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Behind the cold

Es ist leichter mich zu hassen, als mich zu lieben...
von

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Thrity

Thirty

 

Sakura saß auf der Fensterbank des Wohnzimmers und sah nach draußen in die verschneite Winterlandschaft. Sie tippte kurz auf den Display ihres Smartphones, um auf die Uhr zu sehen.

16:35 Uhr

Ehe sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, polterte es auch schon im Hausflur. Es war Ino, die ziemlich abgekämpft durch die Tür stolperte.

„Hallo.“, stöhnte sie und sah Sakura an, die ihr bereits ein mitfühlendes Lächeln schenkte.

„Hi Ino. Harter Tag?“

Ino hing ihre Jacke an die Garderobe im Flur und ließ sich schließlich auf das Sofa fallen.

„Nur noch eine Woche…“, seufzte sie. „Ich liebe es wirklich Sträuße zu binden, Gestecke zu machen…vor allem an Weihnachten aber die Leute machen mich wahnsinnig.“, beklagte Ino sich.

Sakura schnaubte amüsiert, stand auf und setzte sich zu ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin.

„Stirnie verschaff mir mal Abwechslung – erzähl mir was.“, bat Ino schließlich.

„Hm, was möchtest du denn hören?“

„Naja zum Beispiel was jetzt mit Naruto ist. Habt ihr mal geredet?“

Sakuras Blick wurde trüb. Seit Hinatas Anruf herrschte absolute Funkstille zwischen Sakura und ihm.

„Ich hätte ihm das alles gerne anders gesagt, aber er ignoriert mich seitdem.“

„Und was meint Sasuke dazu?“

 

Sakura schlug ihre Füße in die dicke Wolldecke ein, die auf Sasukes Sofa lag. Ihre Augen sahen noch einmal durch den Raum. Schon am Eingang hatte Sakura festgestellt, dass er wohl das Chaos von letztens beseitigt hatte. Ein Schmunzeln nistete sich auf ihren Lippen ein, als Sasuke schließlich mit einer dampfenden Tasse in der Hand zu ihr kam und ihr das Heißgetränk reichte.

„Danke.“

Ihre Hände umschlangen die heiße Tasse. Sie spürte wie langsam die Kälte aus ihren Knochen wich.

„Sagst du mir jetzt was los ist?“, fragte Sasuke nach.

Zugegeben ihre Nachricht vom Morgen klang ziemlich kryptisch:

‚Wir müssen über Naruto reden‘

Aber sie wollte die Thematik mit Sasuke nicht per Chat klären.

Sakura nahm einen Schluck aus der Tasse.

„Hinata hat mich gestern Abend noch angerufen. Sie weiß über uns Bescheid.“

Sasukes Augenbrauen zogen sich fragend zusammen.

„Davon gehe ich aus wenn sie deine Freundin ist. Wo liegt also das Problem?“

„Dass sie uns gestern im Coffeeshop gesehen hat – mit Naruto.“

Sakura musste nicht weiter erzählen. Sasuke verstand sofort. Naruto würde wohl nicht begeistert sein, aus vielerlei Gründen.

„Das erklärt, warum er mir nicht geantwortet hat.“, schlussfolgerte er.

„Du hast ihm geschrieben?“

„Ja, ich wollte mit ihm über uns beide reden – ihm die ganze Situation erklären.“

Sakura wurde wehmütig. Sie hatte Angst Naruto zu verlieren - schon damals als sie ihn zurückgewiesen hatte…

Aber mit ihrer Beziehung zu Sasuke hatte sie wohl allem die Krone aufgesetzt.

Sasuke erkannte ihre sorgenvolle Miene. Er nahm Sakura die Teetasse aus der Hand und zog sie mit ihrem Rücken an seine Brust.

„Mach dir keine Sorgen. Ich habe dir schonmal gesagt, dass Naruto kein nachtragender Mensch ist… Ich werde mich darum kümmern. Ich muss morgen sowieso kurz zum Revier, den Dienstplan für kommende Woche checken. Dann rede ich mit ihm.“

„Okay.“, gab Sakura im Flüsterton zurück.

