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Blue Moon

von

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Baby, Bar, brachiale Gewalt

Während die stärksten Saiyajins ihren Heimatplaneten verlassen hatten, um sich auf den kommenden Krieg vorzubereiten, vergingen auf Vegeta-Sei die Wochen in friedlicher Weise.

Der Winter verging, der Frühling kam, die Stimmung der heimgebliebenen Saiyajins war bislang unbesorgt.

Die anfängliche Unruhe hatte sich mit dem Abflug der Truppen gelegt und die übliche Normalität war eingekehrt. Dennoch war mehr los auf den Straßen der Hauptstadt Sadala sowie in den Dörfern, aufgrund der vielen Unterklasse-Krieger, welche für den Heimatschutz eingeteilt worden waren. Missionen fanden derzeitig nicht statt, weshalb auch viele der unterstützenden Techniker, sonst fürs Fliegen der Raumschiffe zuständig, auf dem Planeten verblieben waren. Dies war der Grund, warum auf den Trainingsplätzen, in den Kneipen und Kantinen mehr Saiyajins zu sehen waren als sonst.

Für eine Geschäftsfrau wie Bulma verhieß das einen stetigen Kundenstrom. Sie musste sich wegen Einbußen keine Sorgen machen und hatte sogar eine zweite Ladenhilfe eingestellt: ihre alte Freundin Fennel, die aufgrund der Missionspause keinen Job hatte. Damit fiel auch Fennels Zweitgeschäft weg: Ware von fremden Planeten unter der Hand zu verkaufen.

Dank Bulmas Unterstützung musste sich die Technikerin nicht um Geld sorgen, sondern konnte ihr Fachwissen nutzen, um Kunden beim Einkauf zu beraten. Für Bulma eine zusätzliche Erleichterung, da sie so ihre Zeit nach Gutdünken verbringen konnte.

Bulma war sowohl privat als auch Beruflich nur von Frauen umzingelt: Abgesehen von Fennel und Laucha im Laden, waren wie geplant Gine und Chi-Chi bei ihr im Haus eingezogen.

Chi-Chis Schwangerschaft war vorangeschritten, was den Arbeitseifer der jungen Frau aber nicht stoppte. Da man sie von ihrer Arbeit als Nahrungszubereiterin vorsorglich befreit hatte, langweilte sie sich zu Hause und wollte überall anpacken, egal ob der Haushalt bereits von den Putzrobotern erledigt worden war oder nicht. Oft musste Bulma sie in ihren Überschwang stoppen oder sie mit leichten Aufgaben ablenken, denn sonst kletterte die Schwarzhaarige beherzt auf einen Stuhl, um Staub zu wischen oder schleppte schwere Wäschekörbe.

„Ich bin schwanger, nicht krank“ antwortete Chi-Chi stets resolut und leicht genervt, wenn Bulma bei so einem Anblick entsetzt aufschrie.

Gine schien dagegen wenig besorgt, schließlich hatte sie ihre drei Schwangerschaften gut überstanden und konnte daher abschätzen, was für körperliche Tätigkeiten noch in Ordnung waren. Chi-Chi war kräftig und der Bauch noch nicht im Weg.

Bulma ließ sich aber davon nicht beruhigen, denn sie hatte zur Vorbereitung Fachliteratur gelesen, welche sie sich aus der Tsufurujin-Basis besorgt hatte. Die dort beschriebenen Risiken schwirrten der Blauhaarigen im Kopf herum und verwirrten sie derart, dass sie vergaß, wie sich beide Rassen unterschieden. Gine wusste besser, was eine schwangere Saiyajin aushalten konnte, deren körperliche Fähigkeiten denen der schwächeren Tsufuru-Rasse überstiegen.

Für die junge Bulma war es ein Angstszenario, dass Chi-Chi ausrutschte und etwas mit ihrem Kind passierte.

Wie sollte sie dann Kakarott in die Augen sehen?

Wäre Kakarott anwesend, würde er sicherlich Chi-Chi helfen und sie vor übermäßiger Belastung bewahren. Vermutlich würde er ständig an ihrem Rockzipfel hängen, sie nicht aus den Augen lassen, sie behüten und pflegen. Bulma besaß dafür nicht die Zeit, sie musste sich um ihre Arbeit kümmern, egal wie viele Pausen sie machte, um im Haus nach der Schwangeren nachzuschauen.

Bulma kam deswegen auf die Idee, ihrer Schwägerin Aufgaben im Gewächshaus zu übergeben. Das vorsichtige Gießen mittels Pipette bei den Setzlingen oder das Jäten von Unkraut war nicht anstrengend. Chi-Chi, langsam genervt von der nervösen Bulma, übernahm diese Aufgaben gerne, da sie die Möglichkeiten des eigenen Anbaus faszinierend fand.

Dank dem Gewächshaus hatten die Frauen schneller Zugang zu frischem Grünzeug als andere Saiyajins. Im warmen, geschützten Klima gediehen Kräuter, Gemüse, ein Obstbaum sowie einige Beerensorte und konnten regelmäßig geerntet werden.

Nur ein paar Töpfe verstaubten in einem Regal, gefüllt mit vertrockneter Erde. Sie waren Beweis für Bulmas seltenes Versagen: die Senzu-Bohne hatte nicht gekeimt.

Dieses Experiment hatte Bulma daher auf Eis gelegt, um die letzten Bohnen nicht zu verschwenden.

Aufgrund der Kriegslage war es allen Saiyajins verboten, auch ihr, den Planeten zu verlassen und sie sah keine Chane mehr, den geheimnisvollen Quitte wiederzufinden und ihren Vorrat aufzufrischen. Die letzten sieben Bohnen verblieben gut behütet in dem Stoffsäcken, welches sie wiederum in ihrem Schlafzimmer bewahrte.
 

Die Frauen gewöhnten sich schnell an ihre neue Gemeinschaft, ohne Männer im Haus.

Sie waren es teilweise auch gewohnt, da die Krieger oft nicht anwesend waren, ständig auf Mission. Ohne den Krach der lauten Stimmen, der schmutzigen Wäsche, dem ständigen Hunger und den Dreck, den sie verursachten, war das Zusammenleben in einer Frauen-WG sogar recht angenehm.

Laucha und Fennel blieben oft nach Feierabend noch bei Bulma, wo in ihrer großen Küche alle zusammen kochten. Manchmal kam auch Lauchas ältere Schwester, die Kriegerin Leeka vorbei und nahm am Abendmahl teil.

Leeka hatte ein seltsames Interesse an Bulma und Gine: sie behandelte die beiden Frauen besonders respektvoll und stellte ihnen viele Fragen. Die meisten davon hatten mit Radditz zu tun.

Bulma erkannte schließlich, dass die Kriegerin sich wohl für den langhaarigen Saiyajin interessierte.

Da die heißblütige, vollbusige Leeka vermutlich auch Radditz Typ entsprach, sah Bulma kein Problem damit, die beiden zu verkuppeln. Freimütig erzählte sie Geschichten aus seinem Leben und lobte ihn, den großen Bruder, der sie stets beschütz hatte. Bulma fiel nicht auf, das auch Laucha dann interessiert lauschte.

Nur Gine, eine gute Beobachterin, fielen die heimliche, verschwörerischen Blicke zwischen den Schwestern auf, das anerkennende Lächeln, welches manchmal über deren Lippen zuckten bei dem Lauschen von Radditz‘s Heldentaten und dann…dann sah Gine, wie Leeka in einer verräterischen Geste nebenbei über ihren Bauch strich, der bislang noch unschuldig flach aussah.

Gine erkannte die Hintergründe, behielt ihren Verdacht aber noch für sich.

Aber fortan waren Leeka und Laucha öfters Gäste im Haus und Gine fing an, sie auf dieselbe Weise zu bemuttern wie ihre Tochter und Schwiegertochter. Die jungen Frauen hatten nichts dagegen und Leeka ahnte noch nicht, dass ihr Geheimnis aufgeflogen war. Sie fand es auch nicht seltsam, dass Gine immer darauf bedacht war, ihren Teller mit nahreichem Essen zu füllen.
 

Je weiter der Frühling voranschritt, desto dicker wurde auch Chi-Chis Bauch. Nun fing langsam die Kurzatmigkeit an und die junge Frau machte öfters Pause, um ihren geschwollenen Beinen eine Pause zu gönnen.

Die Bank auf der Terrasse, mit Blick auf den Garten hinter dem Haus, wurde ihr Lieblingsort, wo sie sich häufig hinsetzte, den Blick ins Grüne genoss und Kinderkleidung strickte.

Bulma machte regelmäßig eine Pause, um sich mit einer Kanne Tee für die Hochschwangere und eine Tasse Kaffee für sich selbst, zu ihr hinzusetzen.

Bulma fiel an jenem Tag auf, wie fleißig Chi-Chi gewesen war, wobei sie nicht nur Kindersöckchen und Mützchen gestrickt hatte. Ein langer Schal war dabei, in leuchtendem Orange und Streifen in Blau, von dem sie wusste, dass es Kakarotts Lieblingsfarben war.

Auch wenn die Schwangere sich nie beschwerte, so wurde es offensichtlich, dass sie ihren Gefährten herbeisehnte. Leider gab es bislang keine Meldung von ihm.

Nachdenklich fuhren Bulmas Finger über die sauber gestrickten, weichen Maschen. Sie konnte Chi-Chis Sehnsucht verstehen, denn ihr selbst ging es ebenso und vermutlich auch Gine.

Ging es den Männern gut?

Wann würden sie heimkommen?

Trotzdem sprach keine der Frauen es laut aus, aus Sorge, es könnte Unglück bringen.

Dabei verspürte Bulma immer stärker den Drang, ihr Leid zu klagen und sich mit einer Gleichgesinnten auszutauschen. Nur die Tatsache, dass sie Vegeta zugestimmt hatte, seine Königin zu werden und diese Entscheidung noch nicht offiziell war, hielt sie davon ab.

Diese Neuigkeit behielt sie für sich, bis sie und Vegeta entschieden hatten, wie man das Volk informierte. Bulma wollte die Gerüchteküche nicht vorab zum Brodeln bringen, vor allem nicht, wenn Vegeta nicht anwesend war. Das Geschehen mit der eifersüchtigen Peppa steckte ihr noch in den Knochen und war ihr eine Warnung.

Ihre Finger huschten zur Kette, die sie seit Vegetas Fortgang stets um den Hals trug: eine dünne Goldschnur, an die ein Ring hing, aus dunkel- und hellblauem Edelstein gefertigt.

Es handelte sich um den Ring, der Vegeta ihr vor Jahren geschenkt hatte, zusammen mit der goldenen Schlüsselkarte zu seinen Gemächern. Als sie damals vor Monaten nach der Karte für ihr Reinschleichen gesucht hatte, war ihr auch der Ring wieder in die Hände gefallen.

Dieses Mal verspürte sie den Drang, ihn zu tragen.

Damals hatte sie es nicht getan, weil der dunkelblaue Stein mit den goldenen Flecken sie an Vegeta erinnerte, an die Farben seiner Uniform. Nun war es der Grund, warum sie ihn trug.

Der Ring wirkte wie eine Kombination von Vegeta und Bulma: der dunkelblaue Stein symbolisierte ihn, während der hellblaue Stein mit den pinken Wirbeln an ihre Augen und das pinke Kleid erinnerten, welches sie bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte.

Da sich Schmuck an den Fingern bei ihrer Arbeit nicht vertrug, trug sie ihn nun als Anhänger an einer Kette, meist versteckt unter ihrer Kleidung. Heute aber konnte sie nicht anders und spielte mit ihm, umfuhr den glatten, kühlen Stein, während sie still ins Grüne starrte.

Chi-Chi wunderte sich, dass Bulma so still war, anstatt wie sonst mit ihr zu plaudern.

Sie beobachtete, wie Bulma gedankenverloren ins Leere starrte und beiläufig mit dem hübschen Ring um ihren Hals spielte.

Chi-Chi hatte schon lange einen Verdacht, an wen Bulma dachte, auch wenn dieses Thema in dieser Familie stets etwas totgeschwiegen wurde. Aber beide Frauen waren gerade allein und ungestört und Chi-Chi sehnte sich nach einer Ablenkung vom Völlegefühl in ihrem Bauch. Ihr Sohn fing an, schwer zu liegen und zu treten.

„Vermisst du ihn?“ fragte sie leise. Sie riet ins Blaue, vom wem das Schmuckstück war, aber er konnte nur von Vegeta stammen.

Bulma zuckte erschrocken zusammen und ließ das Juwel schnell wieder unter dem Kragen ihres Shirts verschwinden.

„Ich weiß nicht, was du meinst?“ murmelte sie ertappt.

Chi-Chi legte ihr Strickzeug beiseite und sah ihre Freundin mitleidig an.

„Bulma, wir sind unter uns. Du musst mir nichts vorspielen. Ich werde dich nicht verurteilen. Du weißt, wie sehr ich Kakarott vermisse und machst dich deswegen auch nicht lustig. Wenn ich dir also helfen kann und sei es nur durchs Zuhören…“ bot sie ihren Beistand an.

Bulma rang mit sich, aber sie wusste, Chi-Chi war verschwiegen und vertrauenswürdig. Sie seufzte auf und dann gab es kein Halten mehr von ihr. Kaum hatte sie angefangen, sprudelten die Worte schon heraus. Es tat so gut, ihre Gefühle rauszulassen, anstatt in sich zu verschließen. Ihr Vater hatte stets deutlich gemacht, was er von Vegeta hielt und auch Gine fand die Vorstellung von Vegeta als Freund ihrer Tochter merkwürdig. Es hatte nichts mit seinen Fähigkeiten als Anführer zu tun, sie fanden Vegeta bloß nicht gut genug für ihre Tochter.

