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Eien ni

Bis in alle Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 04 / 24

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Nachbarn

Seto kam gerade vom Conbini an der Ecke zurück und trug zwei Papiertüten auf dem Arm. An der Tür balancierte er die Tüten geschickt so, dass er eine Hand freibekam und die Tür aufschließen konnte. Durch die Glastür konnte er einen Mann Mitte zwanzig sehen, der ihm dabei zusah und auf jemand zu warten schien. Ihm beim Öffnen der Tür zu helfen schien dem anderen nicht in den Sinn zu kommen und war nur ein Beispiel für die Mentalität der Bewohner dieses Hauses.

Er wohnte mit seinem Adoptivvater Gozaburo gerade mal etwas mehr als eine Woche in diesem Haus und konnte jetzt schon sagen, dass er es hasste. Neben der fehlenden Hilfsbereitschaft gab es auch keine Höflichkeitsfloskeln. Nicht mal ein einfaches Grüßen, wenn man sich zufällig auf dem Flur, im Aufzug oder an den Briefkästen begegnete. Aber was ihn am Meisten an diesem Haus störte war die Tatsache, dass einer aus seiner Klasse auch hier wohnte.

Über Jonouchi hatte er mit einem Ohr schon einiges in der Schule gehört. Ein Schläger, ein Taugenichts, ein Versager auf ganzer Linie. Sowas und schlimmeres hatte man über den Blonden gesagt. Dazu kamen Bezeichnungen wie 'Gaijin'. Dass dieses Wort heutzutage noch gebräuchlich war, wunderte Seto ehrlich. Aber er mischte sich da nicht ein. Er war ehrlich froh, dass die anderen Schüler ihm keine Beachtung schenkten.

Als er endlich die Tür offen hatte schob er sie mit dem Fuß auf und griff wieder fester nach den Tüten, bevor er das Haus betrat. Dann ging er zu den Briefkästen, stellte eine Tüte auf eine erhöhte Nische und schaute nach, ob sie Post bekommen hatten. Doch der Briefkasten war leer. Also nahm der die Tüten wieder auf und ging zum Aufzug.

Er hasste diesen Aufzug. Nicht unbedingt, weil es ein Aufzug war. Eher lag es daran, dass die Kabine nur einen knappen Meter auf einen Meter fünfzig groß war. Darin drohte er regelrecht klaustrophobische Anfällen zu bekommen. Bevor er die Aufzugstür erreichte eilte der Typ, der die ganze Zeit vorne bei den Briefkästen gestanden hatte, plötzlich an ihm vorbei, riss die Tür auf und stieg in den Aufzug. Seto seufzte innerlich. Dann stieg er hinzu und warf über die volle Papiertüte einen Blick auf die Bedientafel auf der die Sechs aufleuchtete. Doch er war so in Gedanken, dass er sich an dem Fremden vorbei schob ohne sein Stockwerk zu wählen und stellte sich an die hintere Wand.

Der Aufzug setzte sich stockend und ruckelnd in Bewegung und alles in ihm verkrampfte sich. Die Fahrt kam ihm vor, als würde sie ewig dauern. Doch dann hielt die Kabine und der Fremde stieg aus. Er hielt ihm nicht die Tür auf und Seto strauchelte ein wenig, bis er auch die Kabine verlassen hatte. Dann trug er die Tüten den Flur entlang, bevor er sie vor der Tür abstellte und den Schlüssel in die Haustür stecken wollte. Doch zu seiner Verwunderung passte der Schlüssel nicht. Er zog seine Stirn kraus und sah den Schlüssel verwirrt an. Plötzlich hörte er ein Rumsen aus dem Inneren der Wohnung und sah entgeistert die geschlossen Tür an, die plötzlich aufgerissen wurde.

"Was sollen das, Bürschchen?", wurde er von einem hochgewachsenen Mittvierziger mit deutlichem amerikanischen Akzent und Alkoholfahne angeschrien. Seto wich einen Schritt zurück und überlegte krampfhaft, was er erwidern sollte. Da trat der Mann auch schon einen Schritt zurück, eröffnete kurz einen Blick auf Setos Klassenkamerad, der sich gerade versuchte an der Theke, die auch hier Küche und Wohnzimmer trennte, hochzuziehen. Jonouchi trug sogar noch seine Schuluniform.