 

 

„Ich vertraue Sasuke. Sie sind von klein auf befreundet. Es gibt wohl kaum jemand, der Naruto besser kennt und einschätzen kann als ihn. Aber trotzdem… ich glaube wir haben Naruto damit ziemlich verletzt.“, sagte Sakura und sah noch einmal sorgenvoll auf ihr Display. Noch immer hatte sie keine Rückmeldung von Sasuke bekommen.

Verständnisvoll lächelte Ino ihrer Freundin entgegen und drückte ihre Hand.

„Er wird das bestimmt klären können.“

Sakura lächelte schwach und nickte nur.

„So, und jetzt mal zu was anderem.“

Inos Augen glitzerten gierig und säten in Sakura schon eine Vorahnung.

„Hast du schon mit ihm geschlafen?“, platzte Ino direkt heraus.

„Ino! Was? - Nein! Spinnst du???“, gab Sakura ihr entgeistert zur Antwort.

Unschuldig zuckte Ino mit den Schultern. „Was denn? Man kann nicht behaupten, dass Sasuke ein Kind von Traurigkeit ist und du bist außerdem auch kein Unschuldslamm. Hätte ja sein können das da schon was lief.“

Sakura seufzte und schüttelte mit amüsierter Missbilligung den Kopf, wusste aber, dass es wenig Sinn hatte, ihrer besten Freundin auszuweichen.

„Aber nicht nach einer knappen Woche.“, lachte Sakura. „Außerdem hat er seinen Standpunkt schon klar gemacht.“

Inos Augen wurden groß. „Wie jetzt?“

„Naja als ich vorgestern bei ihm übernachtet hatte lief es doch etwas mehr aus dem Ruder als gedacht.“, gestand Sakura mit geröteten Wangen.

Ein schlüpfriges Grinsen breitete sich auf Inos Lippen aus. „Erzähl mir alles!“

 

Sasuke breitete bereits die Lebensmittel auf der Arbeitsplatte aus. Die Aufstriche und den Käse für das morgige Frühstück räumte er in den Kühlschrank. Zurück blieben eine Packung Pasta, Antipasti und Zutaten für eine würzige Soße.

Sakura klopfte sachte gegen den Türrahmen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Sasuke hob sein Gesicht und sah zu ihr.

„Ich hab meine Kleider in das Schrankfach gelegt, dass du mir leergeräumt hast. Brauchst du wirklich nicht meine Hilfe damit?“, sagte sie und deutete auf Zutaten.

Sasukes Mundwinkel hoben sich. „Geh duschen.“

Sakura nickte unsicher und verschwand schließlich im Badezimmer. Als das Geräusch der Duschbrause ertönte lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gemüse vor ihm. Nur hin und wieder ertappte sich Sasuke bei dem Gedanken daran, dass seine Freundin gerade vollkommen nackt unter seiner Dusche stand. Nur die Vorstellung daran war bereits unglaublich reizvoll, doch Sasuke mahnte sich selbst um Beherrschung, atmete durch und sah zu dem kleingeschnittenen Gemüse auf dem Holzbrett vor ihm.

 

Sakura rollte ein kleines Handtuch auf und legte es über ihre Schultern. Schon jetzt waren ihre Haare beinahe wieder trocken. Kürzere Haare hatten auch durchaus ihre Vorzüge. Sie räumte ihr Duschzeug zurück in ihren Kulturbeutel und verstaute ihn im Schrank unter dem Waschtisch.

Noch einmal sah sie in den Spiegel und schenkte sich selbst ein Lächeln, bevor sie in den Flur trat. Ein aromatischer Duft von italienischen Kräutern schlug ihr augenblicklich entgegen. Sie folgte der unsichtbaren Fährte und blieb für einen kurzen Moment im Türrahmen zur Küche stehen. Interessiert musterte sie Sasuke der völlig versunken das Gemüse in der Pfanne schwenkte. Ein breiteres Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Ihr wurde erst jetzt klar, dass ihr gar nicht bewusst war, dass er ein Talent fürs Kochen hatte. Eine weitere Eigenschaft an Sasuke die ihm eine gewisse Weichheit verlieh. 

