Schauspiel in fünf Akten
1.
Ivan hatte nicht geplant, das Kätzchen mitzunehmen.
Eigentlich hatte er nur wenigstens einen Augenblick lang seine Ruhe haben wollen. Das Leben nach der Abtei war einfach nur verdammt seltsam. Klar, sie waren alle zusammen, was die Hauptsache war, und klar, Yuriy sorgte für einen rigorosen Tagesablauf, den er auf die Minute genau absolviert sehen wollte, sodass sie nicht komplett in der Luft hingen. Aber trotzdem war alles einfach anders. Er konnte nicht aufhören, darauf zu warten, dass man sie wieder zurückholte und sich alles in Wohlgefallen auflöste, oder in ein Experiment von vielen. Und niemand konnte ihm sagen, dass es den anderen nicht genauso ging. Die dämlichen Therapiestunden, zu denen man sie verdonnert hatte, brachten in Ivans Augen auch nichts. Was wusste irgend so ein studierter Seelenklempner schon von dem, was er erlebt hatte? Außerdem konnte ihm niemand erklären, dass es diese Menschen wirklich interessierte.
Es war einfach seltsam, dass niemand Erwartungen an sie zu stellen schien. Niemand zitierte sie an irgendwelche Orte, niemand verlangte Leistungen von ihnen, niemand zwang sie dazu, eine bestimmte Richtung in ihrem Leben einzuschlagen. Man hatte selbst die Wohnung, in der sie untergebracht waren und regelmäßig von einer Sozialarbeiterin besucht wurden, nur deshalb für sie ausgesucht, weil selbst Yuriy mit der schieren Unerschöpflichkeit an Optionen überfordert gewesen war. Sie mussten nicht einmal arbeiten, weil man ihnen monatlich das Schmerzensgeld auszahlte, das bei den Verhandlungen gegen Balkov und Biovolt herausgesprungen war. Es war geradezu erleichternd gewesen, erneut alles in Yuriys Hände zu legen: den Haushaltsplan, den die Sozialarbeiterin empfohlen hatte und an den sich kaum einer hielt, weil Yuriy ihn allein erfüllte. Das Training, das Yuriy ansetzte. Die Anschaffung von Dingen, die sie brauchten und die man haben sollte, als zivilisiertes Mitglied der Gesellschaft. Die Erkundigung nach Ausbildungsmöglichkeiten. Yuriy hielt sie alle am Rollen, weil es sonst keiner tat, hielt sie eisern zusammen und schubste sie in eine Zukunft, von der sie alle keine Ahnung hatten.
Und Ivan wollte trotzdem schreien und am liebsten Reißaus nehmen.
Ja, Yuriy kümmerte sich um alles. Aber er kümmerte sich eben tatsächlich um alles. Es war anfangs so einfach gewesen, sich darin fallen zu lassen und keine Verantwortung für irgendwas zu übernehmen, aber letzten Endes führte es zu nichts außer dem unbestimmten Gefühl, dass etwas fehlte. Es war absurd. Sie alle schienen wie in einer Schleife gefangen, die sich endlos weiterdrehte, unfähig, sich wirklich von der Stelle zu bewegen. Yuriy war anscheinend zufrieden damit, aber Ivan fühlte sich einfach nur frustriert. Vielleicht sollte er einfach fortgehen - weg von Moskau und weg von den Leuten, die ihn nicht weiterbringen konnten.
Dann fand er das Kätzchen, das klapperdürr, komplett verdreckt und mit misstrauischen, hellblauen Augen unter einer Parkbank saß, geduckt, als ob es einen Angriff erwartete.
Es dauerte eine Woche, bis er es so weit hatte, dass er es hochheben und zu einem Tierarzt bringen konnte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Sergej herausgefunden, was Ivan ständig nach draußen in den Park verschlug. Es war erstaunlich, dass es nicht Yuriy war, aber dann wiederum war Yuriy damit beschäftigt, die Wohnung zu putzen, sich permanent die Hände zu waschen und im Internet stundenlang nach den besten Kombinationsschlössern für wer wusste was zu suchen. Ihr Leader schien langsam durchzudrehen, aber er ließ sich ja sowieso nichts sagen und behauptete immer, dass alles in Ordnung war. Sergej wiederum hatte durchaus bemerkt, dass Ivan weniger daheim war und sich eines Tages einfach nicht abschütteln lassen.