Aus diesem Grund und weil Bulma ständig laut davon gesprochen, niemals Königin zu werden, war es unmöglich geworden, beiläufig zu erwähnen, dass sie es sich nun doch zutraute.

Sie liebte Vegeta und wollte an seiner Seite stehen, auch mit all den offiziellen Pflichten als Königin.

Sie erzählte Chi-Chi davon, wie Vegeta ihr zuliebe Zugeständnisse gemacht hatte, weil sie ihm so wichtig war.

Sie würde Vegeta niemals mit Mätressen teilen müssen, sie dürfte ihren Betrieb behalten und sogar neue Forschungseinrichtungen aufbauen. Ihren Kindern würde es gut ergehen und keines von ihnen würde verbannt werden, egal wie schwach es wäre.

Chi-Chi hörte aufmerksam zu und ließ sich zu keiner Bemerkung hinreißen, um Bulma nicht zu unterbrechen.

Erst als Bulma mit befreitem Lächeln stoppte und nach Luft schnappte, außer Atem, weil sie so schnell ohne Absetzen gesprochen hatte, erlaubte sich Chi-Chi ein vorsichtiges Hüsteln.

„Das hört sich alles sehr gut durchdacht an“ lobte sie bedächtig. „Es ist besser, wenn man am Anfang solche Dinge bespricht und nicht hinterher, wenn es kein Zurück gibt. Aber eines wundert mich. Der Sarang scheint kein Thema für euch zu sein?“

Bulma zuckte zusammen. Chi-Chi hatte den Schwachpunkt des Plans zielsicher gefunden, wie ein Raubvogel seine Beute.

Vielleicht deswegen, weil sie mit Kakarott vermählt war und der Bund ihr eine Sicherheit gab, wie es kein anderes Versprechen tun könnte?

„Nein, aber ich denke nicht, dass es wichtig ist. Schließlich hat er mir versprochen, dass er mit keinen anderen Frauen schlafen wird. Damit ist Treue doch inbegriffen?“ nahm sie Vegeta in Schutz.

„Hmm…“ anstatt dem zuzustimmen, schindete die Schwangere etwas Zeit, indem sie einen Schluck ihres Tees nahm. Aber Bulma sah sie erwartungsvoll an und bat stumm um ihre Meinung, also konnte Chi-Chi dem nicht lange ausweichen.

„Hat er nur zugestimmt, keinen Harem zu fördern? Oder hat er gesagt, du wirst die einzige Frau sein, mit der er schlafen wird?“ fragte sie vorsichtig. „Denn wenn nicht…Es klingt so, als würde er sich ein Schlupfloch mittels einer heimlichen Geliebten offenlassen. Sie wäre keine offizielle Mätresse und damit würde er seinen Handel einhalten.“

„Nein, Vegeta würde niemals…er ist loyal. Er würde mich nie betrügen“ entgegnete Bulma, aber sie konnte sich dem Zweifel in ihrer Stimme nicht verwehren. Denn zeitgleich fiel es ihr ein, wie oft er sie belogen und getäuscht hatte und wie spitzfindig er sein konnte.

„Er liebt mich“ sagte sie mit fester Stimme. „Auch wenn er es mir nie gesagt hat…aber seine Gesten, seine Blicke…er sagt es nicht mit Worten, aber Taten“ fügte sie leise hinzu.

„Bulma, ich will das nicht schlecht reden. Ich denke, du wärst eine sehr fähige Königin“ beschwichtigte Chi-Chi. „Es ist nur…im Gegensatz zu allen anderen offenen Partnerschaften, gibt es beim Königspaar keine Trennungsmöglichkeiten. Ihr müsst euch sicher sein. Was, wenn eure Gefühle nicht von Dauer sind? Dann bist du trotzdem an ihn gebunden.“

Bulma stockte der Atem. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie diese brennende Sehnsucht nach Vegeta eines Tages aufhören konnte.

Ihr zweifelnder Blick sprach Bände, weshalb Chi-Chi ihre Sorge genauer erklärte.

„DU scheinst dir deiner Gefühle sehr sicher zu sein. Aber Liebe blendet uns oft. Wenn ich daran denke, was für einen Unsinn ich früher angestellt habe, damit Kakarott mich beachtet…“

Chi-Chi errötete bei den peinlichen Erinnerungen, die erst einige Jahre her waren. Sie war vom Gefühl der Liebe so berauscht gewesen, dass es Besessenheit ähnelte.

Kein Wunder, dass man jungen, impulsiven Saiyajins beibrachte, ihre Gefühle zu beherrschen, denn wenn sie es nicht taten…sie waren dann in einen Sturm von Gefühlen gefangen, aus denen sie nicht mehr herausfanden.

Jetzt, älter und durch den Sarang vor eifersüchtigen Gedanken geschützt, konnte Chi-Chi nur den Kopf schütteln über dieses von Liebe betrunkene Mädel, welches sie einst gewesen war.

„Ich versuche nur dir zu helfen, indem ich die Sache als ungetrübte Außenstehende beurteile. Ich würde mich mit deiner Entscheidung besser fühlen, wenn ich euch beide, dich und Vegeta, mal zusammen gesehen hätte. Wenn ich ihn beobachten könnte, wie er mit dir umgeht und dich anguckt. So kann ich aber nur hoffen, dass der eiskalte Mann, als den ich Vegeta bislang erlebt habe, wirklich aufrichtige Gefühle für dich hegt. Aber gleichzeitig…“ Chi-Chi verzog das Gesicht.

Es fiel ihr so schwer vorzustellen, dass König Vegeta, der eitle, arrogante, herrische Elitekrieger so etwas wie Liebe verspürte. Viel zu oft hatte Chi-Chi durch ihre Arbeit in den Großküchen von den Gerüchten über ihn gehört. Dadurch wusste sie Bescheid über seine One-Night-Stands und wie er die Frauen danach behandelt hatte.

Aber das war auch das Einzige, was sie von Vegeta wusste: Gerüchte und Bilder, Einschätzungen, als sie ihn paarmal von weiten gesehen hatte. Sie hatte nie mit ihm gesprochen oder ihm mal persönlich gegenübergestanden. Eigentlich durfte sie sich keine Meinung über ihn bilden, bei ihren mangelnden Informationen.

Die einzigen aus der Familie, die mehr in Kontakt mit ihm standen außer Bulma waren…

Bardock, aber er ließ sich von seinen Vorurteilen blenden.

Radditz war ein Speichellecker, der vor dem König kuschte.

Kakarott dagegen…ihr Gefährte hatte einen guten Instinkt, wenn es darum ging, andere einzuschätzen. Auf seine Meinung konnte sie vertrauen.

„Wenn Kakarott wieder da ist, frage ich ihn um Rat“ murmelte Chi-Chi leise, mehr zu sich selbst als zu Bulma. Aber sie hörte dennoch diese Worte und fand den Vorschlag gut.

Bulma war überzeugt, dass Kakarott zu Gunsten von Vegeta sprechen würde, auch wenn er sich kaum an die gemeinsame Zeit in ihrer Kindheit erinnerte und wie Vegeta auf ihn aufgepasst hatte.

Die Gedanken gingen damit zu Kakarott, den baldigen Vater und die nahende Geburt.

„Es ist nicht mehr lange hin“ murmelte Bulma und sah auf Chi-Chis gewölbten Bauch. „Aber vermutlich wirst du die Geburt allein durchstehen müssen. Hast du keine Angst?“

„Ihr seid doch da, du und Gine. Und mein Vater wird auch kommen“ winkte die Schwarzhaarige unbesorgt ab. Sie fühlte sich nicht einsam, auch wenn sie gerne Kakarotts Hand dabei halten würde.

Aber das Gebären war bislang jeher der Kampf der Frauen gewesen und in einen Kampf mischte sich kein Saiyajin ein.

„Aber…in den Büchern, die ich gelesen habe, heißt es, dass es sehr schmerzhaft ist“ sagte Bulma leise, die ihre Freundin nicht beunruhigen wollte. Aber diese Gedanken ließen sie nicht los: Bulmas Hirn war ständig beschäftigt und das hatte nicht nur gute Seiten. Wenn sie ein Problem fand, kreisten die Gedanken nur noch darum.

Sie war froh, dass Chi-Chi wenigstens im Krankenhaus gebären würde und nicht in einer Jurte, wie es einst ihre Mutter getan hatte. Sollte etwas passieren, gab es dort erfahrenes Personal sowie wirksame Medikamente und Geräte, anstatt antike Medizin und zwei Hebammen.

„Ich habe keine Angst vor Schmerzen. Ich bin eine Saiyajin. Ich weiß, dass es anstrengend und hart sein wird, aber ich laufe vor keinen Kampf davon. Dieser Junge wird durch mich auf die Welt kommen. Nur wir Frauen sind in der Lage, die Linie der Saiyajins fortzusetzen. Ich verspüre Stolz dabei. Kakarott wird schon früh genug heimkommen, um seinen Sohn kennen zu lernen“ entgegnete Chi-Chi mit fester Stimme und ruhigen Blick. Ihre Hand fuhr derweil behutsam über ihren Bauch.

Angesichts dieses Kampfeswillen gab es nichts, was Bulma sagen konnte.

Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen, es gab nichts mehr zu tun, außer zu warten.

Aber Bulma war ungeduldig: zu oft hatte sie in ihrem Leben gewartet, auf bessere Umstände gehofft, unsicher, ob es sich je erfüllen würde.

Sie wollte einfach Gewissheit haben.

Die Gewissheit, dass sie und Vegeta eine strahlende Zukunft vor sich hatten. Vermutlich gab es auch mal Streit und Zank, aber das war normal. Sie hatten sich bislang immer vertragen.

Aber niemand konnte ihr Versprechen, dass Vegeta sie für immer lieben würde…außer Vegeta, wenn er den Sarang schwor…aber kein König hatte dies bislang getan.

Bulma klatschte sich gegen die Wangen, um diesen Gedanken abzuschütteln.

Chi-Chi setzte ihr noch einen Floh ins Ohr; das konnte sie nicht gebrauchen.

Ihre Freundin kannte Vegeta nicht. Sie hatte es selbst zugeben, als sie ihren Zweifel bekundet hatte.

Wenn Chi-Chi erstmal Vegeta kennen lernte, würde sie einsehen…Bulma unterbrach diesen Plan, denn sie wusste, dass Vegeta introvertiert war und keine Lust hatte, andere Saiyajins kennen zu lernen.

Aber wenn Kakarott seinen Segen gab, würde es die Zweifler schon ruhigstellen.

Bulma trank ihren Kaffee aus und half Chi-Chi beim Aufstehen. In zwei Wochen war der Geburtstermin, aber man hatte die junge Frau vorgewarnt, dass es beim ersten Kind etwas später werden könnte.

Trotzdem, die Ziellinie war in Sicht, das Kind war bislang gesund, die Mutter kräftig und man sagte eine unkomplizierte Geburt voraus.

Bulma verstand nicht, wie ruhig ihre Freundin mit dem Umstand umging, dass der Vater nicht bei der Geburt anwesend sein würde. Aber aus Chi-Chi sprach sowohl die Gewohnheit einer Saiyajin, die es aus ihrem Umfeld kannte als auch ein Urvertrauen, dass Kakarott heimkehren würde.

Bei der Geburt selbst waren Männer sowieso nutzlos. Hauptsache, sie kümmerten sich mit um die Aufzucht.

Wenn Bulma sich vorstellte, sie wäre an Chi-Chis Stelle…hochschwanger, das erste Kind, der Gefährte unterwegs…wurde ihr mulmig.

Sicher, sie wäre nicht allein, denn sie könnte sich auf ihre Mutter Gine und eine Freundin wie Chi-Chi verlassen, aber trotzdem…sie sah es als Vegetas Verantwortung, ihr dabei Beistand zu leisten.

Er sollte da sein und sich nicht von Dienern, Kindermädchen und Leibwächtern ersetzen lassen.

Würde das in ihrer Zukunft so passieren?

Vegeta auf einer Mission, während sie allein ihren Kampf im Geburtsaal ausfechtet und nach ihm schreit?

Und selbst wenn sie es schaffte, was kam danach?

Gedanken kamen dabei auf, wie Vegeta sich wohl als Vater anstellen würde.

Sie sah Parallelen in seinem Charakter zu Bardock und hatte sich zuerst vorgestellt, er würde ähnlich als Vater handeln.

Aber dann hatte sie einsehen müssen, dass sie zwei verschiedene Charaktere in falscher Umgebung verglich.

Bardock hatte sich mehr um seine Kinder gekümmert als üblich, weil Bulma verheimlicht worden war. Es hatte keine Hilfe gegeben und die Familie war auf sich allein gestellt.

Es gab keine Nachbarn oder gar Diener, wie im Palast.

Aber dadurch hatten Barock und seine Tochter ein enges Verhältnis aufgebaut und Bulma war früh sehr selbstständig geworden.

Würde sich Vegeta mit seinen Kindern ebenso beschäftigen oder diese Aufgabe einen Bediensteten überlassen?

Um das zu erfahren, musste sie Vegeta fragen, wie er aufgewachsen war und ob er das Gleiche für seinen Nachwuchs plante.

Chi-Chi hatte Recht: das waren Themen, die man vor dem Schließen des Bundes besprechen sollten.

Bulma seufzte und sah sehsüchtig in den Himmel.

