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Ein Sonntag im Mai

von

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Einziges

Ein Sonntag im Mai
 

Ein sternenklarer Himmel war zu sehen, der Mond stand voll am Himmel aber irgendwie erreicht sein Licht nicht den Grund der verwinkelten Gasse, durch die sich die vermummte Gestalt bewegte. Es war weit nach Mitternacht und in der Nokturngasse hielt man sich um diese Uhrzeit nur auf wenn man entweder keine andere Wahl hatte oder wenn man Dinge suchte, die man sonst nirgendwo bekam. Eines dieser Dinge waren Informationen.

Ein leiser Tempus wurde gesprochen, die Uhrzeit erschien kurz um dann mit einer wütenden Bewegung weg gewischt zu werden. Der Mann in dem schwarzen Umhang sah sich um, schwarzweiße Augen blitzten wütend. Eine Bewegung am Rande seines Blickfeldes erregte seine Aufmerksamkeit, die Zauberstabspitze ruckte rum und der Fluch lag schon halb auf seinen Lippen als er das vertraute Aufblitzen der Silbermaske sah. Mit wenigen Schritten stand er vor der Gestalt doch der Zauberstab blieb auf sie gerichtet.

„So misstrauisch?“, fragte die Gestalt, deren Stimme eindeutig weiblich war.

„Hast du, was ich wollte?“, knurrte der Mann.

„Du weißt, was für ein Risiko ich dafür eingegangen bin.“

Statt einer Antwort zog der Mann einen Umschlag aus seiner Tasche und übergab ihn.

Die Frau mit der Silbermaske nahm ihn, öffnete ihn und sah sich die Dokumente etwas ratlos an. Es rächte sich jetzt, dass sie keine Ahnung von den Muggeln hatte. Ihre Hilflosigkeit musste man ihr ansehen denn der Mann griff nach den Papieren.

„Deine neue Geburtsurkunde, Personalausweis, Reisepass, ein Lebenslauf, den du auswendig lernen solltest, Einreisegenehmigung für mehrere Länder, sogenannte Visas. Such dir einfach ein Land aus, auf der Rückseite sind Ansprechpartner in den jeweiligen Ländern. Dazu noch genug englische Pfund, die du dann in die Währung des Landes umtauschen kannst um das nächste Jahr sehr sorgenfrei leben zu können. Danach bist du auf dich alleine gestellt“, erklärte er, „das Letzte ist ein Apparierpunkt in Deutschland in einer Gärtnerei, mit der ich eng zusammen arbeite. Der Besitzer erwartet dich und wird dich weiter leiten.“

„Danke“, war alles, was sie raus brachte.

„Hast du, was ich wollte?“

Sie reichte ihm einen kleinen Beutel, der leise klirrte als er ihn an sich nahm. Ein kurzer Blick hinein offenbarte ein knappes Dutzend kleiner Phiolen mit weißem, seltsam schwebenden Inhalt und mehrere fest zusammen gebundene Pergamentrollen.

„Ich hoffe, es ist alles da“, knurrte er mit unüberhörbarer Drohung in der Stimme.

„Es ist alles da“, versicherte sie bevor sie zögernd hinzufügte, „.... du hattest Recht. Er hat damit zu tun gehabt.“

Das Knurren wurde dunkler, bösartiger und so unendlich gefährlich.

„Was wirst du tun?“, fragte sie leise.

„Dein Mann wird lernen, dass es ein Fehler war sich mit mir anzulegen“, sagte der Mann dunkel, „willst du das Land heute noch verlassen?“

„Sofort.“

„Dann geh. Ich hoffe, wir sehen uns in besseren Zeiten wieder.“

„Ich auch“, sagte die Frau jetzt mit wesentlich wärmerer Stimme.

Der Mann zögerte kurz, steckte aber dann den Zauberstab weg und umarmte die Frau, die die Umarmung erfreut erwiderte.

„Pass gut auf dich auf. Er ist gefährlich, vergiss das nie“, flüsterte sie.

„Ich bin gefährlicher“, gab er zurück während er sie los ließ, „geh schon.“

Die Frau nickte nochmal, die Silbermaske blitzte kurz im Mondlicht auf und dann erklang der typische Knall des Disapparieren. Nur kurz darauf erklang ein zweiter Knall und die Nokturngasse lag wieder genauso einsam da wie vorher.
 

Er wurde erwartet aber was anderes hatte er auch nicht erwartet. Mit einem schweren Seufzen streifte er die schwere Todesserrobe ab und ließ sie achtlos auf den Boden fallen, die Hauselfen würden sie später wieder dahin räumen, wo sie sie immer hin räumten. Er wusste nicht, wo das war und es war ihm egal. Wichtig war nur, dass niemals ein Auror sie dort finden würde und er bekam sie innerhalb weniger Herzschläge wenn er sie brauchte.

„So anstrengend?“

„Albus, was willst du hier?“, knurrte Severus während er sein Wohnzimmer ganz betrat. Er stellte den Beutel auf den Tisch und ließ sich dann einfach in einen Sessel fallen. Besorgte, grüne Augen sahen ihn an.

„Ich habe mir Sorgen gemacht.“

„Musst du nicht, es ist alles gut gegangen. Sie ist weg und ich habe die Beweise“, sagte Severus mit einem Handwink auf den Beutel. „Ich hatte Recht, Lucius steckt hinter unserem sehr hässlichen Aprilscherz.“

„Aber woher weiß er das alles?“, fragte Harry jetzt.

„Das werden wir herausfinden. In dem Beutel sind Erinnerungen, die Narzissa ihm aus dem Kopf gezogen hat während er geschlafen hat.“

„Das geht?“, unterbrach Harry ihn verwundert.

