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Star Trek - Icicle - 08

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Splitter der Vergangenheit: Die letzte Bastion

Im Orbit von Terra

Sternenzeit: 58357.3

Sol-System - Spiegeluniversum
 

Den Brücken-Crews der schwer bewaffneten, angreifenden Kriegsschiffe des Neuen Terranischen Imperiums bot sich auf den Hauptbildschirmen ein ebenso grausiger wie faszinierender Anblick.

Rund um Terra schwebten ausgeglühte Wracks von Raumschiffen aller bekannten Klassen der Allianz und des wiedererstarkten Imperiums. Nach dem Sieg der Rebellen über den Regenten Worf hatte es immer noch fast fünf Jahre gedauert, bis zu diesem Moment. Nun war er da. Der Moment der Vergeltung. Der Moment in dem sich alle Terraner endlich das zurückholen würden was ihnen zustand.

Das war die Ansicht beinahe aller Terraner und Valand Kuehn bildete hier keine Ausnahme. In seinem Innern tobte ein Orkan der verschiedensten dunklen Emotionen. Er war gekommen um blutig Rache zu nehmen. Für all das Leid das man ihm, seiner Familie und seinen Kameraden angetan hatte. Über so lange Zeit hinweg.

Valand Kuehn ballte seine kräftigen Hände zu Fäusten. Ja – er würde foltern, morden und die Hunde des Krieges entfesseln. Bis sein Hunger nach Vergeltung gestillt sein würde.

Das schwer bewaffnete Landeshuttle in dem er und die Kameraden seiner MACO-Einheit dicht an dicht standen stieß gegenwärtig auf Terra hinab. Valand Kuehn war sich nicht sicher ob es das Shuttle war, dass zu vibrieren begann, als es die Ionosphäre durchstieß oder ob er selbst es war. Darauf brennend den Feind zu vernichten. Während er ungeduldig wartete sah er zu Pasqualina Mancharella, die sich am anderen Seitenschott des Shuttles positioniert hatte. Dabei erinnerte er sich an ihren langen Weg hierher.

Nach der überstürzten Flucht von Andoria hatte das Shuttle, nach monatelanger Irrfahrt, endlich jenen Ort in den Badlands erreicht den ihnen Pasqualina genannt hatte. Sie fanden zu Beginn des Jahres 2371 endlich Sisko und seine Widerstandsbewegung.

Benjamin Sisko hielt es jedoch für notwendig ihn und seine Kameraden erst einmal eingehend zu verhören. Erst nach tagelanger Folter war Sisko überzeugt davon, dass er es mit keinen Spitzeln der Allianz zu tun hatte. Fast war es Valand damals erschienen, dass der dunkelhäutige Terraner noch paranoider gewesen war, als er selbst.

Im Laufe der nächsten Zeit hatte Sisko sie in seiner Rebellengruppe integriert. Auch die Stellvertreter Siskos erkannten ihr Potenzial. Nach Siskos Tod hatten es Miles O´Brien und Julian Bashir übernommen sie weiterhin unter ihre Fittiche zu nehmen. In dieser Zeit lernten sie eine Menge dazu. Viel über Taktik – aber auch zu verschiedenen Kampftechniken.

Ein Jahr später eroberten sie gemeinsam die Raumstation TEROK NOR. Nur wenig später wurde dort eine Kampfschiff auf Kiel gelegt. Die ISS DEFIANT.

Während dieser Zeit kristallisierte sich immer deutlicher heraus, dass Dheran sehr viel von Waffentechnik verstand. Er selbst entpuppt sich, bereits während der Eroberung der Station, eher als eiskalter Killer. Tia´Lynara Dheran wurde von der Doppelführung eins der wenigen Kaperschiffe anvertraut. Dadurch verloren sie sich für eine Weile aus den Augen.

Bis zum Jahr 2375 hatte Valand Kuehn die Ausbildung von Kommandooffizieren übernommen. Er unterrichtete sie dabei intensiv in der Kunst der Infiltration und des bewaffneten und waffenlosen Tötens.

Sein Freund Tar´Kyren Dheran stellte zu der Zeit unter Beweis, dass seine Befähigung eher im Bereich Schiffsführung liegt. In dieser Zeit machte Tia´Lynara Dheran, als kompromisslose Führerin eines eigenen Entertrupps des Schiffes, auf dem sie gleichzeitig die Funktion des Taktischen Offiziers erfüllte, von sich reden.

Zu Beginn des Jahres 2376 war es dann endlich soweit. Nach dem Sieg über Regent Worf wurde in einer feierlichen Zeremonie von den befreiten Terranern und ihren Verbündeten das Neue Terranische Imperium gegründet. Die durch Agenten des Imperiums von der Sternenflotte des Föderations-Universums gestohlenen Schiffsbaupläne wurden fortan als Grundlage für eigene Kriegsschiffe genommen.

