Kapitän nicht erweichen und winkte mit der Hand ab: „Du hast genug andere Partner, Nozaki. Kurosaki, komm bitte her.“

Während die einzelnen Mitglieder des Clubs sich zu Zweiergruppen zusammenfanden, ging Aiden zu seinem Senpai und grüßte die Mädchen, die sich alle damals in seine Petition eingetragen hatten.

 

Masao begann kurz darauf damit, den Mädchen zu erklären, wie die Schutzausrüstung aussah und wie die einzelnen Teile angelegt wurden. Es war offensichtlich, dass Masao den Schutz einer Person an erste Stelle setzte, denn er befasste sich mehr als ausgiebig mit dem Gi und allen Schutzausrüstungen, bevor er Aiden ein Übungsschwert reichte und ihn die Grundstellung, sowie einige Angriffe vorführen ließ.

Die Anwärter schrieben fleißig mit, als sich ein Mädchen mit Brille zu Wort meldete: „Munemasa-senpai, die Ausrüstung muss ja regelmäßig gepflegt werden, richtig? Woher weiß ich denn zu Hause, dass ich es richtig mache?“

„Ja, ich will mein Gi schließlich nicht kaputt machen, weil ich es nicht richtig pflege“, stimmten die anderen Mädchen mit ein, was den Lilahaarigen anscheinend äußerst zufrieden stimmte: „Das ist überhaupt kein Problem. Wir haben alle zwei Wochen einen Tag, bei dem wir unser ganzes Training für die Pflege der Ausrüstung nutzen. Wenn ihr also Hilfe braucht, dann werdet ihr sie hier bekommen. Wenn ich nicht selbst Zeit für euch habe, gibt es genug Leute, die euch helfen können. Entschuldigt, falls das jetzt etwas sehr viel Theorie war, aber der Schutz meiner Leute ist mir wichtig.“

Zwei der Mädchen schienen es sich durch die vielen Vorsichtsmaßnahmen doch anders überlegt zu haben und verließen mit einer Entschuldigung die Halle, allerdings galt Masaos Aufmerksamkeit eher den drei, die noch da waren: „Freut mich, dass ihr versteht, wie wichtig Sicherheit ist. Nun, dann wollen wir euch noch einmal zeigen, wie ein Schlagabtausch aussieht. Oh… wenn ihr mal da rüber schaut, dann seht ihr, wie gut auch ein Mädchen in Kendo sein kann. Wenn ihr euch anstrengt, könnt ihr auch so gut werden.“

Aiden sah mit den drei Mädchen zur Seite und konnte sich das Lachen nicht verkneifen als er sah, wie Sakura anscheinend den vierten Gegner ohne einen Gegentreffer abfertigte.

 

Die drei Besucherinnen entschieden sich am Ende des Trainings dazu, sich in den Club einzutragen, wobei sie besonders für Sakura schwärmten und sie um alle möglichen Tipps anbettelten. Natürlich genoss es die Rosahaarige, derart im Mittelpunkt zu stehen, doch schien es ihr auch in einem gewissen Maße peinlich zu sein. Masao rief die Gruppe noch einmal zusammen und nutzte die Chance, um seinen Neulingen die richtige Verabschiedung zu zeigen.

Nach der Verneigung verließen die Kendoka nach und nach die Halle, allerdings hielt Sakura Aiden noch einen Moment zurück: „Kannst du draußen auf mich warten? Ich möchte kurz etwas mit dir besprechen.“

„Sicher doch. Du machst noch die Halle sauber?“, erkundigte sich der Braunhaarige und sah zu, wie die Rosahaarige anfing, die Matten aufzurollen: „Das habe ich schon immer im Club getan und ich werde es auch weiterhin tun. Wir sehen uns später, Kurosaki-kun.“

„Alles klar, bis später, Nozaki“, verabschiedete sich der Junge und folgte seinen Teamkollegen in die Umkleide, um sich umzuziehen und etwas frisch zu machen.

 

Kurz darauf stand Aiden im Gang vor der Umkleide und streckte sich ausgiebig, während seine Teamkollegen nach und nach an ihm vorbeigingen und sich von ihm verabschiedeten.

Es fühlte sich gut an, wieder hier zu sein, aber nicht wegen ihm selbst, sondern wegen Sakura, welche mit noch leicht klammen Haaren aus der Umkleide kam und ihren Sportanzug zurechtzupfte: „Kennst du das, wenn du aus der Dusche kommst und deine Klamotten so ekelhaft an dir kleben? Echt ätzend.“

„Besonders bei Jeanshosen ist das nervig, deshalb trage ich kaum welche. Du wolltest mit mir über etwas reden, Nozaki?“, kam der Braunhaarige direkt zum Thema, was die Rosahaarige leicht kichern ließ: „Du bist kein Freund von Smalltalk, oder?“

„Nicht wirklich, ich bin aber auch nicht gut darin“, gestand Aiden und verließ mit Sakura zusammen den Sportkomplex, um sich auf den Weg zum Bahnhof zumachen.

