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Schatten der Schuld

von

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Irgendetwas lag in der Luft.

Das hatte Victor von dem Augenblick an gespürt, in dem er am Esstisch Platz genommen hatte, ohne dass er hätte sagen können, was ihn zu dieser Annahme veranlasste.

Im Grunde war es ein Abend wie jeder andere, Mom stellte grade den dampfenden Kochtopf auf den Tisch, und Dad goss sich Wasser aus der alten Glaskaraffe ein. Alles wie immer. Und doch irgendwie nicht.

Möglicherweise war es die Art, wie seine Eltern sich angesehen hatten, als er die Küche betreten hatte, die Victor so nervös machte. Es war bloß ein kurzer Blickwechsel gewesen, nicht einmal eine Sekunde lang, doch es hatte ausgereicht. Über irgendetwas schienen die beiden im Vorfeld gesprochen zu haben. Und die Tatsache, dass er nicht wusste, was das war, sorgte dafür dass Victor derart angespannt war, dass er das Gefühl hatte, nicht einen Bissen herunterbekommen zu können.

Dabei roch das Essen wirklich köstlich. Mit starrem Blick beobachtete Victor, wie seine Mutter zwei der Kohlroladen auf Dads Teller legte und sich dann ihm zuwandte. „Wie viele Golubtsi möchtest du?“

„Mir egal“, murmelte Victor. Ihm war selbst bewusst, dass er wie ein bockiges Kind klang, aber er hasste es wenn seine Eltern offensichtlich über irgendetwas gesprochen hatten, was irgendwie von Wichtigkeit war, aber ihm nicht sagten was es war. So etwas machte ihn nervös, brachte ihn aus dem Konzept. Sollten sie ihm doch einfach sagen, was los war, diese Geheimnistuerei machte ihn wahnsinnig!

Mom blickte ihn an, und ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie durchaus merkte dass ihrem Sohn nicht entgangen war, dass irgendetwas vor sich ging. Dass sie über etwas reden mussten.

Sie warf einen kurzen Blick zu Dad, dann nahm sie auf ihrem Stuhl Platz und ließ die Kelle mit einem leisen Scheppern gegen den Rand des Kochtopfes fallen. In betont ruhiger und sachlicher Tonlage begann sie nun jenes Gespräch, das Victor, seit er sich hingesetzt hatte, unvermeidbar erschienen war: „Wir müssen uns unterhalten, Victor. Ich weiß, dass es dir erst mal wahrscheinlich nicht gefallen wird, aber dein Vater und ich haben lange darüber nachgedacht…“

„Wie, lange?“, unterbrach Victor seine Mutter. Eine Welle von Wut überkam ihn, gemischt mit Enttäuschung… seine Eltern hatten sich schon längere Zeit über etwas Gedanken gemacht, ohne ihm etwas davon zu sagen? Für Außenstehende mochte sich das übertrieben anhören, doch für ihn fühlte es sich an wie Verrat. Bedeutete, dass seine Eltern ihn nicht ernst nahmen, ihn wie ein Kind behandelten das man vorerst nicht in wichtige Entscheidungen miteinbeziehen sollte… sicher, er war erst sechs Jahre alt. Er war ein Kind. Aber das war kein Grund, hinter seinem Rücken über irgendetwas nachzudenken, zu reden, zu diskutieren, das ihn anscheinend genau so betraf wie seine Eltern!

Victor merkte gar nicht, wie er seine Finger in die Tischplatte krallte und auf seinem Stuhl vor und zurück schaukelte. Sein starrer Blick war weiterhin auf Mom gerichtet, doch er sah sie gar nicht, blickte viel mehr durch sie hindurch, während Wellen von Nervosität ihn durchzuckten, die langsam aber sicher zu ernsthafter Panik wurden…

„Victor, beruhig dich!“ Oberflächlich klang Moms Stimme ruhig und sanft, doch darunter lag ein Unterton, der verriet dass die Situation sie selbst ebenfalls verunsicherte. Dad schien sich derweil der Unterhaltung komplett entziehen zu wollen, seine Aufmerksamkeit galt ganz der Golubtsi, die er mit seiner Gabel auf dem Teller hin und her schob.

Unterdessen unterdrückte Victor das starke Bedürfnis, zu schreien. Er hasste sich selbst dafür, dass er derart kindisch reagierte, genau so wie er es eben hasste, wie ein Kind behandelt zu werden.

„Ich bin ruhig“, murmelte er, und es ärgerte ihn maßlos dass seine Stimme zitterte und die Glaubwürdigkeit seiner Worte damit zunichte machte. Aber immerhin schrie er nicht. Das war wenigstens etwas.

Mom warf einen Blick zu Dad hinüber, nur um zu erkennen, dass von diesem keinerlei Hilfe zu erwarten war. Also stieß sie ein leises Seufzen aus, wie sie es immer tat, wenn sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, beugte sich ein Stück vor und sah Victor direkt in die Augen. Ichre Stimme klang weiterhin sanft und unsicher zugleich, als sie schließlich und endlich ohne weitere Umschweife verkündete, was die Ursache für die seltsame Stimmung am Abendbrottisch gewesen war: „Wir sind uns einig gewesen, dass es besser wäre, von hier wegzuziehen. Das Haus und die Umgebung hinter uns zu lassen, mit all den… Erinnerungen…“

Das war es also. Ein Umzug. Fort von dem Haus, das seine Eltern kurz vor ihrer Hochzeit gekauft hatten, in dem Victor seit seiner Geburt lebte. Weg von der Umgebung, die er so gut kannte; der einzigen Umgebung, die er kannte… sie waren sich einig gewesen, ahja. Ihn hatten sie nicht einmal gefragt. Stellten ihn nun anscheinend vor vollendete Tatsachen…

„Nein!“ Nun hatte Victor doch geschrien. Seine eigene Stimme erschien ihm fern und dumpf, so als würde sie nicht ihm gehören; seine Finger krallten sich fester in das Holz des Tisches und ein Zittern durchlief seinen gesamten Körper. Mit einem Blick, in dem Wut und Verzweiflung sich zu einem beinahe wahnsinnigen Ausdruck vermischten, starrte er seine Mutter an, die ihrerseits ebenfalls kurz zusammenzuckte.