„Das ist ‘ne schlechte Idee“, bemerkte er, während er Ivan half, das wenig begeisterte Kätzchen in eine Transportbox zu bugsieren, die Sergej sich kurzerhand von den Nachbarn ausgeliehen hatte. „Was hast du vor damit?“
Ivan zuckte mit den Schultern. „Zum Tierarzt bringen. Zu McDonald’s geh‘ ich sicher nicht damit.“
Sergej verdrehte die Augen. Er hatte sich von Boris die Haare kürzer schneiden lassen und es brachte die Züge seines Gesichts deutlich besser zur Geltung. Er sah älter aus, reifer. Ivan war geradezu neidisch. „Danke für nichts, Vanja. Du weißt genau, was ich meine.“
„Eins nach dem andern, okay?“ Und dann, obwohl er ja eigentlich nichts Verbotenes tat und sich nicht rechtfertigen musste: „Du verpfeifst mich doch nicht, oder?“
Da war Sorge in Sergejs Gesicht, die er nicht wirklich verbergen konnte. Gemeinsam sahen sie einen Moment lang auf das Kätzchen, das deutlich verängstigt und unmutig, aber vollkommen still in der Box saß und seine innere Verfassung nur durch die scharf hervorstehenden, hochgezogenen Schulterblätter und den Buckel kundtat.
Ivan stieß Sergej den Ellbogen in die Hüfte, um ihn zu einer Antwort anzuregen.
„Nein“, sagte Sergej daraufhin mit einem weiteren Augenrollen, aber die Sorge verließ sein Gesicht dabei nicht.
2.
„Oh, fuck“, sagte Boris, als er die skeptischen hellblauen Augen von Ivans Bücherregal herabfunkeln sah.
Ivan hatte Rodja vor zwei Tagen nach dem Tierarzt mit in die WG genommen und in seinem Zimmer verborgen, das der Kater nicht verließ. Obwohl sein Zimmer klein war, schien es das Tier nicht zu stören, ja, es schien zumindest für den Moment kein gesteigertes Bedürfnis nach mehr Platz zu verspüren. Rodja nahm sich Zeit, jede Ecke zu erkunden, verstand erstaunlich schnell das Prinzip des Katzenklos und hatte rasch den höchsten Punkt zu seinem Lieblingsort erkoren, um Ivan von dort mit seinen hellen Augen zu beobachten. Nachdem der Dreck heruntergekommen war, hatte sich weiches, überwiegend cremefarbenes Fell gezeigt, wenn man von einer schwarzen Vorderpfote absah. Rodja war laut Tierarzt auf einem Ohr taub, aber es schien ihn nicht zu stören. Außerdem hatte er ein Ekzem, das behandelt gehörte und ein Immunsystem, das stark gepäppelt werden musste. Er war immer noch zu dünn, nicht besonders freundlich und bewegte sich selten aus seiner geduckten Haltung heraus, aber er lauschte Ivan mit nach vorne gerichteten Ohren und großen Augen, wenn dieser mit ihm sprach, als ob er ihm aufmerksam zuhörte. Ivan war ihm vollkommen verfallen.
Und jetzt war da Boris, der eigentlich gar nicht in seinem Zimmer stehen sollte. Aber Boris war immer dort, wo er nicht sein sollte.
„Wenn du Yuriy ein Wort sagst“, zischte Ivan, „dann werd‘ ich-“
Boris riss den Blick von Rodja los, der augenblicklich nach hinten gewichen war, und fixierte stattdessen Ivan. Da war eine Wildheit in seinen Augen, als ob er es gar nicht erwarten konnte, einen Grund dafür zu bekommen, jemandem die Fresse polieren zu können. Es verging keine Woche, in der er nicht irgendeine Hausaufgabe zur Aggressionsbewältigung von seinem Therapeuten mitbekam, aber die Fortschritte, die Boris machte, waren klein genug, dass es ihn genauso wie alle anderen frustrierte.
„Dann wirst du was? Hm?“, fragte er herausfordernd. „Allein für den Sager sollt‘ ich es machen.“
Ivan funkelte ihn an. „Warst du eigentlich immer schon so ein Kameradenschwein?“
„Hast du eigentlich immer schon die Hosen so gestrichen voll gehabt, dass du dich vor Yuras Reaktion anscheißt?“, fragte Boris zurück, dann schüttelte er den Kopf. „Auf der anderen Seite hast du echt Eier, das Vieh hier reinzuschmuggeln, das muss ich dir lassen.“
Ivan kniff die Augen zusammen. „Wenn du Yuriy was sagst, dann sag ich ihm, was du hier reinschmuggelst. Und dann können wir ja mal sehen, wer von uns beiden den Arsch eher offen hat. Ich glaub, er kann die Katze noch eher verkraften als das Gras.“
Augenblicklich war Sturm in Boris‘ Augen. „Das wagst du nicht“, zischte er und trat einen Schritt auf Ivan zu. „Ich schwöre dir-“
Rodja schrie, kurz und schrill wie eine abgestochene weiße Frau in einem Horrorfilm, und die beiden Jungen fuhren auseinander. Ihre Köpfe reckten sich empor zu dem Punkt, wo der Kater mit gesträubtem Fell am Rand des Regals balancierte und sie mit einer steilen Falte zwischen den hellen Augen anstarrte. Er erinnerte Ivan in dem Moment an jemanden, ohne dass er den Finger darauflegen konnte.