"Verschwinde.", brüllte der Ältere und schlug die Wohnungstür wieder ins Schloss. In der Wohnung hörte er den Mann wieder schreien und erkannte, dass er ein Stock zu hoch war.

Seit sie hier wohnten hatte er immer wieder am Nachmittag oder in der Nacht die Schreie und Beleidigungen aus der Wohnung über ihnen gehört. Hatte sich immer gefragt, wer sich so etwas gefallen lassen würde. Jetzt wusste er es. Aber wenn Jonouchi dieser berüchtigte Schläger war, wie es in der Schule erzählt wurde, wieso wehrte er sich nicht? Kurz hielt Seto inne und tadelte sich selbst mental ein wenig. Das war nicht seine Angelegenheit und hatte ihn nicht zu interessieren. Also nahm er die Tüten wieder auf den Arm und ging zum Aufzug zurück. Doch ehe er noch einmal in dem Ding fuhr nahm er lieber die Treppe, um ein Stockwerk hinunter zu kommen.
 

Es waren fast zwei Wochen vergangen, seit Seto sich in der Wohnung geirrt hatte und in der Zeit hatte er immer häufiger bemerkt, dass er Jonouchi in der Schule beobachtete und sich nachmittags so seinen Kopf über den anderen zerbrach. Er wusste selbst nicht warum. Aber irgendetwas bewegte der Blonde in ihm.

Jonouchi hatte absolut nichts von einem Schläger in seinem Wesen. Da waren keine Aggressivität, Arroganz oder Gewaltausbrüche. Doch wann immer er mit neuen blauen Flecken in die Klasse kam tuschelten die anderen Schüler und Schülerinnen. Dabei versuchte er diese so gut es ging zu verstecken, doch die im Gesicht konnte er nicht verbergen. Wie auch? Dazu hätte er eine Maske tragen müssen.

Ansonsten schien Jonouchi nicht der ambitionierteste Schüler zu sein, denn überwiegend lag er über seinen Tisch gebeugt da und schaute aus dem Fenster, während die Lehrer vorne ihren Unterricht abhielten. Die schien es gar nicht zu stören, dass der Blonde sich am Unterricht nicht beteiligte.

In den Pausen suchte Jonouchi üblicherweise den Wasserspender auf und nahm ein paar Schlucke. Mehr schien er nicht zu Mittag zu sich zu nehmen und auch nur, wenn diese eine Fluraufsicht sich nicht vor dem Klassenraum herum trieb. Den Namen des Typs kannte Seto nicht. Aber er schien immer wieder nach Jonouchi zu schauen. Aus welchem Grund... das war für Seto nicht ersichtlich.
 

Auf dem Heimweg hatte Seto Jonouchi die ganze Zeit einige Meter vor sich. Der andere schien es nicht sehr eilig zu haben nach Hause zu kommen. Verdenken konnte der Dunkelhaarigen es dem anderen nicht. Auf einmal spürte Seto, wie sein Handy vibrierte. Er zog es aus der Hosentasche und blickte darauf. Eine Nachricht von seinem Adoptivvater, dass er einige Sachen aus dem Conbini mitbringen sollte.

Als Seto von seinem Handy wieder aufsah war Jonouchi verschwunden. Wie das möglich war, war dem Goth ein Rätsel, denn sie hatten keine Straßen passiert. Doch sich weiter Gedanken über den anderen zu machen konnte sich Seto nicht mehr leisten. Sein eigener Alltag hatte ihn wieder eingeholt und so setzte er seinen Weg fort, der ihn unweigerlich am Conbini vorbei führen würde. Dort kaufte er die Sachen, die ihm aufgetragen worden waren, und war überrascht, dass es doch eine ganze Papiertüte füllte.