Sakura stieß sich vom Türrahmen ab. Ohne Vorwarnung und zu Sasukes Überraschung glitten ihre Hände unter seinen Achseln durch und sie drückte ihren zierlichen Körper an seinen Rücken. Sie spürte wie sich Sasukes Bauchmuskeln unter ihren Berührungen verhärteten. Für einen kurzen Moment hatte sie Sorge, dass es ihm zu viel war. Immerhin konnte Sie Sasuke in Sachen Beziehung noch nicht einschätzen, aber hingegen ihrer Bedenken drehte er sich zur ihr um, ohne ihren Griff zu lösen. Neugierig sah er sie an.

„Es riecht so gut ich habe jetzt schon riesigen Hunger.“, erklärte Sakura lobend.

„Ist das so?“, harkte Sasuke nach.

„Hm.“, bestätigte sie nickend.

Sasuke griff zu der Gabel, die neben der Pfanne lag, spießte ein Stück einer Zucchini und einer Cocktailtomate auf und hielt es ihr hin. Mit einem Bissen verschwand das Gemüse in Sakuras Mund. Nicht nur dass es gut schmeckte, es war himmlisch.

„Hm… lecker.“, gestand sie.

Sasuke grinste ihr entgegen. Seine Hand legte sich um ihr Gesicht und sein Daumen wischte ihr etwas vom Mundwinkel. Sie sahen sich an und im Bruchteil einer Sekunde schwang die Stimmung um. Sakura leckte sich über die Lippen, während ihre Hände von Sasukes Rücken zu seiner Brust wanderten. In keinem Augenblick lösten sich ihre Blicke voneinander. Wie Magnete trafen sich schließlich ihre Lippen. Was im Kern ein unschuldiger Kuss hätte sein sollen, war vom ersten Moment an eine kleine Flamme, die nur mit dem richtigen Zündmaterial zu einem lodernden Feuer anwachsen konnte.

Wie in Trance stieß sich Sasuke von der Arbeitsplatte ab, drückte Sakura gegen den Esstisch, bis sie schließlich darauf saß. Sakuras Hände schoben sich unterdessen unter Sasukes Shirt. Das Gefühl seiner Muskeln gepaart mit der zarten, warmen Haut und seinem Duft waren berauschend. Sakura hatte keine Ahnung wie lange sie sich so innig küssten und berührten. Das Verlangen überstieg in diesem Moment ihre gesamte Selbstbeherrschung. Zu ihrer Überraschung war es Sasuke der ihr kleines Intermezzo schließlich unterbrach.

 

„Er hat was?!...Du nimmst mich doch auf den Arm?“, fragte Ino ungläubig.

Sakura schüttelte den Kopf.

„Aber wieso? Ich meine, okay ja, es war vernünftig so zu reagieren, aber ehrlich gesagt hätte ich bei Sasuke was anderes erwartet.“

Ino ließ sich tiefer ins Sofa sinken. „Du erklärst mir doch jetzt hoffentlich, warum ihr nicht weiter gemacht habt.“

Sakura schnaubte amüsiert. „Zum einen ist das mega leckere Gemüse angebrannt, weshalb der Feuermelder anging und wir uns was bestellen mussten, aber zu diesem Zeitpunkt hatte Sasuke bereits aufgehört.“

 

„Das ist keine gute Idee.“, erklärte Sasuke atemlos und wich ein Stück zurück.

Sakura sah ihn perplex an. „Entschuldige, hab‘ ich was falsch gemacht?“

„Nein, aber wenn wir jetzt weitermachen…“ Sasuke legte seine Hand in den Nacken. Er rang mit sich.

„Dann was? Sasuke ich bin alt genug, ich weiß was ich tue.“, versuchte sie ihn zu beruhigen.

„Ich weiß, nur…“, er kam wieder nah zu ihr heran und legte seine Hand erneut an ihre Wange. „ich möchte dir nicht das Gefühl geben, dass du wie die anderen Frauen bist.“

Sakura sah ihn ungläubig an. „Was?“

„Ich werde erst mit dir schlafen, wenn du mich darum bittest.“

 

Inos Kinnlade fiel runter. Es war einer dieser seltenen Momente in denen Ino Yamanaka die Worte fehlten.