Nun hob auch Dad den Kopf, seine Mine war streng als er Victor betrachtete. „Schrei nicht so!“, mahnte er, doch in seiner Stimme lag dieselbe Unsicherheit, wie es auch bei Mom der Fall gewesen war. Offensichtlich hatte absolut niemand eine Ahnung, wie er mit der Situation am besten umgehen sollte.

Ein weiteres Mal atmete Mom tief durch, bevor sie einen neuen Versuch unternahm, ihr Anliegen annehmbar hervorzubringen: „Ich weiß, dass das nicht leicht für dich ist. Ich weiß, dass du Veränderungen nicht magst… aber du musst auch verstehen, dass es für uns schwer ist, hier zu leben! Weil alles voller Erinnerungen ist… und das ist einfach… schwer, seit Andrej gestorben ist. Verstehst du das?“

Nein, das verstand Victor nicht. Nicht wirklich zumindest. Auf einer logischen Ebene konnte er nachvollziehen, dass der Tod etwas Schreckliches war, und wenn er sich vorstellte, dass seine Mutter oder sein Vater eines Tages nicht mehr da sein würden, dann machte dieser Gedanke ihm durchaus Angst. Doch zu Andrej, seinem jüngeren Bruder, hatte er nie so wirklich eine emotionale Bindung aufbauen können, und so hatte sein Tod mit anderthalb Jahren ihn nie sonderlich berührt…

In Augenblicken wie diesen, in denen er die Tränen in den Augen seiner Mutter erblickte die ihr immer kamen, wenn sie über Andrej sprach, fühlte Victor sich schrecklich deshalb. Es war, als würde etwas mit ihm nicht stimmen, als wäre es falsch, dass er beim Anblick von Andrejs altem Zimmer oder den Orten, an denen er so oft gespielt hatte, keine wirkliche Trauer empfand… aber so war es nun einmal.

Und so konnte er keinesfalls nachvollziehen, was die Erinnerungen in diesem Haus in seiner Mutter auszulösen vermochten, wie schwer es für sie war, immer wieder an ihren so früh verstorbenen Sohn erinnert zu werden…

Trotzdem nickte Victor. Erwiderte mit noch immer leicht trotziger Stimme: „Ja… versteh ich…“

Ein leichtes Lächeln zog sich über Moms Gesicht. Mit einer raschen Handbewegungen wischte sie sich die Tränen weg, als hoffe sie, dass niemand etwas von ihrer Trauer bemerken würde. Als sie weitersprach, war etwas von ihrer Unsicherheit verschwunden, sie klang ruhiger und gefasster: „Das ist schön, Liebling. Wirklich. Und darum haben wir uns auch gedacht, dass uns ein Ortswechsel guttun würde. Ein ganz frischer Start. Ein… Neuanfang. Weit weg von hier…“

Weit weg. Nicht nur weg, sondern weit weg. Weit klang überhaupt nicht gut…

„Wie weit?“, hakte Victor nach, und er war sich nicht sicher, ob er die Antwort wirklich hören wollte.

Mom warf einen weiteren Blick zu Dad hinüber, so als wolle sie ihn dazu auffordern, auch einmal etwas zu der Unterhaltung beizutragen, und nach einem kurzen Augenblick der Stille ergriff dieser dann schließlich das Wort: „Nun, wie diene Mutter schon sagte, halten wir beide einen… Neuanfang für hilfreich. Und dazu erschien es uns am geeignetsten, wenn wir… nun, uns dafür einen Ort aussuchen, den wir beide zwar schon ein wenig kennen, und von dem wir wissen, dass er uns gefällt, mit dem wir aber noch nicht allzu viel verbinden…“ Er brach ab, sah Hilfesuchende zu seiner Frau als wisse er nicht, wie er weiterreden sollte, diese erwiderte jedoch lediglich seinen Blick und machte eine auffordernde Handbewegung.

Victor war derweil beinahe beeindruckt davon, wie lange sein Vater, der sich doch sonst stets so knapp wie möglich ausdrückte, um den eigentlichen Punkt herumredete. Auch das konnte nicht wirklich gut sein.

Irgendwo tief in seinem Verstand, in der hintersten Ecke seiner Gehirnwindungen, wuchs ein Gedanke der die Nervosität in ihm noch weiter steigerte, doch Victor war unfähig, diesen Gedanken zu greifen, ihn zu verstehen; es war wie eine dunkle Ahnung dessen, was ihn gleich erwarten würde…

Nun war Dad derjenige, der tief durchatmete. Er schloss die Augen, als helfe ihm das bei dem Unterfangen, seine Gedanken zu ordnen, und schließlich und endlich fuhr er mit seiner bisher so kryptischen Erklärung fort: „Wir dachten, ein guter Ort dafür wäre die Stadt, in der wir uns kennengelernt haben, deine Mutter und ich.“

Der Satz war hastig hervorgebracht worden, so als hätte Dad Angst davor gehabt dass ihm währenddessen die Stimme versagte. Er warf einen Blick in Moms Richtung, die jedoch war ganz auf Victor fokussiert. Wartete auf seine Reaktion.