Wenig später erschien eine Frau auf der Station TEROK NOR. Kathryn Elizabeth Janeway. In sehr direkter Art trat sie an Bashir und O´Brien heran um ihnen ihre Hilfe anzubieten. Schon nach wenigen Monaten, in denen Janeway mit beiden Männern das Bett teilte, wurde aus der Doppelspitze des Imperiums ein Triumvirat. Was vielen Angehörigen des Imperiums missfiel.

Mit der Wiedereinführung des alten, terranischen Rangsystems, im Jahr 2378, wurde Tar´Kyren, dessen taktisches Verständnis seinen Anführern immer deutlicher aufgefallen war, zum Captain ernannt. Gegen Ende des Jahres übertrug ihm das Triumvirat das Kommando über die bereits betagte ISS ICICLE. In demselben Jahr begann das Imperium damit eine Flotte zur Rückeroberung der Erde aufzustellen. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch klar, dass es noch Jahre dauern würde bis man losschlagen konnte.

Ein Jahr später wurde dem Imperium bekannt, dass es auf Andoria brodelt und dort bereits ebenfalls Bemühungen im Gange waren die Herrschaft der Allianz zu brechen. Unter General erster Verbandsgröße Varinea Thren bereiteten sich die neu aufgestellten Andorianische Kommandoeinheiten darauf vor zu handeln, wenn die Stunde nahte.

Valand Kuehn wurde kurz abgelenkt als ein heftiger Stoß das Shuttle durchlief. Fast gleichzeitig brüllte der Co-Pilot nach hinten: „Festhalten, wir stehen unter Beschuss!“

Wieder warf Kuehn einen Blick zu Pasqualina. Dabei fragte er sich ob sie nicht sein dunkelstes Geheimnis kannte. Bereits seit einiger Zeit verfolgte ihn dieser Verdacht und ihm war nicht wohl dabei, dass sie es in diesem Fall vielleicht seinem Freund verraten könnte.

Bei einem Überfall auf eine Kolonie der Allianz starb nämlich Tal´Inuray Shiran. Nur er war zu diesem Zeitpunkt bei ihr gewesen. Und nur er wusste um die Umstände ihres Todes. Doch diese kleine, blaue Schlampe war selbst Schuld an dem tragischen Ende das er ihr bereitet hatte. Er hatte ihr nie ganz getraut und er war von Beginn an eifersüchtig darauf gewesen wie nah sie seinem besten Freund gestanden hatte. Doch das war vorbei.

Valand Kuehn war zunächst hoch erfreut darüber gewesen, dass der Freund nur wenig später Commodore Christina Carey kennenlernte. Beide waren von Beginn an auf eine diabolische Art von einander fasziniert und so verwunderte es nicht, dass beide eine leidenschaftliche Affäre mit einander begannen. So hatte sein bester Freund nie die Umstände des Todes von Tal´Inuray hinterfragt.

Wie alle Anderen auch hatte Valand rasch bemerkt, dass die Gefühle Dherans gegenüber Christina Carey von einer gewissen Ambivalenz geprägt waren. Es entwickelte sich in der Folgezeit eine Art Hassliebe zwischen beiden Offizieren.

Bis zum diesem Mai des Jahres 2381 war die Neue Imperiale Sternenflotte entstanden. Großteils im Geheimen und auf mehreren zuvor eroberten, cardassianischen Werftstationen gebaut. Nun war es soweit. Die Erde würde schon sehr bald erobert sein. Und er nahm nun daran teil und wurde zu einem wichtigen Teil der Geschichte.

Vor zwei Tagen war die Schlacht um die Erde und Axanar entbrannt. Axanar war vor wenigen Stunden erobert worden. Die Nachricht hatte Kuehn erreicht, kurz bevor er an Bord des Kampfshuttles zur Erde aufgebrochen war.

Sie und weitere Einheiten waren von der ICICLE gestartet, während die Jäger des Leichten Trägers die bodengestützte Luftabwehr flächendeckend niedergekämpft hatte.

Erneut wurde das Shuttle kräftig durchgeschüttelt und spöttisch dachte Valand Kuehn: So viel zum Thema flächendeckend.