„Ich hab’s auch erst nicht verstanden. Ehrlich, ich war anfangs echt eingeschnappt. Aber je länger ich darüber nachdenke umso mehr verstehe ich ihn.“

„Verstehe.“, gab Ino leise zurück und folgte Sakuras Blick aus dem Fenster.

Es hatte wieder angefangen zu schneien.

„Es scheint ihm ja wirklich ernst mit dir zu sein.“, ergänzte Ino.

„Hm.“

Sakura zog ihre Beine enger zu sich heran und sah noch einmal auf den Display ihres Smartphones. Es war bereits 17 Uhr. Sie seufzte.

„Immer noch keine Nachricht?“, fragte Ino.

Sakura schüttelte den Kopf.

„Ach das wird schon gut gehen. Wie wär‘s, geh doch einfach hin und hol ihn ab. Sollte er sich auf dem Weg dorthin bei dir melden, kann er dich ja immer noch abholen.“

„Eigentlich keine schlechte Idee.“, grübelte Sakura.

Ino gluckste amüsiert. „Bitte, ich hab nur gute Ideen.“

Sakura sprang vom Sofa auf und schlüpfte in ihre Schuhe, warf sich ihre Jacke und ihren Schal über. Ihr Handy und ihren Schlüssel steckte sie in ihre Tasche, bevor sie noch einmal ihre Arme um ihre beste Freundin legte und ihr einen Kuss auf die Wange drückte.

„Du bist ein Schatz.“

Ino lächelte wissend. „Schaff dich zu ihm, Stirnie.“

„Danke. Bis später!“

Mit diesen Worten schloss Sakura die Tür hinter sich.
 

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Sasukes Atem ließ weiße Rauchschwaden in der kalten Luft aufsteigen. Er nahm sich noch eine Sekunde Zeit, bevor er in das Polizeirevier eintrat. Schon im Foyer schlug ihm der Geruch von Kaffee und verbrauchter Luft entgegen. Ein Umstand der sich wohl nie ändern würde. Sasukes Weg führte direkt zur Umkleide, in seinem Spind hing bereits die fein säuberlich gebügelte Uniform und wartete nur darauf getragen zu werden. Er sah sich um. Der Rest wirkte verwaist. Fehlende Westen, Schlagstöcke und Helme. Es waren wohl einige im Einsatz. Sein Weg führte ihn weiter ins Revier. Hier und da saß ein Polizist an seinem Schreibtisch oder stand an der Kaffeemaschine. Seine Augen blieben aber sofort an seinem und Narutos Schreibtisch hängen – beide unbesetzt. Sasuke blieb neben den Schreibtischen stehen und besah sich Narutos Platz.

Überall lagen Papierstapel, ordentlich zusammengeheftet und mit einer Fallaktennummer.

Wahnsinn.

Naruto hatte fast alles auf seinem Schreibtisch abgearbeitet. Selbst sein Schreibtisch war leer. Nur ordentlich in Hüllen gelegte Dokumente und eine Mappe mit Fallberichten die er noch unterschreiben musste - und der Dienstplan. Alles war fein säuberlich geordnet und sortiert, sodass sich Sasuke direkt zurechtfand.

Beeindruckt von der Hingabe seines besten Freundes nahm sich Sasuke jetzt schon vor, mit seinem Vater über Narutos Position und Einkommen zu sprechen. Er tat so viel. Es wurde endlich Zeit, dass er dafür auch die Anerkennung erhielt.

Aber wo war der Hitzkopf?!

Sasuke sah vom Dienstplan hoch. Sein Blick schwenkte über den ganzen Raum. Seine Augen verengten sich für den Bruchteil einer Sekunde. Durch die heruntergelassenen Jalousien des Trainingsraums erkannte er Bewegungen eines Schattens. Er faltete den Dienstplan zusammen und stecke ihn in seine Hosentasche, während er sich der gläsernen Tür näherte. Im goldenen Licht der Abenddämmerung erkannte Sasuke schließlich seinen besten Freund, der erbarmungslos mit Faustschlägen und Tritten den Boxsack vor ihm bearbeitete. Er musste sich nicht anstrengen, um die Verbitterung in Narutos Gesicht zu erkennen. Sasuke musste sich eingestehen, dass er erneut die Ursache dafür war. Ein tiefer Atemzug füllte seine Lungen und gab ihm die nötige Ruhe, die er jetzt brauchte. Fast geräuschlos trat er schließlich in den Raum ein. Die Luft war getränkt von Feuchtigkeit und dem Geruch von Schweiß.

