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Blue Moon

von

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Auf der Suche nach dem perfekten Partner

 

Der Streit mit Vegeta führte dazu, dass Bulma die nächsten drei Tage im Bett verbrachte, heulend und schluchzend, unterbrochen von einigen Stunden unruhigen Schlafes.

Offiziell war sie krank, eine harmlose Grippe, aber in einer selbstauferlegten Quarantäne wollte sie niemanden sehen. Sie verließ ihr Zimmer nur, um sich aus der Küche etwas zu essen schnappen und es in ihrem Bett zu essen, unbeobachtet von Gine und Chi-Chi, die ihr den Kühlschrank mit Selbstgekochten auffüllten.

Bulmas Herz fühlte sich an wie voller Risse, die man mit Säure reizte, weshalb sie nicht verheilten.

Wunden, die Vegeta geschlagen hatte mit seinen selbstsüchtigen Plänen. Die ständige Erinnerung an seine Worte führten zum beißenden Schmerz in ihrer Brust.

Doch im Gegensatz zu all den vergangenen Streitereien, fühlte sich dieser Kummer so neu und unerwartet heftig an, weil ihr Herz zu sehr an ihm hing. Sie fühlte zum ersten Mal die volle Wucht von Liebeskummer; eine Tortur, von der sie wünschte, sie würde endlich enden.

Sie konnte nicht mit ihm, aber auch nicht ohne ihn sein.

Angesichts dessen stellte sie ihre Pläne auf den Prüfstand: Könnte sie diese nicht für eine Bindung mit Vegeta aufgeben?

Dafür würde sie endlich für immer bei ihm sein, an seiner Seite.

Kein Verstecken mehr. Sie könnten zusammenleben, Zeit miteinander verbringen, ohne am frühen Morgen heimlich zu verschwinden.

Vor den Aufgaben, die sie dann zu bewältigen hatte, fürchtete sie sich nicht. Bulma kannte sich und war selbstbewusst. Sie hatte sich schließlich als Unternehmerin, trotz Jugend und blauem Haar, eigenständig den Respekt des Volkes verdient. Sie wich vor keinem Krieger, war er noch so riesig, zurück.

Wenn Vegeta es ihr auch zutraute… Saiyajins zu befehlen…das würde sie schaffen.

Bei der Vorstellung, neben ihm zu stehen, wenn er sie als seine Königin dem Volk präsentierte, sein seltenes Lächeln dabei, welcher er nur ihr schenkte...dabei überkam sie stets ein wohliges Zittern.

Wäre der Preis dafür nicht gerechtfertigt?

Aber alles aufgeben, während er trotzdem auf den Harem beharrte, nur um als pflichtbewusster König zu gelten?!

Warum sollte sie verzichten, er aber nicht?

Ihre Meinung galt also als geringer als seine und so würde auch ihre Zukunft ablaufen?!

Das war keine gleichberechtigte Partnerschaft!

Das konnte sie nicht akzeptieren.

Als Bulma nach dem dritten Tag diese Erkenntnis erhielt, wurde der Liebeskummer leichter. Ihr Herz tat immer noch weh, aber die Wut auf Vegetas selbstsüchtige Vorstellung einer Gefährtin dämmte ihn.

Als sie darum beschloss, an diesem Tag aufzustehen und ihr Zimmer zu verlassen, kam diese Entscheidung zur richtigen Zeit.

Ihre Mutter Gine schneite herein, wollt besorgt nach ihrer anscheinend kranken Tochter sehen, die sich bislang verkrochen hatte.

„Bulma, ich habe dir wieder eine Suppe mitgebracht“ hörte Bulma ihre Stimme vor der verschlossenen Tür. „Soll ich sie dir wieder vor die Tür stellen oder kannst du in die Küche kommen?“

Bulma sah derweil prüfend ihr Spiegelbild an. Ihre Augen wirkten leblos, waren aber nicht mehr gerötet. Dafür glühten aber immer noch ihre Wangen und der Bereich um die Nase; gereizt durch die Heulerei der letzten Tage. Aber es ließ sie nur glaubwürdiger erscheinen, die Tage mit einer Grippe verbracht zu haben.

Die Wangen wirkten leicht eingefallen, die Haare fettig und strähnig. Sie roch an sich und verzog die Nase angesichts des muffigen Geruchs.

Sie brauchte eine gründliche Dusche, etwas frische Luft und was Ordentliches zu essen.

„Ich fühle mich besser“ rief sie laut ihrer Mutter zu „Ich mache mich fertig und komme runter. Ich glaube, ich kann sogar mehr essen als nur Suppe.“

„Oh, dann mach ich dir noch schnell etwas“ freute sich Gine, erleichtert angesichts Bulmas Appetit. „Vielleicht Pfannkuchen?“

„Hört sich gut an“ stimmte Bulma abwesend zu, während sie ihr Nachthemd, in dem sie die letzten Tage verbracht hatte, in den Wäschekorb schmiss und nackt ins Badezimmer marschierte.

 

Als Bulma die Treppe hinunterstieg und zur Küche marschierte, fühlte sie wirklich Hunger. Mit frisch gereinigter Haut und noch feuchtem Haar sah sie etwas munterer aus. Die saubere Kleidung, eine lange, weite Hose mit langärmeliger Tunika darüber, verstärkte diesen Eindruck.

Sie setzte sich an den gedeckten Tisch, wo die aufgewärmte Suppe und flache Brotfladen mit Speckfüllung bereits auf sie warteten. Der heimelige Geruch weckte ihren Magen auf, der hungrig knurrte.

Gine, die am Herd stand und Pfannkuchen buk, warf ihr schnell einen Blick zu.

Bulma wirkte mager und bleich, aber wie sie sich auf die Suppe stürzte und das Brot zerriss und eintunkte, waren ein gutes Zeichen der Besserung.

Der Löffel schabte über den Boden der Schale, leises Schlürfen war zu hören.

Als Gine den Teig verbraucht und zu einem Teller mit dünnen Pfannkuchen verwandelt hatte, nahm sie ihn und setzte sich zu ihrer Tochter, die mittlerweile die reichhaltige Suppe geleert hatte. Die ersten süßen Teigfladen wurden sofort gierig mit ihrer Gabel aufgestochen und auf ihren Teller gelegt, um sie mit Marmelade oder süßen Sirup verziert zu essen.

Gine nahm sich selbst ein paar Pfannkuchen und leistete Bulma beim Essen Gesellschaft.

Da diese aufgrund ihrer Krankheit nichts von dem Geschehen der letzten Tage mitbekommen hatte, gab Gine ihr einen Rückblick.

„König Vegeta hat gestern eine mitreißende Rede gehalten“ fing sie von sich aus an zu erzählen.

Bulmas kauende Kieferbewegungen hielten für einen Moment inne bei der Erwähnung dieses Namens, ihre Pupillen erweiterten sich geschockt.

Es war für sie immer noch ungewohnt, Vegetas Namen in Kombination mit dem Wort „König“ zu hören. Aber vor allem tat es weh, seinen verfluchten Namen zu vernehmen, weil daraufhin automatisch ein Haufen Bilder von seinem Antlitz auf sie einstürmten.

„Worum ging es?“ räusperte sie sich und versuchte mit dieser Frage ihre Mutter abzulenken, bevor dieser auffiel, dass Bulma nicht erfreut war über die Erwähnung von Vegeta.

 „Um einen baldigen Krieg, wie wir ihn noch nie erlebt haben“ Gine wurde ernst.

König Vegeta hatte diese wichtige Nachricht sowohl persönlich an die Stadtbewohner über den Balkon wie auch gleichzeitig über Scouter ausgerufen, damit alle Saiyajins Bescheid wussten.

Die Nachricht war mit Vorfreude aufgenommen worden, besonders als Vegeta über das neue Bündnis sprach. Die Saiyajins würden diesen neuartigen Feind, der aus einer unbekannten Galaxie zu einer unbestimmten Zeit ankommen würde, bekämpfen. Als erste Reihe der Kämpfenden würden sie die Planeten dieser Galaxie beschützen. Dafür erhielten die Saiyajins neue Raumschiffe, Ausrüstungen und höhere Rationen. Dies bedeutete vorerst eine Welle des Reichtums und des Wohlstands für das saiyanische Volk.

Viele Saiyajins waren gespannt und aufgeregt, die Gedanken an eine Schlacht ängstigsten sie nicht, während Gine sich nicht wirklich freute. Denn die Folge war, dass sie ihren Geliebten lange nicht mehr sehen würde.

Um sich auf den Gegner vorzubereiten, würden die saiyanischen Krieger bald ihre Heimat verlassen, um auf gefährlichen Planeten mit hoher Risikoklasse zu trainieren und ihr Level zu steigern.

„Dadurch, dass sich die Armee kurzfristig aufteilt, hat Vegeta einige Krieger befördert, um mehr leitende Soldaten zu erhalten, welche alles beaufsichtigen. Dein Vater gehört nun zur Elite und Radditz ist zur Mittelklasse aufgestiegen“ erzählte sie.

Bulma blinzelte. Diese Information überraschte sie völlig. Es kam so unerwartet, dass es sie sogar kurzfristig ihren Kummer vergessen ließ.

Bardock galt nun als Elitekrieger…Vegeta hatte ihn befördert?!

Dabei hatten sich Vegeta und Bulma erst kurz zuvor gestritten…aber Vegeta war deswegen nicht nachtragend, sondern hatte Bardocks eigene Leistung anerkannt…das war eigentlich nett…Moment, aber wichtiger war die Frage, warum er ihr nichts von seinen Plänen gesagt hatte?

Was war das mit feindlicher Invasion und die Saiyajins als Beschützer?

Ausgerechnet die Saiyajins?! Beschützer, das klang so heldenhaft und nobel?!

Dazu die unglaubliche Neuigkeit, dass ihr Volk neue Raumschiffe erhalten würden…Toll, endlich, wurde auch Zeit, aber um damit als Erstes gefährliche Planeten anzusteuern, um dort zu trainieren?!

War es nicht lebensgefährlich?!

Warum wurde dieses Risiko eingegangen? So eine Vorbereitung hatte es doch noch nie gegeben?

Weil es notwendig war?!

Was lauerte dann im unbekannten All? Was für ein Feind?

Es existierten Wesen, die einem Saiyajin gefährlich werden konnten?

Was hatte Vegeta gesehen?

Hatte das was mit dem Tod von seinem Vater zu tun?

Es gab so viele offene Fragen. Leider konnte Bulma ausgerechnet jetzt nicht den Einen zu verhören, der die Antworten wusste. Nicht, nachdem sie beschlossen hatte, sich von ihm zurückzuziehen.

Bulmas Mund stand fassungslos offen und gab Gine Einsicht auf einen halb zerkauten Pfannkuchen.

„Mund zu“ erinnerte Gine milde ihre Tochter an Tischmanieren.

Ertappt schloss Bulma den Mund und kaute langsam weiter, während ihre Gedanken umherhuschten und versuchten, Ordnung zu schaffen.

Sinnlos, das war alles zu überraschend und überrollend. Mit solchen Neuigkeiten hatte sie nicht gerechnet, im Gegenteil. Sie hatte erwartet, dass ihr Beziehungsdrama eine wichtigere Rolle spielen würden. Aber jetzt gab es auf Vegeta-Sei erstmal ganz andere Themen, über welche die Bevölkerung sprach.

„So, und was jetzt?“ fragte sie ahnungslos ihre Mutter.

Was stand in den nächsten Tagen und Wochen an? Was würde passieren?

Wie konnte sie innerhalb von drei Tagen Einsiedelei nur so viel verpassen?

Gine nippte an ihrem Glas Wasser, bevor sie ihr die gewünschte Antwort gab.

„Nun, die meisten Krieger werden die neuen Raumschiffe nutzen, um auf weit entfernte Planeten zu trainieren. Allerdings gilt dies nur für Krieger, die mindestens eine Stärke von 4.000 haben. Schwächere werden hier auf Vegeta-Sei bleiben, um den Heimatschutz zu bewahren. „Zufällig“ gehören dazu fast alle weiblichen Kriegerinnen. Selypa hat dank deines GB dieses Level erreicht, aber damit ist sie eine Ausnahme. Sie wird weiterhin unter deinem Vater dienen, wie auch der Rest des Teams. Kakarott bleibt bislang ebenfalls unter seinem Kommando, aber nicht für lange. Die Truppen werden durch die frischen Beförderungen neu zusammengestellt. Radditz, in seiner höheren Stellung mit mehr Verantwortung, wird vermutlich seine eigenen Leute bekommen, die er anführen muss. Man könnte ihn Kakarott unterteilen, damit er wenigstens einen erhält, den er bereits kennt. Die Leistung von neuen Untergebenen kennen zu lernen und entsprechend zu befehlen, dauert. Auch dazu dient die Reise, zur Teambildung. In einer Woche werden die ersten Mannschaften zu ihrem Spezialtraining losfliegen. Sie werden dort so lange trainieren, bis die Grenzwächter Bescheid geben, dass der Feind im Anflug ist. Dann werden die saiyanischen Truppen auf die Planeten unserer Verbündeten fliegen, um sie zu beschützen“ erklärte sie. „Aber in der Zwischenzeit wird es den Saiyajins auch erlaubt sein, für kure Verschnaufpausen zu ihren Familien in die Heimat zu fliegen.“

„Alle Krieger fort…aber wenn die schwachen Unterklasse-Krieger und die Rekruten hierbleiben, wird trotzdem mehr los sein als üblich auf Vegeta-Sei“ murmelte Bulma nachdenklich. „Was ist mit dem König?“ fiel es ihr ein „Wird er auch dort trainieren?“

Gine nickte. „Er wird unter den ersten sein, die losfliegen, garantiert. Was deinen Vater und deine Brüder angeht, haben sie noch keinen Befehl erhalten. Sie können in einer Woche oder auch später losfliegen. Aber spätestens in einen Monat sind sie fort. Das setzt Chi-Chi natürlich unter Druck.“

„Inwiefern?“

„Na, ihr Sarang-Schwur und ihre Schwangerschaft“ erinnerte Gine sie irritiert.  Hatte Bulma bereits vergessen, welche Familienthemen es noch gab?

Bulma errötete, beschämt, weil sie mehr mit ihren eigenen Problemen und dem Versinken in Selbstmitleid gewesen war, um auch nur einen Gedanken an andere zu verschwenden.

Gine fuhr fort. „Chi-Chi hatte eigentlich geplant, den Schwur im Frühling, vor der Geburt, abzulegen. Aber nun weiß sie nicht, wie lange Kakarott fortbleiben wird. Ihre Schwangerschaft ist das eine. Aber das ist nicht der Hauptgrund für ihre Hast. Nein, denn durch die neue Situation, wo beide auf längere Zeit getrennt sind, kann der Sarang am besten ihre Beziehung beschützen.“

Bulma sah sie fragend an. Sie verstand nicht, worauf ihre Mutter hinauswollte.

Gine seufzte schwermütig und rieb sich über die Stirn. Nicht wegen Bulmas Unverständnis, sondern…

„Ich liebe meinen Sohn, wirklich, aber manchmal ist Kakarotts Naivität ein Problem. Ja, er ist noch jung und wir haben ihn sehr behütet, aber trotzdem ist er erwachsen…Aber würde Bardock nicht seine schützende Hand über ihn halten, hätte ein Saiyajin oder ein Sklavenjäger ihn bereits mit etwas Essbaren weggelockt“ murmelte sie und verschränkte kopfschüttelnd die Arme vor der Brust, während sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte.

Bulma hob belustigt eine Augenbraue und lauschte weiter ihren Ausführungen. Sie kannte den Humor ihrer Mutter. Ihre Belehrungen wiesen oft denselben trockenen Humor auf, wie bei Bardock.

Doch darunter verbarg sich eine ernste Spitze.

„Nun, wo die Armee so stark nach Männern und Frauen getrennt sind, wird ein Haufen rauffreudiger Krieger, alle männlich, für eine längere Zeit zusammen hocken. Damit passiert genau das, was schon oft geschieht, wenn Männer allein unterwegs sind. Der Kampfrausch führt nebenbei zu einer sexuellen Erregung, die sie abbauen wollen. Und wenn keine Frau da ist…“ Gine verstummte und zuckte bedeutungsschwer ihre Schultern. „…dann sieht man sich woanders um. In erster Linie unter den eigenen Reihen. Da kein Handelsplanet in der Nähe ist, gibt es keine Bordelle, die sie zwischenzeitlich besuchen können.“

„Moment, soll das heißen…Kakarott ...häh?“ Bulma blinzelte überrascht, aber dann erinnerte sie sich an Radditz, seine Pornohefte sowie seine kurze Affäre mit Tales.

Saiyajins waren promiskuitiv. Offene Beziehungen sowie homosexuelle Abenteuer waren normal.

„Kakarott wird angebaggert!“ erkannte Bulma belustigt.

Gine nickte. „Aber das kapiert er ja nicht. Das war genauso mit Chi-Chi früher, als sie mit ihm geflirtet hat. Das hat er nur erkannt, weil sie so hart ranging, dass sogar unser kleiner Hohlkopf es endlich begriff. Aber es gibt eine Reihe von älteren Männern und Frauen, die ihn niedlich finden. Solange Kakarott nicht im Kampfmodus ist, wirkt er mit seinem jungen Gesicht wie ein unschuldiger Lustknabe, was ihre dominante Seite anspricht. Wenn Bardock und seine Freunde nicht auf ihn aufpassen würden…“ Gine schüttelte den Kopf und seufzte. „Dann hätte er schon vor längerem seine Unschuld verloren, weil er gutgläubig einen Saiyajin folgen würde, nur weil der ihm etwas „Süßes“ verspricht.“

Bulma prustete los. Die Vorstellung, wie Bardock seinen erwachsenen Sohn vor den Annäherungen anderer Saiyajins beschützen musste, war belustigend. Sie war nicht das einzige Kind, was ihr Vater sorgsam behütete.

