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Persona 3 -After the Years-

von

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XXXVIII - Erwischt


 

~~~Montag 06. Juni 2016~~~

 

Der heutige Schultag hatte die Persona-User an die Grenzen ihrer mentalen Kapazität gebracht, denn sie alle hatten Schwierigkeiten, sich auf den Stoff zu konzentrieren. Mehrere Male bekamen Aiden und Miyuki böse Blicke ihrer Lehrer zugeworfen, doch schafften sie es irgendwie, nicht einzuschlafen. Die Pause hatten die Schüler statt mit essen mit schlafen verbracht, was fast dazu geführt hatte, dass sie fast den Nachmittagsunterricht verschlafen hätten. Zum Glück war es nicht so weit gekommen, allerdings mussten sie sich nun hungrig durch den Unterricht quälen. Natürlich war das ständige Magenknurren der beiden Schüler nicht unbemerkt geblieben, allerdings sagte keiner etwas, bis es endlich zum Ende des Tages läutete. Während der Großteil der Schüler den Saal verließ, machten einige ein paar stichelnde Bemerkungen gegen die beiden Persona-User, was Aiden so gut es ging ignorierte.

 

Mit müdem Blick trat Miyuki aus der Klasse und gähnte ausgiebig, bevor sie ihre Tasche an sich drückte: „Ich will nicht in den Club, aber wenn ich wieder schwänze, wird Katō-senpai mich vermutlich rauswerfen.“

„Ich weiß, wie es dir geht, ich will auch nicht zum Kendo“, murmelte der Braunhaarige, als ihm jemand auf die Schulter tippte.

Neugierig drehte sich Aiden um und stand einem seiner Kendo-Kollegen gegenüber, der allerdings nervös von einem Fuß auf den anderen trat und seinem Blick auswich: „Hey, Kurosaki, ähm... Munemasa-senpai möchte, dass du sofort in die Halle kommst.“

„Warum denn? Ist was passiert?“, fragte er nach und hatte irgendwie ein komisches Gefühl in der Magengegend, doch bekam er keine direkte Antwort, da sein Kollege sich nur nervös im Nacken kratzte: „Das wirst du dann sehen. Komm bitte einfach, okay?“

Damit lief der Schüler wieder davon und ließ Aiden mit Miyuki alleine, von denen Letztere nervös dreinschaute: „Hast du was angestellt, Aiden?“

„Eigentlich nicht. Ist Munemasa-senpai sauer, dass ich letzten Freitag geschwänzt habe? Ich sollte nachsehen gehen. Bis später, Miyuki“, verabschiedete sich Aiden von seiner Freundin und eilte zum Sportkomplex, um seinen Senpai nicht unnötig warten zu lassen.

 

Er wollte gerade in die Umkleide gehen und sich umziehen, als zwei seiner Club-Mitglieder ihn vorsichtig zu sich winkten. Mit fragendem Blick betrat Aiden die Halle und sah das, was den ganzen Tumult ausgelöst hatte: Sakura. Die Rosahaarige stand vor Masao, einem jungen Mann mit braunen Haaren und einem etwas kleineren Schüler mit schwarz-violettem Haar und Brille, der einen Block in der Hand hielt.

Der Club-Kapitän fuhr sich mit der Hand durch die Haare und fixierte die Rosahaarige mit traurigem Blick: „Hast du etwas zu sagen, Nozaki?“

Sakura sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, doch brachte sie keinen Ton heraus, weshalb der Brillenträger sich einmischte: „Du musst einen Insider gehabt haben, sonst hättest du die Anmeldung für den Club nicht fälschen können.“

„Nozaki, sag was dazu“, forderte Masao die junge Frau auf, doch kämpfte diese um ihre Fassung, was den Lilahaarigen traurig seufzen ließ: „Wenn du nichts sagst, kann ich es nicht ändern. Du bist raus aus dem Club, Nozaki... Und das wird leider noch weitere Konsequenzen für dich haben…“

 

„Was? Senpai, warte einen Moment!“, mischte sich nun Aiden ein und schob sich nach vorne, bis er sich zwischen Sakura und Masao stellen konnte: „Warum schmeißt du sie raus? Nozaki ist eine der besten Kendoka, die wir haben und das weißt du auch!“

„Das was ich weiß und das, was gegen die Regeln ist, sind zwei Dinge, Kurosaki“, murmelte der Ältere leise und sah zu der Rosahaarigen, die sich kurz an Aidens Rücken drückte.

Erschrocken sah der Braunhaarige nach hinten, da Sakura ihre Stimme wiedergefunden hatte, wobei diese sehr brüchig war: „Du musst mich nicht in Schutz nehmen... Das bin ich nicht wert. Aber... Danke für alles.“

Das Letzte hatte sie nur noch so leise gesagt, dass lediglich Aiden es verstehen konnte und als der Druck von seinem Rücken verschwand, drehte er sich schnell um. Leider sah er nur noch, wie die Rosahaarige in Tränen aufgelöst aus der Halle rannte. Dieses Bild zerriss Aiden fast das Herz, allerdings machte das warme Gefühl, welches sich in dem Moment in seiner Brust ausbreitete die Situation nur noch schlimmer für ihn.

