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Feuer und Flamme

Zwei Hundebrüder, zwei Schmiede und jede Menge Feuer
von

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Es liegt in der Familie


 

S

owohl die Hundebrüder als auch Toutousai starrten die durchscheinende, weißhaarige Gestalt hinter sich an, die ohne Rüstung, aber mit blau besticktem Oberteil und blütenweißen Hosen lautlos erschienen war.

„Verehrter Vater,“ war alles, was Sesshoumaru sagen konnte. Dieser sah aus, wie er ihn eigentlich in Erinnerung hatte, wenn man von diesem letzten Treffen am Strand absah, das ein wenig ... nun, unglücklich verlaufen war. Im Laufe der letzten Jahre hatte er den Eindruck gewonnen, dass nun,ja, Vater nicht unbedingt recht gehabt hatte, sie aber ziemlich aneinander vorbei geredet hatten.

„Herr!“ brachte der alte Schmied heraus.

Inu Yasha erkannte den Mann wieder, der nach dem Sieg gegen So´unga ihnen kurz gratuliert hatte. Also, sein Vater? Naja, auch der Sesshoumarus? Wieso sah der so durchscheinend aus? Ach ja, hier sollten ja nur Seelen sein. Da der ihn so musterte, erwartete der wohl auch von ihm eine Begrüßung. Was sollte er da sagen: schön, dich kennen zu lernen? Bisschen dämlich, wenn der schon tot war. Am Besten vielleicht auf die gestellte Frage antworten. Nun ja, auch nicht so brillant, wenn man erzählen würde, dass sie beide sich um Tessaigas willen in seinem Skelett fast gegenseitig umgebracht hatten und für einige Schäden verantwortlich waren. Er hatte gehört, dass manche Väter handgreiflich wurden und wollte nicht ausprobieren, ob das eine Seele im Jenseits auch werden könne, war sich aber sicher, dass Sesshoumaru von beiden Eltern streng erzogen worden war. Allein diese höflichen Anreden. Kagome hatte damals schon gesagt, dass es doch toll sei, wenn sich ihr Vater zeigen könne, er ihn wenigstens mal sehen könnte. Und Myouga samt Toutousai hatten immer davon geredet, wie mächtig und stark der gewesen sei. Sein großer Halbbruder hatte sich zwar ausgeschwiegen, aber war immerhin lange auf Tessaiga als Vaters Schwert fixiert gewesen. Und der achtete niemanden, der nicht mindestens in seiner Liga spielte. So meinte er doch etwas unsicher: „Naja, die Schäden hier an dei … an Eurem Skelett sind bei einem Kampf entstanden.“ Nur schön höflich bleiben, das würde ihm Kagome doch sicher raten. Und immerhin schien ja nicht einmal Sesshoumaru den zu duzen, was der sonst bei allen machte. Bruderherz stand sowieso so seltsam angespannt, allerdings nicht kampfbereit, das kannte er schließlich zu genüge.

 

Besagter Hundedämon warf ihm einen giftig-eisigen Blick zu, wie es nur ein großer Bruder bei dem Jüngeren zustande bringt, wenn der sich gegenüber Vater als vorlaute Petze entpuppt.

 

In der jähen Erkenntnis, dass er offenbar gerade dabei war sie beide in die Bredouille zu stürzen, versuchte es der Halbdämon instinktiv mit der Kurve. „Wir verfolgten einen Kerl namens Naraku. Äh, also, ich und meine Freunde und auch Sesshoumaru. Dabei lernte ich Hosenki kennen, der mir für den Kampf gegen diesen Naraku seine Diamantsplitter schenkte. Tja, dann kam Sesshoumaru und sie kämpften eine Weile, ehe der Mistkerl, ich meine, Naraku, verschwand …“ Nun ja, das war eine Kurzfassung, entsprach den Tatsachen und war eindeutig die bessere Variante.

Dieser dämliche Bas … Halbdämon schaffte es nicht nur sich und andere in unmögliche Lagen zu bringen, sondern auch aus ihnen, beschloss der Ältere, der das Zucken des Mundwinkels seines Vaters richtig einschätzte.