„Ja, das geht aber es bedarf sehr viel Fingerspitzengefühl. Man dringt per Legilimentik in den Geist des Schlafenden ein, sucht die Erinnerung und holt sie an die Oberfläche. Dann zieht man sie mit dem Zauberstab aus dem Kopf“, erklärte Severus, „das alles braucht Zeit, sehr viel Geduld und man muss wissen, was man tut.“

„Warum tut Mrs. Malfoy das für uns?“

„Weil sie weg will. Weg von IHM und weg von Lucius, der immer wahnsinniger wird.“

„Bleibt die Frage, warum er das getan hat“, sagte Albus nachdenklich, „weiß er etwas von euch?“

Beide schüttelten den Kopf.

„Severus, irgendetwas muss er wissen.“

„Was ist mit seinem Sohn?“, fragte Harry dazwischen, „vielleicht waren wir doch nicht vorsichtig genug.“

„Oder Beides“, murmelte Severus. Auf die fragenden Blicke erklärte er, „Lucius ist nicht nur unendlich arrogant, er ist auch extrem ehrgeizig und er neidet mir meinen Platz unter den Todessern. Er wird genug Spione auf mich angesetzt haben um irgendetwas in die Hände zu kriegen, was er gegen mich verwenden kann. Draco weiß davon und um seinen Vater zu beeindrucken, wird er selber die Augen offen gehalten haben.“

„Draco ist nicht dein Patenkind?“

„Wer sagt denn so was?“

„Alle“, sagte Harry schulterzuckend, „du hast ihn immer bevorzugt.“

Mit einem schwachen Grinsen schüttelte Severus den Kopf. „Nein, ist er nicht. Ich bevorzuge ihn weil er ein Slytherin ist.“

„Severus, immer noch dieses alte Thema.“

Auf Albus' Kommentar ging Severus nicht ein. Er verwandelte seine Teetasse in ein Denkarium und holte die erste Phiole aus dem Beutel. Schnell schüttete er sie in die Flüssigkeit doch bevor er den Kopf hinein senken konnte, zog Albus den Zauberstab. Er wurde fragend angesehen.

„Wir wollen doch alle wissen wie die Familie Malfoy an so viele Informationen kommen konnte, oder?“

Harry nickte schnell.

„Gut, dann so“, stimmte Severus zu.

Albus schwang den Stab und sagte, „Demonstrare omnia.“

Fast sofort erschien die Erinnerung über dem Denkarium, für alle sichtbar.
 

Die Beobachter fanden sich in dem Saal wieder, der zwei von ihnen sehr vertraut war. Unzählige Menschen in schweren Roben und mit Silbermasken standen als geschlossene Masse herum, die Blicke zur Front des Raumes gerichtet. Dort stand ER und an seiner Seite ein Todesser, der über alle Maßen von IHM gelobt wurde. Zwei der Beobachter waren verwirrt, der Dritte erklärte.

„Zwei Tage nach dem Valentinstag. ER beglückwünscht mich für die lustige Scharade mit Harry zum Valentinstag. ER war sehr amüsiert darüber.“

Der Todesser wurde gerade entlassen und trat zurück in die Masse, die Erinnerung verschob sich also ging Malfoy wohl zu ihm.

„Nette Vorstellung.“

„Ich weiß nicht wovon du redest“, gab Severus kalt zurück.

Malfoy stellte sich neben ihn und sagte, „mein Sohn hat ein paar sehr interessante Dinge in Hogwarts gesehen.“

„Aha.“

„Ich bin mir sicher, dass diese Dinge IHN auch interessieren würde.“

„Warum sagst du sie IHM dann nicht?“

„Och, ich wollte erst einmal mit dir ein wenig plaudern.“

„Was willst du?“, knurrte Severus jetzt, „und warum sollte mich interessieren was dein Sohn in Hogwarts sieht? Hogwarts ist groß und man sieht viele Dinge.“

„Seine Erkenntnissen bezogen sich nur auf die Keller. Er hat dort Dinge, oder sagen wir, Personen gesehen, die dort nichts zu suchen hatten.Und er sah und hörte diese Person öfters als normal war in den Kerkern“, sagte Malfoy jetzt leichthin.

„Um wen handelt es sich dabei?“

„Potter.“

„Könnte daran liegen, dass er zum Nachsitzen und zum Okklumentikunterricht kommt. Also nichts Neues, auch nicht für IHN. Malfoy, du machst dich lächerlich und ich habe weder die Lust noch die Zeit mich mit solchen Sinnlosigkeiten zu beschäftigen. Wir sind eindeutig zu alt um uns für sinnlose Gerüchte zu interessieren“, sagte Severus kalt, „aber wenn du dich lächerlich machen willst, bitte. Geh zu IHM, ich habe schon lange nicht mehr herzlich gelacht.“

„Das bereust du“, knurrte Malfoy bevor er sich ruckartig umdrehte und in der Masse verschwand. Die Erinnerung verblasste.
 

„Er hat die Gerüchte vom Valentinstag geglaubt“, murmelte Harry.

„Und wir waren nicht vorsichtig genug. Draco muss dich gesehen haben“, schloss Severus, der die Erinnerung wieder in die Phiole zog und die nächste Phiole raus nahm. „Das ist Vergangenheit, wir können nur die Zukunft ändern.“ Damit schüttete er die nächste Erinnerung ins Denkarium.
 

„Mein Lord, ich bin mir sicher.“

Nachdenklich sah Voldemort auf den Todesser, es klang plausibel aber er konnte es sich einfach nicht vorstellen. „Ich glaube es nicht“, sagte er schließlich.

„Mein Lord, ich bin mir absolut sicher. Er ist ein Verräter. Diese Gerüchte in Hogwarts haben einen wahren Ursprung.“

„Severus und Potter? Das glaubst du wirklich?“

„Ja.“

„Ich will Beweise, dass Severus ein Verräter ist. Ich weiß um deinen Neid auf ihn und ich werde keinen guten Todesser auslöschen nur weil du eifersüchtig bist“, knurrte Voldemort während er sich erhob.

