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Persona 3 -After the Years-

von

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XXXVI - Harte Arbeit


 

~~~Freitag 03. Juni 2016~~~

 

In den letzten Tagen war es für Aiden sehr schwierig, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, denn der kommende Sonntag beunruhigte ihn einfach zu sehr. Zum Glück konnte er sich immerhin so stark zusammenreißen, dass er keinen Ärger mit seinen Lehrern bekam, denn besonders seine Klassenlehrerin hatte seit seiner letzten Aktion ein scharfes Auge auf ihn geworfen. Als es endlich klingelte, räumte er seine Sachen zusammen und lehnte sich dann seufzend in seinem Stuhl zurück.

Miyuki warf ihm einen besorgten Blick zu, während sie ihre eigene Tasche einpackte: „Du machst dir Sorgen wegen Sonntag, nicht wahr?“

„Du etwa nicht?“, antwortete er mit einer Gegenfrage, welche die Grünhaarige verlegen auflachen ließ: „Mehr, als du dir vielleicht vorstellen kannst. Aber wir dürfen uns davon nicht unterkriegen lassen.“

„Du hast Recht, Miyuki. Bogenschießen?“, erhob sich der Braunhaarige und schulterte seine Tasche, doch schüttelte seine Nachbarin den Kopf: „Nö, ich habe Katō-senpai gesagt, dass ich im Schülerrat gebraucht werde, also gehe ich Katzu ein bisschen zur Hand. Kendo?“

„Nein, das Risiko ist mir zu groß, mich ungünstig zu verletzen“, gab er zurück und verließ mit seiner Klassenkameradin den Raum. Lange gingen sie nicht zusammen, denn die Grünhaarige verabschiedete sich gleich wieder von ihm und verschwand im Zimmer des Schülerrats.

 

Alleine verließ Aiden, nachdem er seine Schuhe getauscht hatte, die Schule und schlenderte durch den Bereich vor dem Gebäude, um sich die Blumenbeete ein wenig anzusehen. Er wollte sich irgendwie beschäftigen, da er befürchtete, dass ihm heute ansonsten noch die Decke auf den Kopf fallen würde. Als er jemanden seinen Namen rufen hörte, blieb er stehen und wandte sich um. Zu seiner Überraschung kam Haruka auf ihn zugelaufen und blieb ein Stück vor ihm stehen.

„H-hey, Kurosaki-kun, schon auf dem Heimweg?“, fragte die Brünette zaghaft nach, was ihr gegenüber ihr mit einem Nicken bestätigte: „Ja. Mir ist heute nicht nach Kendo und ich will keine Prellung oder sowas riskieren.“

Auf die Aussage nickte die Brünette, bevor sie nervös ihre Finger knetete und anscheinend versuchte, etwas zu sagen. Doch egal wie oft sie ansetzte, sie brachte nicht wirklich einen Ton heraus.

Dieses Verhalten kam Aiden sehr sonderbar vor, weshalb er der jungen Frau etwas entgegenkam: „Kann es sein, dass du mich was fragen willst, Tenno?“

„J-ja, a-also... Ich wollte fragen, ob du vielleicht Lust hast... Also nur eventuell...“, stammelte die Brünette und eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht, bevor sie endlich die Frage stellte: „Hast du vielleicht Lust, mal einen Tag in der Werkstatt dabei zu sein?“

Die Frage überraschte den Oberschüler sehr, denn er hatte noch nie darüber nachgedacht, mal einem Mechaniker bei der Arbeit zuzusehen. Wenn er so darüber nachdachte, könnte das aber genau das sein, was er heute brauchte, um sich abzulenken, weshalb er lächelte und dann nickte. Haruka machte einen freudigen Hüpfer, bevor sie den Braunhaarigen mit sich winkte und ihn zur Werkstatt führte.

 

Kaum waren sie an ihrem Ziel angekommen, verschwand die Brünette für einen Moment in einem Nebenraum, um kurz darauf in T-Shirt und Latzhose zurückzukommen. Ihre Haare band sie sich zurück und versteckte sie dann unter einer Schirmmütze, bevor sie sich einen Werkzeuggürtel umband.

Aiden konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn seine Mitbewohnerin wirkte so enthusiastisch wie sonst kaum, was er auch zur Sprache brachte: „Ich sehe dich selten so engagiert, Tenno.“

Verlegen kratzte sich die Brünette an der Wange und wandte sich schnell zur Seite ab: „N-naja, ich liebe diese Arbeit, da ist es doch normal, dass man sich voll reinhängt, oder?“

