Zum Inhalt der Seite

Idol

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 4 - Geschenke auspacken (ohne Adult)

Wie der Titel schon sagt, geht es jetzt endlich ans Auspacken! Der Geschenke natürlich ;P

Schönen vierten Advent!
 

Kapitel 4 - Geschenke auspacken (ohne Adult)
 

"Klopf, klopf." Verlegen lächelnd bleibe ich unten neben dem Treppengeländer stehen und schaue zu Lucian, der im Wohnzimmer vor dem Kamin kniet und Holz nachlegt.

"Hey." Er dreht sich um und lächelt mich an. "Schön, dass du dich aus dem Zimmer getraut hast." Ich bin erleichtert, dass Lucian mir nicht mehr böse zu sein scheint.

"Wie hätte ich da widerstehen können?", frage ich ihn grinsend und halte das Geschenk hoch, das er mir vor die Tür gelegt hat.

"Du hast es noch nicht ausgepackt?" Belustigt kommt Lucian zu mir geschlendert.

"Noch ist nicht Weihnachten." Ich gebe ihm das Päckchen und zudem noch ein weiteres. Fragend schaut er die bonbonförmige Rolle an. "Für dich. Ich musste improvisieren, aber ich hoffe, es gefällt dir."

Er fängt an zu lachen und dreht es in seiner Hand, während er es schräg ansieht. "Toilettenpapier und äh … Zahnseide?"

"Hatte kein Geschenkpapier", wiederhole ich seine geschriebenen Worte.

Abermals lacht er und legt die beiden Päckchen auf den Küchentisch. "Hunger? Oder hast du noch mehr Vorräte oben gebunkert?" Seine Mundwinkel zucken frech.

Er hat also mitbekommen, dass ich Lebensmittel gemopst habe.

"Eigentlich ja, aber gegen einen frisch aufgebrühten Kaffee hätte ich nichts einzuwenden." Ich habe schon Entzugserscheinungen.
 

Lucian wirft die Kaffeemaschine an und setzt sich dann zu mir an den Tisch. "Der Kuss tut mir leid", beginnt er sogleich und beißt sich auf die Unterlippe, was mich für eine Millisekunde ins Straucheln geraten lässt.

Stirnrunzelnd schüttle ich dieses Gefühl ab und setze ein dünnes Lächeln auf. "Wow. Bisher hat sich noch niemand bei mir für einen Kuss entschuldigt."

"Du weißt, wie ich das meine. Ich hätte dich nicht so überfallen dürfen." Das stimmt. Ganz gentlemanlike war seine Attacke nicht.

"Und wieso hast du es dann getan?", frage ich ihn und schiebe meine Entschuldigung für die Ohrfeige beiseite. Das kann ich später immer noch machen.

Lucian atmet tief ein, während hinter ihm die Kaffeemaschine zu gurgeln und zu dampfen anfängt. "Ich dachte, es läge eine Spannung zwischen uns und wollte sie auf diese Weise abbauen." Bitte was?

"Eine Spannung? Zwischen uns?" Ich zeige mit dem Zeigefinger zwischen ihm und mir hin und her.

Lucian macht einen bedröbbelten Eindruck. "Na weil du ständig auf Liam herumgeritten bist. Da muss ich etwas falsch verstanden haben. Tut mir leid. Sowas passiert mir andauernd."

Grinsend lehne ich mich zurück. "Wenn, dann ist Liam ja wohl auf dir geritten." Den konnte ich mir nicht verkneifen. Lucian brummt nur und steht auf, um die Kaffeekanne zu holen. "Das war ein Scherz", merke ich an, als er wieder vor mir sitzt.

"Fein." Ich verdrehe die Augen. Ist er etwa wieder eingeschnappt?

Um die aufkommenden Wogen wieder zu glätten, entschuldige ich mich bei ihm für die Ohrfeige. "Ich weiß, das war nicht die feine, englische Art, aber wenn du das nächste mal jemanden aus heiterem Himmel küsst, achte bitte darauf, dass der Andere das auch will. Ansonsten fängst du dir wahrscheinlich wieder eine ein."

"Werd's mir merken." Endlich lächelt er wieder. "Und wegen Liam. Wir sind Freunde. Freunde, die hin und wieder miteinander ins Bett gehen. Mehr ist da nicht."

"Okay." Ich weiß ehrlich nicht, ob mich das erleichtern soll, oder nicht. Nach kurzem Nachdenken beschließe ich, dass ich versuchen werde, mir darum keinen Kopf mehr zu machen. Was soll es mir auch bringen? Nur noch mehr dicke Luft zwischen mir und Lucian. Und das will ich auf keinen Fall mehr.
 

Wir schweigen für eine Weile, schlürfen Kaffee und hören dem Song im Radio zu.

Ramsey hat es wieder auf mich abgesehen, weshalb ich gedankenverloren durch sein raues Nackenfell kraule.

"Apropos Liam", fällt mir dabei ein. "Hat er sich gemeldet? Ob er meine Eltern erreicht hat?" Er wollte doch Bescheid geben.

"Ja, hat er. Alles bestens. Deine Eltern sind informiert und richten dir liebe Grüße und ein schönes Weihnachtsfest aus." Ich bin erleichtert.

"Hattest du eigentlich Pläne für die Feiertage?", möchte ich von ihm wissen.

Ramsey hat derweil genug von mir und tapselt ins Wohnzimmer auf seinen gemütlichen Platz am Kamin.

"Nö. Für mich sind das Tage wie jede andere." Ich schaue ihn mitleidig an, was er auch bemerkt. "Guck nicht so. Mir macht das nichts aus. Weihnachten war für mich noch nie was Besonderes. Genau wie Silvester oder Ostern."

Abermals überlege ich, was dieser Kerl in seiner Vergangenheit erlebt haben muss. Fragen mag ich ihn das natürlich nicht. Ich sollte ihn ablenken.

"Also kein Weihnachtsbaum wo wir die Geschenke drunter legen können?"

Lucian lacht. "Nein. Eher nicht."

Ich ziehe eine Schnute. "Schade. Ich mag Weihnachtsbäume. Je mehr sie funkeln, desto besser."

"Leg sie vor den Kamin. Der funkelt auch", zieht Lucian mich auf.

"Besonders, wenn Ramsey seinen Prachtkörper dort parkt", lache ich und Lucian stimmt mit ein.
 

***
 

Der restliche Tag verlief endlich wieder entspannt.

Lucian und ich nahmen nochmal sein Skript und meine Zeichnungen hervor, gingen alles ein weiteres mal durch und bleiben am Ende dabei: Perfekt.

Nun hocke ich neben Ramsey, bürste sein dickes Fell, was diesen genüsslich grunzen, und immer wieder von einer zur anderen Seite rollen lässt. Lucian klappert derweil in der Küche herum.

Es duftet schon verdammt lecker und mein Magen zieht sich knurrend zusammen.