Er ballte wütend die Faust und biss die Zähne zusammen, als ihm jemand eine Hand auf die Schulter legte: „Komm mit.“

 

Mit zornigem Blick sah Aiden seinem Kapitän nach, der ins Büro des zuständigen Lehrers ging und ihn zu sich winkte. Am liebsten hätte der Braunhaarige jetzt laut aufgeschrien, doch schluckte er seinen Ärger herunter und folgte dem Lilahaarigen. Nachdem er das Büro betreten hatte, schloss Masao die Tür und lehnte sich mit verschränkten Armen an einen Schrank.

Eine Moment sahen die beiden sich nur an, bevor der Ältere die Augen schloss und seufzte: „Hast du mir etwas zu sagen, Kurosaki?“

„Warum wird Nozaki aus dem Club geworfen? Was ist denn falsch daran, dass sie Kendo macht?“, beschwerte sich der Oberschüler und starrte seinen Senpai an, der sich die Nasenwurzel rieb und dann zu einer Antwort ansetzte: „Das Problem ist, dass die Regeln der Schule es Mädchen verbieten, einen so gefährlichen Sport auszuüben. Als Manager helfen ist kein Problem, aber selbst ausüben ist nicht drin.“

„Das ist doch absolut bescheuert! Du weißt genauso gut wie ich, dass Nozaki jeden von uns fertig machen könnte!“, ließ Aiden seiner Wut freien Lauf, doch schüttelte Masao nur den Kopf: „Das ist mir durchaus klar, aber es ändert dennoch nicht die Schulregeln. Ich gebe dir jetzt eine Chance, mir im Bezug auf den Spannervorfall und die Sache mit Nozaki die Wahrheit zu sagen. Du bist der Schuldige gewesen, oder?“

 

Frustriert biss Aiden die Zähne zusammen, doch half es nichts, die Sache jetzt noch länger zu verschweigen, weshalb er nach kurzem Zögern gestand, was damals passiert war. Zu seiner Überraschung hörte Masao ihm ruhig und aufmerksam zu, bis er geendet hatte und sich nun in Schweigen hüllte.

„Du hast also lediglich durch Zufall rausgefunden, dass Nozaki ein Mädchen ist und hast nichts gesagt, weil du es ihr zum einen versprochen hast und zum anderen, weil du dich selbst an den Pranger gestellt hättest. Korrekt?“

„Ja. Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe, aber ich fand es nicht fair, dass sie benachteiligt wird, nur weil sie ein Mädchen ist!“, rechtfertigte sich der Braunhaarige weiter und erntete dafür einen traurigen Blick: „Glaubst du wirklich, dass mir das nicht klar ist? Natürlich ist es dumm, aber als Clubkapitän trage ich die Verantwortung für meine Mitglieder und muss dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Amada hat eben die Unterlagen gebracht, die deine und Nozakis Strafen betreffen.“

Sofort wich dem Braunhaarigen sämtliche Farbe aus dem Gesicht, als Masao leise seufzte und das Papier hervorholte: „Du hast mehrere Schulregel gebrochen, du hast mich angelogen und du hast wissentlich die Gesundheit einer Mitschülerin aufs Spiel gesetzt. Nozaki hat ebenfalls eine Schulregel gebrochen und dazu noch Unterlagen gefälscht. Die Lehrer werden darüber bei der nächsten Versammlung entscheiden, aber bis dahin... seid ihr beide vom Unterricht suspendiert.“

 

Fassungslos starrte Aiden Masao an, der dem Blick des Braunhaarigen auswich und anschließend das Papier in seiner Hand zerknüllte: „Es mag dir zwar schwerfallen, dass zu glauben, aber... Auch wenn ich dich hier bestrafen muss, hast du meinen größten Respekt als Person, dass du dich so für deine Kameraden einsetzt. Ich versuche, dir irgendwie zu helfen, aber für jetzt musst du gehen. Es tut mir leid, dass ich im Moment nicht mehr für euch tun kann, Kurosaki.“

Immer noch völlig geschockt biss sich Aiden auf die Unterlippe, bevor er kaum merklich nickte und zur Tür ging. Masaos Aussage, dass es ihm leidtat, nahm er kaum noch wahr, ebenso wie das warme Gefühl in seiner Brust, welches sich bereits zum zweiten Mal heute zeigte. Jetzt gab es nichts mehr, was ihn hielt, weshalb er die Tür des Büros aufstieß, dabei mehrere seiner Teamkollegen umwarf und aus der Halle stürmte. Er rannte aus der Schule und wollte einfach nur noch weg, denn heute war der mit Abstand schlimmste Tag in seinem Leben. Auch wenn es ihm schlecht ging, so machte er sich momentan am meisten Sorgen um Sakura, doch war diese vermutlich schon längst auf dem Heimweg. Ihm war einfach nur nach Heulen zumute, doch wollte er unter keinen Umständen in der Öffentlichkeit für eine Szene sorgen, weshalb er krampfhaft die Tränen unterdrückte und sich auf den Weg zum Bahnhof machte. Heute wollte er einfach nichts und niemanden mehr sehen.

 
 