Die Aggregate des Kampfshuttles heulten auf und der Co-Pilot brüllte erneut überlaut nach hinten durch: „Bereitmachen! Wir setzen im Hof des Regierungspalastes zur Landung an! Die Zone ist heiß – also Beeilung beim Ausstieg!“

Gleichzeitig betätigten Valand Kuehn und seine Stellvertreterin die Seitenschotts. Sofort schoss Valand Kuehn ein warmer Luftstrom ins Gesicht. Durch zusammengekniffene Augenlider erkannte er, dass das Shuttle noch etwa fünfzig Meter über dem Boden schwebte. Mit der Linken hielt er sich am Haltegriff neben der Schottöffnung fest, während er mit der Rechten sein Pulsphaser-Gewehr fest umklammert hielt. Außerdem trug er, wie jeder der ihm unterstellten Männer und Frauen des Angriffskommandos, noch einen Handphaser und einen Dolch am Gürtel seines gepanzerten Tarnanzuges. Er hatte seine persönlich Bewaffnung dazu noch um ein Stiefelmesser und einen Wurfdolch in einem Futteral an jedem Bein erweitert. Abgesehen davon hatte er weiterhin ein halbes Dutzend Granaten in die dafür vorgesehenen Magnethalterungen geschoben. Seiner Ansicht nach gab es so etwas wie einen zu gut bewaffneten MACO nicht. Nur eine zu schlecht bewaffneten.

Valand Kuehn fühlte sich in seinem gepanzerten Kampfanzug sichtlich wohl. Der Körperpanzer verlieh ihm ein Gefühl von Sicherheit das er sonst mitunter vermisste.

Der imperiale Commander verwarf diese Gedanken und konzentrierte sich wieder auf das was vor ihm lag. Die Eroberung des Regierungspalastes. Das Umfeld war bereits durch andere Einheiten bombardiert worden. Nur im Palast gab es letzte Widerstandsnester.

Nach einem weiteren Seitenblick zu Pasqualina Mancharella kommandierte Valand Kuehn schließlich mit tragender Stimme: „Fertigmachen – MACO-Kommando! Absetzen am Landepunkt in X minus zehn Sekunden!“

Während der Gleiter sich rasch dem Boden näherte, rief Valand Kuehn den Männern und Frauen seines Kommandos den Anfang des Leitspruchs der Einheit zu: „Zur Hölle…!“

„…und wieder zurück!“, brüllten die Soldaten begeistert zurück.

Valand wandte seinen Blick wieder nach draußen. Er wusste wie wichtig es sein konnte, die kreatürliche Furcht noch einmal herausschreien zu können bevor es ernst wurde. Schon oft hatte sich gezeigt, dass diese kleinen Psychotricks eine enorme Wirkung entfalten konnten. Mit einem grimmigen Grinsen auf den Lippen zuckte er kurz zusammen, als dicht neben ihm eine Nadionstrahl in die Seitenwand des Shuttles einschlug.

Als das Transportschiff sich noch drei Meter über dem Boden befand sprang Valand Kuehn mit einem Mir nach! In die Tiefe. Er federte den Sprung in den Beinen ab, rollte über die Schulter und sicherte im nächsten Moment nach allen Seiten. Er erkannte den vermutlichen Schützen von eben und visierte ihn an. Mit zwei Schüssen in den Kopf des cardassianischen Gardesoldaten beseitigte er die Gefahr.

Links von sich erkannte Kuehn die rauchenden Überreste einer Flak-Stellung. Offenbar hatten die Jagdpiloten der ICICLE hier ganze Arbeit geleistet. Doch einige Stellung zu seiner anderen Seite feuerten noch in den Himmel.

Neben Kuehn klatschte ein etwas rundlich wirkender Master-Chief ins Gras, während der Commander einen weiteren Gardisten niederstreckte. Der Norweger wusste um die Kampfkraft dieses nur 1,69 Meter großen Kraftpaketes und nicht wenige Lebewesen hatten bereits bedauert ihn unterschätzt zu haben.

Kaum neben Kuehn angekommen fluchte der Chief: „Unsere Drecks-Jagdpiloten haben eine Menge dieser verdammten Abwehrstellungen verfehlt, so wie es aussieht, Sir! Kein besonderer Verlass auf diese Vögel, finden Sie nicht auch?“

„Sind eben keine MACO´s, Chief!“, hieb der Commander in dieselbe Kerbe und wusste, dass seine Worte bei dem Master-Chief auf fruchtbaren Boden fielen.

Wie schon zu früherer Zeit war das Konkurrenzdenken zwischen den einzelnen Truppengattungen sehr ausgeprägt. Für Valand Kuehn gab es keinen ernsthaften Zweifel daran, dass es nur eine wahre Elite-Truppe gab und dieser gehörte er selbst an.

„Da sagen Sie was!“, lachte der Beleibte. „Wo wollen Sie meinen Trupp haben, Sir? Rechte Flanke?“

Valand sah sich um und erwiderte knapp: „Ja, Chief! Lockere Formation. Achten Sie besonders auf die Säulen am Haupteingang. Dort könnten sich ebenfalls noch Soldaten der Palastgarde verbergen und uns auflauern.“

Der Chief bestätigte und Kuehn gab das Zeichen zum Vorrücken, als sich die Einheit von Pasqualina zu seiner Linken formiert hatte. Dass hinter ihnen das Shuttle bereits wieder an Höhe gewann bekam Valand Kuehn nur unterbewusst mit.