Dagegen konnte er nichts sagen, weshalb er seine Tasche beiseitelegte und die Ärmel hochkrempelte: „Recht hast du. Also, was machen wir heute? Ein Auto zusammenbauen?“

Die Frage ließ Haruka laut auflachen und sie musste sich erst einmal beruhigen, bevor sie eine Antwort geben konnte: „Was? Nein, um Himmels Willen. Ein Auto von Hand zu bauen dauernd viel länger.“

„Das weiß ich doch, war ja auch nur ein Scherz“, murmelte er leise, um von seiner dummen Frage abzulenken, als hinter ihm ein leises Poltern erklang und ihn herumfahren ließ.

 

Harukas Großvater hatte die Werkstatt betreten und eine Kiste mit Ersatzteilen abgestellt, weshalb er sich jetzt erst einmal den Rücken durchdrücken musste: „Ich muss mir jemanden zum Schleppen suchen. Nanu? Haruka, das ist ja eine Freude und Aiden hast du auch mitgebracht. So eine Überraschung.“

Beim letzten Satz grinste er süffisant, was seine Enkelin leicht panisch mit den Armen wedeln ließ: „Opa, komm nicht auf komische Ideen! Ich habe Kurosaki-kun nur angeboten, ihn mal einen Tag hier zugucken zu lassen.“

„Ah ja, wenn du es sagst, meine Kleine. Nun, ich habe gestern ein Mofa rein bekommen, welches durchgecheckt werden müsste. Machst du das?“, erklärte der Alte die Arbeit, die er anscheinend momentan zur Hand hatte, was die Brünette nicken und einen Schraubenschlüssel hervorziehen ließ: „Überlass das nur mir, Opa. Komm, Kurosaki-kun, ich zeig dir mal, was wir hier so arbeiten.“

„Aber gerne doch“, grinste Angesprochener und folgte der jungen Frau zu einem Stellplatz, auf dem ein grün lackiertes Motorrad stand, was ihn sofort skeptisch machte: „Das ist doch kein Mofa, das ist ein Motorrad!“

 

„Es mag zwar so aussehen, aber es ist wirklich nur ein Mofa. Das ist eine Gilera DNA 50, ein Mofa welches von dem italienischen Hersteller Piaggio gebaut wird. Es ist beabsichtigt, dass es so aussieht wie ein Motorrad, allerdings sind sie meistens gedrosselt sodass sie nicht schneller als 25 km/h fahren. 45 mit der richtigen Motorisierung“, erklärte die junge Frau gewissenhaft und bemerkte dann, wie Aiden sie neugierig ansah und grinste: „Das ist echt interessant. Also quasi ein Roller für Möchtegern-Biker, richtig?“

Erleichtert atmete Haruka aus, bevor sie nickte und sich dann neben das Gefährt hockte: „So kann man es sagen. Es soll halt auch den nicht so schnellen Fahrern einen gewissen Stil geben.“

„Kann ich verstehen, ich würde auch so einen fahren. Was kostet so ein Teil?“, gab Aiden zu und sah Haruka fragend an, die sich kurz nachdenklich ans Kinn tippte und dann versuchte, eine Schraube an dem Roller zu lockern: „Lass mich nicht lügen, aber ich glaube etwas um die 128.000 Yen.“

Sofort zog der Braunhaarige den Kopf ein und rechnete sich aus, wie lange er in der Boutique würde arbeiten müssen, um sich so etwas leisten zu können: „Vergiss, was ich gesagt habe.“

 

Über den betretenen Blick des Braunhaarigen konnte Haruka nur lachen, bevor sie sich wieder dem Gefährt zuwandte, kurz einen Zettel durchlas und dann eine Abdeckung herunternahm: „So, der Fahrer meinte, dass sie nicht mehr anspringen würde und sie würde sich schwerfällig schieben lassen. Habe ich deine Sauklaue richtig entziffert, Opa?“

„Hey, so schlecht schreibe ich gar nicht! Aber ja, du liest richtig, Haruka“, gab der Mann zurück und trabte zu einem Auto, welches auf der anderen Seite der Werkstatt stand.

Aiden hatte von so einer Technik absolut keine Ahnung, weshalb er neugierig zusah, wie Haruka hochkonzentriert einige Stecker löste und anschließend eine Art Box aus dem Mofa hervorzog: „Also, was könnte der Grund sein, dass sie nicht mehr anspringt?“

„Dafür kann es mehrere Probleme geben. Aber die häufigste Sache wäre, dass die Batterie nicht mehr mitmacht“, erklärte die Mechanikerin weiter und hob dabei die Box, welche sie zu einem Regal trug und dort an ein anderes Gerät anschloss: „Dachte ich mir. Die Batterie ist hinüber.“

