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Kirschblüten im Sommerregen

von

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Blütensturm

Ein Schlag ins Gesicht hätte nicht effektiver sein können und hätte Ryoga ihn nicht festgehalten, wäre Koichi einige Schritte zurück gestolpert. Hatte er das richtig gehört? „Du hättest wenigstens fragen…!“ Weiter kam Koichi gar nicht, weil er am Kragen geschnappt und erneut geküsst wurde und im ersten Moment war er versucht, Ryoga von sich zu schieben, ihm zu sagen, dass er ein Bastard war und dass er ihn mal kreuzweiße am Arsch lecken konnte. Allerdings musste er leider zugeben dass der Sänger wahnsinnig gut küssen konnte und die Einsamkeit gewann schließlich doch die Oberhand, bis er es war, der sich mit einem leisen Laut an seinem Gegenüber festklammerte. Was tat er hier nur? Dass war nicht seine Art. Aber warum musste es sich so gut anfühlen? Als Ryoga sich von ihm löste, dauerte es einige Sekunden, bis Koichi bewusst wurde, was er getan hatte, dann stolperte er einige Schritte zurück, fassungslos sein Gegenüber anstarrend. Wenigstens wirkte Ryoga genau so irritiert wie er selbst und nachdem sie beide erst wieder zu Atem kommen mussten, blieb es bei einem stummen Blickduell. Er hatte es doch gewusst, er hätte niemals nach Osaka fahren sollen. „Ryo…“ Dieser schüttelte den Kopf und Koichi musste schlucken. Das war so gar nicht gut. Wie sollte er aus dieser Situation je wieder heraus kommen? „Können wir einfach so tun als wäre das alles nicht passiert? Bitte…“ Tränen begannen sich in Koichis Augen zu sammeln, ungeachtet des flehenden Tonfalls seines Gegenübers, aber er nickte. Es tat grauenvoll weh, aber was hatte er auch erwartet? Ryoga hatte doch bereits zugegeben, dass er einsam und verletzt war. Wieso sollte er es da mit ihm auch ernst meinen? „Es tut mir Leid.“
 

Wie gerne er Ryoga gepackt und geschüttelt hätte. Das alles hier war ein furchtbarer Alptraum - wieso konnte er nicht einfach aufwachen? Stumm waren sie in den Aufenthaltsraum zurück gekehrt, wobei Koichi den Blick auf den Boden gerichtet hatte. Sollte er überhaupt noch fürs Konzert bleiben? Hatte das Sinn? Würde er es ertragen können, Ryoga auf der Bühne zu sehen, nach dem, was dieser ihm gesagt hatte? Er versank so sehr ins Grübeln, dass er einen Satz zur Seite machte, als Tomo ihn anstieß. „Huh? Was? Entschuldige, ich war in Gedanken…“ Der Drummer schenkte ihm ein schwaches Lächeln und Koichi zwang sich, tief durchzuatmen. „Alles gut. Unser Staff ist nur auf dem Weg mit dem Ersatzverstärker und wir sollten dann schauen, dass wir den Soundcheck beenden. Ich will dich nicht rauswerfen, aber…“ Koichi fuhr sich durch die Haare, bevor er nickte und dem Anderen eine Hand auf die Schulter legte. „Ich versteh schon. Ich gehör nicht offiziell zur Band, geschweige denn zum Staff und soll schauen, dass ich verschwinde bis Einlass ist, huh?“ Tomo grinste schief und Koichi verspürte einen Stich im Brustkorb. Wieso war er so blöd gewesen und hatte gehofft, sich in dieser Welt zurecht finden zu können, geschweige denn, dass er ein Teil von ihr werden konnte? Er liebte Musik. Aber sie ihn ganz offenbar nicht. „Dann hoffe ich, dass ihr dieses Mal keine weiteren Probleme bekommt. Viel Glück.“ Er hatte sich noch von den anderen Bandmitglieder verabschiedet, wobei Ryoga es vermied ihm in die Augen zu sehen. Danach hatte er die Halle verlassen, wunderte sich gar nicht darüber, dass Tsuzuku keinerlei Anstalten machte, ebenfalls aufzustehen und kaum, dass er wieder an der frischen Luft war, hatte er sich eine Zigarette angezündet, war in eine Seitengasse abgebogen und dort zu Boden gesunken. Die Tränen kamen schneller, als er sie zurück drängen konnte und irgendwann hatte er die aufgerauchte Zigarette auf dem Boden ausgedrückt, das Gesicht in den Händen vergraben und nur noch geweint.
 

