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Blue Moon

von

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Die Welt von oben

Die Sonne versank und färbte den Himmel rot.

Müde und erschöpft kehrte Radditz von seinem Training heim. Er wusch sich und zog sich saubere Kleidung an und konnte es kaum erwarten, dass seine Mutter das Abendessen fertig zubereitete.

Sein Magen knurrte laut und deutlich. Ermattet legte er sich auf die Polsterbank und beobachtete unter halboffenen Lidern seine jüngeren Geschwister.

Kakarott saß auf dem Teppich und spielte mit seinem Plüschtier und Bulma las wieder in einem Buch. Erleichtert von der friedlichen Ruhe im Haus, entspannte sich der Junge.

Es war nicht mehr lang; nur noch vier Wochen bis zum Tatakai und sein Trainingserfolg stagnierte.

Wann kam sein Vater wieder?

Mit seinen Freunden konnte er nicht kämpfen. Niemand wollte seine Stärke und Taktiken schon vorab offenbaren. Einige trainierten mit ihren älteren Brüdern oder Vätern.

Er beobachtete Kakarott, der sich nun auf den Teppich herum kugelte und sich den Fuß in den Mund steckte, um an seine Zehen zu nuckeln. Er sah so dämlich dabei aus, dass er Mitleid mit ihm bekam.

In ein paar Jahren würde er seinem Bruder beim Training fürs Tatakai helfen, damit er keine Schande über sich und die Familie brachte. Er bezweifelte, dass sein Vater viel Geduld mit ihm zeigen würde; da musste er als großer Bruder aushelfen.

„Bulma, hilft du mir?“ fragte Gine vom Herd aus. „Radditzs Magenknurren ist so laut, dass ich befürchte, er wird sich gleich auf seinen Bruder stürzen.“

Bulma legte ihr Buch beiseite und eilte zu ihr.

„Als ob mir der kleine Stinker schmecken würde“ gab Radditz zurück.

Radditz Blick glitt nun zu seiner Schwester, wie sie neben ihrer Mutter stand und beim Schneiden und Kochen half.

In letzter Zeit sprachen sie wenig miteinander. Früh morgens verließ er das Haus und er kehrte erst abends erschöpft zurück und besaß nicht mehr die Kraft, mit ihr zu spielen. Kaum war er im Bett, schlief er auch schon fest ein.

Bulma war aber seltsamerweise trotzdem gut gelaunt; dabei war ihre einzige Gesellschaft nur der schweigsame, kleine Bruder. Selbst das nahende Tatakai, zu dem die ganze Familie außer ihr hingehen würde, schien sie nicht mehr zu kümmern.

Er seufzte.

Keine Ahnung, mit was sich seine kleine Schwester gerade beschäftigte, aber wenn es niemanden störte und sie dadurch gute Laune hatte…gut so. Er wollte sich ohne schlechtes Gewissen auf sein Turnier konzentrieren können.

„Mutter, hast du Neuigkeiten von Vater?“ fragte er laut.

„Ja, er hat eine kurze Nachricht geschickt, dass er die nächsten Tage kommen will“ rief sie ihm zu.

Erleichtert und vorfreudig ballte Radditz seine Fäuste und lehnte sich zurück ins Polster.

„Dann kann ich noch mit ihn fürs Tatakai trainieren, super“ sagte er erfreut.

Er bemerkte Bulmas sorgenvollen Blick nicht, den sie ihm zuwarf.
 

Bulma konzentrierte sich wieder aufs Schneidebrett.

Wenn ihr Vater bald zurückkam, musste sie unbedingt Veg warnen.

Zwar vermutete sie, dass Bardock und Radditz wieder tagsüber in die Berge fliegen würden, aber sicher war sicher. Sie wollte nicht, dass ihre Familie und ganz besonders nicht ihr überfürsorglicher Vater von ihrem Freund erfuhren. Er würde vielleicht Spuren von ihm finden, wenn sie sich im Haus aufhielten.

Besser war es, wenn sie ihre Zeit draußen im Wald verbrachten.
 

Am nächsten Tag war Bulma in der Küche beschäftigt und bereitete kleine Snacks vor, die sie in Dosen umfüllte.

Ein Klopfen überraschte sie und als sie den Kopf drehte, sah sie Veg im Türrahmen stehen.

Sie begrüßte ihn lächelnd und verschloss die letzte Dose. Sie schleppte die vorbereiteten Speisen zum Tisch, wo sie alles in ein Tuch zusammenband.

„Was wird das?“ fragte Veg neugierig.

Stolz stemmte Bulma ihre Hände in die Hüften.

„Das ist unser Mittagessen. Ich habe nämlich einen Plan für heute“ verkündete sie. „Heute gehen wir in die Berge.“
 

Vegeta zog fragend eine Augenbraue hoch.

Erwartete Bulma jetzt Begeisterungsstürme?

Was sollte an dem Plan so besonders sein?

Sie schien zu bemerken, dass er mit ihrem tollen Plan noch nicht warm wurde und fing an zu erzählen, während sie die Zipfel des Tuches zu einem Knoten verschlang.

„Mein Vater kehrt bald zurück, um meinen großen Bruder für sein Tatakai vorzubereiten. Er ist ein starker, kluger Krieger und ein guter Jäger und deshalb müssen wir vorsichtiger werden. Wir dürfen auf keinen Fall Spuren hinterlassen. Man kann ihn nicht anlügen. Ich denke, es ist besser, wenn wir die nächsten Tage nicht mehr im Haus verbringen, sondern im Wald.“

Vegeta nickte verstehend. Er hatte sich schon gedacht, dass ihr Vater einen hohen Rang besaß. Garantiert Mittelklasse.

„Aber warum willst du dann in die Berge?“ fragte er stirnrunzelnd.

„Weil ich da noch nie war. Ich glaube, damit ich nicht sehe, wo der Wald endet. Jedenfalls haben meine Eltern und mein Bruder mir immer davon abgeraten, in diese Richtung zu gehen. Sie haben gesagt, dass dort besonders gefährliche Tiere leben. Aber du kannst uns ja beschützen. Du bist viel stärker als wir es sind“ erklärte sie ihm.

Für einen kurzen Moment war Vegeta von ihrem Lob über seine Stärke geschmeichelt. Dann fiel ihm etwas auf.

„Uns?“ fragte er stirnrunzelnd nach. „Du willst Kakarott mitnehmen?“

Er drehte den Kopf und sah zum Kleinkind hin, das gerade überraschend friedlich in seinem, mittlerweile zu klein geratenen Körbchen schlief. Seine Füße schauten aus dem Korb heraus, während er noch mit dem Kopf und Oberkörper gerade so reinpasste.

Vegeta wandte sich wieder zu Bulma, die nur zustimmend nickte.

„Ich lasse Kakarott nicht allein hier“ bestimmte sie.

Vegeta seufzte genervt auf.

Bulma nahm seine Hände in die ihre und drückten sie bittend. Mit großen Augen sah sie ihn flehend an.

„Och, komm schon. Bitte, Veg-chan, führe mich zu den Bergen. Wir müssen ja auch nicht ganz nach oben. Ich will nur mal sehen, wo der Wald endet. Ich will die Welt von oben sehen“ bat sie ihn.

Vegeta musste sich zusammenreißen. Dieser Blick war nicht fair.

Ihre ungewöhnlichen, blauen Augen strahlten ihn an, so dass er sein Spiegelbild in ihren Pupillen erkennen konnte. Er wusste nicht, seit wann er sich an ihr ungewöhnliches Aussehen gewöhnt hatte; jedenfalls fiel es ihm nicht mehr unangenehm auf. Ihre seidigen Haarsträhnen reflektieren das Licht und glänzten in der Sonne wie schimmerndes Wasser. Wenn ihr blauer Saiyajin-Schweif aufgeregt vor sich hin wedelte, war er von diesem Anblick fasziniert. Es juckte ihn dann in den Finger, über diese weich aussehenden Haare zu gleiten.

Bulma bemerkte sein Zögern und sah es als Chance an.

Sie kam ihm noch näher. Mit großen, erwartungsvollen Augen sah sie zu ihm hoch und klimperte mit den Wimpern; der Mund schmollend gespitzt.

„Komm schon, bitte, bitte“ wiederholte sie mehrfach. Aus Erfahrung mit Radditz und Gine wusste sie, dass dieser Ausdruck sehr hilfreich war, um zu bekommen, was sie wollte.

Vegeta seufzte erneut auf.

Dann nickte er.

Bulma jauchzte glücklich auf.

Vegeta sah hilfesuchend zur Zimmerdecke. Was für eine Wahl hatte er schon?

Wenn er es nicht tat, gingen die beiden allein los und dann würde mit Sicherheit etwas schief gehen. Besser, er behielt die jüngeren Kinder im Blick.

„Aber nur bis zu einem geeigneten Aussichtspunkt“ verhandelte er.

Bulma nickte; viel zu glücklich über seine Zusage, als dass sie noch verhandeln wollte.

Sie schnappte sich den Beutel mit den Leckereien und rannte zu Kakarott hin und weckte ihn auf. Verschlafen öffnete er die Augen. Bulma hob ihn vorsichtig hoch, aber sie bemerkte, dass sie nicht beides tragen konnte. Ihr Bruder war größer und schwerer geworden. Vorsichtig setzte sie ihn wieder ab.

Sie drehte sich zu Veg um.

„Du musst ihn tragen“ befahl sie.

Vegeta schnaubte abfällig und schüttelte den Kopf.

Bulma seufzte. „Du bist doch stärker als ich, oder?“ fragte sie langsam und sah ihn strafend an.

Vegeta nickte langsam; skeptisch, worauf sie wohl hinauswollte.

„Tja, Kakarott ist schwerer als der Beutel. Also musst du als der Stärkere auch das Schwerste tragen.“

Vegeta verzog mürrisch den Mund und schritt zu den Kindern hin. Mit einer Hand nahm er das Kleinkind hoch, mit der anderen den Beutel und verglich das Gewicht.

Jup, Kakarott war ein kleiner, gut genährter Brocken.

Er gab Bulma den Beutel und steckte sich den Jungen unter dem Arm.

„Gut, gehen wir“ befahl er, aber Bulma stoppte ihn empört.

„Du kannst ihn doch nicht so tragen?! Das ist nicht gut für seinen Hals“ beschwerte sie sich.

„Und wie dann?“ stöhnte Vegeta genervt auf.

Bulma zeigte ihn, wie die richtige Haltung war, aber Vegeta schüttelte den Kopf.

„Vergiss es, so trage ich ihn nicht. Er ist ja noch nicht mal mein Bruder. Lass ihn hier!“

„Du kennst ihn nicht. Du weißt nicht, was er anstellt, sobald man ihn nicht mehr beobachtet“ antwortete Bulma.

Zweiflerisch sah Vegeta auf das unschuldig lächelnde Gesicht ihres Bruders.

Der und gefährlich?

„Oh, glaub mir. Es sind schon einige auf dieses Gesicht hereingefallen. Aber er hat es faustdick hinter den Ohren. Hmm….“ Bulma sah Vegeta nachdenklich an.

Wenn er ihren Bruder nicht auf den Arm halten wollte, er ihn aber tragen musste…sie sah dabei zu, wie Kakarott an Vegetas roten Umhang zupfte, während sein Besitzer ihn strafend ansah. Ihr Blick fiel dann auf ihren Beutel, den sie aus einem Stück Stoff zusammengeknotet hatte.

Das brachte sie auf eine Idee.

Sie bückte sich und legte Kakarott auf den Mantel, zog die Zipfel über ihn und verknotete sie.

„Hey, was machst du dahaaa…“ Veg drehte erschrocken den Kopf und sah dabei zu, wie Bulma aus seinem Umhang eine Art Tragerucksack für Kakarott baute, so dass er gesichert auf seinem Rücken saß.

„Tadaaa“ Bulma präsentierte stolz ihre Lösung.

„Oh nein, nein, auf keinen Fall“ Vegeta schüttelte ablehnend den Kopf.

Das konnte doch nicht ihr Ernst sein?!

Bulma grinste und nahm den Beutel an sich.

„Los, lass uns los gehen“ sagte sie und verließ hastig das Haus.

Vegeta hatte keine andere Wahl als ihr zu folgen.

Mit großen Schritten folgte er ihr, während er hinter sich Kakarotts glückliches Glucksen hörte. Dem Kleinen gefiel sein neuer Platz auf seinem Rücken.

„Hey, Bulma, nimm ihn weg. Du kannst ihn tragen, aber ich…das ist unter meiner Würde“ beschwerte er sich laut.

Bulma blieb stehen und sah ihn strafend an.

„Du wirst mal ein furchtbarer Vater“ stellte sie fest.

Vegeta stöhnte genervt auf. „Fang jetzt nicht wieder mit „Vater-Mutter-Kind“-Spielen an. Bitte nicht! Außerdem…wir sind Saiyajins“ sagte er stirnrunzelnd.

„Und?“ Bulma hob fragend ihre Augenbraue.

„Wenn ein Vater sein Kind nicht tötet, gilt er damit bereits als guter Vater“ sagte er trocken.

Er dachte dabei kurz an seinen jüngeren Bruder, der von Glück sagen konnte, dass sein Vater ihn nur verbannt hatte. Manche Minister waren der Meinung gewesen, dass der König mit der Entscheidung sehr gnädig gewesen war.

Bulma sah ihn nachdenklich an und drehte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern.

„In dem Fall habe ich den besten Vater auf der Welt“ stellte sie fest.

Vegeta, der vor sich eine blauhaarige Saiyajin-Mutantin sah und ihren Schwächlings-Bruder auf den Rücken truf, nickte zustimmend.

„Damit hast du vermutlich sogar Recht“ musste er zugeben.
 

Wütend stampfte Vegeta voran, Bulma hinter sich. Er konzentrierte sich nur auf den Weg vor sich, während er in Gedanken seine Situation verfluchte. Der Wald lichtete sich, der Weg wurde steiler und felsiger, aber sein Tritt war fest und sicher.

Verdammt, er verschwendete viel zu viel Zeit mit diesen beiden. Wenn ihn jemand so sah…er hatte gerade ein Kleinkind auf dem Rücken, gewickelt in seinen Umhang.

Seinen wunderschönen, königlichen, majestätischen Umhang.

Sobald er zu Hause war, würde er den Mantel verbrennen. Der stank danach doch nur noch nach Baby-Windel, uähhh.

Er war ein Prinz.

Der PRINZ!

Der einzig wahre Prinz der Saiyajins, der stolzen Krieger-Rasse.

Er war stark, schlau, schnell, hartnäckig...ein perfekter Krieger, aber kein BABYSITTER!

Jetzt, wo er nach seinem taktischen Sieg über Gurki seine Zeit nach Belieben planen konnte, sollte er sich besser wieder auf sein Training konzentrieren.

Bulma hatte ihm erzählt, dass ihr Vater zurückkehren würde, der mit seinen geübten Sinnen einen Eindringling erkennen könnte.

Also die perfekte Zeit, um mal ein wenig Abstand zu den beiden zu bringen. Ein, zwei Besuche pro Woche, mehr nicht, um sich zu entspannen und mit Bulma seine Hausaufgaben durchzugehen, aber sonst stand Training an. Bald müssten doch auch wieder die ersten Außeneinsätze starten.

Genau, ein neuer Trainingsplan und schon bald wäre er stärker als Nappa und würde den Riesen gehörig in den Arsch treten…

„VEEEEG!! WARTE“ eine laute, schrille Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

Er sah hinter sich und erkannte erschrocken, dass sich der Abstand zu Bulma rapide vergrößert hatte. Er war zu sehr in seinen Gedanken abgelenkt gewesen. Er blieb stehen und wartete darauf, dass Bulma ihn einholte. Sie schnaufte und rang nach Atem.

„Du….uff…bist zu schnell“ beschwerte sie sich keuchend.

Vegeta deutete ungeduldig auf die Umrisse des Berges, den sie sich nur unwesentlich genähert hatte.

„Wenn wir heute noch da drauf wollen, müssen wir uns beeilen. Was kann ich dafür, dass du nicht fliegen kannst“ beschwerte er sich über das langsame Tempo.

Bulma sah ihn böse an, während sie sich auf ihren Knien abstütze und sich langsam ihr Atem erholte.

„Was kann ich dafür, dass meine Beine so kurz sind und mir niemand das Fliegen beibringt“ schnaubte sie. Neidisch sah sie zu Kakarott, der freudestrahlend und entspannt in seinem improvisierten Beutel saß.

Gut, dass sie ihn nicht tragen musste. Schade, dass sie nicht getragen wurde.

Vegeta verdrehte die Augen.

„Dein Powerlevel ist so niedrig, dass du wahrscheinlich keine Energie zum Fliegen hast“ stellte er fest.

Wenn sie heute noch ihr Ziel erreichen wollte, gab es nur eine Möglichkeit…gut, dass er die Hände frei hatte. Bulmas Idee mit seinem Mantel hatte doch noch einen Vorteil…

Bulma richtete sich auf; ihr Atem wieder ruhiger.

Plötzlich umschlang Vegs Arm ihre Hüfte und drückte sie an sich. Überrascht schaute sie in das nahe Gesicht.

„Halt dich an mir fest. Das dauert mir alles zu lange“ befahl er.

Er ging in die Knie und mit einem Satz sprang er in die Luft und flog los.

Bulma schrie erschrocken auf und umklammerte seinen Hals. Sie drückte ihren Kopf an seine Brust, während sie fühlte, wie kalter Wind sie umwehte. Kakarott lachte laut auf. Ihm schien es zu gefallen.

„Was machst du daaaaa?!“ rief sie ängstlich. Ihre Augen blieben furchtsam geschlossen.

Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, aber plötzlich spürte sie, wie der kalte Luftzug um ihre Ohren stoppte. Vegs Körper war warm und sie schmiegte sich eng an ihn.

„Äh, wir sind da. Du kannst mich loslassen“ hörte sie seine Stimme.

Verblüfft riss sie ihre Augen auf. Veg lächelte sie überheblich an, während sich die Kinder auf einem Felsplateau befanden. Bulma bemerkte nun auch den Boden unter ihren Füßen. Sie stürzte sich aus seiner nun gelockerten Umarmung und strich sich verlegen ihr Kleid zurecht.

Sie konnte Vegs amüsiertes Feixen hören.

Bulma schnaubte verärgert, aber bevor sie ein Wort der Beschwerde sagen konnte, deutete Veg wortlos an ihr vorbei

Sie drehte sich um. Ihre Augen wurden groß bei diesem Anblick

Unter ihr erstreckte sich der Wald, aber sie konnte am Horizont das Ende sehen. Sie sah eine Landschaft in verschiedenen Grün-Tönen und wie sie sich allmählich in eine fahle grün-gelbe Ebene endete.

Bulmas Mund stand staunend offen. Noch nie war sie so hoch gewesen und hatte einen solchen Ausblick erlebt.

Es war nicht mit dem Sitz auf den Schultern ihres Vaters oder dem Kletterbaum von Radditz vergleichbar. Über ihr erstreckte sich der weite, blaue, grenzenlose Himmel.

Veg stellte sich neben sie und deute mit dem Finger auf etwas am Horizont.

„Siehst du diese hohen Gebäude dort? Das ist Sadala, die Hauptstadt der Saiyajins“ erklärte er.

Bulma kniff die Augen zusammen, um die Umrisse besser erkennen zu können.

„Kommst du von dort?“ fragte sie neugierig.

Veg nickte.

Bevor ihn Bulma ausfragen konnte, deutete er auf eine andere Ecke, näher am Wald.

„Dort, wo der Rauch herkommt: Da ist das nächste Dorf, von deiner Hütte aus. Trotzdem noch eine große Entfernung zu Fuß“ sprach er. „Dein Zuhause ist ungefähr dort um die Ecke, nahe den Bergen.“

Bulma schwieg und bemaß die Entfernung. Ihre Finger verkreuzten sich nachdenklich, während sie die Landschaft betrachtete.

„Danke, Veg“ sagte sie leise.

Der ältere Junge warf ihr einen erstaunten Blick zu. Warum lächelte Bulma so traurig?

„Danke, dass du mich hierher gebracht hast …und dass du mich besuchst“ erklärte sie.

Sie hatte bei dem neuen Anblick eine Erkenntnis erhalten: Die Welt war unglaublich groß.

Früher hatte sie sich oft vorgestellt, dass sie nur in eine bestimmte Richtung gehen müsste, um andere Saiyajins zu treffen, aber nun sah sie die weite Entfernung. Die Hauptstadt war nur als Umriss erkennbar. Zu Fuß könnte es Tage dauern und zuerst müsste man den Weg aus dem Wald finden.

Bulma fühlte sich bei den Ausblick auf die unten liegende Welt klein und unscheinbar; wie ein Außenseiter, der nicht ins Bild passte. Aber mit Veg an ihrer Seite…war es tröstlicher, erträglicher.

Er zeigte und erzählte ihr Dinge über die Saiyajins, von denen ihre Eltern sie behüten wollte.

Sie errötete; dieses Zugeständnis war ihr peinlich, aber Veg machte sich nicht über sie lustig. Er lächelte nicht mal spöttisch. Stattdessen war da ein seltsamer, unbestimmter Ausdruck in seinen Augen.

Zögernd öffnete er den Mund.

Doch bevor er ein Wort sagen konnte, meldete sich Kakarott zu Wort.

Er strampelte und jaulte empört auf.

Vegeta kniff genervt die Augenbrauen zusammen und murmelte etwas Gemeines; aber leise genug, damit Bulma es nicht verstand.

Bulma lächelte. Was immer da gerade für eine seltsame, befangene Stimmung zwischen ihr und Veg aufkam, sie war vorbei.

Sie hob den Beutel hoch, den sie fast vergessen hatte.

„Komm, lass uns was essen, bevor wir wieder zurückfliegen“ schlug sie vor und deutete auf eine sichere, felsige Stelle, wo sie sich hinsetzen konnten.

Vegeta lächelte sie spöttisch. Fliegen anstatt gehen?!

„So, dann hat dir der Flug ja doch gefallen?“ stichelte er.

Sie schmunzelte und ging voran.

„Mir nicht, aber Kakarott. Vielleicht wirst du ja doch ein guter Vater“ neckte sie zurück und holte die Snacks raus.

Vegeta verzog missbilligend das Gesicht. Der Gedanke an eigene Kinder war ihm suspekt.

„Nimm endlich diesen Floh weg“ bat er und warf einen nervösen Blick nach hinten, weil Kakarott beim Anblick des Essens anfing, wild zu strampeln.
 

Die Kinder genossen in Ruhe die Snacks, wobei Vegeta wachsam die Umgebung im Auge behielt. Er hatte sich zwar eine Ecke gesucht, die kaum einsehbar war, aber ohne den Schutz der Bäume waren Bulma und Kakarott für Scouter oder die Augen für Raubtieren leichter zu erkennen.

„Wenn dein Vater kommt, muss ich meine Besuche anders planen. Ab sofort komme ich regelmäßig nur an bestimmten Tagen und zu einer bestimmten Uhrzeit und wir treffen uns am See“ bestimmte er.

Bulma nickte.

„Erinnerst du dich an die Ecke, wo wir uns das erste Mal getroffen haben? An dem Ufer, wo wir mit den Steinen gespielt haben? Lass uns da immer zur Mittagszeit treffen. Zu der Zeit ist Kakarott müde und meine Familie ist dann garantiert aus dem Haus“ plante sie. Sie hatte noch eine Idee.

„Sollte einer von uns mal nicht kommen können, machen wir ein geheimes Zeichen auf den Boden. So…“ sie formte aus kleinen Steinen auf den Boden ein Symbol. „Dann weiß der andere Bescheid.“

Vegeta nickte und merkte es sich.

Nachdem die Snacks und das mitgebrachte Wasser aufgebraucht waren, band Bulma ihren Bruder wieder in Vegs Umhang, was er zähneknirschend zuließ.

Dann legte sie ihre Arme um seinen Hals und er seine Arme um ihre Taille und mit einem aufmunternden Nicken ihrerseits, flog er sie wieder zurück.

Dieses Mal drosselte er das Tempo und flog niedriger, so dass Bulma entspannt blieb und setzte sie sicher vor der Hütte ab.

Dann flog er zurück, um den Nachmittag mit seinem Training abzuschließen.
 

Früher Abend…

Vegeta zog zufrieden einen neuen, frischen Overall an und trocknete sich mit einem Handtuch kurz den Rest Schweiß ab. Seinen durchlöcherten Panzer und den „zufällig“ verbrannten Umhang, der nur noch in Fetzen herabhing, warf er in den Müll.

Das Training und die Zerstörung von 20 Saibamen hatte ihn aufgemuntert. Stolz auf seinen Erfolg, verließ er das Trainingszentrum und machte sich auf den Weg zum Palast.

Ein warmes Bad, ein reichhaltiges Mahl und vielleicht ein paar der Hausaufgaben…Vegeta kam nicht dazu, weitere Pläne zu machen, da ihn jemand von hinten am Schlawittchen packte und hochhob, so dass er über den Boden baumelte.

„Und wo waren wir, mein Prinz?“ fragte eine dunkle Stimme, deutlich verärgert.

Vegeta drehte langsam den Kopf und sah direkt in Nappas angepisste Miene.

„Trainieren“ antwortete der Junge selbstsicher, aber auch verärgert, weil er ohne seinen Scouter so hinterrücks überrascht worden war.

„So?!“ gab der Riese ungläubig zurück.

„Ich habe eben zwanzig Saibamen der neuesten Generation Platt gemacht“ prahlte der Junge und verschränkte keck die Arme vor der Brust.

„Nett. Aber wo warst du am Vormittag?“

Vegeta kniff die Augen zusammen und sah den Muskelprotz drohend an.

„Nappa, wie ich meine Zeit einteile, geht dich nichts an. Du kennst mein Abkommen mit Gurki“ knurrte er.

„Ja, ja, aber wenn dein Vater auf mich zukommt und fragt, wo du bist, sollte ich wenigstens eine gute Antwort parat haben, oder nicht?“ knurrte Nappa zurück und „vergaß“ eine respektvolle Anrede.

Als er heute zufällig den König über den Weg gelaufen war, hatte der sich gewundert, warum er nicht an des Prinzen Seite war. Nappa hatte Blut und Wasser geschwitzt und schließlich behauptet, dass der Prinz sich bei Gurki befand und über Bücher saß und es für ihn zu langweilig zum Bewachen war.

Der König hatte ihn drohend angesehen und ihn umgehend auf seinen Posten zurück befohlen. Nappa hoffte, dass der König nicht erfuhr, dass der Prinz oft ohne Begleitung verschwand und er keine Ahnung hatte, wo er sich dann aufhielt.

Der Junge lachte nur schadenfroh über Nappas Furcht vor dem König.

Belehrend hielt Nappa seinen dicken Zeigefinger unter dessen Nase, während der Junge in seiner anderen Hand vor ihm baumelte.

„Lach nicht! Noch bist du nicht stärker als ich oder dein Vater. Also etwas mehr Respekt“ verlangte er.

Vegeta kniff verärgert die Augen zusammen, empört über Nappas Forderung. Ohne zu zögern hob er seinen rechten Fuß und traf Nappas Kinn. Der kräftige Tritt auf die empfindliche Stelle veranlasste ihn unbewusst dazu den Griff an Vegetas Kragen loszulassen. Der Junge fiel, landete auf den Füßen und stieß sich vom Boden ab, um behände über Nappas Rücken auf seine Schultern zu klettern und sich dann an seinem Hals und Kopf festzuhalten. Seine Beine verkreuzten sich über dessen Hals und seine Finger griffen nach Nappas kurzem, schwarzem Haar. Leicht zog er daran und der Riese jammerte auf.

„DU sollest dich besser zurückhalten“ warnte Vegeta ihn grinsend. „So viel stärker bist du nämlich nicht und ich bin viel schneller als du. Deine dicken Muskeln stehen sich selbst im Weg. Willst du die letzten deiner Haare verlieren?“

Nappa versuchte, nach den Jungen auf seinen Schultern zu greifen, doch Vegeta reagierte schneller und verstärkte den Druck um dessen Hals mit seinen Beinen, wodurch der Krieger der Atem genommen wurde. Sofort ließ er seine Arme als nachgebende Geste und stumme Niederlage sinken. Vegeta lockerte den Druck, damit Nappa wieder Luft holen konnte.

Langsam hob Nappa den Kopf und sah hoch in das höhnisch lächelnde Gesicht des jungen Prinzen. Trotz Größen- und Altersunterschied musste er zum Jungen hinaufsehen und es hatte nicht nur mit seiner derzeitigen Position zu tun. Eine Mischung aus Verärgerung und Anerkennung glitt über das Gesicht des Riesen. Langsam fing er an zu lächeln; seine Muskeln entspannten sich.

Für seine Zukunft war es besser, sich mit der neuen Generation anzufreunden, als sich auf die alte zu verlassen und gehorchen. Ein neuer Wind wehte auf.

Er drehte den Kopf wieder zur Straße.

„Na gut, Prinz Vegeta, ich werde euren Vater nichts von ihren Alleingängen sagen“ stimmte er zu und machte sich auf den Weg zum Palast, den Jungen immer noch auf den Schultern.

Vegeta klopfte ihm lobend auf die Schädeldecke.

„Brav, Nappa, dann darfst du deine Haare noch eine Weile behalten.“

Der Erwachsene verdrehte die Augen, verkniff sich aber jeden Kommentar.

Sie schlenderten durch die Straßen, Vegeta immer noch auf Nappas Schultern, von denen er eine gute Aussicht hatte. Beide hatten keine Eile in den Palast zurück zu kehren, sondern genossen die Emsigkeit der vollen Straßen der Hauptstadt. Weil Vegeta im Moment keine Insignien trug, erkannte ihn kaum jemand als den Prinzen. Die umhereilenden Saiyajins beachteten das seltsame Paar kaum, sondern waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt.

Die ersten Lichter fingen an zu brennen und Vegeta konnte den Geruch der Garküchen und Tavernen riechen, wo sich viele Saiyajins zum Essen versammelten. Auch sein Magen knurrte.

Er klopfte den Riesen auf den Kopf, um ihn zu bedeuten, sich zu beeilen.

Nappa gehörte zu den größten Männern auf diesen Planeten und konnte sich besser durch die Menge bewegen, die ihm breitwillig Platz machten. Je näher sie dem Palast kamen, desto weniger Leute befanden sich auf ihren Weg. Der Palast mit seinen hohen Türmen und Mauern befand sich etwas abseits der belebten Straßen, auf einer Anhöhe und damit von weitem sichtbar.

Doch bevor das ungleiche Paar auch nur den Eingang des Tores erreicht hatte, hörten sie eine männliche, spöttisch Stimme rufen.

„Nappa, seit wann hütest du Flöhe?“

Der Krieger stoppte in seinen Gang und drehte sich verärgert um.

Welches Spatzenhirn wagte es, sich über ihn lustig zu machen?

Doch als er ein ihm bekanntes Gesicht sah, verformten sich seinen Lippen mitsamt Bart zu einem Grinsen.

Ein Saiyajin-Krieger mit rotem Stirnband und einem grünen Reisesack über der Schulter stand ihm gegenüber.

„Pass auf, wie du über ihn redest, Bardock! Der Kleine ist dein zukünftiger König.“

Bardock hob eine Augenbraue und betrachtete den Jungen, der auf Nappas Schultern ruhte und ihn mürrisch entgegenblickte. Der Blick und die Frisur erinnerten ihn tatsächlich an den König. Er hatte sich schon gewundert, warum Nappa, ein eingefleischter Junggeselle, ein Kind trug.

„Solange er mir noch nicht mal bis zum Bauchnabel geht, werde ich ihn nicht mit „Majestät“ anreden“ sprach Bardock, an Nappa gewandt.

Nappa fühlte, wie sich der Junge verspannte und seine Finger fester in sein Haar griffen.

„Prinz Vegeta ist ein außergewöhnliches Kind und wird mal ein guter König“ sprach er hastig und hoffte, den Jungen damit zu beruhigen. „Wie viele Kinder sind in seinem Alter schon Krieger?“

Bardock schmunzelte.

„Krieger der ersten Stufe und damit noch lange nicht erwachsen. Der Kleine soll erst mal Haare auf die Brust bekommen, bevor er Männer in die Schlacht führt“ entgegnete er.

Nappa hörte Vegetas leises Knurren und bangte um seine Frisur.

„Was machst du eigentlich hier?“ fragte er den Krieger mit dem roten Stirnband und wechselte damit schnell das Thema.

Bardock deutete mit einem Kopfnicken auf ein Gebäude zu ihrer Seite.

„Hab meinen Bericht für die letzte Mission abgegeben“ erklärte er.

„Und jetzt?“

„Fürs erste Pause. Das Tatakai findet bald statt und mein Sohn nimmt zum ersten Mal teil. Danach gehst es wieder los.“

Nappa grinste. „Und du machst dich über mich lustig, während du selbst Kinder hüten musst.“

„Sollen wir wetten, wie lange du noch Haare auf den Kopf hast? Hey, Knilch, spielt Onkel Nappa schön mit dir oder gehst du irgendwann auch mal auf eine ernsthafte Mission, ohne dass ein Erwachsener dir den Hintern abputzen muss?“ fragte Bardock an Vegeta gewandt.

Vegeta knurrte leise; sein Griff in Nappas Haare wurde fester und der Riese kniff unwillkürlich seine Augen zusammen bei diesem plötzlichen Schmerz.

„Vorsicht, Bardock, oder wir stehen uns irgendwann mal gegenüber“ knurrte er ihn warnend an.

Bardock schmunzelte nur, seine Haltung blieb entspannt. Er fürchtete den Mittelklasse-Krieger nicht.

„Oh, ich denke nicht, dass ein einfacher Unterklasse-Krieger wie ich es wert bin, dass der große Nappa sich darum kümmern muss…unsere Wege werden sich wohl kaum in naher Zukunft kreuzen“ sagte er leise, aber sein Blick war ernst. Weil beide in unterschiedlichen Klassen eingeordnet waren, unterschieden sich ihre Missionen. Es war lange her, dass Bardock einst unter Nappas Kommando gekämpft hatte. Bardock war mittlerweile selber Anführer einer Truppe und Nappa…war beschäftigt.

Beide Krieger wussten: sollte Nappa den Unterklasse-Krieger herausfordern, würde er sich auf einen harten Kampf einlassen. Bardock war dafür bekannt, nicht nachzulassen und bis zum bitteren Ende durchzuhalten. Darum war sein Name auch bei den Elite-Kriegern geläufig.

Nappa atmete tief durch und beruhigte sein aufsteigendes Temperament.

Männer in seiner Position mussten mit solchen Sprüchen umgehen können, ohne handgreiflich zu werden, sonst zeigte das nur mangelnde Selbstbeherrschung und verursachte damit einen größeren Gesichtsverlust. So etwas sollte er gerade dann nicht zeigen, wenn der Prinz bei ihm war.

„Grüße an die Familie“ sagte er mit falschem Lächeln und drehte sich um, marschierte mit langsamen, selbstgefälligen Schritten wieder in Richtung Palast; stolz auf seine Selbstbeherrschung.

„Als ob die wüssten, wer du bist“ gab Bardock zurück, laut genug, dass der Riese und der Prinz es hören konnte.

Nappa warf ihm einen wütenden Blick zu, aber der Unterklasse-Krieger wandte sich bereits ab, ging zwei Schritte und sprang dann in die Luft, wo er sich fliegend entfernte.

Nappa grummelte verärgert und schritt zum Palasttor, wo man sie breitwillig durchließ.

„Wer war der Kerl? Dieser Bardock? Warum hast du jemanden von der Unterklasse das durchgehen lassen?“ fragte plötzlich der Prinz.

Nappa hob den Kopf.

Interessant, der Junge schien gemerkt zu haben, dass Bardock kein gewöhnlicher Krieger war.

„Bardock ist für einiges bekannt. Abgesehen von seinen Markenzeichen, dem roten Stirnband, hat er unter den Unterklasse-Kriegern das höchste Powerlevel. Er könnte in die Mittelklasse aufsteigen, aber…“ Nappa verstummte.

Vegeta zog neugierig an Nappas Haare. „Aber?“ verlangte er zu wissen.

Nappa stupste die kleine Hand von seinen Haaren weg und sah sich vorsichtig um. Gut, sie waren allein. Man wusste nie, ob die Wachen mithörten und spionierten.

„Aber er hat den Sarang geschworen.“

Vegeta sah ihn neugierig an.

Nappa kratzte sich an die Wange; unsicher, ob er den Jungen mehr darüber sagen sollte.

„Hat Gurki euch über den Sarang aufgeklärt?“

„Er hat mir gesagt, dass es der höchste und seltenste Schwur ist; noch größer als ein Schwur auf Blut, Name und Ehre“ erinnerte sich Vegeta.

Nappa nickte und fuhr weiter aus. „Richtig, der Eid kann abgewandelt auch unter Kampfgefährten ausgetauscht werden, aber traditionell ist es ein Gelöbnis zwischen Mann und Frau. Beide schließen ein Bündnis: füreinander da zu sein, treu zu sein und keinen anderen Partner zu akzeptieren. Mittelklasse-Krieger dürfen keinen Sarang zu Frauen schwören. Unsere Aufgabe ist das Führen der Männer und das Kämpfen. Der Krieg ist unser Gefährte und wir dürfen uns nicht ablenken lassen. Wir sollen uns nur auf unsere Gegner konzentrieren und uns heldenhaft in die tödlichsten Kämpfe reinstürzen. Bardock müsste für einen Aufstieg seinen Schwur ignorieren und das wäre ehrlos. Er will seine Gefährtin und seine Familie nicht für eine höhere Klasse verstoßen. Darum ist er unter den Kriegern auch so bekannt. Er hat eine große Klappe, aber er weiß, was er tut und er tut es mit Ehre“ erklärte er den Prinzen.

Nappa musste es leider zugeben: er hatte Respekt vor Bardock. Sein scharfes Mundwerk war zwar schwer zu ertragen, aber seine kämpferischen Erfolge und sein Ehrgefühl imponierten ihn.

Der Junge schwieg, während er nachdachte. Nappa spürte, dass gleich weitere Fragen kommen würden und verlangsamte seinen Schritt.

„Das heißt, du wirst keine Gefährtin haben, Nappa? Was ist mit meinen Eltern? Haben sie sich den Sarang geschworen?“ fragte Vegeta.

Nappa knirschte mit den Zähnen. Der Jungen kam einer unangenehmen Wahrheit sehr nahe.

„Ich kann Frauen haben, so viel ich will, aber ich werde mich nicht um die Blagen kümmern, die dadurch entstehen. Das ist der Vorteil der Mittelklasse. Hauptsächlich ist es die Unterklasse, die sich den Sarang schwört. Für Mittel und Elite-Klasse ist es einfach unnötig.“

„Kapier ich nicht“ gab der Prinz ehrlich zu. „Wieso brauchen sie den Sarang nicht?“

Nappa stöhnte auf.

„Prinz, erinnert Ihr euch an unser Versprechen, euch alle Fragen zu Männern und Frauen an eurem 14. Geburtstag zu beantworten? Das Thema gehört dazu. Setzt es mit auf die Liste“ sprach er leidend.

Vegeta zupfte kurz und schnell ein paar Haare aus. Nappa jaulte auf.

„Es geht nicht anders. Das eine hat mit den anderen zu tun und wir haben eine Abmachung“ wich er Vegeta stummer Aufforderung aus.

Zu seinem Glück nickte der Bengel nur unzufrieden und trat mit seinen Fersen gegen seine Brust.

„Gut, dann setze ich es mit auf die Liste. Jetzt bring mich in meine Gemächer. Hüha, Nappa“ befahl er.

Die neue Bürde erduldend (und damit war nicht nur das physische Gewicht des Kindes gemeint) schritt Nappa zu den privaten Gemächern von Prinz Vegeta.

Er war froh, einige unangenehme Wahrheiten der Saiyajins fürs erste für sich behalten zu können. Prinz Vegeta war als siebenjähriges Kind noch zu jung für diese Art von Wissen.
 

Der Sarang entstand aus der Notwendigkeit der Unterklasse, ihre Partner vor Zugriffe zu beschützen.

Vor Generationen bekämpften sich die männlichen Saiyajins untereinander um die Ressourcen, darunter Nahrung und gebärfähige Weibchen.

Je stärker das Männchen, desto mehr Weibchen wollten seinen Schutz und starke Nachkommen mit ihm zeugen.

Feste Bindungen gab es nicht.

Kinder wurden gemeinsam von den Frauen aufgezogen, bis die Jungen erwachsen wurden. Die Mädchen profitierten vom Rang ihrer Mutter oder eines Partners, der sich für sie interessierte. Die Männchen mussten sich ihren Rang erkämpfen.

Es gab aber auch Fälle, wo sich die Starken für die Weibchen anderer Saiyajins interessierten, obwohl diese mit ihren schwächeren Partner glücklich war.

Es kam untereinander oft zu tödlichen Kämpfen und Vergewaltigungen, weil einst noch das unbeherrschte Gesetz des Stärkeren galt. Die gierigen Starken töteten die schwache Konkurrenz, um an ihre Weiber zu kommen, ungeachtet ihres Willens und nahmen sich, was sie wollten.

Um sich davor zu schützen, entwickelte sich der Brauch des Sarang.

Pärchen, die genau wussten, dass sie nur einen Partner akzeptieren würden, schworen sich einen heiligen Eid, bis zum Tod nur mit diesem einen Partner zusammen zu sein.

Für das Männchen bedeute es eine Verpflichtung, sich um die Partnerin zu kümmern, ihr Nahrung zu besorgen und ihre Kinder als die seinen zu akzeptieren und zu beschützen. Dafür wusste er um ihre Treue und dass die Kinder garantiert von ihm war.

Für das Weibchen war es eine Versicherung, dass ihr Partner sie nicht für andere Frauen verlassen würden und sie und ihre Kinder seinen Schutz genießen würden.

Der Sarang war ein Zeichen an all die Mitkonkurrenten, dass diese Frau ihre Wahl getroffen hatte und es kein Umstimmen gab, weder friedlich noch gewaltsam.

Wer es wagte, diesen Schwur zu stören, erhielt damit nicht nur einen, sondern zwei Gegner.

Der gewaltsame Tod eines Sarang-Partners zog die Rache des Überlebenden auf den Täter auf sich. Nur Blut konnte das vergossene Blut sühnen.

Wütende, von Rache erfüllte Saiyajin-Frauen waren die furchterregendsten Wesen, die ein Saiyajin-Mann kannte.

Krieger der Mittelklasse nutzen zur heutigen Zeit keinen Sarang. Es war ihnen offiziell sogar verboten, damit sie frei und ungehindert reisen konnten; ohne Verpflichtung sich um Weib und Kinder zu kümmern.

Sie durften natürlich mit Frauen schlafen und Nachwuchs zeugen. Waren die Kinder stark und wurden von den Kriegern als ihre Söhne anerkannt, erhielten sie einen höheren Rang, genau wie ihre Mütter und damit auch höhere Rationen. Die Mütter kümmerten sich selbst um die Aufzucht der Kinder, bis sie alt genug für die Ausbildung waren. Die Erzeuger hatten nicht das Recht, ihnen da rein zu reden. Die Mädchen erhielten den Rang ihrer Mutter und gingen ab einem gewissen Alter ihre eigenen Wege.

Die Elite-Krieger, die seltenen Kämpfer, deren Powerlevel über 8.000 lag, hatten es nicht nötig, einen Sarang zu schwören.

Ihre Position war unantastbar und kein anderer Saiyajin war so dämlich, ihr Weib anzutatschen. So etwas endete immer tödlich. Für deren Frauen bedeutete es eine unsichere Position, da sich Elite-Krieger oft mehrere Frauen gleichzeitig hielten und keine damit „ die Eine, bis zum Tode“ war.

Die Position der Königin war eine Ausnahme.

Um die Erbfolge der Königsfamilie nicht zu gefährden, wählte der König nur eine Frau aus, die ihm Treue schwor. Als Königin besaß sie eine gewisse Befehlsgewalt und diente dem König als engste Vertraute. Es würde zu Streitigkeiten kommen, wenn mehrere Frauen des Königs sich diesen Posten teilen würden, darum gab es immer nur EINE Königin.

Erwies sie sich als unfruchtbar oder zeugte keine starken Kinder, hatte er das Recht, sie zu verstoßen. Trotzdem durfte sie sich danach keinen neuen Gefährten nehmen, um keine Streitereien über die Rangfolge innerhalb der Königsfamilie zu erzeugen.

