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TETSUO

When one person changes everything
von

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You are like me

Kai stand nervös am Pier und sah sich um.

Immer zu sah er auf seine Uhr am rechten Arm. Der alte Hafen in Neo Tokyo war genauso verlassen und ramponiert wie die Außenbezirke der Stadt. Die Lagerhallen waren modrig und alt, hatten Risse in ihren Dächern. Die Wege überwuchert mit Pflanzen und eine Ratte schlich sich vor seinen Augen in eine Halle auf der Nummer 3 draufstand. Es war gruselig und die Stille machte es nicht gerade besser. Er kam sich vor wie am Ende der Welt. Und er mochte es nicht. Denn dann stellte er sich, in dieser Situation immer mal vor, wie es wäre wenn plötzlich etwas passieren würde was die Menschheit ausrotten könnte. Ein Nuklearkrieg, eine Krankheit die Menschen in willenlose Monster verwandelt wie in Filmen, oder Außerirdische die alles übernommen hatten. Da ging aber oft seine Fantasie mit ihm durch. Auch weil er selber gerne solche Bücher las, für Filme reichte das Geld ja nicht. Und alte Bücher fand man gerne mal auf Müllhalden.

Und da dachte er plötzlich daran…dass die Welt vor vielen Jahren schon fast mal so gewesen wäre. Bei diesen sagenumwobenen Unfall damals im Labor, als die PsyKI entkamen. Es hatte schon etwas wie in einem Horror, oder Endzeit-Roman. Wenn etwas erschaffen wurde was die Menschheit ersetzten sollte. Es war so lange her, das sich kaum noch ein Mensch daran erinnern konnte was wirklich passiert war. Viele sagten das Militär wäre schuld gewesen. Andere meinten die Regierung habe das in die Wege geleitet und finanziert. Wieder andere sagten es wäre Gottes Korrektur der Menschheit gewesen. Das die Spezies des Menschen sich weiterentwickeln musste, weil sie an einem Ende angekommen war. Fakt war: Keiner wusste es genau. Es war untergegangen. Alles was blieb waren die Hassaufrufe des Militärs und der Regierung gegenüber PsyKI`s. Viele folgten diesen Aufrufen. Andere sahen PsyKI`s aber als Erlöser oder Weiterentwicklung und verehrten sie deswegen. Er hatte schon von diesen Fanatikern gehört, die versuchen wollten ebenfalls diesen Level der Entwicklung zu erreichen. Kai sah das aber alles immer nur als verrückt an und war mehr auf der Seite der Regierung gewesen. Sah PsyKI`s als Versehen oder Ausrutscher der Menschheit an der wieder korrigiert werden musste…Aber inzwischen war er sich da auch nicht mehr so sicher. Und der Grund dafür waren Tetsuo und Kaneda gewesen.

Als er vorhin sah wie der Junge ihnen half. Als er sah wie Kaneda sich um Tetsuo sorgte und wie sie miteinander sprachen…da wurde ihm anders. Ganz andere Gedanken ploppten dann plötzlich in seinem Verstand auf. Er sah etwas, was er noch nie zuvor gesehen hatte und etwas was laut der Regierung nie passieren könnte. Er sah eine Verbindung zwischen Mensch und PsyKI. Er sah Freundschaft, Sorge, Hilfsbereitschaft und Aufopferung für jemanden der noch so anders war als man selbst. Ehrlich gesagt…sah er Hoffnung und eine Zukunft darin. Mal ganz blöd neben die Tüte gekotzt: Was wäre wenn Menschen und PsyKI wirklich zusammenleben würden? Sie müssten sich ja nicht gleich genetisch vermischen, einfach als zwei Rassen in Frieden leben könnten. Ohne Hass und ohne Krieg. Die Welt könnte es zu so viel mehr bringen. Arbeiten könnten schneller erledigt werden, Verbrechen wäre leichter zu bekämpfen und so vieles mehr! Aber das war nur seine rosige Sicht der Dinge. Denn es gab da auch eine Schattenseite. Wer konnte denn garantieren dass sich PsyKI nicht gegen Menschen erhoben? Sie waren nun mal im Vorteil. Was wenn nur EINER auf die Idee kam sich auf den Status einen Gottes erheben zu wollen? Der Ansicht war dass Menschen ihm unterlegen waren und gehorchen mussten. Egal wie man es drehen und wenden wollte, es war zu riskant. Es war von der Natur schon immer so ausgelegt gewesen, dass wenn sich eine räuberische oder stärkere Spezies in ein geschlossenes ökologisches System einschleicht, über kurze oder lange Zeit hinweg die schwächere Spezies ausstarb und ersetzt wurde. So sehr die Art wie Tetsuo und Kaneda miteinander umgangen ihn mit Hoffnung für eine bessere Zukunft erfüllte…vielleicht war das getrennte Leben zwischen diesen zwei Rassen gescheiter…

Er sah hinter sich. Joker saß inzwischen, noch immer gefesselt, neben dem Motorrad von Kaneda. Er war natürlich wieder hellwach und sah einfach nur wütend auf den Boden. Hatte wohl nicht damit gerechnet dass alles nach hinten losgehen würde. Kai kam auf ihn zu, hockte sich mit Abstand vor ihn und sprach:

„Es hätte alles anders laufen können. Dessen bist du dir doch bewusst oder?“

Da erhob Joker seinen Blick und sah ihn nur böse an. Sein Hinterkopf blutete nicht mehr, aber man sah noch die Spur von dem Schlag den ihm der Kleine verpasst hatte. Er spuckte neben sich auf den Boden.

„Ja das hätte es…Ihr habt mir alles versaut. Ich hätte diese Stadt retten können!“

Kai sah ihn wütend an.

„Ach ja?! Indem du alle versklavst und Chaos auf den Straßen herrschen lässt!? Indem du einfach alles zerstörst was dir in den Weg kommt!? Das hältst du für den richtigen Weg Joker?!“

Sein Gegenüber brüllte zurück:

„Ihr habt ja keine Ahnung! Genauso ist die Welt in der wir leben! So war sie schon seit der Mensch anfing zu existieren! Sogar schon davor! Der Stärkere frisst den Schwachen! Darauf baut Entwicklung und Existenz!“

Kai stand wieder auf und machte einige Schritte weg. Sichtlich angewidert.

„Ich kann mir den Müll nicht anhören den du von dir gibst! Wir sind Menschen! Wir verfügen über die Fähigkeit zu kommunizieren! Wir können Dinge dadurch regeln und müssen uns nicht wie Tiere gegenseitig zerfetzten!“

Joker sah ihm nach.

„Hast du jemals darüber nachgedacht was wir mit den PsyKI erreichen könnten, wenn sie und gehorchen würden?! Viele sehen sie als Fehler, ICH sehe sie als Möglichkeit! Wenn wir lernen könnten sie zu kontrollieren, dann wären wir in der Lage das Leben an sich zu kontrollieren!“

Verwirrt sah Kai zu ihm hinter. Das Leben an sich? Was laberte er da? Er blieb stehen und wand sich zu ihm um. Verschränkte die Arme schützend vor sich.

„Was redest du da? Das ist doch völliger Blödsinn!“

Joker aber grinste nur.

„Du bist es der völligen Blödsinn sieht. Jeden Tag aufs Neue. Ich habe allerdings Monatelang an einem PsyKI herumgefummelt. Ich habe Dinge gesehen…Dinge die du nicht mal ahnen könntest.“

Kai brüllte ihn an:

„Du hast einen gequält und ihn zum Monster gemacht! Das findest du okay Joker?! Ist das deine „Möglichkeit“ wie du sie nennst?“

„Das ist Potenzial! Du weist ja nicht mal was er vor hatte! Wenn er euren kleinen Schoßhund gefressen hätte, dann hätte e sich weiterentwickeln können! Er hätte besser und mächtiger werden können! Und er hat nur mir gehorcht!“

Kai schüttelte den Kopf und sah genervt auf seine Uhr. Langsam konnte Mad mal auftauchen. Joker gab so viel Scheiße von sich dass es seinen Ohren schon wehtat. Kannibalismus soll zum Erfolg führen was? Wer es glaubt. Dennoch war Kai etwas verdutzt. Dachte sich Joker diesen Müll nur aus, oder wusste er echt mehr als er zugab. Immerhin setzten sich nicht viele Menschen mit PsyKI`s auseinander. Wer wusste schon von ihrem wahren Potenzial…

In der Ferne ertönte ein lautes Brummen und er sah hinter sich zum Ende des Piers. In wenigen Sekunden danach kam jemand schnell um eine Ecke der Halle gefahren. Teils zur Enttäuschung des Kleinen war es nicht Mad. Es war Yamagata. Er hatte sich anscheinend sofort auf den Weg hier her gemacht. Zumindest sah er so aus. Er war leicht verdreckt und bremste vor dem Pier ab. Kam von der Maschine runter und lief direkt auf Kai zu. In dem Moment stellte sich ihm die Frage: Was solle er ihm erzählen? Sollte er offen mit ihm reden und ihm sagen was in Jokers Hütte passiert war? Er würde sicher fragen wo Kaneda war. Konnte er ihm erzählen dass sich Kaneda mit genau dem PsyKI angefreundet hatte, den sie letztens noch wegen Geld töten wollten? Eigentlich war das nicht seine Aufgabe das zu erklären sondern die von seinem Boss. Und er wusste nicht mal wie Yamagata darauf reagieren würde! Er wurde nervös und fasste sich an den Oberarmen, strich sich aufwärmend über diese. Es wurde nach dem Regen langsam frisch und auch schon spät.