„Aber Kakarott ist doch nicht mehr unschuldig“ widersprach Bulma kichernd, die ihn und Chi-Chi schließlich schon in Aktion gehört hatte. „Er und Chi-Chi haben schließlich…“

„Hah, verglichen mit den perversen Neigungen von älteren Saiyajins, sind die beiden doch konservativ und schüchtern“ unterbrach Gine und wedelte ablehnend mit der Hand. „Oder glaubst du, dass Radditz und Kakarott denselben Erfahrungsstand haben? Da siehst du doch, was ein paar Jahre Unterschied und ein anderer Charakter schon ausmachen.“

„Oh je, das stimmt. Das weiß ich genau. Mein großer Bruder tobt sich da aus, während Kakarott schön an Chi-Chis Leine hängt“ musste Bulma zustimmen. „Radditz ist…“

„Ein immergeiler Bock, den man kastrieren müsste? Ach nein, das gilt für Tales. Aber Radditz sollte endlich auch mal raus aus seinen Hormonstau. Sonst wird das nie mit einer festen Beziehung. Keine Frau will einen Mann, der nicht ein Mindestmaß an Treue bieten kann“ seufzte Gine. „Aber seine Entschuldigung ist ja stets, dass er die Richtige nicht gefunden hat. Tse, als ob er dann sein festgefahrenes Benehmen ändern würde. So ein Wunder gibt es nicht!“

Beide Frauen amüsierten sich kurz über Radditz unentschlossenes, widersprüchliches Verhalten: einerseits wollte er eine feste Beziehung, anderseits war er schnell gelangweilt. Er war also immer am Jammern und nie zufrieden und das ging einem irgendwann auf den Zeiger, wenn man ihm zuhören musste.

Wenn Radditz nicht auf den Rat der Frauen aus seiner Familie hören wollte, musste er halt leiden.

Aber obwohl Gine in typischen spöttischen Tonfall sprach, war doch eine Spur Ernst drin.

Das Problem lag in Kakarotts vertrauensseligem Wesen.

Gine hatte durch ihr Alter und eigene Tatakai-Prüfung genug Erfahrung darin, wie sexhungrige, lüsterne Saiyajins agierten. Auch wenn ihr jüngster Sohn sehr stark war, so fehlte ihm ein gewisses, gesundes Maß an Misstrauen.

Kakarott hatte es nur seinem Vater zu verdanken, dass er nie in eine Kabine gelockt wurde, wo man ihn zur lüsternen Unzucht überredet hätte, welche der Ahnungslose zugestimmt hätte.

„Kakarott kann seinem Vater dankbar sein. Wer weiß, wo er ohne seine Obhut gelandet wäre. Eines Morgens wäre er sonst nackt mit schmerzenden Hintern in einer fremden Kabine aufgewacht“ murmelte Gine.

Bulma kicherte, schlug aber kurz errötend die Augen nieder, als sie erkannte, dass sie nicht der Position war, ihren jüngeren Bruder zu verurteilen. Es war ja nicht so, als wäre sie besonders erfahren. Immerhin hatte er bereits mehr Sex in seinen Leben gehabt als sie.

Aber dafür hatte sie keine Probleme, Signale zu verstehen. Sie war eine Expertin im Flirten, während non-verbale Kommunikation für Kakarott schwierig zu deuten war.

„Kakarotts Sicherheit ist das eine, aber der Sarang ist auch für Chi-Chi wichtig. Schließlich werden auf Vegeta-Sei auch viele Männer verbleiben, nämlich die Unterklassekrieger, die zu schwach für das Training sind. Tja, und dann haben wir dasselbe Problem hier: ein Haufen gelangweilter Männer, die ihre Chance nutzen, dass sie gerade wenig Konkurrenz haben. Selbst eine schwangere Frau wird kein Hindernis sein, um mit ihr zu schäkern. Schließlich zeigt es nur, wie fruchtbar sie ist. Es sei denn, das Kind gehört einer Sarang-Frau, dann…Nur der Sarang schützt vor ungewünschten Annäherungen“ fuhr Gine fort „Vor allem, da der König in der Zeit auch nicht hier sein wird, um die Ordnung zu wahren. Nur der Rat, der Recht spricht…na, ob das reicht?“

Bulma wollte gerne widersprechen, aber sie erinnerte sich nur zu gut an Peppas Angriff, den die eifersüchtige Frau ausgeführt hatte, OBWOHL Vegeta damals noch auf dem Planeten anwesend gewesen war.

Wie würden die Saiyajins sich verhalten, wenn der stärkste Aufseher und Richter nicht anwesend war?

In seiner Abwesenheit würde so manches diszipliniertes Verhalten sich lockern.

Gine strich sich übers Kinn und sah nachdenklich aus dem Fenster.

„Wenigstens ist dies einer der Gründe, warum die Krieger zur Erholung öfters in ihre Heimat fliegen werden“ murmelte sie leise. „Damit sie sich wieder konzentrieren können. Sonst bekommen sie blaue Eier, werden frustriert-aggressiv oder vögeln sich alle gegenseitig.“

Bulma prustete erheitert los. „Mutter!“ rief sie gespielt empört aus.

„Was denn?“ Gine zwinkerte ihr erheiternd zu. „Ich beschwer mich doch nicht. Dein Vater ist als mein Sarang-Partner zur Treue verpflichtet. Wenn er also pausiert und wieder bei mir ist, konzentriert er sich nur auf mich. In so einer Zeit verlass ich das Haus nicht. Wenn er dann wieder losfliegt, brauche ich die Erholung bis zum nächsten Besuch. Er ist bei seiner Heimkehr immer seeeehr hungrig, ach ja…“ Sie zwinkerte erneut, verschmitzt lächelnd.

Bei der lockeren Erwähnung des immer noch existierenden, ausgelebten Sexlebens ihrer Eltern errötete Bulma verlegen. Sie hüstelte und wechselte schnell das Thema.

„So, Chi-Chi…was plant sie denn?“ fragte sie. „Will sie den Sarang deshalb so schnell wie möglich schwören? Sie hatte doch noch wegen einer möglichen Feier überlegt. Verzichtete sie jetzt darauf?“

Gine schüttete den Kopf.

„Jetzt erst recht, hat sie gesagt. Vom Wetter ist es natürlich nicht schön, jetzt im Winter, aber wir werden halt ein paar Lagerfeuer mehr entfachen. Angesichts dieser neuen Rationen sind Lebensmittel gerade recht billig. Wir können ein schönes Festmahl halten, bevor die Krieger uns verlassen müssen. Aber sie will es in zwei Tagen abhalten und dann brauche ich auch deine Hilfe“ erklärte sie.

Es gab viele Küchenvorbereitungen, wenn ein Haufen Grillfleisch und diverse Speisen für eine Bande Saiyajins fertig gemacht werden musste. Gine und Chi-Chi allein würden das nicht schaffen.

„Wie viele Gäste hat sie denn eingeladen?“ fragte Bulma mit mulmigem Gefühl, die im Kopf bereits ausrechnete, welche Mengen gekocht werden mussten, je nach Anzahl der Köpfe. Sie hoffte auf eine kleine, intime Feier, wie es ihre Freundin auch angekündigt hatte.

„Eine recht kleine Gruppe, gerade mal zwanzig Saiyajins. Unsere Familie, worunter natürlich auch Bardocks Kameraden gehören, ein paar Freunde, ihr Vater…oh, das habe ich vergessen zu erwähnen. Chi-Chis Vater ist zwar vor Jahren aus der Armee ausgetreten, aber angesichts dieses Krieges und den Mangel an guten Krieger, hat er sich wieder eingeschrieben. Er ist zwar kein starker Unterklassekrieger, aber er hat viel Erfahrung gesammelt. Er wird sich um die Ausbildung der Rekruten kümmern und um den Heimatschutz. Er meint, dass jetzt, wo Kakarott für den Schutz seiner Tochter zuständig ist, er sich dann darum kümmern würde, die Heimat der Saiyajins zu bewahren. Ja, er ist ein ehrenvoller Mann. Andere Unterklassekrieger murren, weil sie nicht mit ins Schlachtgetümmel dürfen, während sie ihre eigene Aufgabe übersehen: ihr Volk zu beschützen. Na, das kann ja was werden, wenn solche Typen, die eh nichts draufhaben, hierbleiben.“ Gine schnaubte abfällig.

Bulma nickte abwesend, während sie im Kopf die Mengen ausrechnete, um zwanzig hungrige Saiyajins zu beköstigen und welche Speisen am besten geeignet waren.

„Ich habe daher die Idee, dass wir ein Frauenhaus gründen sollten“ sprach Gine plötzlich eine Idee aus.

„Hmmh…Häh, was? Was für ein Frauenhaus?“ Bulmas Frage kam etwas spät, abgelenkt durch ihre Rechnung und sie wusste nicht, wovon ihre Mutter sprach.

„Na, wegen Chi-Chi“ antwortete Gine, aber da Bulma immer noch verstand, musste sie weiter ausholen.

„Angesicht der Idioten, die bald die Stadt bevölkern, sollte eine schwangere Frau nicht allein wohnen. Nicht nur wegen unmanierlichen Männern, sondern auch, weil alles Mögliche passieren kann. Chi-Chi neigt zur Überarbeitung, weil sie vieles allein machen will. Sie könnte stolpern und fallen. Wir müssen ihr helfen. Auch wenn du ihre Nachbarin bist, das reicht nicht aus. Dafür bist du in der Werkstatt zu eigeschränkt; da bekommst du nicht viel mit. Dazu wünscht sich Chi-Chi eine traditionelle Geburt und Kinderaufzucht anstelle des Brutkastens. Nun, zu meiner Zeit war es so, dass die Kinder in einer engen Gemeinschaft aufwuchsen, weil die Frauen sich die Arbeit teilten. Das wird heute immer noch in den Dörfern gelebt und so ist auch Chi-Chi aufgewachsen. Vorher geht eine schwangere Frau in ein Frauenhaus, wo sie von den älteren Frauen viel über Kinderaufzucht lernt und gleichzeitig ständig betreut ist. Eine schwangere Frau darf nicht allein sein. Also habe ich mir gedacht, dass es, in Abwesenheit unserer Männer, am Schlausten wäre, wenn wir alle zu dir ziehen. Du hast genug Platz und hier ist es sicher“ erläuterte sie und zeigte betonend auf die große Küche.

Bulmas Augen flogen automatisch über die gut ausgestattete Küche, den großen Kühlschrank, die gemütliche Sitzecke, an die sie gerade saßen, mit Aussicht auf den Garten.

Es stimmte, Bulma besaß ein Haus mit mehr Zimmern, als sie nutzte, dazu ein gutes Sicherheitssystem. Seit dem letzten Einbruch von Peppa und Aikon hatte sie es auch noch mal aufgestockt.

Das Reinigen war kein Problem und müsste von keiner der Frauen erledigt werden. Hätte sie keine Putzroboter, würde sie sich wegen der Pflege dieser unbelegten Räume selbst verfluchen.

Eines der unbenutzten Zimmer könnten sie auch als Geburtsraum vorbereiten.

Chi-Chi würde hier entspannt leben können, um einen gesunden Jungen auf die Welt zu bringen.

Bulma war überrascht von der plötzlichen Idee ihrer Mutter, aber je mehr sie darüber überlegte, desto mehr erkannte sie die Richtigkeit darin.

Das Haus zu füllen, mit ihrer Mutter und besten Freundin zusammen zu leben, wobei jede durch ihr eigenes Zimmer auch genug Privatsphäre besaß…dass hörte sich gut an.

Außerdem hatte Gine Recht damit, dass Chi-Chi nun besonders viel Aufmerksamkeit benötigte.

Bulma war so sehr mit ihrem Beziehungsdrama beschäftigt gewesen, dass sie nicht an ihren ungeborenen Neffen und ihre Schwägerin gedacht hatte. Immerhin war Bulmas Geschenk, das nachbarliche Haus, der Grund dafür, warum Chi-Chi nicht mehr im Dorf lebte, sondern abseits davon. Bulma war als zukünftige Tante und einzige Nachbarin verpflichtet, sich um sie zu sorgen, damit ein gesundes Kind auf die Welt kam. Eine zu große Aufgabe für eine einzelne Frau.

Aber wer hätte auch gedacht, dass Kakarott für unbekannte Zeit den Planeten verlassen würde und er sich nicht selbst um sein Weib kümmern konnte.

Aber wie Gine schon darauf hinwies: Traditionell halfen sich die Frauen untereinander und verließen sich nicht auf die kärglichen Bemühungen der Männer, die oft abwesend waren.

Sie waren außerdem eine Familie! Sie unterstützen sich.

„Du hast Recht. Das ist eine tolle Idee“ stimmte sie ihrer Mutter zu. „Wir sind ihre Familie. Alles, was Chi-Chi für die Geburt wissen muss, kann sie auch von dir lernen. Oder wir können auch Hebammen einladen und hier bewirten. Sie müsste sich auch nicht wegen ihrem Haus ängstigen, ob in ihrer Abwesenheit etwas passiert, weil es in Sichtweite ist. Viel Gepäck braucht sie damit auch nicht. Vater und Kakarott haben dann bei ihrer Heimkehr das gleiche Ziel, dieses Haus, wo wir alle an einen Ort sind.“

Gine nickte bestätigend.

„Gut, dann sind wir uns ja einig. Ich freue mich ja so, wieder mehr Zeit mit meiner Tochter zu verbringen“ strahlte Gine und umarmte Bulma. „Komm, lass uns jetzt planen, was wir noch für die Feuer benötigen. Dann können wir heute alles einkaufen und morgen vorbereiten. Wir werden für Chi-Chis Freudentag etwas Schönes vorbereiten können, auch wenn wir improvisieren müssen.“

 

In der Zwischenzeit war auch Vegeta am Planen und Vorbereiten.

In seinem Fall war das Gröbste bereits erledigt. Eine Sitzung mit seinen Generälen war gerade beendet und die meisten Teilnehmer waren aus dem Sitzungssaal verschwunden.

Die Soldaten waren in neuen Brigaden sortiert und für die entsprechenden Trainingsplaneten eingeteilt worden. Da noch nicht alle Raumschiffe mit der benötigten Ausrüstung angekommen waren, würden die Truppen versetzt fliegen. Die Reihenfolge war heute ebenfalls entschieden worden.

Der König hatte für sich selbst einen Planeten mit höchster Risikostufe ausgesucht, ein kleiner Zwergplanet, wo man gerade noch atmen konnte, solange man nicht vom Blitz getroffen wurde. Die dortigen Gewitter und heftige Stürme machten ein Leben dort nicht möglich.

Diesen Blitzen auszuweichen oder standzuhalten würde Vegetas Powerlevel erhöhen. Um sich konzentrieren zu können, wollte Vegeta nur mit kleiner Besatzung losfliegen, die sich um seine Verpflegung kümmern würde.

Während der König an seinen Platz seine Notizen ordnete, standen noch ein paar Saiyajins im Raum, in Unterhaltungen vertieft.

Radditz gehörte dazu. Der frisch gekürte Mittelklassekrieger hatte heute die Information bekommen, welche Saiyajins unter ihm dienen würden. Er war damit verantwortlich, sein Team zu einer starken Einheit zu formen.

Zum Schock des Langhaarigen gehörte dazu sein eigener, jüngerer Bruder.

Radditz hatte versucht abzulehnen, aber sein Vorgesetzter hatte darauf bestanden.

 

Flashback

Eine Stunde zuvor…

Radditz Gesicht entgleiste bei der Ankündigung, wer zu seinen Untergebenen gehörte, während sein Gegenüber ihn mit falschem Lächeln fröhlich anstrahlte.

Nervös leckte sich Radditz über die Lippen, bevor er eine fadenscheinige Ablehnung formulierte.

„Das… kann ich nicht annehmen. Ein so starker Krieger gehört unter dein Kommando. Ich bin dem noch nicht würdig…“

„Oh, aber ich bestehe darauf. Es ist mein sehnlichster Wunsch, eure brüderliche Bindung zu stärken. Und nachdem ich ihn zwei Jahre unter meinen Fittichen hatte, wird es Zeit, dass Kakarott unter einen neuen Gruppenleiter Erfahrungen sammelt“ wurde sein Einwand elegant abgeschmettert.

Radditz Finger krallten sich in die Tischplatte, während er eilig nach einer neuen Ausrede suchte. Doch unter den boshaften Blicken des ihm gegenübersitzenden Kommandanten, der ihn falsch-freundlich anstrahlte, wollte ihm dies nicht gelingen.

Verdammt, er hasste es, wenn sein Vater ihn verarschte.

Denn er und kein anderer war es, der ihm gerade mitteilte, dass Kakarott ab sofort zu Radditz‘s Verantwortung gehörte.

Nicht, dass Kakarott ein Klotz am Bein war, nein, er war sogar sehr stark und damit eine gute Karte in Radditz neuen Blatt. Aber der Langhaarige wusste dank Bardocks selbstmitleidigen Erzählungen genau, was für einen Ärger sein kleiner Bruder immer anzog. Oft genug hatte jener darüber gejammert und es als Entschuldigung angesehen, um sich zu besaufen.

Bardock hatte schon häufig nach einer Möglichkeit gesucht, wie er Kakarott von sich löste und dennoch in eine Gruppe steckte, wo er richtig behandelt wurde; sowohl respektvoll als auch mit der nötigen Disziplin und Härte. Mit einem Gruppenleiter, den Bardock heimlich kontrollieren konnte.