„Bei diesen Kämpfen ging auch ich zu Bruch? Wollte dieser Naraku etwas von mir?“

„Nein,“ antwortete Sesshoumaru lieber selbst. „Darf ich fragen, ob Ihr hier stets verweilt?“ Wohl nicht, denn sonst wüsste der Herr Vater auch die Dinge, die sie gerade umschifft hatten. Hoffentlich nicht, aber bei einem derart fähigen Heerführer war leider immer davon auszugehen, dass da noch etwas kam.

„Nein. Ich soll euch beiden einige Ratschläge geben, da ihr auf der Suche nach Shinishin seid. Zu Recht, denn der Kater ist gefährlich – und ihr beide habt ihn hergeschickt. - Toutousai, ich zweifle nicht daran, dass es dir manchmal schwer fällt diese ungestümen Jungen zu zügeln. Wo ist eigentlich Myouga?“

Der alte Schmied, der sich wie befürchtet in der undankbaren Rolle des Erziehungsbeauftragten wiederfand, seufzte etwas. „Ich gebe es ungern zu, aber dieser Kater hatte mich entführt. Und die Zwei haben mich da raus geholt. Ehe ich auch nur daran denken konnte nach Hause zu gehen und mich zu erholen, saß ich auf einmal mit den beiden Id ...äh, Euren Söhnen in der Unterwelt.“

Der verstorbene Taishou nickte etwas. „Ohne Zweifel kannst du mir das später ausführlicher berichten. - Gehen wir. Auf dem Weg werde ich euch etwas über So´unga und seine Bannkreise erzählen.“

Da Sesshoumaru prompt an die rechte Seite trat, als sein Vater sich abwandte, sprang Inu Yasha auf die linke. Immerhin war er auch ein Sohn und würde sicher nicht wie der Schmiedeopa hinterhertrotten.

 

Der Taishou blickte zum Horizont. „Ich konnte euch nur im Tal der Elemente beobachten, aber ich bin sehr erfreut, dass ihr beide so gut zusammenarbeitet.“ Ihm entging der irritierte Blickaustausch seines Nachwuchses an ihm vorbei. „Du hast wahrlich viel gelernt, Sesshoumaru. Und dein eigenes Schwert erhalten. Damit hast du mich übertroffen, ich brauchte immer einen Schmied. Nun, ich habe dich richtig eingeschätzt. Und du, Inu Yasha, beherrscht Tessaiga und seine Fähigkeiten besser, als ich es erwartet hatte.“

„Weil ich ja nur der Halbdämon bin?“ platzte es prompt aus dem Jüngeren heraus.

„Nein.“ Der Vater klang ein wenig verwundert. „Weil du offenkundig mehr Attacken hast als der gute Toutousai überhaupt eingeschmiedet hatte. Hosenki, war das Stichwort. Aber, ich bin dir natürlich keine Rechenschaft schuldig, mein Sohn.“

Da der letzte Satz sehr sesshoumaru-mäßig klang, nahm sich Inu Yasha vor etwas vorsichtiger zu sein. Ärger mit gleich zwei Dämonenfürsten, noch dazu im Jenseits … nein, danke. Kagome würde ihm den Kopf abreißen, wenn er dann nie mehr nach Hause käme. Hm. Wenn er so beiseite schielte, sah Vater sowieso dem großen Bruder recht ähnlich, trug die Haare allerdings anders und gleich zwei dieser Boas. Aber die Augen und die Augenbrauen ähnelten denen, die ihm im Wasser entgegenblickten. Klar, er hatte nicht die Markierungen der reinen Hundedämonen, aber irgendetwas hatte er doch von dem Typen. Obwohl, da hatte es Sesshoumaru schon besser gehabt, der hatte ihn gesehen, mit ihm gesprochen, war von ihm ausgebildet worden. Das würde ihm immer fehlen. Immerhin konnte er ein wenig jetzt nachholen. Vielleicht.