Aber da war keine Reaktion, die Victor hätte zeigen können. Er fühlte sich taub, benommen, als wäre er gar nicht wirklich da, und selbst, wenn er es gewollt hätte, in diesem Moment konnte er einfach nichts sagen. Einfach bloß dasitzen, mit verkrampften Händen und leerem Blick, und seinen Vater anstarren.

Auf seltsame Art und Weise schienen seine Gedanken gleichzeitig zu rasen und wie eingefroren zu verharren. Dads Worte hallten in seinem Kopf wieder, doch ohne, dass er ihre Bedeutung wirklich verstand, alles fühlte sich einfach nur vollkommen surreal an. Als wäre er gar nicht wirklich da. Als wäre das alles hier nichts weiter als die seltsamen Dinge die er manchmal sah, kurz bevor er einschlief, sich in einem Zustand befand der mehr als Halbschlaf, aber noch nicht ganz richtiger Schlaf war…

Vielleicht träumte er. Ja. Das war es. Bloß ein Traum, nichts weiter. Denn das konnten seine Eltern unmöglich ernst meinen. Sie wollten ihm nicht wirklich sagen, dass…

„Victor?“

Moms Stimme klang dumpf, so als käme sie nicht von einer Person die direkt neben ihm saß sondern von jemandem der sich noch nicht einmal im selben Raum aufhielt wie er.

Victor sah, wie sie ihre Hand ausstreckte, sie auf seinen Arm legte, doch dauerte es einige Sekunden bis seine Nerven diese Berührung bis zu seinem Gehirn weitergeleitet hatten…

Dann jedoch wirkte jene sanfte Berührung wie ein Schalter, der umgelegt worden war.

All die Worte, die Gedanken, die sie irgendwo in seinem Bewusstsein ausgelöst hatten stürzten auf ihn ein, rissen ihn mit sich in eine finstere, undurchdringliche Tiefe, in der es nichts anderes mehr zu geben schien als unendlich viele Eindrücke. Ein heftiges Zucken durchfuhr Victors Körper, sodass er beinahe vom Stuhl gefallen wäre, und Mom zog erschrocken ihre Hand zurück und blickte ihn betroffen an. „Hey, Schatz…“, begann sie, und ihre Stimme klang hilfloser als jemals zuvor; sie erhob sich von ihrem Stuhl und machte Anstalten, auf Victor zuzugehen.

Und jetzt, unter all den Gedanken, Befürchtungen und der Gewissheit, die sich allmählich aus allem herauskristallisierte, konnte Victor sich nicht mehr länger zusammenreißen.

„Das meint ihr nicht ernst!“, schrie er und machte dabei eine unkontrollierte Armbewegung in Richtung seiner Mutter, die sofort in ihrer Bewegung verharrte und stehenblieb.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich nun Dad erhob, und er hörte seine Stimme, doch wieder drang die Bedeutung der Worte nicht wirklich zu ihm durch: „Victor! Du sollst nicht so schreien! Wir wollen uns ruhig und…“

„Nein!“ Es spielte keine Rolle, was Dad sagen wollte. Es waren ohnehin bloß irgendwelche Phrasen, mit denen er rechtfertigen wollte was er und Mom sich überlegt, wahrscheinlich bereits entschieden hatten, ohne darüber auch bloß ein einziges Wort zu verlieren.

Victor spürte, wie seine Augen zu tränen begannen, und das machte ihn noch wütender; verdammt, er war nicht traurig, er war sauer! Hektisch wischte er sich übers Gesicht - sie sollten bloß nicht sehen, dass er weinte, weinen war kindisch und genau das wollte er doch vermeiden - und funkelte seine Eltern abwechselnd aufgebracht an. „Das könnt ihr nicht machen!“, fauchte er, und es war verdammt anstrengend zu verhindern, dass seine Stimme ihm wegbrach. „Ihr… ihr wollt nicht wirklich nach Amerika ziehen!“

Doch. Genau das wollten sie. Daran gab es im Grunde nicht den Hauch eines Zweifeln, hatte Dad es doch recht eindeutig zum Ausdruck gebracht… der Ort, an dem er und Mom sich kennengelernt hatten. Irgendeine Kleinstadt auf einem anderen Kontinent, in einem Land von dem Victor nicht einmal wusste, ob es denn wirklich ein Land oder einfach eine seltsame Ansammlung von Staaten war. Es interessierte ihn auch nicht besonders. Denn im Gegensatz zu seinem Vater, der dort geboren und aufgewachsen war, und seiner Mutter, die als Englisch- und Russischlehrerin einige Jahre dort gelebt hatte, hatte Victor nicht das geringste Interesse daran, in dieses komische Land zu ziehen.

Ein Umzug innerhalb Russlands wäre schlimm genug, wäre Veränderung genug. Aber nach Amerika zu ziehen und sich dort zurechtzufinden, das wäre etwas, von dem Victor sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie er das ertragen sollte.

