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The fragrant Flower

von

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Gladiole


 

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Lysil hatte ihnen netterweise angeboten, in ihrem Haus zu wohnen. Milo vermutete zwar, dass sie dies neben ihrer Dankbarkeit in erster Linie deswegen tat, damit Fenin sich weiterhin um ihre Mutter kümmern konnte, die das Ärgste tatsächlich hinter sich zu haben schien. Doch Milo konnte das nur Recht sein. In dem kleinen Haus mochte es zwar keine richtigen Schlaflager für sie geben, doch zumindest war es trocken, was bei dem Regen der letzten Tage ein wahrer Segen war. Während Milo sich langsam erholte, war Fenin die meiste Zeit des Tages draußen. Er wusste nicht, was der Mann machte. Da er es ihm auf seine Nachfrage auch nicht verraten hatte, konnte Milo nur spekulieren, dass er nach neuen Kräutern suchte, um sie weiter zu behandeln. Der Gedanke, dass Fenin sich regelmäßig in den Wald begab, ließ Milo unruhig werden, doch er konnte den Mann nicht davon abhalten.

Das Mädchen hingegen verbrachte die Tage damit, Lebensmittel zu besorgen, wobei er ihr nur zu gerne geholfen hätte. Fenin hatte ihm jedoch jegliche Bewegung untersagt und Lysil erlaubte es ihm seitdem nicht, mit ihr zu gehen. So kam es, dass er den Großteil des Tages alleine in dem dunklen Haus verbrachte, so dass ihm nur die Wahl zwischen raus in den Regen schauen, die schlafende Frau beobachten, oder selbst schlafen blieb. Manchmal wachte die Frau auch auf, fragte dann aber nur nach Wasser oder ihrer Tochter. Wirklich unterhalten konnte Milo sich nicht mit ihr.

Nach drei Tagen hielt er es nicht mehr aus. Die Schmerzen in seinem Fuß waren abgeklungen, die Schwellung kaum mehr vorhanden. Nur noch ein blau-violetter Schimmer, der durch die grüne Färbung der Kräuter zu sehen war, zeugte von der Verletzung. Am Morgen hatte er Fenin davon überzeugen wollen, dass es ihm wieder besser ging, dass er nicht mehr den ganzen Tag in der Hütte bleiben musste, doch das hatte ihn nicht wirklich interessiert. Natürlich machte Milo sich nicht viel aus Fenins Entscheidungen, schließlich war er weder seine Mutter, noch war er selbst ein kleines Kind, auf das man aufpassen musste. Er wartete, bis sich die morgendlichen Nebel verzogen hatten, schnappte sich dann seinen Stab und verließ das beengende Gebäude. Er wollte einfach nur etwas laufen und sich in der Ortschaft umschauen.

Tatsächlich verwunderte es Milo, dass es bis jetzt keinen Vorfall gegeben hatte. Wenn es sich bei dem Angriff auf Lysils Vater tatsächlich um einen Dämon gehandelt hatte, dann hatte er sich nicht nur in der Nähe des Dorfes befunden, sondern hätte sich auch längst schon an dessen Bewohnern bedienen müssen. Stattdessen sah es hier genauso friedlich aus, wie an dem Tag, an dem sie hier angekommen waren. Für einen Moment fragte er sich, ob es noch andere Wesen gab, die ebenfalls Seelen verschlangen. Milo ließ den Gedanken fallen, als er Lysil erblickte. Sie stand bei einer Gruppe von Frauen, als sie plötzlich von einer geschubst wurde und auf den schlammigen Boden fiel. Sofort eilte er zu ihr.

„Genauso verhurt wie ihre Mutter.“

„Wie kommst du dreckiges Gör dazu, uns nah zu kommen?“ Die Frau spuckte verächtlich und die anderen stimmten ihr zu, als Milo neben Lysil trat. Sein Blick war finster, während er seinen Stab vor sich hob.

„Was fällt euch ein, so auf einem wehrlosen Kind herumzuhacken?“ Nicht gerade seine Art an ein derartiges Problem heranzugehen, doch das Bild, das sich ihm bot, ging ihm einfach zu sehr an die Substanz, so dass er sich nicht mehr halten konnte.

„Ihr lebt noch? Die Hexe hat Euch also doch noch nicht gefressen.“

„Sie muss ja wirklich gut sein, dass er sich so lange bei ihnen aufhält.“ Die Frauen lachten abfällig. Milo hatte gewusst, dass Lysil und ihre Eltern nicht gut in der Ortschaft dastanden. Fenin und er hatten mit ihrer Anwesenheit möglicherweise alles nur noch schlimmer gemacht. Der griff um seinen Stab verfestigte sich, ließ das Holz leise ächzen, als er auf einmal etwas an seinem Arm spürte. Lysil hatte nach ihm gegriffen.