Egal, was passierte, egal wie sehr sie versuchte, sich abzulenken…letztendlich kam sie immer an den Punkt, wo sie sich wünschte, dass Vegeta zurückkäme.
 

Drei Wochen später fingen bei Chi-Chi die Wehen an.

Gine und Bulma waren vorbereitet, eine Tasche stand gepackt bereit sowie ein getankter Wagen. Die Wehen fanden so langsam statt, dass sie in Ruhe ins Krankenhaus gelangten und dort Stunden warten mussten, bis sich der Muttermund vollständig geöffnet hatte. Chi-Chi vertrieb sich die Zeit durch Spaziergänge in den Fluren, um den Zustand zu beschleunigen.

Schließlich war es so weit. Unter Anfeuerungen von Gine und Bulma und mit Hilfe eines Arztes und einer Hebamme kam Chi-Chis erstes Kind, ihr Sohn Gohan zur Welt.

Mutter und Kind waren am Ende erschöpft, aber von freudigen Strahlen erfüllt.

Bulma und Gine, ebenfalls schweißgebadet, verließen die beiden, die in ein anderes Zimmer gebracht wurden. Sie wollten versuchen, Kakarott über Scouter zu erreichen.

Als sie den Flur runtergingen, auf der Suche nach einer ruhigen Stelle, kamen ihnen Laucha und Leeka entgegen, wobei die Kriegerin ein deutliches Bäuchlein vor sich hertrug.

„Leeka, ich habe dich lange nicht gesehen. Warte, du bist schwanger?!“ staunte Bulma, die sich wunderte, warum man ihr nichts davon erzählt hatte. Eine Welle der Enttäuschung überrollte sie, weil ihre Freundin dieses Geheimnis für sich behalten hatte sowie der verpassten Gelegenheit, Leeka mit Radditz zu verkuppeln. Anscheinend hatte die Kriegerin bereits einen Freund.

Bulma fragte aber nicht nach den Namen des Vaters, da es bei den Saiyajins als unhöflich galt.

Aufgrund des promiskuitiven Verhaltens wusste nicht jede Frau, vom wem sie schwanger war.

Beide Frauen wurden tiefrot, weil sie so überrascht wurden. Dann wurden sie bleich, weil man sie missverstand. So oder so, sie waren in einer unangenehmen Lage.

„Es ist nicht so, wie du denkst“ warf Leeka eilig ein. Sie suchte sichtbar nach den richtigen Worten und sah hilfesuchend ihre kleine Schwester an, die aber auch kurz vor einer Ohnmacht stand. Unruhig wanderten ihre Blicke zu der enttäuschten Bulma und der abwartenden, schweigenden Gine.

Leeka drehte sich schnell mit ihrer Schwester um und flüsterte ihr ein nervöses „Sollen wir es ihnen nicht sagen?“ zu.

Laucha zuckte unsicher mit den Schultern, schüttelte aber dann den Kopf.

„Wenn sie im Krankenhaus sind, bedeutet es, dass Chi-Chi ihr Kind bekommen hat. Heute ist ihr Tag. Da sollten wir diese Neuigkeit nicht mit deiner unterbrechen. Warten wir, bis ER wieder da ist.“

„Hast Recht!“ Leeka wollte noch etwas Zeit schinden und auf Radditz warten. Sie fand es falsch, diese Neuigkeit ohne Radditz an seine Mutter und Schwester geben.

Leeka drehte sich wieder um und sah Gine und Bulma bittend an.

„Ich werde alles erklären, wirklich. Ich brauche nur etwas Zeit und den richtigen Moment“ bat sie flehend die beiden Frauen, mit denen sie bald über ihr Kind verwandt sein würde.

Gine schmunzelte und verstand die Aussage, während Bulma nur verwirrt die Stirn runzelte.

Sie verstand es nicht.

„Wir müssen los, der Ultraschall wartet“ zwitscherte Laucha nervös und zog Leeka mit sich. „Wir sehen uns.“

„Äh, ja. Kommt mal vorbei und besucht Chi-Chi und ihren Sohn“ rief Bulma noch hinterher, bevor sie ihre Mutter fragend ansah. „Weißt du, was hier vor sich geht?“

Gine lache leise auf. „Ich habe eine Theorie. Aber es ist nicht meine Aufgabe, dir das zu sagen. Ich schätze, in ein paar Monaten machen sie es offiziell.“

Bevor Bulma weiter fragen konnte, wechselte Gine das Thema.

„Los, lass uns schauen, ob wir Kakarott erreichen können.“
 

Es war schwierig und Bulma musste eine Menge Gefallen einfordern, bis die Nachricht über Umwege endlich den Empfänger erreichte. Da die Truppen verteilt und weit entfernt waren, gab keine direkte Verbindung. Doch Bulmas Nachricht wurde von ihren Kontakten, Kunden und ehemalige Kollegen, von Raumschiff zu Raumschiff über die Weiten des Alls verteilt, wie stille Post.

Die Antwort kam auf dieselbe Art und Weise zurück.

Kakarott war hocherfreut, aber er würde erst frühstens in vier Monaten zurückkehren, zusammen mit Radditz.

Die gute Nachricht war, dass er nicht allein käme, denn Bardock plante seine Rückkehr zu selben Zeit.
 

Wie geplant, wuchs Gohan nicht in einer Brutkapsel auf, sondern Chi-Chi kümmerte sich direkt um ihn.

Aus dem schreienden, rot verquollenen Neugeborenen wurde schnell ein rosiges, strahlendes Baby.

Gine konnte nicht genug von ihrem Enkel bekommen, der so herrlich duftete und auch Bulma verbrachte ungewollt mehr Zeit als geplant, wenn sie ihn wie verzaubert in seiner Wiege betrachtete.

Im Gegensatz zu seinem Vater war Gohan ein kleiner Engel, der wenig schrie, viel lachte und leicht zu händeln war. Sogar seine vollen Windeln waren ertragbar.

Bulma war erleichtert über den pflegeleichten Gohan, schließlich hatte sie andere Erinnerungen an Kinderaufzucht und war dementsprechend besorgt gewesen. Wäre sein üppiges Haar und die gleichen Gesichtszüge nicht vorhanden, könnte sie Kakarotts Vaterschaft anzweifeln.

Doch Gohan sah seinem Vater sehr ähnlich; Gine konnte nicht aufhören, darüber zu staunen.

Nur seine Haarpracht hatte eine andere Form, war weniger stachelig. Sein gemäßigter Charakter musste dann wohl von Chi-Chi stammen.

Vielleicht lag e aber auch an ihren sofort erwachten Mutterinstinkt. Sie behandelte ihren Sohn mit der richtigen Mischung aus Strenge und Sanftmut. Gohan ließ sich gehorsam von ihr anleiten.

So schaffte es Chi-Chi auch ohne Gefährten, sich um ihren Sohn zu kümmern.

Jedoch sollte es nicht mehr lange dauern und die Männer würden bald heimkehren.

Bulma hoffte darauf, dass auch Vegeta mal eine Pause machen würde. Ihn konnte sie bislang nicht erreichen.

Sie befürchtete, er könnte zu ehrgeizig sein, um seine Zeit mit einer langen Rückreise zu ihr zu verschwenden, wo er diese auch fürs Training nutzen könnte.
 

Der kleine Planet Tawagoto war ein Durchschlagplatz der übelsten Sorte. Überwiegend bestand der Planet nur aus Altöl und Metall. Sogar das Licht war künstlich, weil es keine Sonne in der Nähe gab, wodurch er ständig in Dunkelheit gehüllt war. Doch die Neonlichter in verschiedenen Farben sorgten für eine flackernde Beleuchtung, in deren Schatten sich düstere Gestalten herumtrieben.

Hier hielt man nur an, weil das Raumschiff Sprit und die Besatzung Spaß und Verpflegung benötigte. Darum bestand der Planet zu einem Drittel aus Werkstätten und zu zwei Dritteln aus Kneipen, Spelunken, Spielhallen, billigen Motels, Striplokalen und Bordellen. Hier wurden gestohlene Raumschiffe ausgeschlachtet und dadurch billige Ersatzteile und anderes Diebesgut verhökert.

Auch lebende Ware gab es im Angebot. Selbst ein übelriechender, hässlicher Soldat konnte ein billiges, williges Weib für eine Stunde finden…solange er keine hohen Ansprüche stellte.

Gesetzestreue Zivilisten trauten sich bei dem Lärm und der Gefahr selten hierher. Es gab keine Polizei oder ähnliche Staatsmacht, Ärger wurde unter sich ausgehandelt. Diverse Gangs und Geschäftsleute mit Privatarmeen kontrollierten ihre Stadtteile.

Wer auf Tawagoto Halt machte, sollte sich wehren können. Wenn dem so war, hatte er hier seinen Spaß. Zu den wiederkehrenden Kunden gehörten daher auch Saiyajins auf Durchreise.

Mit seinen spärlich bekleideten Frauen, billigen Alkohol und All-you-can eat-Buffets war es ihr kleines Männerparadies.

Vegeta machte hier nur deswegen für ein paar Stunden Halt, damit die Mechaniker sein Raumschiff reparierten. Die Meteoritenschauer und elektrischen Stürme hatten es zu schwer beschädigt, um es damit bis nach Vegeta-Sei zu schaffen.

Vegeta war damit wohl der einzige Saiyajin auf dem Planeten, der einzig aus diesem Grund hier gelandet war. Die saiyanischen Soldaten, die er in den Kneipen und Straßen sah, machten dagegen Pause, um den angesammelten Frust nach hartem Training abzubauen.

Vegeta konnte nur den Kopf schütteln über so eine mangelnde Selbstbeherrschung. Ein paar Monate keinen Sex und schon warfen sich diese Blödmänner auf die nächstbeste Hure, anstatt bis zu ihren Heimaturlaub durchzuhalten.

Erwachsene Männer, einige schon mit ein paar deutlichen Jahren auf den Buckel, die Gesichter voller Narben, grölten, lachten und betranken sich, als besäßen sie bereits jetzt schon das Recht zu.

Feiern sollte man nach einem Krieg, nicht davor.

Wenn er in diese dumpfen Gesichter sah, in den Augen keine Spur von Intelligenz, wurde er unangenehm an das Klischee erinnert, dass Unterklasse-Krieger ihr Gehirn für ein paar Gramm mehr Muskelmasse eingetauscht hatten.

Sie waren das Ergebnis der Politik von König Vegeta III., für den Stärke und Gehorsam das Wichtigste bei seinem Soldaten gewesen waren.

Vegeta schüttelte sich kurz angewidert.

Nein, da blieb er lieber unter sich. Er verzichtete sogar darauf, dieser Saubande Disziplin beizubringen und blieb anonym.

Vegeta hatte keine Lust, erkannt zu werden. Er wollte mit niemanden sprechen, sondern in Ruhe etwas trinken, essen und die Beine vertreten, bis die Reparatur abgeschlossen war.

Vorsorglich hatte er einen schwarzen Mantel über seine Rüstung gezogen, dessen Kapuze seine prägnanten Gesichtszüge verdeckten.

Seine Schritte führten ihn durch die engen Gassen, tänzelten leichtfüßig an grobe Gestalten vorbei und wichen den Messern der Taschendiebe aus, die hofften, an seine Börse ranzukommen. All das geschah für den kampfbereiten Mann beiläufig und instinktiv, während seine Gedanken woanders waren.

Sein Plan sah vor, nach einem kurzen Abstecher auf Vegeta-Sei, um die aktuelle Lage zu checken, wieder loszufliegen, um sein Training aufzunehmen.

Vegeta hatte es dank den harten Bedingungen auf einem kleinen Planeten voller Stürme und der Zenkai-fähigkeit geschafft, seine Stärke auf fast 35.000 zu erhöhen. Aber leider wäre das selbst im Ozaru-Modus noch zu wenig, um Freezer zu erledigen.

Er musste irgendwie noch stärker werden, aber mit seinem Trainingsort kam er bereits an die Grenze. Er hatte sich an die Bedingungen seines Trainingsplaneten gewöhnt; die sauerstoffarme Luft, den hohen Druck und die ständigen Blitze. Mittlerweile konnte er sich darin bewegen und war schnell genug, diesen auszuweichen.

Wollte er sich verbessern, brauchte er eine neue Herausforderung.

Viel Auswahl gab es aber nicht und die neuen verbündeten Planeten durften die Saiyajins nicht angreifen. Die Allianz hatte nicht nur Vorteile für die Saiyajins, wenn sie dadurch ein paar ihrer Ziele verloren.
 

Vegeta kannte eine Bar mit geringer Schlampenzahl darin, also sollte er hier seine Ruhe haben, ohne angebaggert zu werden.

Im Inneren roch es nach den Ausdünstungen diverse Rassen und dem Qualm von verbrannten, legalen Rauchwaren. Die Luft wirkte dadurch gelblich und getrübt, aber wenigstens war es relativ leise und sicher: weder wurde laute Musik gespielt, noch grölten die Gäste. Sie waren mit ihren illegalen Geschäften oder Kartenspielen beschäftigt oder tranken für sich, als wollten sie kein Aufsehen erregen.

Geübt suchte Vegeta nach den Plätzen, wo man guten Sichtkontakt und einen geschützten Rücken hatte. In Dreckslöchern wie diesem wurde man sonst schnell von hinten abgestochen.

Sollte ein passender Platz besetzt sein, würde er dem Gast schon mit seiner Faust unter der Nase überreden, ihm diesen zu überlassen.