Mom machte nun wieder einen Schritt auf ihn zu. Blickte ihn an und machte Anstalten, die Hand nach ihm auszustrecken, hielt dann jedoch inne. Schien kurz zu überlegen, bevor sie schließlich mit sanfter Stimme zu sprechen begann: „Ich weiß, das ist sehr viel auf einmal. Und wir werden auch nichts überstürzen, wir werden definitiv nicht in den nächsten Wochen umziehen! So schnell geht das nicht. Aber glaub mir - Amerika ist ein wirklich schöner Ort! Es ist anders dort als hier, und ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird.“

„Nein, wird es nicht!“ Nun konnte Victor nicht mehr verhindern, dass seine Stimme brach. Seine Wut verwandelte sich langsam aber sicher in Angst, und dafür hasste er sich; er wirkte so albern, so trotzig… „Wieso wollt ihr gleich nach Amerika ziehen? Reicht doch, wenn es einfach eine andere Stadt ist! Wieso…“

„Herrgott noch mal, Victor!“ Dads laute Worte, gereizt und beinahe gebrüllt, ließen Victor und seine Mutter gleichermaßen zusammenzucken. Victor stieß ein leises Schluchzen aus, das er nicht zu unterdrücken vermochte, und Mom warf ihrem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu, schien etwas sagen zu wollen, doch schien Dad das nicht zu bemerken und fuhr in gleichbleibender Lautstärke fort: „Was soll das Theater? Es kann dir doch vollkommen egal sein, wo wir wohnen! Du bist immer alleine, du hast keine Freunde hier! Du wirst niemanden vermissen! Also hör auf, so ein Drama zu machen!“

„Owen!“ Moms Gesichtsausdruck war noch vorwurfsvoller als zuvor. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte ihre ganze Aufmerksamkeit nun ihrem Mann zu, sprach weiter…

Doch Victor war unfähig, sie zu verstehen. Da war bloß Chaos in seinem Kopf, wild durcheinander rasende Gedanken die lauter und lauter wurden, du einem Kreischen anschwollen das nur er hören konnte und das dafür sorgte dass ihm schwindelig wurde und sein Herz zu rasen begann… Er konnte das Rauschen seines Blutes vernehmen, doch nicht Moms Worte, es war als schirmte ihn irgendetwas von den Eindrücken der Außenwelt ab, als wäre er gefangen in seinem eigenen Geist, eingesperrt mit wirren Gedanken, Wut, Verzweiflung und Furcht…

Sein Blick wurde unscharf, die Umgebung war nun nicht mehr als eine Ansammlung verschwommener Flecke. Er weinte, das war ihm irgendwo tief in seinem Unterbewusstsein klar, wobei er nicht sagen konnte ob nun seine Wut die Ursache für seine Tränen darstellte… oder seine Angst.

Die Angst davor, was das Vorhaben seiner Eltern bedeuten würde. Die Angst vor dem absolut Unbekannten.

Er sprang auf, ohne es wirklich zu bemerken. Seine Bewegungen waren wie ferngesteuert, als wäre er eine an Fäden hängende Marionette, und er der laute Aufprall seines Stuhls auf den Küchenfließen riss ihn aus seinem tranceartigen Zustand.

Seine Gedanken wichen in den Hintergrund, sein Blick wurde wieder klarer und er konnte die überraschten Gesichter seiner Eltern sehen, die ihn beide perplex anstarrten.

Über das, was er sagte jedoch, hatte er noch immer keinerlei Kontrolle.

„Ich will nicht nach Amerika! Das ist ein bescheuertes Land, und wenn ihr das wirklich macht, dann seid ihr die miesesten Eltern der Welt! Ich komm da bestimmt nicht mit! Da bleib ich lieber allein hier!“

Das war Schwachsinn, das wusste er selbst. Doch fiel ihm nichts anderes ein, was er in diesem Augenblick hätte sagen sollen. Gerne hätte er noch irgendetwas hinzugefügt, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, aber da waren wieder nur wirre Gedanken, aus denen sich nichts Sinnvolles herauskristallisierte…

Und so drehte Victor sich einfach um und rannte los. Raus aus der Küche, weg von seinen Eltern, die Treppe hoch und den Flur entlang, an dessen Ende er seine Zimmertür aufriss und diese hinter sich mit einem ohrenbetäubenden Knall wieder ins Schloss warf.

Ließ sich aufs Bett fallen und vergrub das Gesicht in seinem Kissen, während Wellen des Zitterns durch seinen Körper liefen die ihn heftig zum Zucken brachten.

Er fühlte sich grauenhaft. Im Stich gelassen. Hintergangen.

Allein.

Und hier, in den schützenden vier Wänden seines Zimmers, in denen niemand ihn sehen oder hören konnte, in denen er vollkommen ungestört war, erlaubte er sich endlich, zu weinen.

Eine halbe Stunde lang lag Victor einfach auf seinem Bett und starrte an die Decke.

Ein Teil von ihm hatte darauf gewartet, dass Mom oder Dad ihm nachkommen würden, um mit ihm zu reden, und ein anderer Teil hatte nichts mehr gehofft, als dass sie genau das nicht taten, dass sie ihn einfach alleine ließen.

Niemand war ihm nachgekommen.

Offensichtlich waren seine Eltern der Ansicht, dass es für den Moment das Beste wäre, ihn in Ruhe zu lassen, und damit hatten sie vermutlich recht. Denn es gab vermutlich nichts, was sie hätten sagen können, das nicht dazu geführt hätte, dass Victor sich erneut aufregte.

Also hatte Victor eine gute halbe Stunde lang einfach so dagelegen. Er hatte nicht die ganze Zeit geweint, seine Tränen waren nach etwas zehn Minuten versiegt, und das Gefühl von Wut und Angst war einer Leere gewichen die ihn vollkommen auszufüllen schien und sich alles andere als angenehm anfühlte.