„Ich wollte mich kurz mit dir unterhalten, aber bitte irgendwo, wo es nicht jeder sehen kann. Vielleicht am Schrein“, überlegte die Rosahaarige und tippte sich ans Kinn, was ihren Gesprächspartner leicht skeptisch machte: „Willst du mich also den ganzen Weg dahin anschweigen?“

„Nö, aber bis dahin labern wir irgendwelchen Stuss“, erwiderte Sakura und lachte amüsiert auf, bevor sie anfing, von ihren Trainingseinheiten mit den anderen Kendoka zu erzählen.

Wie Aiden es erwartet hatte, hatte sie jeden einzelnen von Ihnen regelrecht in den Boden gestampft. Das hatte sie allerdings nicht aus Bosheit getan, sondern hatte einfach etwas Dampf ablassen müssen, wie sie es vorher so schön betitelt hatte. Die Zugfahrt über unterhielten sich die beiden über die verschiedensten Schulthemen, wobei Sakura erwähnte, dass es anscheinend eine neue Schülerin in ihrem Jahrgang gab, welche die ungeteilte Aufmerksamkeit der männlichen Schülerschaft auf sich zog. Aiden konnte nicht verhehlen, dass seine Neugier auf diese Schülerin geweckt war, allerdings eher aus dem Grund, dass sie ihm quasi den Titel des Neulings abgenommen hatte.

Er wusste genau, wie schwer es einem als neuer Schüler an einer Schule ging und vielleicht könnte er ihr eine helfende Hand reichen, weshalb er sich nach dem Namen erkundigte: „Weißt du zufällig, wie diese Schülerin heißt?“

„Neugierig geworden?“, stichelte Sakura zurück und musterte erstaunt ,wie ihr Kollege den Kopf schüttelte: „Schon, aber nicht aus dem Grund. Ich dachte mir nur, dass man sich vielleicht mit ihr anfreunden kann. Ich weiß, wie dumm man sich manchmal fühlt, wenn man »der Neue« ist.“

„Du bist ganz schön oft der Neue gewesen, oder? Das hat Silva so durchsickern lassen. Dein Gedanke ist aber gar nicht so dumm“, lächelte die Rosahaarige und kratzte sich danach am Kopf: „Wie heißt die nochmal? Tama? Tomi? Tomo? Keine Ahnung, ich komm nicht mehr drauf, aber irgendwas in die Richtung. Ich sag es dir, wenn ich es wieder weiß.“

 

Die Aussage brachte nicht nur Aiden, sondern auch Sakura selbst zum Lachen, weshalb beide nach der Zugfahrt und einem kurzen Fußmarsch in guter Laune am Naganaki Schrein ankamen. Angekommen ließ die Rosahaarige erst einmal den Blick schweifen um sicher zu gehen, dass außer ihnen niemand hier war.

Sichtlich erleichtert seufzte sie auf und sah dann zu Aiden: „Wir sind unter uns.“

„Sieht so aus. Also, worüber wolltest du mit mir reden, Nozaki?“, kam Aiden wieder zum eigentlichen Thema dieses Treffens zurück, was die Rosahaarige etwas verlegen machte: „Das ist mir etwas peinlich, aber… Ich wollte mich bei dir bedanken. Du hast so viel für mich getan und das, obwohl ich dir damit gedroht habe, dich zu verpetzen.“

„Ach, darum geht es dir? Keine große Sache. Ich hatte ja keine große Wahl, oder?“, winkte Aiden ab und verschränkte die Arme vor der Brust, doch war es für Sakura offenbar doch eine große Sache: „Doch, du hättest einfach die Wahrheit sagen und mich verpetzen können. Trotzdem hast du dich für mich eingesetzt, mich immer wieder aufgebaut und am Ende sogar dafür gesorgt, dass ich wieder in den Kendoclub darf. Das war wirklich mega cool und sau nett von dir. Ein einfaches Dankeschön ist niemals genug für deine Hilfe.“

„Jetzt fahr mal wieder einen Gang zurück, Nozaki. Ich habe dir geholfen, weil ich dir helfen wollte und dass es am Ende funktioniert hat ist alles, was zählt“, wehrte Aiden weiterhin das Lob ab, was seine Teamkollegin leise lachen ließ: „Gott. Du siehst gut aus, bist sau nett und auch noch bescheiden. Kein Wunder, dass Haru sich in dich verguckt hat.“

„Was meinst du?“

„Ach, nicht so wichtig. Ich will mich trotzdem bei dir bedanken und ich schwöre, ich finde etwas. Aber bis dahin kann ich weiter an meinem Ziel arbeiten“, grinste die Rosahaarige und stemmte beide Hände an die Hüfte.