„Also kann das Teil nicht funktionieren. So eine Batterie ist aber nicht unbedingt ein großes Problem, oder? Ich erinnere mich, dass einer unserer Nachbarn damals immer selbst an seinem Mofa geschraubt hat“, überlegte Aiden und wunderte sich, warum Leute immer in die Werkstatt liefen, anstatt mal etwas selbst zu machen.

Haruka kicherte wieder und bereitete mit ein paar schnellen Handgriffen eine Ersatzbatterie vor: „Das ist wirklich nicht so schwer, allerdings sind viele Leute zu unsicher, so etwas selbst zu machen, oder sie glauben gleich, dass es komplett im Eimer ist.“

 

Die neue Batterie stellte Haruka neben dem Mofa ab und begann dann, sich das Vorderrad anzusehen. Auf Aidens Frage, warum sie die Batterie noch nicht einbaue, gab sie zurück, dass sie erst noch ein wenig warten mussten, bis die Batterie einsatzbereit wäre. Die Zwischenzeit wollte Haruka nutzen, um sich das Problem mit dem Rad zu widmen.

Wieder beobachtete Aiden sie mit Adleraugen, doch konnte er sich seine Fragen nicht verkneifen: „Wieso werkelst du an dem Rad rum?“

„Der Kunde meinte, dass sich das Mofa schwerfällig schieben lasse. Also muss etwas an dem Rad nicht stimmen und wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, dass die Bremse klemmt“, bekam er sofort eine Antwort, bevor ihm eine offene Hand hingehalten wurde: „Kannst du mir mal einen Schraubendreher holen? Die, die ich am Gürtel habe, sind alle zu groß.“

Sofort lief Aiden zu der Werkbank und sah sich suchend um, als der Alte ein Stück hinter ihm vergnügt gluckste: „Linke Seite, dritte Schublade von oben.“

Mit einem dankbaren Nicken fand Aiden das gesuchte Werkzeug, welches er zu seiner Freundin brachte, die sich damit ans Werk machte. Bereits nach ein paar Handgriffen gab sie einen triumphierenden Laut von sich und richtete sich mit einer Siegesfaust auf. Nun konnte sie die Batterie einsetzen und die Abdeckung wieder draufmachen, bevor sie nach dem Schlüssel suchen ging.

 

Beim Zurückkommen bemerkte sie Aidens Blick und hielt ihm den Schlüssel hin: „Wills du dich draufsetzen und sehen, ob sie anspringt?“

„Darf ich?“, entwich es Aiden, noch bevor er sich bremsen konnte und er musste wie ein Kleinkind zu Weihnachten aussehen, denn Haruka kicherte vergnügt und dirigierte ihn auf das stehende Gefährt.

Etwas unsicher steckte Aiden den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn, woraufhin allerdings nur das Display am Lenker anging. Haruka erklärte ihm daraufhin, wie man den Kickstarter benutzte und bei seinem ersten Versuch flog er fast auf die Nase. Auf eine Ermahnung der Brünette ging er es etwas langsamer an und schaffte es tatsächlich nach drei Kicks, den Motor zum Laufen zu kriegen. Mit einem strahlenden Grinsen setzte sich der Oberschüler auf das Mofa und drehte ein paar Mal am Gashahn, was den Motor laut brummen ließ.

Haruka schien das Geräusch zu gefallen, denn rieb sich die Hände: „Schnurrt wie ein Kätzchen, so mag ich das!“

 

„Der Wahnsinn.“ Mehr bekam Aiden nicht heraus, der sich bisher kein wirkliches Bild davon hatte machen können, was Haruka hier wirklich tat.

Er konnte einfach nicht anders, als von der Brünette beeindruckt zu sein: „Du bist echt der Hammer, Tenno.“

„D-danke, du bist als Assistent aber auch nicht so schlecht“, lachte die Brünette und lief leicht rot an, als sich ein warmes Gefühl in Aidens Brust breit machte.

Er musste noch ein bisschen beim Aufräumen helfen, bevor er sich mit Haruka auf den Weg machte, damit sie den nächsten Zug noch bekommen würden. Zu ihrem Glück schafften sie es noch rechtzeitig und saßen nun schnaufend im Zug.

„Wie hat es dir gefallen?“, fragte die Brünette nach einer Weile nach und bekam ein breites Grinsen als Antwort: „Absolut genial, ich hatte keine Ahnung, dass du sowas cooles machst. Könnte mir vorstellen, öfters zuzuschauen.“

„Von mir aus jederzeit. Sag nur Bescheid“, grinste Haruka und sah mit geröteten Wangen aus dem Fenster, während Aiden sich seinem Handy widmete, auf dem sich gerade Kari gemeldet hatte.

 
 

