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I’m Still Standing

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen! Komplett anzeigen

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Der Duft nach Ziege

Wochen später fand er sich, den Kopf seitlich auf die klebrige Theke gebettet, im Eberkopf wieder. Starr war sein Blick auf den vor Dreck stehenden Boden gerichtet.

Zum sicherlich mittlerweile hundertsten Mal fragte sich Severus träge, wie der Steinboden wohl ursprünglich ausgesehen hatte, bevor der Dreck und Staub von unzähligen Stiefeln und Schuhen ihn in diesen lehmbodenartigen Zustand verwandelt hatten.

Andererseits - stellte Severus mit leiser Genugtuung fest - dass ihm seine eigene Behausung jetzt nicht mehr so schäbig vorkam.

Als er seinen Kopf schwerfällig von der Theke hob, um einen weiteren großzügigen Schluck aus seinem Glas zu nehmen, zogen ihn seine Haare unangenehm an seiner Kopfhaut. Schief schmunzelnd stellte er fest, dass die zähflüssig Lache, in die er augenscheinlich seinen Schädel gelegt hatte, nun um ein paar schwarze, lange Haare, reicher war.

Seine trüben Augen wanderten zurück zum klaren Inhalt seines Glases.

Wären die Fenster im Wirtshaus weniger verdreckt und lichtdurchlässiger, hätte Severus wohl ein geschundenes, ungepflegtes Abbild seiner Selbst in der Spiegelung seines Getränkes entdeckt.

Seine Wangen, übersät von unregelmäßig wachsenden schwarzen Stoppeln, waren deutlich hohler geworden. Auch wenn er nie sonderlichen Wert auf seine Haare gelegt hatte, waren sie mittlerweile auch für seinen Geschmack zu lange geworden. Die Robe, die er an seinem Leib trug, hatte auch schon deutlich bessere Tage erlebt.

Grimmig nahm er einen weiteren Schluck. Seit Wochen zermarterte er sich den Kopf, wie er in Kontakt mit dem Schulleiter treten konnte. Seine Eulen blieben unbeantwortet und da ihm sein Ruf vorauseilte, hielt er es für unklug, einfach auf das Schulgelände zu spazieren. Die Zeit arbeitete gegen ihn. Er wollte.. nein, er konnte und durfte seinen Herren nicht enttäuschen.

 

So blieb ihm nichts anderes übrig, als die vergangenen Tage in und um Hogsmeade herum zu streunen. Sein letzter Funken Zuversicht war ihm schon vor sicherlich zehn Tagen abhandengekommen. Seitdem hatte er sich darauf beschränkt im Wirtshaus auf eine Art Eingebung zu hoffen. Mittlerweile erschienen ihm die Dementoren, mit dem Lily ihm gedroht hatte, nicht mehr sonderlich erschreckend. Würde er den dunklen Lord enttäuschen, würde ihm ein deutlich drastischeres Schicksal erwarten.

Missmutig stellte er fest, dass diese Schreckschraube, die kürzlich das Gästezimmer bezogen hatte, in den Schankraum getreten war. Sie war von oben bis unten behangen mit bunten Ketten und Schals und glotzte durch dicke Brillengläser in irgendeine Richtung. Als Sie den trinkenden Todesser erblickte, schüttelte Sie mehr irritiert als missbilligend den Kopf. Leise vor sich hin säuselnd schwebte Sie aus der Stube hinaus auf die Straße.

 

Hämisch hatte Severus gestern dem Gespräch zwischen Ihr und dem Wirt gelauscht. Am ganzen Körper hatte sie sich gekratzt und dabei in hysterischer werdendem Gekreisch verkündet, sie habe Bettwanzen. Der alte mürrische Wirt hatte ihren Worten wenig Beachtung geschenkt. Was hatte sie auch erwartet. Severus lachte boshaft in sein Glas. Die sie umwabernde Wolke aus Duftölen und ätherischen Gerüchen hing noch Stunden später im Raum.