"Was machst du da eigentlich?", rufe ich ihm zu und lege die Bürste beiseite, was Ramsey überhaupt nicht toll findet und beginnt, an meiner Hand zu lecken, ehe ich aufstehe und rüber zum Küchenbereich laufe.

"Kartoffelauflauf mit Spinat und Ei", antwortet er mir.

"Kein Reh?" Neugierig betrete ich den Küchenbereich.

"Nein", schmunzelt Lucian und öffnet den Ofen. "Extra vegetarisch für meinen Gast."

"Ich bin beeindruckt." Er gibt sich richtig Mühe.
 

Um nicht völlig unnütz zu sein, fange ich an den Tisch zu decken. Unterdessen schleppt Lucian die heiße Auflaufform herbei.

"Ich habe noch die halbe Flasche Rotwein da. Magst du?" Ich nicke und nehme zwei Weingläser aus dem Schrank, die ich Lucian hinhalte, damit er sie füllen kann.

Als wir uns hingesetzt haben, stoßen wir miteinander an. "Na dann auf einen schönen und vor allem friedlichen Weihnachtsabend", grinse ich.

"Ebenfalls."

Der Auflauf ist total lecker. Lucian kann wirklich hervorragend kochen, das muss man ihm lassen. Genüsslich leere ich meinen Teller. Es herrscht eine angenehme Stille. Das Kaminfeuer prasselt und die leise Radiomusik sorgt für eine entspannte Atmosphäre.

Vollgegessen schiebe ich den leeren Teller von mir.

"Boah. Ich bin so satt!"

Lucian schmunzelt und legt sein Besteck auf den ebenfalls geleckten Teller.

"Also willst du keinen Nachtisch?"

"Nachtisch?" Lucian grinst frech, steht auf und räumt unsere Teller ab.

"Du kochst unglaublich gut, machst Nachtisch, schreibst unfassbar fesselnde Romane … was kannst du eigentlich nicht?", frage ich ihn.

"Da gibt es einiges", meint er und geht an den Kühlschrank. "Zeichnen zum Beispiel. Oder meine Steuererklärung. Ich bin froh, dass ich das an so talentierte Hände wie dich abgeben kann." Schleimer! Aber es bauchpinselt mich, das muss ich zugeben.

"Wenn du mich deine Steuererklärung machen lässt, bist du aber innerhalb kürzester Zeit pleite, mein Lieber", foppe ich ihn.

"Echt? So ein Mist! Die wollte ich dir gleich nach dem Nachtisch aufs Auge drücken." Er grinst schräg und drapiert eine runde Glasschüssel in der Mitte des Küchentisches.

"Schokopudding?"

"Jepp. Mit Sahne." Neben die Schüssel taucht eine Sprühdose auf. "Leider nur aus der Dose und der Pudding ist auch eine Fertigmischung. Mehr hatte ich nicht da." Lucian kratzt sich verlegen am Kopf, ehe er sich wieder setzt und mir einen großen Löffel zuschiebt.

"Das sieht total lecker aus", beruhige ich ihn, weil es mich ehrlich rührt, dass er sich so viel Mühe gemacht hat.

Fertigmischung oder nicht, der Pudding schmeckt tatsächlich sehr lecker. Und mit Sahne kann man mich so gut wie immer glücklich machen.
 

Als die Schüssel fast leer ist und wir uns bauchreibend gegenüber sitzen, entfleucht mir ein gequältes Stöhnen.

"So voll war ich noch nie", jammere ich.

Lucian runzelt für einen Moment die Brauen, dann lacht er laut auf. So laut, dass sogar Ramsey angewatschelt kommt, um zu schauen, was los ist.

"Was?", will ich belämmert von ihm wissen.

"Nichts", grinst er frech. "Mein Weingetränktes Hirn ärgert mich nur." Was soll ich denn davon nun halten? "Lust auf einen Schluck Hochprozentiges? Zum Magenaufräumen?" Warum nicht?

Ich nicke, immer noch leicht konfus über Lucians plötzlichen Heiterkeitsausbruch. Was auch immer sein Wein-Hirn sich ausgedacht haben kann.

Er stellt mir ein kleines Schnapsgläschen vor die Nase, genau wie sich selbst. In seiner anderen Hand hält er eine schmale Glasflasche. Der Inhalt ist klar, sieht aber schwer nach etwas Selbstgebrannten aus.

"Was ist das?", frage ich skeptisch.

"Medizin für unsere vollen Bäuche." Lucian zwinkert mir verschwörerisch zu.

"Ich weiß nicht, ob mir dein angetrunkenes Ich gefällt", gebe ich zu bedenken. Mein Alkoholpegel hält sich noch in Grenzen. Ich hatte aber auch nur ein Glas, während er den ganzen Rest intus hat.

"Finden wir es heraus", grinst er und schenkt erst mir, dann ihm etwas von dem klaren Zeug ein. Die Alkoholfahne lässt mir Tränen in die Augen treten. Dabei steht das Gläschen noch ganz unschuldig und unberührt vor mir.

"Fuck! Was ist das? Brennspiritus?" Ich verziehe das Gesicht und hebe das Glas vorsichtig mit zwei Fingern an, damit ich nichts verschütte. Lucian war beim Einschenken mehr als großzügig.

Er lacht nur und schüttet sich das Zeug hinter die Binde. Dabei verzieht er nur leicht das Gesicht. Ich weiß nicht, ob mich das jetzt zuversichtlich stimmen soll.

'Na gut. Augen zu und runter damit', sporne ich mich selbst an und kippe den Inhalt des Glases meine Kehle hinunter.

"Boha!" Mein Hals und meine Speiseröhre fangen Feuer. Mein Gesicht fühlt sich an, als würde es sich wie eine implodierende Sonne in sich zusammenziehen. "Widerlich!", schimpfe ich schüttelnd und knalle das Glas auf den Tisch.

"Nach dem dritten, vierten Glas fängt es an zu schmecken", lacht Lucian frech und schüttet mir wieder was von dem ekelhaften Gebräu ein.

"Nichts da! Davon nehme ich keinen Schluck mehr!"
 

***
 

Kichernd lehne ich mich gegen Lucians linke Schulter und verleibe mir einen weiteren Schluck von seinem Selbstgebrannten ein. Er hatte Recht. Nach dem dritten Glas schmeckt das Zeug ganz passabel. Nach dem fünften ist es sogar verdammt süffig.

Ich beuge mich vor und stelle das winzig-kleine Gläschen auf den Couchtisch vor uns.

"Nichts mehr?" Lucian wedelt mit der halbleeren Flasche.

"Nee." Ich schüttle den Kopf. Etwas heftiger als gewollt. "Der Seegang auf deiner Couch wird mir langsam zu heftig." Lucian lacht leise. "Weißt du, dass du ein wunderschönes Lachen hat?" Öhm ... Habe ich das gerade wirklich laut gefragt?

"Habe ich?" Lucian Grinsen wird immer breiter.

