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Persona 3 -After the Years-

von

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XLVII – Ein Tag an der Yasogami High School


 

~~~Freitag 17. Juni 2016~~~ 
 

Die meisten Schüler der Gekkoukan hatten das Amagi Inn bereits verlassen und waren auf dem Weg zur Yasogami High School, doch standen Aiden, Miyuki und Luca noch bei ihrer Lehrerin, Mrs. Toriumi. Die Brünette hatte leider gesehen, wie die Grünhaarige aus dem Zimmer der beiden Jungs gekommen war und so waren sie gezwungen, ihrer Lehrerin Rede und Antwort zu stehen.

Zum Glück des Trios hörte die Lehrerin ihnen ruhig zu und schien ihre Argumentation zu verstehen, doch seufzte sie und rieb sich die Nasenwurzel: „Ich kann euch ja verstehen, dennoch haben wir gewisse Regeln und die müsst ihr befolgen.“

„Aber was hätte ich denn machen sollen, Toriumi-sensei? Kabi-san hat mich aus dem Zimmer geschmissen und die einzigen Mädchen die ich kenne, waren nicht im Zimmer. Ich musste zu den Jungs“, beharrte Miyuki auf ihrer Aktion und brachte ihre Lehrerin wieder zum Seufzen: „Ich weiß, dass ihr nichts Verbotenes gemacht habt, aber ich muss darauf bestehen, dass Nobiro heute Abend bei den Mädchen schläft. Ich werde sehen, dass ich ein anderes Zimmer für dich finde. Jetzt seht zu, dass ihr zur Schule kommt.“

„Ja, Sensei“, murrten die drei Schüler und verließen das Hotel, um sich auf den Weg zur High School zu machen.

Auf dem Weg ließ Miyuki ihren Unmut über die Erwachsenen aus, denn die, die andere ärgerten kamen ungeschoren davon und die Schüler, die nichts getan hatten, bekamen Ärger. Luca sah es genauso wie die Grünhaarige und murrte immer wieder vor sich hin, denn die Tatsache, dass ihre Lehrerin eben auch wieder Aidens Vorfall in der Umkleide der Sportclubs zur Sprache gebracht hatte, machte ihn sauer.

Aiden war ihm zwar dankbar dafür, dass er sich für ihn einsetzte, aber leider würde das nichts an ihrer Situation ändern: „Wir können nur hoffen, dass Miyuki bei Tenno und Nozaki unterkommt oder eine andere, hoffentlich sozialere Zimmerkollegin bekommt.“

„Ja, hoffen wir es“, gaben die beiden Schüler zurück und folgten dem Strom an Schülern, die sich durch den Ort bewegten.

 

Nach einer Weile kamen sie an einem Fluss vorbei, den einige ihrer Mitschüler zum Bummeln ausnutzten, doch wollten Aiden und seine Freunde keinen weiteren Zwischenfall mit den Lehrern riskieren. Als sie weitergingen, bemerkte Luca ein Mädchen mit der Gekkoukan Uniform, welche ein Stück von ihnen entfernt am Rand des Weges hockte und anscheinend etwas suchte.

Hilfsbereit, wie der Spanier nun einmal war, trat er vorsichtig an das Mädchen heran, wobei er für einen Moment ihr hüftlanges, hellbraunes Haar musterte. Auf dem Kopf trug das Mädchen einen dünnen Haarreif mit einem blauen Schmetterling auf der linken Seite, welcher aufgrund ihrer gebückten Haltung leicht verrutschte.

Es war offensichtlich, dass sie etwas suchte, weshalb Luca ihr sanft gegen die Schulter tippte: „Entschuldige, hübsche Lady, brauchst du vielleicht Hilfe beim Suchen?“

Die Reaktion, die auf seine Frage folgte, hatte sich der Oberschüler ganz anders vorgestellt, denn das Mädchen sprang wie von der Tarantel gestochen auf und wich vor ihm zurück.

Ihre grauen Augen waren weit aufgerissen, als sie den Braunhaarigen laut anschrie: „Fass mich nicht an!“

Völlig perplex wich Luca einen Schritt und sah die Schülerin erschrocken an, als diese auf dem Absatz kehrt machte und davonstürmte.

 

Für einen Moment war es ganz still, denn auch die Schüler, die am Fluss herumtrödelten, hatten in ihrem Tun innegehalten, als sie das Geschrei gehört hatten.