Der Große kam den Pier runter gelaufen und sah in seiner meist grimmigen Art zu seinem Kumpel. Joker warf ihm nur einen bösen Blick zu, als er immer näher kam. Oh shit Joker! Kai konnte echt nur hoffen dass dem nicht etwas raus platzte wegen Tetsuo und Kaneda! Super, da wurde Kai noch nervöser! Dann lief Yamagata auch schon an Joker vorbei und grinste böse runter, sprach dabei zu ihm:

„Na Arschloch? Wo ist deine Armee und deine große Fresse jetzt, hm? Siehst gut aus da am Boden. Steht dir.“

Joker aber sagte nicht und spuckte nur zu ihm, was der Große ignorierte und weiter zu Kai kam. Als er vor ihm stand fragte er sich verwirrt umsehend:

„Noch keiner da? Wo steckt Kaneda?“

Kai schluckte und überlegte sich spontan etwas.

„Mad ist noch immer nicht da und Kaneda…der sagte er kommt nicht nach.“

Yamagata sah ihn erstaunt an. Sah zu der Karre seines Bosses und dann wieder zu Kai.

„Was? Aber seine Karre ist doch da! Ist ihm was passiert?!“

„Er…er hat sich verletzt und ist schon mal zu sich heim. Wir sollen uns nachher dann mit ihm dort treffen. Also bringen wir das mit Mad über die Bühne.“

Das schien den Großen aber nur noch weniger zu beruhigen. Er wurde lauter:

„Wie er war verletzt?! Und dann lässt du ihn ohne seine Karre allein heim gehen?!“

Kai wurde etwas duckmäusiger und sprach leiser zurück:

„Er bestand darauf. Ich hab ihm nur gehorcht. Ihm wird schon nichts passieren…“

Darauf hin spuckte Yamagata den Pier runter in das dunkle und dreckige Wasser. Er war davon nicht begeistert, aber wenn sein Boss ihm das befohlen hatte, dann musste Kai gehorchen. Er griff in seine Hosentasche. Zückte eine Kippe und machte die sich an. War ungesund aber tat ihm in dem Stress gerade gut. Er pustete den Rausch aus und Kai wedelte ihn vor seiner Nase weg. Er mochte Rauscherqualm nicht. Dann ließ der Große die Kippe im Mundwinkel und sah zu Joker.

„Hat der Fettarsch sich echt so sehr gewehrt ja? Mann bin ich froh wenn wir den von der Platte geputzt haben. Hoffentlich dürfen wir den gleich vom Pier werfen und ihm dabei zusehen wie ihn seine Masse in die Tiefen runter zieht.“

Kai schnaubte. Fett schwimmt, aber Yamagata war eh schlecht in der Schule. Ne 5 in ner Klausur war wie ein Feiertag für ihn. Aber Joker zu töten stand nicht zu Debatte. Kaneda würde das nicht wollen und Kai wollte es erst recht nicht. Er hoffte echt das Mad nicht auf die blöde Idee kam, denn gegen ihn konnte er nichts ausrichten…

„Was ist eigentlich aus dem Typen geworden der abgehauen ist Yamagata?“

Der Große sah zu ihm runter und nahm die Kippe aus dem Mund dabei.

„Den hab ich mir natürlich gekrallt. Ich hab etwas gebraucht bis ich dieses Wiesel hatte, aber im Getümmel auf den Straßen konnte ich ihn dann doch von seinem Bike fegen. Dummerweise ist der dabei vor ein Auto gefallen und…naja ich denke wo er jetzt ist geht es ihm eh besser.“

Also war er tot. Na toll. Aber immerhin konnte er keinen Alarm schlagen und Kaneda war im Hauptquartier erst mal sicher vor einem plötzlichen Überfall. Sofern Mad natürlich seinen Job richtig gemacht hatte. Aber das würde er bald erfahren, denn hinten an der Halle donnerte der Anführer nämlich mit seinen Leuten auf. Sie kamen um die Ecke gefahren und hielten in Formation an. Waren nicht gerade wenige. Offensichtlich wusste Mad seine Truppe was sie tat. Von ihrer Bande waren auch einige dabei. Yamagata grinste und warf die Kippe ins Wasser, als er sah wie der Anführer der Hatters von seiner Karre abstieg und den Pier runter gelaufen kam.

„Na dann kann die Party ja losgehen. Ich hoffe du hast deine Schwimmflügel dabei Joker, könnte sein dass es gleich nass wird!“

Ne plumpe und leere Drohung. Wie gesagt es stand nicht fest was passieren würde. Kai fing innerlich an noch unruhiger zu wurden und tippelte etwas mit dem rechten Fuß auf der Stelle. Immerhin musste er das jetzt regeln und er war nicht gerade überzeugend und gut darin...
 

Kaneda stand am Eingang der Bowlinghalle schmiere.

Er lehnte sich locker an den Türrahmen rechts von sich und sah zum Himmel hoch. Er war noch immer grau, aber der Regen hatte endlich aufgehört. Vielleicht könnte er den Moment ausnutzten und mit Tetsuo abhauen. Abhauen…das war leichter gesagt als getan. Wohin abhauen? Er wollte eigentlich mit ihm zu sich nachhause. Der Kleine war noch immer am schlafen gewesen und seine Wunden heilten weiterhin. Er brauchte Ruhe, konnte es aber nicht riskieren an diesem Ort zu verweilen. Sie waren schon zu lange da. Vielleicht kamen bald Joker seine Leute zurück. Und dann wurde es ungemütlich. Er hatte nichts um schnell abzuhauen. Kai hatte seine Maschine und Tetsuo war ja verletzt. Auch er hatte einige Prellungen und blaue Flecken davongetragen und war nicht ganz in Topform. Es musste also eine Entscheidung her. Und die fasste er auch. Er würde Tetsuo mit zu sich nehmen. Es war noch immer die sicherste Variante die ihm einfiel. Klar würden sie wie bunte Hunde au der Straße auffallen. Nicht nur weil ein Kerl einen jungen Kerl durch die Gegend trug, sondern auch wegen der Kleidung des Kleinen. Er war nun mal nicht gekleidet wie ein Bewohner der Stadt und das fiel auf. Aber da hatte Kaneda schon eine Idee. Wenn er ihn trug würde er Tetsuo einfach mit seinem Cape zudecken. So sah man nicht gleich die Kleidung und das Ding war eh sehr lang und würde als Decke durchgehen. So war es nur noch ein Kerl der seinen verletzten Freund durch die Gegend trug. Nicht GANZ so auffällig.

Er drehte sich um und lief in die Halle zurück. Bis zu ihm nachhause war es ein Stück. Sicher wäre er mit der Bahn oder nem Taxi schneller da. Aber erstens hatte er dafür kein Geld und zweitens wäre es wieder auffällig gewesen. Also würde er ihn bis zu sich nachhause tragen. Inzwischen rieb auch Kaneda sich über die Oberarme, die frei waren ohne seine Jacke. Es wurde echt frisch. Und Tetsuo musste erst recht frieren, immerhin trug der so luftige Sachen. Er kam in die Halle wo der Kleine lag. Nur mit dem Unterschied, dass er nicht mehr lag! Ganz im Gegenteil, er saß auf der Stelle und sah zu dem Kadaver neben sich. Hatte dabei die Jacke von Kaneda auf seinem Schoß liegen wie eine Decke. Sofort rannte der Ältere hin. Er war sichtlich erleichter dass er sich offenbar wieder hinsetzten konnte, aber dennoch noch immer besorgt. Bei den schnellen Schritten sah Tetsuo auf und zu ihm hinter.

„Tetsuo!“

Er kam vor dem Kleinen zum stehen und auf die Knie runter. Sie sahen sich nur an. Er wollte ihn fragen ob es ihm besser geht, aber nichts kam aus seinem Mund raus. Und dann sprach sein Gegenüber leicht muffig:

„…Du siehst echt scheiße aus in dem rosa Hemd.“

Kaneda war so baff von der Antwort dass er erst nicht wusste was er sagen sollte. Wo kam das denn her?! Er sah auf sich runter. Okay es war nicht das schickste Teil in seiner Garderobe aber eigentlich trug er ja die Jacke drüber. Er sah wieder zu Tetsuo und sprach frech zurück:

„Und du siehst allgemein scheiße aus. Hast echt was abgekriegt was?“

Es spielerisches Sticheln, dass aber der Kleine vor sich in den falschen Hals bekommen hatte und ihn anfauchte:

„Ich hätte dir nicht helfen müssen du Arschloch! Es ist deine Schuld dass ich so eingesteckt habe!“

Das war leider wahr und das wusste Kaneda. Aber er wollte sich nicht streiten und sprach sanft zu ihm:

„…Danke dafür. Das mein ich ernst Tetsuo. Danke das du mir geholfen hast.“

Er sagte das so sanft und ehrlich dass Tetsuo wieder leicht rot anlief. Noch nie…hatte sich jemand so bei ihm dafür bedankt. Und erst recht nicht mit diesem sanften Blick. Dem er nicht standhalten konnte und gleich wieder weg sah. Warum war er…so unterwürfig ihm gegenüber? Normalerwiese hatte er keine Probleme anderen so in die Augen zu sehen. Aber dieser Kaneda machte Dinge mit ihm die er nicht verstand. Er schmiss sich vorhin für ihn in den Weg. Er wusste dass Kaneda dabei der Aktion hätte sterben können. Und dieses Wissen war es was den Reflex in ihm ausgelöst hatte. Er wollte nicht dass ihm etwas passiert. ER dem es sein Leben lang scheißegal gewesen war was aus anderen wurde. Der in seiner Heimat gelernt hatte nichts wert zu sein und anders war. Genau der schmiss sich schützend vor jemand anderen…

Kaneda nahm seine Jacke von Tetsuo seinem Schoß und zog sie sich schnell an. Der Kleine sah ihm nur verwirrt dabei zu. War auch etwas traurig als diese Wärme ihn verließ. Und dann sprach er zu ihm runter:

„Kannst du schon aufstehen Tetsuo?“

Dieser sah ihn verdutzt an und dann auf seine Beine. Sie waren nicht verletzt aber er fühlte noch immer, dass er innerlich nicht komplett verheilt war. Allein das Sitzen sorgte schon für leichte Schmerzen. Er schüttelte den Kopf und sprach ruhig:

„Ich kann zwar laufen, aber ich hab noch immer Schmerzen im Oberkörper. Ich sollte mich noch nicht bewegen.“

Dann gab es da nur eine Lösung. Kaneda kam neben ihm wieder auf die Knie und Tetsuo sah ihn an.

