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Was bedeutet ein Kuss?

von

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1.

„Ken?“

Daisuke warf seinem besten Freund nervöse Blicke zu. Es war Sonntagvormittag, in wenigen Stunden würde Ken wieder nach Hause fahren. Minomon und Chibimon ruhten sich auf Daisukes Bett aus, während Daisuke ein neues Rennspiel ausprobierte, dass er sich vor kurzem gekauft hatte.

Ken saß neben ihm auf dem Boden und sah ihm beim Spielen zu. Etwas, was er oft tat, wenn er nicht selbst spielen wollte. Daisuke hatte es anfangs irritiert. Er wusste, dass Ken sich manchmal noch immer unwohl fühlte, wenn dieser selbst spielte. Ken hatte ihm immer wieder beteuert, dass er ihm gerne zusah, und inzwischen hatte sich Daisuke daran gewöhnt.

„Was ist los, Daisuke?“ Ken blickte vom Fernseher zu seinem besten Freund.

„Ich … Ach, es ist nichts“, winkte Daisuke ab. Der Grund, weshalb er Ken angesprochen hatte, plagte ihn schon das ganze Wochenende über. Aber er konnte Ken so etwas nicht einfach fragen.

„Hm…“ Ken kniff seine Augen zusammen, entschied sich jedoch nicht weiter nachzuhaken, wofür Daisuke ihm unendlich dankbar war.

Daisuke startete das Autorennspiel wieder. Doch dieses Mal spürte er Kens Blicke auf sich und es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren. Als sein Spielcharakter das wiederholte Mal in den Abgrund stürzte, seufzte er schließlich laut.

„Daisuke, wenn du nicht sagst, was los ist, kann ich dir nicht helfen.“

„Ich sagte doch, es ist nichts“, wich Daisuke aus. Sein Charakter stürzte erneut ab.

„Das kann ich sehen“, meinte Ken mit einem skeptischen Blick auf den Bildschirm gerichtet. Daisuke war kein Anfänger. Er fiel nur selten irgendwo runter, vor allem nicht auf einer so einfachen Rennstrecke wie dieser. Natürlich merkte Ken dann, das etwas los war.

„Ich … also … es geht um Hikari-chan“, gestand er schließlich leise.

„Was ist mit ihr?“

„Naja, ich habe dir doch erzählt, dass ich sie neulich zu einem Date eingeladen, weißt du noch?“

Ken nickte langsam.

„Ich erinnere mich auch daran, dass sie dir wieder einen Korb verpasst hat“, meinte er.

„Ja.“ Grummelnd blickte Daisuke auf seine Socken. Er verstand wirklich nicht, warum Hikari ihn ständig ablehnte.

„Naja, ich habe nachgedacht, weshalb sie immer nein sagt. Und also … vielleicht denkt sie ja auch, dass ich schlecht im Küssen bin?“ Daisuke wagte es nicht aufzublicken. Sein Gesicht war puterrot angelaufen und für einige Sekunden war das Ticken des Sekundenzeigers das einzige Geräusch im Zimmer.

„Warum denkst du das?“, fragte Ken schließlich.

Daisuke biss sich auf seine Unterlippe und hob dann vorsichtig seinen Kopf. Ken sah ihn an. Er fragte sich, was dieser nun von ihm dachte. Über Mädchen, Beziehungen oder gar Küssen hatten sie sich nie wirklich unterhalten. Oder zumindest hatte Ken nie wirklich davon gesprochen.

„Naja, ich habe ja noch niemanden geküsst“, erklärte Daisuke leise. „Also, abgesehen von den Küssen für meine Tanten und so, aber ich meine halt eher romantische Küsse, verstehst du?“

„Irgendwann ist halt immer das erste Mal“, meinte Ken. „Und ich bezweifle, dass Hikari-san beim ersten Küssen gleich gut sein wird. Das kommt sicher mit der Zeit.“

„Denkst du wirklich, dass Hikari-chan schlecht im Küssen ist?“

„Keine Ahnung. Mir ist eigentlich ziemlich egal ob Mädchen gut im Küssen sind“, sagte Ken leise. „Du bist derjenige von uns, der einen Crush auf sie hat.“

„Ich denke nicht, dass sie schlecht darin ist“, meinte Daisuke. „Sicher weiß sie, wie man richtig küsst.“

„Naja, es ist jetzt nicht gerade Raketenwissenschaft“, warf Ken trocken ein und Daisuke kicherte leicht.