Tja, und dann wurde Radditz befördert…wer war besser für Bardocks Pläne geeignet als sein ältester Sohn. Natürlich würde jener gut auf Kakarott achten, denn wenn nicht…dann wäre sein Vater nicht das größte Problem. Aber Gine und Bulma würden ihm was husten.

Bardock lachte leise voller Schadenfreude, während Radditz knurrend die Fäuste ballte. Eine Vene pochte gut sichtbar auf seiner hohen Stirn, verärgert, weil sein Vater ihn gerade wieder austrickste und ihm die ungeliebte Aufgabe übertrug, ein Auge auf Kakarott zu halten.

Hilfesuchend sah Radditz sich nach Vegeta und Nappa um, aber keiner der beiden gab Einwand.

Vegeta wusste nicht, wo das Problem lag (und vermutlich interessierte es ihn auch nicht) und Nappa wollte sich nicht mit Bardock anlegen.

Da Bardock als Elitekrieger nun mehr Macht besaß, konnte Radditz nichts einwenden, besonders nicht unter den Augen der anderen Kommandanten. Auf dem Papier war Kakarott schließlich ein fähiger Krieger, gegen den nichts sprach.

Radditz hatte damit keine andere Wahl. Von nun an würde er mehr Zeit mit seinem kleinen Bruder verbringen, ob gewollt oder nicht.

„Na, das kann was werden“ murmelte er leise und er klang nicht optimistisch.

Flashback Ende

 

 

Vegeta war mit dem heutigen Ergebnis zufrieden.

Nun konnte nichts mehr die Truppenbewegungen stören. Ärgerlich war nur die Vorbereitung: bevor man in die Schlacht ziehen konnte, musste der Papierkrieg erledigt werden. Bis endlich alles in geordneten Bahnen lief, man alle Informationen hatte, welche Ausrüstung man wann bekam…der ungeduldige Vegeta wünschte sich, jemand anderer würde sich um diesen Kram kümmern und er könnte sich endlich auf sein Training konzentrieren.

Aber angesichts der Stärke des Gegners und der unbekannten Anzahl von Freezers Untergebenen, wollte Vegeta nicht nachlässig sein und überließ keinen anderen diese Aufgabe.

Jegliche Chance, war sie noch so klein, musste er nutzen. Dabei durfte kein Fehler geschehen, der die Anzahl der Saiyajins schon vorab dezimierte.

In der heutigen Sitzung hatte er die ernste Lage grob erklärt: dass der vorherige König von einem unglaublich mächtigen Wesen erschlagen worden war, welches sich nun auf den Weg in ihre Galaxie machte. Ein Wesen namens Freezer, welcher über Untergebene verfügte, die sogar stärker waren als Vegeta.

Vegeta hatte die genauen Werte für sich behalten. Er würde niemanden erzählen, wie er starr vor Angst gewesen war; ganz besonders nicht den anwesenden Veteranen.

Lieber starb er.

Aber er wollte die Dringlichkeit des harten Trainings hervorheben. Keiner wusste, wie viel Zeit sie hatten, bis Freezer hier einschlug. Sie mussten ihn mit einen neuen, höheren Kampflevel überraschen und vernichten, bevor der Feind sich darauf einstellen konnte.

Vegeta, eigentlich kein Optimist, hoffte darauf, dass sie mindestens ein Jahr Zeit hätten, angesichts der riesigen Entfernung, die zwischen ihren Sternensystemen lag. So schnell konnte ein Raumschiff diese Entfernung nicht überwinden, aber was wusste man schon über Freezers Rasse, seiner Zivilisation und Raumfahrttechnik?

Nun gab es für ihn nichts mehr zu tun, als sich in wenigen Tagen aufzumachen und das Zenkai zu nutzen: er würde wortwörtlich um sein Überleben kämpfen.

Es gab nur eines, was Vegetas Suppe versalzte: das Thema Königin und Nachfolger stand noch offen. Den Termin mit den Mätressen-Kandidaten hatte er nach dem Streit mit Bulma abgesagt.

Er wollte die Gerüchteküche wegen des Aufbaus eines Harems nicht anfeuern, wenn gleichzeitig die Königin nicht ernannt war. Das war nicht die richtige Reihenfolge. Es sähe so aus, als hätte Vegeta noch niemanden erwählt, aber er wäre auf der Suche. Solange Bulma dem nicht zustimmte und als Königin verkündet wurde, könnte so manche Frau denken, sie wäre für die Position ebenfalls geeignet. Jene könnten dann planen, ihre Konkurrenz zu minimieren.

Vegetas Gedanken wanderten automatisch und ungewollt zur Blauhaarigen.

Verdammt, warum war das Weib nur so störrisch!?

Sie liebte ihn!

Sie hatte es zugegeben!

Aber anstatt ihm die Zeit zu geben, diese Nachricht zu verdauen, kam sofort ihr Vorwurf, er würde ihre Gefühle ausnutzen.

Warum hatte sie ihn nicht die Zeit gegeben, es zu verarbeiten? Wie konnte sie ihm vorwerfen, zuerst an seine Pflicht zu denken und nicht an sein Privatleben?

Er war nun mal der verdammte KÖNIG! Er hatte kein Privatleben.

Die Mappe mit Notizen, die Vegeta gerade geordnet hatte, wurden in seinem harten Griff zerknittert.

Er grummelte angesichts seines Fehlers und versuchte die Knitter wieder durch vorsichtiges Streichen mit der flachen Hand heraus zu bügeln.

Plötzlich spitzten sich Vegetas Ohren, als er ihren Namen beiläufig erwähnt hörte. Er lauschte interessiert, denn derjenige, der ihren Namen in den Mund genommen hatte, war Radditz, der sich gerade ein paar Schritte weiter mit Nappa unterhielt.

„Ja, sie hat es echt erwischt“ sprach Radditz besorgt weiter.

Vegeta, der zuerst versuchte, ein desinteressiertes Gesicht zu machen, damit man ihn nicht beim Lauschen erwischte, drehte nun schockiert den Kopf zum Sprechenden.

Erwischt!

Jemand hatte ein Attentat auf Bulma ausgeübt!

Wer wagte es…!

„Tja, mit einer Grippe ist nicht zu spaßen“ gab Nappa zu bedenken und beantwortete damit Vegetas Frage. Im Stillen atmete der König erleichtert auf, weil er die Sache missverstanden hatte.

„Wenn wir krank werden, dann aber richtig. Aber Zeit, Ruhe und viel Flüssigkeit, dann sollte sie in diesem Fall wieder gesund werden“ fuhr der Kahle ungerührt fort.

„Ja, aber es ist bloß immer merkwürdig, wenn jemand, der nie krank war, mal so lange ausfällt“ gab Radditz zu bedenken. „Meine Mutter kümmert sich um sie, indem sie ihr Suppe vor die Tür bringt. Die kleine, sture Ziege hat sich geweigert, auch nur einen von uns reinzulassen.“ Er schüttelte zungenschnalzend den Kopf.

„Haha, als ob du Jammerlappen da besser wärst. Ich weiß noch genau, wie du geschmollt hast, wenn du aufgrund deiner Verletzungen für ein paar Tage ausgefallen bist. Du hast dich in deine Kajüte zurückgezogen und selbst versorgt, bist du wieder auf zwei Beinen stehen konntest“ lachte Nappa. „Ein Saiyajin zeigt niemanden seine Schwäche“ lobte er dieses Verhalten.

„Bis auf dich“ gab Radditz trocken zurück.

Nappa hob irritiert eine Braue.

„Du bist der Einzige, der seinen Haarausfall nicht versteckt, sondern stolz herumträgt“ grinste Radditz spöttisch.

„Komm du mal in mein Alter, Jungspund“ knurrte Nappa mit schmalen Augen. „So alt muss du erst mal werden und nicht vorher krepieren.“

„Hm, ich glaub, ich muss mir da keinen Sorgen machen, bei meinen Fortschritten“ gab Radditz gutgelaunt zurück und erinnerte Nappa damit, wie er ihn kürzlich erst auf die Matte geworfen hatte. „Außerdem, mein Vater hat schließlich auch noch eine volle Mähne. Und dass bei dem Stress, den er erlebt hat…“

„Na, mal sehen, ob du ebenfalls so stressresistent bist. Jetzt darfst du ein Team anleiten. Darunter deinen eigenen Bruder“ erinnerte Nappa. Der Kahle grinste breit, als Radditz bei dieser Erwähnung das Gesicht verzog.

Besorgt rieb sich der Jüngere durch den langen Haarschopf, als wollte er sich vergewissern, dass sie noch da waren.

„Mal sehen, wie lange du sie noch hast…“ brummte Nappa bedrohlich, der seine Besorgnis erkannte und sich daran erfreute.

Die beiden bemerkten aus den Augenwinkeln, wie der König sich erhob.

Vegeta, der keinen Grund hatte, länger zu verweilen und sich nicht beim Lauschen erwischen lassen wollte, vor allem nicht bei diesem unwichtigen Zeug, verließ mit ungerührter Miene den Saal.

Radditz und Nappa tauschten noch ein paar Beleidigungen aus, als Vorrat, da ihre Wege sich bald trennen würden. Beide Krieger sollten auf unterschiedliche Planeten stationiert werden; sie würden sich also lange nicht mehr sehen.

Radditz, der sich jahrelang auf Nappas Rückendeckung verlassen konnte, musste nun sein eigenes Team trainieren und zu einer Einheit formen.

Der Jüngere war im Inneren mit mehr Zweifeln gefüllt, als er zeigen wollte.

Zum ersten Mal diese Verantwortung zu haben, ohne sich auf Vegetas und Nappas Hilfe verlassen zu können…auch sein Vater und dessen Team wären nicht in der Nähe…nur Kakarott, aber der…Radditz stöhnte leise auf und versuchte sich damit zu trösten, dass die kämpferischen Fähigkeiten seines kleinen Bruders schon nützlich waren.

Zwar hatten die Brüder bislang kaum zusammen gegen einen Feind gekämpft, aber bei dem einen Mal, als sie sich gegen Bardock gewehrt hatten, war es für den Anfang recht gut verlaufen.

Der massige, eher langsame Radditz konnte einen schnellen Angreifer wie Kakarott gut zum Ausgleichen seiner eigenen Schwächen nutzen.

Die Frage war nur, ob Kakarott den Anweisungen seines Bruders folgen würde.

Denn wenn nicht und jener seine Autorität in Frage stellte; die beiden dann gegeneinander kämpfen müssten…Radditz, der die wahre Stärke seines Bruders grob einzuschätzen wusste, war sich seines Sieges nicht sicher.

Doch seine Pläne zum Umgang mit Kakarott wurden durch eine Hand unterbrochen, die plötzlich aus einer Tür schoss, ihn am Kragen packte und in den Raum hereinzog. Der in Gedanken versunkene Saiyajin hatte keine Möglichkeit, bei diesem starken, schnellen Druck sich zu wehren und wurde unbarmherzig zu Boden geschleudert.

„Hey, WER zur Hölle wagt es…häh, Vegeta!?“ erkannte Radditz nach kurzem Aufbrausen den Verursacher, der sich unbeeindruckt auf den Flur umsah, ob dieser leer war und dann die Tür verschloss. Dann verstellte jener den Fluchtweg und sah befehlend auf den immer noch am Boden liegenden Krieger herab.

„Mann, was soll das?“ knurrte Radditz und erhob sich.

„Deine Schwester…“ Vegeta stockte kurz, aber dann stieß er die Worte heraus. „Sie hat meinen Antrag abgelehnt.“

Vegeta hatte beschlossen, Bulmas großen Bruder um Rat zu fragen. Er war der Einzige aus ihrer Familie, der ihm am stärksten wohlgesinnt war. Außerdem war Radditz ein Opportunist, er würde am ehesten die Vorteile erkennen, wenn seine Schwester zur Königin ernannt wurde. Wenn dann einer ein gutes Wort für Vegeta einlegte, war es Radditz.

Der große Krieger, der sich gerade seine Armschiene zurechtrückte, stockte in seiner Bewegung, als er diesen Satz vernahm. Die Augen wurden groß, er blinzelte ein paar Mal, bevor er es wagte, etwas zu erwidern.

„Häh?!“

Keine intelligente Erwiderung, in der Tat, aber das war die zweite Überraschung, die er nach der Ankündigung von Kakarott als Teammitglied heute erleiden musste. Sein Gehirn konnte nicht so viel in kurzer Zeit aufnehmen. Anscheinend war er doch nicht so stressresistent, wie er dachte.

Wenn Nappa Recht hatte, sollte er anfangen, sich um seine Haarpracht sorgen.

Aber zurück zum Thema.

Radditz hoffte, er hatte sich verhört.

„Antrag zu…zu was? Sag mir nicht…als KÖNIGIN!“ fragte er stammelnd mit aufgerissenen Augen.

„Als was sonst? Als Hofnarr? Den Posten hast du doch bereits!“ knurrte Vegeta. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die geschlossene Tür.

Radditz verdrehte genervt die Augen, nicht wegen des beleidigenden Kommentars, sondern weil er in der Falle saß. Über so etwas wollte er nicht sprechen, aber er kam hier nicht raus.

Er hatte schon seit langem ein blödes Gefühl, wenn er an Vegetas und Bulmas Beziehung dachte. Schließlich hatte Bulma auch alle Fragen dazu abgeblockt, weil sie keine Antworten wusste.

Beide hatten unterschiedliche Vorstellungen über ein gemeinsames Leben, waren stur und uneinsichtig. Sie hatten sich gegenseitig wirklich verdient.

Nun war Vegeta also zum Angriff übergegangen, wie er es sonst auch tat und hatte dabei eine Niederlage erlitten, aus die ihm ausgerechnet Radditz helfen sollte.

Wenn sie selbst keine Ahnung hatten, wie es weitergehen sollten, was fragte man ihn?

Radditz sah sich in den kleinen Raum um, der als Rumpelkammer genutzt wurde. Er setzte sich auf einen Stuhl und rieb sich grüblerisch den Nasensteg, bevor er seine erste Frage stellte, um zu erfahren, welchen Blödsinn Vegeta angestellt hatte.

Ja, das war voreingenommen, aber er war sich ziemlich sicher, dass an der ganzen Sache vor allem sein König Schuld hatte.

„Was hat sie gesagt?“ wollte er wissen. „Und zwar im genauen Wortlaut.“

„Dass sie mich liebt“ offenbarte Vegeta den für ihn wichtigsten Punkt. „Aber sie ist der Meinung, dass ich ein egoistischer Kerl bin, nur weil ich als König an mein Volk denken muss.“

„Sie hat dir ins Gesicht gesagt, dass sie dich liebt?! Wow!“ beeindruckt sowie überrascht flatterten Radditz’s Lider. Dieses Geständnis müsste Vegeta doch glücklich machen?

Aber so leicht war die Sache nicht, denn was sagte Vegeta denn noch…

„Wieso hält sie dich für egoistisch?“ wollte er wissen. Klar, natürlich hatte Vegeta eine egoistische Seite, aber er war ein guter Anführer. Was war falsch daran, wenn ein König an sein Volk dachte?

„Hmpf…meine Antwort auf ihr Geständnis war wohl nicht das, was sie hören wollte“ grummelte Vegeta und wich der Frage damit aus.

Auffordernd wedelte Radditz mit seiner Hand; er wollte mehr wissen.

Vegeta rieb sich verlegen den Nacken, rang um eine Antwort, bevor er endlich zur Sache kam.

„Sie…als sie mir ihre Gefühle gestand, war ich so überrascht…ich dachte, es bedeutet, dass sie bereit ist, sich krönen zu lassen. Aber sie klang so unwillig. Ich wollte ihr zeigen, dass der Posten mit vielen Vorteilen kommt und hab alles aufgezählt, was mit einfiel. Nicht davon hat sie interessiert. Dazu hat Bulma die Liste mit den möglichen Mätressen gesehen. Das hat alles kaputt gemacht…und dass ich zu langsam war, ihr zu sagen, dass ich…“ er verstummte und wurde rot.

Dass er sie ebenfalls liebte.

Aber wenn er das Bulma schon nicht ins Gesicht sagen konnte, dann würde er den Teufel tun und seine Gefühle vor Radditz offenbaren. Nein, diejenige, die es zuerst hören sollte, war Bulma.

Radditz verstand aber bereits genug. Schließlich handelte es sich um das Thema, welches er und sein Vater vor wenigen Wochen mit ihr angesprochen hatten.

Vegeta würde keinen Sarang schwören, aber Bulma würde nicht friedlich dabei zusehen, wie er sie mit anderen betrog.

Gleichzeitig hatte Bulma erklärt, dass sie nicht an die Position der Königin interessiert war. Im Gegensatz zu so manch anderen Frau erkannte sie die Bürde der Aufgabe.

Und wie vorgewarnt, hatte Vegeta andere Pläne mit ihr.

„Verdammt, das sind Probleme, für die ich auch keine Lösung kenne“ brummte er und verdrehte die Augen. „Könnt ihr beiden mich mit euren Beziehungsdrama nicht in Ruhe lassen“ beschwerte er sich.

Je mehr er so etwas sah, desto weniger Lust hatte er auf eine eigene. Aber vermutlich besaßen Bulma und Vegeta eine einzigartige, komplizierte Beziehung wie kein anderes Paar auf diesen Planeten.

„Glaubst du, mir gefällt das?“ knurrte Vegeta und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie hat mich kaum zu Wort gelassen. Wie würdest du dich fühlen, wenn du die Augen öffnest, total entspannt nach einer heißen Nacht, an eine weitere Runde Sex denkst und dann von Vorwürfen überhäuft wirst? Sie hat mich aus dem Hinterhalt angegriffen.“

„ALTER!“ Radditz sah ihn bestürzt an. „ZU VIELE INFOS!“

Er wollte nicht hören, was Vegeta kurz zuvor mit seiner Schwester getrieben hatte.