„Vergesst es. Lasst uns gehen.“ Er hörte ihre Worte, trotzdem wollte er diese Frauen nicht einfach so damit davonkommen lassen. Gerade als er sich ihnen wieder zuwenden wollte, sah er etwas, was er in letzter Zeit eindeutig zu oft gesehen hatte und was diese Auseinandersetzung zu einer Nebensächlichkeit werden ließ. Er starrte den Schmetterling an, der in dem Regen gar nicht fliegen dürfte und begann dann mit unruhigen Blicken den Waldrand abzusuchen.

„Lysil, geh schnell ins Haus“, forderte er das Mädchen auf, ohne es anzuschauen.

„Was habt Ihr vor?“ Natürlich hörte sie nicht auf ihn, doch darum konnte sich Milo nun nicht kümmern. Im Vergleich zum letzten Mal war es dieses Mal nicht Fenin, der im nächsten Augenblick zwischen den Bäumen hervorgestürzt kam.

Die Frauen vor ihnen, die Milo keineswegs ernst zu nehmen schienen, schrien bei der gekrümmten Gestalt auf, womit sie deren Aufmerksamkeit auf sich zogen. Während sie herangestürmt kam, konnte Milo die Gestalt eines Ziegenbockes mit menschlichem Gang ausmachen. Es war ein Dämon.

„Lysil, lauf!“ Er konnte nur hoffen, dass sie dieses Mal hörte, während er selbst seinen Stab hochriss.

Er wusste nicht, warum er sich gerade jetzt zeigte und zu einem Angriff entschieden hatte, aber Milo entging keineswegs das leichte Humpeln des Dämons. Nichts desto trotz hatte er die kleine Gruppe nach nur wenigen Sekunden erreicht. Die Frauen stoben auseinander, trotzdem wurde eine zu Boden gerissen. Bevor der Dämon schlimmeres tun konnte, war Milo bei ihm und zielte mit seinem Stab auf die haarigen Beine. Ihm war klar, dass er hier keine einfache Bestie vor sich hatte. Selbst wenn sein Gegner wirklich verletzt sein sollte, hatte er es trotz allem mit einem Dämon zu tun. Ein Wesen, das durchaus in der Lage war sein Hirn einzusetzen. Er musste jede Chance nutzen, die sich ihm bot. Ein Schrei, der Milo einen Schauer über den Rücken jagte, ertönte und das Monster geriet kurz ins Straucheln, wobei es tatsächlich von der Frau abließ. Er stürzte sich sofort auf sein neues Opfer.

Mit einer schnellen Drehung wich Milo den harten Klauen, die eine Hand formten, aus. War er sich eben noch sicher gewesen, dass sein Fuß wieder voll einsatzfähig war, ächzte dieser unter der plötzlichen Belastung auf. Milo biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich darauf, weiterhin auszuweichen. Er beobachtete die Bewegungen des Dämons genau, versuchte eine Schwachstelle zu finden. Vermutlich war es sein Glück, dass er tatsächlich eine Verletzung an seinem Bein zu haben schien. Was immer diese verursacht hatte, sie sorgte dafür, dass das Ziegenwesen in seinen Bewegungen eingeschränkt war.

„Milo! Macht ihn fertig!“ Die Zurufe, die aus etwas Entfernung von Lysil kamen, drangen kaum in Milos Bewusstsein. Er konnte sich keine Ablenkung erlauben.

Nachdem er genug mit seinem Gegner gespielt hatte, sprang er zurück und stieß seinen Stab nach vorne. Wie erwartet folgte der mittlerweile rasende Dämon ihm, stürzte sich geradezu auf ihn, als wolle er den Mann mit seinem gesamten Gewicht zu Fall bringen. Milo riss seinen Stab zur Seite, wobei er die Beine des Dämons traf. Er spürte die Energie, die in diesem Augenblick durch das Holz strömte mindestens genauso stark wie sein Gegner, der durch eben diese den Boden unter den Füßen verlor. Mit einem dumpfen Laut landete er auf dem matschigen Grund.

Milos eigentlicher Plan war es gewesen, seinem Gegner sofort nachzusetzen, ihm seinen Stab in den Leib zu rammen. Etwas hielt ihn davon ab und rettete ihm damit vermutlich das Leben. Der Dämon war nicht ansatzweise so außer Gefecht, wie er es angenommen hatte. Er drehte schnell seinen Kopf und damit auch die spitzen Hörner, die Milo mit Leichtigkeit Verletzungen zugefügt hätten. Die glühenden Augen fixierten ihn sofort, während die schmutzigen Arme nach dem Mann griffen. Sicherheitshalber wich Milo noch einen Schritt zurück. Einerseits war er froh, dass er diesen Fehler nicht begonnen hatte, andererseits bedeutete es aber auch, dass der Kampf weitergehen würde. Er hatte den anderen unterschätzt und konnte nicht einschätzen, wie ausdauernd dieser trotz seiner Wunde war, während ihm selbst langsam die Puste ausging.