Wie lange ist er hier schon drin?

Sasuke kam nicht dazu etwas zu sagen. Wie von Naruto zu erwarten war, hatte er seine Anwesenheit bereits bemerkt.

„Was willst du?“, sagte er, während sein Fokus immer noch auf dem Boxsack vor ihm lag. Erneut schnellte seine Faust gegen den Boxsack und ließ das schwere Sportgerät taumeln.

„Reden.“

„Reden…“, schnaubte Naruto mit leiser Stimme. „Kein Bedarf.“, wimmelte er schließlich stur ab. Sasuke legte seinen Schal zur Seite und trat näher an seinen Freund heran.

Naruto holte bereits zum Schlag aus und die nächste Faust flog ungebremst Richtung Boxsack. In seiner verbissen ignoranten Haltung, Sasuke gegenüber, bemerkte er gar nicht, dass Sasuke ihm bereits so nahestand, dass er Narutos Faust mit einer einfachen Handbewegung abfing. Sasukes Augen fokussierten gnadenlos sein Gegenüber. Naruto wich zurück.

„Was soll das?“, fragte er aufgebracht.

„Du willst trainieren-.“, begann Sasuke zog seine Jacke aus und legte beiseite. „-also trainieren wir.“

Ein Anflug von Skepsis zeichnete Narutos Haltung. „Nein, deine Schusswunde ist immer noch nicht ausgeheilt.“

Sasukes Lippen verzogen sich zu einem überheblichen Grinsen.

„Und?! Du hast mich sowieso noch nie geschlagen.“

Naruto schüttelte missbilligend den Kopf.

„Alter, du bist so ein arroganter Arsch.“

„Dann schlag zu.“, forderte Sasuke und krempelte sich die Ärmel seines Hemdes nach oben.

Fast eine Minute standen sich beide einfach nur gegenüber. Für Außenstehende mochte es beinahe den Anschein haben, dass Naruto sich nicht auf die Provokation seines besten Freundes einlassen würden, aber Sasuke hatte ihn genau da, wo er ihn haben wollte. Er kannte Naruto und wusste genau welche Knöpfe er drücken musste. Auch wenn das, was er gerade vorhatte nicht seiner Genesung diente, war es das Mindeste, was er seinem besten Freund schuldete. Sasukes Augen verengten sich.

Naruto holte schließlich aus und versuchte ihn zu treffen. Sasuke wehrte ihn problemlos ab. Genauso, wie die darauffolgenden Schläge. Narutos Angriffe waren halbherzig, genau wie die nachfolgenden Versuche. Er hielt sich zurück.

Naruto versuchte es mit einem Tritt, aber auch damit konnte er Sasuke nicht beeindrucken. Mit einer geschickten Drehung wich Sasuke dem Tritt aus und schubste Naruto von sich weg, um Distanz zu gewinnen.

„Was soll das?“, fragte Sasuke mit hartem Ton.

„Was meinst du?“

„Du hältst dich zurück. Wieso?“

„Man, was soll das, du bist verletzt und-.“, versuchte Naruto auszuweichen.

Noch immer unterdrückte er das, was tief in ihm brodelte. So war Naruto eben. Er schluckte seinen Groll, der Freundschaft und zum Wohle anderer herunter. Aber Sasuke wollte sein weder seine Zurückhaltung noch sein Mitleid. Er wollte ihm wenigstens dieses eine Mal der Freund sein, den er verdiente. Seine ungefilterte Wut spüren, den Ärger, den er ihm ständig verursacht hatte. Dieses Mal war Sasuke bereit das alles für ihn aufzufangen.

„Bitte! Wir wissen doch beide was dein Problem ist.“

„Ach ja? – Ich hab kein Problem!“, bellte Naruto unsicher zurück.