~~~Dienstag 07. Juni 2016~~~

 

Mit schlechter Laune lag Aiden auf seinem Bett und starrte im Dunkeln an die Decke. Durch seine Suspendierung hatte er heute vermutlich nichts zu tun, allerdings hatte er auch nicht wirklich Lust auf irgendwas. Es tat ihm schon ein bisschen leid, dass er das Klopfen von Miyuki und Haruka ignoriert hatte, doch wollte er seine Freunde nicht in seine Probleme mit hineinziehen. Sie alle hatten genug mit ihrem eigenen Kram zu tun. Kiara saß neben ihm auf seinem Bett und warf ihm einen fragenden Blick zu, denn das Tier hatte mittlerweile einen festen Rhythmus, was die Woche anging. Normalerweise hatte sie um diese Zeit schon längst ihr Futter gehabt und Aiden war weg, doch heute war er immer noch da. Mit einem leisen Maunzen tippte die Katze ihr Herrchen nun mit der Pfote an, woraufhin dieser ihr den Blick zuwandte.

Wieder gab sie einen auffordernden Laut von sich, weshalb Aiden sich aufsetzte und ihr über den Kopf strich: „Du hast Hunger, nicht wahr? Tut mir leid, dass du so lange gewartet hast. Na komm.“

Damit hob er seine Katze hoch und verließ sein Zimmer, um für sie beide in der Küche Frühstück zu machen.

 

Kurz darauf saß er an der Arbeitsplatte, die man provisorisch auch als Tisch verwenden konnte und stocherte lustlos in seinem Essen herum, während Kiara ihres förmlich verschlang. Es war nur eine Frage der Zeit, bis seine Eltern davon Wind bekommen würden und dann hatte er noch viel mehr Ärger am Hals.

Ein trauriger Seufzer entwich seiner Kehle, als er von einer weiblichen Stimme angesprochen wurde: „Wenn du dein Frühstück nicht willst, dann esse ich es.“

Leicht erschrocken hob er den Kopf und sah sich Mirai gegenüber, welche sich einfach seinen Teller schnappte und sich etwas von dem Rührei in den Mund schob: „Was ist? Vergessen, dass ich hier wohne?“

Schnell schüttelte der Braunhaarige den Kopf und sah auf seinen Schoß, wobei er wirklich nicht mehr daran gedacht hatte, dass sie hier war. Er vermied es, die Silberhaarige anzusehen, wobei er allerdings ganz genau spüren konnte, wie sie ihn mit festem Blick ansah. Als ihn etwas am Bein berührte, zuckte er wieder zusammen, doch war es dieses Mal nur Kako, die ihm den Kopf auf das Bein gelegt hatte und ihn mit treuen Augen ansah.

