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Fragments

Fragmente der Vergangenheit
von

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Painful reminder

„Tseng, in mein Büro!“, donnerte es spätabends über den Flur des Departments, in dem ansonsten nur arbeitsames Schweigen herrschte. Die meisten anderen Turks waren entweder erst zur Frühschicht wieder anwesend oder auswärts unterwegs.

Rosalinde blickte von ihrer Akte auf, hob eine Augenbraue.

„Verdot klingt sauer, was hast du angestellt?“, fragte sie ihren wutainesischen Partner, der sogleich aufgestanden war, um sich auf den Weg zu machen. Doch der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf, zog die angelehnte Tür auf.

„Ich habe nichts angestellt“, lautete die nüchterne Antwort. Dass das nicht ganz stimmte, musste Rosalinde ja nicht wissen.

Es hatte, so Tsengs logische Überlegung, sicher mit der Aeris-Sache zu tun. Den Fauxpas den er sich da erlaubt hatte: Gefühle ins Spiel bringen.

Ob der Alte den Flurfunk zwischen Reno und Rosie mitbekommen hatte? Sicher hatte er das.

Todsicher.

Also machte Tseng, dass er der Aufforderung nachkam, und suchte das Büro seines Mentors auf.
 

„Türe zu. Abschließen.“

Es war dieser Tonfall, der den jungen Mann dazu brachte, einfach nur stumm dem zu gehorchen was der alte Turk anschaffte, der dort mit hinter dem Rücken verschränkten Armen nahe eines Schrankes herumstand.

Der Blick des Älteren schien sich in Tseng zu bohren.

Dem 'Boss' widersprach man nicht, das hatte der Wutainese auf die harte Tour gelernt.

Wann hatte er diesen Tonfall eigentlich zuletzt gehört?

Spielte das überhaupt eine Rolle? Nein.

Die grauen, mandelförmigen Augen suchten Verdots Gegenstücke, die heute...überraschenderweise anders wirkten als sonst.

Wütend.

Das konnte nicht gut sein, doch er musste gehorchen. Alleine der Tonfall zwang ihn schon dazu.
 

Die Konditionierung griff.

Die Konsequenz, welche bei Ungehorsam drohte, war wesentlich schlimmer.

„Vor meinen Schreibtisch. Anzug aus.“

Der junge Mann tat, wie geheißen. Mit fast schon neurotisch anmutender Akkuratheit öffnete er das Jackett, streifte es von den Schultern und legte das gute Stück sauber gefaltet neben sich auf den Linoleumboden. Die schlanken Finger lockerten die Krawatte, sie folgte mit der gleichen Präzision als nächstes, danach das Hemd und zum Schluss die schwarzen Hosen samt Gürtel. Die Schuhe wurden ebenso von den Füßen gestreift und ordentlich auf die andere Seite gestellt, die weißen Socken abgestreift.

Allein die kühle Atmosphäre in diesem großen Raum schickte Tseng einen Schauer über den Rücken.

Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen blieb der Turk schließlich, nur noch mit schwarzen Boxershorts bekleidet, in gerader Haltung stehen, hob fragend eine Augenbraue und wunderte sich, wo sein Mentor genau stand. Vor ihm jedenfalls nicht mehr.
 

„Sir?“

Es dauerte keine zehn Sekunden, da spürte er bereits einen nicht unbedingt laschen Schlag auf den linken Oberarm, wagte es jedoch weder zu zucken, noch einen Laut von sich zu geben oder den Blick in diese Richtung zu wenden.

Er benutzte wieder einmal die Reitgerte, um ihn zu züchtigen. Fast hätte der Wutainese gelacht, wenn er jemand anderes gewesen wäre.

„Was habe ich dir über Aufträge erklärt, Tseng? Anscheinend hast du das vergessen.“ Ein weiterer Schlag mit der ledernen Gerte von der linken Seite, dieses Mal auf den Oberschenkel – und kräftiger als der vorige.

Als der Schwarzhaarige nicht sofort antwortete, folgten etliche weitere Schläge gegen Oberkörper, Arme und Beine. Jeder kraftvoller als der vorige, mit mehr Nachdruck.

Als wollte man eine Antwort aus ihm herausprügeln.

Und der junge Mann wagte nicht einmal zu zucken oder einen anderen Laut von sich zu geben als die Antwort, die man offenbar von ihm erwartete zu hören.
 

„Der Auftrag hat oberste Priorität. Befehle sind zu befolgen, Objektivität ist zu wahren, Emotionen sind zurückzustellen“, gab er schließlich nüchtern und abgeklärt wirkend von sich. Ohne einen Funken Trotz oder sonstige Emotionen in die Stimme zu legen.

Die grauen Augen waren weiter starr geradeaus gerichtet, selbst als der Turkchef direkt neben ihm zum Stehen kam.

„Dann erkläre mir den Grund für deinen Regelbruch“, forderte Verdot kalt, ließ die Gerte unnachgiebig gegen Tsengs Oberkörper knallen. „Sofort.“
 

„Ich bin dem Irrglauben anheimgefallen, verliebt zu sein, Sir. Doch das ist vorbei, ich weiß es nun besser“, kam die prompte Antwort des jungen Mannes...Turks.

Danach schien es wohl vorbei zu sein, denn er durfte sich wieder ankleiden und gehen. Kein Wort wurde darüber verloren, was in den Räumlichkeiten des Alten passiert war. Tseng hatte seine Lektion schon viel früher gelernt, als Aeris mit Fair davongebraust war.

Das hier war nur eine Erinnerung an die Regeln.

Eine Erinnerung an das, was er war: Turk, nichts sonst.



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