„Dann muss ich dich tragen.“

Was?! Nicht begeistert über diese Aussage sprach der Kleine lauter:

„Was!? Du wirst mich nirgendwo hintragen!“

„Tetsuo du bist noch immer verletzt! Und länger können wir hier nicht bleiben! Es ist nur eine Frage der Zeit bis Joker seine Leute wieder hier her kommen!“

„Dann lass mich hier und hau ab! Ich nehme es schon mit denen auf!“

„Du kannst nicht mal laufen! Wie willst du dich denn dann wehren?! Jetzt sei doch nicht so ein Dickkopf!“

Er wollte unter den Kleinen fassen um ihn hochzuheben, aber bekam schon gleich einen Schlag mit der Rechten ins Gesicht, so das Kaneda deswegen nach rechts sah und inne hielt vor Schreck. Tetsuo war selber überrascht über das was er getan hatte und sah ihn nur schockiert an. Es war purer Reflex gewesen und demnach bedankte sich auch sein Oberkörper dafür mit einem stechenden Schmerz in der Brust. Er krampfte leicht zusammen und Kaneda sah wieder zu ihm. Rieb sich kurz über die Wange und sprach doch leicht lächelnd:

„Wow der…war nicht mal schlecht.“

Er ließ sich aber dennoch nicht beirren deswegen und in Sekunden hatte er Tetsuo gepackt. Er fasste mit dem linken Arm unter die Kniekehlen des Kleinen und mit dem Rechten hatte er ihn am Rücken gepackt. Und schon hatte er ihn auf den Armen wie eine Prinzessin und stand auf. Er fasste das Cape und legte es sanft über ihn, verdeckte damit die Kleidung. Tetsuo war so geschockt in der ersten Sekunde, aber als das verflogen war fing er an sich zu winden. So stark dass ihn Kaneda echt festhalten musste, sonst machte der nen Abflug und würde auf den Boden krachen. Tetuso wurde verdammt unwohl dabei und brüllte beinahe schon panisch:

„Lass mich runter! Lass mich runter Kaneda!!“

Er wollte das nicht. Er kam sich vor als würde man ihn fesseln und erdrücken. Diese Berührungen und diese Wärme, die Nähe, dass alles war er nicht gewohnt und das alles jagte die Panik in ihm hoch. Kanedas Haltung und sein Griff waren allerdings eisern und er sprach laut und beruhigend zurück:

„Es ist gut Tetsuo! Bleib doch mal locker, es wird dir nichts passieren!“

Wenn das den ganzen Weg zu ihm nachhause so ging, na dann prost Mahlzeit. Das konnte dann was werden. Aber er ließ auch nicht locker. Tetsuo wehrte sich echt lange, aber dann ließ er plötzlich nach. Die Wut und das Kreischen hörten auf und er wurde seltsam still. Bis er plötzlich nur noch da hing und zitterte. Er zitterte…Er hatte sichtlich aufgegeben sich zu wehren, aber warum zitterte er nur so? Hatte er echt so viel Angst vor ihm? Kaneda sah deswegen traurig auf ihn herab. Der Blick des Kleinen war starrt auf die Brust seines Trägers gerichtet. Er war sichtlich in Gedanken versunken und plötzlich kam es Kaneda nicht mehr so vor als hätte Tetsuo Angst vor ihm…sondern mehr vor Nähe an sich. Vielleicht schlechte Erinnerungen daran? Er drückte ihn sanft und fester an sich, sprach dann beruhigend und leise:

„Es ist alles gut…Ich bring dich jetzt zu mir nachhause. Und dort kannst du dich dann in aller Ruhe erholen…Es wird dir nichts passieren Tetsuo. Das verspreche ich.“

Und damit drehte er sich um und lief los. Es machte ihm nichts aus ihn zu tragen. So konnte er ihm ja immerhin auch näher sein. Er lief die Treppen vor der Bowlinghalle herab und dann links die Straße runter. Sie waren in einem Sperrgebiet, also war es noch nicht auffällig so zu laufen. Überall auf den Straßen hatten sich Pützen gebildet durch den Regen und man sah wie verdreckt die Stadt war, denn die Pützen waren sofort dreckig. Aber nach 20 Minuten hatten sie das Gebiet auch schon verlassen und Kaneda sah in der Ferne bereits die ersten Menschenmassen laufen. Es war eine Hauptstraße und er betrat diese. Blieb kurz stehen und sah sich um. Das dachte er sich nämlich…keiner reagierte auf ihn. Er stand mit einem Verletzten auf den Armen mitten zwischen den Massen an Menschen, die sich an ihm vorbeidrückten, und keiner reagierte auf ihn. Behandelten ihn wie Luft und ihm wurde wieder mit Wut kenntlich warum er die meisten Menschen so hasste. Die Meisten kümmerte es einen Dreck wie es anderen ging. Sie waren nur auf sich bezogen. Starrten beim Laufen auf ihre Handys, oder telefonierten. Lasen Zeitung oder waren in Eile. Keiner blieb stehen um mal aus Sorge oder Mitgefühl zu fragen. Nicht ein verfickter einzelner Mensch. Und genauso war es auch in seinem Waisenhaus gewesen. Es fiel ihm wieder ein, als er die Straße runter lief. Als er den ersten Tag da war musste er sich gleich verprügeln lassen. Andere Kinder stellten ihn in den Senkel und klärten die Fronten wie Tiere. Von Anfang an musste er lernen sich zu wehren. Musste sich sogar um den Nachtisch schlagen, weil sie ihm den klauen wollten. Und meist hatte Kaneda dann noch zusätzlich Ärger von den Erziehern bekommen, die sich auch nen Dreck um die Kinder scherten. Aber wer sollte ihm schon helfen? Seine Eltern waren bei einem Unfall gestorben und haben wollte ihn keiner. Verwandte hatte er keine anderen. Er war seit seinem fünften Lebensalter auf sich allein gestellt. Und er hatte geweint. Er hatte schrecklich geweint, jeden Abend und jeden Tag. Hatte gebetet dass es aufhören würde. Aber Gott hörte ihn nicht. Wie oft hatte er nach Hilfe oder einem Freund gebetet. Und nichts war passiert. So erfuhr Kaneda das Gott nicht existierte und falls doch er ihm einen Schiss wert war. So musste er sein Leben selbst in die Hand nehmen…

Der Grund warum Kaneda seinen Vornamen so hasste war einfach zu erklären. Er erinnerte ihn zu sehr an seine Kindheit. Denn so wurde er immer gerufen. Deswegen hasste er den Vornamen so sehr und wollte nur noch bei seinem Nachnamen gerufen werden. Seinen Vornamen am liebsten komplett auslöschen. Als er dann mit 10 Jahren endlich in die Schule kam fing er bereits schon an selber Geld zu verdienen. Mit Drogen natürlich. Er war meist Kurier für andere und verdiente da etwas mit, denn wer dachte schon daran dass ein Kind mit Drogen handelte? Und so lernte er Kai kennen, der ebenfalls in diese Art der Gosse gerutscht war. Und dann Yamagata. Und dann kam er zu den Capsules…

Er bemerkte dass Tetsuo sich nicht mehr in seinen Armen rührte und sah zu ihm runter. Musste dann sanft lächeln. Er war wieder eingeschlafen. Ein schönes Gefühl, denn das zeugte von Vertrauen. Und dabei drückte er sich noch sanft an den Älteren der ihn sicher trug…
 

Tetsuo lief fröhlich am Rande des Flusses lang.

Sein rotes Cape war ihm noch etwas zu lang mit seinen zarten 6 Jahren, zog es auf Grund dessen auch etwas über den dreckigen Dschungelboden. Aber er musste es tragen. Die Oberpriesterin hatte ihm das so befohlen, also machte er das auch. Es war ein Zeichen seines Daseins sagte sie, was auch immer damit gemeint war. Hob sich stark von seiner weißen Kleidung und seinen kurzen schwarzen Haaren ab.

Eigentlich durfte er nicht in der Nähe des Flusses sein. Es war weit ab von seinem Dorf und der Dschungel war auch nicht ungefährlich in dieser Nähe. Aber nur an diesem Ort wuchsen so schöne Blumen. Die Mondtränen, so nannten sie alle, wuchsen halt nur am Fluss. Und er wollte wieder welche für seine Freundin pflücken. Kaori freute sich immer über diese Blumen. Er mochte es wenn sie ihn deswegen anlächelte und sie dann spielen würden. Es waren ihre Lieblingsblumen und dadurch auch seine. Kaori war die Einzige die mit ihm spielte. Alle anderen mochten ihn nicht obwohl er ihnen nie etwas getan hatte. Sie behandelten ihn wie… diesen jungen Mann in ihrem Dorf. Auch er trug dieses rote Cape und wurde von den meisten gefürchtet. Warum auch immer.