Ein paar Mal hatte er Mittens vor der Tür maunzen gehört, offensichtlich verlangend, ins Zimmer gelassen zu werden, doch selbst die Anwesenheit der zierlichen schwarzen Katze, die er doch eigentlich so sehr liebte, wäre Victor in diesem Augenblick zu viel gewesen.

Er drehte sich auf die Seite, starrte in Richtung Fenster. Der Himmel draußen war dunkel und wolkenverhangen, es hatte den ganzen Tag über geregnet, bis zum Einbruch der Dämmerung. Einige Regentropfen klebten noch immer an der Scheibe, hinter der die Äste der alten Linde im Garten sanft im Wind hin und her wogten.

Ein Anblick, der ihm irgendwie verlockend erschien…

Im nächsten Augenblick war da die Stimme seines Vaters, die in Victors Kopf widerhallte als wäre sie mehr als ein bloßer Gedanke der Erinnerung: „Was soll das Theater? Hör auf so ein Drama zu machen!“ Instinktiv presste Victor die Hände auf die Ohren, aber selbstverständlich brachte das nicht das Geringste, denn sein Vater war nicht wirklich da; da war bloß seine Stimme…

Seit er sich auf sein Bett hatte fallen lassen waren immer wieder fetzen des vorangegangenen Gesprächs in Victors Kopf aufgetaucht. Deutlich wie von einem Tonband abgespielt, und jedes Wort hatte ihm erneut einen Stich versetzt…

„Du verstehst das doch, oder?“ Nein, tat er nicht.

„Du bist immer allein, du hast keine Freunde hier!“

„Es kann dir doch egal sein, wo wir wohnen!“

Das, und all die Dinge, die keiner von ihnen ausgesprochen hatte, von denen Victor sich jedoch beinahe sicher war, dass sie seinen Eltern während des Streits durch den Kopf gegangen waren:

„Wieso musst du immer so stur sein?“

„Warum machst du immer so viel Ärger?“

„Wieso kannst du nicht einfach so unkompliziert sein wie Andrej es war?“

An dieser Stelle schrie Victor auf. Wie von einem elektrischen Schlag getroffen sprang er aus dem Bett und stürzte quer durch den Raum, zu der gegenüberliegenden Wand die voll war mit Postern von Planeten und Raumsonden, für die er im Moment jedoch keinen Blick übrig hatte.

„Ich bin nun mal nicht Andrej!“, fauchte er, mit vom Weinen heiser gewordener Stimme.

Dann schlug er zu.

Die erneut in ihm aufgestiegene Anspannung entlud sich nun in mehreren festen Schlägen mit der flachen Hand gegen die Wand. Es war eine unterbewusste Handlung, die Victor nicht wirklich zu steuern zu vermochte, und sie schien in diesem Augenblick das Einzige zu sein was ihm dabei helfen konnte, sich ein wenig zu beruhigen.

Er spürte den Schmerz kaum, da war bloß ein dumpfes Pochen wenn seine Hände gegen die Tapete prallten, und nach etwa einer halben Minute hielt Victor mitten in der Bewegung inne und starrte benommen geradeaus.

Sein Herz schlug unnatürlich schnell, und jeder Muskel seines Körpers schien angespannt zu sein. Er keuchte als habe er grade einen Marathonlauf hinter sich gebracht, und genau so fühlte er sich auch: erschöpft und ausgelaugt, vollkommen am Ende…

Dann wich mit einem Schlag sämtliche Spannung aus seinem Körper, seine Beine knickten unter ihm weg. Es gelang ihm noch, seinen Sturz mit seinen ausgestreckten Händen abzufangen und so zumindest zu verhindern, dass er mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug, und in dieser zusammengekauerten Haltung verharrte er, während ihm erneut einzelne Tränen übers Gesicht liefen.

Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal derart elend gefühlt hatte. Da war noch immer Wut in ihm, doch mittlerweile richtete diese sich kaum mehr gegen seine Eltern und die von ihnen getroffene Entscheidung des Umzuges. Sondern primär gegen sich selbst.

Die Worte, die sie nicht ausgesprochen, aber nach Victors Überzeugung doch ganz sicher gedacht hatten hallten in seinem Kopf wider; diese Vorwürfe, das Unverständnis.

Die Enttäuschung, die er mit seinem Verhalten doch so wahrscheinlich in ihnen auslösen musste.

„Tut mir leid…“, murmelte er heiser in die Stille des Raumes hinein, bevor er seine Augen schloss. „Tut mir leid, dass ich nicht wie Andrej bin.“

Wieso ihn der Gedanke an seinen Bruder an diesem Abend so präsent begleitete wusste er nicht. Normalerweise dachte er bloß äußerst selten an ihn, was wahrscheinlich ebenfalls der Tatsache geschuldet war, dass er keine wirkliche Bindung zu ihm besessen hatte.

Doch seit diesem Streit hatte die Erinnerung an ihn sich in Victors Verstand festgesetzt, wie ein Parasit der von seinem Wirt zehrte und ihn langsam aber sicher wahnsinnig machte.

Andrej hätte kein so großes Problem mit einem Umzug gehabt. Hätte sich wahrscheinlich sogar darüber gefreut, denn irgendwie hatte er sich immer über absolut alles gefreut. Selbst wenn man ihn einfach nur angesehen hatte hatte er angefangen zu lachen und zu verstehen gegeben, dass er gerne auf den Arm genommen werden wollte - etwas, das Victor schon solange er denken konnte absolut unerträglich fand.