Ein anderer Plan musste her, doch dafür müsste er den Dämon, der sich gerade wieder aufrichtete, noch länger auf Abstand halten. Nicht gerade die beste Idee, wäre er dann schließlich auf seine Ausdauer angewiesen. Auch seinem Knöchel zu liebe würde er diese Angelegenheit lieber schnell hinter sich bringen. Also war kämpfen angesagt. Am besten würde er sich weiterhin auf das verletzte Bein des Monsters konzentrieren. War nur zu hoffen, dass es tatsächlich eine Verletzung und nicht einfach nur ein ungesunder Gang, verursacht durch die krummen Beine war. Und genau das tat er dann auch.

Natürlich konnte er bei einem solchen Gegner nicht einfach so mit seiner Strategie fortfahren. Schnell hatte der Dämon begriffen, was er vorhatte und ging dazu über, mit seinen langen Hörnern nach Milo zu schlagen. Dadurch bot sich dem Mann keine Gelegenheit mehr, die Beine seines Feindes zu erreichen, ohne sich selbst in den Angriffsradius des anderen zu begeben. Das hielt Milo jedoch nicht auf, stattdessen zielte er einfach auf den Kopf. Er wusste, dass sein Stab der Wucht dieser Hörner standhalten würde. Im richtigen Augenblick konterte er einen Schlag, drehte dann das gewundene Ende seiner Waffe, so dass es sich um den Nacken des Dämons legte. Mit einem kurzen Ruck stürzte das Monster mit dem Gesicht voran erneut zu Boden. Dieses Mal zögerte Milo nicht. Er zerrte seinen Gegner ein Stück zu sich, drehte dann den Stab und rammte das spitze Ende in den Rücken des Dämons. Genau da, wo sich dessen Herz befand. Die magische Kraft seiner Waffe tat ihr Übriges.

Milo konnte sich nicht einmal von dem Kampf erholen, als laute Rufe zu hören waren.

„Ihr habt es geschafft! Milo, Ihr habt ihn besiegt!“ Nur wenige Sekunden später war das Mädchen, das aus sicherer Entfernung alles beobachtet an seiner Seite und versuchte ihn zu stützen, als er zu taumeln begann. „Ihr habt die Bestie besiegt, die meinen Vater getötet hat! Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet.“ Mit einem Mal war ihre Stimme leiser geworden, während sie ihn mit feuchten Augen anschaute. „Ich weiß nicht, wie ich das wieder gutmachen kann.“

„Du hast mich doch schon bezahlt“, erinnerte er das Mädchen. So oder so würde er nichts von ihr verlangen. Lysil hingegen schaute ihn zweifelnd an.

„Das war einen solchen Kampf nicht wert. Außerdem war es dafür, dass Ihr meinen Vater sucht...“ Milo schüttelte den Kopf.

„Ich musste doch auch seine Seele zurückholen.“ Nicht dass der Tod dieses Dämons irgendetwas daran ändern würde, doch das konnte das Mädchen ja nicht wissen. „Außerdem will ich nichts von jemanden verlangen, der durch so etwas jemand wichtigen verloren hat.“ Das war nicht die ganze Wahrheit. In Wirklichkeit wollte er von keinem Kind einen Preis verlangen, das durch ein Monster seine Eltern verloren hatte.

„Na gut. Dann lasst mich Euch zumindest ein leckeres Abendmahl zubereiten.“ Dagegen konnte Milo nichts einwenden.

Die Bewohner des Dorfes hatten schnell den Leichnam des Dämons verbrannt, aus Angst, dass er doch wieder auferstehen würde. Auch wenn Milo bemerkte, dass sie sich mit einem Mal anders verhielten, so kam doch keiner von ihnen herüber, um in irgendeiner Weiße ihren Dank auszusprechen. Zumindest aber schien eine Art Waffenruhe eingekehrt zu sein. Nicht dass es den Mann wirklich interessierte, viel eher dachte er dabei an Lysil, die schließlich auch noch weiterhin hier leben musste. Hoffentlich würde es ihr in Zukunft leichter fallen, war sie schließlich diejenige gewesen, die dem Fremden der den Dämon getötet hatte Unterkunft geboten hatte.

Als sich der Tag dem Ende neigte, tauchte auch endlich Fenin wieder am Waldrand auf. Je später es geworden war, desto größere Sorgen hatte sich Milo gemacht, dass dem Mann dieses Mal etwas zugestoßen war. Doch er sah aus aus wie immer.

Als Milo ihm freudestrahlend zuwinkte, verlangsamte der Mann seinen Schritt und blieb schließlich vor ihm stehen. Sein Blick blieb kurz an Milos Fuß hängen und wanderte dann zu dessen Gesicht.

„Was ist los?“

„Wir können morgen weiterreisen, der Dämon ist besiegt.“ Fenin musterte ihn kurz, als würde er überprüfen wollen, ob Milo die Wahrheit sprach. Doch das große Feuer, das noch immer glühte, sprach für sich.

„Du bist wirklich ein guter Kämpfer.“ Milo war sich nicht sicher, ob seine Worte ernst gemeint waren, doch in seinem Blick war nicht die geringste Spur von Spott zu sehen.

„Danke“, entgegnete Milo gutgelaunt.



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