"Ohh ja!" Irgendwo in meinem Hinterkopf schlage ich mir selbst gegen die Stirn und bete, dass ich einfach umfalle und in einen tiefen Alkoholschlaf falle. Leider erfüllt sich diese Hoffnung nicht und der letzte Rest meines klaren Verstandes muss hilflos mit ansehen, wie ich mich zu Lucian beuge und kichere wie ein kleines Schulmädchen.

"Un.. und du küsssst gud", kommts auch schon verwaschen aus meinem Mund, ehe ich aufstoßen muss.

Ich blinzle ein paar mal, um Lucians Gesicht vor mir wieder scharf stellen zu können. Hihi. Scharf. Ja, der Kerl ich definitiv scharf. "So scharf …"

Ich falle wie ein nasser Sack gegen Lucians Brust, die Lippen gespitzt, treffe aber zum Glück nicht seinen Mund, sondern sein Kinn. Schlimm genug.

Was war nur in diesem verfluchten Schnaps drin?!
 

Das Nächste, das ich wieder mitbekomme, ist etwas warmes, raues, das mir über Wange und Gesicht fährt. Es riecht widerlich! Irgendwas zwischen Verwesung und nassem Fell. 'Ramsey!'

Der verdammte Köter leckt mir übers Gesicht!

Unkoordiniert versuche ich ihn von mir weg zu schieben. Wie kommt der überhaupt in mein Zimmer?

Schmerz explodiert hinter meinen Augen, als ich versuche, sie zu öffnen.

"Na? Aufgewacht meine lallende Prinzessin?" Eindeutig Lucian.

Verwirrt stemme ich mich in eine sitzende Position und stelle fest, nachdem ich endlich die Augen für wenige Sekunden aufbekomme, dass ich auf der Couch gelegen habe.

"Was ist passiert?", frage ich mit brüchiger Stimme und räuspere mich ein paar mal.

"Willst du das wirklich wissen?", brummt Lucian und setzt sich vor mir auf den Tisch. Die Ellenbogen auf seine Knie gestützt, sieht er mich amüsiert an.

"Habe ich was angestellt?" Bitte nicht!

"Das kann man wohl so sagen."

"Oh nein!" Ich verstecke mein Gesicht in den Handflächen was Ramsey wieder auf den Plan ruft. Wenigstens leckt er nun über meine Fingerknöchel und nicht an meinem Gesicht herum.

"Hätte ja nicht gedacht, dass dich so ein bisschen Moonshine dermaßen umknocken würde."

"Bisschen?!" Ich hebe empört ruckartig den Kopf und bereue es sofort. "Au!" Mein Kopf! "Wie viel Umdrehungen hatte das Zeug überhaupt?"

"Weniger als mein Pflaumenschnaps", antwortet er bloß schmunzelnd.

Ich seufze und schwinge vorsichtig die Beine von der Sitzfläche. "Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern", jammere ich, was nicht ganz stimmt. An eins erinnere ich mich noch, und das bringt meinen Magen dazu, sich unschön zu verknoten.

"An wirklich gar nichts mehr?", fragt Lucian mich.

"Nur noch, dass wir hier gesessen haben und ich irgendeinen Unsinn geredet habe. Aber danach, alles schwarz."

Mein Lieblingsautor seufzt. "Soll ich dich erleuchten?"

"Ich weiß nicht, ob ich es wirklich wissen will." Ich schäme mich jetzt schon genug.

"Na ja", sagt Lucian gedehnt. "Da sind ein paar Dinge vorgefallen, die mich sehr nachdenklich gemacht haben."

"Ach ja?" Meine Stimme klingt dünn und fiepsig.

"Die Kurzfassung?" Ich überlege eine Weile, schließlich nicke ich schwach. Warum es nicht hinter mich bringen?
 

Lucian bleibt regungslos vor mir auf dem Tisch sitzen, während er beginnt von letzte Nacht zu berichten. An den Anfang kann ich mich ja noch ganz gut erinnern. Bis zu dem Punkt, wo mein misslungener Kussversuch an seiner breiten Brust geendet hat.

Meine Birne leuchtet jetzt schon sicherlich so rot wie die Kugeln am Weihnachtsbaum meiner Eltern. Aber es kommt noch schlimmer.

"Ich konnte dich kaum noch unter Kontrolle bringen", erinnert Lucian sich. "Du hast dich kichernd gegen mich gepresst, immer wieder was von sexy und scharf gehickst und hast versucht mir das Hemd hochzuschieben."

"Oh Gott!" Ich will hier weg!

"Als ich dich dann endlich soweit hatte, wieder von meiner Kleidung abzulassen, hast du angefangen über Liam zu schimpfen. Warum ich ihn ranlasse, dich aber nicht." Bitte lass mich unsichtbar werden! Oder so klein schrumpfen, dass ich zwischen die Bodendielen kriechen, und dort sterben kann! "Die Beleidigungen werde ich jetzt besser nicht wiederholen." Zu gütig. "Das Ende vom Lied war, dass du angefangen hast zu heulen. Ab da an habe ich kaum noch ein Wort verstanden. Irgendwas mit 'warum nicht ich' und 'es ist doch Weihnachten'." Kann es noch schlimmer kommen? "Das hat erst aufgehört, als du dich lautstark über die Rückenlehne meines Sofas übergeben hast." Es kann.

Ich muss schlucken. Mehrmals.

"Es tut mir so leid", presse ich an dem dicken Kloß in meinem Hals vorbei.

"Was tut dir leid? Dass du mich scharf findest, meinen besten Freund beleidigt hast, oder mein weißes Sofa umdekoriert hast?"

"Alles", flüstere ich und vergrabe das Gesicht tiefer in meinen Handflächen.

"Hm", höre ich Lucian brummen, dann wird es für eine kurze Zeit still im Haus. Nur das Knacksen des Holzes im Kamin ist zu hören. Selbst Ramsey ist ruhig, als würde er verstehen, dass ich gestern Nacht eine ziemliche Scheiße gebaut habe.

Nach und nach kommen die Erinnerungen wieder zurück. Nur Bruchstückhaft, aber es reicht, um mich noch mehr zu schämen.

'Wie soll ich das nur erklären?'

"Also schön", seufzt Lucian plötzlich, was mich zusammenzucken lässt. "Jetzt ist aber wirklich Schluss damit!"

Ich weiß kaum wie mir geschieht, als er unerwartet meine Handgelenke packt, sie weg von meinem Gesicht zieht und seine Lippen auf meine presst. Der Schock bewirkt, dass ich nicht mehr sofort vor Scham im angrenzenden Wald flüchten möchte. Selbst dann nicht, als Lucian sich wieder von mir löst und mich durchdringend ansieht. Dabei hält er immer noch meine Handgelenke fest umschlossen.

"Entweder knallst du mir jetzt wieder eine sobald ich deine Hände loslasse, oder sagst mir endlich, dass du mich wirklich willst. Dieses Hin und Her mache ich nicht mehr lange mit." Mir klappt der Unterkiefer nach unten. "Nun? Ich höre?" Lucian bleibt unnachgiebig. Es scheint ihn nicht die Bohne zu interessieren, dass gleich mein Schädel platzt. Aus zweierlei Gründen.