Vorsichtig kletterte er über einen umgefallenen Baum und kam auf der anderen Seite runter. Zu seiner Freude sah er auch schon gleich wonach er gesucht hatte! Direkt vor seinen Füßen wuchsen zwei dieser schneeweißen Blumen. Erfreut kam er in die Hocke und pflückte diese sanft. Dazwischen wuchsen auch Pilze und Kleeblätter. Es waren aber noch nicht genug. Er brauchte noch einige für einen schönen Strauß. Also kam er wieder hoch und sah sich um.

Im Dschungel ertönten viele Geräusche die er bereits kannte und zuordnen konnte. Das Zwitschern von Vögeln, Lachen von Affen und Insektensummen. Aber dennoch schlich sich etwas dazwischen was er nicht kannte. Und weshalb er einfach stehen blieb und sich unsicher umsah. Es war ein gruseliges Geräusch. Als würde sich etwas über den Boden ziehen. Und auf ein Mal hatte er keine Lust mehr weiter zu suchen und wollte lieber heim. Etwas in seinem Inneren warnte ihn. Aber dann kam ein Rascheln von links neben ihm! Erschrocken sah er hin und drückte unsicher die Blumen an sich. Es war bestimmt ein Tiger! Der würde ihn fressen wenn er nicht…! Aber was aus dem Gebüsch fiel war weis Gott keine Raubkatze. Es war ein junger Mann. Nur sein Oberkörper aus dem Gebüsch, er lag auf dem Bauch. Dazu hatte er Tränen in den Augen und versuchte sich panisch über den Boden wegzuzerren. Er hatte Blut im Gesicht das sich mit den Tränen vermischte und dann sah er Tetsuo. Sah das Kind erschrocken an und bekam einen ebenso erstarrten und panischen Blick zurück. Der Kleine zitterte allerdings noch dabei. Er versuchte nach dem Kind zu greifen und sprach schwach, aber mit Panik in der Stimme:

„H..H-hilf mir…! Bitte…! E-er fris…“

Und dann wurde er auch wieder in das Gebüsch gezogen. Es ging so schnell das Tetsuo vor Schreck nach hinten viel und auf seinem Hintern landete. Er saß nur noch da und zitterte. Sekunden verstrichen die sich wie Minuten anfühlten. Dabei mischte sich ein komisches Geräusch vor ihm in die Stille. Es war still geworden, als würde der Dschungel selbst vor Schrecken den Atem anhalten. Hörte sich an als würde jemand etwas essen. Als würde Fleisch zerreißen. Und da Kinder leider extrem neugierig waren, krabbelte der Kleine vorsichtig auf das Gebüsch zu…Er schob es zur Seite und sah etwas Schreckliches. Etwas was sich in seinen Verstand eingebrannt hatte, für alle Ewigkeit…Er sah wie der Junge von eben in eine Masse gezogen wurde. Es war eine riesige Masse aus Fleisch die ihn verschlag. Arme hingen aus ihr, Zähne bissen ihr Opfer klein und schluckten es langsam runter. Zähne die überall aus ihr wucherten. Nichts hatte eine genaue Form und nur ein Auge war zwischen der Masse am Rücken zu sehen und fixierte ihn plötzlich an. Heulen war zu hören und Tetsuo sah nur voller Schrecken zu. Sah wie der Junge vor ihm in die Masse verschwand. Ihm noch einmal einen ängstlichen und panischen Blick zuwarf. Dann war er verschwunden. Tetsuo ließ das Gebüsch los und kroch langsam rückwärts. Angst umklammerte sein Herz wie ein Seil. Er wollte rennen aber seine Beine konnten nicht. Sie gehorchten ihm nicht. Er kam nur bis zu dem Baumstamm und hatte diesen dann an seinem Rücken. Sah wie die Monstermasse aus dem Gebüsch vor ihm kam und auf ihn zu kroch. Adrige Hände ohne richtige Form griffen nach vorn und tatsteten sich an ihn ran. Zogen sich auf ihn zu. Und Tetsuo weinte einfach nur. Er konnte nichts tun. Er hörte Weinen, Schreie, Stöhnen, alles von dem Ding vor sich. Und dann griff es nach seinem Gesicht. Er sah es nur starr an und schloss dann die Augen. Nur ein Wort kam aus ihm raus und er wusste nicht mal warum ausgerechnet dieses Wort:

„…Akira…“
 

Voller Schrecken und schweißgebadet wachte Tetsuo auf und saß in Sekunden senkrecht.

Er atmete schnell und starrte auf seinen Schoß. Er hatte…er hatte geträumt. Ein kurzer Schmerz zuckte durch seinen Schädel und er griff sich mit der rechten Hand an diesen. Als der allerdings wieder nachließ sah er dass er mit einer alten Decke zugedeckt war. Sein Kopf drehte sich nach rechts und er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Wo war er?

Er war in einer Wohnung und sie war ziemlich verwüstet. Wohl eher unordentlich. Auch saß er auf einer alten Couch und direkt hinter ihm ging es auf einen Balkon. Vor ihm war die Eingangstür und rechts davon die Küche. Unwohl versuchte er sich zu erinnern. Er hatte gekämpft und war schwer verletzt gewesen und dann hatte ihn Kaneda…Es klingelte bei ihm. Dann musste dieser Ort…

Eine Tür ging links vor ihm, am Ende des Ganges zur Eingangstür, auf. Aus ihr kam Kaneda gelaufen. Es war anscheinend das Bad so wie der Kerl vor ihm da raus kam. Er rubbelte sich die Haare mit einem Handtuch trocken und sah zu Tetsuo, der lief aber schlagartig rot an, als er sah dass der Ältere vor ihm kein Oberteil trug! Stramme Muskeln schimmerten durch das Wasser auf der Haut. Er lächelte dem Kleinen zu und legte sich das Handtuch über die rechte Schulter, kam erfreut dabei auf ihn zu.

„Na? Wieder wach Tetsuo?“

Unsicher und aus Reflex griff sich Tetsuo die Decke und zog sie schützend an sich…Moment warum machte er das? Warum war es ihm so peinlich diesen verdammt gut gebauten Oberkörper so blank zu sehen? Er schlug sich plötzlich und blitzschnell selber. Verpasste sich eine Backpfeife die saß und Kaneda sah ihn erschrocken an. Sprach laut:

„Alter warum haust du dich?!“

Sehr gut. Die Backpfeife hatte gewirkt. Er konnte wieder klar denken und sah erneut zu dem Typen vor sich. Ging aber erst gar nicht erst auf Kanedas Frage ein, sondern sah sich um. Er musste unbedingt das Thema wechseln! Und vor allem ihn nicht mehr ansehen…So fragte er:

„…Ist das dein Zuhause?“

Kaneda sah sich auch um und schnaufte etwas.

„Jap. Ist jetzt kein Palast aber für mich reicht es völlig.“

Er sah wieder zu Tetsuo. Unglaublich erleichtert. Er schien wieder fit zu sein und sein Blick war auch nicht mehr so schwach wie vorhin. Anscheinend hatte er sich vollständig von seinen Wunden erholt. Aber schien er es zu meiden ihn anzusehen? Vielleicht bildete er sich das gerade ein. Kaneda hatte ihn über ne gute Stunde bis zu seiner Wohnung getragen. Dann schlich er sich auch noch das Apartment hoch, dass Frau Nakamura nichts mitbekam. Er wollte die alte Frau nicht auch noch extra belasten. Und es ging sie auch nichts an wen er da heimschleppte. Er lief zu seinem weißen Shirt, das auf dem Tresen seiner Küche lag und zog es schnell über. Dann lief er zu der Couch und setzte sich an das Fußende von Tetsuo. Der auch gleich wieder zu ihm sah. Erleichtert dass er wieder etwas trug. Kaneda sah auf die Decke.

„Tut mir leid ich habe nichts Besseres. Aber ich denke sie konnte dich wenigstens etwas warm halten, als du geschlafen hast.“

Tetsuo sah ebenfalls auf die Decke…Darüber machte er sich Sorgen? Wenn er so darüber nachdachte hatte er wirklich keine guten Sachen. Die Decke war alt und auch andere Sachen in der Wohnung sahen mitgenommen und viel benutzt aus. Er lebte echt nicht in Saus und Braus.

„…Du hättest das nicht tun müssen.“

Kaneda sah ihn verwirrt an.

„Hm? Was meinst du?“

Tetsuo sah zu ihm auf. Unsicher und dennoch konnte Kaneda Dankbarkeit in dem Blick sehen, was sein Herz kurz hüpfen ließ.

„Dich so um mich zu kümmern…Das hättest du nicht tun müssen.“

Kaneda sah ihn einfach nur an…

„Bist du noch bei Trost?“

Verdutzt über diesen harschen Satz sah ihn Tetsuo dann einfach nur an. Er schüttelte dann mal kurz den Kopf und fragte:

„Was?“

„Du rettest mir das Leben als die Stange auf mich zugeflogen kam, obwohl es nicht deine Aufgabe war. Danach springst du wieder für mich in die Bresche, fängst einen Angriff ab der mir galt und wirst deswegen fast zerquetscht und gefressen. Und dann sagst du mir: Ich hätte mich nicht so um dich kümmern müssen?! Du hast mir zwei Mal das Leben heute gerettet! Zwei Mal! Natürlich kümmere ich mich um dich und deine Verletzungen! Ich müsste eigentlich viel mehr noch für dich tun! Also rede nicht so einen Müll Tetsuo!“

Er war sehr laut dabei geworden wodurch er untermauerte wie ernst und ehrlich es ihm war. Und danach folgte einfach nur ein Blickaustausch und keiner wiedersprach dem Anderen oder sprach überhaupt. Kaneda er…Er war so völlig anders, als alle anderen Jungs die er kennen gelernt hatte. Sogar in seinen Reihen ist Tetsuo als Kind verachtet und geärgert worden. Wurde als das Findelkind beschimpft. Als der der anders war. Als Missgeburt. Als Ärgernis. Noch nie hatte ihn jemand anderes, außer seiner Kindheitsfreundin Kaori, so behandelt. Deswegen war er weggelaufen. Und deswegen wollte er auch nie mehr zurück. Und auch weil…Er sah traurig auf seinen Schoß und fasste die Decke fester. Antwortete leise:

„…Tut mir leid Kaneda…“

Und dann spürte er wie Kaneda näher rückte. Noch bevor er wieder aufsehen konnte, fühlte er eine Hand auf seinem Kopf. Spürte wie ihm diese sanft durch das Haar strich und dann dort verweilte. Er sah auf. Kaneda lächelte ihn lieb an.