Im Aufsteigen schoss sich das Shuttle mit einer der noch aktiven Abwehrstellungen herum, bevor es rasch am Himmel kleiner wurde und verschwand.

Schnell und geduckt rannten die MACO´s am Boden auf die breite Freitreppe zu. Als sie in Reichweite waren zog Kuehn eine der Granaten aus der Halterung seines Anzuges und machte sie scharf. Er wartete nach der Aktivierung noch zwei Sekunden und warf sie dann im Laufen zwischen den Säulen des Vordaches hindurch.

Mit einem grellen Blitz detonierte das Wurfgeschoss. Die Schreie, die zu ihm und seinen Soldaten durchdrangen, bewiesen Kuehns anfänglichen Verdacht. Die Garde hatte tatsächlich Soldaten hinter den Säulen platziert.

Weiter rechts wurden die ersten Pulsphasersalven abgefeuert und auch vor Valand Kuehn und dem Chief tauchten weitere Feindsoldaten auf. Zwei von ihnen fielen durch gezielte Schüsse der beiden so ungleichen Männer und Kuehn brüllte giftig: „Ich hatte gehofft der Rest dieser Bande wäre längst getürmt!“

„Die werden es noch bedauern geblieben zu sein!“, erwiderte der Chief grollend. Einige Männer und Frauen in ihrer Nähe lachten rau.

Eine von ihnen, eine athletische Frau mit flammend roten Haaren, trug einen Tetrion-Granatwerfer. Valand wusste, dass sie Julie Maragon hieß. Als sie die erste Stufe der Treppe erreichten richtete dieser Crewman die Mündung der schweren Waffe auf das Panzerschott und rief: „Achtung - ich hau´ dazwischen!“

Ein grellweißer Ball aus Tetrionplasma jagte in Richtung Schott. Einen Augenblick später wurde das Panzerschott von der Ladung förmlich zerrissen. Scharfkantige Trümmerteile schossen über sie hinweg und zwischen Ihnen hindurch. Zwei Crewmen wurden dabei leicht verletzt.

Mehrere Granaten wurden ins Innere der Haupthalle geworfen und noch während sie explodierten stürmten die MACO´s – allen voran Commander Valand Kuehn – die Treppenstufen hinauf.

Gleich nachdem Kuehn im Innern der Halle ankam warf er sich seitlich zu Boden. Keinen Moment zu früh denn einen Herzschlag später jagte ein grell leuchtender Nadionstrahl über ihn hinweg und schlug direkt über ihm in der Wand ein. Glühende Trümmer regneten auf ihn herab, verletzten ihn aber nicht.

Kuehn brachte liegend sein Gewehr in in Anschlag und feuerte in die Richtung aus der dieser Schuss gekommen war. Er wusste nicht ob er den Gegner getroffen hatte, doch er feuerte weiter auf die Galerie vor sich. So hielt er zumindest den Feind davon ab auf die hinter ihm hereinstürmenden Soldaten seiner Einheit zu feuern.

Der Commander sah wie Pasqualina auf der anderen Seite des Schotts in Stellung ging und auf dieselbe Stelle der Galerie zu feuern begann. Der Norweger nutzte die Gelegenheit blitzschnell aufzuspringen. Im Sprintertempo rannte er durch die Halle der Imperatoren. Nicht auf das übergroße Allianzsymbol des Marmorbodens achtend, das sich dort befand, wo ehemals das Logo des Imperiums geprangt hatte. Auch nicht auf die Gemälde an den Wänden und den zwischen ihnen stehenden, überlebensgroßen Marmorstatuen ehemaliger Regenten, welche die der namengebenden Imperatoren abgelöst hatten.

Das würde sich ohnehin sehr bald ändern. Er stürmte die vor ihm liegende Treppe zur Galerie hinauf. Oben angekommen erkannte er seinen Gegner. Es handelte sich um eine noch sehr jung wirkende Cardassianerin. Alle ihre Kameraden schienen tot zu sein.

Valand Kuehn feuerte auf die cardassianische Frau, die durch einen Schultertreffer zur Seite geschleudert wurde, und rief in die Halle hinunter: „Einheit – nachziehen!“

Zu der Cardassianerin sehend, hängte sich Kuehn sein Gewehr auf den Rücken und zog seinen doppelschneidigen Dolch. Die junge Cardassianerin wirkte benommen. Sie schien starke Schmerzen zu haben, denn ein leises Wimmern drang aus ihrem Mund.