Die Spannung verließ Boris‘ Schultern. Er sah ihn ein-, zweimal tief einatmen und die Augen schließen, dann sagte er dumpf: „Ich sag nix.“
„Danke“, sagte Ivan patzig und ließ sich auf sein Bett fallen.
„Du weißt doch nicht mal, ob er dagegen wäre“, sagte Boris nach einer Weile.
Ivan schnaubte. „Yuriy ist gegen alles, was von seinem Plan abweicht. Und Spaß macht. Er wird ihn sicher sofort vor die Tür setzen, und nachdem er diskussionsresistent ist, muss man es über den Weg gar nicht erst versuchen.“
Boris sah erneut den geduckten Kater an und schnaubte, als ob Ivan etwas sehr Dämliches gesagt hatte.
Einen Moment lang war es still. Ivan beobachtete Boris, der wiederum den Kater anstarrte, der sie beide nicht aus den Augen ließ.
„Scheiße, ist das unheimlich. Der hat sie ja nicht mehr alle“, sagte Boris schließlich und klang fast schon begeistert, was bemerkenswert war, wenn man bedachte, dass Boris lange schon nicht mehr wirklich begeistert von irgendwas gewesen war, weil all seine Energie in die Wut zu fließen schien. „Wie heißt er?“
„Rodja“, sagte Ivan.
Boris fing zu lachen an. Es war kein schöner Laut, aber es konnte einer werden. Er hatte genau wie Ivan Dostojewskijs Verbrechen und Strafe kennengelernt, als Yuriy es ihnen mit leiser, klarer Stimme vor, während und nach den zähen Verhandlungen gegen Biovolt vorgelesen hatte, um sie alle runterzubringen. Es war gleichermaßen passend wie unpassend gewesen, genau diesen Roman zu genau dieser Zeit zu lesen. Aber Yuriy hatte ein Talent für solche Dinge und der wild-verzweifelte, zwiegespaltene und von sich selbst getriebene Raskolnikov hatte es ihnen allen ein wenig angetan. Und auch der Kater wirkte zwiegespalten, hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, zu vertrauen und jenem, sich selbst zu schützen.
Ivan erwischte sich dabei, wie er seinen Freund angrinste und Boris erwiderte das Grinsen tatsächlich, ehe er sagte: „Dann gib ihm besser keine Axt und schau, dass er immer genug zu essen hat.“
3.
Katzenfutter war verdammt schwer.
Ivan tat die Schulter weh von der prall gefüllten Tasche, die er die Stiegen zur Wohnung hinaufschleppte, aber Rodja hatte nach acht Tagen endlich begonnen, dem Futter zu vertrauen und schien jetzt gar nicht mehr aufhören zu wollen. Er würde Ivan noch den Kopf kahlfressen, aber er legte endlich zu und Ivan fühlte sich so stolz und glücklich wie lange nicht mehr. Da kugelte er sich gerne auch mal halb die Schulter aus. Sergej hatte angeboten, die Dosen für ihn zu besorgen, aber er hatte gestern schon das Katzenstreu gekauft, da konnte Ivan ihn nicht einfach nochmal herumschicken. Außerdem war Rodja seine Verantwortung. Boris und Sergej hatten zwar auch einen Narren an ihm gefressen, obwohl Rodja sich nach wie vor nur ungern anfassen ließ, aber er gehörte zu Ivan. Und Ivan bildete sich gerne ein, dass der Kater das genauso sah und er Ivan als seinen Lieblingsmenschen betrachtete.
Es war erhebend, irgendwo mal die Nummer eins zu sein.
Der Gedanke, dass Rodja heute vielleicht wieder herankommen und leise schnurrend außer Reichweite neben ihm Platz nehmen würde, während er am Computer saß, stimmte ihn glücklich genug, dass er seine Schritte beschleunigte und die Wohnungstür aufschloss. Es war ruhig, aber das war an sich nichts Besonderes. Sergej war bei seinem Therapeuten und Boris hatte neuerdings die Angewohnheit, entweder lesend in Ivans Zimmer zu sitzen, um sich von Rodja beäugen zu lassen, oder in seinem eigenen Zimmer zu sitzen und sich mit russischem Drum&Bass wegzuknallen. Nur Gott mochte wissen, wo Yuriy sich herumtrieb.
Das war zumindest Ivans Gedanke, bis er die Stiefel beiseite gekickt hatte, aufschaute und Yuriy stockstarr vor der geöffneten Türe zu Ivans Zimmer stehen sah.
Rodja saß auf der Türschwelle. Er hatte sich noch nie so weit aus dem Zimmer getraut und nun saß er da, den Körper angespannt wie kurz vor dem Sprung. Yuriy und er maßen sich mit stummen Blicken, beide lauernd, beide ohne zu blinzeln.
Ivan ließ den Einkaufssack fallen.
