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Eien ni

Bis in alle Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 07 / 24

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Freundschaft?

Als die Sonne aufgegangen war hatte Jonouchi das Dach verlassen und war leise die Treppe hinunter in den sechsten Stock gestiegen. Vor der Wohnung war er stehen geblieben und stellte fest, dass er gar nicht in die Wohnung reinkam. Sein Vater hatte ihn so prompt vor die Tür gesetzt, dass der Blonde gar keine Gelegenheit mehr gehabt hatte nach seinem Schlüssel zu greifen. Also musste er warten, bis entweder der Alte oder die Tussi die Wohnung verlassen würden. Er seufzte ergeben.

Doch so lange musste er gar nicht warten. Es war kurz nach sechs Uhr, als die Tür eilig aufging und die Frau eilig auf ihren Hochhakigen das Weite suchte. Entsetzt sah sie den Blonden an, der vom Flurboden aufstand. Scheinbar machte es auf sie den Eindruck, er habe die ganze Nacht hier gesessen. Aber das war ihm nur Recht. Sollte sie doch vor Scham im Erdboden versinken. Gerade als er an ihr in die Wohnung wollte, ohne sie eines Wortes oder eines weiteren Blickes zu würdigen stapfte der Alte in einer dreckigen, Feinrippunterhose aus dem zweiten Schlafzimmer.

"Hey, Schnalle, wohin so eilig?", fragte er und der Alkohol in seinem Atem erfüllte den Raum.

"Dein Junior scheint zur Schule zu müssen.", meinte sie nur, bevor sie hinter sich die Tür zu zog und man hörte, wie sie eiligst das Weite suchte. Jonouchi schaute ihr ungläubig hinterher und konnte nicht glauben, dass sie für ihren Abgang ihm die Schuld zugeschoben hatte. Er presste die Zähne fest aufeinander und spürte, wie sein Vater sich hinter ihm aufbaute. Jonouchi wusste, was jetzt kommen würde.
 

Er war spät dran. Nachdem der Alte endlich fertig war und zum Frühstücken die Wohnung verlassen hatte, war Jonouchi noch schnell duschen gegangen und war dann in seine frisch gewaschene Schuluniform geschlüpft. Es hatte etwas gedauert sein Haar richtig zu frisieren und dann hatte er entsetzt festgestellt, dass er spät dran war. Der Kühlschrank war ohnehin leer und bot kein Frühstück und vom Abendessen war nichts übrig geblieben.

Als er das Haus verließ blieb er verwundert stehen, als er Kaiba wartend auf dem Bürgersteig stehen sah. Sicherlich wartete der andere auf jemand anderes, tadelte er sich und verließ das Grundstück des Wohnhauses. Doch als er zu Kaiba aufschloss straffte dieser sich und musterte ihn fragend.

"D... Dachte, wir könnten gemeinsam zur Schule gehen.", meinte der Goth schüchtern. Jonouchi hatte ihn verdutzt angeblickt und genickt, wodurch sich sein Haar etwas bewegte. Kaiba streckte seine Hand aus und der Blonde brauchte seine gesamte Selbstbeherrschung, nicht einfach zurück zu schrecken. Doch statt das Haar wegzustreichen und das Veilchen offen zu legen richtete der Goth es wieder, so dass es den Bluterguss verbarg.

Jonouchi war einfach nur verwirrt und sie bestritten gemeinsam den Schulweg. Auf halben Weg sah Jonouchi weiter vorne Ushio und dessen Kumpel stehen. Er stockte kurz und suchte nach einer Ausrede für Kaiba, warum er mal eben die Straßenseite wechseln wollte.

"Schau mal da drüben.", meinte Kaiba auf einmal und deutete auf die Fensterscheibe des Spielladens auf der anderen Straßenseite. Er wechselte direkt die Straßenseite und Jonouchi folgte ihm. "Kennst du das?"

Jonouchi blickte auf die Auslagen der verschiedenen Kartendecks des Trading Card Games, von dem er neulich phantasiert hatte.

"Nur vom Hören.", meinte er schließlich. "Hab gehört, es sei sehr strategisch."

"Kann es sein.", meinte Kaiba und warf einen Blick über seine Schulter. Ushio und die anderen beiden hatten sie offensichtlich nicht gesehen und stapften Richtung Schule davon. Auch sie setzten ihren Weg weiter fort.
 