„Brauch es nicht…Brüll mich doch lieber wieder an. So traurig mag ich dich nicht sehen.“

Er mag es nicht…ihn traurig zu sehen? Bei den Worten wurde es ihm ganz warm in der Brust und das lag nicht an den innerlichen und bereits verheilten Verletzungen. Sein Herz klopfte plötzlich stärker und es war dasselbe Gefühl wie an diesem Abend. Das Gefühl in diesem Blick damals, als sie sich kennenlernten. Als würden sie einander berühren und verschmelzen. Als wären sie auf einer Wellenlänge. Und wenn Kaneda dort vibrierte…würde Tetsuo antworten.

Obwohl er es nicht wollte baute er plötzlich eine Verbindung auf. Da Kaneda ihn berührte konnte Tetsuo in seine Seele fassen. Einen Blick in diese bekommen und was er sah…erschütterte ihn. Es war nur ein kurzer Blick gewesen, aber er sah Bilder. Schnell und viele. Er sah Kaneda als Kind. Er sah wie er seine Eltern verlor. Sah wie er sich mit anderen Kindern prügelte, weil die ihn ärgerten. Sah wie er auf der Straße geschlagen wurde als er für andere Drogen verteilte. Und er sah ihn weinen. Er sah ihn so oft weinen und leiden…Und da rannte Tetsuo eine Träne aus dem rechten Augenwinkel. Zum Schrecken von Kaneda der ihn ansah. All diese schmerzlichen Erinnerungen waren zu viel für ihn gewesen. Traurig und zittrig sprach der Kleine plötzlich:

„….Es tut mir leid... Es tut mir so leid…“

Und dann fing er plötzlich an zu weinen. Er ließ es einfach laufen und rieb sich immer wieder die Tränen weg, die einfach nicht aufhören wollten zu laufen. Noch nie zuvor hatte er wegen jemand anderem geweint. Hatte sich so eine Blöße gegeben. Es war ihm unangenehm, aber er konnte einfach nicht stoppen. Kaneda dagegen war so überrumpelt von der Situation dass er nicht wusste was er machen sollte. Er saß etwas unsicher da. Warum weinte er denn plötzlich?! Er wollte Tetsuo umarmen, aber traute sich nicht, weil er ihn nicht bedrängen wollte. Sprach dabei:

„H-Hey! Warum weinst du denn jetzt?! Hör bitte auf! Ich kann mit sowas nicht umgehen!“

Er sagte das sehr sanft, aber sein Gegenüber hörte einfach nicht auf. Sprach nur muffig und verrotzt zurück:

„I-Ich kann nichts dafür! Du hast so schrecklich gelitten…I-Ich…“

Und da verstand er plötzlich. Hatte er…etwa in seinen Gedanken rumgeschnüffelt? Klar! Tetsuo hatte das schon mal gemacht, damals bei seiner Karre! Das war bestimmt das Selbe. Als er ihn eben am Kopf berührt hatte, war das die Verbindung gewesen. Dann hatte er also seine Kindheit oder so gesehen? Er schnaubte aus und kratzte sich am Hinterkopf. Oh Wow…noch nie hatte jemand wegen seiner Kindheit so reagiert. Es war ihm unangenehm aber gleichzeitig…war er auch dankbar. Er lächelte und hatte keine Zweifel mehr. Er kam näher. Und dann umarmte er Tetsuo sanft. Dieser erschrak und saß nur still da, als Kaneda sanft zu ihm sprach:

„Danke…Danke dass du wegen mir weinst…Tetsuo.“

Denn das hatte noch nie einer für ihn getan. Aber Tetsuo konnte auch nicht anders. Und er verstand langsam den Grund. Er verstand warum Kaneda ihn so neugierig machte. Warum er mehr erfahren wollte. Weil…weil sie sich einfach ähnlich waren. Sie hatten beide eine schlimme und traurige Kindheit gehabt. Sie hatten beide keine Eltern damals. Niemand der sie führte, nur herum schupste wegen Dingen die sie nicht tun sollten. Waren beide einsam. Und hatten beide schrecklich geweint. Das war diese Verbindung die sie zueinander zog. Da hatten sich zwei Seelen getroffen…die sich ähnlich waren.

Kaneda löste sich von ihm und drückte ihm den Kopf hoch. Dann lächelte er wieder freundlich und sprach:

„Besser du hörst mit dem Geheule auf bevor die Jungs ankommen. Sonst denken die noch ich hätte die vergewaltig oder so!“

Er grinste danach so breit auf und Tetsuo verarbeitete diese Worte noch in seinem Kopf. Er stichelte und wollte die Stimmung ändern. Was auch funktionierte. In Sekunden lief Tetsuo knallrot an und hob mit seinen Kräften Kaneda plötzlich von der Couch hoch. Sofort danach flog er über den Tresen seiner Küche und schepperte genau in diese! Er schrie kurz auf deswegen, aber musste nach dem Knall schon hinter dem Tresen lachen. Tetsuo sah nur wütend zu ihm rüber und atmete schnell, als sich sein Gegenüber auf den Tresen kämpfte und frech über diesen drüber grinste. Dann sprach Kaneda und rieb sich kurz dabei über den Hinterkopf:

„Na also! Schon viel besser!“

Tetsuo war noch immer sauer…aber er verstand es dann auch. Er wollte die Stimmung ändern. Er wollte ihn von dem Schmerz befreien. Und das hatte er auch geschafft. Kaneda kniete einfach hinter seinem Tresen und legte die Arme auf ihn. Lächelte einfach nur zu ihm rüber. So das Tetsuo nicht anders konnte…und zurück lächelte. Und dann grinste der Ältere darauf.

„Willst du mich noch mal schmeißen? Vielleicht geht es dir dann noch besser.“

Tetsuo verschränkte die Arme vor sich und sah arrogant weg.

„Nein. Aber denk bloß nicht dass du mich jemals wieder so sehen wirst. Das war das erste und letzte Mal!“

Kaneda war froh ihn wieder so zu sehen. Er war wieder ganz der Alte. Er konnte eben nicht leugnen dass er dieses freche, arrogante und aggressive Gör nun mal genau so kennen gelernt hatte. Und genau deswegen sich auch in ihn verliebt hatte. Da fiel ihm ein:

„Hey sag mal Tetsuo: Warum warst du eigentlich bei uns gewesen? Ich nehme an du warst auch der Grund warum der Mast umkippte, richtig?“

Der Kleine sah wieder zu ihm.

„Na von allein ist er garantiert nicht umgefallen! Ich dachte mir schon dass ihr in Schwierigkeiten geraten würdet.“

„Vielleicht. Aber wie gesagt es ging dich persönlich nichts an. Versteh mich nicht falsch! Ich bin sehr froh dass du uns geholfen hast! Aber ich bin dennoch verwirrt. Es war doch verdammt riskant für dich uns allein durch die Straßen zu folgen. Warum nimmst du diese Gefahr auf dich?“

Tetsuo sah ihn einfach nur grimmig an, so das Kaneda schon Sorge hatte etwas Falsches gesagt zu haben. Darin war er anscheinend bei dem PsyKI gut.

„Du bist anders…Ich weis noch immer nicht genau was es ist, aber etwas an dir ist anders als bei anderen Menschen. Und bevor ich das rausgefunden habe, darfst du nicht sterben. Ganz einfach.“

Okay, das war jetzt nicht das was Kaneda hören wollte, aber was solls. Er kam hinter dem Tresen hoch und lief dann zu seinem Kühlschrank. Sprach dabei etwas enttäuscht:

„Echt nur deswegen? Schade. Ich dachte du hast das getan weil du mich magst.“

Er öffnete den Kühlschrank und suchte darin etwas. Sah also nicht dass Tetsuo leicht rot anlief wegen seiner Aussage. Dann fauchte er aber auch schon zu ihm rüber:

„Als ob ich einen Blödmann wie dich mögen könnte!“

Kaneda zog eine Milchflasche aus dem Kühlschrank und verschloss diesen wieder hinter sich. Überprüfte das Ablaufdatum. War noch okay. Dabei sprach er frech:

„Ach komm. Wir wissen doch beide dass du auf mich stehst.“

Als er auf sah konnte er gerade noch so einem seiner Schuhe ausweichen, der im hohen Bogen auf sein Gesicht zu flog! Er duckte sich weg und kam wieder hoch, brüllte zu ihm:

„Alter ich hab ne Glasflasche in der Hand! Du hättest mich treffen können!“

„Das war auch meine Absicht du Blödmann!“

Und da lachte Kaneda nur. Er war echt süß wenn er sich aufregte. Auch war ihm aufgefallen dass der Kleine errötet war. War also nichts dran ja? Er grinste und griff sich eine Tasse von seinem Tresen. Füllte dieses mit der Milch. Tetsuo griff sich derweil auf die Schultern. Und bemerkte dass sein Cape weg war. Er sah sich um und konnte es nirgendswo sehen. Er sah wieder zu Kaneda und fragte ihn:

„Hey! Wo ist mein Cape!?“

Sein Gegenüber sah ihn verdutzt an.