Schnell wich Lucius zurück. „Mein Lord, ich werde es beweisen.“

„Tu, was du nicht lassen kannst. Ich erwarte Ergebnisse.“

„Sehr wohl, mein Lord.“
 

„Das war wenig informativ“, sagte Harry enttäuscht.

„Im Gegenteil, es war sehr informativ“, widersprach Albus, auch Severus nickte. Als er nur fragend angesehen wurde, erläuterte Albus, „die Art und Weise wie Tom reagiert hat, zeigt eindeutig, dass er nicht überrascht war als Severus als Verräter betitelt wurde. Er muss also so etwas schon geahnt haben.“

„Hätte er Severus dann nicht längst bestraft?“

„Nicht wenn er einen Plan hat. Wenn man die Informationen, die der Gegner bekommt, kontrolliert, kann ein Spion sehr viel nützlicher sein als wenn man ihn tötet“, erklärte Albus.

In der Zwischenzeit hatte Severus die Erinnerungen ausgetauscht. Er ließ es sich zwar nicht anmerken aber er war erschüttert, dass er scheinbar schon längere Zeit quasi enttarnt war. Immerhin hatte er immer geglaubt, dass er seine Rolle gut spielte.

„Hör auf darüber nachzudenken“, rief Albus.

„Schwer aber sehen wir weiter.“
 

Die Erinnerung war seltsam verschoben und an den Rändern unscharf. Ein Beobachter sah sich fragend um und die Erklärung wurde ihm geliefert.

„Die Erinnerung ist eine Erinnerung, die sich Lucius selber ansehen hat. Das hier hat also jemand Anderes erlebt aber es muss wichtig sein, sonst hätte Narzissa sie nicht raus gezogen.“

Sie befanden sich in irgendeinem Korridor in Hogwarts, irgendwo in den Kerkern, zumindest deuteten die grauen Steinblöcke darauf hin. Die Beobachter sahen sich um, es war weit und breit weder etwas zu hören noch zu sehen. Der Erinnerer ging weiter, um zwei Ecken und plötzlich kam allen der Gang bekannt vor und vor allem die schlichte, schwarze Tür, neben der die kleine Silberplakette angebracht war. Sie befanden sich vor Severus' Privaträumen. Die Tür öffnete sich gerade und Harry trat heraus. Mit wachsendem Schrecken beobachteten sie ihr Gespräch von Weihnachten.

Erst als Harry weg und die Tür wieder zugefallen war, verschwand der Erinnerer und die Erinnerung verblasste.


 

Die Drei sahen sich fassungslos an und schwiegen.

Es war Albus, der irgendwann seine Stimme wieder fand. „So lange begleitet euch das schon?“

„Mich ja“, gab Harry zu.

„Ich verweigere die Antwort wenn du sie schon kennst“, knurrte Severus, „ich bring ihn um.“

„Malfoy Junior oder Senior?“

„Beide.“

„Ich habe ihn nicht bemerkt“, murmelte Harry leise, „ich war immer vorsichtig und habe ihn nie bemerkt. Ich dachte, der Umhang reicht.“

„Hast du die Karte nicht benutzt?“, fragte Severus überrascht.

„Nicht immer.“

Severus schüttelte den Kopf, besann sich aber dann denn er hätte es auch überprüfen können, er hätte es überprüfen müssen. Als er den deprimierten Gesichtsausdruck von Harry sah, seufzte er leise und fragte, „was habe ich zur Vergangenheit gesagt?“

„Dass man sie nicht ändern kann.“

„Richtig. Wir können nur in Zukunft dafür sorgen, dass wir diese Fehler nicht nochmal machen.“

„Das beruhigt mich nicht wirklich.“

„Severus hat Recht“, mischte sich jetzt Albus ein, „ihr werdet diese Fehler nicht nochmal machen. Severus, die nächste Erinnerung. Sie sind scheinbar etwas durcheinander.“

Schnell wurden die Erinnerungen ausgetauscht.
 

Eine dunkle Nacht, die Sterne spendeten nur sehr wenig Licht aber es lag noch Schnee. Sie mussten irgendwann im Winter gelandet sein. Einer der Beobachter sah seine Begleiter fragend an doch Beide schüttelten den Kopf, sie wussten den genauen Zeitpunkt nicht. Zumindest noch nicht, vielleicht würden sie sich noch erinnern wenn die Erinnerung weiter fort schritt. Auch diese Erinnerung war nicht von Lucius, sie war wahrscheinlich wieder von Draco.

Der Blickwinkel änderte sich, eine glatte, noch dunklere Fläche kam in ihr Blickfeld, die sich schnell als der dunkle See herausstellte. Draco sah sich um und setzte sich dann in eine große Gruppe Büsche und Sträucher. Scheinbar saß er schon öfters hier denn er setzte sich genau an die einzige freie Stelle. Er war komplett eingeschlossen bis auf ein kleines Loch direkt auf Augenhöhe, er musste sich nicht mehr bewegen um etwas zu sehen. Und genau das tat er auch nicht mehr. Er musste über Stunden da sitzen ohne sich zu bewegen und seine Geduld wurde belohnt.

Die Beobachter beobachteten wie sich eine Gestalt näherte, der harte Schritt und der wehende Umhang waren sehr charakteristisch für Severus. Er hielt den Zauberstab mit dem Lumos vor sich um zumindest seinen Weg zu finden. Er blieb am Ufer stehen, scheinbar alleine. Draco beobachtete ihn durch das Loch ohne auch nur ein Haar zu bewegen. Severus' Stimme war zu hören aber die genauen Worte waren nicht zu hören, dazu war Draco zu weit weg. Aber die Reaktion sah er, eine zweite Gestalt tauchte mitten aus dem Nichts aus und wurde in eine enge Umarmung gezogen.

