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Eien ni

Bis in alle Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 01 / 24

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Ein neues Jahr

Jonouchi Katsuya war nichts Besonderes. Nun ja, das stimmte nicht ganz: Jonouchis Haar war von Natur aus blond, was ihn zu einem Außenseiter machte. Alles was in Japan nicht der Norm entsprach war schlecht. Und er stach mit seinem blonden Haar aus jeder Menge sofort heraus. Aber ansonsten war er nichts Besonderes.

Er war siebzehn Jahre alt und ging in den zweiten Jahrgang der Domino Oberschule. Seine schulischen Leistungen waren mittelmäßig bis schlecht und er machte sich keine großen Hoffnungen jemals eine Uni von innen zu sehen, es sei denn als Putzkraft. Für ihn war es schon ein Wunder, dass er überhaupt von der Oberschule angenommen worden war. Schon im letzten Schuljahr hatte er tierisch im Schulstoff zurück gehangen und war froh gewesen, dass es in Japan kein Sitzenbleiben gab, wie in anderen Ländern.

Der Kirschbaum, unter dem er saß, stand in voller Blüte, wie es für Domino City im April üblich war. Er beobachtete den unablässigen Strom an Schüler, wie er sich durch das Tor des Schulgeländes presste. Die meisten waren in Gesellschaft eines oder mehrerer Freunde unterwegs und Jonouchi beneidete sie. Den letzten Freund, den er gehabt hatte und dem er sein Leben anvertraut hatte, war nach der Mittelschule weggezogen. Der Vater dieses Freundes war versetzt worden und hatte die Familie mitgenommen. Eine Weile hatten sie noch Kontakt gehalten, doch dann wurden die Chats immer seltener, bis sie schließlich ganz versiegten. Wie es Honda wohl ging?

Eine seltsame Traurigkeit befiel den Blonden. Sicherlich ging es Honda prächtig. Wahrscheinlich hatte er direkt Anschluss in der neuen Schule gefunden und durch die neuen Freunde keine Zeit mehr gefunden ihm zu schreiben. Melancholisch blickte er auf sein Handy, in der stummen Hoffnung, dass zufällig jetzt eine Nachricht von seinem ehemals besten Freund kommen würde. Doch wie so oft in seinem Leben blieb auch diese Hoffnung unerfüllt.

"Oh Gaijin...", hörte er auf einmal hinter sich und zuckte schreckhaft zusammen. Er kannte die Stimme, die ihn da so beleidigend anrief. Sie gehörte Ushio Tetsu, einem recht stämmigen Schüler aus dem dritten Jahrgang, dem er Respekt schuldete. Warum? Weil er eben im Jahrgang über ihm war. "Gaijin... du bist ja auch wieder da."

Hastig begann Jonouchi vom Boden aufzustehen und sich die Erde von der abgetragenen Schuluniformhose zu klopfen. Doch das hätte er sich auch sparen können, denn als Ushio ihn erreichte stieß er 'aus Versehen' an ihn, so dass Jonouchi wieder auf dem Boden landete.

"Hast du das gesehen, Sakai, wie der aus der zweiten Stufe mich, einen Drittklässler, einfach so angerempelt hat?", fragte er gespielt theatralisch seinen Kumpel, der ihm mit einem Schritt Abstand gefolgt war. Tokuda, der zweite in diesem üblen Dreiergespann, lachte amüsiert auf.

"Hab ich, Ushio-sama.", pflichtete Sakai dem bulligen Ushio bei.

"Eine Unverschämtheit.", fügte Tokuda empört hinzu.

Wie gerne hätte Jonouchi erst Ushio und dann den anderen beiden mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Aber das hätte unweigerlich dazu geführt, dass er im hohen Bogen von der Schule geflogen wäre. Also schluckte er seine Wut und den Hass runter, während er den Blickkontakt zu den drei mied, da er wusste, dass sie das nur als Vorwand nutzen würden ihn noch mehr zu drangsalieren.

"Tut mir leid, Ushio...", kam es mit belegter Stimme von dem Blonden.

"Haste gehört, wie er mich angesprochen hat?", kam es wieder echauffiert von Ushio.

"Kein Respekt mehr.", stimmte Sakai erneut zu.

"Was ist Gaijin, kommste aus dem Urwald, oder was? War deine Mutter zu sehr damit beschäftigt Soldaten zu bedienen, dass sie nicht dazu kam, dir unsere Sitten und Gebräuche oder zumindest ein paar Manieren einzuprügeln?", kam es bedrohlich von Ushio.

Jonouchi biss sich auf die Unterlippe und seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er immer noch auf dem Boden saß.

"Tut mir leid, Ushio-Senpai.", wiederholte er gepresst.

"Aaah... geht doch...", lachte Ushio triumphierend. "Ich würd dir raten mir aus dem Weg zu gehen, Gaijin."

