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A Cat's Love

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
A/N: Shinichi ist ein barbarisches Weichei. Ja, das geht. Komplett anzeigen

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Mitgefangen, mitgearztet

Der Nachhauseweg verlief schweigend - ja, welch eine Überraschung, aber da Nyan der menschlichen Sprache (zumindest des Japanischen oder Englischen) nicht mächtig war (Doch Dalai Lama? Vielleicht sollte es Shinichi ja mal auf Tibetisch versuchen? Gab es Tibetisch überhaupt?) und Shinichi keine Lust auf Selbstgespräche hatte, beschränkte sich die gesamte Kommunikation auf gelegentliches Nyan-Aus-Dem-Weg-Ziehen, damit die abendlich nach Hause Hastenden nicht über ihn stolperten.
 

Der Pseudo-Kater lief auf steifen Beinen mit gesenktem Kopf neben ihm her und versuchte scheinbar gar nicht erst zu atmen - solch eine Begossener-Pudel-Attitüde (Himmel, was sollten denn diese ganzen Hundevergleiche hier? Miau!) und vor allem diese ausgesprochene Gefügigkeit, wo Nyan doch lieber einen auf Flap-Flap-Vögelchen machte, anstatt mit dem Detektiv in einem Zimmer zu bleiben, bereiteten Shinichi ein ungutes Gefühl.
 

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Es war ein paar Straßen vor dem Domizil Kudou, dass Shinichi unangenehme Feuchte in seiner Hand verspürte - genau dort, wo er nach wie vor mit einem festen Griff Nyans Oberarm festhielt - schwitzte er etwa so stark? Dabei hatte er sich doch nicht einmal besonders angestrengt... Wie vom Blitz getroffen, blieb der Detektiv stehen. Das...nein, er...konnte doch nicht... Langsam löste der Oberschüler seinen Griff, drehte ebenso langsam seine Hand um, selbst in der spärlich erleuchteten Dämmerung brauchte es nicht viel, um zu erkennen, dass seine gesamte Handfläche dunkel vor Blut war.

Fakten rasten durch seinen leer gefegten Verstand - viel Blut ist ausgetreten, hat nicht lange gebraucht, um durch den dicken Pullover durchzusickern, die Wunde war also tief, an Glasscherben geschnitten, vielleicht waren sogar noch Splitter drin- Der schmerzverzerrte Gesichtsausdruck, die zusammengepressten Lippen, die schmalen Augen - nicht von artillerieähnlichem Wortgeballer homo sapienaler Fehltritte, sondern Shinichi selbst...
 

Es war natürlich nicht das erste Mal, dass der junge Detektiv Blut sah, diese "Unschuld" hatte er bereits vor vielen Jahren verloren, aber es war das erste Mal, dass er selbst einem anderen - Unschuldigen (die flüchtenden Mörder und Räuber haben es nicht anders verdient, dass man ihnen eine leere Konservendose mit Karacho an die Birne knallte) - Schmerz zufügte, Himmel, Shinichi hatte doch eigenhändig Massenmörder aus der Schusslinie geschleppt!
 

Sogleich rammte sich eine weitere Erkenntnis in seinen Magen.
 

Nyan war Schmerzen gewöhnt.
 

Wenn er sich widersetzte, dann tat es weh, also musste er sich fügen, er durfte sich nicht wehren- Shinichi wurde schlecht bei dem Gedanken. Mit Horror im Blick starrte er den regungslosen Kater an. Was haben sie nur mit ihm gemacht? Die aufkommenden Antwortmöglichkeiten, mit denen ihn sein fleißiges und überschlaues Gehirn versorge - Laborratte, Experimente mit Mensch und Tier, kalte Stahltische, Fesseln, Spritzen - drückte Shinichi in den entferntesten Bewusstseinswinkel. Das...war für später. Sehr viel später. Zunächst einmal sollte er sich um-
 

Oh, verflucht noch mal!
 

Nyan hatte anscheinend realisiert, dass das Monster auf zwei Beinen (diesmal konnte Shinichi nicht darüber lachen) ihn nicht länger festhielt und auch keine Anstalten machte, ihm weiter wehzutun und tat das, was er schon ziemlich gut beherrschte: Die Kurve kratzen.
 

Auch auf die Gefahr hin, Nyan noch mehr Angst einzujagen, konnte Shinichi die Sache nicht auf sich beruhen lassen - der dumme Kerl war schließlich verletzt! Abermals wurde die Verfolgung aufgenommen (gut, dass er ein kleiner Fußballjunkie war, ein normal denkender und handelnder Mensch hätte bei diesem Dauermarathon wahrscheinlich schon längst das Handtuch geworfen) und die Tatsache, dass Nyan genau den Weg zu Shinichis Haus einschlug, machte die Sache für den Oberschülerdetektiv ungemein leichter.
 