„Der Lappen? Der war ganz schön nass gewesen, ich hab ihn auf den Balkon gehängt. Hättest du ihn anbehalten hättest du nur unnötig gefroren. Deine Kleidung konnte ich dir allerdings nicht ausziehen, versteht sich.“

Tetsuo sah hinter zum Balkon. Ja da war es. Hatte es vorhin völlig übersehen, dieses hing schlaff über dem Geländer. Er sah wieder vor als Kaneda auf ihn zukam und sich neben ihm auf die Couch setzte. Sofort zog Tetsuo seine Beine an sich ran. Schon beinahe schützend. Er war wieder in seinem alten Muster. Vorsichtig. Ganz anders als vorhin. Und dann reichte ihm Kaneda freundlich eine Tasse mit Flüssigkeit. Sie war bräunlich und dickflüssig. Unsicher sah der Kleine sie an und fragte:

„Was ist das?“

Kaneda sah verwirrt auf die Tasse und dann wieder zu ihm hoch.

„Eigentlich ist dass das Sekret einer Kuh vermischt mit einer Pflanze…Aber im Normalfall nennt man es Kakaomilch. Das bekommst du in fast jedem Geschäft. Hast du sowas noch nie gesehen?“

Er reichte ihm es noch näher und Tetsuo schüttelte unsicher den Kopf.

„Ich möchte nicht.“

Natürlich wollte er es nicht, es kam aus einer Kuh! Und hörte sich nicht gut an von wo es kam.

„Komm stell dich nicht so an. Es wird dir gut tun.“

Er reichte ihm noch entschlossener und aufdringlicher die Tasse, so dass sein Gegenüber diese wenigstens schon mal an sich nahm und sie mit beiden Händen festhielt. Er sah tatsächlich die Nase rümpfend das Getränk an. Hatte er Angst vergiftet zu werden? Kaneda schmunzelte leicht.

„Du kennst Autos, Motorräder und andere Sachen aus Neo Tokyo, aber du hast noch nie Kakaomilch gesehen? Das ist echt drollig.“

Tetsuo sah muffig zu ihm.

„Ich hab sowas halt nicht gelernt okay?“

„Aha! Also bekommt ihr, von wo du herkommst, beigebracht was Autos sind aber nicht Milch? Hört sich ziemlich verwildert an.“

Tetsuo hätte sich innerlich hauen können. Er hatte sich verplappert. Kaneda hatte allerdings einen kleinen Erfolg. Er wusste nämlich nun dass der Kleine anscheinend von einem Ort kommt, an dem es nicht so ist wie in Neo Tokyo. Hörte sich an wie ein Hinterwäldler-Dorf oder sowas. Er lächelte und sprach:

„Ist aber auch egal. Trink endlich.“

Tetsuo sah ihn wieder misstrauisch an.

„Warum bist du so versessen darauf dass ich trinke?! Sind da Drogen drin um mich gefügig zu machen oder so?!“

Kaneda sah ihn nur starr an…und dann musste er lachen. Er bekam sich fast nicht mehr ein vor Lachen, hielt sich den Bauch dabei und Tetsuo verstand nicht was daran so witzig war. Der Große rieb sich eine Träne weg und sprach dann zu ihm:

„Du hast echt verrückte Ideen! Wenn ich dich wirklich gefügig machen wollte, dann sicher nicht mit Drogen in einer Kakaomilch! Hahaha! Der war gut Tetsuo!“

„Ach ja?! Dir traue ich alles zu!“

Und da war er, dachte endlich sie wären über das Misstrauen etwas hinweg, und dann unterstellt er ihm Drogen in Milch. Wahnsinn. Er riss sich wieder zusammen und sah Tetsuo nur an. Ihn gefügig machen…Er würde das ganz anders machen. Sein Blick war anscheinend so anders, dass sogar sein Gegenüber das bemerkte und unsicher wurde. Der Blick war…geladen. Erotisch geladen. Und Kaneda war echt froh dass Tetsuo anscheinend nur Gedanken lesen konnte durch Berührungen. Wenn er ihn verführen wollte würde er das anders tun. Er würde sich ihm nähern. Von hinten. Sanft den Nacken und Hals entlang küssen. Ihm dabei unter das Oberteil fassen und die Haut dort streicheln. Vielleicht sogar in den Nacken beißen um ihn zu erregen. Fest zu sich ziehen und ihre Körper aneinander pressen. Seine Wärme spüren lassen. Ihn so verführen bis er sich freiwillig ergab und ihn nach Sex anflehte.

Er riss sich aus den Gedanken und nahm dem Kleinen das Getränk weg. Nahm einen Schluck und sah ihn dann freundlich an. Reichte ihm die Tasse wieder.

„Siehst du? Alles okay.“

Tetsuo sah ihn weiterhin misstrauisch an. Aber dann nahm er doch tatsächlich die Tasse und sah darauf hinab. Fasste sich ein Herz und trank einen Schluck. Er wollte ihm irgendwie vertrauen. Aber er konnte nicht so einfach über seinen Schatten springen. Als er allerdings die Flüssigkeit schmeckte…er war erstaunt. Er schluckte sie runter und sprach:

„…Es schmeckt gut.“

Sie war süß. Er hatte sowas noch nie geschmeckt. Und Kaneda hatte wirklich recht gehabt. Es tat ihm gut und er trank gleich weiter. In wenigen Sekunden hatte er es runter geschlungen und sah zu dem neben sich. Reichte ihm die Tasse und sprach ungewöhnlich lieb:

„Kann ich noch was haben?“

Er sagte das so sanft und zuckersüß, dass Kaneda sich echt fragte ob seinem Gegenüber das überhaupt bewusst gewesen ist. Er dagegen spürte sein Herz schneller schlagen dabei und nahm ihm die Tasse ab. Er lächelte ihn sanft an. War so froh dass er anscheinend in Schwarze getroffen hatte.

„Klar.“

Er stand auf und lief wieder in seine Küche. Während er noch eine Portion zubereitete gingen ihm andere Gedanken durch den Kopf. Er musste ehrlich gesagt dagegen ankämpfen nen Ständer zu bekommen. Was er sich vorgestellt hatte rieb ihn so auf. Und die Tatsache dass er schon lange keinen richtigen Sex mehr hatte, lag auch wie eine Last auf ihm. Er hatte sich entschlossen. Er liebte Tetsuo und er würde alles tun um ihn zu erobern. Er wollte dass er ihn auch liebte. Und nur so wollte er Sex mit ihm. Nicht anders. Mal abgesehen davon dass er nicht mal über ihn herfallen könnte, selbst wenn er wollte, denn gegen Telekinese hatte er keine Chance. Der Kleine würde ihn wie eine Puppe durch den Raum feuern.

„Was hast du?“

Erschrocken sah Kaneda auf und zu ihm rüber. Tetsuo sah ihn an. Verunsichert fragte der Ältere:

„Hä? Wie meinst du das?“

„Du bist total nervös. Du bist sogar so nervös, dass ich den Druck bis zu mir rüber spüren kann.“

Scheiße. Kaneda musste sich schnell was einfallen lassen! Er hätte nicht gedacht dass sein Gegenüber so feinfühlig ist. Und das sowas überhaupt möglich war. Er packte sich die Tasse und lachte unbeholfen auf. Kam um den Tresen herum und setzte sich wieder auf die Couch. Dann reichte er Tetsuo die Tasse und der wartete noch immer auf eine Antwort. Bekam sie dann auch endlich:

„Ich habe mich nur gefragt wie ich das Yamagata erklären soll. Also mit dir. Er wird nicht gerade begeistert sein, hehe…“

Tetsuo sah ihn einfach nur ungläubig an. Er war echt ein schlechter Lügner, oder zumindest nicht gut darin zu verbergen was ihn bekümmerte. Aber er wollte auch nicht weiter nachharken und trank seine zweite Tasse langsam leer. Dieses Gefühl, was von Kaneda kam, war sehr heiß gewesen. Es vibrierte und machte ihn…auch innerlich unruhig. Komisch.

Ein Klingeln riss beide aus der Stille und sie sahen zu der Eingangstür hinter. Das waren dann also die Jungs. Sofort stand Kaneda auf und lief zu der Eingangstür. Tetsuo trank einfach unbekümmert weiter. Zuerst sah Kaneda vorsichtig durch das Guckloch in der Tür. Nur zu Sicherheit. Es waren aber wirklich seine zwei Jungs. Er seufzte erleichtert auf und öffnete die Tür. Ohne was zu sagen stürmte Yamagata direkt an ihm vorbei, schubste ihn sogar noch dabei weg. Er lief in das Wohnzimmer. Ignorierte tatsächlich Tetsuo, der nur aufmerksam zusah und stellte sich dann an den Tresen. Er drehte sich zu Kaneda um und brüllte laut:

„Du hast echt Nerven Alter!“

Kaneda ließ erst noch Kai rein und schloss dann die Tür. Er brüllte zurück:

„Was brabbelst du da?!“

Kai lief in das Zimmer und winkte Tetsuo mit einem freundlichen Lächeln zu. Der nur etwas unsicher zurück. Über seiner rechten Schulter hatte Kai einen blauen Müllsack gelegt, den er dann sachte neben der Couch abstellte, während Yamagata noch immer brüllte:

„Die ganze Sache war von Anfang bis Ende eine scheiß Idee! Wir hätten Joker sofort erledigen müssen und nicht noch mit Mad verhandeln!“

Kaneda kam endlich dazu und stand vor seinem Großen. Sichtlich verwirrt warum er so wütend war. Und in wenigen Sekunden stritten sie sich tatsächlich auch laut weiter:

„Könntest du mir einfach erklären warum du so rumbrüllst?!“

„Aber gerne! Joker kam mit dem Leben davon! Kai und Mad haben eigentlich nur rumdiskutiert warum man ihn am Leben erhalten sollte! Und jetzt ist der Bastard noch am Leben und Mad hat ihn mit sich genommen!“

Kaneda sah zu Kai, der neben Tetsuo auf der Couch saß.