Als Valand Kuehn die Cardassianerin erreichte, setzte er sich rittlings auf ihren Bauch und drückte sie an der Kehle zu Boden. Bei ihrem Anblick drängten längst vergessen geglaubte Szenen wieder in sein Gedächtnis. Szenen, die in Verbindung mit einer anderen Cardassianerin standen.

Valand Kuehn schlug, in blindem Hass, mehrmals mit der Faust, die den Dolch fest umklammerte, in das Gesicht der Cardassianerin. Bis sie sich nicht mehr bewegte. Einen wilden Schrei ausstoßend stieß er die Klinge des Dolches in den Leib der Frau. Dorthin wo sich bei Cardassianern das Herz befand.

Ihr dunkles Blut spritzte aus der Wunde und besudelte ihn vom Kopf bis zu den Hüften. Valand Kuehn bemerkte es kaum. Erst als sich eine Hand auf seine rechte Schulter legte realisierte er wieder seine Umwelt. Wie aus einer tiefen Trance erwachend.

Mit einem beinahe mörderischen Blick über die Schulter stellte er fest dass es Pasqualina Mancharella gewesen war die ihn hart an der Schulter packte. Erst jetzt vernahm er wieder den Lärm von Kämpfen in dem weitläufigen Palast. Schreie Sterbender und die Geräusche abgefeuerter Waffen vermischten sich mit dumpfen Explosionen zu einer sinnverwirrenden Kakophonie des Krieges.

Kuehn erhob sich beinahe wie in Zeitlupe, wobei sich sein Blick langsam wieder klärte. Rau sagte er zu seiner Kameradin und Geliebten: „Ich bin in Ordnung, Lieutenant-Commander. Sammeln Sie Ihre Einheit. Wir werden den Thronsaal stürmen sobald wir den restlichen Widerstand im Palast gebrochen haben. Niemand darf entkommen!“

Längst hatte Pasqualina Mancharella bemerkt, dass sie nicht mehr allein waren. Sonst hätte Valand auch nicht so übertrieben dienstlich mit ihr gesprochen. Mit einem fast verschmitzten Augenzwinkern erwiderte sie ebenso dienstlich: „Aye, Commander!“

Die Spanierin eilte davon und Valand wandte sich der Person zu, die sich ihnen genähert hatte. Es war der rothaarige Crewman Maragon. Inzwischen hatte sie ihren Tetrionwerfer offensichtlich an einen anderen Soldaten übergeben. Stramm nahm sie Haltung an und meldete dem Commander: „Sir, Lieutenant Rahirrim schickt mich zu Ihnen, da Störsender innerhalb dieses Gebäudes noch immer unsere Kommunikatoren blockiert. Der Lieutenant hat das obere Stockwerk des Palastes gesichert. Die Elite des Vierten Cardassianischen Ordens verschanzt sich gemeinsam mit Legat Akellen Macet im Thronsaal. Der Lieutenant erwartet ihre Befehle, Sir.“

„Danke, Crewman. Geleiten Sie mich hin.“

Gemeinsam eilten sie durch die Gänge und über zwei weitere Treppen ins obere Geschoss hinauf. Überall stießen sie dabei auf getötete uniformierte Cardassianer. Vereinzelt waren auch tote, uniformierte Klingonen und Bajoraner zu sehen.

Vor dem Panzerschott des Thronsaals unterhielt sich Pasqualina Mancharella bereits mit Lieutenant Rahirrim. Valand bekam noch mit wie sie mit ihm das das weitere taktische Vorgehen durchging. Der Commander mischte sich nicht ein bis sie geendet hatte. Erst dann sah er den arabischen Lieutenant an und fügte hinzu: „Wir werden keinen Uniformierten gefangennehmen. Legat Macet ist die einzige Ausnahme. Die Männer und Frauen des Hofstaates werden gefangengenommen. Die will ich vorerst lebend haben.“

Pasqualina Mancharella runzelte bei den letzten Worten ihres Freundes die Stirn und Kuehn fügte an: „Ein zu kurzes Vergnügen ist kein Vergnügen. Stimmen Sie beide mir zu?“

Die Spanierin und Rahirrim nickten bestätigend, wobei der Lieutenant boshaft grinste. „Ich verstehe was Sie meinen, Sir.“

Valand Kuehn erwiderte dieses Grinsen in ganz ähnlicher Weise bevor er Rahirrim befahl: „Lassen Sie Thermit-Ladungen anbringen, Rahirrim. Diesmal brennen wir uns durch das Schott um Akellen Macet nicht versehentlich zu früh zu töten. Das Triumvirat will den Kerl vorher bestimmt erst einmal zu ein paar Vorgängen befragen und ihn für eine Weile leiden lassen. Ich bin der Ansicht, dass dieser verkommene Legat Macet das auch verdient. Wenn der zu früh abtreten würde so wäre das ein Sieg mit einem zu schalen Beigeschmack.“