Hinter ihm wurde die Tür aufgeschlagen und der Wirt nickte, über Severus Kopf hinweg, den Neuankömmlingen zu. Entnervt drehte sich der Todesser auf seinem Sitz um, mit der festen Absicht seinen Unmut über die erneute Unruhe mitzuteilen.

Das Licht, dass grell durch die kurz offenstehende Tür fiel, ließ ihn blinzeln. Die zottelhaarige Hexe vom Vortag stürzte, ihre vielen Troddeln und Kettchen umklammernd, in den Raum. Drinnen blieb Sie stehen und blinzelte ihrerseits, vom Dunst und der düsteren Atmosphäre in ihrem Voranschreiten gebremst. Die schlanke, hochaufgerichtete Gestalt, die der Hexe die Tür aufgehalten hatte und nun selbst durch Sie hindurch in den Schankraum trat, ließ Severus unwillkürlich lächeln. Kurz überlegte er, ob er den Schuldirektor einfach gleich mit seinem eigenen Anliegen überfallen sollte, entschied aber, erstmal abzuwarten. Zumindest musste er sich in seinem wenig respektablen Zustand erst einmal in Ruhe sammeln, bevor er die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch dennoch ergreifen wollte.

Eben hob der weißhaarige Zauberer beschwichtigend beide Hände und nahm anscheinend den Gesprächsfaden wieder auf. „Natürlich ist Ihre Großmutter mir ein Begriff, Miss Trelawney." Der freundliche Ton war begleitet von einem ganz leichten Seufzen. „Cassandras Schriften sind Standartwerke ihres Fachs."

„Professor!" Die Hexe wirbelte mit ihren Fingern vor seinem Gesicht herum. „Ihre Aura hat mich schon vor geraumer Zeit erreicht. Wir mussten uns heute hier begegnen. Ich meine, in der stofflichen Welt begegnen. Ihres und mein astrales Ich schreiten schon seit geraumer Zeit auf dem gleichen Pfad in Richtung morgen, müssen Sie wissen." Ihre Finger, über und über mit Ringen geschmückt, ballten sich ruckartig zu Fäusten. „Ihr inneres Auge zieht meines magisch an. Ich bin überzeugt, Sie haben es auch gespürt, habe ich nicht Recht?"

Ein paar endlose, angenehme Sekunden herrschte Stille. Sie, die Hexe, starrte ihr Gegenüber mit unnatürlich riesig vergrößerten Augen durch die Brillengläser an und verharrte mitten in der Bewegung reglos. Der Schulleiter war von dem plötzlichen Stillstand der Szenerie offenbar überrumpelt worden. Dann holte er tief Luft, um zu antworten, wohl in der irrigen Annahme, durch eigene, anhaltende Rede, den Vortrag der, ihn anstarrenden Hexe, zu unterbrechen: „ Ich würde es vorziehen, wenn wir alles weitere, was Ihre zukünftige Anstellung in Hogwarts betrifft, unter vier Augen besprechen würden." Nickend trat die dramatisch blinzelnde Gestalt hinüber zum Treppenaufsatz, lies es sich jedoch nicht nehmen zuvor bedeutungsschwer zu verkünden: „ Ich spüre es! Die Zukunft offenbart sich mir. Es ist von größter Wichtigkeit, dass Ihnen die Karten lege, Professor!"

Ein spöttisches Prusten des Wirtes ertönte hinter Severus, der, ähnlich wie alle anderen, gebannt dem Schauspiel in den letzten Minuten gelauscht hatte.

Severus versank nervös zwischen seinem aufgerichteten Kragen und seinem langen, fettigen Haar, ehe Dumbledore dem gleichfalls grauhaarigen Wirt einen kurzen Blick, gefolgt von einem Augenrollen, zuwarf.

Nicht nur der Schnaps stieg Severus jetzt zu Kopf. Seit Tagen hatte er flehend darauf gehofft, den Schulleiter endlich zu Gesicht zu bekommen. Nun, da sie sich gegenüberstanden, fühlte er sich der Situation nicht gewachsen.