"Ja, Ushio-Senpai.", kam es wieder gepresst von dem Blonden.

"Wir wollen doch nicht, dass du nach der Schule zufällig in meine Faust läufst, oder?", kam es bedrohlich und ernst von Ushio, der sich förmlich über Jonouchi aufbaute. Es wäre nicht das erste Mal, dass Jonouchi nach der Schule diesen drei über den Weg lief und sie die Gunst der Stunde nutzte, ihm 'Manieren' oder 'Anstand' einzuprügeln. Seit dem ersten Tag auf dieser Schule hatten die drei ihn auf dem Kieker, weil er ihnen durch das blonde Haar aufgefallen war.

Noch ehe Jonouchi etwas hätte erwidern können stapften die drei davon und gliederten sich in den Strom der Schüler ein. Jonouchi schnaufte entmutigt. Scheinbar würde dieses Jahr genauso weitergehen, wie das letzte vor zwei Wochen aufgehört hatte. Aber hier war es immer noch besser, als zu Hause, bei dem Säufer von Vater, bei dem er lebte und der ihn immer wieder mit einem Punchingball verwechselte.

Wie sehr er sich in diesen Momenten nach seiner Mutter und seiner Schwester sehnte und Honda vermisste. Mit Honda an seiner Seite hätte er sich das nicht gefallen lassen. Mit jemand, der ihm Rückendeckung gab und auf den er sich verlassen konnte, hätte er es diesen Typen gezeigt. Doch alleine... alleine hatte er keine Chance.

Nur sehr schwerfällig stand Jonouchi auf, klopfte sich erneut Dreck und Staub von der Hose, bevor er nach seiner Tasche griff. Der Strom der Schüler war bereits ausgedünnt und nur noch wenige Nachzügler trudelten ein. Zeit für ihn zu schauen, in welcher Klasse er dieses Jahr sein würde und sich in dem Klassenraum einzufinden.

Doch kaum hatte er das Schulgelände betreten hörte er die Trillerpfeife des Lehrers, der an diesem Morgen die Aufsicht über den Hof hatte. Automatisch blieb Jonouchi stehen, denn er konnte sich schon denken, was nun kommen würde. Das gleiche, wie jede Jahr: Der übereifrige Lehrer würde ihn bezichtigen, dass er mit blondiertem Haar in die Schule gekommen wäre und auch jede Antwort, dass das seine natürliche Haarfarbe wäre, würde nichts daran ändern, dass er den ersten Verweis kassieren würde.

Daraufhin müsste er sich in der ersten Pause beim Direktor einfinden müssen, nur um mit diesem zu klären, dass die Haarfarbe nicht künstlich war und er auch gar kein Geld hatte sich alle paar Wochen ein Haarfärbemittel zu kaufen, um sich das Haar schwarz zu färben.

Es war immer der gleiche, demütigende Spießrutenlauf, der auf ihn wartete und er fragte sich immer noch, warum er so sehr darum gekämpft hatte, auf die Oberschule gehen zu dürfen. Weil Honda Recht hatte, hörte er sich selbst tadeln. Nur mit einem Mittelschulabschluss würde er niemals eine Chance haben etwas Besseres als eine Aushilfe zu werden. Mit einem Oberschulabschluss hatte er wenigstens die Möglichkeit eine Ausbildung in einem mittelmäßigen Job zu finden, mit dem er über die Runde kam und sich hin und wieder - nach etwas sparen - etwas leisten konnte.

Also nahm er ohne Gegenwort den Verweis hin und setzte seinen Weg fort. Nach einem Blick auf die Klassenzuteilung am Schwarzen Brett wusste er wohin er musste und kam wenig später in dem ausgewiesenen Klassenraum an. Scheinbar war er der letzte Schüler der Klasse, der herein kam und der neugierig von alle gemustert wurde. Eine Hand voll der Schüler kannte er bereits aus dem vorherigen Jahr. Andere aus den Parallelklassen. Andere waren ihm gänzlich unbekannt.

Es gab nur noch zwei freie Plätze im Raum, die beide am Fenster lagen. Eigentlich hätte er sich nur zu gern auf den hinteren der Plätze gesetzt, doch das wäre nur eine weitere Provokation für seine Mitschüler gewesen. Also setzte er sich auf den freien Platz davor.