~~~Samstag 04. Juni 2016~~~

 

Niemals im Leben hätte Aiden erwartet, dass der Samstag mal zu seinem Hasstag in der Schule werden würde. Bestimmt freute sich jeder Schüler auf den Samstag, war es doch der letzte Tag der Woche, doch hatte Mr. Edogawa es erfolgreich geschafft, diese Vorfreude durch seine langen Monologe komplett zunichte zu machen. Aiden hatte den Kopf auf der Handfläche abgestützt und versuchte krampfhaft nicht einzuschlafen, ebenso wie 90% seiner Mitschüler. Nur ein paar vereinzelte Köpfe schienen ihrem Lehrer durchgehend folgen zu können, doch er gehörte nicht dazu. Innerlich flehte er den Gott der Zeit an, er möge die Zeit doch bitte schneller vergehen lassen und es schien sogar zu funktionieren, denn kurz darauf erklang der erlösende Klang der Schulglocke. Miyuki lag jammernd auf ihrem Pult und rührte keinen Muskel, bis Aiden sie sanft antippte und zum Gehen animierte. Zu zweit verließen sie die Schule und stießen im Flur noch auf Haruka, Sakura und Luca, die im Gegensatz zu ihnen deutlich fitter wirkten. Neugierig warf Sakura die Frage in dem Raum, ob sie Lust hätten, zusammen etwas zu unternehmen, doch mussten sowohl Luca, als auch Aiden absagen. Zwar waren die Mädchen darüber etwas enttäuscht, doch verabschiedeten sie sich von den Jungs, die sich zusammen auf den Weg zur Mall machten.

 

Als sie bei dem großen Gebäude ankamen, konnte sich Luca die Frage nicht mehr verkneifen: „Sag mal, Amigo, was genau hast du eigentlich hier vor?“

„Ach weißt du... Ich habe mir einen Job zugelegt“, gab Aiden nach kurzem Zögern zu und kratzte sich an der Nase.

Sein bester Freund wirkte etwas überrascht, doch dann begann er in seiner typischen Manier zu grinsen: „Coole Sache, Amigo. Ich jobbe ja selbst in der Mall, weißt du?“

„Wirklich? Wo?“, erwiderte der Braunhaarige verdutzt, woraufhin Luca auf den Lebensmittelladen deutete, in den er letzten Dienstag verschwunden war.