Naruto versuchte Sasukes Sticheleien mit einem Angriff zu unterbrechen, aber wieder gelang es Sasuke auszuweichen. Er schaffte es sogar seinem Gegenüber einen Schlag zu verpassen.

Amüsiert schnaubte er auf und sah Naruto erneut selbstsicher entgegen.

„Klar…sag es endlich!“, provozierte Sasuke ihn weiter. Doch Naruto wandte sich sichtlich darum die Wahrheit auszusprechen. Aber Sasuke war nicht hier für ihn zu schonen.

„Dich kotzt es an, dass ich und Sakura zusammen sind.“

Kaum waren die Worte im verklungen schlug Naruto schließlich zu. Nur dieses Mal war sein Schlag hart. Und obwohl Sasuke ihn abwehren konnte zuckte die Energie seines Schlags schmerzhaft durch Sasukes Oberkörper.

„Du Scheißkerl konntest nicht die Finger von ihr lassen.“, brachte Naruto endlich unter zusammengebissenen Zähnen raus.

Sasukes Worte zeigten Wirkung. Narutos Schläge wurden mit jedem weiteren erbarmungsloser. Normalerweise war Sasuke in Sachen Nahkampf eine unüberwindbare Mauer. Er hatte die Ausdauer und vor allem auch die Kraft zurückzuschlagen, doch der Schmerz in seiner Schulter wurde mit jeder Sekunde präsenter und Sasuke hatte Mühe sich auf Narutos Angriffe zu konzentrieren. Es war ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit und Narutos Faust traf seinen Kiefer.

Die Wucht des Schlags und die Erschöpfung seines Körpers ließen Sasuke kurz nach hinten taumeln und letztlich zu Boden fallen. Es blieb ihm keine Sekunde sich zu orientieren, da packte Naruto Sasukes Kragen und zog ihn näher zu seinem Gesicht. Die Augenpaare der beiden Freunde trafen sich. Sasuke erkannte Narutos Zorn. Sekunden vergingen. Narutos hitziger Atem streifte in immer größeren Abständen Sasukes Gesicht und er spürte, wie sich Narutos fester Griff langsam löste.

„Wieso zur Hölle - wieso Sakura?“, sprach er nun leiser und lies nun vollkommen von Sasuke ab, der immer noch am Boden lag. Sein Körper und vor allem sein Kiefer schmerzte. Doch es war einerlei, denn er wusste das Naruto ihm nun zuhören würde.

Noch einmal führte er sich Narutos Frage vor Augen.

Wieso Sakura?

Auf diese Frage rauschten so viele Gedanken unkontrolliert durch seinen Kopf. Es gab unzählige Gründe warum es so leicht war Sakura zu lieben. Und eben dieser Gedanke war es, der Sasuke selbst vor Augen führte, welchen Stellenwert sie bereits längst in seinem Leben eingenommen hatte.

„Weil ich sie liebe.“, antwortete Sasuke ruhig.

Narutos Augen weiteten sich.

„Du- du liebst sie?“, fragte er atemlos. Eine seichte Woge des Unglaubens schwang in seiner Stimme mit.

Es war verständlich das Naruto seinen Worten keinen Glauben schenkte. Es gab kaum Menschen in Sasukes Leben, die es schafften, seine Liebe zu gewinnen. Und Itachis Tod und der Schmerz über den Verlust seines Bruders waren für Sasuke die schlimmste Qual seines jungen Lebens. Drogen, Alkohol und Sex war der halbherzige Versuch diesen Schmerz auszublenden – ohne Erfolg. Genau diese Lebensumstände verfestigten in Sasuke den Entschluss nie mehr eine Person so nah an sich ranzulassen wie Itachi, denn diesen Schmerz würde er nicht mehr überleben…

Sein Herz schloss sich ein hinter einer steinharten Mauer aus Eis. Und dann kam Sakura. Mit jedem weiteren Mal wo sich trafen, trug sie eine weitere Reihe von Eisblöcken ab und riss schließlich durch die Hintertür die gesamte Mauer mit einem einzigen Schlag nieder. Sasuke hatte von Anfang an keine Chance gehabt.

Er schmunzelte bei dem Gedanken.

„Ja.“, bestätigte er seinem besten Freund erneut und sah ihm dabei entschlossen entgegen.