Doch Vegeta fand tatsächlich einen fast leeren, geeigneten Platz in der hintersten Ecke des Raumes, seitlich an der Bar. Eine merkwürdige Stimmung kam von dort, unüblich still, als würde sich kein anderer Gast dorthin trauen. Selbst das Licht war dort dämmriger.

Nur ein einziger saß an dem Bartresen, versteckt hinter dem gelblichen Dunst, ein Aschenbecher mit glimmender Kippe und ein halbvolles Glas vor sich.

Vegetas Scouter meldete sich warnend und zeigte ein hohes Powerlevel von 16.000 an.

Neugierig auf die Identität des Fremden, trat Vegeta näher, durchschritt die Wand aus stinkendem Rauch. Seine Augen wurden kurz gereizt, bevor er mehr als nur die Konturen des Fremden erkennen konnte.

Es war ein Saiyajin, der dort saß.

Ein älterer Mann, aber in sehr guter Form, was man an den Oberarmen und der kräftigen Brust erkennen konnte. Die Narben an seinem Körper bewiesen seine Fähigkeiten als erfahrenen Krieger, ohne aber so zahlreich zu sein, dass er als Versager oder Feigling gelten könnte.

Sein Blick war schläfrig ins Leere gerichtet, während er abwechselnd entweder einen Schluck aus seinem Glas nahm oder einen Zug von seiner Zigarette.

Doch als Vegeta auf ihn zutrat, wurde seine Anwesenheit sofort kritisch bemerkt, als wäre Vegeta zu nah in dessen Privatsphäre angedrungen.

Ein harter, säuerlicher Blick traf ihn und Vegeta verstand, warum sich keiner in die Nähe dieses Mannes traute, egal was die anderen Gäste auf dem Kerbholz hatten. Ihr Instinkt sagte ihnen bei diesem Anblick, dass man den Saiyajin nicht stören könnte, ohne mit dem Leben zu bezahlen.

Vor ihm saß Bardock, der kürzlich ernannte Elitekrieger.

Der Vater von Radditz und Bulma.

Aus einem Impuls heraus zog Vegeta die Kapuze herunter und enthüllte sein Gesicht.

Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, Gesellschaft zu suchen, aber dieser Mann interessierte ihn.

Wenn sie beide hier so unbeobachtet an einem neutralen Ort waren, sollte man die Chance nutzen.

Furchtlos setzte sich Vegeta neben Bardock und gab seine Bestellung auf, ohne sich an den giftigen Blicken seines Nachbarn zu stören.
 

Bardocks Augen weiteten sich kurz, bevor sie wieder misstrauisch schmal wurden.

Er blieb stumm, während er seine Zigarette ausdrückte, die er sich in seinen Auszeiten gönnte. Sein Instinkt sagte ihm, dass er diese sowieso nicht mehr genießen könnte.

Natürlich erkannte er seinen König, aber ein Drecksloch wie dieses sollte für einen Elitekrieger wie ihn eigentlich nicht in Frage kommen.

Was machte der Bengel also hier?

Und wieso setzte sich der König zu ihm?

Konnte ein Mann nicht mal für eine Stunde allein sein?

Bardock war kein Mann, der ständig Gesellschaft brauchte, im Gegenteil.

Also gönnte er sich diese kleinen Momente der Ruhe, ohne von seinem Team, seiner Gefährtin oder Kinder belagert zu sein.

Kleine Auszeiten, die der Saiyajin mit einem Glas guten Alkohols und etwas schwellendem Nikotin verbrachte; diese kleinen Sünden, die er sich nicht erlaubte, wenn er bei seiner Familie war.

Gine hatte schließlich eine gute Nase und sie küsste ihn nicht, wenn er nach Tabak schmeckte.

Darum nutzte er die Missionen für sein Laster, trennte sich kurzzeitig von seinem Teamfreunden, die ebenfalls ihre Privatzeit brauchten, um sich in eine verrauchte Kneipe zu setzen: nur er und seine Freunde Whiskey und Tabak und herrliche Stille.

Wehe den Blödmännern, die glaubten, sie könnten ihn dann stören oder blöd anquatschen. Für ihn war es kein Problem, nerviges Gewürm mit einem Blick zu verscheuchen und wer wirklich dämlich war und den Wink nicht verstand, flog auch schon mal durch die Wand.

Doch was geschah heute zu seinem Unglück?!

Nicht nur, dass ein Mitglied seiner Rasse ihn gefunden hatte, es musste ausgerechnet sein höchster Vorgesetzter sein. Zudem der stärkste Saiyajin, den man nicht so leicht durch die Wand werfen könnte.

Und dann war da noch die Sache mit Bulma…

Bardock ahnte, warum Vegeta diese zufällige Begegnung nutzte. Aber falls er glaubte, er käme durch Bardock an dessen Tochter heran, hatte er sich geschnitten.

Bevor er nach dem Notausgang schielen konnte, der taktisch geschickt schräg hinter ihm lag, stand plötzlich ein neues, gefülltes Glas vor ihm.

Ein erstaunter Blick zur Seite sagte ihm, dass Vegeta es für ihn geordert hatte.

Bardock schmunzelte kurz geschmeichelt, bevor er seine missmutige Maske aufsetzte.

Wenigstens hatte der Bengel Manieren und zeigte Respekt vor dem Älteren.

Er griff danach und kostete es. Es war dieselbe Sorte, die er zuvor schon geordert hatte, ein teures Tröpfchen, was er sich nicht immer leisten konnte.

Bardock merkte, wie er kurz Anerkennung für Vegetas klugen Zug empfand, wodurch er sympathisch wirkte.

Aber er rief sich schnell zur Besinnung.

Vegeta war ein teuflischer Gegner, den man nicht unterschätzen sollte.

Er war außerdem der Mistkerl, der Bardocks kleines Mädchen geschändet hatte.

Schon bei dem Gedanken daran, was Vegeta mit Bulma angestellt hatte, schwand jegliche positiver Gedanke und machte Wut und Empörung Platz.

(Das es Bulmas freie Entscheidung gewesen war, ignorierte Bardock. Für ihn war seine Tochter tadellos und unschuldig, egal wie alt sie war und welche Entscheidungen sie traf.)

Bardock verfluchte sich dafür, dass er den ersten Fehler gemacht hatte, indem er den spendierten Drink angenommen hatte. Nun war er quasi verpflichtet, sitzen zu bleiben und mit seinem Vorgesetzten zu trinken.

Aber falls Vegeta glaubte, er könnte sich damit einschmeicheln, war er beim Falschen gelandet.

Er war nicht bestechlich.
 

Vegeta sah aus den Augenwinkeln, wie Bardock nach dem spendierten Drink griff, trank und dann es mit einem erschrockenen Zucken schnell wieder absetzte.

Ein leises Grummeln war zu hören, als würde sich Bardock ärgern, zugegriffen zu haben.

Dann, als ob es jetzt eh kein Zurück mehr gäbe, nahm der ältere Krieger einen erneuten Schluck.

Vegeta blieb still und wartete auf die Wirkung seines zweiten Angriffs: der Barkeeper brachte zwei Tabletts voller verschiedener frittierter Snacks, sowie eine Flasche des teuren Getränks, welches Bardock anscheinend so genoss. Ein Tablett sowie die Flasche wurden vor Bardock gestellt.

Jener verdrehte theatralisch die Augen angesichts Vegetas triumphierenden Grinsen, griff aber zu.

Die beiden Saiyajins duellierten sich wortlos und spielten mit ihren Positionen und ihren jeweiligen Vorteilen.

Der untergebene Soldat gegen den König, der seinem Vorgesetzten gehorchen musste, wenn dieser mit einem etwas trinken wollte und dafür auch zahlte.

Der werbende Saiyajin gegen Vater der Braut, der den Emporkömmling ablehnte und am liebsten auf den Mond schießen wollte, weshalb der Werber sich bei ihm einschleimte.

Es war ein gegenseitiges Taktieren, obwohl sie kein Wort miteinander sprachen und sich nur mit ihrem Essen beschäftigten. Ihre Körpersprache reichte aus, um den jeweils andere eine Botschaft auszusenden, unhörbar für Nicht-Saiyajins.

Vegetas Botschaft durch die Essenseinladung hieß übersetzt: „Ich will deine Tochter zu meiner Gefährtin machen und bitte um deinen Segen.“

Bardocks Antwort, dargestellt durch sein Knurren und dem gesträubten Schweif: „Nur über meine Leiche!“

Vegetas Antwort wurde dargestellt durch eine gerunzelte Stirn, eine gehobene Augenbraue und ebenfalls gesträubten Schweif: „Das lässt sich einrichten. Wann und wo?“

Die Schweife der beiden Männer lösten sich von ihren Hüften und fingen an, unruhig hinter ihren Rücken zu schwingen, Anzeichen der wachsenden Aggressivität.

Ein falsches Wort, eine hastige Bewegung und dieser Ort würde sich in ein Schlachtfeld verwandeln.

Einige der anwesenden Gäste schienen die herannahende Gefahr zu spüren und machten sich eiligst aus dem Staub; die enge Kneipe leerte sich.

Doch Vegeta traf keinen unerfahrenen Jungspund, sondern einen Meister, der sich nicht so leicht provozieren ließ.

Bardock ließ sich Zeit und nagte genüsslich die Rippchen ab, bevor er anfing zu sprechen und damit in eine direktere Sprache wechselte.

„Laut meinen Scouter bist du dazu in der Lage, Bursche. Aber wenn du mich tötest, hast du es bei Bulma richtig verkackt“ sprach er und machte Vegeta damit einen Strich durch die Rechnung.

Mit dieser Art von Lösung kam der König nicht weiter.

„Ich weiß“ murmelte der Jüngere grantig und nahm verdrossen einen Schluck von seinem Drink.

Das Leben könnte so einfach sein.

Du bist der Stärkste? Dann nimm, was du dir willst!

Aber jede Entscheidung hatte Konsequenzen.

Zu dumm, leider hatte Bardock den Schwachpunkt des sonst üblichen Werbungsverfahrens durchschaut. Vermutlich lag es daran, weil er damals in einer ähnlichen Lage gewesen war, als er um seine Frau warb. Damals musste er wahrscheinlich auch kämpfen, ohne lebensgefährliche Verletzungen bei seinem Gegner zu riskieren.

Bulma würde Vegeta niemals verzeihen, wenn er ihrem Vater etwas antat.

Zu Vegetas Ungunsten war Bardock außerdem kein Mann, der sich nur wegen eines höheren Powerlevels und Stellung vor einem beugte.

Nein, der Mann war stur und stolz wie…Vegeta fiel nur eine vergleichsähnliche Person ein…wie Bulma. Im Umgang mit ihr hatte er wenigstens seine Erfahrungen, also sollte er Bardock am besten ähnlich behandeln.

Mit Respekt, Ruhe und Ehrlichkeit.

Er schätzte den älteren Krieger als einen Mann ein, dem seine Familie sehr wichtig war. Das verlangte Tatakai damals gegen General Paparika überzeugte ihn von dieser Theorie.

Wenn er Bardock überzeugen könnte, dass es auch Bulmas Wunsch wäre…dass sie zugestimmt hatte, seine Partnerin zu werden…würde der Krieger seine geliebte Tochter nicht in ihrem Ziel unterstützen?

„Bulma ist eine besondere Frau“ fing Vegeta behutsam an.

Bardock zuckte zusammen und sah ihn grimmig an. Er mochte es nicht, dass Vegeta nun direkter wurde. Damit gab es kein Ignorieren oder Ausweichen mehr.

„Sie ist mir sehr wichtig. Keine andere Frau kann ihr das Wasser reichen“ lobte Vegeta weiter. Kurz wurden Bardocks Augen weicher und er konnte sich ein zustimmendes Nicken nicht erwehren.

„Ich war immer der Meinung, ich komme allein zurecht. Aber ehe ich mich versah, hat sie meine Abwehr durchbrochen und sich in mein Herz eingeschlichen. Ich kann sie nicht herausreißen… Wie soll ich ohne mein Herz leben?“ Vegeta schluckte. Er merkte, wie seine Worte ungewollt sentimental und romantisch klangen, was nicht zur Sprache der Saiyajins passte.

Aber es war nun mal die Wahrheit.

Bardock hüstelte, ebenfalls etwas verlegen, aber auch beeindruckt, wie Vegeta sich traute, über seine Gefühle zu sprechen.

Wäre Bardock an seiner Stelle, wäre ihm das nicht möglich. So hätte er sich niemals getraut mit Gines Eltern zu sprechen. Vor Gines Vater war er stets höflich gewesen, vor ihrer Mutter…naja, Negi war ein raubeiniger Charakter gewesen und dementsprechend hatte man sie auch härter anfassen können.

Bis zu diesem Zeitpunkt war Bardock überzeugt gewesen, dass Vegeta die blauhaarige Saiyajin nur deswegen als Königin haben wollte, weil sie am nützlichsten für ihn wäre: eine intelligente, schwache, bescheidene Frau ohne eine machthungrige Familie hinter sich. Mit so einer Partnerin könnte der König ungestört regieren.

Aber Vegeta bewies mit Wort und Tat, dass er mehr empfand. Er verzichtete darauf, den widerspenstigen Vater zu vernichten, der ihm im Weg stand und er offenbarte seine Gefühle, die als Schwäche bei ihrem Volk galten.

Bardock hüstelte erneut und trank einen Schluck, sowohl um das hilflose Kratzen im Hals zu vertreiben als auch Zeit zu schinden, bevor er eine Antwort gab.

