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Verborgene Liebe

von

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9. Kapitel

 

Die Zeit vergeht wie im Fluge, wenn man sich gut unterhält. Nahezu anderthalb Stunden führen sie ein Gespräch, das sich nicht nur durch seine Kurzweil, sondern auch durch viele, freundliche Neckereien auszeichnet. Es ist fast wie immer, wenn April Shredders Geisel ist und sie Zeit haben, etwas anderes zu sein als Kidnapper und Gefangene. Diesmal lässt es sich nicht mehr leugnen: sie liegen auf einer Wellenlänge.

Dann passiert es.

Es beginnt ganz plötzlich. Eben schnurrte die Maschine noch wie ein Kätzchen und im nächsten Moment stottert und spuckt sie, als hätte sie sich an irgend etwas verschluckt. Ein Ruckeln geht durch das Transportmodul und im selben Moment blinken ein halbes Dutzend Warnleuchten auf dem Armaturenbrett auf, begleitet von einem durchdringenden Signalton. Shredder reagiert mit einer verblüffenden Geschwindigkeit. Innerhalb einer Sekunde ist er über die Lehne nach vorne geklettert und beginnt hastig, verschiedene Knöpfe und Schalter zu betätigen.

„Was ist denn -" beginnt April, während sie neben ihn klettert, doch in dem Moment steigt das Modul plötzlich in einem steilen Winkel nach oben. April verliert das Gleichgewicht und landet in Shredders Schoß. Sie wird hochrot im Gesicht und entschuldigt sich sofort, kann aber nichts dagegen ändern, eher im Gegenteil wird sie kurzfristig noch enger an ihn gepresst, weil das Modul schon beinahe senkrecht steht. Das ganze dauert nur wenige Sekunden, aber Himmel, er riecht so gut und seine Arme sind so stark! Viel Zeit das zu genießen, hat sie leider nicht. Durch das Modul geht ein starker Ruck, es fühlt sich an, als hätte es irgend etwas durchstoßen, dann fällt es urplötzlich wieder in die Waagerechte zurück und der Motor erstirbt mit einem gequälten Röcheln. Und mit ihm auch der lästige Signalton.

„Alles in Ordnung, April?"

„Ja. Was war das?" Noch während sie das fragt, beginnt das Licht zu flackern und als es sich wieder beruhigt hat, ist es nicht mehr als ein träges Glimmen.

„Produkt einer Mistkarre!" fluchend schlägt Shredder mit der Faust auf das Armaturenbrett, doch dann erinnert er sich wieder an sie und entschuldigt sich zerknirscht.

„Schon gut", beruhigt sie ihn, schließlich kennt sie sein aufbrausendes Temperament. Nur widerwillig rutscht sie von seinem Schoß. Es gibt hier vorne keinen zweiten Sitz, also bleibt sie erst einmal stehen. Fast ohne es selbst zu bemerken, legt sie ihm dabei eine Hand auf die Schulter, während sie gleichzeitig versucht, die verwirrenden Anzeigen zu deuten.

„Diese blöden Module", ächzend lehnt er sich zurück und wirft einen gequälten Blick nach oben. Dann schenkt er April ein schiefes Lächeln. „Keines davon läuft wirklich rund. Ich dachte, wir hätten den Fehler an dem hier gefunden, aber das war wohl ein Irrtum. Tut mir leid."

„Hey", tröstend tätschelt sie seine Schulter. „Du bist Ninja und kein Mechatroniker."

Das bringt ihn zum Lachen - und wieder zum Husten. Behutsam reibt sie ihm in kreisförmigen Bewegungen über den Rücken, auch wenn sie nicht weiß, wieviel er durch seinen dicken Parka davon spürt.

„Oh Mann, das klingt wirklich nicht gut."

Er aber winkt ab und beugt sich geschäftig über die stehengebliebenen Anzeigen.

„Wie es aussieht, ist uns das Ding achthundert Meter vorm Ziel verreckt", stellt er dann grimmig fest.

„Gut, das schaffen wir." April ist zuversichtlich. Sie sind immerhin an der Oberfläche, oder? Es hat sich jedenfalls so angefühlt. Und was sind schon achthundert Meter? Das wird ein netter Spaziergang.

Leider stellt sich das schnell als schwieriger heraus als angenommen, wie sie nach einem Blick nach draußen feststellen.

Es schneit heftig und der Wind ist so stark, dass er die Schneeflocken waagerecht vor sich hertreibt. Außerdem herrschen gefühlt mindestens fünfzig Grad Minus.

Schaudernd ziehen sie die Luke wieder zu.

Dafür sind sie beide nicht warm genug gekleidet.

 

 

 

„Nein." Entschlossen wendet sie sich ihm zu und zupft am hochgestellten Kragen seines Parkas herum. Es ist alles in Ordnung damit, aber sie braucht das Gefühl, etwas zu tun. Sie haben das lange und ausführlich diskutiert und inzwischen wurde es im Transportmodul immer kälter.

„Es sind nur achthundert Meter. Wir werden schon nicht erfrieren." Er öffnet schon den Mund, um zu protestieren, doch sie redet schnell weiter. „Ich weiß, dass ich nicht das passende Schuhwerk dazu anhabe.“ Das hat er schließlich mehr als einmal betont, genau wie das, was sie jetzt sagt: „Und mein Mantel ist nicht dick genug. Handschuhe, Schal und Mütze habe ich auch nicht. Ich weiß. Du bist auch nicht für das Wetter da draußen optimal gekleidet. Aber es sind nur achthundert Meter! Und es schneit schon weniger stark. Wir werden vielleicht etwas durchgefroren sein, aber wir schaffen das.“

„Wir können doch nochmal versuchen, übers Turtlecom mit dem Technodrome Kontakt herzustellen...“ beginnt er, doch sie schneidet ihm mit einer ungeduldigen Geste das Wort ab.

„Das wird auch beim fünften Mal nicht funktionieren.“ Es reicht ihr wirklich. Sie mag es nicht, wenn jemand außer Donatello im Innenleben ihres Turtlecoms herumschraubt. Schon jetzt befürchtet sie, dass das arme Ding nur noch Schrottwert hat. Das alles ist eben einfach Pech – vor allem, dass mit dem Motor auch das Funkgerät ausgefallen ist und Shredder seinen eigenen Kommunikator Zuhause vergessen hat. Sonst ist er nicht so verschusselt, aber sie schiebt es mal auf seinen derzeitigen miesen Gesundheitszustand.

„Wir können nicht warten, bis irgend jemand zu unserer Rettung erscheint“, betont sie nicht zum ersten Male. Sie ist eben eine Frau des Handelns. „Wir sollten uns selbst helfen, bevor es so kalt hier drinnen wird, dass wir uns gar nicht mehr bewegen wollen. Und dein Husten wird weder von dem einen noch von dem anderen besser. Aber wenn wir jetzt losgehen, bist du in maximal einer halben Stunde in der Krankenstation und kannst behandelt werden.“

„Es ist nur ein Husten, verdammt! Davon sterbe ich nicht. Aber dir könnten da draußen Finger und Zehen erfrieren.“

„Deshalb sollten wir losgehen, solange wir noch ausreichend Körperwärme und Energie besitzen“, kontert sie zurück und zieht sich vielsagend die Kapuze ihres Mantels über den Kopf. Sie ist startklar.

Er zögert immer noch, aber sie lässt ihm gar keine Wahl mehr. Entschlossen stößt sie die schwere Eingangsluke auf und klettert todesmutig hinaus.



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