Koichi wusste nicht, wie lange er da gesessen und geweint hatte, aber irgendwann waren keine Tränen mehr übrig und er fühlte sich einfach nur noch erschöpft. Eins stand fest - hier bleiben würde er nicht. Wie sollte er Ryoga auf der Bühne beobachten in dem Wissen, dass dieser auch nicht mehr in ihm sah als einen liebenswürdigen Idioten mit dem man tun und lassen konnte, was man wollte? Er hatte immer noch dessen Worte im Ohr, aber wie sollte er ihm so glauben? Er hatte ihn geküsst, weil er sich geliebt fühlen wollte? Was für ein Schwachsinn. Das sollte er dem nächsten Fan erzählen, der ihm schöne Augen machte. Schniefend wischte er sich über die Augen und hatte sich langsam wieder auf die Beine gekämpft. Ob er auch einen früheren Bus nach Tokio zurück nehmen konnte? Wozu hatte er sich nochmal frei genommen gehabt? Das war so dämlich. Alternativ würde er einfach mit dem Zug fahren. Hauptsache hier weg. Am Bahnhof angekommen hatte er zwar noch etwas gezögert, aber sich schweren Herzens dann doch entschieden, mit dem Zug zurück zu fahren. Es war schneller. Allerdings kam er nicht dazu, sich ein Ticket zu kaufen, weil er angesprochen wurde und beinahe seinen Geldbeutel hätte fallen lassen. „Machiko?“ Er hätte wohl damit rechnen müssen, sie hier zu treffen. Er war schneller umarmt worden als er hatte schauen können und hatte die Umarmung schwach erwidert - irgendwie sollte er wohl sauer sein, dass sie ihn aufhielt.
 

Aber andererseits konnte sie ja nichts dafür und nachdem sie keine Ahnung hatte, was passiert war und er den Teufel tun und ihr von seiner Knutscherei mit Ryoga erzählen würde, sollte er ihr wohl eher dankbar sein, dass sie ihn von den düsteren Gedanken in seinem Kopf ablenkte. „Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu treffen, aber umso besser! Du schuldest mir noch Begleitschutz!“ Damit hatte sie sich lachend bei ihm eingehakt und ihn bereits wieder in Richtung Halle geführt und er brachte es einfach nicht über sich, ihr zu sagen, dass er zurück nach Tokio wollte ohne sich das Konzert an tun zu müssen. „Was machst du eigentlich schon so früh hier? Ich hab mir ja extra heute und morgen frei genommen…“ Es tat gut, nicht allein sein zu müssen. Das wurde Koichi bewusst, als sie genau den gleichen Weg wieder zurück gingen, nur dass er dieses Mal gar nicht in Gedanken versinken konnte. „Kannst du mir eigentlich mit meinem Make-up helfen? Du sahst so gut aus das letzte Mal und nachdem du heute auch noch nicht geschminkt bist…“ Machiko schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln und Koichi verdrehte die Augen - ohje. „Nur wenn du Make-up dabei hast…“ „Natürlich!“ Zumindest schien er einen Menschen heute glücklich machen zu können. Zwar nicht sich selbst aber hey, er wäre auch ein Idiot wenn er das einzige Fangirl vergraulen würde, das freiwillig mit ihm sprach. Dass er nicht vor hatte, sich weiter mit der Band zu befassen, würde sein kleines Geheimnis bleiben.
 