Er wusste genau, was Vegeta gerade empfand. Als Sarang-Gefährte würde er sich niemals darüber lustig machen, wenn aus diesem Grund ein Mann vor ihm Schwäche zeigte; das wäre ehrlos.

„Bulma ist erwachsen und kann ihre eigenen Entscheidungen treffen“ presste er widerwillig unter zusammengepressten Zähnen hervor.

Sowohl sein Weib als auch seine Tochter würden ihn in den Hintern treten, wenn Bardock sich erdreisten würde, gegen ihren Willen zu handeln.

Als Bulma vor Jahren offenbart hatte, dass sie fliegen konnte und seit Jahren darüber nachdachte, heimlich den Planeten zu verlassen, hatte sie ihren Vater dermaßen schockiert, dass es ihm immer noch in den Knochen saß.

Nein, diesen Fehler würde er nicht machen.

Aber niemand verlangte, dass er, nur weil er ihre Verbindung akzeptierte, Vegeta deswegen gleich mögen musste. Dem stand immer noch sein eigensinniger Stolz entgegen.

Bardock hatte keine Lust, den König als seinen Schwiegersohn zu bezeichnen.

„Mehr gibt es dazu nicht zu sagen“ knurrte er und machte damit deutlich, dass dieses Thema hiermit beendet war.

Zu seinem Glück war Vegeta intelligent genug, um diesen Satz richtig zu verstehen: dass sich Bardock nicht einmischen würde, wenn Bulma freiwillig einwilligte, Vegetas Partnerin zu werden.

Ein Tatakai, um seinen Willen durchzusetzen, war damit nicht notwendig.

Vegeta atmete erleichtert auf.

Er hatte nicht gemerkt, wie sehr dieses Thema ihn bedrückt hatte, bis es abgeschlossen war.

Nun fiel ihm aber ein Stein vom Herzen, weil er den Patriarchen auf seiner Seite hatte…oder wenigstens nicht als Feind.

Und das sogar, ohne sich zu sehr zum Affen gemacht zu haben.

Vegeta konnte sich ein zufriedenes Schmunzeln nicht verwehren, während er mit dem Rest Alkohol in seinem Glas spielte. Zu begeistert war er von dem Zufall, der ihm in die Hände gespielt und wie er die Chance zu seinen Gunsten genutzt hatte.

Eigentlich könnte er jetzt gehen: der Grund, warum sich neben Bardock gesetzt hatte, war erledigt.

Aber die Anwesenheit des Älteren war seltsam tröstend. Es herrschte eine angenehme Stille, der Veteran war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und niemand außer dem Barkeeper störte die beiden Saiyajins. Bis er die Meldung erhielt, dass sein Raumschiff zur Abreise fertig war, würde Vegeta wohl keinen besseren Platz finden als hier.

Nun, wo Vegeta gedanklich mit einem Thema abgeschlossen hatte, kamen andere wieder auf, darunter die übliche Frage, ob er sich auf den richtigen Weg befand.

Vorsichtig warf er einen Blick zu seinem Nachbarn, der sich erneut eine Zigarette angezündet hatte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob es Vegeta stören könnte.

Als er den älteren Mann zuletzt gesehen hatte, bei der Abschlussbesprechung vor den Trainingsmissionen, betrug sein Powerlevel um die 10.000. Der Sprung, den der Krieger erreicht hatte, war ein gutes Zeichen, dass die Trainingspläne mittels Zenkai Wirkung zeigten.

Nicht nur Vegeta und Bardock, auch die anderen Krieger mussten sich dementsprechend verbessert haben.

Aber würde es gegen Freezer reichen?

Davon war Vegeta nicht überzeugt.

Natürlich gab es noch die Chance für ihn, im Kampf gegen Freezers Schergen zu wachsen, bis er auf den Endgegner traf. Er könnte quasi Freezers eigene Leute als Trainingsmittel nutzen, um diesen zu besiegen.

Aber wie viele Leben würde es in der Zwischenzeit kosten?

Wie viele seiner Soldaten würden derweil untergehen?

Gedanken, die er als Prinz niemals gehabt hatte. Damals wäre es ihm egal gewesen, da nur sein eigenes Leben zählte.

Doch die Situation hatte sich geändert. Vegeta war als König für das Überleben seins Volkes verantwortlich. Dazu gehörten auch die degenerierten Dummköpfe, die sich da draußen gerade die Hucke vollsauften, leider.

Von Unsicherheit erfüllt, sehnte sich Vegeta nach der Meinung eines erfahrenen Anführers.

Jemand, der eine Ahnung von der Bürde hatte, für das Leben von schwächeren Untergeben verantwortlich zu sein und diese Aufgabe auch erfolgreich gemeistert hatte.

Nach dem Tod seines Vaters gab er niemanden, auf dessen Fachmeinung er bauen würde, außer…Vegetas Blick glitt zur Seite, wo er beobachtete, wie Bardock eine Rauchfahne ausblies.

Der Veteran hatte sich mit bloßen Händen seinen Weg nach oben geschlagen, vom gemeinen Unterklassekrieger zur Eliteklasse. Niemand wagte es, in seiner Gegenwart über die niederen Klassen zu lästern.

Könnte das der vormalige König sehen, der immer der Meinung gewesen war, dass die Klassen für sich blieben und sich nicht vermischten: hier saß ein Krieger, der ein Powerlevel erreicht hatte, welches sogar den damaligen König übertraf, mit einer Kampferfahrung und Ehrgefühl ohnegleichen.

Bardock war die rhetorische Klatsche gegen die alte Politik und das Paradebeispiel, was man mit streberhafter, harter Arbeit erreichen konnte. Dabei blieb der Alte diesbezüglich recht ruhig und bescheiden. So manch anderer Krieger würde deswegen immer die Klappe aufreißen und mit seinem Erfolg angeben. Aber Bardock blieb still und unauffällig…vermutlich noch eine Nachwirkung aus der Vergangenheit. Der Saiyajin hatte wegen seiner heimlichen Tochter wohl versucht, zu viel Aufsehen zu vermeiden und deswegen stets für sich gelebt.

Vegeta rieb sich nachdenklich das Kinn, nervös und unsicher, ob er es wirklich wagen sollte. Nahe standen sich die beiden schließlich nicht.

Aber der Jüngere gab dem Veteranen einen Vertrauensbonus, da er zwei seiner Kinder gut kannte. Der Vater von Bulma und Radditz würde es schon nicht an die große Glocke hängen, wenn der König ihn um Rat fragte.

„Der kommende Krieg…“ begann Vegeta und stockte. Bardock drückte seine Kippe aus und wandte sich ihm zu, sah ihn abwartend an.

„Vielleicht ist es besser, nach einer anderen Lösung zu suchen als der Kampf“ sprach Vegeta vorsichtig weiter.

„Wie sähe diese Lösung aus?“ fragte Bardock misstrauisch, anstatt Vegetas Bedenken sofort wegen Feigheit zu kritisieren. Der Ältere ahnte, dass es sich hier um ein brisantes Thema handelte.

Zwar verstand er nicht, warum man ausgerechnet ihn einbezog, aber verdammt…mitgefangen, mitgehangen.

Wenn er schon hier saß, konnte er auch den Beichtvater spielen.

Immerhin war Vegeta relativ still und laberte ihn nicht voll wie Kakarott oder Radditz, das war ein charakterlicher Pluspunkt.

„Sklaverei“ so nannte Vegeta den anderen Weg. Aber da dieses Wort sich härter anhörte als das, was Freezer angeboten hatte, führte er nachträglich aus. „Besser gesagt, wir wären seine Söldner und würden ihm folgen. Es würde sich für uns nichts ändern, abgesehen davon, dass wir unsere Eigenständigkeit verlieren. Aber wir wären seine Hunde.“

Bei diesem Gedanken ballten sich Vegetas Fäuste.

Wäre das der einzige Weg, sein Volk zu retten?

Seinen Stolz runterzuschlucken und sich knechten lassen?

„Hmmm“ Bardock atmete den letzten Rest Nikotin aus.

Er spürte, dass er gerade eine geheime Information erhielt, die nur der König kannte. Wenn Vegeta ernsthaft über so einen Weg nachdachte, trotz der Vorbereitungen und des Fortschrittes, dann schien die Lage ernster zu sein als man dachte.

Anscheinend waren die Anstrengungen der letzten Monate nicht genug.

Aber sich vor einem fremden Herrn zu beugen…bislang hatten die Saiyajins solche Übernahmen immer vereitelt und waren selbstständig geblieben.

Vegeta wünschte sich bestimmt, dass es unter seiner Herrschaft so blieb…aber wünschen konnte man sich vieles. Solange man kein magisches Hilfsmittel zur Hand hatte, kam dabei nichts heraus.

Bardock hatte immer geahnt, dass er eines Tages in einen Kampf ziehen würde, aus dem er nicht mehr lebend rauskam. Das war die Realität, mit der sich jeder Kämpfer anfreunden musste.

Für einen bislang unerreichbaren Kämpfer wie Vegeta kamen diese Gedanken wohl zum ersten Mal und überforderten ihn.

Dazu kam die Verantwortung, Entscheidungen zu fällen, die das Volk betrafen. Es war die eine Sache, über sein Leben zu entscheiden, aber die andere, für fremde Leben mitverantwortlich zu sein. Bardocks Entscheidungen betrafen seine Familie und seine Kameraden, aber Vegetas die von hunderten Saiyajins.

Bardock schmunzelte kurz, bevor er wieder ernst wurde.

Er fand es gut, dass er gefragt wurde, es schmeichelte ihn. Vegeta traf eine gut gedachte Entscheidung, dass er seinen Rat bei Bardock suchte und nicht bei einen Dumpfbirne wie Nappa, der sich über so etwas kaum Gedanken machte. Der Jüngere vertraute stattdessen auf Bardocks Weisheit und Stillschweigen.

„Also anders gesagt“ murmelte Bardock „haben wir die Wahl zwischen einen schnellen Tod oder ein qualvolles Leben.“

„Immerhin wäre es ein Leben“ murmelte Vegeta bitter.

„Dann wähle ich lieber den Tod“ brummte Bardock unbeirrt.

Vegeta sah ihn zweifelnd an. Bardock zuckte mit den Schultern.

Vegeta wollte seine Meinung hören und das war sie.

Lieber ein schnelles Ende als lebenslang unter der Knute.

Wer wusste, was man mit den Saiyajins vorhatte?

Bardock war viel rumgereist. Er hatte Planeten gesehen, wo Sklaven wie Tiere gehalten wurden, manchmal noch schlimmer. Ihre Herren hatten sie gefoltert und vergewaltigt, wie es ihnen gefiel.

Wenn er sich vorstellte, so was würde man ihm, seiner Frau oder Tochter antun…nein, da bevorzugte er lieber einen schnellen Tod.

Seien Feinde sollten nur Asche erhalten, nichts mehr.

Der unbesiegbare Eigensinn der Saiyajins würde in den Geschichten weiterleben.

Vegeta ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen. Sie waren Nahrung für seinen verletzten Stolz.

Manchmal hatte sich der junge König gefragt, ob es falsch war, die Saiyajins in den Krieg ziehen zu lassen, anstatt Freezers Angebot anzunehmen.

Hatte er sein Volk dadurch verraten?

Würde er die Arbeit seiner Vorväter damit vernichten?

Aber Bardocks Meinung überzeugte ihn, sich auf den richtigen Weg zu befinden.

Kämpfen oder ehrenvoll sterben, etwas anderes gab es nicht für die Saiyajins.
 

Vegeta bedankte sich nicht für den Rat.

Solche Worte ziemten sich nicht für den König an seinen Untertanten.

Aber auf seinen Wink hin stellte man Bardock ein Glas mit dem teuersten Whiskey hin, den man in diesen Schuppen fand.

Bardock schnaubte amüsiert und hob sein Glas teils grüßend/teils dankend/ teils zum Abschied zu seinem Herrscher.

„Nur damit du es weißt…das bedeutet nicht, dass ich mit dir als Schwiegersohn einverstanden bin“ stellte er klar.

„Schon klar“ brummte Vegeta und trank sein Glas aus.

Dieser Abend war einträglicher gewesen als gedacht. Er fühlte sich gereinigt und wieder selbstsicher.

Sein Scouter zeigte immer noch keine Nachricht von seiner Crew an; er musste also immer noch warten. Aber da er spürte, dass Bardock keine Gesellschaft wollte, sollte er die Geduld des Mannes nicht weiter strapazieren. Er konnte es schließlich am besten nachempfinden, wenn man die Einsamkeit suchte.

Er zahlte die Rechnung und übernahm auch die von Bardock.

Vegeta sah zum älteren Krieger, der ihn bereits ignorierte und fragte sich, ob und wie er sich verabschieden sollte. Immerhin würde man sich wieder sehen und Vegeta plante, dieses Treffen dann im privaten Umfeld stattfinden zu lassen. Bulmas Mutter sollte er auch Respekt erweisen.

Bevor er aber einen zufriedenstellenden Weg, fand, meldeten sich sowohl sein Scouter auch als der von Bardock vorwarnend, weil zwei starke Powerlevel die Spelunke betraten, beide bei knapp 8.000.
 

Sofort waren die beiden Saiyajins instinktiv in Alarmbereitschaft und ließen die beiden großen, massigen Gestalten, welche sich langsam durch den Rauch bewegten, nicht aus den Augen.

Die zwei Wesen kamen sogar auf sie zu.

Je näher sie kamen, desto mehr Details waren erkennbar…zuerst Umrisse, dann die prägnante Rüstung, schließlich die Konturen der Gesichter.