Vorsichtig strich er der Hündin über den Kopf, als Mirai wieder das Wort ergriff: „Also, hat es einen Grund, dass du immer noch hier bist? Du schwänzt doch nicht etwa?“

Auf die Frage bekam sie erst nur einen verstimmten Laut zu hören, bevor ihr Gesprächspartner sich zu einer richtigen Antwort herabließ: „Ich bin von der Schule suspendiert.“

„Warum das denn? Hast du was angestellt? Die anderen haben nichts davon erwähnt“, hakte die Silberhaarige skeptisch nach und verspeiste den Rest des Rühreis, als Aiden ihr die ganze Situation schilderte.

 

Als er geendet hatte, strich sie sich durch den Pony und setzte sich neben ihn: „Das ist echt mies. Du hast doch nur versucht, dieser Sakura zu helfen.“

Sie wollte mehr tun, da sie sehen konnte, wie sehr es ihren Freund bedrückte, doch wollten ihr nicht die richtigen Worte einfallen. Als letzten Ausweg nahm sie Aiden in den Arm, was diesen etwas überraschte, doch wusste er die Geste wirklich zu schätzen.

„Danke, Mirai“, murmelte er leise, woraufhin sich die Silberhaarige mit leicht geröteten Wangen von ihm löste, sich kurz räusperte und dann wegschaute: „Gern geschehen, aber behalt das bitte für dich, okay?“

„Schon klar. Dennoch danke, dass du mich aufheitern willst“, gab der Braunhaarige zurück, was Mirai leise seufzen ließ: „Tritt es nicht breit, hörst du? Was willst du jetzt machen?“

„Naja, die Woche hier haben die Lehrer wohl wieder eine Versammlung und bis dahin bin suspendiert. Allerdings warte ich momentan eher darauf, dass meine Mutter anruft und mich so sehr zur Sau macht, dass ich den Tag bereue, an dem ich geboren wurde“, erklärte der Persona-User und bettete seinen Kopf auf den überkreuzten Armen.

Er dachte einen Moment nach, als Mirai ihm hart gegen den Arm knuffte: „Gott, jetzt guck doch nicht so. Herrje, geh hoch, zieh dich an und dann gehen wir.“

„Wohin?“, fragte er verwirrt nach, was ihm nur eine leicht gereizte Antwort einbrachte, während seine Mitbewohnerin den Raum verließ: „Irgendwohin, wo dir nicht die Decke auf den Kopf fällt!“

 

Nach einer schnellen Dusche und einem Kleiderwechsel standen Aiden und Mirai mit Kiara, welche auf Aidens Schulter hockte und Kako, welche von Mirai an der Leine gehalten wurde, vor dem Wohnheim. Auf den fragenden Blick des Braunhaarigen erklärte die junge Frau, dass sie einfach einen Spaziergang machen würden, um den Kopf frei zu bekommen. Die Idee kam dem Braunhaarigen eigentlich ganz gelegen, weshalb er mit einem Nicken zustimmte und dann mit Mirai losmarschierte. Kako schien sich darüber zu freuen, dass sie mit den beiden Unterwegs war, denn sie lief immer wieder wild wedelnd um das Duo herum, weshalb Mirai mehr als einmal die Leine lösen und die gefesselten Bein entwirren musste.

Nach einer Weile ergriff Aiden das Wort und versuchte, auf ein spezielles Thema einzugehen: „Sag mal, kannst du dich mittlerweile an was neues erinnern?“

„Leider nicht, wobei ich ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet habe, mich an was zu erinnern“, gab sie zurück, was ihr einen fragenden Blick einbrachte: „Du bist doch sonst nicht so negativ. Hast du nicht irgendeine Vermutung? Gab es beim letzten Mal etwas Besonderes, was eine Art Auslöser gewesen sein könnte?“

„Nicht direkt, aber meine letzte Erinnerung kam genau einen Tag, nachdem wir Haruka gerettet hatten. Hat dieses Mal aber anscheinend nicht funktioniert“, erwiderte sie leicht niedergeschlagen und zuckte mit den Achseln.

Die Aussage machte Aiden etwas nachdenklich. Natürlich war Mirai erpicht darauf, ihre Erinnerungen zu bekommen, doch war das entschlüsseln ihrer Erinnerungen wirklich so einfach? Er gab ein leises Brummen von sich, während er sich die Nacht damals durch den Kopf gehen ließ, in der er Mirai nach ihrer Erinnerung am Boden liegend gefunden hatte. Gab es vielleicht noch mehr, was sie getan hatte, er allerdings nicht wusste? Er kam auf die Schnelle zu keiner Lösung, weshalb nur seufzend mit dem Kopf schüttelte und sich dann umsah.

 

Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sein Magen zu grummeln begann und ihm der Geruch von Takoyaki in die Nase stieg. Jetzt fiel ihm wieder ein, dass er ja nicht gefrühstückt hatte, weshalb er schnell in seiner Tasche nach seinem Geldbeutel kramte.

Damit trat er dann an den Verkaufstresen, wo ihn der Verkäufer nach kurzer Zeit bemerkte: „Was darf es sein, der Herr?“

„Eine Portion Takkoyaki bitte. Können Sie mir halb und halb mit Tintenfisch und Champignons machen?“, gab er seine Bestellung auf, was der Standbetreiber mit einem gehobenen Daumen zur Kenntnis nahm, bevor sein Blick auf die Person neben Aiden ging: „Und was darf es für deine Freundin sein?“

„Meine... Freundin?“, murmelte er irritiert, weshalb er den Kopf zur Seite drehte und Mirai entdeckte, die ihre Schulter eng an seine drückte und die Auslage musterte.

Dann hob sie den Blick und lächelte den Verkäufer freundlich an: „Machen Sie sich keine Umstände, wir teilen uns die Portion. Nicht wahr, Aiden-kun?“

Dieser süße Ton, den die Silberhaarige drauf hatte, passte absolut gar nicht zu ihr, doch ihr Zwinkern verriet Aiden, dass sie etwas im Schulde führte, was wohl auch funktionierte.

Als Aiden seine Portion bekam, waren mehr Kugeln drauf, als normal, was der Verkäufer mit einem Zwinkern erklärte: „Dann lasst es euch schmecken, ihr Beiden.“

Immer noch perplex bezahlte Aiden die Portion, die dennoch den normalen Preis kostete und ließ sich dann von Mirai am Arm mitziehen.

 

Ein Stück von dem Laden entfernt ergriff Aiden dann das Wort: „Das war echt eine miese Nummer, Mirai.“

„Wieso denn? Ich habe den Mann doch nicht dazu gezwungen, dir ein paar Bällchen extra zu geben. Hey, du hättest dich doch nicht hier irgendwo hingesetzt und die Dinger gefuttert, ohne mir was abzugeben, oder?“, funkelte sie ihren Begleiter böse an, was dieser erst mal nur mit einem langgezogenen „Äh“ beantwortete.

„Nein, hätte ich nicht“, murmelte er anschließend mit einem ebenfalls sehr langgezogenen Tonfall, was die Silberhaarige schnauben ließ: „Heuchler, natürlich hättest du das. Aber da ich dir ja ein paar Extra-Takoyaki beschert habe, darfst du mir diese gerne abdrücken.“

„Auch wenn das von dir ziemlich durchtrieben und hinterhältig war, bin ich trotzdem erstaunt, wie schnell du diesen Plan hattest“, gab Aiden zu und setzte sich mit seiner Begleiterin auf eine Bank, um sich das Essen schmecken zu lassen, wobei Mirai sich sofort den ersten Bissen nahm: „Danke für die Blumen.“

 

Genüsslich verspeisten die beiden ihre Teigbällchen, wobei sie dabei noch von zwei leuchtenden paar Tieraugen angestarrt wurden, die ebenfalls etwas abhaben wollten. Die letzten beiden Bällchen überließen Aiden und Mirai dann auch Kiara und Kako, wobei beide darüber lachen mussten, wie ähnlich sie sich in Bezug auf ihren Vierbeiner waren. Mit einem wohligen Seufzer lehnten sich beide auf der Bank zurück und sahen in den Himmel, wobei jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.

Irgendwann durchbrach Aiden die Stille und sah zur Seite zu der Silberhaarigen: „Danke, dass du mich mitgenommen hast. Drinnen hätte ich vermutlich einen Lagerkoller bekommen.“

„Keine Ursache, aber wirklich mit deinem Problem helfen konnte ich nicht“, brummte die junge Frau leise und schloss die Augen, woraufhin sich beide wieder in Schweigen hüllten.

Die beiden saßen einfach nur still da, bevor sie sich erhoben und langsam auf den Rückweg machten. Aiden war gar nicht aufgefallen, wie lange sie unterwegs gewesen waren, denn es war bereits Nachmittag. Allerdings hatte er auch nicht gewusst, wie lange er in seinem Zimmer gelegen und an die Decke gestarrt hatte. Vermutlich würden dann bald Miyuki und Haruka wieder im Wohnheim ankommen und ihn mit Fragen löchern. Ein Blick auf sein Handy zeigte ihm außerdem gefühlt 50 Nachrichten, sowie einige Anrufe in Abwesenheit von Luca und auch von seinem Vater. Sie wussten also schon Bescheid, was bedeutete, dass ihm heute Abend ein Donnerwetter blühte. Ein Klaps gegen die Schulter ließ ihn aufschauen, als Mirai ihn mit sich winkte und durch die Stadt zum Naganaki Schrein führte.

 

Auf seinen fragenden Blick hin winkte sie mit der Hand ab: „Da dir sowieso die Exekution blüht, kannst du hier wenigstens etwas versuchen.“

„Und was genau soll das sein?“, gab er skeptisch zurück und bekam ein freches Grinsen als Antwort: „Nun, du kannst rüber gehen und auf den Reaper warten. Du kannst Zen bitten, dich abzuknallen oder, wenn du die langweilige Methode willst, an dem Schrein hier für ein gutes Ende beten.“

Aiden konnte jetzt nicht sagen, ob Mirai das ernst meinte oder sich nur einen Scherz mit ihm erlaubte, allerdings hatte er wirklich keine großartigen Möglichkeiten, weshalb er an den Schrein trat und die Hände zusammenlegte. Eigentlich würde er sich nicht als besonders religiös oder gläubig bezeichnen, aber bei Setsunas Shadow hatte es auch funktioniert, weshalb er den Versuch wenigstens wagen wollte. Was er nicht mitbekam war, dass Mirai das gleiche tat und für sein Glück betete.

Nach seinem Gebet seufzte der Braunhaarige auf und steckte die Hände in die Hosentaschen, bevor er sich zum Gehen wandte. Ein lautes Miauen von Kiara ließ ihn zu der Katze schauen, die eine Person fixierte, welche gerade die Stufen zum Schrein hochkam. Erst nach ein paar Sekunden realisierte Aiden, dass es Yui war, die seinen Blick skeptisch erwiderte und sich dann abwandte, um sich auf eine Bank neben dem Spielplatz zu setzen.

„Hast du was dagegen, wenn ich kurz zu ihr gehe?“, wandte sich Aiden an Mirai, die fragend eine Augenbraue hob, dann allerdings mit der Hand in Richtung der Brünette deutete: „Tu dir keinen Zwang an.“

 

Nach einem kurzen Nicken ging Aiden zu der älteren Schülerin, die gerade dabei war, sich ein paar Kopfhörer in die Ohren zu stecken, jedoch leicht den Blick hob, als er näher kam: „Entschuldige bitte, Katō-senpai, hast du einen Moment?“

Seine Frage wurde mit einem giftigen Blick und einem genervten Stöhnen beantwortet, bevor die Brünette ihren Kopfhörer wieder wegpackte: „Lass mich raten, es geht um die Tatsache, dass du suspendiert worden bist, hab ich recht?“

„Du... hast davon gehört?“, murmelte er leise und kratzte sich am Hinterkopf, während Yui die Arme vor der Brust verschränkte: „Ja, ich habe es mitbekommen, weil fast alle Sportclubs darüber sprechen.“

„Ich bin also komplett am Arsch“, gab Aiden traurig von sich und setzte sich neben die Brünette, wobei er den Kopf hängen ließ und auf seine Füße starrte.