Ja. Andrej hätte nicht so ein Theater gemacht.

„Ich bin aber nun mal nicht Andrej…“, wiederholte Victor leise, so als müsse er sich selbst von diesen Worten überzeugen. Er richtete sich auf, blickte sich um. Sein Körper fühlte sich schlapp und ein wenig taub an, so als habe er mit den blinden Schlägen gegen die Wand all seine Energie verbraucht.

Er schwankte, als er aufstand, und kurz befürchtete er, dass er auf der Stelle wieder zusammenbrechen würde.

Nachdem sein Kreislauf sich wieder beruhigt hatte ging Victor hinüber zum Fenster und starrte nach draußen. Am Horizont zeichnete sich die Silhouette des Waldes in tiefstem Schwarz gegen den dunkelgrauen Himmel ab, an dem bloß einige wenige letzte Sonnenstrahlen noch das Ende der Abenddämmerung verkündeten. Der Wind schien ein wenig stärker geworden zu sein, betrachtete man die Äste der Linde, doch es hatte noch nicht wieder zu regnen begonnen, und während er so dastand und in Richtung des Waldes blickte begannen Victors Gedanken wieder zu rasen.

Ein weiteres Mal stürzten alle Eindrücke des heutigen Abends auf ihn ein. Es war nicht so heftig wie zu vor, dieses Mal fühlte er sich nicht wie betäubt, aber dennoch hilflos und unfähig, mit all diesen Dingen umzugehen.

Da war das Bild von gepackten Umzugskartons, das in seinem Kopf aufblitzte. Von einem großen Lastwagen in den all ihre Möbel geladen wurden… wobei, würden sie die Einrichtung aus diesem Haus überhaupt mitnehmen? Victor mochte nicht sonderlich gut in Geographie sein, doch dass sie, um nach Amerika zu kommen, das Meer würden überqueren müssen, war ihm durchaus klar. In einem Flugzeug konnten sie doch kaum ihr ganzes Inventar mitnehmen, oder?

Nein, wahrscheinlich würden sie dort drüben alles neu anschaffen. Es wäre nicht bloß eine neue Umgebung, nein, es würde auch im Haus selbst absolut alles anders aussehen; andere Möbel, andere Tapeten… Und wieder spürte Victor die Panik in sich aufsteigen.

Ein Neuanfang. Weit weg. Alles neu.

Als hätte jemand all die Dinge, die Victor am meisten Angst machen, zusammengefasst und seinen Eltern eine Idee eingepflanzt die sie alle beinhaltete.

Natürlich, er wusste nicht, wie dieser Umzug am Ende wirklich ablaufen würde, ob seine Befürchtungen nicht vielleicht übertrieben waren, aber verdammt, er wollte es auch nicht herausfinden! Er wollte einfach auf keinen Fall nach Amerika!

Die Panik raubte ihm den Atem. Victor hatte das Gefühl, dass kein Sauerstoff mehr seine Lunge erreichte, als könne sein Körper die Luft nicht entsprechend verarbeiten. Die Wände seines Zimmers schienen ihn mit einem Mal zu erdrücken. Es war eng, zu eng; die Wände und dazu die Gedanken, das alles schien ihn gleichermaßen zu zerquetschen, ihm das Gefühl zu geben zu ersticken…

Er musste weg. Raus. Egal wohin, einfach bloß raus, wo es Luft gab, wo er atmen konnte!

Der Weg hinüber zum Fenster erschien ihm unendlich weit, und derart anstrengend, als kämpfe er sich durch Morast oder Treibsand anstatt einfach bloß über den Teppich seines Zimmers zu laufen. Es war schwierig, das Fenster zu öffnen, denn noch immer war sein Blick verschwommen, doch als es ihm schließlich gelungen war und ihm die kühle Abendluft entgegenschlug fühlte Victor sich auf der Stelle ein wenig besser.

Noch nicht gut, nein. Solange er hier war, würden seine Gedanken nicht aufhören zu rasen, und nicht einer von ihnen würde klar sein, alles bloß ein wirres Gemisch erdrückender Selbstvorwürfe und Vorstellungen.

Mit nun ein wenig klarerem Blick kletterte Victor auf die Fensterbank und beugte sich ein Stückchen vor.

Es war nicht das erste Mal, dass er sich in einer solchen Situation befand.

Es kam immer mal wieder vor, dass ihm alles zu viel wurde, wenn seine Eltern sich stritten beispielsweise, oder wenn seine Mutter einfach nicht aufhörte ihn dazu bewegen zu wollen, mit den Kindern ihrer zu Besuch gekommenen Freundinnen zu spielen. Wenn so etwas geschah, dann ertrug Victor es einfach nicht, in seinem Zimmer zu sein. Und deshalb wusste er auch ganz genau, dass der Ast der Linde, der fast bist zu seinem Fenster heranreichte, bei weitem nicht so instabil war wie er anmutete.

Auch heute trug er Victors Gewicht ohne dabei großartig nachzugeben. Das Holz war nass vom vorangegangenen Regen, und einen Augenblick lang kam Victor ins Straucheln, doch er schaffte es ohne große Schwierigkeiten an einem weiteren Ast festzuhalten und so sein Gleichgewicht wiederherzustellen.

Kurz hielt er inne. Blickte zurück zur Hauswand, lauschte. Sah dann nach unten.

