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Zeit zu sterben, Zeit zu leben

Zwei Hundebrüder, ein Vater und eine Reise
von

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Federball


 

D

as Trio erreichte fast mit der Morgendämmerung den Fuß des Gebirges, das hier recht abrupt in eine grasige Ebene überging, die nur von wenigen Büschen bewachsen war, die krumm Richtung Osten zeigten, Zeichen für den hier stetig wehenden Wind. Und alle Drei konnte vor sich ein Sumpfgebiet wittern, wie alle Moraste alles andere als gut duftend. Moder, Fäulnis und auch, in diesem Fall, noch irgendetwas anderes.

Der Taishou blieb stehen und wandte sich um. „Ihr beide wartet hier. Und, wie immer: kein Streit, keine Schwerter, bis ich zurück bin, außer, es greift euch jemand an.“ Er wartete ab, bis alle zwei Söhne den Kopf geneigt hatten, ehe er sich abwandte und in weiten Sprüngen in Richtung des Sumpfes lief, sicher, den nicht verfehlen zu können. Eher würde sich der Sumpf von Meiun ihm zuwenden – eine der überaus negativen Eigenschaften dieser einst von Daiyoukai erschaffenen Materie.

Eine zweite war der Geruch, der seine empfindliche Nase belästigte. Ein gewöhnlicher Sumpf roch nach Moder und Fäulnis, Pflanzenresten, die in wenigen Jahren selbst Teil des Morastes bilden würden, Tiere, oder auch Menschen und Youkai, die verunglückt waren. Das Problem an diesem Sumpf war allerdings, das ein gut Teil dessen, was hier vermoderte, noch herumlief, untot war. Wer hier als Youkai oder Mensch umkam, musste in alle Ewigkeit herumirren, nun ja, zuerst als Untoter, dann, nach endlichem Zerfall des Körpers, als Seele. Der Sumpf von Meiun hatte einst als Abschreckung dienen sollen, ihn hatten sich mächtige Daiyoukai um ihre Schlösser gelegt – nur, um herauszufinden, dass sich dieser Sumpf soweit selbstständig gemacht hatte, dass sie praktisch gefangen saßen. Oder das Risiko eingingen durch ihn zu laufen.

Er blieb stehen. Vor ihm lag eine dichte Nebelwand, aus der diese ganzen unschönen Gerüche drangen. Etwas wie Wehklagen war zu vernehmen, vermutlich der herumirrenden Seelen. Leider bedeutete das nur, dass er und seine Jungs angegriffen würden, gingen sie dort hindurch. Denn Sesshoumaru trug mit Tenseiga das Schwert bei sich, dessen Macht sie erlösen könnte. Und was Tsurugi-hime vermochte, konnte er nur ahnen.

Der gute Nagano hatte sich anscheinend mit diesem unseligen Sumpf schützen wollen – und Onigumo war zu einem Zeitpunkt gekommen, an dem dessen Magie gerade verschwunden gewesen war. Das erklärte auch, wieso der der Unterwelt entflohene einstige Mensch einen Daiyoukai überraschen konnte. Nagano hatte sich zu sicher gefühlt, und, bei allen Göttern, er wusste nur zu gut, dass auch er einst überzeugt gewesen war immer zu siegen, immer der Bessere, der Klügere, zu sein. Vorsicht lernte man leider erst durch Erfahrung. Und seine eigene war tödlich gewesen.

Onigumo, oder nun Akumu, würde es wohl jetzt lernen müssen.

Ja, das war der Sumpf von Meiun. Wo war nur der Beginn? Es gab Pfade hindurch, ja, die alten Daiyoukai waren nicht ganz ungeschickt gewesen, jedoch zu unvorsichtig in den Auswirkungen.

So wandte er sich ab und begann suchend entlang der scheinbar endlosen Nebelwand entlang zu wandern. Es gab mehrere Anfänge, das wusste er noch, sie alle waren gekennzeichnet. Er musste nur einen finden und dann seine Söhne holen.