Würde es überhaupt etwas bringen, es zu leugnen? Wie heißt es so schön? Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit. Und verdammt ja! Es war die Wahrheit.

Lucian ist scharf! Und klar will ich ihn! Wer würde ihn nicht wollen?

Trotzdem kann ich ihm nicht sagen, dass ich ihn will. Schon von der ersten Sekunde an wollte, als er draußen vor mir stand, mit dem Beil in den Händen, schwer atmend, verschwitzt und so verflucht männlich ...

"Bekomme ich erstmal einen Kaffee", frage ich so mitleiderregend wie möglich, um so etwas Aufschub zu bekommen.

"Klar." Erleichtert atme ich auf. Lucian greift hinter sich, zieht etwas zu sich nach vorn. Eine gefüllte Tasse mit Kaffee. "Hier."

"… Danke." Mist!

Ich schlürfe möglichst langsam und meide weiterhin Lucians Blick.

"Zeit schinden wird dir auch nichts nutzen." Doppelmist!

Stöhnend stelle ich die Tasse wieder auf den Tisch und reibe mir übers Gesicht. Hoffentlich sehe ich nicht so scheiße aus, wie ich mich fühle. Andererseits … Wäre gar nicht mal so schlecht.

"Nate. Antworte endlich."

"Ich versuche es ja", wehre ich mich.

Nun ist es an ihm zu Seufzen. "Da du mir keine Ohrfeige gegeben hast, nehme ich an, du hast gestern Abend die Wahrheit gesagt", mutmaßt er drauf los. Mein Nicken ist kaum so stark wie ein Wimpernschlag, dennoch sieht Lucian es.

Er stürzt die Lippen, atmet laut aus und steht auf.

"Falls du Hunger hast, ich habe Frühstück gemacht. Aber vielleicht duschst du lieber erstmal. … Und putzt dir die Zähne. Du schmeckst nämlich nach Hundefutter und Kotze.", sprichts und verschwindet zusammen mit Ramsey nach draußen. Ob im Kamin genug Platz ist, um sich darin zu einer Kugel einrollen zu können?
 

Ich habe seinen Rat beherzigt, mich lange und ausgiebig geduscht und dabei versucht, nicht an die letzten Stunden zu denken.

Das Massaker, das ich an Lucians Couch hinterlassen habe, hat er anscheinend schon selbst beseitigt. Alles was noch zu sehen war, waren feuchte Flecken auf dem hellen Bezug. Da ist mal eine fette Entschuldigung fällig!

"Aber eigentlich ist er ja selbst schuld dran", brummele ich, während ich mich anziehe. "Flößt mir einfach so ein Teufelszeug ein!"

Ich stutze.

"Moment mal!"

Hat er das etwa extra gemacht? Mich abgefüllt um … Ja um was eigentlich? Um mich ins Bett zu bekommen wohl eher nicht. Sonst hätte er mich ja nicht abgewiesen, als ich ihm an die Wäsche bin. Aber was sollte das dann? Oder steckte da doch kein Plan hinter?

"Oh Mann…" Ich reibe mir die Stirn und schimpfe mich einen Idioten. Meine Fantasie geht wieder mal mit mir durch. Ich sollte Lucian einfach fragen. Nur wie?

Oder vielleicht besser doch nicht? Was soll der Stress auch? Inzwischen dürfte ich bei ihm total verschissen haben.

Ihn schamlos angebaggert, geheult, eine Eifersuchtsszene hingelegt, seine Bude vollgekotzt. Bravo! Und das, wo wir uns gerade wieder versöhnt hatten.
 

Langsam schlurfe ich die Treppe runter. Ich brauche noch mehr Kaffee und mein Magen knurrt auch.

Zum Glück ist der Küchenbereich sowie das Wohnzimmer leer. Von draußen ist das dumpfe Schlagen von Holz zu hören. Ich habe scheinbar noch eine kleine Schonfrist bevor ich mich meinem Lieblingsautor stellen muss. Ob mich das jetzt beruhigt, kann ich nicht sagen.

Ich schmiere mir eins der aufgebackenen Tiefkühlbrötchen und inhaliere erstmal zwei Tassen Kaffee, bevor ich mich daran gütlich tue.

Kaum habe ich aufgegessen, kommt Lucian wieder ins Haus gestapft. Ramsey hinter ihm schüttelt sich und trappelt danach an ihm vorbei um sich erwartungsvoll vor ihm auf den kleinen Teppich zu setzen. Dort rubbelt Lucian ihm die Pfoten trocken, ehe er zu mir rübergelaufen kommt.

"Es schneit schon wieder", brummt er.

"Habs gesehen. So ein Mist." Ich komme hier nie weg. Jedenfalls nicht vor dem Frühling, falls das so weitergeht. 'Dann muss ich unbedingt daran arbeiten, nicht immer in solch beschissene Situationen zu kommen.'

"Geht es dir besser?" Lucian zieht kratzend einen der Küchenstühle zurück und lässt sich drauf fallen.

"Etwas", antworte ich. "Tut mir wirklich leid, dass ich so ... so übergreiflich war. Und dir die Couch vollgesaut habe." Oh wie kleinlaut ich mich gerade anhöre!

Lucian mustert mich mit unbeweglicher Miene, sodass mir nur noch unwohler wird. Ich weiche seinem bohrenden Blick aus und rutsche unruhig auf meinem Stuhl herum.

"Und?", fragt er plötzlich.

"Hm?" Ich presse die Lippen zusammen und versuche zu lächeln. Klappt nur nicht wirklich, befürchte ich.

"Wie lautet deine Antwort?"

"Welche?", stelle ich mich dumm was bei Lucian nur einen genervten Gesichtsausdruck bewirkt. "Okay", gebe ich nach und schiebe nervös die Kaffeetasse vor mir hin und her. "Klar finde ich dich attraktiv. Und ... Na ja ... Es ist nicht so, als hätte mir der Kuss nicht gefallen." Ich räuspere mich, weil mein Hals plötzlich furchtbar trocken ist. "Ich war nur so überrumpelt." Ich höre, wie Lucian genervt ausatmet, traue mich aber nicht, ihn anzuschauen.

Erst als ich Stuhlbeine über das Parkett rutschen höre, wage ich einen scheuen Blick.

Lucian steht auf und kommt um den Tisch herum. Fragend blicke ich zu ihm auf und versuche etwas aus seinem Gesichtsausdruck abzulesen, doch es gelingt mir nicht. Bis auf ein Blitzen in seinen Augen ist seine Mimik unbewegt.

Ich blinzele verwirrt, als er sanft unter mein Kinn greift und sich zu mir runter beugt. Sofort schlägt mein Herz schneller und mir wird schwummrig. Er wird doch nicht ...

Ich halte angespannt die Luft an, sehe dabei zu, wie Lucians Gesicht sich meinem langsam nähert. "Das war nicht alles, was ich hören wollte", grollt er. Mir bleibt fast das Herz stehen.