Die Schulklingel läutete zur Mittagspause und die meisten aus ihrer Klasse strebten hinaus, um in der Schulkantine essen zu gehen. Jonouchi streckte sich, hatte er überwiegend auf seinem Pult gelegen und hatte etwas gedöst. Gerade als er den Raum verlassen wollte, sah er Ushio den Flur hochstapfen. Der Drittklässler sah alles andere als gut gelaunt an, also wich der Blonde in seinen Klassenraum zurück und presste sich mit dem Rücken an die Wand. Mit ein bisschen Glück würde Ushio ihn bei einem flüchtigen Blick in den Raum nicht sehen.

Er sah, wie Kaiba aufstand und zu ihm kam. Jonouchi fluchte innerlich. Er wollte den anderen nicht vor den Kopf stoßen, doch wenn er jetzt zu ihm kam und ein Gespräch begann, würde Ushio ihn mit Sicherheit sehen. Doch Kaiba stellte sich mit dem Rücken zu ihm neben ihn und dann schien Ushio in den Raum zu schauen.

"Suchst du wen?", fragte Kaiba und etwas Kaltes lag in seiner Stimme.

"Jonouchi?", blaffte Ushio. Unbewusst hatte Jonouchi den Kopf immer mehr eingezogen und war sogar an der Wand immer mehr nach unten gerutscht.

"Ist nicht da.", erwiderte Kaiba kalt. "Soll ich ihm was ausrichten?"

Eine kurze Pause entstand, doch dann stapfte der andere fort. Kaiba blieb noch einen Augenblick so stehen und sah dem Drittklässler hinterher.

"Dummer Bulle.", meinte Kaiba leise und seine Stimme verlor an Kälte und wurde wieder weicher, so wie Jonouchi sie kennen gelernt hatte. "Er ist weg."

Überrascht blickte Jonouchi vom Boden, auf dem er angekommen war, zu Kaiba hoch, der ihn kurz anlächelte.

"Danke.", hauchte er und versuchte das Adrenalin abzustellen, welches ihn geflutet hatte.

"Ach was.", meinte Kaiba nur, bevor ein lautes Magenknurren den Raum durchzog. Überrascht blickte der Goth auf den Blonden, dessen Wangen sich vor Verlegenheit etwas röteten.

"Sorry.", murmelte der Blonde nur.

Kaiba ging zu seinem Tisch zurück und kramte in seiner Tasche. Als er zurück kam hielt er Jonouchi, der immer noch am Boden saß, eine Bentō Box hin. Verwirrt sah der Blonde auf das edel wirkende, schwarze Holzgefäß, dass man ihm darbot.

"Was ...?", kam es irritiert von ihm. "Ich ess dir doch das Esse nicht weg."

"Tust du nicht.", meinte der Goth und trat einen Schritt beiseite, so dass Jonouchi zu dessen Tisch schauen konnte, auf der eine weiße Bentō Box stand. Das verwirrte den Blonden noch mehr.

"Warum ... hast du zwei Boxen dabei?", fragte er nicht-verstehend.

"Mir... ist aufgefallen, dass du nie etwas zu essen dabei hast und ... ähm ... also ...", begann Kaiba zu stammeln. Langsam stand Jonouchi auf und nahm die Bentō Box dankbar entgegen.

"Danke.", meinte er erneut. Kaiba sah ihn erneut direkt an. Nur kurz, bevor er fast sofort den Kontakt wieder brach. Dann kehrte der Goth zu seinem Platz zurück und Jonouchi folgte ihm langsam. Er wandte seinen Stuhl zu Kaibas Tisch um und stellte die Box hin, bevor er sich setzte. Kaiba hatte ihn kurz fragend gemustert, verstand aber dann, was der Blonde bezweckte. Schweigend aßen sie ihr Mittagessen und Jonouchi musste eingestehen, dass der Inhalt der Bentō wirklich vorzüglich schmeckte.
 

Seit zwei Wochen gingen Jonouchi und Kaiba morgens zusammen zur Schule, wichen Ushio und dessen Schläger aus und aßen in der Schule gemeinsam zu Mittag. Nachmittags liefen sie gemeinsam nach Hause, gingen sich schnell umziehen und trafen sich danach auf dem Dach. Oft saßen sie nur da und schauten in die Ferne. Das Schweigen, welches dabei herrschte, war nicht unangenehm. Im Gegenteil ... Jonouchi hätte nie gedacht, dass ein gemeinsames Schweigen so angenehm sein konnte.