So verstrich der wertvolle Moment und der Professor machte sich auf den Weg hinauf zum Gästezimmer.

„Was für eine Irre.", brachte der Todesser perplex hervor und kratzte sich nervös am Hals. „Hm.", gab der Wirt seine Meinung kund und widmete sich wieder seinem Müßiggang.

Mühselig kämpfte sich Severus auf die Beine und kramte dabei aus seinen Taschen vier Galleonen und ein paar Sickel hervor, die er dem Wirt auf die Theke knallte. Der Grauhaarige auf der anderen Seite nahm dies mit einem zufriedenen Grunzen zur Kenntnis. Kurz darauf wanderten die Münzen in dessen Schürze.

Den Raum durchschreitend eckte der Todesser unbeabsichtigt an verschiedenerlei Tisch- und Stuhlbeine an und ging dabei im Geist immer und immer wieder seinen Plan durch. In den Taschen seiner Robe hektisch nach seinem Zauberstab suchend, prüfte er seine körperliche Verfassung kritisch. Als er um die Ecke, zum Treppenaufsatz, trat, klopfte er ungelenk mit seinem ebenholzfarbigen Stab an seine Stirn und stellte missgelaunt fest, dass er in seinem Zustand keinen Desillusionierungszauber mehr wirken konnte.

Du darfst den dunklen Lord nicht enttäuschen, rief sich Severus mahnend in Erinnerung und schlich, seinen hageren Körper möglichst nah an die Wand gepresst, die Treppe hinauf.

„Pik 7! Oh! Ohne ein klärendes Gespräch geht es nicht! Herrje... Ihr nächstes Gespräch steht unter einem schlechten Omen, Professor."

Seine Übelkeit niederringend, begnügte Severus sich damit, nun zu warten. Die Vielzahl schwindelerregender Düfte, die aus dem Zimmer drangen, machten dies zu einer ernst zu nehmenden Herausforderung

Sicherlich würde das Gespräch bald ein jähes Ende finden. Dann wäre seine Chance gekommen.

Wenige Augenblicke später hörte er Stühle kratzen und ein paar gedämpfte Sätze, kurz darauf ein leises Poltern. Der Slytherin trat neugierig einen weiteren Schritt auf die Türe zu und lauschte angestrengt.

„Sybill?!", hörte er Dumbledores Stimme hinter der Türe hervordringen. Abermals ein Poltern, gefolgt von einem raschelnden Stöhnen.

„Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran!"

Ungläubig schüttelte Severus seinen Kopf. Woher kam diese rauchige Stimme?

„Jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben"

Bevor er noch einen weiteren Schritt auf die Tür zu machen konnte, wurde er an er an seiner Robe gepackt und herum gerissen.

„Geboren, wenn der siebte Monat stirbt...", konnte Severus noch vernehmen, ehe er grob und polternd die Treppe herunter gezerrt wurde. Der Wirt des Eberkopfs funkelte ihn finster an, als er ihn aus dem Lokal bugsierte.

Entrüstet suchten Severus schwarze Augen die blauen Augen seines Gegenübers. „Ich will dich hier nicht mehr sehen!", zischte der sonst schweigsame Besitzer des Eberkopfs Severus noch zu, ehe er wieder in seiner Taverne verschwand.

Von der plötzlichen Helligkeit geblendet, lehnte der Schwarzmagier sich an die nächste Hauswand und begann abzuwägen. Zwar hatte er Dumbledore noch nicht überreden können, ihm die Anstellung in Hogwarts zu geben, jedoch würde diese Aussage, oder gar diese Prophezeiung von sehr großen Interesse für den dunklen Lord sein.

 

 

Angewidert verzog er sein Gesicht. Seine Robe würde er zuvor noch verbrennen. Dieser Gestank nach Ziege würde nie wieder verschwinden.

 

 



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