Aufgescheucht durch das Geräusch schrie Rodja einmal kurz und erbittert, ehe er zurück in Ivans Zimmer huschte. Yuriy zuckte, dann drehte er den Kopf mit einem Ruck zu Ivan herum. Erst jetzt fiel Ivan auf, dass seine Augen die gleiche Farbe hatten wie Rodjas.
„Was zum Fick, Ivan“, sagte Yuriy mit einem Tonfall wie geschliffenem Stahl.
Ivan weitete die Augen und machte einen Schritt zurück, denn Yuriy fluchte nie. Boris, ja, der kam aus dem Schimpfen oft gar nicht heraus. Sergej konnte ebenfalls fluchen wie ein Bierkutscher und Ivan hielt sich in schlechten Momenten auch nicht gerade zurück, aber Yuriy wurde niemals derb, genauso wie er niemals laut wurde. Das musste er auch nicht, denn er war ausgesprochen gut darin, jemanden mit präzisen Aussagen in tausend Stücke zu zerlegen, wenn er es darauf ankommen ließ. Nun dieses Wort aus seinem Mund zu hören war vermutlich die eine Sache, die Ivan verstummen ließ, obwohl er sich schon tausendmal ausgemalt hatte, wie diese Konfrontation ausgehen würde - wie er laut und deutlich seine Rechte klar machen würde und darauf bestehen würde, dass Yuriy ihn endlich ernst nahm.
Seine Stimme versagte. Yuriys kalte, helle Augen bohrten sich in seine.
„Was macht dieses Tier hier“, sagte er. Es war nicht wie eine Frage formuliert, sondern wie ein Angriff.
Ivan atmete tief ein. Dann fiel sein Blick absurderweise auf das, was Yuriy trug. Es kam ihm vor, als ob er seinen Teamleader zum ersten Mal seit Wochen, seit Monaten wirklich ansah. Yuriy trug einen von Sergejs Hoodies, dessen Ärmel ihm bis über die Handgelenke gingen und in dem er fast verschwand. Hätte er den Kopf nicht hoch erhoben getragen, wäre mindestens die untere Hälfte seines Gesichts im Kragen verschwunden. Er sah schmal aus, schmaler noch als vor Monaten, als ob das Leben nach der Abtei ihn langsam, aber sicher aufzehrte und nur das flackernde Feuer in seinen Augen ihn noch aufrechterhielt.
Ivan fand seine Sprache wieder. „Er lebt hier.“
Yuriy verengte die Augen, aber der Bann war gebrochen. Ivan hatte keine Angst mehr vor ihm, sondern konnte im Gegenteil spüren, wie er immer wütender wurde, ja, wie sich all die Gefühle, die er in den letzten Wochen angehäuft hatte, nach oben drängten.
„Wie lange geht das schon so?“ wollte Yuriy leise und scharf wissen.
„Seit ein paar Tagen“, sagte Ivan und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast bis jetzt nichts gemerkt, also hast du kein Recht, dich jetzt aufzuregen.“
„Was ist das bitte für eine Logik? Ich kann mich nicht erinnern, meine Erlaubnis gegeben zu haben-“
„Ich brauch‘ deine verdammte Erlaubnis nicht, Yuriy“, unterbrach Ivan ihn und konnte spüren, wie sich etwas in ihm Bahn brach. „Ich lebe auch hier und ich bin genauso ein Mensch wie du. Nur weil du unser Teamleader bist, musst du nicht den Rest von unserem Leben kontrollieren – das hatten wir schon genug, glaube ich. Und der Kater stört niemanden. Boris und Sergej wissen schon länger von ihm und mögen ihn. Nur du machst mal wieder eine Szene.“
„Boris und Sergej wissen schon länger von diesem Tier“, wiederholte Yuriy langsam. Rote Flecken hatten begonnen, an seinem Hals emporzukriechen, was meistens bedeutete, dass er unfassbar angepisst war. „Ich kontrolliere eure Leben nicht, aber ich werde ja wohl sagen können, dass ich kein Tier hier will.“
„Nenn‘ mir einen Grund, warum nicht“, zischte Ivan, „außer ‚ich will es einfach nicht.‘“
„Ich sehe nicht, warum ich einen anderen brauche“, sagte Yuriy eisig.
„Ich hab‘ die Schnauze voll von dir“, erklärte Ivan heftiger als beabsichtigt. Etwas zuckte in Yuriys Gesicht, aber mittlerweile war Ivan zu sehr in Fahrt, um längere Aufmerksamkeit daran zu verschwenden. „Niemand hat dich drum gebeten, dass du jeden Scheiß an dich reißt und alles bestimmst!“
„Beschwerden hat es auch nicht gerade gehagelt“, sagte Yuriy bissig.