Aiden verzog leicht das Gesicht und sah zu seinem Freund, der sich leicht bedrückt den Oberarm rieb und vor sich hinmurmelte: „Ich habe ihr doch nur helfen wollen…“

„Mach dir nichts draus, Luca. Vielleicht hat die einfach einen schlechten Tag“, versuchte der Braunhaarige seinen Freund etwas aufzumuntern, der allerdings nur ganz langsam nickte: „Ja, vielleicht…“

„Ich bin überrascht, dass die das so zusetzt, Silva-kun. Du hast doch schon des Öfteren eine Abfuhr bekommen“, ergriff nun Miyuki das Wort und lief wieder neben ihren Freunden her, von denen der Spanier die Hände hinter dem Kopf verschränkte: „Ja schon, aber das war in einem normalen Ton und nach einem Gespräch, aber man schreit doch nicht so rum, nur weil man um Hilfe gebeten wurde.“

„Das war echt schräg, aber stör dich nicht dran. Die ist deine Hilfe dann einfach nicht wert, Silva-kun. Ich weiß, was für ein lieber Kerl du bist und dein Geflirte hat einen gewissen Charme, den aber nicht jeder zu schätzen weiß“, plapperte Miyuki drauf los und brachte den Spanier zum Lächeln: „Das ist echt süß von dir, Nobiro-chan. Dürfte ich dich mal auf einen Saft einladen?“

„Wenn du mir meine nächste Ladung Alkoholmarker bezahlst, gern“, lachte die Grünhaarige auf, als Luca ihr mit einem breiten Grinsen in die Falle ging: „Das Angebot nehme ich an!“

„Du armer Trottel“, murmelte Aiden und schüttelte den Kopf, denn er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie viel Geld Miyuki damals für ihre Stifte ausgegeben hatte und das würde seinem Freund ein tiefes Loch in den Geldbeutel brennen.

 

Das letzte Stück zur Yasogami High School führte einen Hügel hinauf, der vor allem Miyuki schwer zusetzte: „Wer kam auf die dumme Idee, eine Schule auf einen Hügel zu bauen?“

„Du solltest echt mehr trainieren, Miyuki“, seufzte Aiden und erbarmte sich seiner Mitbewohnerin, indem er sie an der Schulter griff und förmlich die letzten Meter hochschob.

Vor dem Schultor standen schon einige der Schüler und sahen sich neugierig um, wobei die Gruppe auch Haruka, Sakura und Setsuna entdeckte, die sich über etwas unterhielten.

Als das Trio näherkam, hob die Rosahaarige eine Augenbraue und neigte den Kopf: „Na, hast du schon so früh am Tag ne Abfuhr kassiert, Silva?“

„Du musst wirklich nicht darauf rumreiten, Nozaki-chan“, murrte der Braunhaarige und steckte die Hände in die Hosentaschen, als ihm zum Erstaunen der Gruppe Setsuna zur Hilfe kam: „Du solltest dir nicht so viele Gedanken deswegen machen, Silva-senpai.“

Neugierig wurde der Weiß-blauhaarige angeschaut, wobei er mit einem Jo-Jo herumspielte und dieses immer wieder in seine Hand zurückkehren ließ: „Das Mädchen, dem du da begegnet bist, war höchstwahrscheinlich Tanaka-san und die ist sowieso etwas seltsam. Letztens hat sie einen Jungen in meiner Klasse fast mit ihrer Tasche erschlagen, nur weil er ihr ans Ohr geschnipst hatte.“

„Wow, das klingt nach einer ganz schönen Überreaktion“, gab Aiden zu bedenken und erhielt zustimmendes Nicken von Haruka und Miyuki, doch schauten sie zur Schule, als aus dieser das Läuten einer Glocke ertönte.

Mit etwas gemischten Gefühlen betrat die Gruppe die Schule und machten sich nach einem Blick auf die Schülerliste auf den Weg zu den ihnen zugewiesenen Klassenräumen.

 

Zu Aidens missfallen war er mit keinem seiner Freunde in eine Klasse gesteckt worden, dafür hatte es Katzumi zu ihm verschlagen, der von der allgemeinen Situation äußerst genervt zu sein schien. Alle Mädchen, die in der Klasse waren, scharrten sich um den Rotbraunhaarigen und löcherten ihn mit Fragen, wie er die Schule denn bisher fände und ob er später etwas mit ihnen machen wollen würde.