 

Inu Yasha hatte sich friedlich zu Boden gesetzt und an einen mehr oder weniger stabilen Busch gelehnt, nachdem er Tessaiga abgezogen und in seinen Schoss gelegt hatte. Eine kleine Pause war nett, noch netter wäre was zu essen gewesen, aber damit brauchte er kaum seinem Herrn Halbbruder zu kommen. Herr Eisig starrte ja schon wieder dermaßen ins Nichts – als ob er mit dem eine Unterhaltung über …..Er suchte nach einem extremen Beispiel…..nun ja, Kagomes Einstein daher kommen würde. Naja, klar. Warum sollte der sich auch ändern. Man redete nicht mit dem Bastard, oder? Außer, wenn Vater das wollte. Das war sowieso interessant. Was war da einst abgelaufen zwischen den Beiden? Chichi-ue machte ja schon einen strengen Eindruck, also, wenn man das mit Mama verglich, aber er entsann sich durchaus, dass auch sie sich in diesem Schloss an strenge Regeln halten musste und diese ihm auch beigebracht hatte. War das etwa einfach der Preis, den man als Prinz bezahlen musste? Dann war eigentlich das freie Leben wie jetzt in Musashino deutlich besser. Und, das führte zu einer anderen Sache – wenn Sesshoumaru noch eine lebende Mutter hatte und die in einem Schloss hockte – wieso rannte der permanent quer durch Japan? Waren etwa alle Eigenschaften, die ihn so unheimlich an seinem ach so lieben Bruder störten, weniger von Vater als vielmehr von dessen Mutter forciert worden? War der darum, wie nannte das Kagome, durchgebrannt? Und hatte sich mit Jaken und Rin gleich zwei Leute gesucht, die ihn einfach toll fanden ohne etwas zu wollen? Er schüttelte etwas den Kopf. Soweit kam es noch, dass er diesen Misthund bemitleidete. Der hatte ihn oft genug umlegen wollen, Kagome ….

Und, was war denn das? Er erkannte etwas am Himmel, das ihm bekannt vorkam. Eine Gestalt, die auf einer überdimensionierten Feder saß und sich ihnen näherte. Das war doch unmöglich! Oder, wenn er so an die Idee von diesem dämlichen Akumu dachte eine Parodie auf Sesshoumaru zu erschaffen …..möglich? Vielleicht sollte man sich doch an den großen Bruder wenden, ehe man noch glaubte Halluzinationen zu haben.

„He, Sesshoumaru.“

 

Dieser verspürte nicht die mindeste Lust sich mit dem Hanyou zu unterhalten. Da er allerdings hören konnte, wie der aufstand, Tessaiga samt Scheide in den Gürtel schob und den Schwertgriff fasste, wandte er sich doch um. Wo guckte der denn …. Das war doch unmöglich.

 

„Kagura?“ erkundigte sich Inu Yasha fast flüsternd. „Oder das, was Akumu nun macht?“

Kagura. Der große Bruder dachte manchmal noch an sie. Die Feder, ja, aber … „Das ist die Kleidung einer Priesterin, du Narr.“

Das sah allerdings der Jüngere auch gerade. Frisur, Kleidung, es blieb nur ein Erkennen: „Kikyou?“

 

Die junge Frau auf der Feder trug das rot-weiß der Schreinjungfrauen. Ihre Haare fielen lang über ihre Schultern. Nun allerdings hielt sie inne und ihre roten Augen wandten sich den Halbbrüdern zu, während sie etwas über ihnen schweben blieb. „Du kennst meinen Namen?“

„Was soll das?“ Inu Yasha hörte selbst, dass er etwas heiser klang. Nein, das war nicht Kikyou, auch, wenn sie ihr ähnlich sah. Kikyou hatte doch keine roten Augen, das hatte Kagura, und die hatte auch auf einer gigantischen Feder reisen können, so als Winddämonin.