„Ist das sein Ernst Kai?!“

Der Kleine nickte.

„Leider ja. Mad hatte uns gedroht dass wir nicht lebend vom Pier wegkommen würden, wenn wir ihm Joker nicht überlassen. Der hat uns verarscht Kaneda. Wer weis was der mit Joker vor hat.“

Das war echt mies gelaufen. Hatte er sie ausgespielt? Was hatte er denn mit Joker vor? Er war schockiert und sichtlich sauer deswegen. Warum hatte er dem Mistkerl nur vertraut?! Tetsuo saß einfach nur da und sah ihnen beim Streiten und Diskutieren zu. Es war sogar etwas amüsant. Und dann wand sich Yamagata zu ihnen um und erstarrte förmlich als er den PsyKI sah. Es dauerte 2 Sekunden bis sein Hirn das prozessiert hatte, aber dann brüllte er auf vor Schreck, sprang über Kanedas Tresen und nahm sich die leere Glasflasche. Er zerschlug sie am Tresen und zeigte mit der zerbrochenen Oberseite der Flasche auf Tetsuo. Nun da er bewaffnet war schrie er dabei:

„WAS ZUM TEUFEL!? WO KOMMT DER HER?! ER MÜSSTE MAUSE TOT SEIN!“

War schon etwas lustig. Kaneda brüllte aber seinen Kumpel nur an:

„Alter meine Flasche! Jetzt liegt hier überall Glas verteilt!“

Yamagata sah entgeistert zu Kaneda und brüllte:

„WAS IST HIER LOS KANEDA?!“

Er sah wieder zu Tetsuo der böse grinste und ihm zuwinkte. Wodurch Yamagata etwas weiter hinter dem Tresen verschwand. Kai aber lachte nur auf und antwortete quasi für Kaneda:

„Das ist Tetsuo. Er und Kaneda sind jetzt befreundet. Er hat uns in Jokers Hauptquartier sogar geholfen.“

Yamagata kam vorsichtig hoch und brüllte:

„Ihr macht gemeinsame Sache mit dem Feind?! Er wollte uns töten!“

Und da wiedersprach Tetsuo locker.

„Eigentlich wolltet ihr MICH töten. Ich habe euch nur gnädiger weise verschont.“

Kaneda sah zu ihm rüber. War nur die halbe Wahrheit Tetsuo…Er lachte etwas unbeholfen und kratzte sich leicht an der linken Wange dabei.

„Ich wusste nicht wie ich euch das erklären sollte. Eigentlich sollte es fürs Erste geheim bleiben. Ist aber jetzt anders gekommen. Sorry das ich es euch verschwiegen habe.“

„Er wird uns nichts tun Yamagata. Bleib also ganz locker.“

Sprach Kai auch noch beruhigend. Und endlich schien sich der Große zu entspannen. Er kam hinter dem Tresen hervor und sah Tetsuo einfach nur dabei zu, wie er die leere Tasse vor sich auf den kleinen Tisch stellte. Dennoch hielt Yamagata noch immer seine zerbrochene Glasflasche in der rechten Hand. Sicher war sicher. Was ihn aber irritierte war…der Kleine wirkte so normal. Überhaupt nicht wie ein Monster. Aber er hatte eine überhebliche und arrogante Art die Yamagata nicht leiden konnte. Schützend verschränkte er die Arme vor sich und sprach zu Kaneda:

„Du bist echt total bescheuert, weist du das? Du lässt dich mit einem PsyKI ein? Wenn das rauskommt, dass sich so einer mit uns im Bund befindet, töten die nicht nur ihn sondern auch uns gleich mit!“

Da hatte er allerdings recht. Kaneda sprach zu seinem Kumpel Links von sich:

„Irgendwie bekommen wir das schon hin.“

Yamagata fauchte ihn an, dass sogar Spucke auf ihn zu flog:

„Ein normaler Mensch schleppt einen Hund oder eine Katze heim! Aber du machst mal wieder einen auf Extrawurst!“

Tetsuo war nicht amüsiert. Hatte er ihn eben mit einem Straßenköter verglichen?! Und da erhob Kai gleich einen Einspruch.

„Aber das Problem können wir lösen!“

Alle sahen neugierig zu ihm. Sogar Tetsuo war interessiert. Kai stand sofort auf und wand sich an seinen blauen Müllsack neben der Couch.

„Yamagata und ich waren noch mal schnell bei mir zuhause, bevor wir hier her kamen. Ich habe einige Sachen von mir eingepackt.“

Er zog einige Kleidungsstücke aus dem Sack und hielt sie testend vor sich.

„Du scheinst fast genau dieselbe Größe zu haben wie ich, Tetsuo. Deswegen hab ich einige Kleidungsstücke eingepackt und dachte mir wir verpassen dir einen neuen Stil!“

Er lächelte dabei freundlich zu dem PsyKI, der sich aber gleich abwand.

„Nein danke.“

„Ach komm schon. Ich bin sicher es steht dir richtig gut! Und dann fällst du auch nicht auf, wenn du bei uns bist.“

Er sah ihn erstaunt an. Moment mal…Sie wollten ihn bei sich haben? Er sollte also nicht mehr zurück in die Außenbezirke und allein…Kaneda gefiel der Vorschlag auch sehr.

„Das ist ne gute Idee! So kannst du mich quasi immer im Auge behalten Tetsuo!“

Verwirrt sahen ihn Kai und Yamagata an. Kein Wunder sie wussten auch nicht was damit gemeint war. Es war ja auch nur zwischen Tetsuo und Kaneda gewesen. So gesehen hatte er recht. Er würde sich quasi unter dem Radar bewegen. Konnte unter Menschen laufen, mehr lernen und fiel nicht als verhasster PsyKI auf. Sicher war es ihm unheimlich. Er hatte sein Leben lang immer diesen Stil getragen. Musste es wegen der Regeln in seinem Dorf. Sich davon zu trennen ließ ihn sich leicht nackt anfühlen. Aber es war auch…ein Neuanfang. Also überlegte er kurz und nickte dann muffig.

„Wenn es denn sein muss. Aber meine alte Kleidung wird nicht weggeworfen!“

Na immer hin. Erleichtert sah ihm Kaneda nach, als sich Tetsuo tatsächlich von Kai ins Bad zerren ließ. Mitsamt dem blauen Müllsack und sich dann die Tür schloss.

Er musste erst mal gewaschen und gestylt werden. Tetsuo war selber überrascht dass er sich von Kai so zerren ließ und nichts dagegen tat. Er hatte einfach das Gefühl dass der Kleine ihm nichts Böses wollte. Sie waren mit Kaneda befreundet. Sie mussten gute Menschen sein. Auch wenn dieser Yamagata aus seiner Sicht ein riesen Arschloch war. Kai zeigte auf die Dusche und sagte zu ihm:

„Wasch du dich schon mal ab und ich suche was raus was cool an dir aussehen wird.“

Echt? Hoffentlich war sein Geschmack so gut wie sein Optimismus. Während Kai sich auf den Boden kniete und den Sack ausräumte, lief Tetsuo unsicher in die Dusche. Er wusste nicht mal wie das Ding funktionierte. Er sah sich um. Vielleicht an dem Ding drehen? Er drehte an einem kleinen Metallrad. Und dann schrie er vor Schreck auf, als Wasser über ihm aus der Brause schoss und ihn samt seiner Kleidung durchnässte. Er drehte es sofort wieder aus und als Kai deswegen zu ihm hinter sah, stand Tetsuo da wie ein begossener Pudel. Der Anblick war so drollig, dass er echt auflachen musste und sprach:

„Du musst schon die Kleidung ausziehen, du Genie.“

„Halt die Klappe!“

Fauchte Tetsuo ihm zu und fing an sein Oberteil auszuziehen. Noch während er es über seinen Kopf zog, stand Kai auf und schob den Vorhang zu. Oh Junge, er war schon irgendwie, als käme er aus den Hinterlanden. Danach kniete er sich wieder hin und durchsuchte weiterhin seine alten Klamotten. Es landeten plötzlich eine Hose und ein Oberteil auf seinem Kopf und er seufzte nur auf. Volltreffer. Er legte Tetsuos Sachen, die noch eben auf seinem Kopf waren, bei Seite und suchte weiter. Hinter ihm ging die Dusche an und der PsyKI ließ einfach nur das Wasser an sich runter laufen. Er stand still da und sah auf den Boden. Er hatte sich länger schon nicht mehr gewaschen. Es war aber noch nicht so schlimm gewesen dass er stank. Allerdings tat es gut das Wasser einfach nur über seine Haut laufen zu lassen. Er genoss es förmlich. Dann sah er auf seinen Bauch. Der blaue Fleck war komplett verschwunden. Tastete nach den Rippen. Alles wieder beim Alten. Noch nie hatte er seine Heilungsfähigkeiten hinterfragt. Oder hatte sich gefragt woher die kamen. Aber als er gegen diesen anderen Typen gekämpfte hatte…bekam er plötzlich Sorge. Was wenn seine Verletzungen auch mal so schlimm werden…das sein Körper ebenfalls die Kontrolle verliert? Denn genau das war es gewesen was dem Typ passiert war. Er hatte sich völlig verloren, sein Körper hatte ihn unter seiner Kontrolle und er war nur noch ein Monster…Noch nie hatte Tetsuo gehört das sowas einem in seinem Dorf passiert wäre. Oder überhaupt jemanden. Allerdings war da diese Erinnerung aus seiner Kindheit. Dieses Ding was im Dschungel den Jungen gefressen hatte. Diesen Jungen den er aus seinem Dorf kannte. Der ebenfalls ein rotes Cape trug, wie er zu der Zeit…An diesem Tag dachte er er würde sterben. Dass ihn dieses Ding ebenfalls fressen würde. Aber kurz bevor es ihn erfasste…ließ es von ihm ab. Es schlich sich in das Gestrüpp davon und er hatte es nie wieder gesehen…Warum hatte es ihn verschont? Das fragte er sich immer wieder. Aber der Grund warum Tetsuo so geschockt war, während dem letzten Kampf…waren genau diese Erinnerungen. Was dem Typ vor sich geschah, erinnerte ihn stark an dieses Ding damals im Dschungel. Masse die sich selbst bewegte und nur verschlingen wollte.