Ein wenig tat der Junge Aiden leid, doch erstaunte es ihn ein wenig, als sich Katzumi neben ihn stellte und an die Wand des Ganges lehnte: „Womit habe ich denn die Ehre deiner Anwesenheit verdient, Samejima?“

„Du nervst wenigstens nicht oder pöbelst rum, weil die Mädchen an mir kleben. Von daher bist du das geringere Übel“, merkte der Oberschüler an und sah sich im Gang um, wobei er nach etwas zu suchen schien: „Wo bleibt eigentlich der Lehrer?“

„Ich weiß es nicht, aber sollten wir nicht vielleicht ins Lehrerzimmer nachfragen gehen?“, schlug Aiden vor und sah zu seinem Kollegen, der nur knapp nickte und sich von der Wand abstieß: „Ich geh fragen.“

Gerade als er losgehen wollte, kam ein großgewachsener Mann im Sportanzug auf sie zu und verschränkte die Arme vor der Brust: „Wo bleibt ihr denn? Ich warte seit zehn Minuten auf dem Sportplatz!“

„Sportplatz?“, kam es irritiert von den Schülern, die sich einen Moment anschauten und anschließend von dem Mann aus der Schule zu einem Sportplatz gescheucht wurden.

 

Der Sportplatz entpuppte sich als großer Praschenplatz mit Fußballtoren, auf dem sich die Schüler einen Moment neugierig umsahen und dann von dem Lehrer etwas barsch angefahren: „Da keiner von euch daran gedacht hat, Sportkleider mitzubringen, werden wir heute etwas Theorie zu verschiedenen Sportarten machen.“

„Sporttheorie?“, kam es von mehreren Spielern gequält, denn darauf hatten sie alle so absolut gar keine Lust, doch wusste Aiden genau, dass alles Nörgeln nicht helfen würde.

Nach und nach wurden die Schüler ausgefragt, bevor der Mann zu Katzumi kam und seine Namensliste studierte: „Mal sehen… Samejima! Wie viele Spieler stehen pro Team bei einem Volleyballspiel auf dem Feld?“

Der Junge schloss die Augen ein wenig und schien sich nicht sicher zu sein, ob die Frage an ihn ernst gemeint war, doch brummte er ein gelangweiltes „Sechs.“

„War ja echt schwer“, witzelte Aiden und erntete einen genervten Blick von Katzumi, der die Hände in den Hosentaschen vergrub: „Ich nehme zurück, dass du weniger nervst.“

Die Reaktion brachte Aiden zum Lachen, doch verging ihm dies, als er ins Visier seines Lehrers geriet: „Was gibt es da zu lachen? Du bist… Kurosaki. Wenn du lachen kannst, kannst du auch dein Hirn benutzen. Wie nennt man es beim Fußball, wenn ein Spieler einen Mitspieler anspielt, obwohl kein Gegenspieler mehr da ist?“

„Sie reden von Abseits, oder?“, antwortete Aiden mit einer Gegenfrage und brachte den Mann zum Knurren, ehe er sich einem der Mädchen zuwandte und diese mit Fragen löcherte.

Den Mädchen schien dieser grobe Ton absolut gar nicht zu gefallen und Aiden konnte nicht anders, als sie zu bemitleiden: „Hast du auch das Gefühl, dass der Typ bei der Armee war?“

„Nein, absolut nicht“, erwiderte Katzumi und sein Kommentar triefte vor Sarkasmus, doch half diese Sticheleien den beiden, die Stunden zu überstehen.

 

Auf die Doppelstunde Sport folgte für die Klasse von Aiden eine Doppelstunde Hauswirtschaft und hier passte der Braunhaarige sogar auf, denn Kochen war irgendwie sein Gebiet. Die Lehrerin erklärte den Schülern gerade, wie wichtig beim Kochen die Wahl des richtigen Wassers war, denn die Bestandteile wirkten sich schwerwiegend auf den Geschmack aus. Katzumi beobachtete neugierig, wie fleißig sein Sitznachbar mitschrieb und sich effektiv an dem Unterricht beteiligte. Leider ging die Stunde zu schnell vorbei und als die Glocke wieder läutete, verabschiedete die Lehrerin die Schüler in die Pause. Die Einladung, die Pause mit Aiden und seinen Freunden zu verbringen, schlug Katzumi aus und ging seinen eigenen Dingen nach, weshalb sich der Braunhaarige auf die Suche nach seinen Freunden machte. Da er keine Ahnung hatte, wo er mit der Suche anfangen sollte, stieg er die Treppe zum Dach hinauf und zu seiner Freude traf er dort auf Haruka und Setsuna, die sich ihr Essen bereits schmecken ließen.