Aus dem unter ihm liegenden Wohnzimmerfenster drang kein Licht, was ihn nicht überraschte - wahrscheinlich saßen seine Eltern noch immer in der Küche, über das so schlecht verlaufene Gespräch reflektierend.

Das war gut. Von dort aus würden sie ihn nicht sehen können. Wenn seine Mutter mitbekam, was er hier tat, würde sie sehr wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen…

Der Weg nach unten barg für Victor keinerlei Schwierigkeiten. Wahrscheinlich hätte er ihn auch blind meistern können, so vertraut war ihm jeder Ast, jede Vertiefung im Stamm.

Unten angekommen wischte er seine dreckigen Hände an seinem Pullover ab, dann wandte er sich in Richtung des Waldes.

Das Waldstück begann unmittelbar hinter dem Zaun, der den Garten begrenzte, und nach einem schnellen weiteren Blick über die Schulter lief Victor darauf zu, dabei darauf gedacht, keinerlei unnötige Geräusche zu verursachen. Das mochte paranoid sein, doch er hatte nicht das geringste Interesse daran, dass seine Eltern ihn bei seinem Vorhaben erwischten und er sich ein weiteres Streitgespräch an diesem Abend anhören durfte.

Und so war Victor auch äußerst vorsichtig, als er die beiden morschen Bretter des Zaunes beiseite schob, sich durch die entstandene Öffnung zwängte, und die Bretter hinter sich langsam wieder an ihren vorgesehenen Platz gleiten ließ.

All das ging beinahe vollkommen lautlos vonstatten.

Und nun, in der beinahe vollkommenen Dunkelheit des Waldes, die die meisten anderen Leute, insbesondere Kinder, wohl als ausgesprochen bedrohlich und unheimlich empfunden hätten, schaffte Victor es endlich, sich zu entspannen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Drachenprinz
2020-05-03T20:41:24+00:00 03.05.2020 22:41
Oh Mann... Wie Victor mich schon wieder an mich selbst erinnert mit seinen Gedanken. xD Seine Gedanken sind aber auch für einen Sechsjährigen echt schon ziemlich... komplex? Tiefgehend? Zum Beispiel dass er schon überlegt, dass seine Eltern jetzt nicht nach ihm gucken kommen, weil sie vermutlich eh nichts sagen können, dass ihm irgendwie helfen würde. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich selbst in so einer Situation, mit 26 Jahren, wohlgemerkt, sowas denken würde oder nicht einfach nur irrational frustriert wäre, dass keiner nach mir sieht. :'D Aber ich will nicht abstreiten, dass manche kleine Kinder vielleicht tatsächlich schon so denken und fühlen? Victor ist ja auch durchaus recht speziell!
Aber dass die Eltern ihm vorwerfen würden, nicht so wie Andrej zu sein, glaub ich ja eher nicht, ich mein, Andrej war doch erst anderthalb. xD Wer weiß, ob der mit sechs nicht genauso 'stur' und 'kompliziert' geworden wär? Aber gut, wenn sein Bruder von Grund auf so eine Frohnatur war und Victor dagegen schon immer ansatzweise so, wie er jetzt ist, versteh ich seine Angst, auch wenn ich trotzdem nicht glaube (oder hoffe), dass seine Eltern Andrej lieber hatten als ihn. ;-;

Dass Victor, wenn er zu angespannt ist, durch sein Fenster flüchtet, kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Ich hätte dafür zwar wohl zu viel Höhenangst gehabt, aber an sich wünsche ich mir auch oft, einfach irgendwohin abzuhauen, um den Kopf freier zu kriegen. ._. So einen Wald hätte ich als Kind wahrscheinlich gleichzeitig faszinierend, schön und unheimlich gefunden. Also, unheimlich wohl nur im Dunkeln, bei genug Tageslicht vermutlich nicht. Und wenn wer anders bei mir gewesen wäre, hätte ich's auch bei Nacht nicht unheimlich gefunden, aber naja, so ganz alleine in einem dunklen Wald... Ganz wohl dabei fühlen würd ich mich nicht. XD Klingt ja auf jeden Fall schon mal nach einer guten Voraussetzung für Horror! Bin sehr gespannt, was als nächstes passiert. :D
Antwort von:  ReptarCrane
03.05.2020 22:48
In meinem Praktikum hab ich Kinder dieser tiefgründige und komplexe Dinge sagen hören, da wundert mich gar nichts mehr xD und ja, Victor ist eben speziell!
Aber wenn's um seinen Bruder geht sind seine Gedanken da schon eher irrational, weil wie du schon sagtest der war erst anderthalb- trotzdem hatte Victor immer das Gefühl dass seine Eltern mit Andrej mehr anfangen könnten als mit ihm :'D

Jaaa die Höhenangst... NOCH hat Victor die ja nicht! xD
Antwort von:  Drachenprinz
03.05.2020 22:51
Oh, krass. :o Ja, manchmal sind Kinder schon beeindruckend!
Und ich kann das sehr gut verstehen, meine Empfindungen sind ja auch oft sehr irrational. x'D Mit sechs war ich zwar noch nicht so, aber ja!