Lucians Daumen streichelt über meine Wange, sein Blick fixiert meinen. "Was denn noch?", frage ich so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob er mich verstanden hat.

"Schlafzimmer?" Die Frage lässt mich taumeln und ich kralle mich am Tisch fest, weil ich Angst habe, vom Stuhl zu kippen. "Ich frage nicht nochmal. Letzte Chance." Fuck!

Fuck, Fuck, Fuck!

"Schlafzimmer", krächze ich mit dünner Stimme und bringe sogar ein Nicken zustande.

Ein Lächeln umspielt Lucians Lippen und seine Augen nehmen einen dunkleren Farbton an. Er wirkt beinahe wie ein Raubtier, was mich mit einem Schlag total geil macht.
 

Als würde die Wirkung des gestrigen Alkohols wieder einsetzen, handelt mein Körper plötzlich eigenmächtig und wirft sich Lucian entgegen.

Sofort begrüßen sich unsere Lippen, pressen sich fest aneinander und scheinen gar nicht mehr ihren Kontakt lösen zu wollen.

Ich fühle, wie ich von zwei starken Armen gepackt und hochgehoben werde. Meine Füße schweben kurz über den Boden, ehe ich meine Beine um Lucians Hüfte schlinge.

Irgendwo höre ich Ramsey bellen. Lucian zischt ihm ein "Scht!" zu, ohne unseren Kuss zu unterbrechen, dann werde ich auch schon durch den Raum getragen. Ich klammere mich fester an den starken Körper vor mir, spüre die wachsende Erregung unter der Jeans. Ob er auch fühlt, wie hart ich gerade bin?

Auf der Treppe wird es kurz etwas kniffelig und wir fangen an zu lachen, als Lucian leicht ins Straucheln gerät, sich aber wieder fangen kann. Im Flur sind wir wieder schneller unterwegs.

Wir passieren mein Zimmer, lassen es hinter uns und biegen kurz danach in Lucians Schlafzimmer ab.

Nur für einen winzig kurzen Moment muss ich an den Tag denken, als ich hier angekommen bin. An die Duschszene, die sich mir hier oben geboten hat. Irrsinniger weise turnt mich das jetzt sogar ziemlich an.

Lucian setzt mich vorsichtig auf seinem großen Bett ab. Erst jetzt beenden wir unseren Kuss. Ich lecke mir über die schon sehr geschwollenen Lippen.

"Mach das nochmal, und ich fress dich mit Haut uns Haar", brummt Lucian mit deutlich erregter Stimme. Grinsend fahre ich mir abermals mit der Zunge über die Lippen. Deutlich langsamer als zuvor.

Knurrend stürzt sich Lucian auf mich, sodass ich lachend mit dem Rücken auf der Bettdecke lande. "Du hast es so gewollt", sagt Lucian, ehe er erneut über mich herfällt.
 

Knutschend rollen wir übers Bett. Derweil versuchen wir uns ungeduldig gegenseitig von der Kleidung zu befreien. Nach und nach gelingt uns das auch, bis Lucian und ich nackt aufeinander liegen.

Schwer atmend schauen wir uns an. Er auf mir, was sich unglaublich gut anfühlt.

Keiner von uns sagt etwas, was auch gar nicht nötig zu sein scheint. Endlich, nach all dem Hickhack, scheinen wir uns zu verstehen.

Lucian beugt sich runter zu mir, küsst mein Kinn, meine Kieferpartie, Ohr, Hals, Schlüsselbein …

Stöhnend schließe ich die Augen und fühle nur noch.

Heiße Schauer jagen über mich hinweg, als Lucians Zunge abwechselnd über meine Brustwarzen neckt. Ich biege mich ihm entgegen, streichle über seinen breiten Rücken und genieße das ungeduldige Pochen in meinem Unterleib.

Immer tiefer rutscht Lucians neugieriger Mund, über meinen Bauch bis hin zu meinen Hüftknochen. Gespannt halte ich den Atem an, doch er scheint mich hinhalten zu wollen.

Eine Gänsehaut rast über meinen Körper. Lucians warmer Atmen in meiner Körpermitte und seine rauen Hände, die langsam über meine Seiten nach oben streichen. An meiner Brust stoppen sie. Daumen kreisen gemächlich um meine Nippel, kratzen verdammt geil darüber und lassen mich immer verlangender Keuchen.

"Lucian …" Ich will endlich mehr!
 

***
 

Es dämmert schon draußen. Trotzdem liegen wir noch im Bett.

Ich, meinen Kopf auf Lucians Brust gebettet und lasse meine Finger durch sein raues Brusthaar streifen, er, seinen Arm um mich geschlungen kitzelt seine Hand immer wieder meine Seite entlang.

Ich seufze wohlig, hänge immer noch gedanklich den vergangen Stunden nach. Und was waren das für Stunden!

Es gab so verdammt viel, was ich mit ihm ausprobieren, schmecken und berühren wollte. Und er war mit einem Feuereifer dabei, dass es mir fast den Verstand geraubt hat.

Immer wieder musste ich mich zwicken, um zu wissen, dass ich nicht träume.

Jetzt sind wir beide vollauf befriedigt und überaus müde. So ein Tag im Bett kann ganz schön schlauchen.
 

Ich höre, wie Lucian leise seufzt.

"Was ist?", frage ich gähnend und drücke meine Nase gegen Lucians warme Haut.

"Ramsey. Er winselt. Sicher muss er mal raus." Oh je! Den habe ich total vergessen.

Lucian schält sich unter mir hervor und steht auf. Schmachtend lasse ich meinen Blick über seinen Körper, besonders über seinen Knackpo, wandern.

Trotz der kraftraubenden Stunden zuvor bekomme ich sofort wieder Lust. Ich muss bekloppt sein! Oder süchtig. Wahrscheinlich beides.

Er schlüpft in seine Jeans, ohne sich vorher eine Shorts angezogen zu haben und zieht sich seinen dicken Pulli über den Kopf. "Bin gleich wieder da", verspricht er mir und gibt mir einen Kuss. Einen sehr langen Kuss …
 

Als er das Schlafzimmer verlassen hat, drehe ich mich schnurrend auf den Rücken.

Was für ein Tag! Und wer hätte damit rechnen können?*

'Das perfekte Weihnachtsgeschenk', denke ich belustigt. Doch da fällt mir noch was ein! Apropos Weihnachtsgeschenk. Da war doch noch was!

Ich steige eilig aus dem Bett, übergehe dabei das gemeine Zwicken in meinem Hinter, ziehe mir meine Shorts über und rase nach unten in die Küche, wo zwei sehr schlecht verpackte Geschenke nur darauf warten, von uns geöffnet zu werden.

Ich nehme sie von der Anrichte und setzte mich damit im Wohnzimmer vorsichtig auf die Couch.

Weil der Kamin leider nur noch leicht glüht, wickle ich mich in die weiche Wolldecke ein, die auf der Seite liegt und warte, bis Lucian wieder zurückkommt. Lange dauert das zum Glück nicht.