„Nun, So´unga … „ begann der Taishou in einem gelassenen Tonfall.

Sesshoumaru fühlte sich plötzlich an seine Welpentage erinnert, wenn er, selten genug, aber doch, sich auf das Fell seines Vaters kuscheln durfte und der ihm von Legenden, Dämonenkriegern, erzählt hatte. Und er fühlte sich plötzlich verdammt jung und schwach.

„Wenn ihr die Geschichte des mächtigen Schwertes der Sonnengöttin nicht kennt … Ihr Bruder, der Gott der Stürme, erschlug in einem Kampf einen Drachen und fand in ihm ein Schwert, das er seiner Schwester schenkte. Diese Sage ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist, dass es sich um zwei Schwerter handelte. Zwei Drachenschwerter. Das mächtigere erhielt die verehrte Amaterasu, das zweite jedoch ihre Mutter, die Herrin der Unterwelt. Diese wollte es nutzen um einen Höllendrachen, der schwer zu bändigen war, zu sichern, und ließ ihn in diese Klinge einbauen. So entstand das So´unga, das ihr heute kennt. Damit niemand Schaden anrichten konnte, es nie in falsche Hände gelangen sollte, wurde es hier, in dieser Welt, versiegelt. Nahe dem Ort, an dem wir uns trafen. Die Bannkreise besagten, dass nur ein Lebender hindurch käme. Das einzige quasi Lebendige zu diesem Zeitpunkt war eigentlich die Schöpfergöttin. Dennoch gelang es einem Drachen, der, niemand weiß wie, von So´unga erfahren hatte und es suchte, durch die Spiegelwelt und den Pass der Elemente zu hierher zu kommen. Da er lebte, konnte er es stehlen. Er war übrigens der Vater von Ryukossusei.“

Hinter dem letzteren Namen lag etwas Nachdruck, zu viel, dass auch nur Inu Yasha etwas dazu sagen wollte. Außerdem war er neugierig. Seit Mutter hatte ihm niemand mehr spannende Geschichten erzählt.

Der Taishou fuhr jedoch ruhig fort, ohne im Gehen inne zu halten: „Er gelangte in die Welt der Lebenden und, nun, ihr wisst selbst, was das Höllenschwert dort anrichtet, zumindest in der Klaue eines Drachen. Mein verehrter Großvater wollte den Drachen aufhalten. Es gelang ihm, unter dem Opfer seines Lebens, da es ihm ebenso gelang, So´unga zu beherrschen. Es stellte sich rasch heraus, dass auch mein Vater dies konnte, ebenso wie später ich und ihr. Unsere Blutlinie. Das Höllenschwert wurde wohl verwahrt unter Bannsiegeln aufgehoben, denn nur äußerste Notwendigkeit hätten meinen verehrten Vater, euren Großvater, oder auch mich gezwungen es mitzunehmen.“ Er bemerkte den fragenden Blick seines Ältesten, der ihn oft genug mit diesem Schwert auf dem Rücken gesehen hatte. „Ja. Leider. Denn nun kommen wir zu Shinishin. Schon das Wissen, dass mein Vater das Höllenschwert besaß, ließ seine Feinde zittern. Und die Bannkreise waren so gewoben, dass nur jemand, der alle Elementarten beherrschte, hindurch gelangen würde. Und jemand, der gleichzeitig über ein sehr hohes Energielevel verfügte. Unmöglich, eigentlich, denn selbst Drachen beherrschen nicht alle Teile der Elementmagie, Elementmagier, wie sie unter Menschen sehr selten vorkommen, besitzen keine dämonische Energie. Dennoch gelang es, wie ich später hörte, einem Elementmagier mit Shinishin einen Dämonenfürsten vom Festland zu finden, der an diesem Höllenschwert interessiert war. Der Magier beseitigte die Bannkreise, Shinishin war schlau genug nicht So´unga im Ganzen zu nehmen, sondern nur ein Stück abzubrechen. Er wusste, dass der Einbruch sofort auffallen würde und er nie wieder zurück käme. So tat er so, als habe er einen Einbrecher stellen wollen und fraß den menschlichen Magier, nahm auf diese primitive Art dessen Elementmagie in sich auf. Er brauchte wohl lange Jahre, Jahrhunderte, um das zu beherrschen. Inzwischen geriet ich mit seinem Bruder hierzulande aneinander.