Severus und Harry blieben nicht lange, es war nur ein kurzes Treffen mit ein paar keuschen Küssen und vielen Umarmungen. Nichts weltbewegendes aber für den Erinnerer einfach Gold wert. Draco wartete bis sie den See schon längst wieder verlassen hatte bevor er sich auch nur bewegte. Er zog seinen Zauberstab und begann mehrere Wärme- und Entspannungszauber auf seine verkrampften Muskeln zu zaubern. Es dauerte eine ganze Zeit bis er aufstand und sich zurück auf den Weg ins Schloss machte.


 

„Wie oft habt ihr euch draußen getroffen?“, fragte Albus ruhig.

„Vielleicht ein, zwei Mal die Woche“, gab Severus zur Auskunft. Er war geschockt. Er hatte immer so genau darauf geachtet, dass ihm keiner folgte aber auf die Idee, dass schon jemand auf sie wartete, war er nie gekommen.

„Aber er wusste doch gar nicht wann wir uns treffen.“

„Er muss einfach jede Nacht gewartet haben“, vermutete Albus nachdenklich, „auf alle Fälle steckt eine ungeheure Energie hinter seiner Handlungsweise. Ich hätte nie gedacht, dass einer meiner Schüler zu so etwas fähig ist.“

„Das hätte wohl keiner“, sagte Severus während er die Erinnerungen tauschte.
 

Die nächsten zwei Erinnerungen waren genauso, das Beobachten von ihren versteckten Treffen am schwarzen See. Bei beiden Erinnerungen lag noch Schnee, es musste also vor dem 1. April geschehen seien. Denn danach hatten sie sich nicht mehr dort getroffen und der Schnee war geschmolzen. Schnell legte Severus die nächste Erinnerung ein.
 

Der edle Salon, in dem sie sich befanden, war nur einem der Beobachter bekannt. Doch die Anwesenheit zweier sehr bekannter Gesichter sagte auch dem Rest, wo sie sich befanden.

„Bist du sicher, dass sie von ihm sind?“, fragte Lucius. Er hielt eine gläserne Phiole in der Hand, die Beobachter brauchten ein paar Momente um die Haare darin zu erkennen.

„Natürlich bin ich mir sicher“, sagte Draco, „er hat es gar nicht mitgekriegt als ich sie ihm ausgerissen habe. Er ist einfach ein Trottel.“

„Potter ist viel aber kein Trottel, merkt dir das, mein Sohn.“

Zwei Beobachter wandten sich dem Dritten zu, der nur mit den Schultern zuckte.

„Ich habe keine Ahnung wo er die Haare her hat. Warte, erinnerst du dich an die Prügelei im Korridor?

Im Gesicht seines Gegenübers arbeitete es bevor es förmlich Klick machte, „das war einen Woche nach dem Valentinstag. Hast du das nicht gemerkt?“

„Nein, ich war zu überrascht, dass er plötzlich mit den Fäusten auf mich los geht.“

„Jetzt wissen wir wenigstens wo er die Haare her hatte.“

Die Beobachter wandten sich der Erinnerung wieder zu, wo Lucius noch immer den Blick auf die Haare gerichtet hatte. Draco sah seinen Vater fragend an und ließ sich in einen Sessel fallen.

„Vater, erlaube die Frage, was du mit den Haaren willst?“

„Ich werde Severus zu Fall bringen.“

„Mit Haaren von Potter? Vater?“

Lucius lächelte, setzte sich seinem Sohn gegenüber und stellte die Phiole sorgfältig auf den Tisch. Er sprach sogar noch einen Schutzzauber darüber und wo er den Zauberstab gerade in der Hand hatte, ließ er noch zwei Gläser und eine Karaffe heranschweben. Schnell hatte jeder ein volles Glas Whisky in der Hand. „Mein lieber Draco, du musst noch sehr viel lernen.“

„Erklär es mir.“

„Der Dunkle Lord zweifelt an der Loyalität seines Tränkemeisters aber ihm fehlen die Beweise, die wir ihm liefern werden. Severus ist, zu unser aller Leidwesen, ein hervorragender Okklumentiker und solange er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, bleibt er das auch“, erklärte Lucius während er das Glas leicht schwenkte.

„Und die Haare von Potter helfen uns jetzt in welcher Art und Weise?“

„Severus mag nach außen hin ein absolut eiskalter Mistkerl sein aber im Privaten ist er extrem verletzlich. Er hat massig Selbstzweifel und Komplexe, die muss man nur etwas anschieben. Jetzt stellen wir uns vor, dass der Junge, mit dem er scheinbar eine Beziehung führt ihm genau diese Selbstzweifel an den Kopf wirft“, sagte Lucius mit einem kalten Grinsen, „wenn wir es richtig anstellen, wird er sich vielleicht beim Dunklen Lord verraten. Mal von den netten Nebenwirkungen abgesehen.“

„Welche?“

„Was glaubst du, wird Severus mit Potter in der Schule machen wenn er diese abartige Beziehung mit einem Paukenschlag beendet?“

„Oh“, entfuhr Draco, der langsam begriff, worauf sein Vater hinaus wollte, „aber was soll der falsche Potter sagen? Du weißt doch gar nicht, wie weit ihre Affäre geht.“

Jetzt grinste Lucius und sagte, „ich kenne Severus sehr gut und weiß, dass er sich niemals an einem minderjährigen Schüler vergreifen würde. Dem könntest du Potter nackt auf den Bauch binden und er würde ihn nicht vögeln.“

„Ernsthaft? Wollen die jetzt noch ein Jahr Händchen halten?“, fragte Draco überrascht.