Ach ja, Victor hat ja auch Höhenangst! Dann erfährt man in dieser Story vielleicht, wo die herkommt...? :D
Antwort von:  ReptarCrane
03.05.2020 22:55
Mein Soulmate war ja das 5 jährige Kind das meinte "ich mag keine Menschen " xD

Ja das wird man in der Tat in dieser Story erfahren! xD
Antwort von:  Drachenprinz
03.05.2020 22:57
Oh Gott, das ist herrlich, ich will dieses Kind kennenlernen. X'DDD Toll, wenn man so früh schon feststellt, dass Menschen doof sind!!
Von:  Drachenprinz
2020-04-29T21:41:45+00:00 29.04.2020 23:41
Oh, sehr interessant, mal einen Einblick in diese frühe Kindheit von Victor zu bekommen, als seine Mutter noch gelebt hat! Dieses Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt und die Stimmung angespannt ist, kenn ich auch. x'D Und dann keinen Appetit zu haben, obwohl man eigentlich echt Bock auf das Essen hätte... ich kann mitfühlen!
Was sind denn Golubtsi? °-°

Aww, Mann, ich find das irgendwie so süß, wie Victor sich sofort, ohne zu wissen, worum es geht, darüber aufregt, dass seine Eltern etwas hinter seinem Rücken besprechen und er mit seinen sechs Jahren nicht wie ein Kind behandelt werden will. xD Ich meine, ich versteh das sehr gut! Irgendwie finde ich die Art, wie er denkt, für einen Sechsjährigen ja auch schon ziemlich reif. Und ich kann immer mehr mitfühlen, gerade das Thema Umzug war für mich ja auch schon immer ein echtes Problem. Ich brauche meine gewohnte Umgebung so, und dann da rausgerissen zu werden... jaaa, Victor, I feel you!
Dass er beim Tod seines anderthalb-jährigen Bruders nichts empfunden hat, versteh ich, ehrlich gesagt, auch... Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich da was empfinden könnte bei so einem kleinen Kind, mit dem man ja auch noch gar nicht wirklich reden kann und so. Dazu könnte ich irgendwie auch keine Verbindung aufbauen. Jetzt kling ich wieder voll scheiße. x'D Ich mein, ja, mit 'nem Hund kann man auch nicht reden, aber einen Hund find ich wenigstens süß und kann irgendwie anders mit ihm kommunizieren und... ja! Keine Ahnung, ich kann mit so kleinen Kindern halt nichts anfangen. :'DD

Boah, aber das ist schon echt krass, gleich in ein anderes Land zu ziehen. Und dass der Vater auch noch nicht mal Verständnis dafür hat, wie scheiße das für Victor ist! ;-; Bei dem ersten Umzug, den ich bewusst mitbekommen hab, hatte ich auch keine Freunde und wollte trotzdem nicht aus der Wohnung weg, und wir sind nur ein paar Blocks von da weggezogen. :'D Bei einem anderen Land kommt ja auch nochmal hinzu, dass man sich erst mal zurechtfinden muss, mit der Sprache und allem... Mann, Owen!! Mehr Empathie!!!

Okay, bin durch mit dem Kapitel und mir tut Victor einfach total leid. ;____; Ich hätte genauso reagiert. Und sein Argument "Das ist ein bescheuertes Land" ist ja auch durchaus irgendwo berechtigt. x'D
Auf jeden Fall find ich es schön, noch mehr über Victor und seine Vergangenheit zu erfahren und bin gespannt, wie es weitergeht. ^-^
Antwort von:  ReptarCrane
29.04.2020 23:53
Golubtsi sind einfach russische Kohlroladen xD

Jaaa Victor war als Kind aber auch schon ziemlich stur xD
Und ich hätte es als Kind sicher auch nicht toll gefunden, umzuziehen :‘D
Und ja, Victor hat es ja eh schon nicht so mit anderen Menschen, und anderthalb Jahre sind da echt nicht viel um zu jemandem ne große Bindung aufzubauen. Aber sein Bruder wird in der Story auch noch weiter thematisiert

Seine Eltern haben immer mal wieder drüber gesprochen dass sie eigentlich gern in den USA leben würden und das hat Victor auch schon öfters mal mitbekommen, aber bisher war das halt nie so wirklich ernst. Darum wurde Aviation halt auch von Anfang an zweisprachig erzogen damit er eben im Fall eines Umzugs die Sprache zumindest schon mal kann.
Und ja - die Empathie hat Victor definitiv von seinem Vater xDD

Das mit dem „beacheuertsten Land der Welt“ fand ich persönlich ja auch super xD
Freut mich auf jeden Fall dass es dir mal wieder gefallen hat, ich hatte auch echt Spaß am Schreiben - auch wenn es etwas herausfordernd ist weil ich noch nie was mit einem so jungen Protagonisten geschrieben habe xD
Antwort von:  Drachenprinz
30.04.2020 00:10
Oh, ach so. XD Ich dachte, das wär vielleicht irgendeine Beilage gewesen oder so. xD

Ich kann Victor sehr gut verstehen. :'D Also, naja, in anderthalb Jahren kann ich an sich schon seine sehr große Bindung zu jemandem aufbauen - länger als das kennen wir uns ja auch noch nicht! Aber wenn es sich dabei um ein Kind handelt, dass erst seit anderthalb Jahren lebt, ist das echt was anderes. °-°

Na gut, wenn er die Sprache schon ganz gut kann, ist es ETWAS weniger dramatisch, aber trotzdem! xD

Und dass das herausfordernd ist, einen Sechsjährigen zu schreiben, kann ich mir gut vorstellen, das ist ja wirklich noch sehr klein. Der jüngste Protagonist, den ich geschrieben hab, war, glaub ich, acht - das ist mir aber ziemlich leicht gefallen, von der ganzen Art her irgendwie! Ich find Victor auf jeden Fall bisher gut und sehr nachvollziehbar rübergebracht! :D


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