Er nahm sie und setzte seinen Heimweg fort. Als er dann zu dem Hochhaus kam presste er die Papiertüte zwischen sich und die Tür, um eine Hand frei zu bekommen und den Schlüssel aus seiner Hosentasche zu kramen und aufzuschließen. Die Tür gab plötzlich leichter als sonst nach Innen nach und die Tüte begann zu fallen. Wenn sie auf den Boden aufkommen würde, würde das Glas Gurken in ihr zerbrechen und die Flüssigkeit würde das Papier der Tüte durchweichen und sie unbrauchbar machen.

Doch zu seiner Überraschung fing jemand die Tüte auf, bevor sie auf den Boden aufkam. Verwundert blickte Seto auf und sah in die haselnussbraunen Augen von Jonouchi. Dieser reichte ihm die Tüte wieder und Seto konnte den Bluterguss sehen, der sich um dessen Handgelenk abzeichnete. Dann schob sich Jonouchi an ihm vorbei ins Haus. Schweigend folgte Seto ihm zum Aufzug und als dieser endlich im Erdgeschoss ankam stiegen sie gemeinsam ein.

Als Seto im fünften Stock ausstieg blieb er noch einmal stehen und wandte sich zu dem Blonden, der ihn verwirrt musterte.

"Danke.", meinte er kaum hörbar zu ihm und verschwand dann in dem Flur Richtung der Wohnung, in der Gozaburo und er wohnten.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shijin
2019-12-06T20:26:42+00:00 06.12.2019 21:26
Shijin: Was ist mit Moki?
Antwort von:  MAC01
06.12.2019 21:36
Hey Shijin,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Gute Frage, mal schauen, ob wir darauf bald eine Antwort erhalten.

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  Onlyknow3
2019-12-05T08:15:34+00:00 05.12.2019 09:15
Sorry hab es gestern nicht geschafft, es zu lesen. Dafür ist es doch sehr Interessant, sieh so aus als ob sie da einen Schritt aufeinander zu gehen. Super Kapitel, gefällt mir sehr gut.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
05.12.2019 14:36
Hu hu Onlyknow3,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Die Kapitel laufen ja nicht weg, das ist ja das schöne an FF und Mexx :) Ich freu mich, dass dir das Kapitel sehr gefallen hat :)

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  -Pharao-Atemu-
2019-12-04T23:29:51+00:00 05.12.2019 00:29
Uhhh die zarten Anfänge
*hust
*fangirlmodus ausschaltet

Es wundert michi mmer und immer wieder wie ignorant Menschen sind. Da hört Seto das Schreien und Lärmen, aber machen tut er genau wie der Rest der Nachbarn auch nix -.-
Ich mag ihn ja aber das finde ich so übel nachlässig...
Antwort von:  MAC01
05.12.2019 00:33
Moin Moin -Pharao-Atemu-,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Jap... da geb ich dir Recht: Wenn man möchte, das sich was ändert, sollte man den ersten Schritt tun. Aber wer weiß, warum Seto nichts getan hat... vielleicht... kriegen wir das noch raus...

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  Neko20
2019-12-04T04:21:35+00:00 04.12.2019 05:21
Man bekommt einen guten Einblick in Setos Gedanken/Gefühle.
Das Ende ist schön. Diese Geste von Katsuya, dass er die Tüte auffängt ist so schlicht und passt wunderbar zur Kontaktaufnahme. Ob die beiden jetzt etwas Kontakt knüpfen? Die nächsten Türchen werden das bestimmt zeigen.
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich auf das nächste Türchen.
LG Neko20
Antwort von:  MAC01
04.12.2019 05:27
Guten Morgen liebe Neko20,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Es freut mich, dass das Kapitel dir einen guten Einblick in Setos Gedanken und Gefühle gegeben hat. So weiß ich, dass mir gelungen ist, was ich versucht habe :)
Hm... mal schauen, was sich aus einer so simplen kleinen Geste entwickeln wird :) Könnte ja tatsächlich was ändern, oder?

Hab einen wundervollen Mittwoch und bis zum nächsten Kapitel :3


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