Für einen Moment war Aiden sehr überrascht, denn wenn er ehrlich war, hätte er Luca nicht zugetraut, dass er wirklich arbeiten würde. Irgendwie schien der Spanier seine Gedanken lesen zu können, denn er gab seinem Freund einen etwas härteren Knuff in die Seite und belehrte ihn, ihn nicht vorschnell abzuschieben.

„Aber genug von mir. Wo arbeitest du?“, wollte nun Luca wissen, wie der Hase lief, weshalb Aiden nach einem kurzen Seufzer auf die Boutique deutete: „Da drüben.“

Nun verzog Luca für einen Moment das Gesicht und schien mit sich zu ringen. Am Ende entschied er sich dann doch dazu, den Mund aufzumachen: „Ich will dich ja nicht beunruhigen, oder deine Entscheidung kritisieren, aber... Einige meiner Kollegen meinen, dass die Filialleiterin eine fiese Abzockerin ist.“

„Danke für die Warnung, Luca, aber die kommt leider ein bisschen spät“, lachte Aiden leicht verstimmt auf, ehe er sich verabschiedete und das Geschäft betrat.

 

Heute schien nicht so viel los zu sein, allerdings kam ihm das zugute, denn so würde er nicht zu viel zu tun haben. Auf der anderen Seite würde er ohne Arbeit kein Geld verdienen, weshalb er leise murrte und dann zu den Kassen ging. Hinter der Kasse stand dieselbe Brünette, die ihn am Dienstag zu ihrer Chefin gebracht hatte und die Frau schien sichtlich überrascht zu sein, den Jungen vor sich zu sehen.

„Hallo, ich soll heute meine erste Schicht machen“, hob Aiden grüßend die Hand, woraufhin die Frau leicht mitleidig das Gesicht verzog: „Oh je, ich hoffe, dass du die Entscheidung nicht bereust. Am besten gehst du nach hinten zu Kyousho-san.“

Mit einem dankbaren Nicken ging der Oberschüler den Gang hinter der Kasse hindurch, bis er wieder vor der Tür zu dem Büro stand. Er wollte gerade die Hand heben, um an die Tür zu klopfen, doch da ertönte von drinnen bereits ein „Komm rein, Ai-chan“. Die Situation war ihm gerade etwas zu gruselig, denn woher konnte sie wissen, dass er vor der Tür stand? Er nahm einen schnellen Atemzug, bevor er die Tür aufdrückte und den Raum betrat, wo ihn sofort der amüsierte Blick Asukas traf.

„Na, hab ich dich erschreckt?“, stichelte die Blondine und deutete dann auf die Sessel vor ihrem Tisch, damit Aiden sich hinsetzen solle.

Mit einem leisen „Ein wenig“ nahm der Braunhaarige auf einem Sessel Platz und sah seine Chefin an, die ihn immer noch grinsend musterte und dann eine in Folie gewickelte Uniform hinschob: „Das ist deine Arbeitskleidung. Während deiner Schicht hast du sie sauber und vor allem komplett zu tragen, wir haben immerhin einen Ruf zu verlieren. Umkleiden sind im Gemeinschaftsraum auf der linken Seite, wenn du hier rauskommst, die Küche ist rechts. Pausen hast du nach der Schule keine, du arbeitest ja auch nicht lange, an vollen Tagen sieht das anders aus. Noch Fragen?“

Für einen Moment überlegte er, ob er noch etwas fragen sollte, doch als ihm nichts einfiel, schüttelte er schnell den Kopf und bekam ein zufriedenes Nicken: „Gut. Dann geh dich umziehen und dann meldest du dich vorne an der Kasse bei Nijiro. Enttäusch mich nicht, Ai-chan.“

 

Mit einem leicht erzwungenen Lächeln verließ Aiden das Büro und ging zum Aufenthaltsraum, wo er einen Spind für seine Sachen und mehrere kleine Umkleidekabinen vorfand. Um nicht als Trödler zu gelten, zog er sich schnell um und schlüpfte in seine Uniform, die aus einer schwarzen Hose, einem leicht rosafarbenen Hemd und einem roten Sakko bestand. Schwarz und rot waren in seinen Augen ja eine gute Kombination, aber bei dem Hemd war er sich absolut nicht sicher. Da er es nicht ändern konnte, nahm er es so hin und verließ, nachdem er seine Sachen in einem der Spinde verstaut hatte, den Aufenthaltsraum. Im Verkaufsraum musste er sich erst einmal orientieren, zwar hatte ihm Asuka gesagt, wie die Person hieß, bei der er sich melden sollte, aber er wusste nicht, wie die Person aussah.