„Hey, ihr beiden“, begrüßte der Gruppenanführer und winkte den beiden zu, was die beiden mit einem freundlichen Lächeln erwiderten.

Die Brünette rutschte ein Stück zur Seite, damit sich Aiden zu ihnen setzen konnte: „Wie war dein Tag bisher so, Kurosaki-kun?“

„Sporttheorie und Hauswirtschaft, also durchwachsen. Was gab es bei euch?“, erkundigte sich der Braunhaarige und bekam ein Jammern von Setsuna zu hören: „Mathe und Literatur… Als ob ich das mit meinen Eltern nicht schon genug machen würde.“

„Mein Beileid, Setsuna, aber mit Englisch und Geographie bin ich nicht wirklich besser dran“, gestand die Mechanikerin und sah anschließend zur Tür, aus der in dem Moment Sakura und Miyuki traten und sich zu ihnen gesellten.

 

An sich wurde die Pause von der Gruppe genutzt, um sich über die Lehrer zu unterhalten und sie machten sich einen Spaß daraus, Parallelen zu ihren eigenen Lehrern zu ziehen, was in den skurrilsten Vergleichen endete. Aiden amüsierte sich zwar sehr gut mit seinen Freunden, doch wunderte es ihn, dass Luca sich nicht blicken ließ. Irgendwas sagte ihm, dass sein Freund sich Gedanken über sein Treffen mit dem Mädchen vom Morgen machte und er nahm sich vor, später nach ihm zu sehen. Leider mussten sie wieder zum Unterricht, der für Aiden aus Mathematik und Englisch bestand. Die Stunden vergingen auch recht schnell und er merkte allmählich, dass die Yasogami High ein ähnliches Lernpensum wie die Gekkoukan hatte. Vielleicht war es hier an der Schule etwas leichter, doch viel gaben sie sich nicht. Als die Schulglocke endlich zum letzten Mal läutete, packte Aiden seine Sachen zusammen und erhob sich von seinem Platz, um sich ausgiebig zu strecken.

Auch Katzumi streckte sich einen Moment, bevor er seine Tasche schulterte: „Das war eine reine Zeitverschwendung, wenn du mich fragst.“

„Es ging eigentlich, es waren ein oder zwei interessante Dinge dabei“, erwiderte der Braunhaarige und verließ mit seinen Klassenkameraden die Schule.

Vor dem Gebäude blieb Aiden stehen und lehnte sich an die Mauer, an der das eiserne Schultor befestigt war, um auf seine Freunde und die Lehrer zu warten.

 

Nach und nach tauchten die anderen Schüler auf und als auch der Letzte anwesend war, kamen Mrs. Toriumi und die anderen Lehrer der Gekkoukan dazu und erläuterten, was als nächstes noch anstand. Zwar hatten die Schüler jetzt etwas Freizeit und durften sich frei in der Stadt bewegen, allerdings mussten sie einen kleinen Aufsatz über das schreiben, was sie getan hatten. Setsuna ließ über diese Aufgabe seinen Unmut lautstark hören, denn er hatte absolut keine Lust, irgendwelche Romane zu schreiben. Keiner seiner Freunde zeigte sonderliche Begeisterung, als von den Lehrern allerdings noch der Hinweis dazu kam, dass man die Aufsätze auch als Gruppenarbeit machen könnte, war die Stimmung doch etwas lockerer.

„Wir machen das zusammen, oder?“, jammerte der jüngste Persona-User und sah seine Freunde hilfesuchend an, von denen Miyuki sofort heftig nickte: „Oh Gott, ich bin dafür. Ich kann keine Aufsätze schreiben!“

„Soll mir recht sein, also lasst uns gehen, damit wir auch etwas Material für die Aufgabe bekommen“, bestimmte Sakura und winkte die Gruppe gebieterisch hinter sich her.

 

Auf dem Weg zum Shopping Distrikt diskutierten die Mädchen darüber, was sie alles machen könnten, während die drei Jungs weiter hinten blieben und ihr eigenes Ding machten.

Aiden setzte seinen vorherigen Plan um und suchte das Gespräch mit Luca, der immer noch deutlich bedrückt wirkte: „Alles okay, Luca? Machst du dir immer noch Gedanken wegen der Sache von heute Morgen?“

„Wie könnte ich nicht? Das war nicht so leicht zu verdauen“, gab der Spanier zurück und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen, während er den Blick fest auf seine Füße fixiert hatte.