„Genau, weil das auch so viel gebracht hätte“, sagte Ivan höhnisch. „Weil du ja der große Kommunikator bist! Vergiss es einfach. Ich weiß nicht mal, wieso ich überhaupt mit dir darüber diskutiere - aber eines sage ich dir: die Katze bleibt, sonst gehe ich. Und wir beide wissen, dass du es nicht ertragen könntest, irgendeinen von uns nicht mehr herumschubsen und manipulieren zu können wie eine Marionette, genau wozu Volkov dich programmiert hat! Merkst du nicht, dass das, was wir hier machen – wie wir leben – komplett wahnsinnig ist?“
Er hatte nicht gemerkt, dass er laut geworden war, bis Boris den Kopf aus seinem Zimmer steckte. „Was zum Teufel ist hier los?“
Ivan warf einen Blick zu ihm, dann zurück zu Yuriy und wurde schlagartig nüchtern. Sein Teamleader sah ihn mit einem Ausdruck an, den er noch nie an ihm gesehen hatte. Er hatte die Schultern hochgezogen und verschwand noch mehr in Sergejs Hoodie, als ob er sich jeden Moment darin auflöste.
Scheiße, dachte Ivan unwillkürlich. Er war zu weit gegangen, viel zu weit. Das hier war immer noch Yuriy, sein Freund – egal, wie schwierig er sein mochte. Und er konnte ja eigentlich nichts für das dräuende Gefühl in Ivan, das ihn nicht verlassen wollte.
Bevor er ein Wort herausbringen konnte, hatte Yuriy die Augen gesenkt. Ivan stand wie angewurzelt da, als Yuriy die Türe zu seinem Zimmer zuzog – sehr sanft, sehr leise – und die Hände in die Hosentaschen seiner Jeans steckte, ehe er an ihm vorbei ging und aus der Wohnung verschwand. Leise klickend fiel die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss. Ivan spürte ein Prickeln in seinen Augenwinkeln, das mit einer aufsteigenden Übelkeit gepaart wurde.
„Scheiße“, sagte Boris hinter ihm.
Hinter der geschlossenen Zimmertür gab Rodja einen klagenden Laut von sich.
4.
Yuriy sprach in den folgenden Tagen nicht mehr mit ihm.
Genauer genommen sprach Yuriy kaum mit irgendjemandem. Er ließ sich auch nicht besonders viel blicken, weil er kaum aus seinem Zimmer herauskam, außer um zur Therapie und Terminen mit Ärzten und der Sozialarbeiterin zu gehen, oder wenn Boris es schaffte, ihn zum Essen zu überreden. Dann saß er mit ihnen am Küchentisch, das Gesicht vollkommen zu einer Maske erstarrt, und arrangierte das Essen so lange in perfekten geometrischen Formen auf dem Teller, bis es kalt wurde und er vielleicht zwei Bissen gemacht hatte, ehe er wieder verschwand. Ivan schien jedes Mal die Zunge am Gaumen festzukleben, wenn er ihn sah. Wurde Yuriy von Boris oder Sergej angesprochen, antwortete er in kurzen, nüchternen Aussagen oder gar nur mit Kopfzeichen. Er sagte kein Wort mehr zu Rodjas Anwesenheit in der Wohnung. Genauer genommen sah er Ivan nicht einmal an.
Ivan hatte es verkackt, aber gründlich.
Es wäre ihm lieber gewesen, wenn Yuriy einfach fuchsteufelswild geworden wäre. Stattdessen war er mit einem Teamleader konfrontiert, der mehr und mehr zu einem Geist zu werden schien, und es jagte Ivan eine Scheißangst ein. Klar, Yuriy hielt weiterhin absolut rigoros an seinem Tagesablauf fest. Aber es schien ihn überhaupt nicht mehr zu kümmern, ob sie beim Training mitmachten oder nicht. Es war ihm scheinbar einfach alles gleichgültig, und Yuriy war nie etwas gleichgültig. Der Kerl hatte eigentlich zu wirklich jedem Thema eine feste Meinung, von der er sich selten wieder abbringen ließ, und wenn es nur der Einsatz von Laminatböden in Wohnzimmern war. Letzten Endes bekam Ivan, was er gewollt hatte: Yuriy sagte kein Wort mehr über ihren Tagesablauf, kümmerte sich nicht mehr um die Post und überließ ihnen auch ihre eigene Terminfindung. Und damit fanden sie sich alle plötzlich in luftleerem Raum.
Auf der einen Seite war das gut so. Immerhin konnte keine Selbstständigkeit aufgebaut werden, wenn man nicht selbst etwas tat. Auf der anderen Seite war es viel, viel zu abrupt und Yuriys Verhalten viel zu unnatürlich. War es eine Bestrafung? Hatte er Depressionen? Was zum Teufel brachte die ganze beschissene Therapiegeschichte eigentlich, wenn sie trotzdem langsam, aber sicher auseinanderfielen?
Ivan knickte ein und fragte Boris und Sergej um Rat, auch wenn er sich nicht besonders viel davon erhoffte.
