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On Wings Of Light

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Vorwort zu diesem Kapitel:
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An die Arbeit

„Das... das kann doch nicht sein!“, meinte Atemu vollkommen fassungslos und sah seine Freunde und seinen kleinen Bruder an. „Im Smaragdwald? Direkt bei uns? Das Buch der schwarzen Träne soll die ganze Zeit in unserer Nähe gewesen sein und wir haben es nicht gemerkt? Es ist doch eine Quelle wahrscheinlich ungeheurer schwarzer Magie, das erzeugt normalerweise Auswirkungen in der Umgebung!“ Seto hätte genauso am allerwenigsten mit einem so nahen Ort gerechnet. Er runzelte die Stirn und sagte nachdenkend: „Könnte es sein, dass das Buch durch einen Zauber abgeschirmt ist? Sodass man diese Auswirkungen nicht wahrnehmen kann?“, fragte er. „Da hast du Recht“, sagte Atemu, der daran nicht gedacht hatte. Erneut verspürte er Bewunderung. Seto wusste kaum einen Tag etwas über die Wächter und er überblickte sofort die Zusammenhänge. Doch das dachte Atemu nur kurz, danach musste er seine Überlegungen wieder auf die Situation richten. „Dann müsste der allerdings ziemlich stark sein. Und auch die sollte man spüren können, zumindest die sehr sensitiven Wächter, und davon haben mit Sicherheit schon einige den Smaragdwald betreten. Er ist schon lange unsere Zuflucht“, fügte er hinzu. Seto nickte verstehend. „Dann kennt ihr ihn bestimmt auch in- und auswendig“, meinte er grübelnd. Yugi und Atemu nickten beide. Sie waren als Kinder so oft dort gewesen und hatten alles erkundet, und auch die Erwachsenen kannten ihn schon ihr Leben lang.

 

Es war Yugi, dem auffiel, was die anderen über dieser verblüffenden Entdeckung übersehen hatten. „Moment mal – wir hatten doch Recht!“, sagte er aufgeregt. Die anderen sahen überrascht und verwirrt an. Doch Mokuba begriff als erstes, was Yugi dachte. „Stimmt!“, sagte er, nicht minder begeistert. Während sich die immer noch leicht irritierten Blicke der beiden Größeren ihm zuwanden, sagte er: „Atemu ist doch derjenige, der eine Verbindung zu dem Buch hat!“ Setos Blick ging daraufhin erkennend und stolz zu Atemu. Der jedoch sah leicht verstört aus, als ihm die Bedeutung des erfolgreichen Rituals bewusst wurde.

 

Seto hingegen war aus irgendeinem Grund nicht überrascht. Er lächelte leise. Er bewunderte Atemu. Aber er machte sich auch Sorgen. Er hatte Angst, was diese Prophezeiung für Atemu vorgesehen hatte.

 

Atemu sah nun direkt Seto an und sagte: „Das... verstehe ich nicht. Das... kann doch nicht sein...“ Seine Stimme wurde dabei leiser und erstarb. Er hatte die Stirn gerunzelt und sah fast schon hilfesuchend aus. Als sollte ihm jemand sagen, dass das nur ein Scherz war. Seto musste fast grinsen. Und gleichzeitig bemerkte er mit einem leichten Herzpoltern, wie süß Atemu mit diesem Gesichtsausdruck aussah. Ein Stich durchfuhr ihn. Wie groß war die Chance, dass Atemu seine Gefühle verstand? Dass er ihn nicht deswegen hasste? Dass er sie sogar ansatzweise erwiderte?

 

Er schob den Gedanken beiseite, denn er merkte, dass sowohl Mokuba als auch Yugi Atemu voller Erwartung anstarrten. Er hatte erst gestern selber erlebt, dass man etwas Zeit braucht, um solch einen Hammer zu verdauen. Deswegen lenkte er vom Thema ab. „So oder so, wir sollten das Buch suchen. Damit wir zumindest wissen, wo genau es ist. Und wie gut es geschützt ist. Was wir dann damit machen, können wir immer noch entscheiden. Denn wenn wir nicht wissen, wie wir es aus seinem Versteck holen, ohne Bakura sofort auf die Fährte des Buches zu locken, wäre es vernünftig, das erst einmal herauszufinden. Es könnte unsere einzige Chance gegen Bakura sein, also worauf warten wir noch? Wir sollten es finden.“ Bei diesen Worten richteten sich sowohl die Blicke als auch Gedanken wieder ihm und dem Buch zu, weshalb Atemu ihm einen dankbaren Blick zuwarf. Atemu war sich zwar nicht sicher, aber er vermutete doch, dass Seto die Diskussion wieder darauf gelenkt hatte, um ihm zu helfen. Also nahm er die Hilfestellung an und sagte: „Du hast Recht. Wir können sofort los, wenn du willst.“ Er stand auf. Seto folgte seinem Beispiel. Yugi sagte: „Mokuba und ich warten hier, bis Opa wieder zurück ist, denke ich. Das sollte nicht mehr lange dauern.“ Salomon war in das Büro eines Kollegen gefahren, um sich dort mit ihm und anderen Teilnehmern ihrer letzten Ausgrabung über ihre Ergebnisse zu unterhalten. „Dann erzählen wir ihm, was wir entdeckt haben. Er weiß bestimmt, was wir tun sollten. Und wir müssen auch den anderen Bescheid geben, was wir herausgefunden haben“, meinte er und grinste dabei. „Sie werden es uns nie im Leben glauben.“

 

Also machten sie es so. In der Zeit, in der Mokuba und Yugi warteten, wollten sie sich noch ein wenig in der Bibliothek umschauen, ob sie vielleicht doch noch etwas über das Buch herausfinden konnten, was sie bisher übersehen hatten. Atemu und Seto machten sich auf den Weg in den nah liegenden Wald.

 

Seto zeigte es natürlich nicht, aber er war froh. So hatte er eine Gelegenheit, alleine mit Atemu zu sprechen. Er konnte durchaus verstehen, dass Moki und Yugi nichts hatten verpassen wollen und machte ihnen auch keinen Vorwurf, dass sie bis eben dabei waren. Dazu hatte er kein Recht. Aber er hatte sich darauf gefreut, alleine mit Atemu zu sein, um... ja, um was? Er würde gerne Atemu sagen, was er empfand. Er war jemand, der, wenn er ihm klar wurde, was er fühlte, sich das auch eingestand und nicht versuchte, das vor sich selbst zu leugnen. In diesem Fall konnte er es auch gar nicht, aber vor allem wollte er es in diesem Fall nicht. Aber er wusste nicht, was er sagen sollte. Der Violettäugige wirkte auch etwas angespannt, wie er merkte.

 

Atemu wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Nun, da sie beide allein waren, konnte er sich nicht mehr verstecken. Aber er musste versuchen, Seto davon abzubringen, dieser ganzen Sache weiter nachzugehen, und das hieß, dass er abweisend sein musste. Nur brachte er das nicht übers Herz, auch, wenn er wusste, dass das egoistisch war. Er wollte nicht, dass Seto ihn nachher hasste. Und er wollte auch nicht, dass Seto sich vor den Kopf gestoßen fühlte. Dabei wäre es besser, wenn Seto ihn hassen würde. Dann würde er wahrscheinlich nichts mit den Wächtern zu tun haben.

 

Sowieso versuchte er krampfhaft, einen Weg zu finden, wie er seinen Fehler wieder gut machen konnte. Er war so ein Idiot! Vor lauter Entsetzen über die Erkenntnis, dass er den Suchzauber hatte durchführen können, hatte er nur daran gedacht, wie das wahr sein konnte, und war so dankbar gewesen, als Seto das Gespräch auf das Buch gelenkt hatte, dass er sofort zugestimmt hatte, es zu suchen. Es war ja auch das einzig logische, was sie als nächstes tun konnten, vor allem waren sie alle neugierig, wo es genau war.  Aber dadurch hatte er Seto genau da hinein geschubst, worein er ihn eigentlich nicht hatte schubsen wollen: Seto kam dadurch in die unmittelbare Nähe eines Gegenstandes, der für Bakura sicher einigen Wert hatte. Wie sollte er Seto nun wieder davon abbringen, das Buch zu suchen? Oder, nachdem sie es gefunden hatten, wie sollte er es schaffen, dass Seto sich nicht weiter mit dem Buch beschäftigte? Er machte sich schwere Vorwürfe. Was nützte sein Entschluss, wenn er so sehr mit sich selbst beschäftigt war, dass er nicht merkte, dass er Seto in Gefahr brachte?

 

„Wenn du willst, kann ich das Buch auch erstmal alleine suchen. Es dauert bestimmt, bis ich den ganzen Wald abgesucht habe. Das ist doch langweilig. Und wenn ich es finde, unternehme ich ja sowieso nichts ohne eure Zustimmung. Ich sage euch also sofort Bescheid. In der Zeit kannst du ja schon mal etwas anderes machen“, unternahm Atemu einen, selbst in seinen Ohren, lahmen Versuch.