„Dein… Ziel? Darf ich fragen, was für ein Ziel du hast?“, erkundigte sich der Braunhaarige, doch streckte ihm die Rosahaarige nur die Zunge heraus: „Darfst du, aber noch werde ich dir nicht antworten. Ich kann dir nur sagen, dass ich deine Hilfe dabei brauche. Ich verlass mich also auf dich, Aiden.“

Bei der Aussage hielt sie ihre Hand hoch in die Luft und schien auf etwas zu warten, was Aiden auch schnell bemerkte und ihr ein klatschendes High Five gab: „Ich weiß zwar nicht, was genau du vorhast, aber ich helfe dir wo ich kann, Sakura.“

Bei dem Abklatschen breitete sich ein warmes Gefühl in Aidens Brust aus, welches er nur zu gut kannte und es machte ihn glücklich, dass Sakura ihn als so einen guten Freund betrachtete.

 

Grinsend verschränkte die Rosahaarige die Arme hinter dem Rücken und ließ den Blick schweifen: „Sag mal, hast du eigentlich auch das Gerücht gehört, dass es in letzter Zeit Wildhunde um den Schrein geben soll?“

„Wildhunde? Mitten in der Stadt? Nein, habe ich nicht mitbekommen“, gab der Junge ehrlich zu und sah sich ebenfalls um, wobei in ihm eine gewisse Sorge aufstieg.

Beide maßen dem Gerücht am Ende nicht viel Bedeutung bei, denn solche Tiere wären bestimmt sofort der Polizei oder dem Tierschutz aufgefallen. Ein plötzlich aufgellender Ruf ließ beide zusammenzucken, als sie einen rotbraunen Hund den Bürgersteig entlanglaufen sahen.

Aiden hatte einen Verdacht, wer das gewesen sein könnte und seine Vermutung wurde bestätigt, als ein silberner Haarschopf am Rande des Schreingeländes erschien: „Kako, komm wieder her! Himmel, was ist denn in sie gefahren?“

„Ist was passiert, Mirai?“, kam Aiden zu seiner Bekannten gelaufen, welche kurz erklärte, dass ihr Hund sich plötzlich losgerissen hätte und abgehauen war.

Sofort stimmten Aiden und Sakura zu, bei der Suche nach Kako zu helfen, welche allerdings nicht weit entfernt an einer Ecke stand und sie abwartend ansah.

„Du kommst hierher, Fräulein. Dich einfach so loszureißen. Bei Fuß!“

Auf den Befehl ihres Frauchens bellte die Hündin nur und sah zwischen ein paar Bäume, welche zu einem kleinen Waldstück um den Schrein gehörten.

„Sie scheint dir etwas zeigen zu wollen“, vermutete Sakura und trat an die Hündin heran, um zwischen den Bäumen hindurch zu spähen: „Was hast du da gefunden? Hm?“

 

Als Mirai und Aiden bei Kako ankamen, sprang diese über eine Reihe aus kleinen Blumenkübeln und hechtete in das Waldstück, was die Silberhaarige verärgert murren ließ: „Na warte, du schläfst heute Abend auf dem Boden.“

Etwas ungelenk stieg sie ebenfalls über die Töpfe, wie auch ihre beiden Freunde und lief dann hinter Kako her, die neugierig am Boden herumschnüffelte. Sakura hatte mit ihrer Vermutung recht gehabt, denn kaum war das Trio wieder in der Nähe der Hündin, setzte diese sich in Bewegung und schien etwas zu suchen. Da niemand das Tier ablenken wollte, liefen sie schweigend hinter der Hündin her, welche gefühlt wirr im Zickzack zwischen den Bäumen hin und her wanderte und hier und da zum Schnuppern stehen blieb. Sakura ließ schon erste Zweifel hören, ob Kako überhaupt etwas finden würde, als die Hündin plötzlich Laut gab und etwas vor ihr verbellte. Vorsichtig traten die Schüler näher und mussten alle drei schwer mit sich kämpfen, um sich nicht zu übergeben, denn vor ihnen lagen drei völlig zerrissene Tierkadaver.

„Oh Gott, anscheinend stimmte das mit den Wildhunden doch“, jammerte Sakura und hielt sich die Nase zu, um so wenig von dem Geruch wie möglich abzubekommen.