„Red‘ mit ihm“, zischte Boris Ivan an, nachdem sie sich geradezu feierlich zum Kriegsrat in Ivans Zimmer versammelt hatten. Er wurde nur nicht laut, weil Rodja äußerst nervös auf laute Geräusche reagierte und jetzt schon mit unnachahmlichem Feingespür für aufgewühlte Zustände irritiert mit den Ohren zuckte. „Er ist wie ein beschissener Zombie. Ich weiß nicht, was du gesagt hast, aber duelliert es von mir aus einfach aus. Wenn einer von euch Idioten dabei draufgeht, kümmern Serjoscha und ich uns um Rodja und verticken eure Sachen zu Billigpreisen auf Ebay, das hättet ihr verdient.“
„Scheiß Kapitalisten“, sagte Ivan prompt, „und Rodja gehört mir.“
„Der ist Allgemeingut“, sagte Sergej genauso prompt. Rodja starrte ihn mit einer tiefen Falte zwischen seinen Augen an und wandte dann den Kopf ab, als ob die ganze Diskussion unter seiner Würde war. Ivan fragte sich, warum er überhaupt jemals angenommen hatte, dass Boris und Sergej irgendwas Brauchbares zu sagen hatten. „Du musst zu deinem inneren Kommunisten finden, Vanja, macht die Dinge leichter.“
„Genau“, sagte Boris, „nimm dir ein Beispiel an Yuriy. Er klaut meine Hosen.“
„Und meine Hoodies“, sagte Sergej.
„Und meine Socken“, murmelte Ivan, dann seufzte er und schüttelte den Kopf. „Das bringt uns alles nichts weiter. Vielleicht sollte ich ihm einfach eine reinhauen.“
„Was ist, wenn …“ Sergej machte eine bedeutungsvolle Pause. „Du weißt schon.“ Er beugte sich vor und flüsterte laut: „Wenn du dich – entschuldigst?“
„Warum entschuldigt er sich nicht?“, fuhr Ivan auf, „Wieso müssen immer wir uns entschuldigen?“
„Wir entschuldigen uns doch gar nicht“, sagte Boris ungewöhnlich nüchtern. „Niemand entschuldigt sich hier jemals für irgendwas. Und Yuriy ist echt scheiße im Kommunizieren. Fakt ist aber, dass er ehrlich gesagt nicht Unrecht hatte – es müssen schon alle einverstanden damit sein, dass der Kater hier ist.“
„Er ist doch sowieso nur in meinem Zimmer.“
„Dann verklicker‘ ihm das halt“, sagte Sergej und hob die Hände. „Ich wette, er fühlt sich einfach überfahren. Und so toll geht’s ihm jetzt auch nicht. Ich glaub, er ist gestern ne Stunde im Bad gestanden und hat sich die Hände gewaschen, mir sind die Fingerkuppen schon vom Zuschauen eingeschrumpelt. Wenn wir nicht bald Besuch von der Polizei haben und sie ihn wegen Mordes festnehmen, gibt’s dafür gar keinen Grund.“
Sie schwiegen einen Moment und sahen den Kater an, der sich ungerührt die Pfote leckte. Ivan sinnierte darüber, dass er manchmal verdammt froh war, keinen Kontakt mit seiner leiblichen Familie zu haben, denn diese hier war manchmal echt schwierig genug. Der Konflikt mit Yuriy lag ihm übel im Magen.
Dann sah Sergej Ivan geradezu bittend an. „Sei der bessere Mensch hier und red‘ mit ihm. Das kann doch nicht sein, dass es wegen so einem Scheiß so viel Stress gibt.“
„Notfalls kannst du dich danach immer noch mit ihm duellieren“, fügte Boris hinzu und duckte sich, als Ivan ein Kissen nach ihm warf.
5.
Ivan klopfte an Yuriys Tür an wie ein Gladiator, der in die Arena schritt.
Es dauerte eine Weile, bis ihm geöffnet wurde. Er war noch nie in Yuriys Zimmer gewesen, weil Yuriy im Zweifelsfall immer zu ihnen kam, und auch jetzt blieb ihm ein genauerer Blick darauf verwehrt, da die Tür sich nur einen Spalt breit öffnete, genau so viel, dass Yuriy ihn geradezu teilnahmslos mit seinen hellen Augen mustern konnte.
Ivan straffte die Schultern und gab sich einen Ruck. „Können wir über den Kater reden?“
„Ich denke, du hast schon alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt“, sagte Yuriy ruhig.
Gut, es war abzusehen gewesen, dass Yuriy es ihm nicht einfach machen würde. Yuriy machte überhaupt nie irgendwas einfach. Ivan atmete tief durch und sagte dann schnell, bevor er es sich anders überlegen konnte: „Ich hab’ Scheiße gesagt, okay? Ich war sauer und hab’s nicht so gemeint. Können wir jetzt über meine Katze reden?“
Yuriy schwieg und musterte ihn, ohne zu blinzeln. Sein Gesicht war blass und streng, als ob er Kopfschmerzen hatte, die er nicht loswerden konnte.