Vegeta fuhr ungerührt fort. In seiner Empörung gefangen, nutzte er den Zuhörer, um seinen Frust auszukotzen „Ich habe ihr gesagt, dass ich für diese Weiber keine Gefühle habe und haben werde. Es sind irgendwelche Frauen, die Nappa mir bringt und die ich zufällig auswähle. Der Harem ist nicht von mir gewollt. Ich will mit denen nicht schlafen. Das ist eine politische Farce, um dem Volk die Macht des Königs vorzuführen, mehr nicht. Klar, es hat ein paar Vorteile, aber nur taktische. Es geht mir nicht darum, einen Haufen sexwilliger Weiber an der Backe zu haben. Aber ich werde schon keine Bastarde zeugen. Schließlich ist sie bislang die Einzige, die mein Ozaru als ebenbürtig anerkennt. Wie hoch ist da die Wahrscheinlichkeit, eine weitere zu finden…“er verstummte, als ihm klar wurde, welches Geheimnis er da gerade offenbarte.

Zu spät, Radditz sah ihn fasziniert an.

„Tatsächlich?“ fragte er, da Vegeta sich fest auf die Lippen biss und kein weiteres Wort mehr sagte.

„Das ist…wow!“ Radditz war sprachlos und rieb sich erschüttert den Hinterkopf.

Er wusste schließlich, dass dies das deutlichste Zeichen war, dass zwei Saiyajins körperlich gut zusammenpassten.

Ein Saiyajin auf der Suche nach einem passenden Partner zur Kinderzeugung musste seinen Instinkt in Gestalt des Ozarus nutzen. Die starken Sinnesorgane, besonders der Geruchssinn, analysierten dabei, ob die gewünschte Partnerin auch zum eigenen Immunsystem passte, sprich, fähig war, ihm Nachkommen zu schenken. Wenn er eine fand, würde sein Instinkt sich laut und unmissverständlich melden, damit der sofortige Zugriff erfolgte und kein Rivale den Fund wegschnappte.

Wenn dies bei Bulma der Fall war, konnte sie froh sein, dass Vegeta damit nicht an die Öffentlichkeit gegangen war. Denn dann würde sie auch gegen ihren Willen an ihn gebunden werden.

Der Fortbestand der Königslinie galt als wichtiger als die Entscheidungsfreiheit der Frau. Wenn diese fähig war, dem König Nachkommen zu schenken, war sie sein.

Das gehörte zu den Privilegien des Königs, des Alphas, dem Anführer des Stammes.

Radditz Beine zitterten und er war froh, dass er saß.

Er erinnerte sich, wie er vor Jahren mit Bulma im Gebüsch des Palastgartens saß und sie über die Auswirkungen einer Schwangerschaft mit königlichem Blut aufgeklärt hatte. Es war kurz danach gewesen, als er sie aus Vegetas Kajüte fliehen sah.

Damals hatte Bulma Glück gehabt und war nicht schwanger geworden. Sie hatten nicht gewusst, dass es überhaupt möglich wäre.

Doch nun…

„Wie lange weißt du es schon?“ fragte er tonlos. Wie lange wusste es Vegeta und hatte trotzdem nichts gesagt, damit Bulma weiterhin nach ihrem Willen sich frei entscheiden durfte?

„Ich hab es bereits nach unserem ersten Mal gefühlt, aber zuerst nicht verstanden. Es war zu…beängstigend. Als ob du dich selbst verlieren würdest. Du ertrinkst innerlich und siehst nur ihr Gesicht dabei. Ich dachte daher, es wäre besser auf Abstand zu gehen“ murmelte Vegeta. „Aber auf Dauer funktioniert das nicht. Hat man es einmal erlebt, sieht man keine andere Frau mehr an. Der Sex schmeckt mit ihnen fad.“

„Also darum hast du dich damals wie ein Arschloch aufgeführt, noch größer als sonst“ kapierte Radditz und schlug sich in plötzlicher Erkenntnis gegen die Stirn.

Er erinnerte sich, die Bilder waren noch gut im Gedächtnis, was vor einigen Jahren passiert war: die erste Trennung, damals, auf der Rückreise ihrer gemeinsamen Mission.

Bulma, die weinend Vegetas Kabine verließ.

Radditz, der daraufhin die Kabine stürmte und Vegeta angriff, in einer zwecklosen Bemühung. Vegeta, der in den folgenden Monaten danach völlig von der Rolle war, die Gerüchte seiner Impotenz…

Radditz hatte bislang noch nie dieses Gefühl erlebt, aber Toma hatte ihn mal erzählt, wie seine Eltern sich begegnet waren. Bardock hatte sofort gewusst hatte, dass Gine die Eine für ihn war. Seine Reaktion war ein übertriebenes Dominanzgehabe gewesen, was ebenfalls zu einem Missverständnis geführt hatte.

Kein Saiyajin konnte mit diesem Gefühl der Schwäche sofort richtig umgehen, es war zu beängstigend und zu ernst. Für junge Saiyajins, die Sex nur als Lustauslebung kannten und sich wenig Gedanken um die Zukunft machte, war dies der letzte Schritt, um wirklich erwachsen zu werden.

Man dachte an die Zukunft und sah ein, dass man sterblich war.

Radditz hatte hier und da mal für so manche Frau mehr empfunden als nur Schwärmerei.

Aber nie Liebe. Wenn dieses Gefühl multipliziert wurde, bis man auf den Grund seiner Selbst ankam und dann alles in Frage stellte, was man bislang für das Wichtigste hielt…unvorstellbar, was für eine Qual musste das sein?! Er konnte nun verstehen, warum Vegeta damals Bulma fortgestoßen hatte.

Wenn man sich bislang selbst für das Wichtigste im Leben hielt, nach seinen eigenen ungebremsten Bedürfnissen lebte und dann einem gezeigt wurde, dass eine andere Person den Sinn seiner Existenz bildete…dass beide dazu bestimmt waren, eine neue Generation zur Welt zu bringen…aber man gleichzeitig nicht wusste, ob die Frau das Gleiche spürte…

Im Gegensatz zu seiner Schwester hatte der Prinz als Erstes diese schmerzhafte Erkenntnis erhalten und da Vegeta nie besonders gut im Umgang mit Emotionen war…seine Reaktion war verständlich.

Radditz, der lange heimlich Vorwürfe gegen Vegetas damalige Tat hegte, verzieh ihm in diesen Moment. Vermutlich hätte er damals so ähnlich gehandelt und wäre ebenfalls geflohen, um es sacken zu lassen.

Angesichts dessen, überdachte er alles und stellte Bulmas Kritik in Frage.

Seiner Meinung nach war Vegeta alles andere als egoistisch. Bulmas Vorwürfe trafen nicht zu.

Wäre er es wahr, würde sie längst in einem Zimmer im Palast hocken, die Krone auf den Kopf, ohne dass jemand auf ihren Einwand hörte.

„Sie liebt dich…“ wiederholte er leise Vegetas Worte, während er versuchte, Bulmas Gefühle zu analysieren. „Deswegen will sie dich nicht teilen. Selbst wenn es nur deine Pflicht ist, so würdest du trotzdem andere Frauen beiliegen. Sie ist eifersüchtig. Natürlich wäre alles einfacher, wenn du kein König wärst. Aber sie kann froh sein, dass du sie nicht zwingst. Wenn wir ihr erklären, warum ein Harem notwendig ist…vielleicht versteht sie es und lenkt ein. Bislang konnte ich sie mit guten Argumenten immer überzeugen.“

Das war doch ein hoffnungsvolles Zeichen. Ermutigend wies er Vegeta darauf hin.

„Es wäre kein Begehren zwischen ihnen und mir und Kinder würden auch nicht entstehen“ holte Vegeta ein weiteres Argument hervor. Die beiden Männer versuchten gemeinsam, gute Begründungen zu finden, um die Blauhaarige zu überzeugen.

Radditz überlegte, was Bulma darauf antworten könnte.

„Dann erscheint der Harem auf den ersten Blick nutzlos, ohne Lust und resultierende Kinder. Warum dann überhaupt, wird sie fragen. Aber ich weiß, dass die Position der Mätresse gerne als Druckmittel genommen wird. Du kannst damit Generäle ehren“ wusste Radditz. „Sie würden hoffen, dass ihre Töchter deine Kinder gebären, ein möglicher Thronfolger. Sie wissen nicht, dass kein Nachwuchs daraus entstehen würden.“

Das war der politische Grund, warum ein Harem für einen König nützlich war. Um sich die Loyalität zu sichern, sowohl von Freunden als auch von Feinden. Denn jene, die gegen Vegeta agierten, müssten ihre Töchter abgeben, um als Druckmittel herzuhalten. Sie wären Geiseln, die bei Rebellion ihrer Väter als erstes hingerichtet würden. Dies wäre eine viel härtere Strafe, als wenn er nur die Rädelsführer bestrafte.

Geiseln…Druckmittel…

Radditz erstarrte, als er plötzlich eine Ahnung bekam, warum Vegeta wirklich auf den Harem bestand.

Ablenkung!

Eine Taktik, die er schon bereits mehrfach unter Vegetas Kommando erlebt hatte. Da gab es so manche Schlacht in ihrer Vergangenheit, wo Vegeta die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, damit Radditz von hinten heimlich angreifen konnte.

„Du willst Bulma unter diesen Frauen verstecken“ erkannte er.

„Wenn man erfährt, wie wichtig sie mir ist, mache ich sie zur Zielscheibe“ bejahte Vegeta tonlos.

Vegeta fürchtete momentan keine inneren Reibungen, seine Macht war gesichert, es gab keine laute Kritik oder offene Opposition. Der Fall von Ratsmitglied Paparika und seiner Familie war jeden immer noch im Gedächtnis verankert.

Niemand wagte es, sich mit Vegeta anzulegen, jedenfalls kein Saiyajin.

Aber er fürchtete seine Feinde außerhalb von Vegeta-Sei, vor allem derjenige, der sich momentan auf den Weg in ihrer Galaxie machte.

Wüsste man von der einen Frau, die bislang als einzige in der Lage wäre, ihm Kinder zu schenken…die einzige Person in seinem Leben, die ihm wichtiger war als sein eigenes…man könnte sie entführen, um ihn unter Druck zu setzen.

Ein Harem verwirrte und lenkte den Blick seiner Feinde vom Wichtigen ab. Würde Vegeta sich dort öfters aufhalten, gäbe es Gerüchte, dass ihm die Königin nicht am Herzen läge. Seine Gegner würden versuchen, ihn über eine der Mätressen zu lenken und damit Bulma ignorieren.

Da Bulma die schwächste Saiyajin auf diesen Planeten war, und sich nicht selbst verteidigen konnte, durfte sie nicht in den Fokus eines Feindes geraten.

Darum beharrte Vegeta darauf, anstatt auf den Harem zu verzichten: er tat es, um Bulma zu beschützen.

„Heilige Scheiße“ murmelte Radditz und ließ sich tiefer in seinem Stuhl sinken. Fassungslos starrte er auf Vegeta, der den Blick zu Boden wandte, die Haltung starr und unbehaglich. Eine leichte Röte auf den hohen Wangenknochen und Ohrenspitzen, die man nur sah, wenn man wie Radditz unbeirrt den Blick darauf hielt.

Radditz verstand die Wahrheit, auch wenn Vegeta es nicht laut aussprach.

Hier ging es nicht um den Schutz einer Gebärerin, um die Sicherung seiner Linie, sonst würde der König nicht so viel Rücksicht auf Bulmas Gefühle nehmen. Sie würden hier NICHT diskutieren, wenn es den einfachen Weg gab, sie mit dem Recht des Königs einzufordern.

Aber Vegeta tat es nicht…weil er sie liebte.

 

Die Anerkennung des Ozarus musste nicht gleich mit den Sarang einhergehen, geschweige denn Liebe.

Nur, weil man körperlich kompatibel war, musste sich man noch nicht lange mögen.

Es gab in der Vergangenheit Fälle, wo Frauen deswegen von königlichen Elitekriegern gegen ihren Willen beansprucht wurden, die dann zwar guten Sex, aber keine gute Beziehung miteinander hatten. Die Elite kümmerte sich nicht um das Wohlergehen der Frauen, sie wollten nur viele Nachkommen zeugen. Ihr Überlebensinstinkt regierte, der ihnen befahl, ihr Erbgut weiterzugeben.

Ob die Frauen glücklich in der gezwungenen Beziehung waren, interessierte sie nicht.

Der Sarang war dagegen ein emotionales Bündnis, schließlich konnten auch homosexuelle Paare und sogar langjährige Kampfpartner den Schwur nutzen und bei denen ging es nicht um Nachkommenschaft.

Vollkommen glücklich waren jene, welche den Sarang an einen Partner schwören konnten, der auch körperlich passte, so wie Bardock und Gine.

Aber Vegeta hatte das Problem, dass er sowohl emotional als auch körperlich an Bulma gebunden war, was sich nicht mit der Bürde des Königs vertrug. Er musste weitsichtig denken und planen.

„Heilige Scheiße“ wiederholte Radditz, der nun Vegetas Problem verstand.

Der arme Kerl war ja völlig zerrissen, weil er so viele Seiten in Betracht ziehen musste.

„Aber warum erklärst du es Bulma nicht so, wie du mir? Wenn ich es verstehe, dann sollte sie es doch auch…“stammelte er.

Vegeta rieb sich frustriert übers Gesicht. „Sie wollte mir nicht zuhören. Sie hält mich für einen Lüstling.“

„Naja und es ist ja nicht das erste Mal, dass du sie enttäuscht und ausnutzt. Da denkt sie halt das Schlimmste von dir“ erinnerte Radditz ihn an all die vergangenen Dispute, angefangen mit dem unrühmlichen Rausschmiss…falls es nicht schon zuvor mehr Fälle gegeben hatte. Schließlich hatte Bulma offenbart, dass sie und Vegeta sich schon seit Jahren kannten.

Radditz konnte nicht so schnell gucken, da schwebte bereits eine geballte Faust bedrohlich vor seiner Nase und erinnerte ihn daran, mit wem er gerade sprach.

„Ich kenne meine Fehler. Ich brauch dich nicht, um mich daran zu erinnern“ knurrte Vegeta ihn an.

Radditz verdrehte die Augen und hob ergebend die Hände, damit Vegeta seine Faust wegnahm. Jener tat es auch, um unruhig durch den kleinen Raum zu marschieren wie ein aggressiver Tiger, den Schweif hinter sich herschwingend.

„Worauf ich hinauswollte…du wirst leicht missverstanden“ versuchte Radditz ihn zu beschwichtigen. „Nicht jeder kennt dich so gut wie ich. Hm, mit Ausnahme von Nappa“ verbesserte er sich.

Vegeta warf ihm einen scharfen Blick zu, der bedeutete, sich mit so einer Behauptung zurückzuhalten.

Doch der Langhaarige grinste nur, sah sich im Recht.

 

Der Einzige, der für Vegeta die Definition eines Freundes entsprach, war Radditz.

Eine Tatsache, die beide nicht laut aussprachen.

Vegeta hatte sich das nicht ausgesucht. Es war so passiert, weil die beiden sich vom Alter und Charakter recht ähnlich waren und viel Zeit auf gemeinsame Mission verbracht hatten. Von Vegetas Teamkameraden war Radditz derjenige, der am längsten an seiner Seite stand. Nappa war ein Sonderfall. Alle anderen Kameraden von Vegetas Elite-Team waren in den Jahren umgekommen.

Beide hatten ihre Jugend miteinander verbracht, auf engsten Raum hockend. Sie waren von Nappa aufgeklärt worden. Vegeta war dabei gewesen, als Radditz sich in einem Bordell eine Frau ausgesucht hatte, um seine Jungfräulichkeit zu verlieren.

Sie hatten Seite an Seite gekämpft und miteinander gerungen. Radditz hatte den Prinzen immer beobachtet, um von ihm zu lernen sowie seinen Vorlieben zu erfahren, damit er ihm besser dienen konnte. Indem er Vegetas Gedanken vorhersah und entsprechend vorbereitet war, verdiente er sich so seinen Respekt. Das war der Grund für Radditz Position als Adjutant.

So wenige Geheimnisse, so viele miteinander verbrachte Erlebnisse…das schweißte zusammen, ob man wollte oder nicht.

Radditz gab damit nicht in der Öffentlichkeit an, im Gegenteil. Er wusste, Vegeta würde ihn für diese Art von Prahlerei verhauen, sobald es an seine Ohren drang.

Was würde ihm einfallen, so etwas zu behaupten? Er, ein Freund von Vegeta? Er sollte seinen Platz kennen, Schwächling, der er war…

Aber gerade, weil er Vegetas Reaktion vorausahnen konnte, bewies es, wie gut Radditz ihn kannte.

Vegeta selbst würde niemals offen zugeben, dass er keine Freunde hatte und ausgerechnet ein Unterklassekrieger dem als nächstes kam.

Beziehungsweise Mittelklassekrieger, immerhin war Radditz nun befördert worden.

 

Vegeta rieb sich frustriert durch die Haare.

„Du verstehst also mein Problem? Ich bin der König der Saiyajins. Der Einzige, der das Volk führen kann. Davon gibt es keine Flucht, das ist mein Leben. WAS ICH BIN! Meine Partnerin ist die wichtigste Entscheidung, die ich treffen muss. Wenn ich diese Person erwähle, muss ich hundertprozentig sicher sein, denn eine Trennung gibt es nicht. Bulma liebt mich und sie ist meine perfekte Partnerin. Ich habe keine Zweifel mit meiner Wahl. Aber SIE weigert sich, mich zu unterstützen. Sie sieht nicht ein, warum ich tue, was ich tun muss. Dass ich mich vor ihr rechtfertigen muss…. Wenn hier einer selbstbezogen ist, dann SIE!“ beschwerte er sich. „Ich könnte sie zwingen, aber ich tu es nicht. Auf diese Weise würde nichts Gutes für unsere Zukunft herauskommen. Aber sie sagt, dass sie mich liebt und mich trotzdem ablehnt. Wie kann sie das sagen, angesichts unserer Instinkte? Sie muss es doch auch fühlen? Sie ist so…so verstockt…ahhh “ er strubbelte sich verärgert durch den Haarschopf.