Eines konnte Koichi jedoch nicht leugnen, egal wie sehr er es versuchte - Born hatten eine unglaubliche Energie Live. Dank Machikos Kontakten war es nicht schwer gewesen, sein Ticket mit einem anderen Fan zu tauschen und nachdem er zugegeben hatte, dass das erst sein zweites Konzert war, hatte er viel mehr Verständnis erhalten, dass er in Machikos Nähe bleiben wollte, als erwartet. Ob die Mädchen auch so nett gewesen wären, wenn sie gewusst hätten, dass er Ryoga näher gekommen war? Wohl kaum. Nach dem dritten Lied konnte er allerdings gar nicht mehr grübeln, dafür genoß er es zu sehr. Die Musik hatte ihn so sehr in ihren Bann gezogen, dass ihm erst bewusst wurde, wer neben ihm stand, als die Band von der Bühne gegangen war und die Encorerufe eingesetzt hatten. Tsuzuku. Was hatte der denn hier zu suchen? Sollte der nicht irgendwo in der ersten Reihe stehen und Kifumi ansabbern? Andererseits wäre es wohl schwer für den Bassisten, sich zu konzentrieren wenn der seinen Liebsten direkt vor sich hatte, aber irgendetwas störte Koichi an der Tatsache dass Tsuzuku direkt neben ihm stand und ihn breit angrinste, als hätte er im Lotto gewonnen. Es ergab keinen Sinn, sie kannten sich kaum. Er hatte überlegt, etwas zu sagen, aber leider hatte die Band genau diesen Zeitpunkt gewählt, auf die Bühne zurück zu kehren und das Fangeschrei wurde für einige Sekunden ohrenbetäubend, bevor es verstummte und Koichi richtete seine Konzentration wieder komplett auf die Bühne und auch wenn er es nicht wollte, sein Blick suchte automatisch nach Ryoga.
 

Dieses Mal jedoch wich der Sänger ihm komplett aus und auch wenn er damit wohl hätte rechnen sollen, die Enttäuschung, welche sich daraufhin in ihm breit machte, machte es schwer, die restlichen Lieder noch zu genießen und als die Band das zweite Mal von der Bühne ging, nutzte er die Gelegenheit um nach draußen zu verschwinden. Vielleicht war es nicht fair, Machiko gegenüber, aber er musste einfach hier raus. Und einige Sekunden allein sein um wieder atmen zu können. Dass er sich so sehr in Ryoga getäuscht haben sollte war unvorstellbar aber andererseits…Was hatte er erwartet gehabt? Dass dieser ihm seine unsterbliche Liebe erklärte? Wie lächerlich. An den Schmerzen änderte die Realität allerdings leider nichts und zitternd ließ sich Koichi vor der Halle zu Boden sinken, dass er sich eine Zigarette anzünden konnte. Zumindest war das der Plan gewesen, aber nachdem sein Feuerzeug streikte, ließ er müde den Kopf in den Nacken kippen. War ja klar gewesen. Scheißdreck. Als ein Feuerzeug sich in sein Blickfeld schob, nahm er dieses ohne nachzudenken an und bedankte sich leise, bevor er es zurück gab. Allerdings bereute er es in dem Moment als er den Blick hob und sich Tsuzuku gegenüber sah. Genau der Person, die er jetzt wirklich nicht hatte sehen wollen. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen. Wieso bist du denn so gerannt, hm? Willst du dich nicht noch von Ryoga verabschieden?“ Einige Sekunden lang starrte Koichi sein Gegenüber ungläubig an, während er stumm rauchte, dann wurde ihm wieder bewusst, dass Tsuzuku keine Ahnung hatte, was vorgefallen war. Der war nicht dabei gewesen, als Ryoga ihm so eiskalt das Herz gebrochen hatte. Aber er würde ihn sicherlich nicht aufklären. Und vor allem nicht hier wo so viele Fans in der Nähe waren die mithören konnten. Also schüttelte er den Kopf und zuckte leicht, als ihm durch die Haare gewuschelt wurde. „Langweilig.“
 