Aber es gab Fragen, die ihn beschäftigten. Warum stellte Kaiba nie Fragen, wenn Jonouchi nach dem kurzen Moment, in dem sie sich trennten, um sich umzuziehen, mit neuen blauen Flecken auf dem Dach ankam? Er nahm es einfach hin, half ihm morgens vor der Schule sicher zu stellen, dass man sie nicht so ohne weiteres sehen konnte und ansonsten behandelte er ihn so, als wären die Blutergüsse gar nicht da.

Doch da gab es auch noch andere Fragen: Warum verschwand Kaiba jeden Nachmittag zur selben Zeit im Haus? Wieso mied der andere den Blickkontakt - bis auf seltene Ausnahmen - oder generell Berührungen, seien sie noch so zufällig? Doch nach wie vor befand Jonouchi, dass er kein Recht hatte irgendwelche Fragen zu stellen, solange der andere ihm das gleiche Recht zugestand.

Zum ersten Mal seit zwei Jahren hatte Jonouchi das Gefühl einen Freund gefunden zu haben. Jemand, dem es nichts ausmachte, dass er blondes Haar hatte.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Shijin
2019-12-07T20:14:25+00:00 07.12.2019 21:14
Romantiker: Clever, Seto. Sehr clever...
Seto: Als Dank für die Aktion aufm Dach.
Shijin: So blöd, dass ihr zwei keine Vertrauensperson habt.
Antwort von:  MAC01
07.12.2019 21:20
Hu hu Shijin,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

die beiden mögen derzeit keine Vertrauensperson haben, aber wer weiß... vielleicht ändert sich das ja bald :D

Bis zum nächsten Kommi :3
Von:  Neko20
2019-12-07T07:00:12+00:00 07.12.2019 08:00
Super, dass Seto Katsuya beschützt!
Ich denke sowohl Seto als auch Katsuya haben Geheimnisse, die sie dem anderen (noch?) nicht offenbaren wollen.
Setos Einsatz für Katsuya könnte für ihn Probleme bringen, aber das wird sich bestimmt zeigen.
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich auf das nächste Türchen.
LG Neko20
Antwort von:  MAC01
07.12.2019 08:03
Guten Morgen Neko20,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Eine Hand wäscht die andere. Oder: Hilfst du mir, helf ich dir. Mal schauen, wie es weitergeht mit den beiden :)
Und ja: Seto könnte selbst mit seinem nicht ganz konformen Auftreten in die Schusslinie der Bullys geraten. Aber vielleicht ist eine Freundschaft das wert?

bis zum nächsten Kapitel :3
Antwort von:  Neko20
07.12.2019 08:26
Ich denke schon, dass eine Freundschaft das wert ist und zu zweit ist man stärker als allein;)
Von:  Onlyknow3
2019-12-07T05:44:50+00:00 07.12.2019 06:44
Wer weiß warum Seto im Haus verschwindet, und warum er sich nicht anfassen lassen will?
Er wird andere Geheimnisse haben, die ihn dazu veranlassen.
Das er ihn vor diesem Schläger schützt, kann ihm auch zum Nachteil werden irgendwann.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
07.12.2019 06:49
Guten Morgen Onlyknow3,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Jeder Mensch hat Dinge, von denen er nicht möchte, dass andere sie erfahren oder sehen. Das ist nichts ungewöhnliches... aber möglicherweise werden wir bald schon mehr über Seto erfahren.
Und ja: Jeder Einsatz für andere kann einem selbst zum Nachteil gereichen. Aber sich trotzdem für andere einzusetzen, obwohl einem dieses Risiko bewusst ist, bezeichnet Charakterstärke...

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  -Pharao-Atemu-
2019-12-06T23:19:32+00:00 07.12.2019 00:19
"Ich finde es so schön dass Seto auf Katsuya vor dem Haus gewartet hat.
Zudem IGITT die hat echt mit dem stinkenden... *würg*
Ohhh und wie er ihn vor Ushio beschützt *schmacht*
Antwort von:  MAC01
07.12.2019 00:26
Hey ho -Pharao-Atemu-

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Schön das dir gefällt, dass Seto auf Katsuya gewartet hat und ihn vor Ushio beschützt hat... ob die werte 'Dame' wirklich mit Katsuyas Vater den Koitus vollzogen hat... wer weiß das schon... wer will das schon wissen... und wer würde sich so etwas vorstellen wollen O_o

Bis zum nächsten Kapitel :3


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