Vegeta verstand nicht, wie Bulma sich diesen Gefühlen verschließen konnte.

Er hatte aufgegeben sich selbst zu belügen und es akzeptiert.

Warum tat sie nicht das Gleiche?

Radditz nickte zustimmend. Seine Finger trommelten nachdenklich auf der Tischplatte.

Auch wenn es amüsant war, zum ersten Mal zu erleben, wie Vegeta von einer Frau abgelehnt wurde, so war die Sache zu ernst, um darüber zu lachen.

Radditz, als königstreuer Lakai, dachte ebenfalls an die Zukunft und welche Probleme Bulmas Weigerung mit sich brachten. Er wollte, dass die Saiyajins auch weiterhin treu hinter Vegeta standen.

Er war der König, der die raubeinige Rasse zusammenhielt. Solange er das tat, herrschte untereinander Frieden. Aber ohne Partnerin, ohne Kinder als Sicherheit, würde das nicht lange dauern.

Nun, wo er erfahren hatte, dass Bulma auch körperlich die beste Partnerin für Vegeta war, hatte sich die Lage noch zugespitzt.

„Vielleicht ist das der Punkt“ murmelte er leise.

Vegeta hielt dabei inne seine Haare zu malträtieren und sah ihn hilfesuchend an.

„Bulma war nie eine Saiyajin, die viel auf unseren Instinkt gibt. Du kennst sie. Sie denkt immer sehr kopfbezogen, mehr rational“ fuhr Radditz aus. „Klar hat sie ihre emotionalen Ausbrüche, aber verglichen mit anderen Saiyajins…ihre Interessen liegen woanders.“

„Ja, aber dann sollte sie doch meine Argumente für einen Harem verstehen…“ wandte Vegeta ein. Müde geworden, setzte er sich zu Radditz an den Tisch und ließ sich auf einen Stuhl sinken.

„Hm, das ist die andere Sache“ Radditz rieb sich übers Kinn. „Gute Argumente, aber damit eine Frau überzeugen…klappt meiner Erfahrung nicht immer. Siehst ja an euren Streit. Ihr habt auch eine komische Beziehung zueinander. Sie kennt dich als Vegeta und nicht als Prinz Vegeta. Sie ist nicht in unserer Gesellschaft aufgewachsen, wo einem automatisch der Respekt vor dem Königshaus eingebläut wird. Darum gibt sie dir immer Widerworte, wie sie es gewöhnt ist. Und du gießt mit deinem Verhalten auch nur Öl ins Feuer. Eure Kommunikation ist total verkorkst.“

Unverständlich starrte Vegeta ihn an und wartete auf eine detaillierte Erklärung.

Radditz rieb sich über den Nacken, während er versuchte, seine Gedanken in Worte zu fassen.

„Du warst immer sehr stolz auf deine Position als Prinz. Das muss dich sehr beschäftigt haben, wenn man bedenkt, wie oft du es gesagt hast“ beschrieb er höflich Vegetas Verhalten.

Was er eigentlich sagen wollte: du bist ein eitler Sack!

Aber wie erwähnt: Radditz konnte Vegetas Reaktionen gut vorhersehen und wollte sich nicht die Nase brechen lassen, darum blieb er höflich.

 

Vegeta, Prinz der Saiyajin.

Das war Vegetas häufig genutzte Vorstellung seiner selbst gewesen, hervorgetragen mit stolzem Ton und hervorgereckten Kinn.

Schont als kleines Kind, kaum sein Tatakai gewonnen, wie er in seinen Umhang herummarschierte und sich vor anderen aufbaute, obwohl nur einen halben Meter groß…

Ich bin Vegeta, Prinz der Saiyajin!

Obwohl der Name „Vegeta“ bereits selbst die königliche Linie des Namensträgers offenbarte, hatte Vegeta immer zusätzlich seinen Titel genutzt.

Im Bewusstsein der Saiyajins gab es sowieso nur einen Prinzen, da Prinz Tarble aufgrund seiner Verbannung fast vergessen war. Für sie war die betonte Nennung seines Titels eigentlich unnötig und dennoch bestand Vegeta darauf. Er war kein gewöhnlicher Elitekrieger, er war einzigartig.

Er war der Prinz, der Thronfolger, der Leitstern ihrer Rasse!

Daran hatte sich heute nichts geändert, auch wenn es nun „König“ hieß.

Es definierte Vegeta. Sein Stolz, sein Hochmut, der größer war als bei andere Stammesangehörigen, resultierte daraus.

„Du tendierst dazu, jeden als unwürdig zu behandeln. JEDEN! Sogar Bulma, von der du sagst, sie wäre die Einzige, die du als Partnerin akzeptiert. Klar, ich sehen, dass du ihren Willen respektierst, aber anderseits beschwerst du dich, dass sie dir nicht gehorcht. Das sind diese zwei Seiten, die sich widersprechen…du musst dich nicht wundern, wenn Bulma sich nicht für voll genommen fühlt“ fuhr Radditz fort.

Unbehaglich rieb sich Vegeta über den Nacken. „Ja, aber…gut, ich komme nicht aus meiner Haut. Aber das kann doch nicht der Grund sein? Warum kommt sie dann mit diesem verdammten Liebesgeständnis und nutzt das als Vorwurf?“ Vegeta ließ den Kopf hängen. „Weiber!“ entfuhr es ihm empört und resignierend.

Radditz verzog nachdenklich die Stirn. „Bulma meinte vermutlich, dass sie DICH liebt, als Person, aber nicht als König“ versuchte er es zu erklären, woraufhin er aber nur unverständlich angesehen wurde.

„Wie trennt sie das?“ war Vegetas Frage.

Für ihn war beides unzertrennlich verbunden. Vegeta und der Thron, der Krieger und Anführer der Saiyajins, alles eine Einheit. Alles er!

Radditz zuckte die Schultern, er verstand es auch nicht, das ging über seinen Verstand. So empathisch war er nicht. Selbst wenn sie so nebeneinandersaßen, wusste Radditz immer, dass er neben dem König saß und nicht einen gleichgestellten Kameraden. Es herrschte eine unsichtbare Wand, die ein privates, inniges Verhalten unterband.

Normalerweise redeten sie nie viel über Persönliches; das heute war eine Ausnahme. Vegeta tat es nur aus Verzweiflung, denn wen sollte er sonst fragen?

Vegeta besaß keine Freunde. Es gab keinen, der auf der gleichen Stufe war. Keinen, den er als ebenbürtig anerkannte. Der einzig Ähnliche war sein Vater, der ehemalige König, gewesen.

Aber ein Vater war kein Ersatz für einen Freund.

Es gab nur eine kleine Ausnahme:  Bulma hatte Vegeta als Veg kennen gelernt, als herrischen Jungen, ohne Ahnung von seinem Titel zu haben. Das erklärte vermutlich ihren mangelnden Respekt vor dem Könighaus.

Darum traute sie sich mehr heraus.

Sie hatte ohne Scham geradeheraus erklärt, dass sie ihn liebte und ihr Herz offenbarte.

Wie das ein Saiyajin machen konnte, verstand Radditz nicht.

Wie man Vegeta lieben konnte, ebenfalls nicht.

Beide Männer starrten stumm in den Raum; wussten nicht mehr weiter. Es fühlte sich an, als würden sie sich im Kreis drehen und alles zerdenken.

Vegeta wünschte sich Antworten und eine Entscheidung.

Radditz wünschte sich ein Bier.

Wirklich, dieses ganze Gequatsche ohne einen Tropfen Alkohol war doch nicht zum Aushalten!

 

Vegeta ließ sich alles noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen.

Bulma hatte ihn vor Tagen eiskalt überrascht mit ihren Vorwürfen: sie war bereits in Kampfbereitschaft gewesen, während er aus einen Serotoningetränkten, wohligen Lustschlaf erwacht war. Dann von so einem Gekeife geweckt zu werden, hatte ihn überfordert.

Ihre einprasselnden Worte hatten ihn verärgert und verängstigt, so dass er nicht fähig gewesen war, einen klaren Gedanken zu fassen. Als Folge hatten sie nebeneinander, statt miteinander gesprochen.

Es war kein Gespräch gewesen. Nicht so, wie er es jetzt gerade mit Radditz tat, ruhig und isoliert…er musste widerwillig zugeben, dass der Ältere ihm heute eine Hilfe gewesen war, seinen Gefühlstumult zu ordnen und die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Das Wichtigste dabei war, dass er Bulmas Ablehnung nicht mehr persönlich sah. Sie liebte ihn, aber nicht seinen Titel. Das war sogar schön, denn bei seinen Bettpartnerinnen in der Vergangenheit war es umgekehrt gewesen. Es tröstete ihn, dass Bulma nur Probleme mit der Position der Königin hatte, weniger mit ihm.

Es herrschten Kommunikationsschwierigkeiten zwischen ihnen, wie es Radditz aufgezeigt hatte.

Vegeta erkannte, dass er dazu neigte, Befehle zu erteilen ohne sich um die Meinungen anderer zu kümmern und gewisse Vorurteile besaß. Je mehr er sich an den Streit erinnert, desto deutlicher wurde es.

Er hatte damit gerechnet, dass sein Angebot, der Reichtum, die Freiheit sowie ihre feste Partnerschaft, Bulma einwilligen lassen würde. Aber das, was er darunter verstand, hatte für sie eine andere Bedeutung.

Er hatte schon oft den Fehler gemacht und Bulmas Sehnsüchte falsch verstanden.

Er war sich seiner Sache zu sicher gewesen und wenn Freezer ihn eines gelehrt hatte, dann, sich gar nichts mehr sicher zu sein. Er war nicht der Stärkste des Universums, was konnte also noch alles falsch sein?

Nicht alle Frauen wollten zum Beispiel Königin werden.

Wenn er wollte, dass ihre Beziehung klappte, musste er Kompromisse eingehen und einen Handel abschließen. Aber das würde nur funktionieren, wenn er erfuhr, warum sie gegen die Stellung der Königin war.

Warum hatte sie an den Privilegien kein Interesse?

Was wollte sie stattdessen?

Wenn er das erfuhr, war er schon mal ein großes Stück weitergekommen.

Aber das bedeutete…

„Ich muss mit Bulma reden“ sprach er den Gedanken laut aus. Seine Stimme klang entschlossen, aber unmotiviert. Selbst wenn er jetzt wusste, was er zu sagen hatte, war er unsicher, ob es auch klappen würde. Die blauhaarige Frau war die Einzige, die ihn aus dem Takt brachte. Sonst hatte er nie Probleme, seine Pläne durchzusetzen, aber sie drehte ihm die Worte im Munde um.

Radditz stöhnte auf, gab ihm aber Recht. Trotzdem war er froh, nicht in dieser Scheiße zu stecken.

„Je schneller, desto besser“ murmelte er nur. „Du willst doch in ein paar Tagen los, oder? Ich glaub nicht, dass ein Wunder geschieht und sie bis dahin einwilligt. Eine Krönung in diesem Monat kannst du vergessen.“

„Erstmal will ich dieses Missverständnis lösen, dann bin ich schon einen Schritt weiter. Wenn ich sie dazu bringe, das Ganze zu überdenke…ich werde ihr etwas Zeit geben, die paar Monate, in denen ich eh weg bin. Bei meiner Rückkehr hat sie vielleicht ihre Meinung geändert“ erklärte Vegeta seinen Plan.

Radditz brummte zustimmend. Er sah kein Problem in diesem Plan, solange…

„Solange sie dir zuhört“ war nur sein einziger Einwand. „Wenn sie sich immer noch krank meldet…“

„Sie herzulocken, wird kein Problem sein. Sie zu überzeugen, das wird schwierig. Aber ich habe noch ein Ass im Ärmel“ Vegeta stand auf und marschierte zur Tür.

„Ach ja, was denn?“ fragte Radditz neugierig mit hochgezogener Augenbraue.

Vegeta erklärte ihm jetzt hoffentlich nicht, was für ein wundervoller Liebhaber er wäre, der jeder Frau den Kopf verdrehte!

Denn wenn ja, könnte sich Radditz nicht beherrschen und würde ihn auslachen, komme, was wolle.

Vegeta sah über die Schulter zu Radditz. „Wir hatten Sex. Sie könnte schwanger sein.“

Mit diesen Worten verschwand er und ließ einen erstarrten Radditz zurück, der anfing sich zu fürchten.

Natürlich, daran hatte er nicht gedacht, aber…Könnte das möglich sein?

Zuerst Kakarott, nun Bulma…sollte das heißen, seine jüngeren Geschwister pflanzten sich schneller fort als er?

 

Vegeta war ein ungeduldiger Mann: wenn er einen Entschluss gefasst hatte, zögerte er nicht.

Kaum hatte er seine Gemächer aufgesucht und war damit unbeobachtet, wählte er über Scouter Bulmas Nummer an.

„Wir müssen reden! Sofort!“ befahl er, kaum dass er ihren Atem hörte.

„Leck mich“ zischte sie.

Vegeta lächelte wölfisch. „Das ließe sich danach auch einrichten.“

Am anderen Ende der Leitung hörte er ihr ersticktes Krächzen.

„Ich bin krank. Ich gehe nirgendwohin“ versuchte sie mit schwacher Stimme ihn weiszumachen.

„Hmm, ich habe hier gerade die Proklamation vorliegen, mit den Namen der zukünftigen Königin drauf. Soll ich sie veröffentlichen, damit jeder Saiyajin ihn kennt?“ log er.

„Erpressung? Du weißt, es bringst nichts. Ich sag Nein dazu“ entgegnete sie empört.

„Ja, das weiß ich, aber viele werden denken, an der Sache wäre was dran. Deine Eltern werden bestimmt sehr stolz auf dich sein. Jeder wird dich beglückwünschen wollen“ bluffte er.

Einige Sekunden Stille.

Vegeta lächelte zufrieden aufgrund seines Schachzugs. Er wusste, dass Bulma nicht wollte, dass ihre Familie oder die Bevölkerung von Vegetas Plan erfuhren. Wenn erst mal alles einen offiziellen Anstrich hatte, würde der Druck auf Bulma steigen, seinen Antrag zuzustimmen.

Die sture Frau wusste, dass sie sich dagegen wehren konnte, aber es wäre zeitaufwendig, ständig das Gerücht zu dementieren.

„Nein!“ widersprach sie überraschend. „Das wird zwar scheißnervig sein und ich hasse diese Aufmerksamkeit, aber damit lockst du mich nicht.“

Vegetas Miene verfinsterte sich.

„Es gibt da eine Sache, die wir dringend bereden müssen. Entweder hörst du auf dich so kindisch zu benehmen und kommst freiwillig oder ich zehre dich persönlich in den Thronsaal“ knurrte er.

Letztendlich musste er also doch auf eine simple Drohung zurückgreifen.

Wieder einige Sekunden Stille.

„Ich hab viel zu tun“ hörte er sie sprechen, aber in einem resignierenden Klang.

„Es wird nicht lange dauern“ motivierte er sie.

Er hoffte auf eine schnelle Einigung.

Wenn nicht, würde er sie an diesen Knackpunkt erinnern: Sie könnte mit seinem Kind gesegnet sein.

Aber diesen Gedanken sprach er nicht aus, es würde sie vorwarnen. Erst wollte er probieren, sie sich zu locken und es mit einem rationalen, ruhigen Gespräch versuchen, wie es Radditz vorgeschlagen hatte. Wenn das nicht funktionierte, würde er dieses Ass ausspielen, um Bulma festzunageln.

„Das ist egal, es passt trotzdem nicht. Ich helfe gerade meine Mutter. Sie verlässt sich auf mich.“

„Dann Morgen“ schlug er vor.

„Da hab ich bereits einen Termin. Ich wird den ganzen Tag beim Kochen helfen.“

„Übermorgen!“ schlug er vor, allmählich genervt.

„Dann findet der Termin statt, weshalb ich so viel kochen muss. Der Tag danach, früher geht nicht“ verhandelte Bulma. „Und dass nur an einen Ort, wo uns niemand sieht. Nicht im Palast und nicht bei mir.“

Vegeta strich sich nachdenklich übers Kinn, auf der gedanklichen Suche nach einem guten Ort.

Zuerst kam ihn der Wald und der See im Sinn, wo sie sich früher getroffen hatte. Zu diesem Ort gab es viele nostalgische Erinnerungen, das würde helfen, um Bulma zu entspannen.

Aber von oben war es einsehbar und die Hütte ihrer Eltern stand in der Nähe.

Aufgrund Vegetas hohem Powerlevel schlug ein Scouter sehr viel schneller aus; man könnte sie dadurch entdecken. Besser wäre ein Platz in Palast oder Stadtnähe, weil aufgrund der vielen Powerlevel dort die Scouter irritiert wurden.

„Unter dem Palast…die Schlucht“ sagte er langsam.

„Jaaa?“ fragte sie misstrauisch.

 „Dort, im Schatten, am Hauptfelsen, gibt es einen Vorsprung. Ein alter Balkon, wo niemand hinkommt. Dort wird uns niemand sehen.“

„Einverstanden“ überraschend schnell schlug sie ein. Bevor Vegeta aber noch ein weiteres Wort sagen konnte, legte sie abrupt auf.

Er seufzte auf, da es so aussah, als wäre sie immer noch verärgert.