Zu seinem Erstaunen, reagierte die Frau sogar auf ihn: „Ich bin ganz ehrlich, du bist unter den Mädchen der Sportclubs gerade das Gesprächsthema Nummer eins.“

„Weil ich ein Mädchen beim Umziehen gesehen habe?“, stöhnte der Kendoka auf und spürte schon, wie seine Laune immer tiefer in den Keller sank, als die Bogenschützin den Kopf schüttelte: „Nicht ganz. Die Mädchen glauben, dass das nur ein Versehen von dir war. Vor allem Nobiro hat sich heute... sehr lautstark in der Schule darüber ausgelassen, wie ich gehört habe. Alle Sportlerinnen stehen hinter dir, weil du dich für diese Nozaki eingesetzt hast. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass du trotzdem ein Perversling bist.“

 

Zwar hatte der Anfang des Satzes seine Laune deutlich gehoben, doch leider ließ der Schluss diese wieder komplett in den Keller sinken: „Bitte, reite nicht darauf herum, Senpai. Es war wirklich ein Versehen. Ich wusste nicht, dass Nozaki in der Umkleide war.“

„Das sagen sie alle“, erwiderte Yui monoton und tippte wieder auf ihrem Handy herum, während Aiden seine Hände knetete und nach einer Lösung suchte.

Er brauchte die Hilfe dringend, weshalb er den Kopf hob und zu der Frau schaute: „Katō-senpai, hast du eine Idee, wie ich dieses Problem lösen kann?“

„Du wirst mich vermutlich erst dann in Ruhe lassen, wenn ich dir meine Meinung gesagt habe, oder?“, murrte die junge Frau und packte ihr Handy weg, bevor sie sich aufsetzte und den Kopf zur Seite drehte: „Ich bin ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was du tun könntest. Ich war nie in deiner Lage und will es auch nicht sein.“

„Aber angenommen, du hättest das Problem, wie würdest du vorgehen, um es zu lösen?“, wagte der Braunhaarige wieder einen Versuch, der ihm erneut einen genervten Blick einbrachte: „Warum fragst du nicht einfach jemanden, der in der Schule was zu sagen hat, anstatt mir auf die Nerven zu gehen?“

„Wie sollen mir denn die Lehrer helfen? Die werden mich vermutlich komplett von der Schule schmeißen“, erwiderte Aiden traurig und krallte die Hände ineinander, als er die Möglichkeit genannt bekam, die er gar nicht bedacht hatte: „Die Lehrer haben nicht ansatzweise so viel zu sagen, wie du vielleicht glaubst. Oft lassen die sich vom Schülerrat mehr sagen, als ihnen lieb ist. In meiner Grundschulzeit hatte die Schülersprecherin die ganze Lehrerschaft unter Kontrolle. Die Frau war schon irgendwie gruselig.“

 

„Der Schülerrat? Das könnte klappen, aber ich habe auch keine große Wahl“, sprach er mehr mit sich selbst als zu Yui, die mit den Augen rollte und wieder auf das Display ihres Handys schaute: „Du hast die Wahl, mich in Ruhe zu lassen. Was hältst du davon?“

Auf die Aussage konnte Aiden nicht anders als laut aufzulachen, dennoch erhob er sich und verneigte sich tief: „Da hast du Recht, Senpai und ich habe genug deiner Zeit in Anspruch genommen. Vielen Dank für deinen Rat, du bist mir wirklich eine Hilfe.“

„Mir wäre es lieber, wenn du mir nicht mit deinen Problemen in den Ohren liegen würdest, Kurosaki“, meckerte die Ältere und steckte sich demonstrativ ihre Kopfhörer in die Ohren um das Gespräch zu beenden, als Aiden sich wieder verneigte: „Es tut mir leid, aber dafür schätze ich deinen Rat zu sehr. Vielen Dank, Senpai, ich werde mich irgendwann erkenntlich zeigen.“

Für einen Moment stutzte die junge Frau, doch dann plusterte sie die Wangen auf und starrte auf ihr Handy: „Jetzt zisch endlich ab, Kurosaki!“

Mit einem verlegenen Lacht machte sich Aiden auf den Weg, um mit Mirai zum Wohnheim zugehen. An der Treppe hielt er kurz inne, da sich ein warmes Gefühl in seiner Brust ausbreitete. Mirais fragenden Blick ließ er unbeantwortet und verließ das Schreingelände mit einem etwas besseren Bauchgefühl.