Setsuna spielte wieder mit seinem Jo-Jo und beobachtete seine beiden Senpai einen Moment, bevor er leise einen Kommentar murmelte: „Silva-senpai wirkt deutlich empfindlicher als Haruka-nee ihn immer darstellt. Irgendwie ist er gar nicht so, wie man es hört.“

„Was nuschelst du da in deinen Bart, Akutagawa?“, unterbrach Luca den leisen Monolog des Jungen, der daraufhin erschrocken zusammenzuckte und fast sein Spielzeug fallen ließ: „N-nichts! Ich… ich habe nur ein wenig nachgedacht.“

Die Aussage ließ die beiden Braunhaarigen kurz einen Blick tauschen, bevor sie wieder zu dem Jüngeren schauten und Aiden ergriff dann das Wort: „Und worüber denkst du nach? Wenn dich etwas bedrückt, dann kannst du mit uns reden.“

Die Aussage ließ den Weiß-blauhaarigen große Augen machen, doch schüttelte er dann schnell den Kopf und hob die Hände: „Danke, aber es ist nichts, was mich bedrückt. Ich… ich bin eher über Silva-senpai erstaunt.“

 

Nun machte der Spanier große Augen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf: „Ich erstaune dich? Wo kommt das denn her?“

„Naja, also… Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber… Ich habe schon einige Sachen über dich gehört und das, was ich jetzt sehe, passt nicht wirklich zusammen“, erklärte Setsuna langsam und wich dennoch ein Stück zur Seite, denn er befürchtete eine negative Reaktion des Älteren.

Luca allerdings machte nur einen nachdenklichen Laut, bevor er mit den Achseln zuckte und in seiner üblichen Manier zu grinsen begann: „Ich bin eben ein äußerst sensibles Individuum, Akutagawa. Außerdem solltest du nicht blind wegen dem gehen, was du von anderen gehört hast, sondern mach dir erst einmal ein eigenes Bild.“

Nach seiner Aussage schloss der Junge zu den Mädchen auf und erkundigte sich danach, was sie als erstes Ziel für ihre freie Zeit auserkoren hatten.

Aiden lächelte über die Situation und klopfte Setsuna leicht auf die Schulter: „Da hast du mir ja gerade echt die Tour versaut, Setsuna. Dann rede ich eben heute Abend weiter mit ihm. Na komm, wir hören uns mal an, was die Mädels so geplant haben.“

„Okay“, gab der Jüngere zurück und schloss mit Aiden zu ihren Freunden auf, um sich anzuhören, was sie jetzt machen würden.

 

Mit der Erklärung warteten die Mädchen, bis sie den Distrikt erreicht hatten und dann übernahm Haruka die Erläuterung: „Ich denke mal, dass wir eine gute Note bekommen, wenn wir eine gewisse Vielfalt haben. Wir fangen also mit einigen örtlichen Geschäften an, dann gehen wir was Essen und nein Silva-kun, wir machen keine Mega-Beef-Bowl-Challenge!“

„Ich habe doch gar nichts gesagt, außerdem gibt es die nur an Regentagen“, belehrte der Spanier seine Klassenkameradin, allerdings hielt er schnell den Mund, als er einen bösen Blick kassierte.

„Wo war ich? Ach ja, nach dem Essen machen wir noch etwas mit Kultur, denn hier in der Gegend gibt es auch einen Schrein. Was sagt ihr? Klingt das akzeptabel?“, führte die Brünette die Erklärung fort und sah dann abwartend in die Runde, allerdings schien keiner aus der Gruppe irgendwelche Einwände zu haben.

Um die Arbeit etwas zu erleichtern, entschied Miyuki, dass jeder während des Trips Notizen machen sollte, um es am Ende leichter zu haben. Nachdem sich jeder mit einem Block und einem Stift bewaffnet hatte, begannen sie mit ihrem Mini-Städte-Trip, bei dem Sie mit der Tankstelle am Beginn des Distrikts anfingen.

 

Aiden und Luca waren etwas verloren, da sie nicht wussten, was sie hier genau suchen sollten, allerdings war Haruka sofort in ihrem Element und unterhielt sich mit einigen Kunden ein wenig über die Geschichte der Tankstelle. Wieder einmal merkte Aiden, dass die Brünette bei allem, was auch nur ansatzweise mit KFZ-Technik zu tun hatte, absolut aufblühte. Leider gab es nichts wirklich Interessantes, was die Leute über die Tankstelle erzählen konnten, weshalb die Gruppe als nächstes eine Buchhandlung unter die Lupe nahm. Während Miyuki sich sofort in die Manga-Ecke verzog, stöberte Aiden eher durch die Kochbücher, von denen ihn ganz besonders die Internationale Küche interessierte.

Bei dem Buch, welches er momentan in der Hand hielt, konnte sich Luca einen Kommentar nicht verkneifen: „Alter, du kannst doch kein italienisches Kochbuch in meiner Gegenwart lesen. Verräter!“

„Jetzt tu mal nicht so theatralisch, Luca. In dem Buch stehen aber einige sehr interessant aussenden Gerichte drin. Risotto kommt aus Italien? Cool, ich glaube, das kauf ich und das hier nehme ich auch mit“, entschied der Braunhaarige und griff nach einem weiteren Buch, in dem es um französische Süßspeisen ging, weshalb Luca wieder auflachte: „Jetzt auch noch die Franzosen? Willst du mich ärgern? Kauf was Spanisches, Mann!“

„Wenn ich ein spanisches Buch brauche, frag ich deine Mom“, gab Aiden zurück und ging mit seinen Büchern zur Kasse.

 

Da er dabei aber noch zu Luca schaute, übersah er einen anderen Kunden, in den er versehentlich hineinlief und deshalb zu Boden fiel. Das Poltern der zu Boden gefallenen Bücher ließ alle Anwesenden zu der kleinen Kollision schauen, bei der sich Aiden die Schulter rieb: „Scheiße, tut das weh!“

„Fuck, was hat mich denn da getroffen?“, erklang es ein Stück neben ihm und als Aiden in die Richtung schaute, entdeckte er einen jungen Mann in seinem Alter mit weißen Haaren und einem langen, roten Schal, der sich bereits halb erhoben hatte und sich den Hintern rieb.

Schnell hob der Braunhaarige seine Bücher auf, ehe er dem Fremden eine Hand reichte: „Tut mir leid, ich hab dich nicht gesehen. Hast du dir was getan?“

Nun hob der Weißhaarige den Kopf und sah den Braunhaarigen mit seinen rot-braunen Augen verwundert an: „Nein, alles gut. Ich bin nur etwas ungünstig auf dem Hintern gelandet. Wollte dich nicht anrempeln.“

„Du musst dich nicht entschuldigen, ich bin derjenige, der nicht hingesehen hat. Komm, lass mich dir helfen“, beharrte Aiden auf seiner Schuld und half dem Weißhaarigen, seine eigenen Bücher aufzuheben, bei denen er feststellte, dass es alles Bücher über die Schneiderei waren.

Es ging ihn allerdings nicht wirklich etwas an, weshalb er die Bücher an den Jungen weiterreichte und sich verneigte: „Es tut mir leid.“

„Ist okay, ich hätte auch aufpassen müssen. Ich sollte nicht in meiner Hosentasche rumwühlen, wenn ich mit Büchern beladen bin…“, gab der Weißhaarige zurück und nickte dankend, als die Verkäuferin ihm eine Tasche für die ganzen Bücher reichte: „Das dürfte besser funktionieren und pass auf dem Heimweg auf, Yuuto-chan. Grüß Raissa von mir.“

„Mach ich und danke. Nochmal sorry, dass ich dich umgerannt habe“, entschuldigte sich der Junge und nachdem er seinen Schal gerichtet hatte, spazierte er aus dem Laden.

 

Er wusste nicht warum, aber irgendwie kam der Junge Aiden extrem vertraut vor. Zwar war sich der Braunhaarige sicher, dem Weißhaarigen noch nie zuvor begegnet zu sein, denn auch wenn er was flüchtige Bekanntschaften anging ein sehr schlechtes Gedächtnis hatte, so hätte er sich doch definitiv an die weißen Haare erinnert. Woher also kannte er den Jungen?

Sakura bemerkte seinen fragenden Blick und trat neben ihn, um seinem Blick nach draußen zu folgen: „Ist was passiert, Kurosaki?“

„Was? Nein, es ist nur… Ich weiß nicht, aber irgendwie kam mir der Typ bekannt vor. Vermutlich irre ich mich, aber es hat mich gerade beschäftigt“, murmelte der Braunhaarige eine leise Antwort und ging zur Kasse, um seine beiden Kochbücher zu bezahlen.