Bardock und Vegeta stöhnten synchron genervt auf.

Bei den zwei Idioten, welche auf sie zumarschierten, handelte es sich um Nappa und Radditz.
 

Bardock schnalzte mit der Zunge und sah schnell demonstrativ zur Seite, als könnte er sich damit unsichtbar machen.

Allerdings war es zweifelhaft, dass sein Sohn ihn nicht über den Hinterkopf erkennen konnte.

Bardock schüttelte über diesen misslungenen Abend selbstmitleidig den Kopf.

Warum fanden ihn heute all diese Hammel?

Bei dieser Auswahl an Kneipen, warum hier? Dieses Loch war nichts Besonderes, nur eines von vielen.

Wenn er Glück hatte, wollten sie nur mit Vegeta sprechen und würden ihn in Ruhe lassen.

Aber Bardock wollte nicht, dass man ihn mit Vegeta an einen privaten Ort sah. Dann hieß es doch gleich, er hätte Vegeta seinen Segen gegeben.

Aber dem war ja nicht so: Bardock hatte nur zugestimmt, Bulmas Willen zur respektieren.

„Yo“ mit diesen begrüßenden Worten setzten sich Radditz und Nappa ungefragt an die Theke.

Ihre massigen Körper waren wie ein Sichtschutz, welchen Bardock und Vegeta von den anderen Gästen verdeckten. Gleichzeitig behinderten sie aber auch deren Flucht.

Allerdings…Bardock sah zum Notausgang, der sich leicht verfügbar in seiner Nähe befand und anlockte, ihn zu nutzen.

Bardock hatte keine Lust, in so einer Gesellschaft zu trinken.

Schade um den schönen Whiskey, den er nun in einen Zug austrank, anstatt zu genießen.

Bevor er aber ging, musste er eine Sache noch nachfragen.

„Warum bist du hier und nicht bei deinem Bruder?“ knurrte er Radditz an, während er das Glas hart auf den Tresen knallte.

Dieser gottverdammte Drecksplanet war kein geeigneter Ort für Kakarott.

„Mach dir nicht ins Hemd“ Radditz rollte mit den Augen.

Typisch, man sah sich seit Monaten nicht und die ersten Worte von seinem Vater waren Vorwürfe.

„Er ist schon längst wieder los. Wir mussten unsere Pods hier aufladen und dabei habe ich Nappa an der Station getroffen. Der Rest meiner Crew amüsiert sich hier auch. Nur Kakarott will schnurstracks zurück nach Vegeta-Sei, um seinen Hosenmatz kennen zu lernen. Ich folge ihm ja schon, aber zuerst darf ich ja wohl was mit meinen alten Freunden trinken, oder nicht“ fragte er sarkastisch an. „Bin ja wohl alt genug und nach den harten Monaten hab ich das verdient. Wenn einer das nachvollziehen kann, dann ja wohl du. Schließlich waren die Missionen mit Kakarott deine Lieblingsausrede, um dich zu betrinken.“

„Freunde? Pass auf, was du sagst, Radditz“ unterbrach Vegeta giftig, der ähnlich peinlich berührt war wie Bardock, weil man sie zusammen überrascht hatte.

Nappa, das alte Klatschmaul, grinste ihn jedenfalls schon so wissend an, dass es Vegeta ganz schlecht wurde.

Radditz rollte erneut mit den Augen, nun, weil Vegeta hier mal wieder den herrschaftlichen König spielte.

Wenn die Anwesenden wüssten, wie sich Vegeta vor Monaten bei dem Langhaarigen ausgeheult hatte, weil Bulma ihn abgelehnt hatte, hah!

Er verriet nur deswegen nichts, weil er beim ersten Wort von Vegeta durch die Wand geschubst werden würde.

„Warum hier, anstatt in deinem bevorzugten Stripschuppen?“ fragte Vegeta den Kahlen verärgert.

Wieso mussten die beiden stiernackigen Affen ausgerechnet hierherkommen?

„Wir waren neugierig, wem die zwei stärksten Powerlevel auf diesen Planeten gehörten und wollten nachsehen“ erklärte Nappa nonchalant. „Wir sind sehr froh, dass sie unserem König und einem Elitekrieger der Saiyajins gehören.“

Er hoffte, mit diesem indirekten Lob an Vegetas Stärke den Jüngeren zu beschwichtigen.

Bardock, der eigentlich schnell und heimlich verschwinden wollte, hielt bei diesen Worten inne und hob amüsiert eine Augenbraue.

„Mich als Elitekrieger zu betiteln, muss für dich wie ein Tritt in die Eier sein“ machte er sich über den Kahlen lustig.

Immerhin wusste Bardock, welche Komplexe der etwas ältere Krieger gegen Bardock hegte.

Nappa grummelte, brummte aber dann leise in ergebenden Ton „Ehre, wem Ehre gebührt.“

Vegeta rollte mit den Augen, weil er ihm dieses offenherzige Lob nicht abnahm. Vermutlich wollte sich Nappa nur vorsorglich bei Bardock einschleimen, da er wusste, dass Bardocks Tochter bald zur Königin aufsteigen würde. Es war keine gute Idee, den Vater der Königin zu verärgern.

Gleichzeitig verfluchte Vegeta die Tatsache, dass seine Stärke es anderen nun einfacher machte, ihn per Scouter zu finden.

Manchmal hatte es Vorteile, wenn sich die Schwächeren leichter unter ähnlichen Powerlevel in der Menge verstecken konnten. Das sorgte für eine gewisse Anonymität, nach der sich Vegeta gerade sehr sehnte.

„Sooo…worüber habt ihr denn gesprochen?“ fragte Nappa hochinteressiert, während er abwechselnd zu Bardock und Vegeta sah.

Vegeta schnaubte: wie gedacht, das Klatschmaul war auf der Suche nach Futter.

„Darüber, dass ich stolzer Großvater geworden bin, was sonst“ log Bardock kalt lächelnd.

„Tse, stolzer Großvater, ja klar“ murmelte Radditz abfällig, der die Lüge sofort durchschaute. „Wenn dem so wäre, würdest du nicht hier sitzen und wärst schon längst auf den Heimweg. Du hast Angst nach Hause zu kommen, gib es doch zu. Vermutlich ist Kakarotts Saat genauso teuflisch wie er damals.“

Bei der Erinnerung überkam Radditz und Bardock ein kaltes Schaudern. Was sie nicht wusste: Vegeta, er sich ebenfalls an das nervige Kleinkind Kakarott erinnerte, erging es ebenso.

Bardock hüstelte pikiert. „Mein Pod ist noch nicht aufgeladen. Ich fliege morgen früh los.“

„Glückwunsch zur Fortführung deiner Linie, Bardock. Tja, wer weiß…vielleicht haben deine anderen Kinder bald ebenfalls Nachwuchs. Man hört da ja was munkeln…“ lachte Nappa und zwinkerte verschwörerisch Vegeta zu.

Weder Bardock noch Radditz fanden diese Anspielung lustig.

Bardock wandte sich demonstrativ an Radditz. „Irgendwelche Kinder in Sicht?“

Radditz spielte mit und zuckte mit den Achseln. „Nicht das ich wüsste.“

„Siehste“ sprach Bardock entschieden zu Nappa „ich habe nur ein Enkelsohn.“

Nappa kratzte sich über den Bart und sah fragend Vegeta an. „Naja, aber was ist mit…“ er kam nicht dazu, den Namen der blauhaarigen Saiyajin in den Mund zu nehmen, da Vegeta ihm einen Faustschlag gegens Kinn verpasste, welchen den kahlköpfigen Riesen vom Barhocker schleuderte.

Der entstandene Tumult unterbrach die andere Gäste und zog ihre Aufmerksamkeit auf die Saiyajins.

Ein böser Blick von Vegeta und schnell drehten alle wieder den Kopf weg.

Was immer da auch geschah, war nicht ihr Bier; da mischten sie sich besser nicht ein.

„Wow, Nappa, du hast immer noch nicht gelernt, dein vorlautes Maul zu halten“ machte sich Bardock über ihn lustig. Nappa rieb sich stöhnend das schmerzende Kinn und richtete sich langsam auf. Vegetas wütend funkelnde Augen sagten ihm, dass er mit seinen Anspielungen sofort aufhören sollte.

Schließlich hatte der König es gerade geschafft, mit Bardock eine Art von Waffenstillstand auszuhandeln. Er konnte keinen peinlichen Idioten gebrauchen, der Bardock provozierte und das alles zunichtemachte.

„Hey, wenn Saiyajins im Haus sind, ist immer etwas los. Wie geht’s denn so, Kameraden?“ fragte ein Neuankömmling amüsiert. Vom Lärm angelockt, schauten neue Saiyajins auf der Suche nach Spaß herein.

Vegeta und Bardock verdrehten synchron die Augen, als sie die herannahenden Gestalten erkannten.

Typisch, in Momenten, wenn man Einsamkeit suchte, kamen nur noch mehr Nervensägen in Rudeln aus ihren Löchern. In diesem Fall waren es drei Saiyajins, ein groß gewachsener Mann mit langen Zopf, einer mit seitlich rasiertem Schädel und albernen Zöpfchen im Nacken und der dritte….Radditz und Bardock stöhnten entnervt auf, weil sie den Dritten sofort erkannten.

Der dritte Saiyajin war Tales.

Als der seinen Onkel und Cousin da sitzen sah, weiteten sich seine Augen. Schnell wanderten seine Augen zu den beiden anderen Saiyajins in ihrer Gesellschaft und seine Augen wurden größer, als er den König erkannte. Schnell machte er seine beiden Kameraden mit einem Ellbogenstoß darauf aufmerksam, woraufhin sie gemeinsam salutierten.

Vegeta schlug sich gegen die Stirn.

Genau jetzt war nicht der richtige Moment, seine Disziplin unter Beweis zu stellen.

Wäre es nicht besser, die Stimmung zu erkennen und zu verschwinden?

Bardock hatte dagegen ein ganz anders Problem.

Für seinen Geschmack waren hier waren zu viele Clowns anwesend.

Aufgebend hob er die Hände in die Luft und rief theatralisch. „Jetzt reicht es! Ich gehe!“

Treffen sich Bardock, Vegeta, Nappa, Radditz und Tales in einer Bar…Bardock hatte keine Lust, den Rest dieses Witzes zu hören.

Seine Rechnung war vom König bezahlt worden und der Notausgang lag ungesichert in seiner Nachbarschaft.

Ihn hielt nichts mehr. Ohne sich zu verabschieden, marschierte er dort hinaus.

Der einzige, der noch in der Lage gewesen wäre, ihn aufzuhalten, Vegeta, ließ es klugerweise sein.

Radditz sah ihm neidisch nach. Allmählich kapierte er, dass dieser Abend nicht friedlich mit ein paar Gläser Bier enden würde.

Nicht, wenn auf Vegetas Stirn diese dicke Vene verärgert klopfte; das war nie ein gutes Zeichen.

Radditz beschloss, dem Beispiel seines Vaters zu folgen. Es war vorteilhafter für seine Gesundheit, seinen Neffen zu besuchen, als hier zu sein.

Da hinter ihm Tales stand, dessen Neugier er gerade zu spüren konnte, war der Notausgang vor ihm die sicherste Wahl. Leider stoppte Tales diesen Vorstoß sofort, indem er seine Hand auf Radditz Schulter fallen ließ. Seine Finger fuhren fest rein und verhinderten eine Flucht.

„Radditz, wie schön, dich nach langer Zeit wieder zu sehen. Du siehst gut aus“ lobte Tales ihn mit falschen strahlenden Lächeln und befühlte nebenbei Radditz‘s Oberarm. „Wow, was für Muskeln. Was für ein Training machst du gerade?“ fragte er interessiert und ungewollt beeindruckt.

Radditz hatte keine Lust, sein Geheimnis hier zu offenbaren. Er verfluchte die Idee, mit Nappa was trinken zu gehen.

Zum Glück hatte er noch eine Waffe in der Hinterhand, wie er Tales loswerden konnte. Der Kerl hatte einen großen Fehler gemacht, Radditz anzusprechen, während Vegeta anwesend war.

„Tales, du hier?“ mit ebenso falschem Lächeln strahlte er ihn an. „Ich dachte, du wärst auf Suche nach Planeten, um neue Früchte wachsen zu lassen. Aber wenn du schon hier bist, muss deine Ernte erfolgreich gewesen sein, was?“ fragte er mit hinterhältigen Lächeln.

Radditz wusste aus sicherer Quelle, das dem nicht so war, was problematisch für Tales war. Falls der Saiyajin gehofft hatte, sich über Radditz bei Vegeta einzuschleimen, ging der Schuss nach hinten los.

Tales zuckte betroffen zusammen und schaute eilig zu Vegeta, der interessiert war, die Antwort zu hören.

„Das ist eine gute Frage“ sagte Vegeta langsam, der sich nun auf den dunkelhäutigen Saiyajin konzentrierte.

Tales hatte es offiziell bislang nur einmal geschafft, Früchte vom Baum der Macht zu ernten, die dann König Vegeta III. erhalten hatte.

Was mit denen geschehen war…nun, der König hatte sie damals auf seiner Reise mitgenommen, aber gegen Freezer hatten sie nicht genützt.

Seitdem hatte Tales aber keine weitere Ernte mehr an das Königshaus geliefert.

Vegeta hatte nicht darüber nachgedacht, weil er diesen faulen Zauber als ehrlos ansah…und außerdem gelesen hatte, dass der Effekt der Früchte nur kurzfristig war.