Er rieb sich in Gedanken den Dreck von der Haut. Er wollte wissen was das damals war. Aber er hatte auch Angst davor. Es fühlte sich an, als würde er eine Kiste öffnen, die er nicht mehr verschließen könnte. Und in der sich schreckliche Erkenntnisse offenbaren könnten…

Neben ihm hing ein Handtuch. Er drehte das Wasser wieder ab und ribbelte sich dann damit trocken. Schließlich hing er sich das Handtuch um die Hüfte und kam aus der Dusche. Kai lächelte ihn auch schon sofort an und zeigte auf die Kloschüssel. Als Geste sich dort hinzusetzten.

„Setz dich.“

Tetsuo tat es einfach und sah sich um. Offensichtlich hatte der Kleine schon Kleindung für ihn gefunden. Sie lag ordentlich auf dem Waschbecken zusammengelegt. Und dann fühlte er wie Kai ihn an den Haaren packte. Sofort zog er erschrocken den Kopf weg und sah hinter sich, fauchte:

„Was soll das?!“

Kai aber lachte lieb mit einer Schere in der Hand.

„Entspann dich. Wenn ich mich richtig erinnere bist du schon von mehreren Leuten in Neo Tokyo angegriffen worden. Man hat dich schon gesehen. Was bedeutet selbst mit anderer Kleidung fällst du mit der Frisur noch auf. Ich wollte dir die Haare schneiden, damit du noch besser sicher bist.“

Tetsuo sah ihn nur grimmig an. Er log nicht…Dann wand er sich wieder um und sprach muffig:

„Wehe ich sehe dann scheiße aus.“

Kai aber lächelte nur und fing an zu schnippeln.

„So schlecht bin ich nun auch nicht. Ich verspreche dir du wirst jemand komplett anderes sein. Und du wirst dabei auch noch verdammt gutaussehen!“

Er konnte sich den nächsten Kommentar einfach nicht verkneifen:

„Also einer wird danach definitiv nach dir sabbern.“

Tetsuo zuckte zusammen und fragte:

„Was soll das denn bedeuten?“

Stück für Stück ließ Tetsuo Wolle und sein schwarzes Haar hob sich im starken Kontrast von den kalten Fließen am Boden ab. Kai schnaufte lieb und erzählte:

„Ach nur so…Weist du Kaneda steht auf Mädels mit kurzen Haaren. Ich dachte nur, da er dich ja auch mag, wird ihm dein neuer Stil sich noch besser gefallen.“

Tetsuo lief sofort beschämt knallrot an. Hielt aber dennoch still.

„I-Ich muss dem Blödmann nicht gefallen!“

Kai lächelte noch breiter hinter ihm auf. Er mochte ihn, klare Sache. Es klang schon echt komisch, aber er hatte das Gefühl dass Kaneda und Tetsuo echt ein süßes Paar abgeben würden. Sie ergänzen sich einfach zu gut. Tetsuo gab ihm kontra, zeigte ihm einen starken Willen und Kaneda brachte ihm Fürsorge bei. Und man musste echt total bescheuert sein, wenn man nicht spürte dass es zwischen den Beiden knisterte. Sicher sie waren beide Jungs, aber wen kümmerte das schon in Neo Tokyo. Sie waren schon einige Male einem schwulen Paar über den Weg gelaufen. Besonders in der Unterwelt schien das ein neuer Trend zu werden. Es war nicht immer Liebe im Spiel, aber wenn man Sex als Mann mit einem Mann hatte konnte dabei kein Kind entstehen. Was ein Vorteil war. Und da viele in der Unterwelt und in Banden das nicht riskieren wollten, was das der elegante Umweg um an Sex zu kommen. Nur glaubte Kai nicht dass Kaneda nur auf Sex aus war. Er glaubte wirklich daran dass sein Boss Gefühle für Tetsuo hatte. Das erklärte einfach alles was passiert war. Und er war sehr froh wenn dass der Fall sein sollte. Denn Kaneda hatte noch nie Liebe für eine Partnerin verspürt. Und er brauchte es eigentlich. Er sehnte sich garantiert auch danach. Aber vielleicht hatte er sich nie auf ein Mädchen eingelassen weil er schon immer auf Jungs stand? Wie auch immer. Er schnitt weiter Haare weg und sprach dann zuversichtlich:

„Du wirst schon sehen. Ich mach dich unwiderstehlich.“

„HÖRST DU MIR ÜBERHAUPT ZU?!“

Kaneda saß mit Yamagata auf der Couch und sprach über das Problem mit Joker und Mad. So wie es sich anhörte hatte der Anführer der Hatters sie nur benutzt um an Joker ranzukommen und diesen zu stürzen. Aber er schien auch einen Vorteil davon erzielen zu wollen. Warum sonst würde er Joker am Leben lassen? Und wenn dass stimmte, dann machte sich Kaneda nur noch mehr Sorgen. Es könnte sein dass Mad auch auf die Idee kommen könnte PsyKI zu versklaven und als Waffen zu benutzen. Dann war der Eine von letztens ihr geringstes Problem gewesen. Denn Mad war nicht blöd. Er könnte die Idee ausarbeiten und weiterentwickeln. Was hatten sie nur getan? Er hätte nie auf die Idee mit Mad kommen sollen. Vielleicht hatte er damit alles nur noch schlimmer gemacht. Dazu käme dass auch seine Bande in Gefahr war. Und erst recht Tetsuo…

Die Tür zum Bad öffnete sich und Kai kam heraus. Verwirrt sahen beide von der Couch rüber und der Kleine räusperte sich vorne im Gang. Sprach dann wie ein Sprecher:

„Darf ich euch den neuen Tetsuo Shima vorstellen?“

Und da kam er auch schon aus dem Bad und in den Flur. Er wirkte unsicher und sah auf den Boden vor sich. Yamagata sah einfach nur hin aber Kaneda fiel fast die Kinnlade zu Boden. Er war völlig hin und weg. So das er dann doch von der Couch fiel, weil er sich zu weit vor lehnte. Er schüttelte kurz den Kopf, alle sahen ihn blöd an, er aber nur auf zu Tetsuo.Vor ihm stand das schönste Wesen was er je gesehen hatte. Es war unglaublich. Tetsuo seine Haare waren sehr kurz und strubbelig geschnitten worden. Er trug eine dunkelblaue, lange Bikerhose und braune Stiefel. Oben war er gekleidet in einen zart, türkisen Hoodie. Darunter trug er anscheinend ein weißes Hemd. Man konnte es kaum glauben. Er sah aus wie einer von ihnen. Wie ein ganz normaler Junge aus Neo Tokyo. Kai hatte wahrlich gezaubert. Und Kaneda war nur noch verliebt. Tetsuo sah noch immer unsicher und scheu auf den Boden. Sagte dann:

„Okay, wenn nur einer lacht, fliegt er durch den Raum!“

Kaneda kam schnell wieder auf die Füße und sah ihn nur weiter erstaunt an. Kam einen Schritt näher und sprach dann fast atemlos:

„…Bist du bekloppt…?“

Tetsuo sah ihn verwirrt an. Er konnte nicht mal losmaulen, da vollendete sein Gegenüber auch schon den Satz:

„…Du siehst einfach toll aus Tetsuo. Wahnsinn…“

Das hatte ihn völlig unerwartet getroffen. Er lief leicht rot an und musste sich schnell ablenken. Tetsuo sah muffig zu Kai hinter.

„Warum Shima?“

Der lächelte.

„Naja ich dachte es wäre ein cooler Nachname. Wir haben dich ja in Shima gefunden. Deswegen. Passt doch und klingt gut zu deinem Vornamen.“

Naja. Kaneda war das nicht mal bewusst geworden wegen dem Nachnamen. Er sah nur noch Tetsuo an, als wäre er eine Lampe und er selbst die Motte die angezogen wurde. Er war wunderschön. Diese Kleidung ließ ihn wild aber auch gleichzeitig zart und zierlich wirken. Weil der Hoodie auch ein kleines Bisschen groß war. Und man deswegen seine Statur auch nicht richtig deuten konnte. Tetsuo war noch immer wegen Kanedas Aussage leicht rot und sah wieder auf den Boden. Er sah toll aus? Irgendwie gefiel ihm das zu hören. Wie gesagt er wurde noch nie so behandelt oder es wurde so über ihn gesprochen. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war…gefiel es ihm Kaneda zu gefallen. Auch fühlte er sich anders- Er fühlte sich wie ein neuer Mensch. Fast wie...einer von ihnen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Chai-Cherry-Tea
2020-10-30T09:17:53+00:00 30.10.2020 10:17
*_*# Kai ist ein toller Freund und es ist schön, dass er keine Vorurteile hat und Kaneda mit Tetsuo unterstützt. Ich freu mich schon darauf, dass die Beziehung endlich offiziell wird.
Antwort von:  Hera_Tenebrae89
30.10.2020 10:19
Wow danke. :)
Freut mich das du so schnell liest und daran Spaß hast. :D


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