In drei Tagen also…wie auf jeden Kampf musste er sich auch hier vorbereiten.

Dieses Mal würde ihn Bulma nicht von hinten überraschen.

Nein, er würde es sein.

 

 

Zwei Tage später…

Nachdem alle angepackt und hart gearbeitet hatten, war es möglich, die für Chi-Chi gewünschte Feier auszurichten. Genau rechtzeitig, denn tatsächlich sollte Kakarott in wenigen Tagen losfliegen und erst in sieben Monaten wiederkommen. Bis dahin wäre sein Sohn auf der Welt.

Im kahlen Wald, auf einer Wiese, hatten sich die Gäste versammelt.

Mit Baumstämmen als Bänke und herbeigeschleppten Tischen müsste niemand auf dem kahlen Boden sitzen. Auf einer Reihe von Lagerfeuern, quer verteilt, brutzelte Fleisch und verbreiteten einen Wohlgeruch, bei denen die Mägen der Gäste hungrig knurrten.

Mehrere Fässer mit Bier waren aufgestellt, auf den Tischen stapelten sich die Speisen.

Kakarott trug zum feierlichen Anlass ein rotes Hemd und eine farblich passende Hose, darüber einen langärmeligen, offenen Mantel in schwarz, genannt Haori. Er wirkte darin reifer und strahlte einen feierlichen Ernst aus.

Chi-Chi war ebenfalls in der Glücksfarbe Rot gekleidet, ein hochgeschlossenes, langärmeliges Kleid. Um ihren Hals lag eine schwarze Perlenkette, ihre Haare waren hochgeflochten und wurden mit goldenen Haarnadeln festgehalten. Die Schwangerschaft stand ihr gut, ihre Haut strahlte, die Form war weiblich gerundet. Kakarott konnte kaum den Blick von ihr abwenden. Stets stand er beschützend an ihrer Seite, während sie mit den Gästen sprachen.

Kurz bevor das Essen fertig war, sah sich das Paar in die Augen und nickten.

Der Moment war gekommen, beide waren ohne Zweifel.

Sie verließen für einen kurzen Augenblick die Gäste, um in stiller Einsamkeit ihren Schwur auszutauschen. Sie planten, dies an dem Ort zu tun, an dem sie damals zusammengekommen waren.

Während des Wartens stand Bulma in der Nähe eines Lagerfeuers, um sich zu wärmen. Sie trug einen langen, schwarzen Mantel mit Pelzkragen und Goldstickerei. In ihrer Hand hielt sie einen Becher mit warmen Wein und Gewürzen, von dem sie aber nur nippte. Das Getränk wärmte sie zwar innerlich, aber auf leeren Magen haute es auch ganz schön rein.

Ihr Vater und Radditz gesellten sich zu ihr. Beide hatten sich zum Anlass ebenfalls etwas in Schale geworfen: zu ihren langen, schwarzen Hosen trugen sie ebenfalls schwarze Haori, darunter sah man ihre polierten Brustpanzer. Beide sahen hungrig und ungeduldig auf das Buffet, an dem sie erst dann rankommen durften, wenn das Paar zurückkam.

Bulma schmunzelte belustigt, weil die zwei Männer immer wieder unruhig in den Wald schauten.

„Es würde schneller gehen, wenn Chi-Chi und Kakarott in unserer Anwesenheit geschworen hätten“ sprach sie. „Oder ist das verboten?“ fragte sie an ihren Vater gewandt.

Jener zuckte zusammen bei der Vorstellung, als Zeuge dabei zu sein.

„Es ist nicht verboten“ brummte er. „Aber es wäre verdammt peinlich, wenn andere dabei zuhören. Darum macht das kein Saiyajin“ erklärte er errötend.

Bulma blinzelte ihn verständnislos, aber Radditz kapierte es schneller.

„Oh, so kitschig?“ fragte er grinsend.

Bardock blickte stumm zur Seite, aber das war Antwort genug.

 

In der Öffentlichkeit seine Gefühle zu zeigen, war bei den Saiyajins verpönt.

Pärchen küssten sich nicht, umarmten sich nicht, sahen sich nicht verliebt an, hielten noch nicht mal Händchen.

Es bedeutete nicht, dass sie keine zärtlichen Gesten kannten, aber es blieb Privatsache. Was in den heimischen, geschützten vier Wänden gemacht wurde, ging niemanden etwas an. In purer Zweisamkeit konnte sogar ein rauer Saiyajin romantisch sei, kuscheln und säuseln, aber das würde er niemals zugeben.

Es ging darum, sein Gesicht als unbarmherziger Krieger zu wahren.

Es galt das Vorurteil, dass Gefühle etwas für Schwächlinge waren.

Der wahre Hintergrund für dieses Verhalten lag aber darin, ihrem Umfeld nicht ihren Schwachpunkt zu zeigen; seien es ihre Partnerin oder die gemeinsamen Kinder.

Ein erfahrener Krieger, der oft genug das Schlachtfeld erlebt hatte, wusste, dass man seinen Schwachpunkt nicht entblößte. Das würden Gegner nur ausnutzen, eine normale Taktik in jedem Kampf.

Darum trug man seinen Schweif in der Öffentlichkeit auch stets fest um die Taille geschlungen.

Da die Saiyajins auch Konkurrenten waren, die gegeneinander antraten, wurde dieses Schutzverhalten sogar untereinander angewandt.

Kein kluger Saiyajin wollte einem unbekannten Feind zeigen, wie man ihn am besten treffen könnte, nämlich indem man sein Herzallerliebtes stahl oder verletzte. Sogar Sarang-Partner verzichteten auf so ein Gebaren in der Öffentlichkeit, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: es könnte sich ein fremder Saiyajin provoziert fühlen und den schwächeren Partner attackieren.

Das führte dazu, dass Saiyajins ihre Vorlieben schützten, indem sie sie verbargen. Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit und dazu galten auch Liebesschwüre, waren unüblich.

Ein Saiyajin, der mit dieser unausgesprochenen Regel aufwuchs, war nicht in der Lage, sich dem zu widersetzen; es fiel ihm schwer. Selbst wenn seine Partnerin mutiger wäre und nur Händchenhalten wollte, so würde er sofort zurückweichen, die ausgestreckte Hand abwehren und schamrot werden, weil er keine Schwäche zeigen wollte.

Die einzige Ausnahme waren alte, grauhaarige Saiyajins. Jene hatten in ihrem Alter nichts mehr zu befürchten. Im hohen Alter durfte man sich so eine Torheit gönnen; schließlich befanden sie sich nicht mehr in der Gefahr, Rivalen abzuwehren. Sie besaßen das Privileg, sich so peinlich benehmen zu können, wie sie wollten und durften ihr hohes Alter als Ausreden nutzen.

Für die Jüngeren galt so ein Benehmen aber als unziemlich.

 

„Vor Zuschauern diese Worte zu sagen…wie peinlich“ stöhnte Bardock, der sich an seinen eigenen großen Tag erinnerte. Niemals hätte er Publikum zugelassen. Diese Worte auszusprechen, während nur Gine ihn ansah, war schon schwer gewesen.

Saiyajins waren es nicht gewöhnt, romantische Reden zu schwingen, vor allem nicht in der Öffentlichkeit, wo man ihn anstarrte.

„Kakarott hätte damit vielleicht kein Problem. Aber Chi-Chi würde sich unbehaglich fühlen“ analysierte er. „Ohne Stottern könnte sie es nicht aufsagen, wenn überhaupt.“

Radditz nickte zustimmend, sowohl wegen Chi-Chis Benehmen als auch zu Bardocks Standpunkt. Wenn die Sarang-Worte tatsächlich so kitschig waren, würde er das auch nicht in Gegenwart anderer Saiyajins sagen.

Nicht, dass es momentan jemand gäbe.

Aber in Anbetracht der Lage, mit einem nahenden Feind und dem drohenden Tod, musste ein Mann sich fragen, was er im Falle seines Todes hinterließ. Abgesehen von seinem materiellen Besitz, hatte Radditz nichts.

Radditz war so weit ehrlich, dass er den Fehler bei sich sah. Die letzten Jahre war er nie ernsthaft auf der Suche gewesen, hatte stattdessen sein Leben mit Affären genossen und Spaß gehabt mit willigen Frauen und Männer.

Dadurch wusste er aber auch, was seine sexuellen Vorlieben waren, zum Beispiel bevorzugte er Frauen.

Er war ruhiger geworden. Der Saiyajin hatte genug ausprobiert und sich selbst dabei kennengelernt, wie es all seine Altersgenossen taten. Radditz hatte sich ausgetobt, es hatte Spaß gemacht, aber nun war Schluss.

Dumm nur, wenn man nun einen Ruf als Aufreißer weghatte und niemand ihm glaubte.

Aber wie sollte man sonst die richtige Frau finden, wenn man nicht überall suchte?

Aus Gewohnheit ließ Radditz seinen Blick über die Gäste fahren, auf der Suche nach Single-Frauen.

Chi-Chi hatte ein paar Freundinnen eingeladen und darunter war ein Gesicht, welches er kannte: Laucha, die junge Frau, die in Bulmas Laden arbeitete. Sie befand sich im Gespräch, ihre Wangen waren durch den kalten Wind aufreizend gerötet.

Ihr freundliches, fürsorgliches Wesen hatte für Radditz etwas Mütterliches, was er jetzt, nach seinem Sinneswandel, besonders anziehend fand.

Aber…er warf einen schnellen Blick nach unten, ob seine kleine Schwester ihn beobachtete…sie war ja tabu, Bulma hatte es verboten…schade.

Anderseits würde Radditz in wenigen Tagen aufbrechen und erst in sieben Monaten zurückkehren…falls er es überhaupt schaffte und nicht mittendrin umkam…da sollte sich ein Mann doch was gönnen dürfen.

Selbst wenn Bulma es erfuhr, hätte er monatelang Ruhe, in denen sich ihr Zorn abkühlen konnte.

Allerdings gab es da noch ihre Schwester Leeka, die sich erst gestern bei ihm gemeldet hatte, um zu wissen, ob und wann er losfliegen würde und ob man sich nicht vorher treffen sollte. Die Kriegerin mit dem scharfen Körper und dem anrüchigen Lächeln lockte ebenfalls.

Angesichts der geringen Zeitfrist musste sich Radditz entscheiden, welche Frau er haben wollte: die süße, jüngere Laucha oder die ältere, sexy Leeka.

Radditz war einiges, aber er war kein Mistkerl, der zeitgleich mit zwei Schwestern heimlich rummachte…es wäre natürlich was anderes, wenn sie es wüssten und damit einverstanden wäre…hm, das war schon eine geile Fantasie…

Von seinen lüsternen Gedanken abgelenkt, bemerkte Radditz nicht, wie der Mittelpunkt der Party wiederkam. Erst als Bardock „Na endlich“ knurrte, sah er das frisch vermählte Pärchen ankommen.

Sie hielten Händchen, die Wangen aufgeregt gerötet, ein liebevolles Strahlen in den Augen.

„Na, da kann das Festmahl ja beginnen“ freute sich Bardock laut, der als erstes auf das Paar zumarschierte, um ihnen zu gratulieren und sich anschließend aufs Buffet zu stürzen.

Sie feierten bis zum Abend. Als die Feuer runterbrannten, war der letzte Krümel verputzt und der letzte Tropfen getrunken. Gemeinsam räumten sie noch auf und verabschiedeten sich dann.

Alle Anwesenden waren sich einig, welch gute Idee diese kleine Feier gewesen war, denn schon bald würden sie sich für lange Zeit nicht mehr sehen.

 

Am nächsten Tag flog Bulma zu dem mit Vegeta besprochenen Ort.

Als er von einem versteckten Balkon unter den Klippen, am Fuße des Palastes gesprochen hatte, war ihr sofort klar gewesen, wovon er sprach. Sie hatte diesen Balkon schließlich schon mal besucht, als die Leiche von Palantay, dem toten Archivar, dort verbrannt wurde.

Da sie wusste, was für ein eisiger, scharfer Wind dort pfiff, hatte sie sich warm angezogen.

Vegeta erwartete sie dort bereits. Zwar versteckt im Schatten der Felsen, wo er beinahe unsichtbar war, aber aufgrund seiner starken Aura konnte sie ihn auch ohne Scouter aufspüren.

Sie war daher nicht im Geringsten verängstigt oder überrascht, als er sich bei ihrer Ankunft aus der Dunkelheit schälte und vor ihr aufbaute.

Beide starrten sich schweigend an. Bulma fühlte sich unter diesen raubtierartigen Blicken schutzlos. Zwar war die Balkonbalustrade in ihrem Rücken, aber niemals könnte sie sich schnell genug runterstürzen und wegfliegen. Vegeta würde ihre Fluchtroute schneller abschneiden und sie aufhalten.

Die Wut, die sie bislang auf ihn verspürt hatte, war aufgrund der tagelangen Pause weniger geworden. Diese Zeitspanne hatte gereicht, um ihr Temperament abzukühlen.

In dieser Stimmung war sie bereit, seine Erklärungen zuzuhören, aber wenn diese nicht ihre Zustimmung fanden, würde sie trotzdem verschwinden.

Vegeta schien es ähnlich zu gehen, denn anstatt sie verbal anzugreifen, blieb er erstmal ruhig und schätze die Lage ein, bevor er voreilig reagierte.

Sein Blick war streng. Wie üblich waren seine Augenbrauen missfällig zusammengezogen, wodurch sich eine starke Zornesfalte dazwischen bildete. Sein Mund war verkniffen und dadurch schmal, die Arme vor der Brust gekreuzt. Sein roter Umhang flatterte im heftigen Wind gegen seine Beine.

Bulma ärgerte sich über sich selbst, dass sie ihren Blick nicht von ihm lassen konnte und gleichzeitig ihr Herz schneller schlug.

Wie sollte sie sich gegen Vegeta wehren, wenn allein sein Anblick sie aus der Bahn schlug?

Doch zu ihrem Glück verspürte Vegeta denselben Nachteil, auch wenn dieser es nicht zeigte.

Weil Bulma ihn immer noch schweigend, aber vorwurfsvoll anstarrte, räusperte er sich und fing als erstes an zu sprechen.

„Ich habe nachgedacht“ fing er an. „Ich habe zu viele Dinge veranlasst, ohne dich zu fragen. Ich wusste nicht…“ er verstummte, suchte sichtbar nach den richtigen Worten und beschloss es mit Ehrlichkeit.

„Bulma, ich brauche dich“ sagte er und ärgerte sich selbst über den flehenden Unterton dabei.

Bulma blinzelte überrascht, verspürte einen sehnsüchtigen Stich im Herzen, aber schnell wurde sie wieder misstrauisch.

„Jemanden zu brauchen ist nicht das Gleiche wie jemanden zu lieben“ sprach sie süffisant grinsend.

„Hör auf, an meinen Gefühlen für dich zu zweifeln“ knurrte Vegeta verletzt. „Aber wenn ich dir jetzt das sagen, was du hören willst, würdest du mir glauben? Oder würdest du mir vorwerfen, dich zu manipulieren?“

Bulma zuckte zusammen; überrascht davon, wie gut er sie durchschaut hatte.

Vegeta sah sie verbittert an und nun fühlte sie sich plötzlich schuldig.

Als wäre sie es, die mit seinen Gefühlen spielte.

Sie verstand, was er sagen wollte: Nur weil sie es als Einzige laut ausgesprochen hatte, sollte sie nicht glauben, dass er nicht das Gleiche fühlte.

Aber er war ein Saiyajin, ein Krieger; dazu erzogen, seine Gefühle nicht zu zeigen.

Bulma erinnerte sich an eine Lektion, die Gine ihr vor Jahren beigebracht hatte: über die grimmige Maske der Saiyajins und dass ihre Taten oft mehr zählten als ihre Worte.

Sie kannte Vegeta lange genug, um zu wissen, dass er nach diesem Motto agierte.

Wie oft hatte er ihr geholfen, trotz widersprüchlicher, harscher Worte?

Unbehaglich rieb sich Bulma über ihre Arme.

Sie leckte sich nervös über die Lippen, bevor sie vorsichtig fragte, was er nun zu tun gedenke.

„Du willst also immer noch nicht meine Königin werden?“ fragte er verdrossen. „Sag mir, was ich tun muss, damit du einwilligst.“

Bulma war verwundert von dieser Anfrage.

Sie wusste nicht, dass man darüber verhandeln konnte?

„Ähm, kein Harem?!“ sagte sie in vorsichtiger, von Misstrauen geprägter Stimme, ob er diesen Einwand akzeptieren würde.

„Gut, was noch?“ Vegeta war wegen diesem Punkt vorbereitet. Wenn das der Hauptgrund für Bulmas Ablehnung war, dann würde er darauf verzichten. Letztendlich sprach nicht viel dafür. Er könnte Bulma auch auf andere Art und Weise schützen, wie durch eine Leibgarde.

Aber er fragte nach weiteren Aspekten für ihre Weigerung. Das konnte noch nicht alles gewesen sein.

Bulmas Mund war fassungslos geöffnet.

Kein Harem!? Ach, auf einmal war das kein Problem?!

Sie räusperte sich und holte eiligst das nächste Totschlagargument raus.

„Hm, was wäre mit meiner Firma? Als Königin dürfte ich die nicht mehr behalten. Oder würdest du sie dir einverleiben?“

„Es wäre dein Besitz. Nur du kannst darüber bestimmen. Wenn du dort täglich ein paar Stunden arbeiten willst, kannst du dir deine Zeit dafür einteilen. Viele Saiyajins verlassen sich auf deinen Service; er würde ihnen fehlen. Aber du solltest überlegen, ob du nicht geeignete Saiyajins ausbildest, die dann für dich arbeiten. Schließlich hättest du als Königin auch Zugriff zu unseren wenigen Ingenieuren. Du kannst damit dein Unternehmen sogar ausbauen“ erklärte Vegeta mit listigem Lächeln. Er sah, wie es in Bulmas blauen Augen berechnend aufleuchtete.