Um nicht ganz planlos zu wirken ging er zu der Kasse, an dem die freundliche Brünette stand und suchte bei ihr um Rat: „Ähm, entschuldigen Sie? Kyousho-san sagte, dass ich mich bei Nijiro-san melden soll, aber ich weiß nicht, wer das ist. Können Sie mir vielleicht helfen?“

Die Brünette sah ihn kurz an, bevor sie seufzte und sich dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich: „Natürlich macht Kyousho-san es einem schwer. Ich bin Nijiro. Nijiro Kaname. Freut mich, dich kennenzulernen.“

„Kurosaki Aiden, freut mich ebenfalls, Nijiro-senpai“, grüßte der Braunhaarige und verneigte sich respektvoll, was die Brünette leicht kichern ließ: „Wow, wie lange ist es her, dass ich Senpai genannt wurde? Nun, Kurosaki-kun, dann will ich dir mal zeigen, wie es bei uns läuft. Schnapp dir einen Block, denn du machst dir besser Notizen.“

 

Schnell hatte sich Aiden mit einem kleinen Notizblock bewaffnet und folgte anschließend Kaname durch den Laden, wobei sie ihm zeigte, worauf er in dem Laden alles zu achten hatte. Tatsächlich erkannte er ein gewisses System darin, wie die einzelnen Kleidungsstücke verteilt waren. So waren die teuren, sehr angesagten Kleider sowohl vorne an den Schaufenstern, als auch hinten vor den Kassen platziert. Wie die Brünette ihm erklärte diente das dazu, die Käufer zu weiteren Spontankäufen zu animieren. Sie sahen am Anfang etwas, was ihnen gefiel, probierten es an und entscheiden sich für den Kauf, dann gehen sie zur Kasse und finden auf dem noch mehr Sachen, die ihnen gefallen. Es erstaunte Aiden, wie leicht Leute sich beim Einkaufen manipulieren ließen, aber er hatte diese Art schon öfters gesehen. In manchen Läden standen direkt an der Kasse die Süßigkeiten, um Mütter mit kleinen Kindern zu Triggern, was ihm mit Kari schon mehr als einmal passiert war. An den Seiten des Geschäfts waren die nicht so angesagten oder gerade nicht in der Saison befindenden Kleider und in der Mitte waren die Accessoires ausgestellt. Der ganze Aufbau diente dazu, den Leuten möglichst viele Waren um die Ohren zu hauen, damit sie diese kaufen sollten.

 

Seine Lehrstunde über das Geschäft ging weiter, als ihm das Lager gezeigt wurde und es würde wohl in Zukunft öfter vorkommen, dass er von hier neue Waren in den Laden bringen würde. Aiden gab sein Besten, um sich alles zu notieren, was er beim nächsten Mal würde wissen müssen und zu seinem Glück gab ihm Kaname die Zeit zum Schreiben. Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er das Gefühl, als würde er die ganze Zeit beobachtet werden, weshalb er dauernd etwas angespannt durch die Gegend lief. Es dauerte mehr als zwei Stunden, bis ihm alles gezeigt und erklärt worden war, wobei die Bedienung der Kassen noch nicht mit inbegriffen war. Als er wieder in den Verkaufsraum kam, fand er Asuka am Tresen vor, wo sie anscheinend eins der Geschäftsbücher wälzte.

Als die beiden näherkamen, hob die Blondine kurz den Blick und richtete das Wort an die Brünette: „Nun, bist du mit der Tour fertig, Nijiro?“

„J-ja, Kyousho-san. Ich habe Kurosaki-kun den ganzen Verkaufsraum gezeigt, ihm erklärt, wie es ablaufen wird und habe ihm auch gezeigt, wo das Lager ist“, gab die Frau gehorsam Antwort und irgendwie kam es Aiden so vor, als ob sie panische Angst vor ihrer Chefin hätte.