Zu diesem Zeitpunkt hatten weder mein verstorbener Vater noch ich etwas von dem fehlenden Teil bemerkt, zumal das Höllenschwert immer schwerer zu beherrschen wurde, hungrig nach neuen Seelen. Darum suchte ich nach einem Weg So´unga wieder zurück zu schicken, und mit Hilfe des lieben Toutousai…“ Er wandte den Kopf und betrachtete den Schmied, der sichtlich unglücklich hinterher schlurfte. „Gelang es, zwei Schwerter zu erschaffen, die es schwächen, ja, bändigen konnten. Gemeinsam, wie ihr ja inzwischen feststellen konntet.“

„Die Schwerter sind gleichwertig, verehrter Vater.“ Sesshoumaru gelang es gerade noch seine Frage in eine sachliche Feststellung umzuwandeln.

„Natürlich, wie ihr beide. Gleichwertig und doch vollkommen anders.“ Falls er bemerkte, dass beide Söhne ein wenig zusammenzuckten und sich anschielten, so ignorierte er es. Es gab Wichtigeres. „Darum ließ ich So´unga auch nicht mehr aus den Augen, ja, trug alle drei Schwerter, denn inzwischen hatte ich die Mitteilung erhalten, dass ein Stück fehle. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, wo es war. Aus diesem Grund ließ ich es bei meinem Tod ja auch in die Zukunft schicken, in der Hoffnung, ihr wärt dann stark genug, mit Tenseiga und Tessaiga das Höllenschwert zurück zu schicken. Das ist euch auch gelungen, früher als erhofft. - Natürlich wurde So´unga, das in der Welt der Lebenden noch stärker geworden war, nicht mehr einfach so hier in dieser Welt versiegelt. Es liegt nun in der eigentlichen Unterwelt, im Tal des so genannten Abyss, der tiefsten Stufe, nun, um ehrlich zu sein, des tiefsten Loches, das es gibt. Erneut sind Bannkreise herum. Drei an der Zahl. Der äußerste verhindert, dass jemand, der tot ist, hindurch gelangt. Immerhin gibt es dort jede Menge toter Menschen, derer es sich bemächtigen könnte, obwohl es wahrlich abseits liegt. Der zweite Bannkreis verhindert Elementmagie. Und der dritte Bannkreis verhindert, dass jemand mit dämonischer Energie, also auch ein Drache, durchkommt.“

„Ja, aber dann kann doch Katerchen, ich meine Shinishin, da nicht ran?“ fragte Inu Yasha prompt, gute Vorsätze hin oder her.

„Du übersiehst etwas, Inu Yasha,“ erklärte der Vater etwas nachsichtig. „Und du, Sesshoumaru?“

Das war eine Prüfung, wurde dem älteren Halbbruder klar. Hoffentlich lag er richtig. „Der erste Bannkreis bildet kein Hindernis für den Kater, denn er lebt. Elementmagie war im Pass der Elemente nützlich, aber in der Unterwelt würde ihm nur Tenseiga helfen. Und er kann sie offenbar kontrollieren, damit auch unterdrücken. Der zweite Bannkreis ist auch kein Hindernis. Und der dritte….“ Ja, was? Der Kater hatte dämonische Energie, der war sogar recht stark.