 

Seto blieb stehen und sah ihn an, als ob er ihm vorgeschlagen hätte, ein Einhorn zu suchen: Als würde er gerade entweder in Betracht ziehen, dass Atemu den Verstand verloren hätte, oder überlegen, ob Atemu über etwas ganz anderes gesprochen haben könnte.  Er sah ihm prüfend und etwas zweifelnd in die Augen, doch als Atemu seinem Blick unverändert standhielt und nichts anderes sagte, fragte er ungläubig: „Ist das dein Ernst? Wieso das denn? Natürlich komme ich mit!“ Atemu biss sich auf die Lippe, was Setos Verwirrung nur noch steigerte. Wieso sagte Atemu das? Meinte er das wirklich ernst? Das machte doch keinen Sinn – und dass er das nur sagte, um Seto loszuwerden, glaubte er nicht. Dann sähe Atemu doch nicht so besorgt aus und überhaupt – er kannte Atemu gut genug, um zu wissen, dass er das niemals tun würde, selbst, wenn er wirklich so dachte.

 

„Es tut mir leid“, sagte Atemu leise, denn er sah unter Setos verständnislosem Gesichtsausdruck auch ein wenig Verstimmtheit. „Es – es ist... ach, egal“, murmelte er, dann wandte er sich ab und ging wieder in Richtung Wald. Er war sauer auf sich selbst. Jetzt hatte er Seto doch verletzt und das tat ihm weh, aber es gab kaum einen anderen Weg. Was sollte er denn tun?

 

Ihm war nichts wichtiger, als dass Seto sicher war.

 

Als Atemu sich abwandte, wurde Seto klar, dass der Jüngere das nicht gesagt hatte, um ihn loszuwerden (wie er sich auch schon gedacht hatte), sondern weil ihn etwas beschäftigte. Irgendetwas schien Atemu große Sorgen zu bereiten, er schien an etwas zu arbeiten. Aber was? Sofort war der leichte Stich über dessen Worte verschwunden. Setos Gehirn lief sofort rückwärts, suchte, über was Atemu nachdenken konnte, was ihm Sorgen bereitete. Hatte er etwas übersehen? Etwas, das mit dem Buch zusammenhing? Oder etwas über Bakura? Nein, er war sich ziemlich sicher, dass ihm nichts entgangen war, zumindest nichts, was so schnell hätte auftreten können. Atemu hatte eben, bevor sie das Suchritual durchgeführt hatten, etwas verschlossen gewirkt, aber mehr nicht. Erst, seit sie aufgebrochen waren, verstärkte sich diese Anspannung. Und in dieser Zeit war nichts passiert, was er nicht mitbekommen hätte.

 

Hm. Gedanken konnte Seto nicht lesen, also kam er hier nicht weiter. Trotzdem verfolgten sie beide ihre eigenen Gedanken, bis sie an den Waldrand kamen. Seto kam zu dem Schluss, dass er nichts anderes als beobachten konnte. Er war entschlossen, herauszufinden, was los war, aber das würde er wohl erst abwarten müssen. Also durchbrach er die unangenehme Stille und fragte stattdessen: „Wieso ist der Wald eigentlich der Treffpunkt der Wächter?“

 

Atemu war froh, dass Seto etwas sagte. War er ihm nicht böse? Schnell antwortete er: „Der Smaragdwald ist einer der wenigen Knotenpunkte elementarer Energie.“ Seto zog fragend eine Augenbraue hoch. „Die Energien der Elemente fließen natürlich durch die ganze Welt, aber es gibt Stellen, an denen sich diese Energie bündelt, sozusagen Knotenpunkte. Da die Energie entsprechend dort stärker ist, ist es für die Wächter leichter, sie zu nutzen, und ihre Zauber werden durch die Energie verstärkt. Es gibt nicht so viele Knotenpunkte, vielleicht zwanzig auf der ganzen Welt. Der Smaragdwald ist einer mit der höchsten Konzentration und da er in der Region liegt, die sich meisten Wächter als ihren Wohnort aussuchen, bietet es sich an, ihn als Zufluchtsort für die Wächter auszuwählen. Schutzzauber werden nämlich auch verstärkt und eine Verteidigung des Ortes fällt dadurch auch leichter. Es ist ein großes Glück, dass wir ihn haben“, fuhr Atemu mit seiner Erklärung fort. Seto nickte, während sie den Wald betraten und begannen, den festgestampften Weg entlangzugehen.

 

„Wohin genau gehen wir denn jetzt?“, wollte Seto wissen, doch Atemu zog die Schultern hoch. „Keine Ahnung. Das Buch könnte im ganzen Wald sein.“ „Dann sollten wir dahin gehen, wo wir noch nicht oft gewesen sind“, schlug Seto vor. Atemu war einverstanden. An den Orten, an denen sie sowieso schon hundertmal gewesen waren, war es unwahrscheinlicher, dass ihnen etwas entgangen war, was sie jetzt finden könnten. Also bogen sie nach kurzer Zeit auf einen wenig begangenen Pfad ein.



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