Ivan überwand sich. „Bitte.“
Sein Teamleader rührte sich einen weiteren, ewig langen Augenblick nicht und Ivan befürchtete schon, dass er die Konversation einfach verweigern würde. Dann nickte er aber einmal kurz und abrupt, öffnete die Tür und trat hinaus auf den Gang.
„Zeig‘ ihn mir“, sagte er.
Ivan war zu überrumpelt von der Aufforderung, um ihr nicht nachzukommen. Yuriy folgte ihm leise wie ein Schatten, und genauso leise betrat er das Zimmer, um vor den Kater zu treten, der bis zu diesem Zeitpunkt zusammengerollt auf Ivans Bett geschlafen hatte. Nun hob er den Kopf, und Yuriy sank vor dem Bett auf die Knie und musterte ihn. Zwischen ihnen waren mehr als zwei Handbreit freie Fläche und weder Mensch noch Kater machten Anstalten, das so schnell zu ändern. Die ganze Szene war irgendwie absurd. Ein wenig betäubt schloss Ivan die Tür und fragte sich, was er erwartet hatte, kam aber zu keinem Ergebnis. Nur eines wusste er: dass es nicht das hier gewesen war, aber dass das hier gar nicht schlecht war.
Er fühlte sich dennoch bemüßigt, etwas zu sagen. „Ich hab‘ ihn im Park gefunden. Er hat erbärmlich ausgesehen, wär‘ fast verreckt.“
Yuriy sagte nichts und wandte den Blick nicht von Rodja ab, aber Ivan konnte an seiner Körperhaltung sehen, dass er ihm zuhörte, also sprach er ein wenig nervös weiter: „Boris und Sergej sind von selber draufgekommen. Also, mehr oder weniger. Es hat sich einfach so ergeben, dass sie’s früher erfahren haben.“
„Lügner“, sagte Yuriy. Er klang nicht einmal besonders wütend, aber Ivan zuckte dennoch unter dem Wort zusammen, besonders als Yuriy ihm den Kopf zudrehte. „Ich weiß immer, wann du lügst. Und weißt du, was ich hasse? Wenn man mich belügt und Dinge geheimhält. Du hättest es mir jederzeit sagen können.“
Ivan reckte das Kinn. „Ich wollte ihn behalten. Ich will ihn nicht mehr hergeben.“
Da war ein merkwürdiger Ausdruck auf Yuriys Gesicht, den Ivan nicht so recht zu deuten vermochte, als er erwiderte: „Und du warst der fixen Überzeugung, dass ich gegen dieses Tier sein werde? Von vornherein, ohne überhaupt ansatzweise mit mir darüber geredet zu haben?“
„Du magst keine Tiere!“, protestierte Ivan, „Du hast ihn angesehen, als würdest du ihn am liebsten im Genick packen und vor die Tür setzen!“
„Schwachsinn“, sagte Yuriy und klang dabei brüsk genug, dass er Ivan den nächsten Satz abschnitt, ehe dieser seine Kehle verlassen konnte. Einen Moment lang wirkte es, als ob Yuriy noch etwas hinzufügen wollte und Ivan beobachtete ihn, wie er mit sich kämpfte, sichtlich zögerte, dann doch wieder den Blick auf Rodja richtete.
„Wie heißt er?“, fragte er schließlich.
„Rodja“, sagte Ivan.
Im Gegensatz zu Boris lachte Yuriy nicht. Aber etwas in seinem Gesicht glättete sich, ließ ihn einen Moment lang fast weich aussehen, und er öffnete die Hand, um sie mit der Handfläche nach oben dem Kater anzubieten, ohne ihm näher zu kommen. Rodja rührte sich nicht, aber seine Ohren kamen nach vorne und nach ein paar Herzschlägen streckte er die Nase nach vorne und schnupperte.
„Ein Tier ist viel Verantwortung“, sagte Yuriy schließlich leise und ohne die Augen von Rodja zu nehmen. Er zog die Hand, die er nicht dem Kater entgegenstreckte, in seinen viel zu weiten Ärmel zurück. „Besonders ein Tier von der Straße, das schon unfassbar viel erlebt und viel Schlechtes dabei gesehen hat. Man macht leicht Fehler, auch wenn man nicht will, besonders wenn man selber kaputt ist. So ein Tier ist abhängig von dir. Du musst für sein Wohlergehen sorgen und dich kümmern, und gerade Straßentiere spüren so schnell, wenn du aus dem Gleichgewicht kommst.“ Er atmete langsam aus. „Wenn du Glück hast, merken diese Tiere, wie sehr du sie liebst. Wie sehr du dich bemühst, dass es ihnen gut geht, dass sie ein Zuhause haben, dass du – sie brauchst. Dann verzeihen sie dir hoffentlich auch, wenn du Dinge falsch machst, weil sie instinktiv wissen, dass du nur das Beste für sie willst. Weil sie Familie sind. Aber es ist immer die Gefahr dabei, dass du es irgendwann so ordentlich versaust, dass sie dir nie wieder vertrauen und abhauen, weil es überall anders nur besser sein kann.“
„Oh“, sagte Ivan, dem aufging, dass es hier vielleicht nicht um Haustiere ging. Er spürte einen Klumpen in seiner Kehle, während Yuriy die Augen auf Rodja gerichtet hielt und erneut diesen merkwürdigen Gesichtsausdruck dabei aufgesetzt hatte. Er zog die Schultern hoch, als Ivan auf ihn zukam und vor ihm stehenblieb, und es war irgendwie ein sehr seltsamer Perspektivenwechsel, einmal auf Yuriy herabzublicken statt umgekehrt.