Da trainierte er lieber und wurde durch seine Anstrengungen mit einer Stärke belohnt, die nur ihm gehörte und die nicht irgendwann verschwand.

Aber selbst ein kurzweiliger Effekt könnte als Doping gegen Freezer helfen, also war Vegeta dankbar für Radditz Erinnerung.

Wo blieben die Früchte?

Fraß der gierige Tales sie etwa selbst?

„Tales…“ knurrte Vegeta „ich will Ergebnisse sehen. Du hast lange genug eine Fristverlängerung erhalten. Hast du immer noch keinen geeigneten Ort gefunden? Oder willst du mich nur hinhalten, um selbst die Früchte zu essen?“

„Nein, nein, niemals, Majestät“ Tales wedelte nervös und verneinend mit seinen Händen. Er war bleich, ihm stand die Panik deutlich im Gesicht. Die ersten Schweißtropfen, die nach Angst stanken, sammelten sich auf seiner Stirn.

Er wusste, er saß in der Falle.

Nun, wo das Thema angesprochen war und Vegetas Aufmerksamkeit auf ihm lag…keine Ablenkung in Sicht…leider…Tales musste die Wahrheit sagen.

„Aber nun, wo ich so viele Planeten nicht angreifen kann, weil sie alle zur Allianz gehören, ist die Sache noch schwieriger geworden. Ich brauche einen Planeten mit hoher Lebenskraft, aber dummerweise heißt das…“ Tales verstummte.

„Viele Leben…und das heißt, du kannst nur Planeten nehmen, die bereits zivilisiert sind. Tja, und diese gehören, wie schon erwähnt, zur Allianz und sind daher für uns tabu“ verstand Vegeta sofort die Sachlage. Seine Augen wurden schmal, als er auf den gescheiterten Saiyajin sah.

„Deine Reise in den letzten Monaten war also total nutzlos?“ fragte er den Mittelklassekrieger zur Sicherheit nach. „Du hast NICHTS gefunden?!“

Tales fing an zu stammeln, während er eilig nach einer zufriedenstellenden Antwort suchte. Er fiel auf die Knie und beugte den Kopf. Seine Kameraden wichen langsam in den Hintergrund zurück, da sie die Konsequenzen erahnten.

Nappa besah sich das Schauspiel amüsiert und trank sein Bier.

Radditz dagegen hatte sein Ablenkungsmanöver erfolgreich genutzt, um ebenfalls aus dem Notausgang zu verschwinden. Da alle von Tales Ausflüchten abgelenkt waren, vermisste ihn niemand.

Es wäre zwar witzig, den vorlauten Tales beim Betteln um Gnade zuzusehen, aber Radditz könnte danach der nächste sein, aus welchen Gründen auch immer. Den Stress tat er sich nicht an. Da konnte er besser gleich zu seiner Familie heimfliegen.
 

Kakarott war aus diesem Grund der Erste, der bei Bulmas Anwesen aufschlug, wo sich seine Gefährtin und ihr gemeinsamer Sohn immer noch aufhielten.

Mit einem gigantischen Freudestrahlen begrüßte er seinen Nachwuchs. Ein derart breites Lächeln hatten die Frauen sonst nur bei ihm gesehen, wenn es nach einem harten Training sofort was zu Essen gab.

„Mein Sohn, mein Sohn“ rief Kakarott ständig aus, während er den Jungen vorsichtig in seinen Händen hielt, als könnte er nicht glauben, bei der Entstehung dieses kleinen Wunders beteiligt gewesen zu sein.

Gohan selbst schien sofort zu spüren, in welcher Verbindung er mit diesem großen, lauten Mann stand. Er weinte nicht, nein, er lachte ihn auf dieselbe vertraute Weise an, wie sein Vater ihn.

Während Gina und Bulma dabei zusahen, wie der frischgebackene Vater und sein Sohn sich gegenseitig anstrahlten, die Familienähnlichkeit unverkennbar, wischten sie sich schnell die Tränen der Rührung beiseite.

„Was denn, ich werde nicht begrüßt?“ meldete sich Chi-Chi in gespielter Eifersucht zu Wort und sah ihren Gefährten scheltend an.

„Oh, natürlich“ sofort rannte Kakarott diensteifrig mit Gohan zu ihr hin und küsste sie zuerst auf die Wange. Dort hörte er aber nicht auf, sondern verteilte eine Spur an Küssen bis zu ihren Mund, von dem er sich nicht lösen konnte.

„Du bist so toll, Chi-Chi“ murmelte er leise, während er sie kostete, ihren Sohn zwischen sich, der glücklich quietschte, trotz engen Körperkontakts.

„Oh, Kakarott, ich bin so froh, dass du hier bist“ zwitscherte seine Gefährtin erleichtert und schlang die Arme um seinen Hals.

„Ist ja gut, jetzt reicht es! Ihr habt ein Haus, zieht euch dorthin zurück“ mischte sich Bulma schamrot ein. „Ihr seid hier nicht allein.“

„Gute, Idee, wir sind dann mal weg“ verabschiedete sich Kakarott und schnappte sich sein Weib in den freien Arm, um im Wimpernschlag mit ihr und Gohan ins Nachbarhaus zu verschwinden.

Gine und Bulma sahen sich bedröppelt an, bis sich Bulma gegen die Stirn schlug.

„Hab’s vergessen…Kakarott versteht keinen Sarkasmus“ erinnerte sie sich.

Gine lachte laut. „Ach, lass die beiden. Es ist so, wie es dir gesagt habe. Wenn sich Sarang-Partner nach langer Trennung wiedersehen, gibt es klare Prioritäten. Das wird bei mir auch nicht anders sein, wenn dein Vater morgen kommt.“

Bulma verdrehte die Augen.

Saiyajins und ihr Sexualtrieb.

„Übertreibt es nicht oder ihr verbringt eure Zeit nur im Bett, bis der Aufbruch-Befehl kommt. Ich hoffe wenigstens noch auf ein Familienessen“ seufzte sie.

„Ich verspreche nichts“ antwortete Gine mit schalkhaftem Grinsen.
 

Am nächsten Tag kamen Radditz und Bardock an und da Bulma ahnte, was für Bedürfnisse diese Machos hatten, lud sie zuerst zum Familienessen ein.

Es war der perfekte Tag dafür. Die Sonne schien und die Luft war angenehm.

Im Garten waren Tische aufgebaut und Gine stand am Grill. Bulma und Chi-Chi holten aus der Küche die Beilagen und das Grillfleisch.

Kakarott hielt Gohan auf seinen Arm und stellte ihn stolz den anderen Familienmitgliedern vor.

Toma, Selypa, Panbukin und Borgos konnten nicht glauben, dass der kleine Bengel nun selbst Vater geworden war. Sie erinnerten noch gut an die Zeit, wenn sie Bardock beim Kinderhüten besucht hatten. Wie die Zeit verging.

Radditz und Bardock waren beeindruckt, wie fröhlich das kleine Kerlchen war.

Sehr viel angenehmer als der Vater in diesem Alter.

„Wie stark ist mein Enkel eigentlich?“ fragte Bardock. Kakarott zuckte mit den Schultern.

Die Frage war ihm bislang noch nicht durch den Kopf gegangen.

Bardock schnaubte und drückte auf seinen Scouter.

„Ein Wert von 70“ stellte er zufrieden fest. „Ein normaler Wert für einen Jungen in seinem Alter.“

Kakarott zuckte unbeeindruckt erneut mit den Schultern.

„Und wenn schon“ sagte er ungerührt „wie war mein Wert zu meiner Geburt und wie ist er heute?“

Eine treffende Frage, die Bardock zum Verstummen brachte.

Die älteren Saiyajins sahen den jungen Vater mit dem überraschend klugen Statement nachdenklich an.

Es stimmte, Kakarott hatte zu seiner Geburt nur einen Wert von Zwei gehabt. Niemand hätte voraussehen können, dass er sich so hoch entwickeln könnte.

Kakarott lächelte seinen Sohn liebevoll an.

„Es ist egal, wie sein Anfangswert ist. Wenn er stark werden will, dann mache ich ihn stark“ sagte er entschlossen.

Bardock hüstelte verlegen.

Weder konnte er dagegen etwas sagen, noch konnte er damit umgehen, wie offenherzig Kakarott seine Gefühle für sein Kind zeigte. Das war schließlich unüblich.

Radditz dagegen lag schon der Spott auf der Zunge, aber sein Scouter meldete sich plötzlich: jemand rief ihn an.

Er entfernte sich ein paar Schritte und nahm den Anruf an.

„Ja…ja, okay…nein, es passt gut, wir sind alle hier…kommt her“ Radditz legte auf und drehte sich zu Bulma, die glücklich auf den fertig gedeckten Tisch sah.

„Bulma, gleich kommen noch zwei Gäste. Deck noch zwei Stühle und Geschirr!“ rief er ihr zu.

Bulma runzelte die Stirn. „Wer denn?“ fragte sie und sah sich ratlos um

Wen hatte Radditz denn jetzt eingeladen.
 

Die Frage wurde schnell beantwortet.

Einige Minuten später landeten zwei Frauen vor Bulmas Haus und wurden zuerst von Radditz begrüßt, der sie zu den bereits Sitzenden heran führte.

Es handelte sich um Laucha und Leeka, deren Babybauch nun deutlich sichtbar war.

Gien lächelte bei diesen Anblick amüsiert; selbstzufrieden, weil sie Recht gehabt hatte.

Die anderen, die bislang noch nichts von dieser Beziehung gewusst hatten, aber ihre Schlüsse durch die Körperhaltung der Drei zogen, sahen Radditz verdutzt an.

Bulma sah abwechselnd von den Frauen zu den verlegenen Radditz. Ihre Augen wurden stetig größer, je mehr sie begriff.

Leeka und Radditz kannten sich…

Leeka und Radditz waren Freunde?!

Leeka war schwanger und der Vater war...WAS?!

Und Moment, warum hält Radditz dabei Lauchas Hand, während er mit der anderen Hand Leeka stützte?

Was ging hier vor?!

Die gleichen Gedanken hatte auch Bardock, der eilig nach seinem Bier griff, um es in einem Zug runterzuschlucken.

„Nicht genug“ krächzte er zu sich selbst, als so es schnell leer war. „Ich brauch was Stärkeres…ich werde noch mal Großvater…so schnell…zwei Enkel…“ stammelte er.

Radditz hustete laut, um die Aufmerksamkeit aller Anwesenden zu erhalten, bevor Bardock noch vom Stuhl kippte.

„Das sind Leeka und Laucha“ stellte er die beiden Frauen an seiner Seite offiziell vor. „Wir stehen in einer Partnerschaft zusammen und Leeka ist von mir schwanger. Das Kind wird in einem halben Jahr kommen.“

„Glückwunsch“ rief Gine als erstes und sprang begeistert auf. Chi-Chi war die nächste, gefolgt von Kakarott.

„Dann können unsere Kinder ja miteinander spielen“ freute er sich über diesen glücklichen Zufall.

Auch die andere Saiyajins gratulierten, bis auf Bardock und Bulma. Die beiden waren wie erstarrt. Die Überraschung hatte sie härter getroffen.

Bulma konnte nicht fassen, dass Radditz und Laucha heimlich ein Paar geworden waren…zusammen mit Lauchas Schwester… aber Einspruch könnte Bulma jetzt nicht einlegen, sie musste es akzeptieren.

Wenn diese drei erwachsenen Saiyajins ein Arrangement getroffen hatte, konnte sich Bulma nicht einmischen.

Bardock rieb sich über die Stirn.

Zack, so schnell konnte es gehen. Sein zweites Kind bekam nun auch Kinder, die Familie wurde größer...damit gab es nur noch Bulma, aber die…Bardock kniff alarmiert die Augen zusammen und beugte sich vertraulich zu seiner Tochter herüber.

„Wenn du mir jetzt sagst, dass du auch schwanger bist, spring ich, mit Steinen beschwert, von einer Klippe“ flüsterte er ihr zu.

Bulma grinste. „Wieso? Wäre das nicht der perfekte Moment“ kicherte sie. „Alle sind hier, alle sind im Baby-Modus…schau mal, wie Mama strahlt.“

„Bulma?!“ Bardocks Stimme klang ungewollt flehend, der Mann wurde bleich.

„Keine Sorge, Papa, ich bin es nicht…noch nicht“ fügte sie schelmisch hinzu, als Bardock erleichtert aufseufzte. Ihr Vater wackelte scheltend mit dem Zeigefinger, aber sie lächelte ungerührt.

Sie hatte ihre Pille abgesetzt. Also war es auch nur eine Frage der Zeit.

Beide wandten sich wieder dem Dreier-Pärchen zu, die gerade Fragen beantworteten.

„Es ist ein Mädchen“ antwortete Leeka gerade.

Ein Mädchen?!

Alle Saiyajins außer dem Schwesternpaar rissen Augen und Mündern auf, sogar Radditz, der nichts davon gewusst hatte und es zum ersten Mal hörte.

„WAS?!“ rief Bardock entrüstet aus. „Nicht nur, dass er zwei Frauen hat, er bekommt auch als erstes ein Mädchen? Wie viel Glück hat denn der Kerl?!“

Die Chancen für ein Mädchen waren geringer. In ihrer Erziehung waren sie einfacher als die anstrengenden Jungs, weshalb sich viele Saiyajins für ihr erstes Kind ein Mädchen wünschten.

„Aber echt?!“ dieselbe Frage schwirrten auch Toma und Panbukin durch den Kopf. Neidisch sahen sie auf den überheblich grinsenden Radditz, der sich selbstgefällig die Nase rieb.