In Gedanken klammerte er sich an die Tatsache, dass es nur noch dieses und das nächste Jahr wäre. Dann wäre er mit der Schule fertig und könnte sich eine Ausbildung suchen, mit der er sich hoffentlich ein Leben aufbauen konnte. Diese eine Hoffnung wollte Jonouchi einfach nicht aufgeben, denn sonst wäre das alles völlig hoffnungslos.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  -Pharao-Atemu-
2019-12-01T15:39:02+00:00 01.12.2019 16:39
Hui das ist ja spannend
*Ushio auf den Mond schießt
Ich habe das Gefühl dass du immer schwere Themen mit aufgreifst und in deinen ff´s verarbeitest, wie stalking, mobbing, missbrauch.
Für mich gibt es den ff´s immer diese besondere Note, ich bin dann immer etwas froh dass diese Themen aus der Tabuzone ins Licht gezerrt werden. Was mir selber viel Mut gibt.
Antwort von:  MAC01
01.12.2019 16:48
Hu hu -Pharao-Atemu-,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Ich finde, man sollte über diese Themen sprechen und drauf aufmerksam machen. Viele Betroffene fühlen sich recht alleine und haben daher hohe Schamschwellen, wenn es darum geht diese Missstände anzuprangern oder gar eine Anzeige zu erstatten. Oder auch nur drüber zu sprechen. Und wie du richtig sagtest: Man sollte diese Themen aus der Tabuzone ins Licht holen. Wenn man sowas mal selbst erlebt hat sollte man sich dafür nicht schämen!
Von:  Shijin
2019-12-01T08:23:30+00:00 01.12.2019 09:23
Shijin: Boah wie fies! Vor allem, warum können sich die Lehrer nicht merken, dass sie neunmal einen Schüler mit blonden Haaren haben? Was sind denn das für Knalltüten?!
Seto *musternd*: Wenn das jetzt wieder so losgeht, denk dran. Ich kann nix mehr anbauen. *Gartenschere reicht*
Shijin: Macht nix, du hast ja noch eine Firma mit Dachterasse und Balkon. Bonsaidrachen machen sich dort auch gut.
Teufelchen: Joeys Haare also... Ob Seto etwas an der Haarfarbe ändert? Und wenn’s der Schulleitung nicht passt, sollen sie ihm halt eine passende Perücke finanzieren! Solche Vollidioten! Machtmissbrauch von allen Seiten...
Romantiker: Hach... Seto ist da anders.
Joey: Wohl kaum, der beteiligt sich super gerne an diesem Spiel.
Shijin: Beteiligte vielleicht, doch gerne, glaub ich eher nicht. Auf den bin ich schon sehr gespannt.

Antwort von:  MAC01
01.12.2019 15:20
Hey Shijin,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Leider gibt es das heute noch in Japan, dass manche japanische Schulen in ihren Schulregeln stehen haben, dass das Färben von Haare verboten ist und die regelmässig Schüler aufgreifen, die z. B. dunkelbraune Haare haben und sie bezichtigen, dass sie gefärbte Haare haben und verlangen dürfen, dass sie ihre Haare schwarz überfärben.
Derzeit gibt es eine Bewegung in Japan, die gegen solche Schulregeln vorgehen, aber bis sich da wirklich was durchsetzt wird es wohl dauern.

Zu Seto: Achtung, das ist eine AU-FF und Seto... kommt in Kapitel 2 vor...

Bis zum nächsten Türchen :3
Antwort von:  Shijin
01.12.2019 16:55
Teufelchen: Heißt AU jetzt auch OOC? *strahlende Augen bekomm*
Shijin: Nein, *Panikblick* Mac, das hast jetzt nicht gehört. Nicht dass du heute Nacht dein Kappi nochmal völlig neu schreibst! Teufel, die haben sich schon so viel Arbeit gemacht, also halt die Klappe.
Antwort von:  MAC01
01.12.2019 17:01
Ähm... ja schon OoC weil die Hintergründe ja teilweise auch anders sind...
Von:  Neko20
2019-12-01T06:37:29+00:00 01.12.2019 07:37
Katsuya kann einem echt leid tun.
Wie immer sehr gut beschrieben.
Bin sehr gespannt wie es weitergeht und freue mich auf das nächste Türchen.
Wünsche dir einen schönen ersten Advent.
LG Neko20
Antwort von:  MAC01
01.12.2019 15:17
Hallo Neko20,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Freut mich, dass du es gut beschrieben fandest und das du auch hier mit Spannung dabei bist :)

Ich wünsch dir auch einen schönen ersten Advent und einen guten Start in die neue Woche :3
Von:  Onlyknow3
2019-12-01T05:55:41+00:00 01.12.2019 06:55
Was für Rüppel sind das, das die sich so was Leisten dürfen. So was dürfte es nicht geben.
Bin schon Neugierig wo das hinführt, ich lass mich auch sehr gerne Überraschen.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
01.12.2019 15:16
Guten Morgen liebe Onlyknow3,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommi :3

Ja, solche Rüppel sind wirklich das Letzte und trotzdem bringt sowohl die deutsche, als auch die japanische Gesellschaft solche Typen hervor :(

Bis zum nächsten Kapitel :3


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