Den Flüchtenden diesmal einzuholen bereitete Shinichi weitaus weniger Mühe (dass es unter Umständen daran lag, dass der Kater Schmerzen hatte und seine Arme nicht richtig benutzen konnte, verdrängte er - erst Rennen, dann sich in den Arsch treten, war die Devise). Nyan am Handgelenk zu packen, die einzige erreichbare Stelle, bei sich der Detektiv relativ sicher sein konnte, dass sie den Kudou'er Fenstersturz (Whoah, jetzt wird's historisch!) soweit unbeschadet überstanden hatte, war dagegen etwas schwieriger, doch Shinichi (Ich werde dich versorgen, auch wenn es das Letzte ist, was ich tue!) meisterte auch diese motorische Herausforderung mit Bravour. Den Wie-Oft-Denn-Noch-Gefangenen überholend, zog der Oberschüler ihn einfach mit sich - je schneller sie am Ziel waren, desto schneller konnte Nyan medizinische Hilfe bekommen. (Okay, insgeheim hoffte Shinichi, dass dieser nach dem Lauf zu erschöpft sein würde, um sich großartig - und vor allem erfolgreich - zur Wehr zu setzen.)
 

Eindeutig falsch gedacht.
 

Es war eine Meisterleistung, die ihresgleichen suchte, dem sich - im wahrsten Sinne des Wortes - sträubenden Kater die Schuhe auszuziehen, doch Shinichi kämpfte verbissen im Namen der gesellschaftlichen Wohlerzogenheit und konnte (mithilfe von ein paar Karate-Manövern, danke an Ran) schließlich einen Sieg für sich verbuchen, als er nach gefühlten Stunden des Sneaker-Sumoringens den protestierend Fauchenden mit sich ins Bad (Halleluja!) zog.
 

Nicht gerade abwechslungsreich, was die Örtlichkeiten anging, aber er konnte schließlich nichts dafür, dass sich der Erste-Hilfe-Kasten genau dort befand.

Nyan schien sich an dieses Horrorzimmer nur zu gut zu erinnern, denn seine Gegenwehr wurde stärker als er die Wanne des Kater-Untergangs erblickte. Shinichi versuchte erfolglos, den wütend miauenden und um sich schlagenden Stubentiger auf zwei Beinen auf den Wannenrand zu drücken - Scheiße noch mal, die dumme Wanne war doch leer! - bis ihm schließlich der Kragen platzte:
 

"Jetzt halt doch endlich still, Teufel noch eins!"
 

Und wider Erwarten wurde es still.
 

Stocksteif saß der Kater da und nur seine weit aufgerissenen Augen verrieten seine Panik, den tiefliegenden Horror, die Gewissheit, dass jetzt, jetzt gleich Schmerz kommt... Shinichi ließ ihn los und trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als sein Gewissen mit einem Baseballschläger gnadenlos auf seinen Verstand eindrosch.
 

Was zur Hölle veranstaltete er hier eigentlich?! Seit wann galt die Digitation vom Detektiv zum Tierquäler als eine erstrebenswerte Berufsoption? Gabs etwa eine Medaille für den "schnellsten Aufstieg zum Arschloch des Jahres" zu gewinnen oder was?! Vor ihm saß ein zutiefst verängstigtes Wesen, das anscheinend nur die schlechteste Seite des Lebens kennengelernt hatte und vielleicht etwas anderes - Besseres - von der neu gewonnenen Freiheit (zumindest hoffte er, dass es tatsächlich Freiheit war) erwartete, und Shinichi hatte nichts Besseres zu tun, als dem Menschen unweigerlich innewohnende und höchst infektiös per Tröpfchen übertragene Dreckskerlnitis in all ihrer Glorie unter Beweis zu stellen, anstatt einfach nur die Klappe zu halten und zu helfen! (Shinichis Gewissen lief zu Höchstformen auf.)
 

Aber genau das war Shinichis Problem. Er erwartete schlicht und einfach zu viel. Genauso wie die Welt zu viel von ihm selbst erwartete. Menschen, die nicht minder so intelligent waren wie er, die nicht auf Anhieb verstanden, worauf er hinaus wollte, bei denen dieses Lämpchen, das beim Detektiv bei Geistesblitz mit 200 Watt aufleuchtete, nur zu der Strom sparenden Sorte gehörte, wurden von dem Oberschüler nicht selten mit als zuvorkommender Höflichkeit maskierten Herablassung behandelt. Genie schafft Distanz. Shinichi bildete da keine Ausnahme, selbst seine Sandkastenfreundin Ran hielt es zuweilen nicht mit ihm aus, andere, die ihn bei Weitem weniger gut kannten als sie, hatten gar nicht erst eine Chance. Viele bewunderten und respektierten ihn für seinen Verstand und seine Arbeit, doch sein Freund sein wollte niemand. Zu anstrengend. Lediglich ein Heiji Hattori hatte sich zu diesem Status hoch genörgelt - wie, das ist Shinichi bis heute ein Rätsel geblieben. Irgendwann war Hattori einfach da und weigerte sich partout, wieder wegzugehen. (Dass der Oberschüler sich insgeheim darüber freute - nun, es müsste einiges passieren, bevor er das freiwillig zugab, wie Apokalypse, sich selbst flickende Socken oder das versehentliche Verschlucken der Erdkugel durch eine Schildkröte, die auf sechs Elefanten durch das Universum reitet.)
 