 

Im Wohnheim angekommen warf sich Mirai direkt auf die Couch und streckte alle viere von sich, während Aiden sie skeptisch musterte: „Bist du so müde?“

„Nein, ich warte darauf, dass du das Abendessen vorbereitest“, grinste Mirai und schloss die Augen, jedoch öffnet sie diese wieder, als Aidens Handy klingelte und er mit einem gequälten Blick auf das Display schaute: „Meine Mama...“

„Dann hopp, lass dich übers Knie legen, dann hast du es hinter dir“, gluckste die Silberhaarige, während der Braunhaarige das Gespräch annahm: „Hey, Mama...“

„Was ist mir da von der Schule zu Ohren gekommen? Du hast ein Mädchen in der Umkleide beobachtet, mehrere Regeln gebrochen und deine Mitschüler in Gefahr gebracht? Aiden, was ist da los bei dir?“, schallte die Stimme von Rin so laut aus dem Handy, dass Kako aufschreckte und das Weite suchte.

„Mama, das ist nicht so, wie es dir gesagt wurde“, versuchte er krampfhaft, seine Mutter zu beruhigen, doch war diese offenbar ziemlich schlecht gelaunt: „Das kannst du mir gerne persönlich sagen, mein Lieber. Ich bin in zwei Stunden bei dir. Wenn du Glück hast, kann ich dich vor einem Schulverweis bewahren.“

 

Rin redete immer weiter, doch bekam Aiden davon fast nichts mit, denn plötzlich begann sein ganzer Körper sich zu verkrampfen. Sein Atem ging immer schneller, bis er plötzlich so starke Kopfschmerzen bekam, dass er auf die Knie fiel. Mirai sprang von der Couch auf und lief zu ihrem Freund, der immer stärker hyperventilierte und sich anscheinend jeden Moment übergab. Auch Rin schien jetzt bemerkt zu haben, dass was nicht stimmte, denn sie fragte immer wieder nach, was los sei, allerdings bekam sie keine Antwort. Was Mirai allerdings Angst machte war die Tatsache, dass Aidens linke Iris plötzlich von seltsamen, gelben Adern durchzogen war. Das Auge schien zu schmerzen, denn Aiden presste sich die Faust auf das linke Auge, ehe er einen lauten Schmerzensschrei ausstieß. Mirai wusste nicht, was sie tun sollte, als Aiden vor ihr auf dem Boden zusammenbrach und sich nicht mehr bewegte. Vor lauter Panik war die Silberhaarige einen Moment wie gelähmt, bevor sie Aidens Handy griff, den Anruf der Mutter abwürgte und den Notruf wählte. Sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte, aber irgendwas musste sie tun.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: ShioChan
2023-05-06T22:41:49+00:00 07.05.2023 00:41
Guten Morgen Fubuki-kun,

Hab fast vergessen das Kapitel zu lesen. X'D Sorry...
Aber dieses Kapitel war echt verdammt emotional. Oh gott. Aiden tut mir verdammt leid.
Nicht nur, dass er total erschöpft vom Bosskampf ist... nun muss er sich auch noch mit einem Schulverweis herumschlagen und das nur, weil er nett sein und Sakura beschützen wollte. Diese doofen Schulregeln. Wie ist das überhaupt rausgekommen?

Zum Glück ist aber Mirai da, um ihn etwas abzulenken. Er wäre sonst wahrscheinlich in seinem Zimmer versauert und in seinen negativen Gedanken versunken. Da tut so ein Spaziergang doch wirklich gut.

Mirai ist aber auch wirklich ausgefuchst. Schlägt doch tatsächlich ein paar Takoyaki extra raus. Aber gut, war ja auch zu ihrem Vorteil. XD

Und dann trifft Aiden noch auf Yui mit ihrer verschrobenen Art. XD Sie konnte ihm zwar nicht direkt helfen, aber ein paar gute Tipps geben. XD Aber hey, Aiden scheint jetzt bei den Mädels echt gut anzukommen. XD

Und dann noch der Anruf von seiner Mutter... der arme. Aber was passiert da? Wieso bricht er zusammen? Was hat das gelbe in seinen Augen zu bedeuten? Ah ich will es wissen.

Freue mich schon auf das nächste Kapitel. ^___^
Bis dahin
LG Shio~


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