Lucius nickte nur, er war sich absolut sicher, dass außer ein paar Küssen und Kuscheln bei Severus nichts passieren würde.

„Vielleicht warten sie auch nur bis Potter volljährig wird“, schlug Draco plötzlich vor.

„Nein, selbst dann nicht. Dann ist er immer noch sein Schüler.“

„Was ist das für eine verquere Logik?“

„Frag mich was Leichteres. Severus hatte schon immer eine sehr seltsame Ansicht von Ehre. Er tötet ohne mit der Wimper zu zucken aber er würde sich nie an einem Schüler vergreifen, egal ob gewollt oder nicht“, sagte Lucius mit einem Schulterzucken.

Draco schüttelte den Kopf und fragte, „wie sieht dein Plan aus? Soll ich das machen?“

„Nein, das mache ich selber. Das Gesicht von Severus will ich selber sehen.“

„Wann?“

„Der 1. April.“

„Warum da? Das ist mitten in der Woche.“

„Bei den Muggeln ist der 1. April ein Tag für Scherze und Streiche, sowohl Potter wie auch Severus sind Halbblüter, sie müssten es also kennen. Was glaubst du wie Severus reagiert wenn wir ihm vermitteln, dass das alles nur ein Scherz von Potter war? Es ist quasi das I-Tüpfelchen auf meinem Plan“, sagte Lucius grinsend.

Langsam legte Draco den Kopf schief bevor er auf die Phiole mit den Haaren sah. „Der 1. April ist schon in einer Woche, der Vielsafttrank dauert einen Monat.“

„Gut, dass der Dunkle Lord immer etwas frischen Vielsafttrank auf Lager hat. Man weiß ja nie wofür man ihn mal braucht“, sagte Lucius immer noch grinsend, „ich kann ihn ohne Probleme besorgen.“

„Wie kriegen wir Snape aus dem Schloss?“

„Du kannst doch bestimmt ein Pergament mit Potters Schrift besorgen, oder?“

„Dürfte kein Problem sein“, sagte Draco leichthin.

„Sehr schön. Dann kopieren wir die Schrift einfach und schicken ihm die Einladung per Hauself. Er wird keine Zweifel haben.“

„Darf ich zusehen?“

„Natürlich“, grinste Lucius, „du hast deinen Beobachtungspunkt, also kannst du ihn auch nutzen. Ich will schließlich, dass du etwas lernst.“

Das gemeinsame Lachen der zwei Malfoys erfüllte den Raum bevor die Erinnerung schwarz wurde.


 

„Ich werde ihn sehr langsam umbringen“, knurrte Severus.

„Das bringt nichts“, sagte Albus beschwichtigend, „er wird seine gerechte Strafe bekommen wenn Tom besiegt ist. Ich dachte immer, dass Lucius und du so etwas wie Freunde seit.“

„Nicht wirklich. Wir sind zusammen nach Hogwarts gegangen, er war drei Stufen über mir. Er war der Einzige, der mir gegenüber neutral war und er hat mich zu IHM gebracht. Von Freundschaft kann da nicht wirklich die Rede sein“, erklärte Severus, „ich habe keine Freunde.“

Albus schüttelte bedauernd den Kopf und deutete dann wortlos auf den Beutel mit den Erinnerungen.

Genauso wortlos wechselte Severus die Erinnerung aus während Harry nur schweigend daneben sitzen konnte.
 

Als die ersten Bilder der nächsten Erinnerung aufflackerten, schluckte Severus hart und verließ dann den Raum. Er hatte das einmal durch, er wollte das nicht noch einmal erleben. Auch Harry hielt es nicht aus, er folgte ihm in die kleine Küche während Albus sich den 1. April in allen Einzelheiten ansah.
 

„Kaffee?“, fragte Severus leise.

„Gerne. Du weißt, dass es alles gelogen war.“

Während Severus per Hand Kaffee machte und gleich einen Tee für Albus aufsetzte, sagte er, „auch wenn es nur ein sehr schlechter Scherz war, habe ich es in diesem Moment geglaubt und es hat weh getan. Er wusste leider ganz genau, was er sagen muss.“

„Wie bist du eigentlich auf Malfoy gekommen?“, fragte Harry um das Thema zu wechseln.

„Ich habe meine Fühler in alle Richtungen ausgestreckt und irgendwann war dann eine hilfreiche Information dabei. Dieser Spur bin ich nachgegangen und irgendwann bei Narzissa gelandet. Der Rest war eine Mischung zwischen Drohung und Einschmeicheln und siehe da, sie hat gesungen wie ein Phönix“, erklärte Severus mit einem schwachen Grinsen. Er stellte zwei Tassen auf den Tisch, gemeinsam mit Zucker und Milch und setzte sich dann neben Harry.

„Was wollte sie dafür?“

„Weg, wie vorhin schon erwähnt. Sie wollte einfach nur noch weg aus England. Ich habe ihr neue Muggelpapiere beschafft und sie müsste jetzt schon in Deutschland sein, oder noch weiter.“

„Wo hast du die Papiere her?“

„Kontakte, Informanten, wenn man weiß wo man suchen muss, war es ein Kinderspiel.“

Harry sah seinen Freund von der Seite her an, Severus sah starr gerade aus und irgendwie hatte er das Gefühl, dass es ihn doch stärker mitnahm als er zugeben wollte. Er legte eine Hand auf seinen Unterarm und wurde daraufhin angesehen. Der Blick wurde sanft, liebevoll bevor sich Severus zu ihm beugte um ihn zu küssen. Etwas überrascht erwiderte Harry den Kuss denn eigentlich hatte er klar gemacht, dass es keine Zärtlichkeiten gab solange Albus sich mit in seinen Räumen aufhielt. Als der Kuss fast schon verzweifelt wurde, verstand Harry und schlang die Arme um ihn. Es war Severus' Versicherung, dass der 1. April einfach nur ein sehr schlechter Scherz war.
 