Denn nun schien sie zu erkennen, welche Ressourcen in ihrer Reichweite waren wie die technischen Mitglieder der Armee, die Raumschiffe, Handelsrouten, Kontakte zu Diplomaten…an Gold und Geschmeide hatte sie kein Interesse, aber wie war es mit modernster Technik und der Freiheit zu reisen?

Sollte sich ein Saiyajin beschweren, dass die Königin zu viel Zeit mit ihren Erfindungen verbrachte, anstatt Krieger anzuführen, könnte Vegeta ihn damit überzeugen, dass diese Erfindungen das Leben ihres Volkes direkt erleichterten. Es gab genug Generäle und den König selbst, die kämpfen konnten, was brauchte man dazu die Königin?

Der Vorteil war, das Bulma damit nie in ein gefährliches Kampfgeschehen reingezogen wurde, wo sie sich mit ihrem niedrigen Powerlevel nicht wehren konnte.

Bulma kaute nachdenklich auf ihrer Lippe.

Vegeta hatte einfach die beiden größten Knackpunkte ihrer Wiederstandes aufgebrochen.

Er wusste, dass sie ihn liebte. Damit schien nichts mehr gegen eine feste Partnerschaft zu sprechen.

Außer…

„Was wäre mit meinen Kindern? Wie siehst du ihre Zukunft?“ fragte sie.

„Wie siehst DU ihre Zukunft?“ gab er ihre Frage zurück. Bevor Vegeta den Fehler machte und etwas Falsches sagte, wollte er lieber Bulmas Gedanken hören.

Darauf zu reagieren, war einfacher, als sich später zu verteidigen, sollte er etwas Falsches sagen.

„Hm, nun…äh“ Bulma stutzte, suchte nach den richtigen Worten. Ehrlich gesagt, hatte sie sich darüber keine großen Gedanken gemacht. Bislang war sie wegen den Hauptpunkten „Harem“ und „Fortbestand ihrer Firma“ für weitere Zukunftspläne blockiert gewesen.

Sie hatte nicht gedacht, dass Vegeta zu Kompromissen bereit gewesen war, nur damit sie einwilligte.

So wichtig war sie ihm!?

Dazu fragte er sie darüber aus, wie sie die Mutterschaft sah.

Sie hatte sich nur wenige Gedanken gemacht, nur bei besonderen Situationen wie Chi-Chis Schwangerschaft und der damaligen Gefahr vor ein paar Jahren, selbst schwanger zu sein. Ansonsten war für sie das Thema Mutterschaft etwas zukunftsfernes, deswegen verhütete sie auch.

„Also, ich will keine Brutkapsel nutzen“ war der erste Aspekt, der ihr dazu einfiel. „Ich will mich selbst um meine Kinder kümmern, so wie meine Mutter es getan hat. Ich mag mir nicht vorstellen, was für ein einsames Gefühl es ist, wenn man in so einer Kapsel schwebt. Ich will auch nicht, dass unsere Kinder gegeneinander kämpfen…“

„Pffft!“ Vegeta unterbrach ihre Ausführungen, da er verächtlich prustete.

„Was?“ fragte sie misstrauisch.

Vegeta hob belehrend einen Finger. „Erstens: du selbst willst deine Firma weiterführen und hast einen Haufen Pläne. Wie willst du dich dabei gleichzeitig um dein Baby kümmern? Zweitens…“ er hob einen weiteren Finger „Wirst du keinen Saiyajin davon abhalten können, nicht zu kämpfen. Egal, wie sehr du dich bemühst, es wird immer Streitereien und Herausforderungen geben. Sei mal ehrlich…selbst in deiner Familie wird es mal Prügel gegeben haben“ verhöhnte er ihre Naivität.

Bulma verzog das Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie oft sich Kakarott und Radditz gebalgt hatten. Manchmal hatte sich auch ihr Vater eingemischt, woraufhin sich ein Haufen kugelnder brüllender, lachender Saiyajins bildete. Denen hatte das sichtlich Spaß gemacht.

Ebenso musste sie Vegeta zustimmen, dass die Aufzucht von Neugeborenen nicht einfach war, denn Klein-Kakarotts Kapricen waren immer noch im Gedächtnis verankert. Wie er ihre Sachen zerstört hatte, seine stinkende Windel, das Gebrüll…es hatte seinen Grund, warum die Brutkapsel so beliebt waren. Kinder im Alter von drei Jahren waren pflegeleichter als Neugeborene.

„Der Kampf liegt uns im Blut“ erinnerte er sie mit Stolz gerecktem Kinn. „Meine Kinder werden sich darauf freuen.“

Bulma rieb sich die Stirn. Ihr Einwand war wirklich dumm gewesen.

„Schon klar“ stöhnte sie. „Aber was ist, wenn sie mit niedrigem Powerlevel geboren werden? Wirst du…“

„Ich werde sie nicht verbannen“ unterbrach er sie. „Sie werden am Hof bleiben und entsprechend ihren Talenten gefördert werden.“

Vegeta lächelte siegesgewiss. Wieder nahm er ihr den Wind aus den Segeln.

Er konnte dabei zusehen, wie sie eilig nach Gegenargumenten suchte und keine fand. Je mehr sie überlegte, desto mehr sah sie ihn bewundernd an.

Bulma konnte man nicht mit Muskelstärke beeindrucken, sondern mit Hirnschmalz.

„Die Namenswahl unserer Kinder?“ fragte sie.

„Überlasse ich dir, solange unser erstgeborener Sohn nach mir benannt wird.“

„Was für Befugnisse habe ich als Königin? Soweit ich weiß, eigentlich keine, weil du alles absegnest.“

„Ja, uns das ist keine Hilfe für mich. Daran wird sich was ändern. Wenn es um innenpolitische Aufgaben geht, würde ich dir freie Hand geben“ erklärte er. „Bestimmte Sachen sollten wir aber besser zu zweit entscheiden. Ich gebe dir sogar ein Veto-Recht, welches du gegen mich einsetzen darfst.“

Vegeta brachte schließlich jemand, der in seiner Abwesenheit das Volk führen könnte. Wenn all ihre Beschlüsse erst von ihm oder den Rat freigegeben werden mussten, wäre das keine Arbeits-erleichterung. Er vertraute auf Bulmas Intellekt, die richtigen Entscheidungen zu treffen oder ihm einen neuen Blickwinkel zu geben.

„Ein paar Stunden im Archiv, um dich über unsere Gesetze zu informieren und dann bist du vorbereitet“ sagte er achselzuckend.

„Pfft“ Nun war es Bulma, die spöttisch auflachte, die Arme vor der Brust verkreuzt, das Kinn hoheitsvoll erhoben. „Es gibt bestimmt kein wichtiges Buch im Archiv, welches ich nicht gelesen habe. Ich habe alles verschlungen, um damals regeltreu deinen Dienst zu quittieren. Warum glaubst du, kenne ich mich mit den Schwachpunkten im System so gut aus? Während ich im Palast gewohnt habe, war ich ein häufiger Gast im Archiv. Ich kenne jeden, der dort arbeitet, mit Namen und sie kennen mich“ prahlte sie. „Darum wusste ich auch Bescheid über die verlorenen Stämme von Sadala. Es gibt kein Regelwerk, keine Historie, die ich ausgelassen habe.“

Vegeta blinzelte verblüfft. Er erinnerte sich, wie Bulma durch einen Trick es geschafft hatte, ihren Entlassungsbescheid abzustempeln. Oder wie es sie geschafft hatte, das Raumschiff der Aurumaner zu besichtigen, indem sie mit ihrem Vater dorthin flog.

Alles regelkonform; Vegeta hatte keinen offiziellen Anlass gefunden, um sie deswegen zu kritisieren.

Auch wie sie damals in der Gerichtsverhandlung vorbereitet gewesen war und eine Erfindung präsentierte, die bewies, dass sie eine reine Saiyajin war.

Sie hatte gewusst, wie sie die bürokratischen Vorgänge und Regeln für sich nutzte.

Nun erfuhr er die Ursache dafür.

Was bedeutete…

Bulma zuckte erschrocken zusammen, als ein seltsames Geräusch von Vegeta kam. Er prustete, er beugte sich, er hielt sich den Bauch, als ob er schmerzte, er…lachte?!

Er lachte lauthals?!

„Du…du kennst das System, die Gesetze…ausgerechnet du…hahaha…und dann willst du keine Königin sein!“ hörte sie ihn zwischen seinem Gelächter sprechen.

„Ist das ein Problem?“ fragte sie stirnrunzelnd.

Schwer atmend rang Vegeta um Beherrschung und rieb sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

„Nicht für mich“ lachte er. „Allerdings scheinst du nicht zu wissen, dass eine zukünftige Königin immer für ein halbes Jahr von den Archivaren auf ihre Aufgabe vorbereitet wird. Sie erhält Kurse in Geschichte, Budgetrechnung, Etikette und Politik, denn im Gegensatz zum König ist sie mit solchen Dingen nicht aufgewachsen. Ohne gewisse Grundkenntnisse wäre sie sonst total überfordert. Aber du…du hast weit mehr darauf als die Grundkenntnisse.“

„Oh“ Bulma begriff, ihre Augen wurden groß. „Ich habe dir damit also einen weiteren Grund geliefert, warum ich mich so gut zur Königin eigne.“

„Stimmt“ er grinste sie triumphierend an.

Verdammt, ihre Prahlerei hatte zu einem Eigentor geführt.

Bulma klatschte sich gegen die Stirn und verdrehte die Augen. Alarmiert sah sie Vegeta an, aber es war zu spät: sie konnte sich nicht mehr dumm und unwissend verhalten.

Seine Augen wurden schmal, als er ihre Sprachlosigkeit bemerkte.

Er witterte den Sieg.

„Nun, Weib, hast du weitere Bedenken? Na los, ich höre“ schnurrte er mit gefährlichem Unterton und trat einen Schritt auf sie zu, die Haltung kauernd wie bei einem sprungbereiten Raubtier.

„Ich…äh…“Bulma stammelte, hob abwehrend die Hände.

Ihre vorlaute Klappe, ihre mangelnden Argumente, den Fehler, den sie ausgeplaudert hatte, dazu der Anblick des sich nähernden Saiyajin erschwerten ihrem Hirn, eine plausible Antwort zu finden.

Kampf oder Flucht: wenn man nicht kämpfen konnte…Sie sah sich instinktiv nach einem Fluchtweg um.

Doch Vegeta war schneller.

Schon stand er vor ihr, seine Hände packten sie an ihren Oberarmen. Aus diesem Griff konnte sie sich nicht lösen.

Seine Nähe verwirrte sie noch mehr. Ihr Herz klopfte bei seiner Berührung sofort schneller, sein Geruch, seine Brust direkt vor ihr…Bulmas Sinne spielten verrückt und in diesem Zustand war es unmöglich, einen rationalen Gedanken zu verfassen.

Aber sie musste etwas sagen, denn sonst…sonst sprach nichts dagegen…sie als Königin der Saiyajins?!

Ihr Körper und ihr Herz waren bereits auf Vegetas Seite. Kaum stand er vor ihr, schon wollte sie sich an ihn sinken lassen, ihre Arme um ihn schlingen, sich an ihm drücken. Ihre Libido reagierte, Erregung durchströmte sie, ließ sie an heiße Momente zurückdenken wie seine Küsse und Berührungen.

Ihr Hirn stand völlig allein da, wehrlos und erstarrt.

Vegeta, der kampferfahrene Taktiker, nutzte die Schwäche seiner Gegnerin aus.

Er erkannte ihre erhitzten Wangen, die Veränderung ihres Duftes. Er beugte sich vor, um mit seinen Lippen zärtlich ihren Hals zu necken, von dort zu ihrem Ohrläppchen zu wandern und einen leichten Kuss auf ihre Wange zu platzieren.

„Sag Ja“ flüsterte er.

„Du spielst unfair“ hauchte Bulma zitternd.

„Fair spielen nur Verlierer“ säuselte er amüsiert.

Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten, nicht wenn seine Lippen der ihren so nahe waren.

Er zog die Frau eng an seine Brust und presste seine Lippen auf ihre. Bulma gab ihren Widerstand und die Körperspannung auf; schmiegte sich an ihn, ihre Arme legten sich um seinen Hals.

Ihn zu schmecken war himmlisch, sie konnte nicht aufhören.

Eine Hand von Vegeta fuhr ihrem Rücken entlang bis zu ihrem Hohlkreuz, wo er ihren Schweif berührte. Zärtlich massierte er die Wurzel, woraufhin sie unkontrolliert aufstöhnte, was er mit seiner Zunge ausnutzte. Er nippte an ihrem Mund, biss in ihre Lippe, umspielte ihre Zunge, bis sein Geschmack sie tränkte und sie nichts anderes wahrnahm.

Vergessen war der Streit, alle Konflikte schienen gelöst zu sein. Jedenfalls konnte Bulmas Hirn, dass im Hintergrund noch arbeitete, nichts finden.

Aber wie sollte man darüber vernünftig urteilen, wenn ein Körper in Hitze, voller Lust, einem das Denken erschwerte?

Bulma fühlte sich in Vegetas Armen wohl, zu wohl. Angesichts all der Dinge, die sie bislang erlebt hatte wie seine Hinterlist, wollte sie nicht vorschnell handeln.

Sie brauchte Zeit, um darüber nachzudenken.

„Bulma…“ Vegeta ließ kurz von ihrem Mund ab, sein Atem ging schwer, in seinen Augen lag ein begehrendes Funkeln. Ihren Namen zu hören mit seiner dunklen, rauen Stimme war ein Rausch für die Ohren. Damit könnte er ihr ein Kochrezept vorlesen und sie würde vor Lust zittern.

„Bulma, lass mich nicht betteln…aber wenn du das willst…dann falle ich auf die Knie…“ seine Stimme war rau und flehend, sein Gesicht schmerzverzerrt. Er presste seine Stirn an die ihre, die Augen geschlossen.

Bulma fühlte etwas Mächtiges, Erhabenes bei diesem Anblick, was ihren gesamten Körper erfüllte.

Es band sie an ihn, ob sie wollte oder nicht.

Vegeta brauchte sie wirklich. Er, der sonst immer allein zurechtgekommen war, war zum ersten Mal in seinem Leben auf jemand anderen angewiesen.

So sehr, dass er seinen Stolz herunterschluckte. Das tat er nur für sie.

Kein Wunder, dass er sich manchmal so ungeschickt benahm.

Auch wenn er noch kein Wort über den Sarang gesagt hatte, so war er einverstanden, mit keiner anderen Frau zu schlafen und nur ihr treu zu sein. Kein König vor ihm hatte dies bislang getan.

Zärtlich hob sie ihre Hand, um tröstend über seine Wange zu streichen, damit er sie ansah. Als er seine Augen öffnete, sah er direkt in zwei blaue, strahlende Iriden, die voller Wärme waren.

„Gib mir noch etwas Zeit“ bat sie ihn. Auch wenn sie ihre Antwort hinauszögerte, so waren ihre ehrlichen Augen für Vegeta eine stumme Zusicherung.

Mittlerweile war sie dem Gedanken, seine Königin zu werden, mehr zugetan.

Ein Stein fiel von seinem Herzen, tiefe Erleichterung durchströmte ihn.

Er war nicht fähig, ein Wort zu sagen, seine Stimme wäre zu brüchig und so konnte er nur nicken.

Auch wenn Bulma heute noch nicht einwilligte, so war er überzeugt, dass dies nur eine Frage der Zeit wäre. Angesichts der Situation war Zeit zwar ein Mangelgut, aber die letzten Tage hatte er befürchtet, dass sie sich von ihm trennen würde. Diese grobe Zustimmung reichte ihm heute daher aus. Es war ein kleiner Sieg.

Er hatte aus seinem Fehler gelernt und würde sie nicht weiter drängen.

Nun musste er nur noch dafür sorgen, dass sie beide eine gemeinsame Zukunft besaßen, denn wenn Freezer kam…Vegeta hatte einen weiteren Grund, warum er ihn töten musste.

Nur ohne die Gefahr von Freezer konnte er ein gemeinsames Leben mit Bulma aufbauen.

Es gäbe nur eine Möglichkeit, Bulmas Antwort zu beschleunigen.

Seine Hand rutschte zu ihrem Bauch, berührte sie dort.

„Ich werde bald zu meinem Training aufbrechen und dort einige Monate bleiben. Melde dich, falls du schwanger bist. Dann komme ich sofort zurück“ raunte er.

Bulma blinzelte überrascht, dann lächelte sie erfreut.

Das war das erste Mal, dass Vegeta an die Konsequenzen dachte, den Sex für Frauen hatte. Sonst hatte er nie nachgefragt. Dazu sein Zusatz, dass er dafür sogar sein wichtiges Training abbrechen würde…

„Hm, das ist ja überraschend. Sonst hat dich das nie interessiert“ zog sie ihn auf.

Vegeta wurde daran erinnert, wie er sie monatelang ignorierte, nachdem er ihre Jungfräulichkeit genommen hatte, anstatt deswegen mal nachzufragen. Schamesröte verdunkelte seine Wangen.

„Radditz hätte mir es bestimmt gesagt, wenn du...“ er brach ab, bevor er seine jämmerliche Ausrede weiterführen konnte. Er hatte damals Mist gebaut und dazu musste er stehen.

„Nicht jede Frau ist in der Lage, meinen Samen zu empfangen. Es war bislang nie etwas passiert, darum dachte ich, es hätte auch auf dich keine Auswirkungen. Aber jetzt…“ seine Hand streichelte behutsam weiter über ihren Bauch. „Es ist möglich. Ich weiß jetzt, dass du mein Weib bist, für mich bestimmt. Mein Ozaru sagt es mir.“

Ernst sah er in ihre Augen, wo er dabei zusah, wie diese überrascht aufflackerten.

Aber dann nickte sie, als hätte er nur etwas laut bestätigt, was sie schon lange gefühlt hatte.

Also doch…auch Bulma hatte ihn als Partner anerkannt.

Sie beide waren von ihren Gefühlen zurückgewichen, hatten versucht, die innere Stimme zu ignorieren, aber nun endlich sahen sie es ein.

„Ich bin nicht schwanger“ flüsterte Bulma, die seltsamerweise ein Gefühl des Verlustes dabei verspürte, als sie es aussprach.

„Bist du dir sicher?“

Sie nickte. Sie sagte ihm nicht, dass sie seit seiner Ankunft auf Vegeta-Sei vor ein paar Wochen angefangen hatte, die Pille zu nehmen. Sie hatte diese in dem Labor der Tsufurujin-Basis selbst zusammengemischt, mit deren Medikamente, wodurch sie ein effektives Präparat ohne Nebenwirkungen erhalten hatte. Eine Vorsichtsmaßnahme, da sie nicht gewollt hatte, nur aufgrund eines ungeplanten Kindes in den Palast verbannt zu werden, welches man als Druckmittel gegen sie nutzte.

Erst heute, als sie von ihm hörte, wie er sich ein Kind mit ihr wünschte, bereute sie ihre Entscheidung.

Liebevoll küsste er ihre Stirn, um ihre Sorgenfalte wegzuwischen.

„Wir haben noch ein paar gemeinsame Tage“ sagte er mit lüsternem Grinsen und listigen Funkeln in den Augen. Kurz sah er bedeutsam hoch, zum Palast, der über ihnen aufragte, bevor er sie verschwörerisch angrinste.

„Hier gibt es einen Gang, von dem wir ungesehen in meine Gemächer kommen“ schlug er vor.

„Hmm, ich weiß“ Bulma schmunzelte, warf gleichzeitig einen Blick über seine Schulter, wo sie die betreffende Tür in der Felsenwand sah.

Sie wusste, dass ihr Körper selbst mit dem sofortigen Absetzen der Pille immer noch voller künstlicher Hormone war, die eine Schwangerschaft verhindern würden. Bis zu seiner Abreise waren sie nicht abgebaut; da würde selbst tagelanger Sex nichts dagegen tun können.

Aber das müsste sie Vegeta nicht sagen.

Es war nicht so, dass es eine Qual war, ein Kind zu zeugen. Im Gegenteil, bei den Gedanken, was sie gleich tun könnten, pochte es in ihrem Unterleib verlangend auf.

Scheiß egal, dass daraus nicht mehr entstand als eine Pfütze an gemischten Körperflüssigkeiten. Das würde auch sehr viel Spaß machen.

Vegeta hob sie hoch, nahm sie in seine Arme und schritt zur Tür.

Die Begierde brannte fast ein Loch in seiner Kleidung. Er konnte es kaum erwarten, die Beendigung ihres Streites im Bett zu feiern.

Bulma hielt sich lachend an ihm fest.

„Warte, jetzt mal ernsthaft…wie viele Tage?“ fragte sie mit gespielter Besorgnis. „Was erwartet mich, wenn ich in deinem Schlafzimmer gefangen bin? Wann komme ich wieder raus?“

Anstatt eine Antwort zu geben, lächelte er nur.

Bulma zuckte vorfreudig zusammen.

Vegeta Grinsen war anrüchig unheilvoll.

„Ich werde dich verschlingen.“

Mehr sagte er nicht, aber diese Androhung zeigte Bulma, dass eine Flucht nicht möglich war.

 

Wie eine Großkatze, die ihre Beute im Maul hielt und nicht mehr losließ, so hatte auch Vegeta nicht vor, Bulma aus seinem Griff zu lassen. Ein Hochgefühl hatte ihn übermannt.

Die Planung für die nächsten Monate waren fertig, die letzten Vorbereitungen würden seine Untergebene ausführen, also hatte er bis zu seinem Abflug keine Termine. Darum wollte er jede freie Minute mit dem Erfüllen seiner Gelüste verbringen, ungestört in seinen Gemächern, wo niemand Zugang hatte und sie unterbrechen könnte. Die loyalen Diener würden die Mahlzeiten im Salon servieren und über seinen Gast schweigen.

Wenn ein Kind dabei hervorsprang, gut…wenn nicht, egal dann hatte er wenigstens seine Freizeit gut ausgenutzt und jeglichen sexuellen Frust abgepumpt.

 

Vier Tage später…

Vegeta verließ die Dusche, trocknete sich ab und warf das benutzte Handtuch in den dafür bereitstehenden Korb.

Aus dem hohen Fenster sah er kurz nach draußen, wo er den immer noch dunklen Morgenhimmel erblickte, an dessen Horizont leichte, silbrige Streifen zu sehen waren.

Nackt stellte er sich vor das wandhohe Fenster und sah auf die noch im Dunklen liegende Landschaft herab, seine Stirn lehnte sich ans kühle Glas.

Bei diesem Anblick klopfte sein Herz kräftig auf.

Bald würde die Sonne aufgehen und er müsste seinen Heimatplaneten verlassen. Diesen Sonnenaufgang von Vegeta-Sei wollte er sich daher einprägen, es würde der letzte für eine lang Zeit sein.

Sein Geist war ruhig und sein Körper unwirklich entspannt, was an den vergangenen Tagen lag.

Keine Arbeit, kein Training, nur Sex; die reinste Erholung für Körper und Seele.

 

Er hatte nicht genug von Bulma bekommen.

Sie hatten in verschiedenen Stellungen gevögelt, in jeden Raum. Manchmal hart und schnell, manchmal von zehenaufrollender Langsamkeit, bis der andere wegen der Folter geschrien hatte. Sie hatten gegenseitig jede Falte ihrer Körper erkundet und erogene Zone entdeckt, von denen sie keine Ahnung gehabt hatten.

Vegeta hatte Bulma alles gezeigt, was er jemals selbst ausprobiert hatte oder von dem er mal gehört hatte und es nun mir ihr versuchen wollte. Bulma war eine neugierige Schülerin gewesen, die ihm voller Vertrauen gefolgt war.

Ihre Körper hatten eine unbekannte Gier und Erfüllung erlebt.

Vielleicht lag es an den kommenden sexlosen Monaten, dass sie sich einen Vorrat Zärtlichkeiten anlegen wollten, beziehungsweise er seine Eier leerpumpen musste. Demnächst würde ihm nur seine Hand Gesellschaft leisten und auch Bulma wusste nun, dass ein Vibrator nicht alles ersetzte.

Nach einer kurzen Zeit des sexuellen Überflusses würde eine lange Zeit der Dürre gekommen

Darum nutzten sie diese Zeit und den Ort, nur sie beide im hohen Turm, abgeschirmt...

Wenn sie mal nicht miteinander schliefen oder ruhten, hatten sie gelesen: Beide lagen dann in seinem Bett, Vegeta mit seinem Kopf in ihrem Schoss gebettet, die Nase in einem Buch.

Oder er hatte ihr Schach beigebracht, ein Strategiespiel von einem fremden Planeten. Um das Spiel interessanter zu gestalten, hatte er die Regel aufgestellt, dass bei dem Verlust einer Figur der Verlierer eine Wahrheit enthüllen oder eine Aufgabe erledigen musste.

Bulma hatte schnell gelernt und war eine würdige Gegnerin, aber dank dieser Regel waren beide Sieger gewesen.

Zur Erholung hatten sie sich in die große, Malachitbeschlagene Badewanne gesetzt und im heißen, sprudeligem Heilwasser geschwelgt.

Beide hatten mit Absicht nicht über die Realität und ihre Pflichten gesprochen. Diese Momente zu Zweit waren ihnen zu kostbar um sie mit ernsten Themen, Sorgen oder Streit zu belasten.

Darum war Bulma auch die ganze Zeit bei ihm gewesen. Wäre sie auch nur für eine Stunde nach draußen getreten, wäre diese intime Stimmung bei ihrer Rückkehr unweigerlich verloren gewesen.

Bulma hatte diese Tage als Pause von der Realität genutzt, weder Anrufe angenommen noch in ihrer Werkstatt gearbeitet. Der Alltag hätte sie eingeholt und sie hätte sich nicht mehr auf die Isolation mit ihm eingelassen.

Wer wusste, ob sie jemals wieder so eine Chance für eine Auszeit erhalten würden?

Die beiden Saiyajins, die in ihrem Leben stets fleißig von morgens bis abends gearbeitet hatten, gönnten sich diesen einzigartigen Urlaub, ohne schlechtes Gewissen. Für beide war es das erste Mal in ihrem Leben und besonders erholend dank dem Zimmerservice, der das Putzen und Kochen besorgte.

 

Vegeta sah dabei zu, wie eine fahle Wintersonne sich langsam hervorschälte und dämmriges Licht über das Land warf.

Mehr würde er zu dieser Jahreszeit nicht bekommen, es war ein enttäuschender Sonnenaufgang.

Er zog sich an und schlich sich ins Schlafzimmer, wo Bulma immer noch schlafend in seinem Bett lag. Friedlich ruhte sie, an ihrem Hals leuchteten ein paar deutliche Bisspuren.

Vegetas Mundwinkel hob sich selbstgefällig mit männlichem Stolz. Spuren dieser Art waren über ihrem ganzen Körper verteilt, was aktuell die Decke über ihren nackten Körper versteckte.

Aber selbst bekleidet würde sie Schwierigkeiten haben, seine Bissspuren zu verstecken, was anderen Männern eine Warnung sein würde, sich ihr nicht zu nähern.

Bis die Spuren verheilt und unsichtbar wären, war er ihr wieder zurück, um sie erneut zu markieren.

Er beugte sich vor, strich ihr eine blaue, verwirrte Strähne vor den Augen zurück und legte diese behutsam hinter ihrem Ohr.

Die leichte Berührung weckte Bulma, zitternd flatterten ihre Lider.

„Schlaf!“ brummte er. „Es ist noch früh.“

Doch Bulma wusste, sie musste aufwachen, wenn sie ihrem Geliebten noch ein letztes Mal vor seiner Abreise sehen wollte. Vegeta hatte zwar gesagt, dass es keine große Sache wäre und er auf jeden Fall in sieben Monaten zurückkäme, aber trotzdem…viel Infos über sein „Training“ hatte er ihr nicht gegeben und das machte sie misstrauisch.

Wer wusste, was für einen Blödsinn sich dieser Mann aussetzte?

Da war es doch besser, noch mal sein Gesicht zu bewundern, bevor er voller Narben zurückkäme.

Er sah so gut in seiner Uniform aus, wahrhaft königlich.

Sie stützte sich auf, die Decke rutschte herab und enthüllte ihre Brüste.

Vegeta stöhnte entrückt auf und zog sie schnell wieder hoch, legte sie über Bulmas Schultern.

„Leg dich wieder hin und lenk mich nicht ab“ zischte er verärgert. „Ich darf nicht zu spät kommen.“

Bulma schmunzelte, von seinem Ärger unbeeindruckt. Lieber bewunderte sie die süßen, roten Wangen und den schwankenden Blick, weil er immer noch nicht genug von ihr hatte, was ihm etwas peinlich war.

„Ein letzter Kuss“ bat sie und berührte liebevoll seine Wange.

Wie konnte Vegeta diese Bitte abschlagen?

Er beugte sich zu ihr, ihre Lippen trafen sich und aus einem einfachen Kuss wurde ein langer, brennender Abschied. Ehe sie sich versah, umarmten sie sich und kamen nicht von den Lippen des anderen los.

Ein letzter, nein, noch ein letzter Kuss…

„Nun ist es genug“ knurrte Vegeta und riss sich los. Bulma ließ sich in die Kissen fallen.

Wie sie da in seinem Bett sich räkelte, die Lippen geschwollen…ein Anblick, den er mitnehmen würde, um sich in seinen einsamen Nächten zu trösten.

Zu dumm, dass aufgrund der Gewitterstürme an seinem Ziel eine Kommunikation über Scouter nicht möglich wäre.

Er könnte Bulma also nicht mal anrufen.

„Wenn ich zurück bin…“ fing er an und brach ab.

‚Mach ich weiter‘ hatte er ihr versprechen wollen, aber darüber hatten sie schon gesprochen.

Käme er nach sieben Monaten zurück, läge erst mal in Haufen Arbeit für ihn bereit.

Die letzten Tage waren einzigartig gewesen; so etwas Ähnliches würden sie nicht so schnell erneut erleben.

„Schlaf weiter“ mit diesem Befehl beendete er stattdessen seinen angefangenen Satz.

Bulmas Lächeln wurde wackelig.

„Stirb nicht“ war ihre Antwort. „Sonst bring ich dich um.“

Vegeta lachte kurz auf.

„Warte auf mich“ waren seine letzten Worte, bevor er sich umdrehte und aus dem Zimmer verschwand.

Erst als sie hörte, wie seine Schritte verklangen und seine Aura sich entfernte, ließ sich Bulma müde ins Bett zurücksinken.

Warten…ja, das würde sie.

Wenigstens war sie nicht allein, wenn Chi-Chi und Gine bald bei ihr einzögen. Die Gesellschaft der Frauen würde Bulma vor Einsamkeit bewahren und sie ablenken.

 

Der König und die Blauhaarige waren einen weiteren Schritt auf den Weg zu einer gemeinsamen Zukunft gegangen.

Aber auch wenn Bulma und Vegeta sich wieder vertragen hatte und die Blauhaarige sich langsam mit der Position als Königin anfreundete, so kam Vegeta nicht aus seiner Haut.

So schnell änderte sich ein Mann in seinen Wesenszügen nicht.

Auch wenn er ihr vertraute und viel zutraute, so reichte es weder aus, um ihr vom Freezer zu erzählen noch Bulma um Hilfe zu bitten.

Er wollte sie nicht verängstigen und sich vor ihr nicht als schwach zeigen; das war ihm zu peinlich. Er glaubte auch nicht daran, dass sie eine Lösung für sein Problem kannte.

Er konnte Bulmas Fähigkeiten nicht richtig einschätzen. Kein Saiyajin konnte das; selbst ihre Familie konnte das Ausmaß ihres Intellekts nicht völlig erfassen.

Die Ironie bestand darin, dass Vegeta die Heimat verlassen würde, ohne zu ahnen, dass es dort ein Mittel gab, mit dem er in kurzer Zeit die gewünschte Stärke erreichen konnte: der Gravity-Ball.

Aber dieses Tool wurde von Kakarott, Bardock und Radditz geheim gehalten, damit kein neidischer Saiyajin es ihnen stahl. Wüssten sie über Freezer Bescheid, wäre es etwas anderes. Aber sie glaubten nur an die Ankunft eines simplen Gegners, wo es nicht von Nöten war, ihren Schatz zu offenbaren.

Weil Vegeta niemanden ins Vertrauen zog, konnte ihm auch nicht geholfen werden.

Es war, als würde er Scheuklappen tragen.

Dieser engstirnige Blick, sein Hochmut und seine Schweigsamkeit verhinderten, dass er Bulma als Kriegerin ansah. Er wollte sie nicht in seinen Kampf mit reinziehen, weil er dachte, sie dadurch schützen zu können.

Die Folge war dadurch ein Verzicht auf eine wertvolle Verbündete.

 

 

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

In diesem Kapitel ging es sehr viel darum, wie ein Saiyajin sich eine Beziehung vorstellt und wie der perfekte Partner fürs Leben aussehen könnte. Dabei wurde die Gedanken von vielen Saiyajins erwähnt, von Singles, frischen Pärchen und alten.

Wie euch schon aufgefallen ist, hat sich mein Rhythmus etwas verschoben. Durch die Corona-Lockerungen kann man wieder mehr erleben, das Wetter ist schön und gleichzeitig war auf der Arbeit viel los. Die Abstände zum Uploaden sind zwar manchmal recht lang, aber dafür veröffentliche ich auch Kapitel von mind. 35 Seiten Länge.

Das nächste Kapitel soll aber schon bald kommen, es wird aber ein reiner Lemon sein.
Es ist über ein Jahr her, dass ich etwas für Radditz geschrieben habe.
Der arme Kerl musste seitdem viel ertragen und braucht ein paar Streicheleinheiten.
Mit wem er das erlebt…nun, es gab seit Staffel 3 da so ein paar Andeutungen.
Mehr dazu in 2 Wochen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sama-chan
2022-07-30T14:15:46+00:00 30.07.2022 16:15
Chapeau Vegeta! Chapeau! Die Taktik war ausgereift und perfektioniert in der Durchführung - so kann man sich tatsächlich ziemlich gut Frauen überzeugen. Wenn der Mann kommunikativ ist, ist das ja schon die halbe Miete 😁👍
Dein letzter Absatz lässt allerdings nichts Gutes ahnen... Ich hoffe mal die Geheimwaffe ist nicht mehr ganz so geheim, bis Freezer auf der Bildfläche auftaucht 😅
Antwort von:  Rikarin
31.07.2022 21:25
Ja, wer hätte das gedacht, dass Vegeta kommunizieren kann...😅
Aber mal ehrlich, es gibt so manche Szenen im Original, wo er einen recht vertändlichen Eindruck auf mich gemacht hat (besonders in der Saiyajin-Saga, wo er Nappa immer wieder zur Ordnung rufen musste. Oder die Szene im Anime, wo er sich zähneknirschend vor Freezer verbeugt, anstatt auf dessen provokationen einzugehen)
Wenn er also nicht wütend ist, denkt/redet/handelt er vernünftig


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