„Du kennst meinen Namen,“ sagte Akumus Abkömmling sachlich. „Ihr zwei seid unbekannt, also Feinde. Ich muss euch leider umbringen.“

Sie zog aus ihren Haaren, hinter ihrem Ohr, zwei oder drei Federn hervor und warf sie in die Luft. Ein Kichern erklang dazu, dass zumindest Inu Yasha durch Mark und Bein ging. Nein, das war nicht Kikyou.

Beide Halbbrüder zogen.

Im nächsten Augenblick fanden sie sich in einem förmlichen Wirbelsturm aus kleinen Federn wieder, die ihnen die Sicht nahmen. Mehr oder weniger blind schlugen sie zu – und beide in der vollkommen unbewussten Absicht diese Person nicht zu beschädigen. Erst musste man doch wissen, was real und was Täuschung war. Wer war sie? Kikyou? Kagura? Etwas Gemeinsames oder vollkommen Unterschiedliches? Konnte dieser Kerl nicht nur dem Jenseits entfliehen, sondern auch andere Seelen dazu holen?

 

Als der Ausläufer eines Angriffs Akumus Abkömmling erwischte, hielten beide den Atem an.

Keine Sekunde später wussten sie, dass sie in der Klemme saßen. Aus jedem Einzelstück entstanden Doppelgängerinnen, die ihrerseits wieder magische Federn warfen. Der Federsturm um sie wurde immer dichter und raubte die Luft. Zu sehen war fast nichts mehr, zu wittern nichts, die Federn hauchten selbst bei Sesshoumaru nur leisen Wind in die Ohren, bei Inu Yasha vergruben sich einige sogar darin.

Wenn sie sich durch Angriffe zu wehren versuchten – jedes Mal, wenn sie eine dieser Gestalten trafen, wurden es nur noch mehr davon, ihre Lage heikler. Und das Kichern der Unbekannten höher und schriller. Sie fand offenkundig Gefallen am Spiel. Oder sie fanden? Wie viele waren es inzwischen? Kikyous oder Kaguras, beides oder gar nichts?

 

Immer heftiger wurden die Federn um sie geweht, immer weniger Luft zum Atmen blieb, immer weniger zu sehen oder wittern, selbst der Hörsinn gab in dem Rauschen langsam auf.

„So ein Mist!“ keuchte Inu Yasha.

Sesshoumaru stimmte dem zwar vollinhaltlich zu, schwieg jedoch. Eine selten dämliche Falle – und sie waren prompt hineingefallen. Vater würde kaum erbaut sein. Aber …. da, ein Schatten. Er schlug zu, nur um festzustellen, dass er wohl getroffen, die Anzahl der so nervig kichernden Hexen um sie damit nur vergrößert hatte. Der Wind, in dem die Federn um sie wirbelten, nein, sie tanzten nicht mehr, wurde immer stärker, ihm zu entkommen würde selbst für ihn schwer werden – und da waren ja immer auch noch die Angreiferinnen, die solch einen Versuch kaum unberücksichtigt lassen würden. Was jetzt? Wind – doch Kagura, aber ohne Gedächnis?

 

Unter gewöhnlichen Umständen hätte sich Inu Yasha ja darüber amüsiert seinen Halbbruder in Boa und Haar mit Federn bedeckt zu sehen, aber dazu war das hier zu heikel, als dass er auch nur einen Blick riskiert hätte. Der Wirbelwind raubte den Atem und … klar. Die Windnarbe. Das Kaze no kizu würde doch die Federn erst einmal wegtreiben. So schlug er zu, so gut er das in dem tobenden Flaum vermochte.