„Ich fass es nicht“ murmelte Bardock kopfschüttelnd und warf einen Blick auf seinen alten Freund Panbukin. Der war gelb vor Neid und biss auf eine Servierte, um nicht zu schreien.

„Tja, wer kann, der kann“ grinste Radditz und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.

„Ich verhau den Kerl gleich“ brummte Bardock.

„Ich mach mit“ mischte sich Toma ein.

„Yeah, ich auch“ knirschte Panbukin.

Die Männer sahen dabei zu, wie die süße Laucha an Radditz’s Arm zupfte, damit er sich zu ihr runter beugte. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr und zog einen Schmollmund.

Als Antwort grinste Radditz sie gewinnend an und küsste sie.

Bardock rollte mit den Augen. Er konnte sich ahnen, was die Schwarzhaarige von seinem Sohn verlangte. Vermutlich wäre sie die Nächste, die ihrer Schwangerschaft verkünden würde.

So viel Männerglück auf einmal zu sehen, war schwer erträglich.

„Jup“ sagte Bardock leise zu seinen Freunden „der Kerl braucht dringend eine Tracht Prügel, sonst hebt er noch ab. Den müssen wir wieder auf den Teppich holen.“

Verschwörerisch grinsten sich die drei Männer an.

Hier ging es nur um Erziehungsmaßnahmen, nichts weiter.

Bulma, die das Gespräch mitbekam, schüttelte mitleidig den Kopf.

Aber da sie wusste, dass ihr Vater es nicht todernst meinte, Radditz stark war und ein Krankenhaus in der Nähe…Schmerz machte einen Saiyajin nur stärker…mischte sie sich nicht ein. Außerdem kannte sie ihren großen Bruder.

Der bildete sich gerade ganz schön was auf seinen Charme und seine Aussehen ein. Bevor er wieder anfing zu prahlen, sollte Bardock dem einen Riegel vorschieben.
 

Zur selben Zeit erreichte auch Vegeta seinen Heimatplaneten.

Aber auf ihn wartete kein Festmahl, sondern ein Berg von Nachrichten, Verträgen, Plänen. Da er während seines Trainings vom Funkverkehr abgeschnitten war, musste er sich um die aufgeschobene Arbeit kümmern. Er hoffte darauf, diese in ein paar Tagen zu erledigen. Da Radditz als Mittelklassekrieger nun für ein Team verantwortlich war, musste er auf seinen alten Adjutanten verzichten und Nappa war bei so etwas auch keine Hilfe.

Wehleidig setzte sich Vegeta dran, diese Arbeit allein zu erledigen. Je schneller er fertig war, desto eher konnte er Bulma besuchen oder der Frau Bescheid sagen, dass sie zu ihm kommen sollte.

Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen, sonst wurde der Papierberg nur größer.

Leider hatte Vegeta Pech.

Kaum hatte er sich zur Tischplatte seines Schreibtisches durchgearbeitet, als alarmierende Signale von der Grenze gesendet wurden.

Man hatte feindliche Schiffe entdeckt.
 

Vegeta hatte gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit gewesen war, aber er war trotzdem verärgert.

Er hatte auf wenigstens drei Monate gehofft, die er zur Vorbereitung hätte nutzen können…und wenigstens eine Woche Urlaub, die er mit Bulma verbringen wollte.

Diese Pläne mussten aber abgebrochen werden.

Dabei war er so nah dran gewesen…Vegeta knirschte mit den Zähnen bei dem Gedanken, wie nah er Bulma momentan war. So nah würde er ihr die nächsten Wochen nicht mehr kommen.

Aber leider konnte sich der König zu diesen Zeitpunkt nicht für ein Schäferstündchen wegschleichen: der Krieg begann. Es sah nicht gut aus, wenn der König der Saiyajins dann abgelenkt war.

Nein, das Schlachtfeld rief ihn.

Vegeta wollte wissen, wer in den feindlichen Schiffen war, wie viele und wie stark.

Er musste je nach aktueller Lage seine Männer delegieren oder selbst eingreifen. Um schnell handeln zu können, würde Vegeta zum Flaggschiff der Saiyajins fliegen, welches startbereit in der Umlaufbahn von Vegeta-Sei auf seinen Einsatz wartete.

Vor seiner Abreise sah der junge König sich in seinen Gemächern um, in denen er nur wenige Nächte alleine verbracht hatte.

Hatte er an alles gedacht?

Sollte er Bulma wenigstens eine Nachricht senden?

Aber was sollte er ihr auch schon sagen außer „Ich werde siegreich zurückkehren!“

Wann dem so war, wusste er nicht. Vegeta verzichtete darum darauf.

Was das erstere anging…nach seinem Gespräch mit Bardock hatte er seine übliche Selbstsicherheit wieder gewonnen.

Versagen oder Kapitulation standen nicht mehr zur Diskussion, nur der Sieg.

Vegeta war im Kopf jede Art von Taktiken durchgegangen, die er gegen Freezer einsetzen könnte.

Die Früchte vom Baum der Macht waren leider keine Möglichkeit mehr: es gab keine und es würden in nächster Zeit keine wachsen. Dieser Versager Tales…große Klappe, nichts dahinter.

Vegeta wollte den Kerl am liebsten noch mal verprügeln, weil er ihn monatelang hingehalten hatte, für nichts!

Da hätte man die Zeit auch besser nutzen können.

Er schüttelte bedauernd den Kopf und besah sich im Spiegel, ob seine Uniform richtig saß.

Verdammt, er sah darin wie ein jüngeres Abbild seines Vaters aus, wenn auch ohne Bart.

Sein Vater…warum hatte er ihm nicht wenigsten eine Frucht zurück lassen können? Dieser gierige Geizkragen…Ob er nochmal im Safe nachschauen sollte?

Vegeta war sich ziemlich sicher, dass dort nichts Essbares auf ihn wartete, aber der Gedanke ließ ihn nicht los. Kontrollfreak, der er war, wollte er wenigstens nachsehen.

Kaum hatte er den Safe geöffnet, wusste er gleich, wie dämlich seine naive Hoffnung gewesen war.

Keine Frucht.

Aber er fand etwas anderes im Safe…ein altes königliches Geheimnis, an das er lange nicht mehr gedacht hatte.

Vegeta holte eine Mappe heraus, die mit dem Titel „Broly“ beschriftet war und blätterte sie durch.

Der Saiyajin Broly, der vor Jahren verbannt worden war…der mit der hohen Kampfkraft…

Nachdenklich rieb sich Vegeta das Kinn. Momentan brauchte er jeden starken Krieger. Ein Saiyajin, der ihn fast ebenbürtig war...darauf konnte er nicht verzichten. Vegeta konnte sich nicht teilen, daher wäre es nützlich, einen Vegeta-artigen Saiyajin zur Seite zu haben, den er steuern könnte.

Die Frage war bloß, ob dieser Broly ihm die Treue schwören würde.

Er war es ihm schuldig, er war der König, aber die Sachlage war schwierig.

Vegeta III. hatte ihn verbannt, weil Broly einige Kinder getötet hatte und seine Kampfkraft nicht kontrollieren konnte. Der Name des betreffenden Planeten und seine Koordinaten hatte der König für sich behalten und sich darum gekümmert, dass die Verbannten, Broly und sein Vater, keine Möglichkeiten bekamen, um Hilfe zu rufen.

Sie müssten sich noch immer auf diese Einöde befinden: Vampa, ein Planet versteckt im hintersten Winkel einer unbewohnten Galaxie, bewohnt von grünhaarigen Monster und riesigen Spinnen.

Falls Broly noch lebte, wäre er bestimmt glücklich, von dort verschwinden zu können.

Glücklich genug, um seinen Retter die Treue zu schwören?!

Vegetas Stolz und seine Rationalität kämpfen gegeneinander.

Es sprach sehr viel dafür, Broly zurück zu holen.

Auf der anderen Seite bestand die Gefahr, dass Broly stärker war als Vegeta und sich ihm nicht beugen wollte. Vielleicht sah er seine Schuld nicht ein oder machte dem König Vorwürfe.

Aber ehrlich gesagt…Vegeta lachte auf. Bei dem Gedanken, dass Broly ihn herausfordern könnte, verspürte er keine Furcht.

Angesichts Freezers Stärke wirkte Broly harmlos.

Mit einem Saiyajin würde Vegeta besser umgehen können als mit dieser geheimnisvollen Echse, die wer-weiß-was-noch in Petto hatte.

Nein, er wer es seinem Volk schuldig, dass er JEDE Möglichkeit nahm, die ihnen zum Sieg verhalfen.

Er würde einen Vertrauten losschicken, auf eine geheime Mission, schließlich wusste niemand was über den Verbleib der Verbannten. Die Saiyajins hatten ihn vergessen.

Vegeta wollte allerdings nicht, dass dieser Kerl später noch als Held ausgerufen wurde.

Nein, jemand würde nach Vampa reisen und erst mal die Lage checken. Erst wenn Vegeta dem entsprechenden Befehl gab, sollte Broly an Bord geholt werden.

Vampa war Lichtjahre entfernt, die Reise würde sowieso ein paar Monate dauern, wenn man nicht auffallen wollte.

Aber lieber vorbereitet sein, als zu spät zu agieren.

Vegeta fasste den Entschluss, diese Karte namens Broly in sein Blatt aufzunehmen.

Man konnte nicht genug Asse in der Hand haben, wenn man zum gefährlichsten Pokerspiel aufbrach, welches die Saiyajins je gespielt hatten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  sama-chan
2022-08-02T14:17:21+00:00 02.08.2022 16:17
Oh man - wie kann Radditz so ein Glück haben? Obwohl Glück ... Zwei Frauen können auch echt anstrengend sein. Gerade wenn es bald drei sind und seine Aufmerksamkeit vielleicht nicht gleichmäßig verteilt ist. Er wird sich noch wundern. 😂

Außerdem bin ich gespannt, wie das mit Broly weitergeht... Ein gutes Gefühl habe ich jedenfalls nicht. 😅

Und schön wie Bardock kein Fan von Vegeta geworden ist. Da muss er sich schon um einiges mehr anstrengen 😂

Antwort von:  Rikarin
02.08.2022 21:04
Du hast Recht...Radditz in eine Frauenhaushalt 😏😜
Da könnte es so einiges an Comedy-Potential geben: mal sehen, ob mich die Muse da küsst
Von:  Wippi
2022-07-26T18:27:02+00:00 26.07.2022 20:27
Diese Kapitel war soooo gut 😍😍😍

Gine richer war der richtige ich fand es gut das sie ihr Geheimnis für sich behalten hat
Um so lustiger fand ich das Bulma es nicht deregt gemerkt hat
Auch das zufällige treffen im Krankenhaus passte prima😉

Karottes Freude könnte man sich wirklich gut vorstellen
Ich hatte das Bild vom ersten Treffen mit Goten beim Turnier im Kopf 🤗

Das Treffen in der Bar war mega
Man könnte sich die Situation von beiden gut vorstellen auch die Anspannung die sich beim überlegen von jedem Schritt bei ihnen aufgetan hat
Von Vegeta und seiner Offenheit Bardock gegenüber war ich positiv überrascht
Das dann noch Nappa und Radditz dazu kamen war sowas von passend noch besser war Tals 😅
Aber Bardock hat den richtigen Zeitpunkt genutzt

Ja und Radditz der glücklichste Saijayin 😅 bekommt Nachwuchs und noch ein seltenes Mädchen man kann die andern Jungs ja schon verstehen 😅 ich hoffe so das man das gesagte auch noch ihrgendwann in einer kleinen Szene lesen kann 😅😅😅🤗
Schade das Vegeta soviel zutun hat 😔 aber er macht schon wieder den gleichen Fehler
Er meldet sich nicht bei Bulma und die wird bestimmt sauer sein
Besonders weil sie ja noch neue Themen hat wie den Sarang

Yes Broly 😁
Ich bin sehr gespannt ob er bei der drohenden Gefahr helfen kann
Aber ich befürchte er hat Bulma noch im Kopf seine erste "Freundin" und Kakarott in schlechter Erinnerung
Das kann spannend werden 🤗
Ich bin sehr gespannt auf den kommenden Krieg
Ich schätze das Raumschiff ist Freezers
Ich bin so gespannt auf das nächste Kapitel 😍

Die Anzahl der Kapitel ist der Warnsinn
Und ich kann auch verstehen daß es viel Arbeit für ein Hobby ist
Du machst das so toll LG
Antwort von:  Rikarin
31.07.2022 21:28
Ja, genau dieses Bild von Goku, mit seinem SOhn in den Armen, den er zum ersten Mal sieht: genau das hat mich hierzu inspiriert

Radditz, der selbstgefällige, kleine Glückspilz...nein, eine Szene, wie er in einen "freundschaftlichen" kampf mit seinem Vater und Onkeln gezwungen wird, gibt es leider nicht

Brolys Ankunft ist eher ein thema für die nächtse Staffel. Aber mit dieser Szene ist klar, das er nicht weg vom Fenster ist, sondern ein Comeback erhält
Antwort von:  Wippi
02.08.2022 16:24
Das hört sich nach noch ein paar Kapitel und Staffeln an ☺️🤗
Ich finde es auf jeden Fall sehr beeindruckend was du geschaffen hast 😉
Von:  didiboy
2022-07-24T20:09:25+00:00 24.07.2022 22:09
Endlich ein neues Kapitel hat etwas gedauert
Und es war etwas lustig hoffe das schnell das nächste kommt


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