"Mensch! Wir haben sicher einen halben Meter Neuschnee dazubekommen", flucht er und klopft sich die Jacke bei geöffneter Terrassentür vom Schnee frei. Ramsey wartet, bis er an der Reihe ist.

"Anscheinend muss ich wirklich noch etwas länger bleiben", überlege ich laut.

Lucian dreht seinen Kopf zu mir. "Schlimm?" Sein freches Grinsen gefällt mir.

"Hm … Nö. Ist mittlerweile ganz okay hier." Er lacht auf und fängt an, seinen Hund trocken zu rubbeln.

Damit fertig, füllt er Ramseys Napf und heizt danach den Kamin wieder ordentlich an, dann lässt er sich neben mir auf die Couch fallen. "Warum bist du eigentlich hier unten? Hast du mich etwa vermisst?"

"Jetzt werde mal nicht größenwahnsinnig", lache ich. "Die Welt dreht sich nicht nur um dich." Lucian runzelt beleidigt die Stirn, was mich nur noch mehr lachen lässt.

"Nein", kichere ich schließlich. "Mir ist eingefallen, dass wir gestern was Wichtiges vergessen haben."

"Und was?"

"Unsere Weihnachtsgeschenke." Ich greife neben mich und nehme das kleine Röllchen, das ich für Lucian fertig gemacht habe. Sofort erhellt sich sein Gesicht.

"Stimmt ja!" Er nimmt es entgegen und zuppelt belustigt an der Zahnseide herum. "Soll ich es aufmachen?"

"Klar." Gespannt verfolge ich, wie er das Papier aufpfriemelt. Als vier ineinandergeschobene Klopapierrollen zum Vorschein kommen, grinst er kopfschüttelnd.

"Du musst reinschauen. Da ist was drin", erkläre ich.

Neugierig lugt er hinein, was zum schießen aussieht. Er erinnert mich an einen Piraten, wie er da durch das Rohr schaut. Vorsichtig zupft er mit dem Zeigefinger das zusammengerollte Blatt Papier heraus, das ich darin verborgen habe.

Sichtlich gespannt rollt er es auf und macht große Augen.

"Wow!", haucht er und sieht mich kurz an, ehe er die Zeichnung erneut genaustens mustert.

"Es gefällt dir?"

"Ja! Danke!" Ich bin erleichtert!

Ich hatte schon Sorge, dass das Motiv etwas zu gewagt sei.

"War das bei deiner Ankunft?", fragt er mich amüsiert. Ich nicke. "Hatte ich da auch kein Oberteil an?" Er überlegt tatsächlich.

Lachend schüttle ich den Kopf. "Künstlerfreiheit. So kommts besser."

"Aha", schmunzelt Lucian. "Stimmt. Nackt komme ich immer besser." Er zwinkert mir zu. Idiot!

Das Bild zeigt ihn vor dem Hackblock. Die Axt lässig auf seiner Schulter ruhend, Ramsey zähnefletschend neben ihm. Dass Lucian dabei aussieht, wie aus einem feuchten Holzfäller-Sextraum entsprungen, ist pure Absicht gewesen.

"Das ist echt toll! Danke dir! Das wird einen Ehrenplatz bei mir bekommen. … In meinem Schlafzimmer." Als Dank umarmt er mich fest und ich komme nicht umhin, mir zu wünschen, ich hätte auch einen solchen Ehrenplatz bei ihm im Schlafzimmer …
 

Ich wische diesen irrealen Gedanken beiseite und nehme stattdessen das Geschenk von ihm an mich.

Während Lucian das Bild auf den Wohnzimmertisch legt öffne ich die mit Klebestreifen verschlossenen Ecken. Und davon gibt es viele. "Geschenke einpacken liegt dir wirklich nicht, was?", schmunzle ich.

"So oft mache ich das nicht", gibt er zu.

"Uh. Okay. Dann fühle ich mich geehrt."

"Das darfst du ruhig." Und ich wie das tue! Überhaupt. Der ganze Tag fühlt sich schon so an. Na ja, bis auf den Morgen. Aber vergessen wir das.

Schon während ich das Papier abstreife kann ich bedruckte Seiten erkennen. Das wird doch nicht …?

"Hast du das geschrieben?", frage ich ihn aufgeregt. Lucian nickt. "Für mich?" Nicht wirklich, oder? Doch er nickt abermals, was mein Herz aufgeregt schlagen lässt.

"Eine kleine Weihnachtsgeschichte über Slate und Neil", erklärt er. Als ob ich das nicht schon längst gesehen hätte. "Ich habe sie vorgestern Nacht geschrieben. Irgendwie auch als Entschuldigung." Er zuckt mir den Schultern und sieht für einen winzigen Moment unsicher aus.

"Vielen, vielen Dank Lucian", flüstere ich bewegt und kann nicht anders, als ihn ebenfalls fest in meine Arme zu schließen, nachdem ich die Kurzgeschichte auf den Tisch gelegt habe. Er erwidert die Umarmung.

Ich weiß nicht, wie lange wir so sitzen bleiben. Irgendwann fühle ich, wie Lucians Hände auf Wanderschaft gehen. Da fällt mir ein, dass er gar nichts unter seiner Jeans trägt ...
 

***
 

Zwei Tage später ist es dann soweit.

Die Telefonleitung geht wieder und laut Nachrichten und Wetterbericht sind die Straßen auch wieder befahrbar. Das sagte mir auch die sehr genervt klingende Uschi von der Taxizentrale.

"Das Taxi ist unterwegs", verkünde ich, nachdem ich aufgelegt habe.

"Okay." Lucian nickt, doch ich kann sein Gesicht nicht sehen, da er mir abgewandt in der Küche steht und Zwiebeln schneidet. "Willst du vorher noch eine Kleinigkeit zu Mittag essen?"

"Klingt verlockend", grinse ich, laufe zu ihm rüber und umarme ihn von hinten.

Die letzten Tage, also seitdem wir miteinander im Bett gelandet sind, waren wie im Traum.

Keine Spur mehr von Streit, auch wenn Lucian mir gestanden hat, dass ihn das ziemlich angeturnt hat. Ich sähe heiß aus, wenn ich sauer bin. Das werde ich mir auf jeden Fall merken.

"Was hat Bill gesagt?", möchte er von mir wissen. Mit dem habe ich zuvor telefoniert.

"So viel, dass ich kaum noch weiß, was genau", antworte ich. Lucian lacht leise. Ein Geräusch, dass mir eine Gänsehaut beschert. 'Ich liebe diesen Kerl einfach ...'

Oh ja! Überraschung! Ich bin verknallt in Lucian. Leider weiß er das nicht. Oder besser gesagt: Zum Glück. Was sollte es mir auch bringen, wenn er es wüsste? Wahrscheinlich vergisst er mich schnell wieder, sobald unser gemeinsames Projekt beendet ist.

Nächstes Jahr an Weihnachten wird alles so sein wie immer. Nur ich werde wehmütig hieran denken.