Tatsächlich hörte das Federtreiben um ihn, und auch Sesshoumaru, wie er mit einem raschen Seitenblick feststellte, für einen Moment auf, da er eine dunkle Schneise geschlagen hatte. Die Betonung auf: er hatte, denn es entstand etwas wie ein Tunnel, ein umgedrehter Sog, der ihn sehr an Kagomes Föhn in der Zukunft erinnerte. Und alle Federn, die er eben noch beiseite gedrängt hatte, kamen mit hoher Geschwindigkeit auf sie zurückgerast, trafen durchaus schmerzhaft das Gesicht. Und diese dämliche Hexe kicherte, da war er sicher. War das doch Kikyou? Nur ohne Erinnerung? Der magische Macht nach konnte es schon stimmen, aber sie hätte doch nie …. Er spürte sich an der Schulter gepackt und herumgerissen.

„Noch einmal und ich bringe dich um!“ Sesshoumaru war nicht sonderlich guter Laune, zumal er zugeben musste, dass es einen Versuch wert gewesen war.

„Mach´s doch selber!“ gab der Hanyou prompt zurück, ehe er erneut Luft nur hinter der vorgehaltenen Linken holen konnte um keine Federn einzuatmen.

Das war tatsächlich mal ein praktikabler Vorschlag. Was war nur mit ihm los? Bakusaiga würde sein eigenes Youki verstärken und diese Federn verbrennen. Und dann würde er sich deren Besitzerin vorknöpfen und herausfinden …..

Nun ja, so eine bläulich schimmernde Welle aus dämonischer Energie höchsten Ranges hatte was für sich, dachte Inu Yasha, als er das hellen Lichtstrahl sah. Zumindest, wenn einem der Kerl nicht gerade in einem Duell gegenüberstand und man das gleich abbekommen würde, wie er damals in dem Bambuswald und an anderen Orten.

Tatsächlich wurden die Federn versengt, verschwanden zu einem gut Teil – nur, um sich zu verdoppeln, immer rascher, immer schneller um die Zwei zu wirbeln, die langsam wirkliche Atemnot bekamen. Selbst Sesshoumaru musste sich breitbeiniger hinstellen um noch den Halt zu wahren. Das war doch ….

 

Der Inu no Taishou war umgedreht. Er hatte einen Eingang in den Sumpf gefunden. Leider. Denn als er nur wenige Schritte in die Nebelwand getan hatte, hätte er um ein Haar die Orientierung verloren. Nur seine Erfahrung von damals, dass es da Probleme geben konnte, hatte ihn davor bewahrt in dem dichten Nebel nur tiefer in den tückischen Morast zu geraten. Immerhin schien das kein Bereich mit Genki zu sein. Nun ja, da dieser Sumpf von Daiyoukai geschaffen worden war, wäre es auch unwahrscheinlich gewesen, aber …

Was war das denn? Dort vorn hatte er doch seine Jungs zurückgelassen? Und jetzt tobte dort eine förmliche Säule in weiß und schwarz, sich rasch drehend? Und seltsame weibliche Gestalten auf riesigen Federn flogen herum, gekleidet wie eine menschliche Priesterin? Saßen seine Söhne etwa in einer Falle? Nachdem er zugesehen hatte, wie sie mit ihren Gegnern im Tanuki-Dorf fertig geworden waren, konnte er sich eigentlich nicht vorstellen, wie solch eine Falle aussehen könnte. Fakt war jedoch, dass sie irgendwie da drin steckten. Beide besaßen doch mächtige, magische Schwerter? Warum wehrten sie sich nicht? Waren sie bewusstlos? Schön, Inu Yasha war ein Hanyou, aber zumindest Sesshoumaru konnte doch gar nicht…

Egal, beschloss der besorgte Vater. Er würde jetzt erst einmal nach den Zweien schauen und dann herausfinden, was diese Hexen dazu getrieben hatte einen tödlichen Fehler zu begehen. Sekunde. Sie sahen alle gleich aus. Und, wenn er sich nicht irrte, hing an allen die gleiche Witterung wie an diesem billigen Imitat seines Ältesten. Abkömmlinge also, Akumus Abkömmlinge. Dieser Mistkerl schaffte es noch, dass er wirklich wütend auf ihn wurde.

