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Das Volk unter DER BLUME

von

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Rückblick

Sie haben keine andere Wahl, als die Höhle zu betreten.

Die schmale Rinne, auf der sie sich vorwärts bewegt haben, ist zu Ende. Über ihnen ist die Rinde glatt und steil, sie hängt sogar ein wenig über. Es bliebe ihnen nur der Weg zurück und zurück wollen sie nicht.

Also setzen sie vorsichtig ihre Füße voreinander und schauen sich ein wenig unwohl um.
 

In der Höhle ist es dämmerig, aber nicht völlig dunkel. Das Licht dringt durch die Pflanzenstruktur und taucht das innere in ein diffuses Licht. Dämmerung sind sie gewohnt, sie haben ihr ganzes Leben darin verbracht.

Das ängstigt sie nicht. Viel beunruhigender ist es, wie die Höhlenwände aussehen. Sie scheinen nicht natürlich gewachsen zu sein. Vielmehr machen sie den Eindruck, als wären sie von irgendetwas aus der Pflanze herausge...nagt worden. Mit Zähnen? Klauen? Scheren? Jedenfalls irgendetwas in der Art. Und das macht ihnen kein sonderlich gutes Gefühl.
 

Und was, wenn die Höhle irgendwann endet? Sie wollen weiterkommen, nach oben, klettern, aufsteigen, erklimmen ... aber was, wenn die Höhle nach unten führt? Oder abrupt in einem blinden Gang endet?

Letzen Endes bleibt ihnen nichts anderes, als es herauszufinden.
 

Jak, der vorangeht, rutscht plötzlich aus und schlägt der Länge nach hin.

„Autsch! Verdammt!“

Die anderen beiden eilen zu ihm.

„Was ist los?“

„Mist“, sagt Jak und hält sich das Knie. „Da war irgendwas schleimiges auf dem Boden.“

Sie schauen sich das Ganze an. Es sieht tatsächlich aus wie … Schneckenschleim, na, nicht ganz, ein bisschen fester ... auf jeden Fall ziemlich eklig.

„Was ist das?“, fragt Fro mit beinahe angehaltenem Atem.

Lix schüttelt den Kopf.

„Keine Ahnung.“
 

„Ich ... weiß nicht, ob wir wirklich weitergehen sollten ... ich glaube ... lasst uns besser umkehren.“

Fro zittert. Er ist mehr als besorgt.

Die anderen beiden zögern.

Doch dann wird ihnen die Entscheidung abgenommen. Aus der Richtung, aus der sie kommen, ertönen seltsame Geräusche.

„Scheiße, da ist irgendetwas. Was ist das?“ Fro ist kurz davor hysterisch zu werden. Fro, dem es sonst nie an Mut fehlt. Aber er ist im Moment einfach besonders dünnhäutig, kein Wunder, das war ja alles auch ein bisschen viel.

Jak schüttelt ihn.

„Komm zu dir, Fro, die Dramaqueen zu spielen ist meine Rolle!“, schnauzt er den Freund an.

Das scheint zuwirken.

Fro muss lachen.

Jak grinst ihn schief an, Lix auch.

„Sorry“, sagt Fro, „Ihr habt Recht. Lasst uns einfach weiter gehen und dafür sorgen, dass das, was da hinter uns ist, uns nicht einholt.“
 

Also gehen sie weiter. Jedes Geräusch macht sie nervös. Eine Art Rascheln, ein Schnaufen, ein Klopfen. Es ist einfach unheimlich.

Und dann diese Spuren an den Wänden.

Sie finden weitere Schleimpfützen.

Aber zurück ... nein, den Gedanken haben sie alle drei verworfen, sie wollen gar nicht wissen, was da diese Geräusche verursacht.
 

Sie kommen um eine Biegung, als Lix, der stämmigste von ihnen, sagt:

„Leute, ich brauche ne Pause, ich muss mal verschnaufen.“

Also ruhen sie sich einen Augenblick aus. Knabbern ein paar Moosfladen, trinken ein bisschen Wasser und hängen ihren Gedanken nach.
 

„Hört mal, ihr beiden“, sagt Fro.

„Ich habe keine Ahnung, ob wir das hier überstehen werden. Aber ihr müsst mir was versprechen.“

Die beiden sehen ihn fragend an.

„ Egal, was passiert. Der von uns, der überlebt, muss weiter machen. Und wenn es nur einer von uns schafft. Er muss weitermachen. Okay?“
 

Jak schnaubt. „Mann Fro, wieso bist du denn auf einmal so Scheiße pathetisch?“

„Es ist mir wichtig, Jak. Ich will nicht, dass alles, was bisher passiert ist, umsonst passiert ist.“

„Okay.“ Jak nickt. Lix auch.

„Was meint ihr“, sagt Fro leise, „Ob wir sie wohl finden werden?“

„Du meinst das Volk auf DER BLUME?“, fragt Jak. „Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht mal sicher, ob es sie überhaupt gibt.“

Sie schweigen.

„Aber wenn es sie gibt“, sagt Fro, „würde ich gerne wissen, wie sie sind. Ob es ihnen besser geht als unserem Volk. Ob sie frei sind von Unterdrückung?“

Wieder schweigen sie. Sie kennen die Antworten nicht, nur die Hoffnung und die alten Erzählungen.

„Es kann ja nur besser als bei uns sein“, sagte Jak verbittert. „Wie verzweifelt, wie kaputt müssen die Herrschenden sein, wenn uns die Musik verboten wurde?“

Er schnieft verächtlich.

„Lix und ich haben gerne gesungen, seit wir kleine Kinder waren. Als wir begonnen haben, die alten Klänge für den Tempel zu erlernen, war uns ziemlich schnell klar, dass die zwar wunderschön sind, wir aber mehr wollten, und es dauerte nicht lange, bis wir Ärger bekamen. Es darf nichts neues geben. Es darf niemand auf die Idee kommen, entdecken zu wollen. Man darf ja nicht mal eigene Entscheidungen treffen, was das eigene Leben betrifft. Der Priester sagt, das wäre schon immer so gewesen. Das müssten wir einfach akzeptieren. Ich hab gesagt, wir sehen manches anders, und ob er das nicht auch akzeptieren könne. Da hat er nur noch geschrien und uns aus dem Tempel geschmissen.“

Er ist noch immer wütend über alle das.

„Und deswegen kann es anderswo nur besser sein als zu Hause. In dieser geistigen Enge.“

Die anderen beiden sagen nichts, was soll man auch sagen, er hat einfach recht.
 

Lix ist zu Atem gekommen, und auch die anderen sind ausgeruht. Also gehen sie weiter.

Wieder setzen sie vorsichtig Schritt um Schritt und schauen sich nach allen Seiten sichernd um.

Plötzlich bleibt Jak erschrocken stehen, er ist gegen etwas gestoßen.

Ein seltsames Gebilde hängt da von der Wand herunter.

„Was in der Dunkelheit Namen ist das?!“

Es sieht aus, wie ein Kokon. Weiß. Silbern glänzend.



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