Aiden und Mirai traten noch etwas näher, hielten sich aber zum Schutz jeweils ein Taschentuch vor Mund und Nase, um sich die Überreste etwas genauer anzusehen. Eins der Tiere hatte eindeutig schwarzes Fell, während die anderen beiden hellbraunes gehabt hatten.

„Kein Wunder, dass Kako darauf angesprungen ist. Der Geruch muss sie verrückt gemacht haben“, murmelte Aiden und kämpfte gegen das komische Gefühl in seinem Magen, während Mirai einen Schritt zurückging: „Was meinst du? Waren das Katzen oder vielleicht Marder?“

„M-möglich wäre es“, murmelte Aiden und wurde dabei immer leiser, denn in seinem Kopf begann sich alles zu drehen, was nicht an dem Verwesungsgeruch lag.

 

Sakura vertrat sich etwas die Beine und blieb auf Abstand, als sie in einer Hecke etwas Seltsames fand, was sie an ein Armband erinnerte.

Vorsichtig löste sie das Objekt aus der Hecke und hielt es hoch, wobei sie feststellte, dass es kein Arm- sondern ein Halsband war: „Ich glaube, dass das wirklich Katzen gewesen sind. Hier ist ein Halsband. Muss wohl einem der armen Tierchen gehört haben. Oh, da ist auch eine Handynummer drauf.“

„Kannst du mal anrufen? Ich glaube, die Besitzer würden gerne wissen, was…“, setzte Mirai an, stoppte sich aber selbst, als ihr klar wurde, was sie da gerade gesagt hatte.

Den Gedanken wollte sie nicht weiterführen, allerdings schoss ihr Blick zu Aiden, der ebenso beunruhigt wie sie wirkte: „Alles okay, Aiden?“

Er nickte nur knapp, doch wich ihm im nächsten Moment sämtliche Farbe aus dem Gesicht, als es aus seiner Hosentasche zu klingeln begann.

Mirais Augen weiteten sich geschockt, während Sakura eher verwundert in ihre Richtung schaute: „Hä? Ich habe doch die Nummer auf dem Halsband gewählt, warum dann steht da plötzlich Kurosaki auf meinem… Display? Aiden?“

Der Atem des Jungen ging immer schneller, als sein Blick von den braunen Kadavern zu dem Halsband in Sakuras Hand und wieder zurück huschte. Das durfte nicht wahr sein. Genau das, war ihm die ganze Zeit durch den Kopf geschossen, doch er wollte es nicht sehen.

„Nein… Nein, das… das ist nicht wahr. Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist“, hauchte der Junge aus, wobei sein Atem immer schneller und schneller ging und ihm Tränen in die Augen stiegen.

Mirai sah zu Sakura, die erst jetzt realisierte, was sie hier wirklich in der Hand hielt: Das Halsband von Aidens Katze Kiara. Im nächsten Moment brach Aiden weinend über den zerfetzten Tieren zusammen und schrie seinen gesamten Schmerz und seine Trauer heraus, die wild durch den Wald hallten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: ShioChan
2024-01-16T05:25:28+00:00 16.01.2024 06:25
Guten Morgen Fubuki-kun,

Hier kommt dann mal mein Kommentar. :)

Der Schultag endet erst einmal halbwegs entspannt, auch wenn Aiden gedanklich nicht ganz bei der Sache war... und wir erfahren, dass es im Kyudo-Club einige Spannungen gibt. Ich bin gespannt, woran es liegt und ob Aiden mit seiner Vermutung Recht behält. Da kommt es Miyuki aber ganz gelegen, dass Katzumi sie um Hilfe bittet und sie so um ihren Club drumherum kommt.

Gleichzeitig dürfen Aiden und Sakura endlich wieder zum Kendo, wobei sich Sakura weitaus mehr freut als Aiden. Und warum war mir klar, dass sie die Chance gleich nutzt Dampf abzulassen? XD Aber okay, irgendwie kann man es verstehen. Und endlich finden sich auch ein paar weitere Mädchen im Club ein. Ist doch eine schöne Entwicklung.

Als nächstes sucht Sakura das Gespräch, wobei ich mich frage, wieso sie daraus so ein Geheimnis macht. XD Ich dachte echt da kommt irgendwas, was wirklich NIEMAND sehen darf. Hahaha aber okay, ich weiß, dass es für den Übergang so sein musste. :)

Als nächstes taucht Mirai auf, die Kako sucht, welche die Gruppe an einen Ort führt, den Aiden wohl besser nicht hätte finden sollen. Du hast doch Kiara nicht etwa wirklich getötet? O____O wehe dir!!!! Das würde dir Akane niemals verzeihen!!!!

Ich bin gespannt auf das nächste Kapitel.
Bis dahin
Shio~


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