Die Federn würden das Atmen behindern, also holte er einige Male tief Luft, ehe er sich in den Federwirbel stürzte, sicher, dass diese Frauen auf ihre Opfer guckten und nicht an die Rückendeckung dachten.

 

Er fand seine Söhne im dicksten Federsturm, immerhin Rücken an Rücken, die Schwerter in der Hand. Wieso nur hatten sie nicht das Naheliegendste getan?

Sie fuhren herum, als sie die zusätzliche Bewegung bemerkten, wie er doch zufrieden feststellte, ehe er gegen den Sturm anschrie: „Inu Yasha! Wozu hast du das Meidou Zangetsu? Um Löcher in die Luft zu starren? Sesshoumaru, Tenseiga!“

Der Pfad in das Jenseits! Inu Yasha hätte gern etwas dazu sagen wollen, dass er erstens daran nicht gedacht hatte, zum Zweiten doch, weil Kikyou … Nein, sie konnte es nicht sein. Oder? Und wenn, dann war sie ja sowieso schon wieder tot. So konzentrierte er sich auf seine Klinge, die sich prompt in schwarz verwandelte.

Tenseiga? Der ältere Bruder war etwas erstaunt. Was sollte er denn damit? Vater sollte nur zu gut wissen, dass er das Meidou nicht mehr damit schlagen konnte, sondern es an Tessaiga verloren hatte. Aber … Natürlich. Tenseiga! Das Schwert des Jenseits. Er wechselte hastig die Klingen. Wenn er damit Inu Yashas Angriff unterstützte, wie sie es gegen So´unga geschafft hatten, würde das Meidou mächtiger werden. Warum nur hatte er selbst daran nicht gedacht? Hatte die Vorstellung, es könnte Kagura sein, seinen nüchternen Youkaiverstand getrübt? Er bemerkte gerade noch, dass Inu Yasha zuschlug und etwas wie ein schwarzer Strahl aus Tessaiga erschien, der sich rasch in ein größeres, rundes Loch verwandelte. Eilig schlug er mit Tenseiga zu, bemüht dessen Macht mit dem entstehenden Pfad in die Unterwelt zu verbinden.

Federn flirrten auf, wurden ebenso unbarmherzig in das schwarze Loch gezogen wie die aufschreienden Frauen, die jäh eine nach der anderen verschwanden, ehe die Letzte – und mit Sicherheit der echte Abkömmling - eingesogen war und das Meidou in sich zusammen brach.

Etwas keuchend sah sich Inu Yasha um. Letzte Federn fielen zu Boden, Erde und Sträucher waren von dem weißen Flaum bedeckt. Und ganz offenkundig war da jemand wütend. Auweia. Vater hatte nicht nur die dunklen Augenbrauen zusammengezogen, sondern das Youki, das von ihm ausging, ließ seine Boas fast flattern. War es so schlimm gewesen, dass sie beide nicht die Lösung gefunden hatten? Naja, selbst Sesshoumaru wirkte ein wenig ….peinlich berührt, als er Tenseiga in die Scheide schob. Und das wollte bei dem schon was heißen. So schob er Tessaiga weg. Was immer er jetzt sagen würde, würde kaum gut aufgenommen werden.

 

Der Taishou überprüfte rasch die Gegend mit allen Sinnen, ehe er sich an seinen Nachwuchs wandte, die Beide bemerkenswert gesittet nebeneinander standen. Sie merkten offenbar, dass er nicht erfreut war. „Kann mir auch nur einer von euch verraten, warum ihr länger als fünf Minuten benötigt um zu zweit mit einem Abkömmling Akumus fertig zu werden?“

Zu zweit, ja, das war schon einmal der erste Haken, dachten beide Söhne in seltenem Einklang. Aber das zu gestehen wäre bei Vaters augenblicklicher Stimmung vermutlich zwar nicht Selbstmord aber doch sehr töricht.