Ich schließe die Augen, atme tief ein, sauge seinen unvergleichbaren Duft in meine Lungen und lege die Lippen auf seinen unbedeckten Nacken.

"Willst du etwa schon wieder?", höre ich Lucian amüsiert fragen.

"Wann will ich mal nicht?", kontere ich.

"Stimmt." Lucian legt das Messer hin und dreht sich zu mir um. "Aber du wirst bald abgeholt und deinen Abschiedssex hattest du heute Morgen auch schon", erinnert er mich. Ich seufze.

"Schön. Essen wir eben wie zivilisierte Leute." Gemeinheit!

Wenigstens bekomme ich noch einen Kuss. Einen sehr innigen …
 

Ein Klingeln lässt uns auseinanderfahren. "Dein Taxi?"

Ich schüttle den Kopf. "So schnell sicher nicht." Nicht hier, mitten in der Pampa.

"Hm", macht Lucian, lässt mich los und geht zur Haustür. Wehmütig schaue ich ihm nach. Ich werde ihn so sehr vermissen …

Als Lucian die Tür öffnet, sinkt meine Laune auf die Tiefpunkt. Drei mal dürft ihr raten, wer uns gerade gestört hat. Natürlich ist es Liam!

Um etwas zu tun zu haben, schnappe ich mir das Messer und hacke auf die armen Zwiebeln ein.

"Hey Nate", begrüßt mich Blondchen freudig. "Du kannst heute endlich wieder heim, habe ich gehört." In mir verkrampft sich alles.

"Ja", nicke ich und umfasse den Griff des Messers fester. "Hat dir Lucian das gesagt?" Wer sonst?

"Nö. Der Buschfunkt", lacht er. Oh natürlich! Sarkasmus kann der Idiot auch noch. Ihn muss es ja tierisch freuen, dass ich endlich wieder weg bin. Und Lucian … 'Holt sich gleich das nächste Fickstück ins Haus', denke ich bitter.

Doch anstatt sauer zu werden, lege ich nur enttäuscht das Messer auf das Schneidebrett. "Ich geh mal schnell hoch. Nachschauen, dass ich nichts vergessen habe." Ich muss hier weg! Bevor ich anfange zu heulen.

Ich sehe aus den Augenwinkeln, das mich Lucian fragend anschaut, doch ich ignoriere es.
 

Oben in meinem ehemaligen Zimmer setze ich mich aufs Bett und vergrabe das Gesicht in meinen Handflächen.

Ich bin so verdammt enttäuscht! Ich bin noch nicht mal weg, schon taucht dieses blonde Fickstück hier auf!

Ich weiß ja, dass ich mir keine großen Hoffnungen machen kann, aber mal ehrlich: Ernsthaft?! Ein wenig Anstand kann man doch verlangen, oder?

Unter Aufbietung all meiner Kräfte kämpfe ich die aufsteigenden Tränen nieder, die unbedingt aus mir heraus wollen. Ich werde nicht heulen! Nein!

"Nate?" Ein Klopfen an meiner Tür. Lucian! "Nate, kann ich reinkommen?" Nein! Kannst du nicht!

Kurz überlege ich, mich im Bad zu verschanzen, doch da geht auch schon die Tür langsam auf.

Ich atme tief ein, wische mir übers Gesicht und stehe auf. "Hab alles", sage ich um ein Lächeln bemüht.

"Ich weiß. Du hast gestern Abend schon alles eingeräumt", meint Lucian. Mist! "Alles okay?"

"Klar", lüge ich. "Warum fragst du?"

"Weil du vor Liam geflohen bist, als wolle er dir den Kopf abhacken." Ha ha. Wohl eher den Schwanz … "Bist du wieder eifersüchtig?" Bam! Lucian hat wirklich ein Talent dafür, ins Schwarze zu treffen.

"Was? Wieso sollte ich?" Sehe ich so unbekümmert aus, wie ich es gerne hätte? Bestimmt nicht.

"Ich habe Liam nicht eingeladen", erklärt er, ohne dass ich ihn gefragt habe. "Wir haben vorhin miteinander telefoniert. Er wollte wissen, ob alles okay ist bei uns. Da habe ich ihm gesagt, dass du heute gehst."

"Und er musste gleich herkommen, weil er endlich wieder mit dir ungestört sein kann?", platzt es aus mir heraus. Innerlich verdrehe ich die Augen. Toll! Jetzt weiß er definitiv, dass du vor Eifersucht fast am Explodieren bist.

"Nein", sagt er doch allen ernstes. Wahrscheinlich glaubt er das sogar. "Er ist vorbeigekommen, weil er gemerkt hat, wie traurig es mich macht, dass du gehen musst."

Ich muss hart schlucken. "Bist du?"

"Du etwa nicht?"

"Keine Gegenfrage!", keife ich ihn schärfer an, als beabsichtigt. Er grinst und zieht mich an seine Brust.

"So heiß", haucht er und küsst mich stürmisch.

Ah ja. Da war ja was …

Mir knicken fast die Beine weg, so intensiv ist dieser Kuss. Lucians Finger krallen sich in meinen Rücken und ich klammere mich ebenfalls so fest an ihn, als würde ich mit ihm verschmelzen wollen.

"Ich will dich nicht gehen lassen", keucht er in meinen Mund. Ich würde gern sagen, dass ich bleibe, aber das kann ich nicht. Es wartet Arbeit auf mich. Und auf ihn auch.

"Wir telefonieren", erinnere ich ihn an unsere Abmachung und daran, dass wir Handynummern ausgetauscht haben.

"Als ob das reichen würde." Seine Worte bringen mich fast aus der Fassung.

Wimmernd presse ich mich noch dichter an seinen Körper.

Was diese Worte bedeuten könnten, darüber mag ich gar nicht nachdenken. Hinterher wartet eine große Enttäuschung auf mich und davon hatte ich wirklich genug die letzte Zeit über.

"Ähm Leute? Da raucht was im Ofen." Liam!
 

Wir fahren abermals wegen Blondi auseinander und drehen uns zu Tür. Liam steht dort, grinst süffisant und sieht von einem zum anderen. "Hier brennt wohl auch bald was an, wie ich sehe." Sein Grinsen wird immer breiter, was mich irritiert. Er sieht nicht im Geringsten angepisst oder verprellt aus.

"Ich würde ja jetzt gehen und sagen, ihr sollt weitermachen, aber im Ernst: In der Küche qualmt es wie blöd."

"Scheiße!", zischt Lucian und rennt eilig nach unten.

Verdutzt bleibe ich allein mit Liam zurück.

Es ist mir unangenehm und ich beiße mir leicht beschämt auf der Unterlippe herum, während er mich beobachtet.

"Du denkst, ich will was von Luci", unterbricht er nach ein paar stillen Momenten unser Schweigen.

"Luci?"

Liam zieht die Nase kraus. "Ups. Vergiss bitte, dass ich das eben gesagt habe. Er hasst diesen Spitznamen."

"Kann ich verstehen." Ich hasse ihn auch, obwohl ich ihn eben erst das erste mal gehört habe. "Passt nicht zu ihm."