Miyuki hatte sich eine kleine Manga-Reihe gegönnt und Haruka las begeistert in einem Buch über amerikanische Muscle-Cars, während Luca und Sakura nichts gekauft hatten. Da sie sich doch länger in der Buchhandlung aufgehalten hatten als es ursprünglich geplant war, ging es danach sofort zum Essen in das Geschäft, in dem sie sich am vorherigen Tag bereits eingefunden hatten. Die Zeit beim Essen nutzte die Gruppe, um sich bei Mirai zu melden, welche sich laut Miyuki bestimmt zu Tode langweilen musste, doch das Telefonat ergab das Gegenteil, denn die Silberhaarige schien sich nie wohler gefühlt zu haben. Zwar stichelte Mirai per Telefon ein wenig gegen ihre Freunde, doch war Aiden sich sicher, dass seine Bekannte sich über den Anruf freute und es einfach nicht zugeben wollte.

 

Nach dem Essen nahm sich die Gruppe ihren letzten Halt für den Tag vor: Den Schrein im Shopping Distrikt. Das Schreingelände befand sich fast am Ende der Straße und vom Distrikt führte eine lange Treppe nach oben. Die Treppe war mit den typischen, roten Torbögen markiert und auch am oberen Ende der Stufen befand sich ein roter Torbogen. Obenangekommen führte ein gepflasterter Weg, welcher auf beiden Seiten von je einer steinernen Laterne und einer steinernen Komainu-Statue flankiert wurde. Am Ende des Weges befand sich das eigentliche Schreingebäude, wobei ein kleiner Pfad durch einen weiteren Torbogen zu einer Spendenbox führte.

Luca hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und drehte sich nachdenklich summend in alle Richtungen, bevor er einen leisen Pfiff ausstieß: „Es ist schon irgendwie lustig.“

„Was meinst du, Silva?“, wunderte sich Haruka und sah sich nach allen Seiten um, bevor der Spanier eine Hand in seine Hosentasche gleiten ließ: „Dieser Ort hier ist so ländlich und wirkt auch deutlich älter als es Iwatodai ist, aber dennoch ist der Schrein in dieser Stadt deutlich kleiner als der Naganaki Schrein. Hätte eher damit gerechnet, dass man hier mehr Wert auf solche Dinge legt.“

„Da hast du nicht ganz Unrecht, allerdings wirkt der Schrein sehr gut in Schuss“, tat Aiden seine eigenen Überlegungen mit, woraufhin Miyuki einen Touristenführer aus der Tasche zog und diesen kurz überflog: „Also laut diesem Plan ist es so, dass der Tatsuhime Schrein, so heißt der hier, früher immer und immer weniger besucht wurde, doch vor etwa fünf Jahren sind wohl Gerüchte aufgekommen, dass die Emas, die man hier aufhängt, wirklich in Erfüllung gehen. Aberglaube oder Realität?“

„Ich bin offen für Neues“, lachte Setsuna und lief zu der Spendenbox, um dort ein paar 100-Yen-Münzen reinzuwerfen.

Haruka betrachtete ihren kleinen Freund einen Moment, bevor sie sich an Miyuki wandte: „Gibt es sonst noch was über den Schrein zu wissen?“

„Hm… Ehrlich gesagt nicht“, gab die Grünhaarige zurück, nachdem sie die Broschüre durchgeblättert hatte und dann den Kopf schüttelte.

„Na super und was sollen wir dann in den Aufsatz schreiben?“, kam es enttäuscht von Sakura, die sich auf eine Treppenstufe setzte und das Kinn auf die Knie bettete.

Etwas verloren sah sich die Truppe an, bis Haruka mit den Achseln zuckte: „Naja, wenn wir unsere erlebten Dinge beschreiben und vielleicht einen Vergleich vom Stadt- zum Landleben ziehen, könnte der Aufsatz dennoch was werden.“

„Oder wir fallen alle durch“, witzelte Luca und lachte auf, bis er einen Knuff gegen sein Knie von Sakura bekam und schnell den Mund hielt.

Nach einer kurzen Diskussion entschied sich die Gruppe dazu, Harukas Vorschlag umzusetzen und das wollten sie am besten noch heute Abend in Angriff nehmen.

 

Auf dem Rückweg vom Schrein fiel Aiden etwas ins Auge, was ihn wieder auf die Palme brachte: Ein Stück von ihnen entfernt stand eine Gruppe von vier zehnjährigen Kindern, wobei das einzige Mädchen von den drei Jungs eingekesselt war. Die Jungs warfen sich immer wieder etwas zu, was nach einer Tasche aussah.

„Warum sind Kinder so grausam?“, knurrte Sakura, doch bevor sie einen Schritt machen konnte, war Setsuna bereits auf die Gruppe zumarschiert und schnappte sich die Tasche aus der Luft: „Findet ihr das lustig? Ein Mädchen zu schikanieren?“

„Wir schikanieren sie doch gar, nicht wir spielen nur“, rechtfertigte sich einer der Jungs, doch das Mädchen plusterte nur die Wangen auf: „Wir spielen nicht und ich habe gesagt, dass ihr mich in Ruhe lassen sollt. Hört endlich auf, mich zu bedrängen!“

Die Jungs dachten wohl nicht daran, das zu tun, doch als Aiden und seine Freunde dazukamen, lief das Trio doch lieber davon: „Wir sehen uns in der Schule, Dojima-chan.“

Sakura und Haruka beschwerten sich über die Jugend von heute, während Setsuna dem Mädchen ihren Rucksack zurückgab: „Hier, der gehört dir, oder?“

„Ja, danke. Das war echt lieb von dir. Richtig cool, wie ein Held“, lachte die kleine Brünette, deren Haare ihr offen über den Rücken fielen.

Setsuna schien das Lob etwas zu viel zu sein, denn er lief rot an und kratzte sich verlegen am Hinterkopf: „Ich habe nur das getan, was andere Leute auch tun würden.“

Aiden bemerkte, dass sein neuester Teamkollege ihn dabei kurz ansah und musste unwillkürlich grinsen, denn diese Situation war ihrer ersten Begegnung sehr ähnlich, weshalb war er stolz darauf, dass Setsuna hier Courage gezeigt hatte. Das Mädchen verneigte sich noch einmal zum Dank, bevor sie sich mit den Worten verabschiedete, dass sie nach Hause müsse.

 

Setsuna sah ihr einen Moment nach, bevor er einen Klaps auf die Schulter von Haruka bekam: „Das war richtig männlich, Setsuna-kun.“

„Ach weißt du, Haru-nee, ich habe nur nach meinem Vorbild gehandelt“, erklärte der Junge und grinste stolz, was die Mädchen vergnügt zum Kichern brachte.

Das gefiel dem Weiß-blauhaarigen allerdings gar nicht, weshalb er sich lautstark bei den Damen beschwerte, doch während er das tat, bekamen auch Aiden und Luca einen kleinen Lachanfall. Am Ende plusterte auch Setsuna beleidigt die Wangen auf, bevor er übertrieben stampfend den Rückweg zum Hotel antrat.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: ShioChan
2023-09-21T11:21:25+00:00 21.09.2023 13:21
Hallo Fubuki-kun,

Wieder ein tolles Kapitel. :) Da haben Aiden und seine Freunde ja einiges erlebt. Mal ganz von der Standpauke von Torioumi...
Lucas Pech mit dem Mädel, dass ihn angefahren hat... ich kann mir vorstellen, dass ihn das mächtig runterzieht. Zumal er dieses Mal wirklich nur freundlich sein wollte.

Na ganz toll... Fremde Schule, getrennte Klassen... was kann es schöneres geben? Aiden hat da aber echt kein Glück. Aber mal ehrlich... woher hätten die Schüler der Gekkoukan wissen solle, dass sie Sportklamotten brauchen? Der Lehrer ist gut. Ernsthaft mal... dann halt Theorie, wobei er Aiden mit der Fußballfrage nicht wirklich ärgern konnte. XD Naja wer selber mal gespielt hat...

Als nächstes ein kleiner Stadtbummel... wobei ich mich schon gefragt habe, welche Geschichte hinter einer Tankstelle stecken könnte. XD Aber naja... Haruka hatte ihren Spaß. Im Buchladen kam dann Miyuki auf ihre Kosten. Wuhu. Wobei Aiden ja auch was für sich entdeckt hat. XD Aber das Luca da so drauf anspringt, was die einzelnen Länder angeht. Hahaha wenigstens scheint er aber wieder etwas besser gelaunt.
Einmal nicht aufgepasst und man rennt grundlos Menschen um... dafür haben wir ein weiteres neues Gesicht kennengelernt. Ich habe das Gefühl, dass er noch wichtig werden könnte.

Und zum Schluss noch ein Cameo von Nanako. <3 Wobei ich tatsächlich erstmal nachrechnen musste, ob das mit dem Alter so stimmt. XD Aber scheint zu passen. So lange ist es ja auch nicht her. Und Setsuna kommt gleich mal etwas aus sich heraus. Auch wenn er es anscheinend nicht lustig findet, wenn man sich auf seine Kosten amüsiert. ^^"

Ich freue mich jedenfalls schon auf das nächste Kapitel.
Bis dahin
Shio~


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