Wieder bestätigte Rahirrim und begab sich zu den Sprengstoffexperten seiner Gruppe. Kuehn nutzte den Moment um Pasqualina kurz zuflüstern: „Ich hoffe, dass wir beide anschließend die Zeit finden werden um diesen Sieg würdig zu feiern. Unter vier Augen.“

Zum ersten Mal seit beginn der Aktion erlaubte sich die von Natur aus schwarzhaarige Frau ein Lächeln. Sie hatte ihr Haar jedoch kürzlich gefärbt. Extra für ihren Freund.

Während zwei erfahrene Chief-Petty-Officer die Thermit-Ladung an den Rändern des Panzerschotts anbrachten erinnerte sich Lieutenant-Commander Pasqualina daran, wie sie und Valand sich zum ersten Mal begegneten und was seitdem alles passiert war. Sie hatten gemeinsam die Irrfahrt zu den Badlands überstanden. Daran, wie sie sich in Valand verliebt hatte – aber auch daran, dass es deswegen zu einem Zickenkrieg kam. Zwischen ihr und der Schwester von Tar´Kyren Dheran. Auch Tia´Lynara empfand etwas für den Terraner doch am Ende hatte sie in dieser permanenten Reiberei die Oberhand behalten. Valand gehörte ihr. Das war von Beginn an so gewesen. Doch er hatte sich verändert, in den letzten beiden Jahren und das gefiel ihr nicht. Sie war sich sicher, dass er für den Tod von Tal´Inuray Shiran verantwortlich war. Aus seiner Eifersucht auf sie und aus seinem Misstrauen ihr gegenüber hatte Valand nie ein Geheimnis gemacht.

Die beiden Sprengstoffexperten des Teams wurden fertig und Pasqualina Mancharella zog sich mit dem Rest des Kommandos etwas zurück. Das an den Rändern des Schotts angebrachte Thermit würde kurzzeitig eine Hitze von bis zu 5000 Grad Kelvin entwickeln. Einer der MACO´s hatte diese Thermit-Ladungen einmal scherzhaft Sun-to-go genannt.

Valand Kuehn sah zu seinem Lieutenant und dieser gab das Zeichen die Ladung zu zünden. Sie wandten sich kurz ab, denn die Ladung glühte für einen Sekundenbruchteil grell auf. Einen Moment später polterte das Panzerschott in den dahinter liegenden Raum. Die Sprengstoffexperten hatten gute Arbeit geleistet.

„Mir nach!“, rief Valand Kuehn und stürmte als Erster vor. Eine Angewohnheit die ihn bei seiner Truppe beliebt gemacht hatte. Persönlicher Mut wurde bei diesen hartgesottenen Männern und Frauen mehr als alles Andere geschätzt und respektiert.

Pasqualina Mancharella folgte Valand dichtauf. An der Spitze des Kommandos stürmten sie in den Thronsaal, gingen beidseitig des Schott-Eingangs in Stellung und schossen auf alle cardassianischen Soldaten in Uniform. Der Rest der Trupp zog nach und verteilte sich in dem riesigen Thronsaal.

Mit Stolz registrierte Kuehn, dass seine Lebensgefährtin schnell und sicher schoss Eine Menge cardassianischer Männer und Frauen fielen an diesem Tag durch ihre Waffe.

Sie rückten weiter vor, in jenen Bereich des Saales wo sich der Hofstaat und Akellen Macet hinter einigen Säulen entlang der Wände des Saales verborgen hielten. Vor Valand erhob sich ein verletzter cardassianischer Soldat und wollte vor ihm davon rennen.

Blitzschnell hatte Valand eins der beiden Wurfmesser gezogen und schleuderte es hinter dem Flüchtenden her. Es drang von hinten in den Kopf des Cardassianers ein und mit einem Ächzen ging der Fliehende zu Boden, wo er noch einmal zuckte. Danach lag er still.

Rahirrim warf seinem Vorgesetzten einen anerkennenden Blick zu während er einer verletzten Cardassianerin, mit den Rangabzeichen eines Glinn an der Uniform, seinen Fuß auf die Brust setzte. Die Cardassianerin schrie in Todesangst gellend auf, als Rahirrim langsam die Mündung seines Gewehrs auf sie richtete. Der Schrei riss abrupt ab. Rahirrim hatte ihr kaltlächelnd ins Gesicht schoss.