„Äh, naja, chichi-ue,“ begann Inu Yasha, sicher, dass sein Halbbruder nichts sagen würde. „Diese Priesterin, ich meine, diese Frau, sie sah aus wie Kikyou. Und sie sagte, das sei auch ihr Name!“

Der Hundefürst begriff nichts. „Und wer oder was ist Kikyou?“

„Naja….“ Der Hanyou schob verlegen die Hände in die weiten Ärmel, ehe ihm einfiel, dass das schon wieder unhöflich war. „Sie war eine Priesterin und sie … sie war sehr nett zu mir. Wir waren zusammen, bis zu ihrem Tod. Kagome ist ihre Wiedergeburt, aber natürlich ganz anders.“

„Du siehst also ein Scheinbild deiner Exgeliebten und kannst nicht mehr kämpfen.“

Da das nach einem vernichtenden Urteil klang, versuchte Inu Yasha sich zu wehren. „Naja, sie wurde schon einmal wiederbelebt, und ….“ Oh oh. Vaters eisiger Blick glitt zu Sesshoumaru. Der konnte dafür allerdings nun wirklich nichts, Tenseiga hin oder her. „Nein, nicht er. Das war eine Hexe namens Urasae, die schuf aus Toten und Lehm wieder neue Körper … Sie ist tot.“

Der ältere Bruder erkannte an, dass der Bastard ihn schützen wollte – und ehrlich blieb. Leider half das wenig, denn nun nahm Vater ihn ins Visier.

„Und was ist deine Entschuldigung?“

Nein, das würde er nicht sagen, beschloss Sesshoumaru. Vater hin, Gehorsamspflicht her. Leider musste er Sekunden später feststellen, dass Inu Yasha noch immer bemüht war das Gewitter von ihnen beiden abzuhalten. Verflixtes Beschützergefühl!

„Naja, chichi-ue, sie erinnerte ihn wohl an eine Youkai, die auf ihn stand. Ich meine, die ihn sehr gern hatte. Er war bei ihrem Tod dabei. Naraku brachte sie um,“ erklärte der jüngste Sohn.

Ganz ruhig bleiben, ermahnte sich der Inu no Taishou. Ein Youkaifürst schrie nicht. „Soll ich diese Aussagen dahin interpretieren, dass euch diese Frau, genauer, Akumu, Personen vorspiegelte, zu denen ihr eine, wie auch immer geartete, persönliche Beziehung hattet? Und deswegen vergesst ihr um euer Überleben zu kämpfen? Was hättet ihr getan, wenn sie euch Kagome dargestellt hätte – oder Rin?“ Beide waren tapfer, mutig und stark. Aber ihnen fehlte jede Menge Erfahrung und Anleitung. Er war wohl wirklich zu früh gestorben.

Sesshoumaru presste die Fangzähne zusammen.

Der Jüngere bewies erneut Impulsivität. „Immerhin habt Ihr Euch ja auch für Mutter und mich umbringen lassen.“ Mist! Inu Yasha erkannte, dass diese Aussage ungefähr den gleichen Effekt hatte als würde er Kagome erzählen, dass er jetzt eine Zweitfrau namens Kikyou habe.

Mit dem kleinen Unterschied, dass der Herr der Hunde sich zur Ruhe zwang. „Vor uns liegt der Sumpf von Meiun und dort gibt es jede Menge Untote. Ich wünsche keinerlei Überraschungen von eurer Seite. Ihr habt verstanden.“

„Ja, chichi-ue.“ Sesshoumaru wusste, was erwartet wurde. Und er würde sich zukünftig hüten auf derartige Täuschungen herein zu fallen.