Narutos harte Gesichtszüge erweichten augenblicklich. Kein vergleichbarer Moment existierte in seinem Gedächtnis. Noch nie hatte Sasuke seine Gefühle in Bezug auf eine Frau so direkt kundgetan. Und die Entschlossenheit in seinen Augen machten Naruto bewusst, dass es Sasuke ernst meinte. Er liebte Sakura.

Perplex ließ sich Naruto neben ihm auf den Boden fallen.

„Wow.“, sagte er nur.

Beide sahen zu dem Fenster wo die Sonne bereits in den letzten Zügen war.

Die angenehme Stille wurde schließlich von Sasuke unterbrochen.

„Ich habe noch nicht mit ihr geschlafen.“

„Alter!... to much information.“, protestierte Naruto lautstark.

Ein Schmunzeln breitete sich auf Sasukes Gesicht aus.

„Schon klar.“

Naruto verstand warum Sasuke ihm dieses intime Detail verraten hatte. Aufgrund seiner Vergangenheit war es jedem der beiden klar, das Sasuke keine Probleme hatte seine Reize genau dafür einzusetzen. Und auch wenn Sakura sich sicherlich nicht einfach auf ihn einlassen würde, so waren sie nun in einer Beziehung. Es war ganz normal, dass sie früher oder später miteinander schlafen würden. Sasukes Zurückhaltung auf diesem Gebiet bewies wieder einmal wie sehr ihm Sakura und ihre Meinung von ihm am Herzen lag.

„Und – kommst du damit klar?“, fragte Sasuke schließlich.

Naruto stemmte seine Hände in die Beine und stand kraftlos auf. Er sah noch einmal aus dem Fenster und schließlich zu Sasuke, der immer noch auf dem Boden hockend auf seine Antwort wartete. Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen hielt er seinem Kumpel schließlich die Hand hin.

„Klar, Man.“

Als er Sasuke schließlich hochgezogen hatte, hielt er seine Hand jedoch noch einmal im festen Griff. „Aber wenn du ihr wehtust, haben wir zwei ein Problem, echt jetzt.“

Auch wenn Naruto Drohung einen scherzhaften Unterton hatte, war Sasuke durchaus bewusst, dass sein Freund es ernst meinte. Seine Lippen pressten sich zu einer harten Linie zusammen und er nickte Naruto schließlich verstehend zu. „Hn.“

Noch eine Weile unterhielten sich die Beiden. Sasuke erzählte Naruto was zwischen Karin und Sakura vorgefallen war und welche Rolle er dabei eingenommen hatte. Naruto ergänzte die Geschichte mit Karins Auftauchen im Revier.

„Abwarten, ob Karin sich wirklich entschuldigt. Ich überlasse es Sakura zu entscheiden, wie sie damit umgeht.“

„Hm, schon klar. Aber ich glaube ihr hats echt leidgetan.“, erklärte Naruto.

„Ja, wie immer. Sie baut irgendeinen Mist und hinterher bereut sie es. Das bringt den geschädigten Personen nur nicht mehr viel.“

„Okay ja, hast schon Recht.“

„Was ist denn hier los?“, unterbrach plötzlich eine helle Frauenstimme die Unterhaltung.

Naruto und Sasuke sahen zur Tür und entdeckten Sakura die, ihrem verwirrten Blick nach zu urteilen, versuchte die Situation zu verstehen. Naruto der auf einem der hochgestellten Tische saß und Sasuke der neben ihm auf der Bank saß und sich seine Wange mit einem Cool Pad kühlte.

„Hey Sakura, perfektes Timing. Wir hatten gerade von dir gesprochen.“, tönte Naruto fröhlich.

Narutos überschwängliche Reaktion verwirrte Sakura mehr als es erklärte. „Ehm…h-i?!“

Was ist hier passiert?

Sakuras Augen fixierten Sasuke. Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen und hielt einen Arm zu ihr hin. Argwöhnisch lief sie schließlich zu ihm rüber und nahm ihm ohne Vorwarnung das Cool Pad von der Wange.

„Habt ihr euch geprügelt?!“, fragte sie beide nun entsetzt.