Der Detektiv holte tief Luft und rief sich zur Ordnung. Genug Flashbacks, er hatte einen weltfremden Stubentiger zu versorgen. Nyan hatte sich immer noch nicht gerührt.
 

"Es tut mir leid", versuchte Shinichi einen leichten Konversationsaufbau mit leiser Stimme. "Ich will dir nur helfen." Keine sichtbare Reaktion, außer dem beständigen Ohrenzucken.
 

Mist, was sollte er nur machen, um ihn zu beruhigen? Vielleicht... Mann, war das peinlich. Aber es könnte klappen...

Langsam hob der Detektiv seine Hand, sogleich schreckte sein Gegenüber zurück, der bange, auf alles gefasste Blick aus violetten Augen heftete sich darauf, doch Shinichi streckte weiterhin seine Finger aus, folgte dem sich aus seiner Reichweite entfernenden Kopf. Langsam, immer näher, bis seine Fingerkuppen die wirren Haarspitzen berührten und weiter zu dieser einen Stelle weiterkrochen - schön weich... Der Oberschüler rieb leicht den Ohransatz, er konnte spüren, wie nur nach kurzer Zeit die Anspannung aus Nyans Körper wich - nicht, dass dieser nicht versuchen würde, gegen das offensichtliche Wohlgefühl, das ihn vielleicht überraschte und verwirrte, anzukämpfen, doch schon bald schlich sich ein beinah-schläfriger Ausdruck in dessen Augen, der Strubbelkopf fiel leicht nach vorn, was Shinichi noch mehr "Angriffsfläche" bot und er nicht zögerte, auch seine andere Hand zu Hilfe zu nehmen.
 

"So ist es gut, hab keine Angst." Nun ja, jedenfalls nicht zu viel. (Etwas beruhigendes Brainwashing nebenbei konnte nie schaden.)
 

Und? Und? Aah, da war es wieder. Nicht so laut wie letztes Mal, aber es war eindeutig ein Schnurren zu hören. Shinichi konnte sich an dieser Stelle ein Grinsen nicht verkneifen. Doch ein paar Sekunden später wurde es durch ein ungefragt aufgetauchtes Problem zur Seite gewischt - und wie sollte er Nyan jetzt bitteschön beibringen, dass er seinen Pullover ausziehen möge, damit Shinichi seine Schnitte mit einem böse beißenden Antiseptikum bearbeiten konnte und dass ein Bad auch sehr wünschenswert wäre?
 

Oh, Freude.
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Neko20
2019-09-15T10:25:54+00:00 15.09.2019 12:25
Eine sehr interessante FF.
Mir gefällt die Handlung. Ist mal was anderes.
Bin gespannt, wie es weitergeht.
LG Neko20
Antwort von:  Leiser_Tod
30.09.2019 15:35
Oh, wow, ein neuer Kommentar! Sorry für die späte Rückmeldung, der ganze Monat war ziemlich arbeitsintensiv. Freut mich sehr, dass dir der Plot gefällt, ich hoffe, auch weiterhin. :) Ich verspreche auch etwas Action, in gesundem Gemisch mit haushaltsüblichem Fluff.
Vielen Dank fürs Kommentieren!
Von:  Yuna_musume_satan
2019-09-02T17:59:24+00:00 02.09.2019 19:59
Hihi ich nach mich schlap die Szenen wo sich shinichi selbst maßregelt sind die besten oder wenn er merkt das er wie jetzt nyan baden müsste einfach zum brüllen. Aber was mich wiederum sehr traurig stimmt ist das nyan in der vergangenheit höchstwahrscheinlich misshandelt wurde.
Antwort von:  Leiser_Tod
05.09.2019 17:02
Hiho, vielen Dank für deinen Kommentar! (Wow, du bist der einzige Leser dieser FF und zu jedem Kapitel ein Review - sehr beeindruckende Leistung :D)
Na ja, Catboys entstehen vermutlich nicht einfach mal so, auch wenn in Fanfics alles möglich ist. XD Für Kaito habe ich einiges eingeplant, aber er wird vorerst Nyan bleiben, denn außer zu miauen kann er tatsächlich nicht sprechen oder sonst irgendwie seinen echten Namen kommunizieren.
Antwort von:  Yuna_musume_satan
05.09.2019 17:20
Ich bin halt eine fleißige Leserin und schreibe auch gerne meine Meinung zu Kapitel bei manchen FF werden die Kommis nicht beantwortet das find ich schade


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