Selbst wenn das nicht der Fall war und die Königen Kinder gebar, durfte der König sich Mätressen nehmen. Kam es zu dem Fall, dass deren Kindern stärker als der Thronfolger war, entschied das alte Recht des Stärkeren über die Nachfolge.

Nappa wusste, dass König Vegeta keinen Sarang geschworen hatte.

Kein König hatte es nötig. Warum nur einer Frau die Treue schwören, wenn man sich dadurch die Freuden mit anderen Frauen versagte? Kein Elite-Krieger hatte jemals das Bedürfnis verspürt, sich nur an eine einzige Frau zu binden. So was war bislang noch nie passiert.

Es war die Pflicht eines jeden Elite-Kriegers, seine Gene zu verbreiten, so oft es ging und eine mächtige Linie von Nachkommen zu bilden.

Im aktuellen Fall hatte der König bereits einen starken Nachfolger gezeugt. Seine Mätressen hatten bislang auch keine Kinder geboren und sollte es dazu doch noch kommen, würde er sie vermutlich nicht als seine Kinder anerkennen. Keines wäre stark genug.

Ein Wunderkind wie den ersten Prinzen gab es nur alle 100 Jahre.

Aber ein extremes Wunderkind wie Paragus Sohn, Broly, gab es nur alle 1.000 Jahre.

Das alles gehörte zu den Fakten, die ein Kind noch nicht hören sollte, weshalb Nappa sie fürs Erste verschwieg.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein Fanart zu der Bardock/Vegeta/Nappa Szene gibt es von Saicke. Bei mir in der Charakterleiste zu sehen, aber auch hier unter animexx. Seht, staunt und bewertet es

https://www.animexx.de/fanart/serie/63/2721140/ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-03-03T05:52:21+00:00 03.03.2020 06:52
Ihre seidigen Haarsträhnen reflektieren das Licht der Sonne wie schimmerndes Wasser. ihr blauer Saiyajin-Schweif wedelte in und her, diesem Anblick fasziniert in . Es juckte ihn in den Finger, über diese weich aussehenden Haare zu gleiten.

Oooooooo was ist den mit Veg denn los gibt es da die ersten Anzeichen das er sich in Bulma verliebt????😁😁😁😁.

Die erste Begegnung von Bardock und Vegeta. Wenn beide wüssten der andere ist hihihihi 🤣😂🤣😂

darum gab es immer nur EINE Königin.!!!!!
Okeeeeeeeee 😁😁😁😁 gut zu wissen DAS ES NUR !!!!!!!EINE!!!!! KÖNIGIN GEBEN DARF 😁😁😁😁 .

Der König schwört keinen Sarang na ja schauen wir mal was die Zukunft bringt 😊😊😊😊.


Antwort von:  Rikarin
03.03.2020 08:06
Bei den dick unterstrichenden Worten sehe ich, dass du eine gewisse Ahnung/Hoffnung für die Zukunft hast😁
Planst du schon Vegetas Ehe? 😉
Ich bin ja auch sehr voraus schauend und achte auf kleine Anspielungen in meinen Kapiteln
Von:  sama-chan
2020-03-01T21:46:29+00:00 01.03.2020 22:46
Das ist echt zu niedlich wie Vegeta mit Bulma umgeht. Und natürlich wie Bulma Vegeta in der Hand hat. 😂
Und da hat Vegeta endlich Bulmas Vater kennen gelernt und weiß es noch mit einmal. 😂
Da bin ich mal gespannt, wie es jetzt mit weiteren Treffen wird und was noch so alles passiert. 😁
Von:  Saicke
2020-02-29T11:06:05+00:00 29.02.2020 12:06
Oh mein Gott, wie süß das wieder ist! Das Bild zu Kapitel 15 hast du super als Inspiration eingebaut. Einfach eine tolle Idee Vegetas Umhang für sowas zu verwenden. -^^-
Ich fand Vegetas Gedanken sehr lustig, dass er sich as Prinz zu sowas überreden ließ. Aber bei deiner tollen Beschreibung von Bulmas großen blauen Augen, kann wohl kein Mann/Junge widerstehen. :D
Eine sehr schöne Szenerie die du da gewählt hast auf dem Berg, die Stimmung zwischen ihnen beiden war sehr gut greifbar. =) Auch kam wieder die traurige Situation in der Bulma steckt wieder zum Vorschein, dass ihre Welt in der sie sich aufhalten darf, sehr klein ist.....arme Bulma.
Und Bardock ist wieder da! =D Der beste Papa aller Zeiten! <3 Und er trifft das erste Mal auf den Prinzen und zeigt ja mal so gar kein respekt! xD Hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet, aber auch interessant gewählt.
Ich fand es ja sehr niedlich, wie Vegeta die ganze Zeit auf Nappas Schultern rumgetragen wurde. Und echt jetzt, ich hatte jeden Moment erwartet, dass Nappa seine Haarpracht verliert! x'D Aber wie ich sehe, hast du ihm wieder mal eine Schonfrist gegeben. ;) Sehr nett von dir. :D
Die Erklärung wie der Sarang genau funktioniert fand ich sehr interessant. Bzw. warum, wieso und weshalb er bei manchen Klassen angewendet wird und bei anderen wiederum nicht. Auch dass der König dadurch einfach so ein Harem sich anschaffen kann....ja wieso nicht, er ist der König und erlaubt sich halt alles. xD
Ein sehr tolles Kapitel und ich bin ja gespannt, ob die neue Vereinbarung zwischen Bulma und Vegeta wirklich hilft und sie so Bardock's Scharfsinn aus dem Weg gehen können. ;)
Hab ein schönes Wochenende. ^___^
Antwort von:  Rikarin
01.03.2020 19:34
Ach, Bardock, die coole Sau... er erweist niemanden Respekt und beugt niemals seinen kopf
Ich bin sehr zufrieden, mit Vegetas und Nappas Szene:leider habe ich dazu keine passenden Bilder gefunden. Ich stelle es mir sehr niedlich vor, wie Vegeta auf seine Schultern sitzt und ihn herum kommandiert
Antwort von:  Saicke
01.03.2020 22:31
Gefällt mir sehr, wie du ihn darstellst! =D
Und soll dies ein subtiler Hinweis sein? xD Ich stelle mir in der Tat es auch sehr niedlich vor, wie er auf seinen Schultern sitzt. =) Ich setze mir dieses Bild mal auf meine Liste und zeichne es, wenn sich die Gelegenheit und Zeit bei mir bietet. -^^-


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