„Yuriy“, sagte er und fühlte sich seltsam … seltsam erwachsen. Besonders als sein Teamleader zu ihm aufsah und dabei einen geradezu hilflosen Ausdruck auf dem Gesicht hatte. Vertrackter Mensch, dachte Ivan und fühlte sich gleichermaßen frustriert wie voller seltsamer Zuneigung. „Ich mag Rodja auch dann, wenn er mich mal kratzt. Deswegen geb‘ ich ihn nicht gleich auf.“
Yuriy zuckte mit den Mundwinkeln. „Du hast die Verantwortung für ihn. Er kann nicht mehr ohne dich, jetzt, wo er dich kennt. Das muss dir klar sein. Je mehr er von dir reinlässt, je mehr er von uns allen an sich ranlässt, desto mehr wird er uns brauchen.“
„Meine Fresse, Yura“, sagte Ivan, der genug von der codierten Unterhaltung hatte, „wirst du irgendwann mal aufhören, alles auf deinen mickrigen Schultern tragen zu wollen?“
„Meine Schultern sind nicht mickrig“, sagte Yuriy automatisch. Seine Mundwinkel zuckten erneut, als ob er sich nicht entscheiden konnte, ob er lachen oder weinen wollte.
„Ja, das ist genau der Teil von meiner Aussage, den du aufgreifen sollst“, sagte Ivan sarkastisch und konnte nicht fassen, wie ein so intelligenter Mensch so unfassbar dumm sein konnte. „Wir verlassen dich nicht, wenn du verkackst, okay, und du bist auch nicht verantwortlich dafür, die Antworten auf alles zu haben. Es ist grad beschissen, aber vielleicht wird’s ja besser und selbst wenn nicht, haben wir immer noch uns.“
Yuriys Augen glänzten verdächtig, als er den Kopf schüttelte, dann senkte er den Kopf und grub die Finger in seine Ärmel. Ivan stellte fest, dass seine Hände bis zu den Unterarmen rauf wund geschrubbt worden waren und fragte sich, wie er das nicht hatte bemerken können. „Ich versuche nur … Gott, ich kenne die Regeln nicht. Ich kenne die Regeln für dieses Leben nicht. Ich weiß manchmal nicht, was ich tun soll.“
Es war komisch, ein Zugeben von Schwäche aus Yuriys Mund zu hören und Ivan hatte nicht gewusst, wie unfassbar gerne er ihn hatte, bis er diese Worte vernommen hatte.
„Ich sag’s dir“, erwiderte er und packte Yuriys Hände. Rodja schrie, wie er es immer tat, wenn er glaubte, dass irgendwer irgendwen attackierte, aber Ivan hatte es bereits erwartet und Yuriy - Yuriy schien nicht wirklich überrascht zu sein, aus irgendeinem Grund. Zumindest sah er nicht fort von Ivans Gesicht, sondern behielt den Blick auf ihn gerichtet, während er zuließ, dass Ivan seine wunden Finger hielt.
„Hör mal“, sagte Ivan leise, „ich weiß genauso wenig wie du, außer dem einen Ding: das hier ist ein Gesellschaftsspiel. Hör endlich auf, alle Figuren gleichzeitig lenken zu wollen. Dann geht keiner hier kaputt.“ Er drückte Yuriys Hände und sah ihm fest in die Augen. „Vertrau uns, wir vertrauen dir ja auch. Okay?“
„Okay“, sagte Yuriy nach einer langen Pause so sanft, dass er ihn kaum verstand. Er zuckte, als Ivan die Arme um seinen Hals schlang, aber dann spürte Ivan, wie er eine seiner Hände vorsichtig zwischen seine Schulterblätter legte. Es war die erste Umarmung von Yuriy seit langem und sie verharrten eine ganze Weile darin. Rotes Haar kitzelte Ivan in der Nase und er schloss die Augen. Das Leben nach der Abtei war einfach nur verdammt seltsam. Aber, und das war wohl die Hauptsache, es war nicht immer schlecht.
Hinter ihnen begann Rodja leise zu schnurren.