„Der dritte Bannkreis wird übertrumpft, sozusagen.“ Der Inu no Taishou beschloss seinen Sprösslingen etwas Nachhilfe in Kampftaktik zu geben. Sie würden es brauchen. Und so rasch wiedersehen wollte er sie auch nicht. Nicht tot. „Das Bruchstück des Höllenschwertes, das er trägt, führt ihn zu dem ganzen. Und diese Teile wollen sich wieder vereinigen. In So´unga liegt ein Höllendrache, andere Drachenmagie, aber auch göttliche Macht, denn der göttliche Schmied baute es für seine Großmutter – und die Magie des Jenseits. Das alles zusammen wird Shinishins dämonische Energie übertönen und den Bannkreis öffnen.“

„Und So´unga den Idioten übernehmen,“ schloss Inu Yasha. „Das versucht das Teil bei jedem.“

„Du hast es schon in der Hand gehalten?“ erkundigte sich sein Vater so erstaunt, dass er die Unhöflichkeit ignorierte.

„Äh, ja. Ich fand es ja in der Zukunft.“

Oh. Da hatte ihm der gute Toutousai wohl einiges zu erzählen, denn ganz offensichtlich war der Junge das gefährlichste Schwert aller Welten auch wieder los geworden. „Das war natürlich bei der Erschaffung der neuen Bannkreise nicht vorherzusehen. Nicht, dass es jemand schafft, jemanden lebendig in die Unterwelt zu schicken, der noch dazu ein starker Dämonenfürst ist, Elementmagie beherrscht und zusätzlich ein Stück des Höllenschwertes besitzt. Nun gut, als Sohn desjenigen, dem dieses Bruchstück gestohlen würde und Vater derjenigen, die Shinishin lebendig herschickten, erschien ich wohl geeignet für euch den Boten zu spielen.“

Irgendetwas sagte beiden Söhnen, dass das nicht nur seinen Stolz verletzte, sondern da auch noch etwas anderes gewesen war. Überaus Unangenehmes. Besser, dazu den Mund zu halten und nicht den Ärger abzubekommen.

Sesshoumaru erkundigte sich nur in unwillkürlicher Erinnerung an vergangene Tage: „Eure Befehle, verehrter Vater?“

Inu Yasha dachte zwar, er höre nicht richtig, aber da er ein bis zwei eisigen Blicken begegnete, neigte er einfach mal etwas den Kopf. Er war anscheinend dabei sich in die Nesseln zu setzen und Bruderherz vermied das selbst gerade durch betonte – und sehr ungewohnte - Höflichkeit.

Der Taishou fiel ebenso prompt in alte Muster. „Ich begleite euch zu der Stelle, an der die eigentliche Unterwelt beginnt. Weiter zu gehen ist einer Dämonenseele versagt. - Ihr werdet in die Hölle gehen, in den Abyss vordringen, Shinishin töten und So´unga sichern.“

Der Ältere senkte nur gehorsam den Kopf, seine Gedanken dazu verbergend, während Inu Yasha es entfuhr: „Weitere Wünsche?“ Die Sonne, den Mond?

„Nein. Oder hast du noch Fragen.“

Da das klang, als ob ihm sein Vater am liebsten in den besagten Abyss treten würde, beschloss der Halbdämon mit einer für ihn weit wichtigeren Sache als der Rettung von ein paar Welten herauszurücken. „Naja, ich meine… Mutter …. Ist sie hier? Hast du … habt Ihr sie gesehen?“

Die Seele des verstorbenen Herrn aller Hunde atmete sinnloserweise durch, als ihm dämmerte, dass der Junge wirklich noch ein halber Welpe war – und seine Mutter vermisste. „Sie war in der Unterwelt der Menschen. Nach dem Tode uns zu sehen war uns verwehrt. Ich weiß jedoch, dass sie ... dass sie wieder geboren wurde.“

„So wie Kagome die Wiedergeburt von Kikyou ist?“

Offenbar war da nicht die Wiedergeburt das Problem. Wen oder was hatte der Welpe denn schon alles gesehen und mitgemacht? Sesshoumaru gab sich, das hatte er im Pass der Elemente ja selbst gesehen, für dessen Verhältnisse – und dessen jugendliches Alter - wirklich Mühe als großer Bruder, aber das war wohl kaum genug gewesen. Was hatten eigentlich Myouga und Toutousai getrieben? Wenn er sich recht entsann, hatten die Zwei doch seine letzten Wünsche erledigen sollen. Und zumindest einen seiner treuen, wenngleich manchmal zerstreuten, Freunde hatte er ja hier. Die würden doch kaum ausgerechnet Izayoi und ihr Baby vergessen haben? „Ich weiß nicht, wer das ist. Eine Seele wird von allem Bösen und allen Erinnerungen gelöst und kann dann ein vollkommen neues, und hoffen wir, glücklicheres, Leben beginnen. Und nein, ehe du fragst. Du würdest sie nicht wieder erkennen.“