Albus wartete bis Severus und Harry von selbst wieder rein kamen. Die Erinnerung hatte ihn zutiefst geschockt aber sie erklärte auch, warum Severus das Ganze für real gehalten hatte. Lucius hatte seine Rolle perfekt gespielt, er hatte genau gewusst, was er sagen musste, welche Worte Severus wirklich trafen und verletzten. Kein Wunder, dass er so durch Wind gewesen war als er ihn an dem Morgen getroffen hatte. Das war einfach nur grausam. Er sah auf als sie wieder eintraten und sich setzten, Severus stellte ihm unaufgefordert eine Tasse Tee auf den Tisch. Er trank erst bedächtig einen Schluck und fragte dann sanft, „hast du das wirklich geglaubt?“

„Ja.“

„Glaubst du das immer noch?“

„Nein“, sagte Severus mit dem Blick auf Harry, der verdächtig rot wurde und schnell einen Schluck Kaffee trank.

„Habt ihr Vorsorge getroffen, dass so eine Verwechslung nicht nochmal vorkommt?“, fragte Albus, der sich fast sicher war die Antwort schon zu kennen.

„Haben wir und nur wissen, was oder wie.“

„Sehr schön. Wollen wir den Rest noch ansehen?“

Statt einer Antwort wechselte Severus die Erinnerung aus.
 

Die Erinnerung war kurz aber einprägsam, zumindest für Albus. Noch nie hatte er so viel Hass in den Augen seines Tränkemeisters gesehen wie in dieser Unterrichtsstunde, der er gerade beiwohnen durfte. Harry hatte den Blick von der Erinnerung abgewandt und Severus sah jetzt sehr geknickt aus.

„Es tut mir leid“, flüsterte er leise.

„Muss es nicht“, gab Harry nach einem tiefen Atemzug, „nach allem, was passiert ist, war deine Reaktion verständlich.“

„Was stand auf dem Pergament?“, fragte Albus.

Doch Beide schüttelten den Kopf. Severus schämte sich für seine Worte, die er da geschrieben hatte und Harry wollte sie am Liebsten vergessen. Noch nie hatte er so einen innerlichen Schmerz verspürt wie bei diesen wenigen Worten.

Zwar hätte es Albus gerne gewusst aber er akzeptierte es. „Wollen wir fortfahren? Wie viele Erinnerungen sind es noch?“

„Eine“, war alles, was Severus sagte. Er hatte eine Ahnung, was sie sehen würden.
 

„Setz dich, Draco, setz dich“, sagte Lucius gut gelaunt.

Mit der gleichen, guten Laune ließ sich Draco im Sessel seinem Vater gegenüber nieder und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Er schenkte sich selbst von dem Rotwein ein und hielt Lucius dann das Glas zum Anstoßen hin. Sowohl sein Grinsen wie auch sein Toast wurden erwidert. Er hatte seinem Vater schon die Erinnerung an die Zaubertrankstunde gezeigt und er war hoch zufrieden gewesen.

„Also, gibt es etwas Neues?“

„Nein, absolut nichts.“

„Bist du sicher?“, fragte Lucius nach.

„Ganz sicher. Ich habe sie den ganzen Monat beobachtet, sowohl im Schloss wie auch draußen. Sie haben sich nicht mehr getroffen“, sagte Draco überzeugt.

„Was ist mit dem Unterricht?“

Jetzt lachte Draco und sagte, „Snape hat wohl ein Gespräch mit Dumbledore hinter sich und muss den Goldjungen jetzt wieder normal behandeln.“

„Wie kommst du darauf?“

„Dumbledore kam vor zwei Wochen nach dem Unterricht plötzlich rein und wollte ihn sprechen, danach hat er Potter nicht mehr so extrem runter gemacht. Er behandelt ihn jetzt wie einen ganz normalen Gryffindor“, sagte Draco.

Lucius runzelte die Stirn, er konnte sich nur schwer vorstellen, dass sich Severus sagen ließ wie er einen Schüler zu behandeln hatte. Aber wahrscheinlich war das Blag heulend zu Dumbledore gerannt und hatte sich über die ungerechte Behandlung aufgeregt. Das würde zu einem verwöhnten Gryffindor passen.

„Dad? Was machen wir jetzt?“

„Nicht viel. Severus hat sich leider nicht so verhalten wie ich mir das vorgestellt habe.“

„Er hat sich gar nicht anders verhalten?“, fragte Draco überrascht.

„Nein“, murrte Lucius, „es waren zwei Treffen und der Kerl war genauso kalt und aalglatt wie vorher. Nichts, absolut nichts hat sich verändert. Ich werde mir wohl was Neues ausdenken müssen.“

„Was ist mit Potter?“

„Was soll mit ihm sein? Er ist unwichtig, er wird gegen IHN verlieren und damit fertig. Er war Mittel zum Zweck um Severus aus dem Gleichgewicht zubringen aber es hat nicht funktioniert. Mir wird schon etwas einfallen womit ich ihn dran kriege.“

„Soll ich weiter die Augen offen halten?“

„Ja natürlich.“

Draco nickte, trank in aller Seelenruhe ein Schluck Wein und sagte dann, „ich bin froh wenn ich endlich fertig bin mit dem ganzen Theater. Die Lehrer gehen mir so auf die Nerven. Warum muss ich das nochmal alles machen?“

„Weil wir zumindest vorläufig noch den Schein wahren müssen. Wenn der Dunkle Lord erst einmal gewonnen hat, wird es ein paar nette Umstrukturierungen in Hogwarts geben. Dieses ganze unreine Gesocks kommt raus, reine Zauberer und Hexen sollten sich nicht mit Schlammblütern und Halbmenschen abgeben müssen. Eine Schande“, knurrte Lucius doch dann schüttelte er den Kopf, „es ist spät, Draco. Du musst zurück bevor du vermisst wirst. Bist du sicher, dass deine Freunde vertrauenswürdig sind?“

„Natürlich. Sonst hätte ich die ganze Überwachung ja gar nicht schaffen können. Sie sind treu und stehen genauso hinter den Idealen des Dunklen Lords wie du und ich“, sagte Draco ernst.