Der Lieutenant spukte auf den Leichnam und zischte: „Verdammte Schlampe. Du wirst nie wieder die Waffe auf Terraner richten.“

Im hinteren Bereich des Saales war es zu einem kurzen Tumult gekommen, als die vorrückenden MACO´s die Überlebenden gefangen nahmen. Jeder dieser Gefangenen wurde von mindestens zwei MACO´s an den Armen festgehalten und in die Mitte des Saales geführt. Zu Kuehns diabolischer Freude befand sich Legat Akellen Macet unter ihnen. Ein Cardassianer, der für den Tod von Millionen Terranern die Verantwortung trug.

Ein Gul neben Macet wand sich in den festen Griffen seiner Bewacher, als Valand Kuehn vor den bisherigen Regenten trat. Mit einer fließenden Bewegung zog der MACO seinen Dolch und stieß ihn dem Gul ins Herz.

Während Kuehn die Klinge in der Wunde drehte und der Gul mit ungläubigem Gesichtsausdruck langsam im Griff der Wachen erschlaffte, sah der Commander unverwandt in das Gesicht von Macet.

Macet gehörte zu den wenigen seiner Spezies deren Haupthaar nicht tiefschwarz war. Böse Zungen behaupteten das käme nur bei Interspezies-Mischlingen vor.

„Denken Sie nicht ich hätte Skrupel Sie umgehend zu töten, Macet!“

Valand Kuehn starrte dem etwa gleich großen Cardassianer entschlossen ins Gesicht. „Also leisten Sie besser keinen Widerstand. Sagen Sie das auch ihrem Hofstaat.“

Der MACO erkannte die ohnmächtige Wut in den Augen des Cardassianers, als er seinen Hofstaat anwies keinen Widerstand zu leisten.

Valand Kuehn nickte zufrieden. Dann wandte er sich zunächst ab und ließ die restlichen Überlebenden nebeneinander antreten, nachdem sie entwaffnet worden waren. Einige Dutzend Waffen waren auf die Gefangenen gerichtet. Sie wussten also dass jeder Versuch zu fliehen oder gegen die Anweisungen des MACO-Commanders aufzubegehren vermutlich tödlich enden würde.

Dreizehn Gefangene standen nebeneinander. Darunter sechs cardassianische Frauen und eine Frau die unverkennbar Bajoranerin war.

„Tötet die Offiziere!“, befahl Kuehn und seine Soldaten hoben ihre Waffen. Nur Sekunden später wurden die drei Uniformierten unter den gefangenen cardassianischen Männer erschossen. Sie sanken tot zu Boden.

Eine der Cardassianerinnen, die eine kostbare Robe aus dunkelblauer, andorianischer Seide trug, bekam einen Schreikrampf.

Mit einigen raschen Schritten war Valand Kuehn bei ihr und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige, die sie zu Boden warf. Sie an den Haaren wieder nach oben ziehend zog der Commander erneut seinen Dolch und drückte der Frau die Doppelspitze gegen die Kehle. „Jetzt wirst du keinen Ton mehr von dir geben sonst wird es das Letzte sein was du je getan hast!“, drohte Kuehn finster. Dabei bemerkte er dass die Frau zitterte vor Angst. Sie war keine Soldatin und sie hatte die Schrecken des Krieges vermutlich nie erlebt. Bis heute.

Mit weit aufgerissenen Augen nickte die cardassianische Frau stumm.

„Die Hände hinter den Kopf!“, herrschte Valand Kuehn sie an und wandte kurz den Kopf zur Seite. „Das gilt für Alle!“

Die Cardassianerin vor Kuehn und deren Mitgefangene kamen der Aufforderung nach und mit einem schmalen Grinsen fuhren die Finger von Kuehns linker Hand spielerisch über die Schuppen ihrer Halskämme. Der Terraner wusste dass es sich um erogene Zonen bei Cardassianerinnen handelte. Das hatte ihn Gilora Rakalon gelehrt. Ein Cardassianer hätte es nie gewagt sie dort unaufgefordert zu berühren. Auch das wusste Kuehn.

Das Zittern der Cardassianerin wurde stärker als Valand Kuehn in den tiefen Ausschnitt ihres Kleides fasste und ihre Brüste berührte. Mit dem scharfen Dolch fuhr er dabei so über ihren Hals, dass sie die Klinge zwar spürte aber nicht durch sie verletzt wurde.

Tränen traten in die Augen der cardassianischen Frau bevor Valand Kuehn seine Hand langsam wieder zurückzog.