 

Asuka schien mit der Aussage augenscheinlich zufrieden zu sein, denn sie gab der Brünette bereits eine neue Aufgabe, der sie sofort nachkam, ehe die Chefin sich an Aiden wandte: „Du schreibst fleißig mit? Braver Junge.“

Mürrisch biss der Braunhaarige die Zähne zusammen und verkniff sich einen Kommentar, denn es war offensichtlich, dass seine Vorgesetzte ihn kein Stück ernst nahm. Er würde sich allerdings nicht die Blöße geben, sie irgendwie zu provozieren, damit sie ihn fertig machen konnte, weshalb er einfach den Mund hielt und nickte.

„Auf Bezahlung brauchst du heute nicht zu hoffen, immerhin hast du nichts verkauft. Ich erwarte aber, dass du beim nächsten Mal Geld in meine Kassen spülst. Verstanden?“, funkelte sie ihn mit ihren violetten Augen an, was den Oberschüler nervös schlucken ließ: „Ja, Kyousho-san.“

„Gut, ich bin gespannt zu sehen, wie du dich machen wirst und ob das mit der Alten nur ein Glücksgriff war. Du kannst für heute gehen. Nächsten Samstag, selbe Zeit“, feixte die Frau und widmete sich wieder dem Buch vor ihr, während Aiden sich mit einem Nicken in Richtung des Gemeinschaftsraumes aufmachte.

Noch während er ging, breitete sich ein warmes Gefühl in seiner Brust aus, welches ihm verriet, dass er seine Bindung mit Asuka, trotz ihrer abfälligen Art ihm gegenüber, gestärkt hatte. Noch war ihm nicht klar, ob er das hier wirklich so lange aushalten würde, aber er hatte nicht vor, sich dieser Frau geschlagen zu geben, weshalb er sich umzog und dann den Laden verließ.

 

In der Mall sah er sich nach Luca um, doch schien der Braunhaarige entweder schon gegangen zu sein oder noch gar nicht Feierabend zu haben.

Während er sich nach seinem Freund umsah, sprach ihn aber eine andere, bekannte Stimme an: „Na, du Mode-Guru? Fertig mit der Schicht?“

Erschrocken fuhr Aiden herum und sah sich Mirai gegenüber, die ihm ein freches Grinsen schenkte und mit den Augenbrauen wackelte: „Ich muss schon sagen, pinke Hemden stehen dir hervorragend.“

„Scheiße, du hast das gesehen?“, entfuhr es dem Braunhaarigen, der seiner Mitbewohnerin leicht verunsichert nachschaute, denn so wie er die Silberhaarige kannte, könnte das schlimmer enden, als mit Asuka.

Eine richtige Antwort bekam er nicht, weshalb er noch einmal nachfragte und hinter Mirai herlief, die nur frech mit der Hand herum wedelte und ihm die Zunge rausstreckte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: ShioChan
2023-04-07T17:12:09+00:00 07.04.2023 19:12
Guten Abend Fubuki-kun,

Ich hab dein Kapitel gelesen und kommentiere es mal gleich, damit ich es nicht wieder vergesse. XD
Wie immer ein interessantes Kapitel. Aiden hat dieses Mal ja ein paar tolle Erfahrungen gemacht.

Die Idee von Haruka ihn mitzunehmen, war eine sehr gute. Und wer weiß, wofür Aiden das Wissen mal brauchen könnte. :D Außerdem hat er damit den Social Link verstärkt. Ist ja auch was. :3

Und einen Tag später bekommt er nen Dämpfer. XD Er bereut es wirklich in der Boutique angefangen zu haben. Was? Aber Aiden, kämpfe! Du wirst es schaffen den Teufel zu zähmen. XD Aber viel Erfolg bis dahin.

Und dann muss Mirai ihn auch noch necken. Kann es noch schlimmer werden? XD Vielleicht....?

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Bis dahin
Shio~


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