„Gut, dann geh jetzt zurück.“

Draco nickte, trank sein Glas leer und verabschiedete sich dann. Genauso wie er den Raum verließ, verblasste die Erinnerung.


 

„Wann habt ihr euch versöhnt?“, fragte Albus stirnrunzelnd.

„Am 3. Mai aber diese Erinnerung muss von Mitte Mai sein“, sagte Severus.

„Wieso bist du dir da so sicher?“

„Dieses Hemd, dass Lucius getragen hat, hat er erst am 18. Mai gekauft, als er in Paris war. Er hat vor mir damit angegeben, dass er ja von IHM extra dahin geschickt wurde um neue Kontakte zu knüpfen“, erklärte Severus.

„Habt ihr euch dazwischen getroffen?“

„Haben wir aber wir haben ein paar Sicherheitsmaßnahmen ergriffen und nein, Albus, wir werden sie dir nicht erklären. Wir haben ein paar Dinge eingeführt um zu verhindern, dass wir jemals wieder so verarscht werden. Aber das wissen nur Harry und ich“, sagte Severus, „und so wird es auch bleiben.“

„Sehr vernünftige Einstellung. Was wollen wir jetzt machen?“

„Lass uns in aller Ruhe darüber nachdenken und ein paar Nächte darüber schlafen. Ich werde meine Informanten befragen, jeder hat ein oder zwei Leichen im Keller und die werden wir finden. Keiner spielt mir ungestraft so einen Streich, ich werde Lucius vernichten.“

Dieses Mal sagte niemand etwas, der Hass und die Kälte in Severus' Gesicht ließ Harry schwer schlucken und Albus die Stirn runzeln. Er hatte immer gewusst, dass Severus eine sehr dunkle, böse Seite hatte und er hatte gehofft, dass er sie nie wieder sehen würde. Aber er verstand ihn auch, was Lucius da gemacht hatte, war einfach nur bösartig. Er wusste auch, dass es keinerlei Sinn machen würde zu versuchen ihm das auszureden, er konnte nur versuchen es in vernünftige Bahnen zu lenken.

„Severus, Harry, es ist spät, wir sollten es für heute wirklich gut sein lassen. Wir haben alle genug Stoff um Nachdenken“, sagte Albus während er sich erhob und streckte. Er war halt doch nicht mehr der Jüngste.

„Gute Nacht, Albus.“

„Gute Nacht, Professor Dumbledore.“

„Vergesst bitte nicht, dass morgen ein Schultag ist und seit bitte genauso vorsichtig wie vorher.“ Das war alles, was Albus sagte bevor er sich verabschiedete und ging.
 

„Du solltest jetzt auch gehen“, sagte Severus schließlich leise.

„Ja, meine Freunde warten auf mich.“

Severus nickte und stand auf. Es fiel ihm zwar immer noch schwer zu glauben, dass Harrys Freunde so fest hinter ihm standen aber sie hatten es ihm schon einmal bewiesen. Er hatte nie Freunde gehabt und jetzt diese tiefe Freundschaft zu sehen, machte ihn etwas unsicher aber für Harry wollte er daran glauben. „Willst du es ihnen heute noch erklären? Es ist fast Mitternacht.“

„Sie werden alle noch wach sein also ja, ich werde wohl nicht drum herum kommen. Sonst nerven sie mich“, sagte Harry mit einem schwachen Grinsen. Er erhob sich und ließ sich in eine enge Umarmung ziehen.

„Bist du wirklich du?“, fragte Severus plötzlich leise.

„Willst du es sehen?“, gab Harry die gewünschte Antwort.

„Legilimens.“

Völlig ohne Widerstand konnte Severus in Harrys Gedanken eindringen und überprüfen ob er wirklich Harry vor sich hatte. Es war die einzige, unkomplizierte Möglichkeit, die ihnen eingefallen war, die so gut wie nicht zu überlisten war. Natürlich gab es auch hier Möglichkeiten und Wege aber die waren weit komplizierter und nicht so ohne Weiteres zu bewerkstelligen. Es war sicher, zumindest vorläufig.

Als sich Severus, überflüssigerweise, davon überzeugt hatte, dass Harry er selbst war, gab er ihm einen Kuss auf die Stirn und zog sich aus seinen Gedanken zurück. „Wir sehen uns morgen im Unterricht und morgen Abend hier.“

„Hm.“

„Los, ab in die Höhle der Löwen.“

Jetzt lachte Harry, machte sich los und holte die Karte des Rumtreibers aus seiner Tasche. Schnell lag sie aufgeschlagen vor ihnen, vier Augen glitten prüfend darüber.

„Dritter Stock?“, fragte Harry mit einem Deut auf die Karte.