„Eine Auseinandersetzung unter Freunden.“, korrigierte Sasuke sie.

Sorgenvoll musterte sie ihren Freund, der bereits seine Arme um sie gelegt hatte.

„Es ist alles in Ordnung. Wir haben das geklärt.“, sprach er ihr leise zu.

„Sicher?“

„Hn.“

Vorsichtig strich Sakura mit ihrem Handrücken über Sasukes Kiefer. Er zuckte leicht. Sakura lächelte ihm mit einem Hauch von Missbilligung entgegen, doch küsste ihn letztlich zärtlich auf die Stirn.

Auch Naruto entging das liebevolle Szenario der Beiden nicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er seinen besten Freund so vertraut mit einer Frau gesehen hatte. Er war nicht zufrieden mit dem Umstand das Sakura sich für Sasuke entschieden hatte, aber ihn so zu sehen, ohne Kälte im Gesicht, keine Spur von Selbsthass oder Trauer, machte Naruto glücklich.

Er legte Sakura eine Hand auf die Schulter. Als sich beide zu ihm wandten, erhellte ein liebevolles Lächeln sein Gesicht.

„Ich freu mich für euch zwei, echt jetzt!“, gestand Naruto.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Halloooo Allerseits!
Puh, schwere Geburt mit dem Kapitel, echt jetzt ;-)
Ich weiß es hat sooo lang gedauert. Ich habe mich auch immer über Autoren geärgert die solange gebraucht haben, aber ich verstehs mittlerweile.

Ich hab auch gesehen dass ich eure ganzen Kommentare noch nicht beantwortet habe, das werde ich natürlich noch nachholen.
Also, ich hoffe ihr habt Spaß mit dem Kapitel. Es ist ja auch etwas länger geworden :)
Mehr gibts eigentlich nicht zu sagen, außer dass ich weiterschreibe. Es dauert, aber es geht weiter :)
Bis zum nächsten Kapitel
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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ekirlu
2022-11-12T23:00:51+00:00 13.11.2022 00:00
Hello, bin begeistert von deiner FF, ich hoffe es geht bald weiter 😊
Antwort von:  TheOnlyOne
14.11.2022 07:59
Hallo :)
Danke für deinen Kommentar und es freut mich total dass dir die FF gefällt.
Bald kann ich dir nicht versprechen. Mittlerweile ist es schon ein sehr langwieriger Prozess und ich lasse mich ja auch gerne von anderen FF inspirieren aber da ist leider auch nicht viel los derzeit :(

Aber ich versuche vor Weihnachten noch was hochzuladen :)

lg
Von:  Sujang
2022-10-09T10:39:58+00:00 09.10.2022 12:39
Huhu ^^
Sehr schönes kappi ;).
Ich freu mich auf weitere kappis ^^.
Bis demnächst.
Lg
Antwort von:  TheOnlyOne
14.11.2022 07:58
Freut mich dass es dir gefallen hat.
Das nächste ist Arbeit, aber keine Ahnung wann ich es euch hochladen kann. Ich hoffe doch noch vor Weihnachten.
:)
Von:  MissBlackBloodSakura
2022-10-04T14:59:40+00:00 04.10.2022 16:59
Wieder einmal ein tolles Kapitel 🥰
Freue mich schon auf die Fortsetzung 😍
Antwort von:  TheOnlyOne
14.11.2022 07:57
Vielen Dank!
Es ist schon in Arbeit. Derzeit aber leider nur Fetzen. Ich schreibe immer einzelne Situtationen und Gespräche die ich im Kopf habe und hoffe das irgendwann sinnvoll zu verbinden. Daran scheiterts meistens XD. Manchmal muss ich auch schon ins nächste Kapitel gehen um zu kucken ob das funktioniert was ich da schreibe.
Alles immer sehr tricky ^^'
Aber ich gebe mir Mühe und oh Gott ich bin immer so aufgeregt wenn ich ein Kapitel hochlade, weil ich mich immer über die Kommentare so freue :)
Von:  swetty-mausi
2022-10-04T10:24:48+00:00 04.10.2022 12:24
Tolles Kapitel
Antwort von:  TheOnlyOne
14.11.2022 07:55
Dankeschön :)


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