„Wenn ich dich küsse, würdest du mir dann sagen, was du davon hältst?“, fragte er unsicher.

Ken blickte ihn irritiert an, sein Mund öffnete sich leicht, doch kein Ton kam heraus.

„Ken?“ Daisuke beugte sich vor und wedelte mit einer Hand vor seinem Gesicht. „Daisuke an Ken, bist du da?“

„Du willst mich küssen?“, fragte er langsam.

Daisuke nickte. „Damit du mir sagst, ob ich ein schlechter Küsser bin.“

„A-aber wir sind beide Jungs“, erinnerte Ken ihn.

„Und? Außerdem hast du dann auch was davon. Immerhin weiß ich genau, dass du mit deinen vierzehn Jahren genau wie ich noch komplett ungeküsst bist. Danach kannst du dann wenigstens behaupten, dass du schon mal jemanden geküsst hast.“

„Aber … sollte der erste Kuss nicht etwas Besonderes sein?“

„Es ist ja auch kein erster Kuss“, winkte Daisuke ab. „Ein erster Kuss ist mit jemandem, für den man etwas empfindet. Das hier wäre nur ein Übungskuss.“

„Ein Übungskuss?“

„Genau. Ein Kuss, der nichts bedeutet.“ Daisuke nickte aufgeregt. „Ken, bitte. Ich habe sonst niemanden, der mir seine ehrliche Meinung sagt. Und du bist mein bester Freund, ich vertraue dir.“

Ken blickte ihn für einige Sekunden einfach nur an, seine Stirn leicht gerunzelt. Schließlich nickte er. „Okay.“

Daisuke sah ihn überrascht an. Nie hätte er damit gerechnet, dass Ken so leicht ja sagen würde.

Er rutschte zu Ken, der ihn unsicher anblickte. Dann beugte er sich ein Stück vor, sodass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.

„Bist du dir sicher, dass es okay ist?“, erkundigte sich Daisuke und nahm Kens Gesicht in seine Hände. Ken nickte langsam. Er war rot angelaufen.

„Mach dir keine Sorgen, ich werde niemandem davon erzählen“, versprach Daisuke ihm.

Dann überwand er auch den letzten Zentimeter zwischen ihnen und drückte seinen Mund gegen den von Ken. Kens Lippen waren warm und sanft, so wie alles an Ken einfach sanft und warm war. Er bewegte seine Lippen sanft gegen die von Ken, bis dieser seinen Mund ein kurzes Stück öffnete.

Küssen war gar nicht mal so schlecht. Und Ken zu küssen fühlte sich gut an.

Schließlich löste er sich wieder von Ken und rutschte dann wieder zurück.

„Und?“ Aufgeregt sah er Ken an.

„Es … war nicht schlecht“, meinte Ken leise.

Daisuke errötete leicht und grinste dann schief.

„Aber denkst du denn, dass es Hikari-chan auch mögen würde?“

Ken seufzte leicht. „Daisuke, ich kann dir nicht sagen, ob Hikari-san es ebenfalls mögen wird. Ich bin nicht sie.“

„Ich weiß, ich weiß. Also, es hat dir gefallen? Nicht auf eine romantische Weise, sondern einfach nur, dass du es nicht bereust?“

Ken zuckte mit den Achseln. „Du bist jedenfalls definitiv nicht schlecht im Küssen, okay?“ Dann beugte er sich vor und griff nach dem zweiten Controller, der neben Daisuke auf dem Boden gelegen hatte.

„Was hältst du davon, wenn ich dich noch einmal kurz fertig mache, ehe ich nach Hause fahre?“, fragte er grinsend. Daisuke verstand, dass das Thema damit für ihn vorbei war.

Und das war es auch für Daisuke. Es war nur ein Kuss unter Freunden gewesen, damit Ken ihm sagen konnte, ob er schlecht im Küssen war. Mehr nicht.

Also griff er ebenfalls nach seinem Controller und brach sein aktuelles Spiel ab, um in den Mehrspieler-Modus zu wechseln.

„Träum weiter, Ken!“, erwiderte er grinsend.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, dass die 5+1 fics normalerweise als One-Shot hochgeladen werden, aber da mir die Fic explodiert ist, hab ich mich entschieden, sie in 6 Kapitel aufzuteilen. Komplett anzeigen

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