„Nein, da hinten ist Parkinson“, konterte Severus, der mit dem Finger nur ein Stück weiter deutete. Dann schlug er die Karte um und sagte, „hier, fünfter Stock, komplett leer. Hast du deinen Tarnumhang dabei?“

„Natürlich.“ Harry zog seinen Tarnumhang über während Severus den Zauberstab zog und ihn auf seine Eingangstür richtete. Er sprach mehrere Zauber, Harry warf noch einen prüfenden Blick auf die Karte und packte dann alles zusammen. „Kann ich?“

„Ja. Bis morgen.“

Damit war die Verabschiedung beendet denn der Zauber auf der Tür hielt nicht ewig. Severus spürte wie er nochmal kurz umarmt wurde, dann öffnete sich die Tür und Harry ging. Er würde im fünften Stock raus kommen, ungesehen von jede Beobachter, der seine Eingangstür im Kerker im Auge behielt. Denn sie hatten in den letzten Wochen immer wieder einen der Slytherins im Korridor rum lungern sehen, immer über die Karte des Rumtreibers. Also hatte Severus einen anderen Weg gesucht und gefunden. Er verzauberte jetzt jedes Mal seine Tür, sie führte nach diesem Zauber immer woanders hin. Der Zauber hielt immer nur für eine Durchquerung aber das reichte. Harry konnte überall im Schloss auftauchen und sie suchten die Orte immer wieder genau aus. So gingen sie sicher, dass niemand es mehr mitbekam wenn er seine Räume verließ. Severus seufzte leise, steckte den Zauberstab weg und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer.

Andersherum war es fast noch einfacher denn Harry kam immer über den Raum der Wünsche zu ihm. Er wünschte sich immer einen Weg zu Severus und der Raum erfüllte diesen Wunsch. Selbst wenn ein Slytherin ihn dabei beobachten würde, es brachte ihm schlicht und einfach nichts. Obwohl Severus schon vermutete, dass die Slytherins es ahnte, dass Harry immer woanders raus kam aber sie waren schlicht und einfach nicht genug um ganz Hogwarts zu überwachen. Denn der einzig kritische Moment war wenn Harry den Korridor betrat, danach war er mit seinem Tarnumhang unsichtbar und konnte einfach ruhig an der Wand stehen bleiben bis der Beobachter wieder weg war.

Das System war fast schon narrensicher aber Severus würde seine Schüler nicht nochmal unterschätzen. Das hatte er einmal gemacht und es hätte ihn beinah vernichtet, nochmal würde er so einen Fehler nicht eingehen. Er würde sich auch an Lucius rächen, wann und wo war noch fraglich aber die Zeit würde es bringen. Er hatte Zeit und war geduldig, er würde seine Rache bekommen. Doch für Heute, für Hier und Jetzt, war es genug. Er würde einen Traumlostrank nehmen damit er in dieser Nacht Ruhe fand und morgen, ja, ab morgen würde er die Vernichtung von Lucius Malfoy planen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Raven_Blood
2021-01-19T21:51:22+00:00 19.01.2021 22:51
Hey :)

ich habe Heute deine One Shot Reihe gefunden und komplett gelesen.
Ich habe mit den Beiden gefühlt und du hast einen super Schreibstil.
Diese Reihe ist wundervoll, man fühlt bei allem mit und kann sich gut hineinzuversetzen.

Einfach wundervoll <3

Ich bin gespannt wie es weiter geht und hoffe auf eine baldige Fortsetzung :)

LG Raven
Antwort von:  demona1984
20.01.2021 11:49
Hi,

dann warst du aber sehr fleißig. :D

Es freut mich, dass es dir gefallen hat. Leider hänge ich immer noch in einem Schreibtief. Ich sage nicht, dass es gar keine Fortsetzung geben wird aber bald auf keinen Fall. Eher später als eher. :(

Tata.
Antwort von:  Raven_Blood
20.01.2021 11:58
Auf sowas wartet man gerne :)
Also kein Stress, ich schreibe selbst ^^, lass dir Zeit <3
Von:  Witzilein94
2020-06-06T23:00:02+00:00 07.06.2020 01:00
Bitte mehr habe deine one-shot Reihe jz in 2 Tagen durch und brauche mehr
Von:  EngelNyria
2019-11-11T08:19:01+00:00 11.11.2019 09:19
Mehr, mehr, mehr! Ich liebe diese One-Shots!
Von: abgemeldet
2019-05-13T05:42:50+00:00 13.05.2019 07:42
Ein neuer Oneschot!!! Ich verkneife mir, “Kapitel“ zu sagen, denn deine Geschichten haben eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Ihre Tiefgründigkeit und inhaltliche Verknüpfung lassen längst eine eigenständige FF vermuten. ;) Und ich liebe sie! Mir gefällt, dass du noch einmal auf Vergangenes Bezug nimmst und die Geschehnisse aufklärst. Ein toller Oneshot und eine gelungene Überraschung. Ich freue mich schon jetzt auf mehr davon!
Von:  Moony7713
2019-05-12T21:06:25+00:00 12.05.2019 23:06
Ein tolle Fortsetzung von April, April. Ich als stille Mitleserin liebe deinen Schreibstil und freue mich schon auf ein Weiteres. Die Erinnerungen waren gut gewesen. Jetzt wissen Albus, Severus und Harry, wer dahinter steckt. Die beiden müssen weiterhin aufpassen, das es nicht nochmal passiert. Ich freu mich schon, wie Severus mit Lucius umgeht.
Von:  Fenneja
2019-05-12T19:59:44+00:00 12.05.2019 21:59
Und wieder einmal ein mehr als gelungenes Kapitel!
Damit, das Draco seine Finger mit im Spiel hatte, hatte ich schon gerechnet, aber über Lucius war ich doch etwas überrascht.. allerdings passt es zu ihm..
Die Erinnerungen waren eine super Idee und ich finde es gut das Narzissa geholfen hat, wenn auch nicht ganz freiwillig.
Ich hoffe das den beiden so etwas nicht noch mal passiert, aber dafür haben sie ja jetzt erstmal gut vorgesorgt.

Ich bin gespannt wie es weiter geht und freue mich schon auf die Vernichtung von Lucius :D

Mach weiter so 😊
Liebe Grüße
Fenneja




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