Damit hatte sich Tsuzuku ebenfalls eine Zigarette angezündet und blies den Rauch schmunzelnd in den Himmel, während Koichi darüber nachdachte, wie sauer Kifumi auf ihn sein würde, wenn er dessen Freund die Nase brach. Vermutlich sehr sauer. Andererseits - was interessierte ihn das überhaupt noch? Er hatte mit der Band nichts mehr zu tun und würde es auch nie haben. Doch bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, hatte Machiko ihn gefunden und Koichi erstarrte mitten in der Bewegung was furchtbar dämlich aussehen musste, da er gerade im Begriff gewesen war, aufzustehen. „Man Koichi…So schlecht war das Live doch auch nicht, dass du mich einfach stehen lassen musstest!“ Wie kam er da denn jetzt am Besten wieder raus? Machiko verschränkte schmollend die Arme vor der Brust und seufzend hatte Koichi die aufgerauchte Zigarette ausgedrückt, grinste sie entschuldigend an. „Tut mir Leid. Ich verspreche, es kommt nie wieder vor.“ Das war nicht mal gelogen, nachdem er nicht vor hatte, weitere Konzerte zu besuchen, aber das behielt er lieber für sich. Am Ende würde sie es noch persönlich nehmen, man wusste nie. Ein Schnauben verließ ihre Lippen, bevor sie die Augen verdrehte und tief aufseufzte. „Ok. Aber du zahlst unser Abendessen. Und sagst mir wer dein Freund ist.“ Damit hatte sich sich bereits Tsuzuku zugewandt und Koichi fragte sich zum wiederholten Male wie er nur in so eine Situation hatte geraten können. Oh hätte er doch niemals Ryogas Angebot angenommen, ihn auf einem Konzert zu besuchen, dann wäre das ganze Chaos nie passiert.
 

„Ah…Tsuzuku.“, murmelte er schließlich leise, während dieser jetzt bis über beide Ohren grinste. Koichi lief es eiskalt über den Rücken. Nein er konnte den Kerl nicht einschätzen und es machte ihn wahnsinnig nervös. „Freut mich. Ich wusste gar nicht, dass Koichi mit so hübschen Mädchen befreundet ist.“ Täuschte er sich oder wurde Machiko wirklich rot? Am Liebsten hätte er sich die Hand an die Stirn geklatscht - wer fiel denn auf so einen Spruch noch herein? Das war ja peinlich. Durfte er hier weg? Würde es auffallen, wenn er einfach gehen würde? Andererseits war die Gefahr groß, dass Ryoga hier irgendwo herum lief und sei es nur um in den Tourbus zu gelangen. Also sollte er wohl doch besser hier bleiben. Gedanklich begann er trotzdem abzudriften, schreckte erst hoch, als ihm eine Hand auf die Schulter geschlagen wurde und er verzog das Gesicht. „Ne, Koichi?“ „Huh…“ Er blinzelte irritiert, sah von einem zum anderen und legte schließlich den Kopf fragend schief. „Tut mir leid, ich hab nicht aufgepasst.“ Ohje. „Ach schon gut. Hab nur Machiko gesagt, wie sehr ich mich aufs Tour Final in Tokio freue. Du kommst doch sicherlich auch, oder?“ Koichi spürte, wie seine Kehle trocken wurde, als ihm der erwartungsvolle Blick in Machikos Augen auffiel und er funkelte Tsuzuku böse an. Dieser Bastard. Tsuzuku mochte keine Ahnung haben, was er ihm damit gerade angetan hatte, aber das nächste Mal, wenn er den Kerl sehen würde, würde er ihm definitiv eine rein hauen. „Natürlich.“ „Perfekt.“ Damit hatte Tsuzuku bereits sein Handy gezückt und bevor er noch hatte fragen können, was das werden sollte, hatte Machiko ihr Handy ebenfalls aus der Tasche gezogen und ihm bedeutet, das Gleiche zu tun. Als sie endlich auf dem Weg zum Bahnhof waren, fühlte es sich an, als ob sein Handy ihm ein Loch in die Tasche brennen würde und Koichi erschauderte. Sie hatten doch nur Linekontaktdaten ausgetauscht. Wieso hatte er das Gefühl, einen verhängnisvollen Fehler begangen zu haben?



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