Sich Mutter irgendwo als Baby vorzustellen war … Nun ja. Ein bisschen mehr Glück wäre ihr zu wünschen, aber Inu Yasha ertappte sich dabei nicht nur enttäuscht zu sein, sondern auch noch eine Träne zu spüren. Hastig wischte er sie weg, Das fehlte noch, dass jetzt ein dummer Spruch der Herrn Dämonenfürsten kam. Zu seiner Überraschung spürte er eine Klaue auf der Schulter.

„Ich weiß,“ sagte der Taishou. „Ich hätte sie lieber bei mir gehabt. Aber es gibt Dinge, die niemand ändern kann. Und dazu gehören eben auch …“ Er nahm die Hand wieder weg, denn Berührungen ziemten sich nicht. „Bannkreise, deren Zauber nach dem Legen nicht mehr verändert werden kann. Ihr solltet euch beeilen, denn der Kater übersteigt soeben das Höllengebirge. - Toutousai, du kannst bei mir bleiben. Natürlich vorübergehend.“

„Ich bin wirklich dankbar,“ murmelte der alte Meisterschmied. „Die letzten Tage, Wochen, waren überaus anstrengend.“

„Und, du kannst mir ausführlich erzählen.“ Er war neugierig auf die Welt der Lebenden, auf seine Söhne. An dem Blick seines alten Freundes erkannte er mit gewissem sadistischen Vergnügen, dass es da wohl einiges gab, das der gern verschweigen würde. Oh, und auch der Nachwuchs schien nicht ganz so begeistert. Das konnte wirklich noch interessant werden. Wenigstens ein Vorteil der letzten Tage. Audienzen bei Schöpfergöttern als Mitglied einer Familie, die gerade erfolgreich dabei war schlichtweg alles durch leichtsinnige Fehler zu zerstören, gehörten definitiv nicht zu den Annehmlichkeiten des Lebens und des Nachtodes. „Zu euch beiden. - Das Gebirge dort vorne ist das Höllengebirge. Wenn ihr hier geradeaus geht findet ihr den Eingang. Es gibt allerdings einige Haken dort, Fallen, damit niemand mit Energie dort hinüberkommt. Es ist eine Grenze. Da es Shinishin jedoch vermag es zu überqueren, glaube ich auch an euch. Geht.“ Da er den etwas traurigen Blick des Jüngeren sah, nickte er kurz. „Ich kann euch nicht Auf Wiedersehen sagen, denn ich wünsche euch noch ein langes Leben.“

„Inu Yasha.“ Sesshoumaru ging bereits. Sie hatten ihre Anweisungen erhalten. Später, wenn er selbst einmal hier landete, würde er seinen Vater suchen und mit ihm reden können. Das war schon einmal etwas. Andere Seelen hatten sie bislang nicht zu Gesicht bekommen, aber das lag vermutlich nur daran, dass diese sich nicht mit Lebenden einlassen wollten oder durften. Umso besser, denn er hatte noch die Szenen mit den toten Menschen, die durch Tenseiga erlöst werden wollten nur zu gut im Gedächnis.
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SUCy
2021-06-05T21:02:59+00:00 05.06.2021 23:02
Ach ich kann es nicht oft genug sagen... es ist immer wieder schön wenn sie aufeinander treffen. Wenn auch meist mit etwas Melancholie behaftet.
Schmunzeln musste ich auch , aber lieber Taishou ich wette dein Leben war auch nicht Patzer frei XD
schönes Kapitel ich freu mich auf das nächste :)


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