„Du bist jetzt eine Gefangene des Neuen Terranischen Imperiums!“, schrie Kuehn die geschockte Frau wütend an. „Keine feine Lady am Hof des Regenten mehr!“

Damit nahm Valand Kuehn den Dolch in die Linke und ohrfeigte die Frau erneut rechts und links. Danach zischte er deutlich leiser: „Du wirst bald schon erfahren was es bedeutet die Sklavin brutaler Herrscher zu sein.“

Damit wandte sich Kuehn von der Cardassianerin ab und befahl seinen Leuten: „Sperrt diese Gefangenen im Inhaftierungsblock des Palastes ein. Wenn sich Jemand dort mit denen vergnügen will – nur zu!“

Die MACO´s kamen dem Befehl nach und führten danach die Gefangenen hinaus, während Kuehn selbst erneut zu Akellen Macet schritt. Seinen Dolch an die Kehle des Regenten haltend wies er die Wächter des Cardassianers an: „Auch dieser Verbrecher wird noch erleben, dass es keine gute Idee war sich mit Terranern anzulegen.“

Kuehn versetzte ihm einen Fausthieb in die Magengrube und genoss die Demütigung des Regenten sichtlich. Der Cardassianer würde bald sterben und danach konnte sich das Neue Terranische Imperium endlich erneut erheben. Wie ein Phoenix aus der Asche.

Als Macet abgeführt wurde knackste es in Kuehns Kommunikator. Gleich darauf meldete sich Petty-Officer Gerda Unterberg: „Die letzten Störsender wurden unbrauchbar gemacht, Commander. Wir haben außerdem das Kommunikationszentrum besetzt.“

„Gute Arbeit, Petty-Officer!“, lobte Kuehn. „Setzen Sie eine Meldung an das Flaggschiff der Flotte ab. Wir haben den Regenten und seinen Hofstaat inhaftiert. Der Palast befindet sich in unserer Hand!“

„Verstanden, Sir. Spruch geht sofort raus. Unterberg, Ende!“

„Kuehn – Ende und Aus. Übernehmen Sie, Lieutenant Rahirrim.“

Der Norweger sah sich suchend um, bis er Pasqualina Mancharella entdeckte. Er bedeutete ihr mit Blicken ihm auf den Gang hinaus zu folgen. Als sie endlich allein waren legte er rasch seinen linken Arm um sie und küsste sie leidenschaftlich.

Es dauerte eine Weile, bis Valand Kuehn seine Lebensgefährtin wieder freigab. Sie eng an sich drückend sagte er rau zu ihr: „Endlich sind wir auch als Nation wieder frei. Niemals wieder wird man uns als Sklaven unterdrücken, Pasqualina. Komm mit!“

Sich an der Hand von Valand mit sich ziehen lassend fragte sie überrascht: „Wo willst du denn hin, Valand?“

„Zum Balkon des Palastes. Ich will einen Blick auf die brennende Stadt werfen. Ich habe noch nie eine brennende Stadt gesehen.“

Als sie gemeinsam durch ein verglastes Schott endlich auf den riesigen Balkon hinaus traten atmete Kuehn tief durch und machte eine umfassende Geste. „Wir werden bald alle Cardassianer, Bajoraner und Klingons aufgespürt haben, die momentan noch Terra verseuchen. Wir werden unsere Heimat von dieser Pest befreien. Danach beginnt erneut ein goldenes Zeitalter für das Imperium!“

Pasqualinas Gesicht umwölkte sich. „Glaubst du das Triumvirat wird lange Bestand haben, sobald es keinen gemeinsamen Feind mehr gibt?“

Kuehn sah auf die rauchenden und brennenden Trümmer rings herum. Dann lachte er schallend. „Nein aber das ist mir scheißegal! Wir beide wissen dass die wahre Macht vom Militär ausgeübt wird. Also von uns, Pasqualina. Noch kein Imperator hat es lange überlebt wenn er sich gegen das Militär gestellt hat. Das wird auch zukünftig so sein.“

Sie sahen sich um. Auch an weiter entfernten Stellen der Stadt stiegen dunkle Rauchsäulen auf. Doch der Lärm der Schlacht war verebbt und eine unnatürliche Stille senkte sich über Paris.

Valand Kuehn nahm seinen Handphaser und schoss einige Salven in den Mittagshimmel. Dann steckte er ihn wieder weg und umarmte Pasqualina stürmisch.

„Wir beide sind Teil derer, welche die Macht des Imperiums repräsentieren werden, Pasqualina. Wir werden nie wieder zulassen dass man uns diese Macht nimmt. Axanar, Andoria, Tellar-Prime und nun die Erde. Wir haben unser Imperium endlich wieder. Auch Vulkan wird von uns sehr bald befreit werden.“

Sie küssten sich erneut und seit sehr langer Zeit verspürte Pasqualina Mancharella wieder jene Sicherheit die sie als kleines Kind verspürte, bevor ihre Familie an Iliana Rakalon verkauft worden war. Dabei flüsterte sie: „Halt mich ganz fest, Valand.“



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