Inu Yasha war froh, dass es nicht handgreiflich wurde, das wäre doch etwas unangenehm geworden. „Ja, chichi-ue,“ folgte er lieber dem Beispiel. Nein, diesmal würde er bestimmt aufpassen, wen er da serviert bekam.

 

Akumu richtete seine lidlosen Augen auf einen Behälter aus Ton neben sich. Was war das denn? Es schmerzte in seinem Herzen. Aber dieser Schmerz kam von dort, wo er Kikyous Herz aufbewahrte. So zog er den Krug zu sich. Was war das denn, zum Zweiten? Das Herz vertrocknete, ja, etwas wie Rauch stieg auf. Das gab es doch nicht? Nun ja, nur, wenn sie verstorben war.

Aber wer konnte jemanden töten, der doch gar kein Herz im Leib trug, der nicht in dem Sinn lebte? Wollte dieser Jemand etwa zu ihm? Wenn, dann mussten das mehrere sein, mindestens zwei, denn mit ihrer Fähigkeit der Verdopplung war Kikyou doch praktisch unzerstörbar gewesen. Und klug hatte er sie auch erschaffen. Nun ja, klüger als diesen Sesshoumaru.

Aber, den konnte er jetzt hier brauchen, wenn da wirklich jemand auf ihn zukam. Er musste ihn zurück rufen. Und er würde ihn verdoppeln. Ja. Das sollte schnell gehen. Überdies müsste er sich eine Falle überlegen. Genki und Youki, die beiden Gegensätze. Eines davon würde auch dem unerwünschten Besuch zu schaffen machen. Oder – ja, das Energiefeld vor dem Berg Meiun. Ein wunderbares Magiefeld. Ein wunderbarer Ort zum Sterben.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das klingt nicht so gut.

Im nächsten Kapitel wandert das Hundetrio in Gedanken in Richtung auf einen Sumpf, der noch unangenehmer ist als jeder gewöhnliche...

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: Morgi
2020-10-06T10:42:14+00:00 06.10.2020 12:42
Hallo!

Papas Schelte sitzt, seine Anweisungen auch. Es amüsiert mich, dass er nicht aus seiner Haut kommt und die beiden Söhne trotz aller vergangenen Jahrhunderte um seine Anerkennung wetteifert - und sich weder vor sich, voreinander oder vor ihm blamieren mag.
Akumus Schachzug des zweiten Abkömmlings bot viel Unterhaltenswert. Wüsste eine solche Kreatur etwas vom Vorbild, könnte es böse ausgehen. Andererseits wüsste ich zu gern, wie der Herr Papa darauf reagiert hätte, wären da seine beiden Ehefrauen herumgeflogen ... chapeau derweil an Inuyasha, der beiden Daiyoukai verbal das Wasser abgrub und Konter bot. Recht hat er.

Viele Grüße, Morgi
Von:  Mitsuki-chan
2019-11-27T14:12:04+00:00 27.11.2019 15:12
Ach diese Geschwisterliebe ^^
„Noch einmal und ich bringe dich um!“
„Mach´s doch selber!“
Genial xD.
Nun da waren die Beiden halt überrascht und auch mal verunsichert als sie ´Kayou/Kikgura (-wie auch immer-) gesehen haben.
Schön zu sehen das man auch als mehrere Jahrhunderte altes Wesen niemals auslernt und aus dem Konzept gebracht werden kann.
Tja war die Kritik von Papa nun berechtigt oder nicht? Ich kann mich noch nicht so recht entscheiden. Dafür fand ich die Reaktionen des Nachwuchses zu niedlich :3
Mal sehen was uns nächste Woche erwartet.^^
Von:  SUCy
2019-11-27T09:48:14+00:00 27.11.2019 10:48
Na das lief ja blamabel ... +.+ andererseits hat Inu gut gekontert XD
Jetzt wird es spannend, was da noch so auf die 3 zukommt.


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