"Stimmt", lacht Liam. "Aber genau darin liegt doch der Reiz."

Ich übergehe das und versuche selbstbewusst zu wirken. "Und? Willst du?", frage ich ihn und halte innerlich die Luft an.

"Was will ich?" Blondi runzelt die Stirn, als wüsste er nicht, über was wir zuvor geredet haben, oder vielmehr er.

"Ob du was von Lucian willst", helfe ich ihm auf die Sprünge.

"Ach so!" Bisschen verwirrt, der Gute. "Quatsch! Wir vögeln manchmal miteinander. Wir sind beide Single. Friends with benefits sozusagen. Mehr nicht. Sobald ich meinen Traummann habe, ist damit Schluss." Ich muss schlucken und versuche mein aufgebrachtes Herz zu beruhigen, was gar nicht so leicht ist. "Oder er", hängt Liam hinten dran.

"Aha." Soll ich mir jetzt doch Hoffnungen machen? "Na dann. Ich muss." 'Hier raus!' Wieder einmal.

Ich zwänge mich an Liam vorbei, doch noch bevor ich richtig im Flur stehe, hält Liam mich zurück.

"Nate? Ich will dir in nichts reinreden, aber er hat viel durchmachen müssen und tut sich schwer damit, jemanden zu vertrauen. Gib ihm Zeit." Ich schaue ihn prüfend an, sehe aber nichts als Ehrlichkeit in seinen Augen. Also nicke ich und eile die Treppe nach unten. Ein letztes Mal.
 

Unten angekommen, empfängt mich dichter Qualm.

"Oh verflucht!" Ich versuche Lucian ausfindig zu machen, doch er ist nirgends zu sehen. Hinter mir schlägt die Terrassentür zu und verpasst mir damit einen mächtigen Schrecken.

"Das wars! Kein Mittagessen!", wettert Lucian. "Sollen die Vögel sich darüber hermachen, falls sie auf Kohle stehen."

"So schlimm?", frage ich und reiße alle Fenster auf.

"Kann man sagen." Lucian tut es mir gleich und hilft mir, damit alles schnell auslüften kann.

Immer wieder müssen wir wegen des beißenden Rauchs husten. Es stinkt echt ekelhaft.

Schnaufend hängen wir schließlich an einem der geöffneten Fenster und saugen die kalte Winterluft in unsere Lungen. Die Hände haben wir beide über das Fenstersims gelegt. Ich betrachte mir die eingeschneiten Bäume vor dem Haus. Wirklich schön. Solange man nicht eingeschneit ist. 'Wobei mir das die letzten Tage über überhaupt nichts ausgemacht hat …'

Plötzlich schiebt sich eine Hand auf meine und verschränkt die Finger mit meinen. Ich erwidere den sanften Druck und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Ich soll ihm Zeit geben, hat Liam gesagt. Was er damit gemeint hat? Und was hat Lucian alles durchmachen müssen.

Hin und wieder hat er ja etwas anklingen lassen, aber so genau ist er nie mit der Sprache rausgerückt. 'Ich kann nur mir vertrauen.' So etwas ähnliches hat er doch gesagt, nicht?

Auf einmal das Gefühl habend, ihn trösten zu müssen, lehne ich mich mit dem Oberarm gegen seinen und lege den Kopf aus seiner Schulter ab.

"Dein Taxi kommt bald", krächzt Lucian.

"Ich weiß."

"Wirst du irgendwann mal vorbeikommen?" Ich beiße mir auf die Unterlippe. Diesmal, um nicht zu breit zu lächeln.

"Wenn ich darf."

"Klar. Warum nicht?" Ein Schulterzucken folgt, das eindeutig auch etwas kaschieren soll. Freude?
 

Auch wenn es langsam wirklich scheiß-kalt wird, bleiben wir weiterhin händchenhaltend am offenen Fenster stehen.

Liam klappert in der Küche herum, doch wir scheren uns nicht darum und er spricht uns auch nicht an.

Als dann mein Taxi um die Ecke gefahren kommt, würde ich am liebsten davonrennen.

Kurz wird Lucians Händedruck fester, als würde er etwas ähnliches denken.

"Also dann. Ich hole mal meinen Koffer." Lucian loszulassen ist schwerer als gedacht, aber ich schaffe es irgendwie.

Mein Koffer steht schon abreisefertig neben der Haustür. Ich schnappe mir seinen Griff und drehe mich zu Lucian, der mir nachgelaufen ist. "Danke für deine Gastfreundschaft", verabschiede ich mich von ihm. Meine Stimme ist dabei so dünn, das sie der kleinste Lufthauch davonwehen könnte.

"Kein Ding."

Ich muss über Lucians Worte schmunzeln. "Und für alles andere auch", zwinkere ich ihm zu, recke mich ihm ein Stück entgegen.

Eigentlich will ich ihm nur einen kleinen Abschiedskuss geben, doch Lucian hat andere Pläne.

Er packt mich, schlingt die Arme um mich und saugt mir die Luft aus der Lunge.

Mir entkommt ein Stöhnen, was er ungeniert ausnutzt und seine Zunge durch meine geöffneten Lippen schiebt.

'Ich will nicht gehen!'

Draußen hupt es.

Dämliches Taxi!

"Sieht aus, als müsste ich mir ab jetzt tatsächlich einen anderen suchen, der mir meinen Hintern vergoldet", kichert Liam hinter Lucian.

Das will ich ihm aber auch geraten haben!
 

Als ich durch die Haustür trete, blitzt die Sonne durch ein paar Wolkenlücken. Als würde sie uns trösten wollen.

Das Klappern der Rollen meines Koffers kommt mir so laut vor, dass ich mir am liebsten die Ohren zuhalten würde. Der Taxifahrer steigt aus, schnappt ihn sich und lädt ihn in den Kofferraum.

Ehe ich einsteige drehe ich mich nochmal zum Haus um.

Lucian ist im Türrahmen stehen geblieben. Neben ihm hockt ein hechelnder Ramsey.** Liam nickt mir lächelnd zu, klopft Lucian auf die Schulter und verschwindet wieder im Haus.

Wieder werde ich eifersüchtig, allerdings darauf, dass Liam hierbleiben kann, während ich weg muss.

Ich sehe, wie Lucian einmal tief einatmet, die Hand hebt und mir kurz zuwinkt. Ich erwidere diese Geste, dann steige ich ein und warte, bis der Taxifahrer losfährt.

Kurz vor der Kurve drehe ich mich nochmal um. Lucian steht immer noch an Ort und Stelle. So lange, bis ich ihn nicht mehr sehen kann.
 

Ende …

Vorerst ;-)
 


 

* Also ich auf jeden Fall. Und die Leser wahrscheinlich auch xDDD

** wollte erst ein hechelnder Liam schreiben XP
 

Bevor jetzt der große Aufschrei kommt, warum ich hier ende, keine Sorge. Ein kleines Bisschen habe ich mit den beiden noch vor. Lasst euch überraschen ;-*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück